Ghadir Chum
Ghadir Chum

Aussprache: ghadier chumm
arabisch:
غدیر خم
persisch:
غدیر خم
englisch: Ghadir Khumm

18. Dhul-Hidscha 10 n.d.H.
16. März 632 n.Chr.

Ghadir Chumm ist ist ein Ort ungefähr auf halber Strecke zwischen Mekka und Medina. Der Name bedeutet und bedeutet "Brunnen von Chum", da sich an dem Ort eine Wasserstelle befindet. Der Ort erlangte in der islamischen Geschichte Bekanntheit durch ein sehr wichtiges Ereignis:

Als Prophet Muhammad (s.) diesen Ort am 18. Dhul-Hidscha 10 n.d.H. (16. März 632) auf der Rückkehr von seiner letzten Pilgerfahrt [hadsch] passierte, wurde folgender Vers aus dem Heiliger Qur'an offenbart:

"Oh Botschafter, verkünde was zu dir gesandt wurde von deinem Gott; und wenn du es nicht tust, hast du nichts von Seiner Botschaft überbracht; und Allah wird dich vor den Leuten schützen" (5:67).

Daraufhin legte er eine Rast ein, um eine Ankündigung für die heimkehrenden Pilger zu machen, die ihn von Mekka begleitet hatten und die sich von dieser Kreuzung aus zerstreuen würden um an ihre Bestimmungsorte zu gelangen. Auf Hinweis von Prophet Muhammad (s.) wurde für ihn eine Kanzel aus Ästen errichtet. Er ließ diejenigen, die vorausgeeilt waren zurückrufen und wartete auf diejenigen, die nachkamen, so dass am Ende ca. 100.000 Muslime anwesend waren. Nach dem Mittagsgebet  setzte sich Prophet Muhammad (s.) auf die Kanzel und hielt seine letzte öffentliche Rede vor größerer Versammlung vor seinem Ableben drei Monate später.

Der Höhepunkt seiner Predigt war, als er Imam Ali (a.) an die Hand nahm und seine Anhänger fragte, ob er die höchste Autorität [mawla] über sie hätte. Die Menge antwortete: "So ist es, oh Gesandter Allahs".

Er verkündete dann: "Derjenige, dessen Herr [maula] ich bin, von dem ist auch Ali sein Herr [maula]. Oh Gott, sei der Freund dessen, der ihn zum Freund hat und sei der Feind dessen, der ihn zum Feind hat."

Unmittelbar nach dem Ende der Rede wurde Prophet Muhammad (s.) folgender Vers aus dem Heiliger Qur'an offenbart:

Heute habe ich eure Religion vervollkommnet und meine Gnade an euch erfüllt, und ich war zufrieden das Islam eure Religion sein wird. (Heiliger Qur'an 5:3)

Nach der Verkündung bat der Prophet Muhammad (s.) jeden, Imam Ali (a.) den Treueid zu schwören und ihm zu gratulieren. Unter denen, die Folge leisteten, war auch Umar ibn Chatab, der sagte: "Gratuliere Sohn von Abu Talib, heute bist du der Herr aller gläubigen Männer und Frauen geworden."

Dieses Ereingis wird übereinstimmen von allen Rechtsschulen bestätigt, auch von den sunnitischen Gelehrten, auch in der jüngeren Geschichte, wie z.B. von Salim al-Bischri in der Konsultation [al-muradschaat]. Es ist nicht, wie fälschlicherweise oft behauptet wird, ein "schiitisches" Ereignis. Die Anzahl der sunnitischen Quellen die dieses Ereignis überliefern, sowohl im Detail als auch als Zusammenfassung, ist sehr groß. Dieser historische Ereignis wurde von 110 Gefährten des Prophet Muhammad (s.), 84 Nachfolgern der nächsten Generation und mehreren hundert Gelehrten der islamischen Welt überliefert.

Eine kleine Auswahl der Quellen ist hier aufgeführt:

bulletal­Hakim al­Naysaburi, al­Mustadrak ala al-Sahihayn (Beirut), Band 3, S. 109-110, S. 133, S. 148, S. 533.
bullet Tirmidhi, Sunan (Kairo), Band 5, S. 633
bulletIbn Madscha, Sunan, (Kairo, 1952), Band 1, S. 45
bulletIbn Hadschar al-Asqalani, Fath al-Bari bi Scharh Sahih al-Buchari, (Beirut, 1988), Band 7, S. 61
bulletAl-Suyuti, al-Durr al-Manthur, Band 2, S. 259 und S. 298
bullet Radhi, Tafsir al-Kabir, (Beirut, 1981), Band 11, S. 53
bullet Ibn Kathir, Tafsir al-Qur'an al-Azim, (Beirut), Band 2, S. 14
bullet Ibn al-Athir, Usd al-Ghaba fi Marifat al-Sahaba, (Kairo), Band 3, S. 92
bullet Ibn Hadschar, Tahdhib al-Tahdhib, (Hyderabad, 1325), Band 7, S. 339
bullet Ibn Kathir, al-Bidayah wa al-Nihayah, (Kairo, 1932), Band 7, S. 340, Band 5, S. 213
bullet Ahmad ibn Hanbal, al-Musnad, Band 1, S. 119

Obwohl eine große Anzahl der sunnitischen Gelehrten aller Epochen und Denkrichtungen diese Begebenheit und die historischen Worte des Prophet Muhammad (s.) bestätigt, haben sie es schwer, es in Einklang zu bringen mit dem, was nach dem Ableben des Prophet Muhammad (s.) geschah. Der wichtige Aspekt der Meinungsverschiedenheit baut auf der Bedeutung des Begriffs "Maula" auf.  Viele sunnitische Gelehrte behaupten, dass der Prophet Muhammad (s.) bei dem Ereignis Imam Ali (a.) lediglich als "Freund" und "Helfer" der Muslime vorstellen wollte.

Die Offenbarung [wahy] verschiedener Vers aus dem Heiliger Qur'an, die große Versammlung, die letzten Abschnitte des Lebens des Prophet Muhammad (s.), werden von Schiiten als ultimative Widerholung dessen verstanden, worauf Prophet Muhammad (s.) bereits einige Male hingewiesen hatte, nämlich die Bestimmung seiner Nachfolge als höchste Autorität. So wird es von Muslimen der schiitischen Glaubensrichtung bezeugt und geglaubt. Daher ist der 18. Dhul-Hidscha bei Schiiten ein großer Feiertag.

Hingegen begrenzen sunnitische Gelehrte die Rolle Imam Ali (a.) auf eine "Freundschaft". Alle Unterschiede zwischen den Hauptzweigen des Islam sind letztendlich auf diesen Unterschied im Verständnis auf Imam Alis (a.) Rolle zurückzuführen.

Links zum Thema

bullet Die vollständige Rede des Propheten (s.) in Ghadir Khumm