Die kleine Auswanderung ist die Schutzsuche einer Gruppe von
Muslimen in
Abessinien vor der eigentlichen
Auswanderung aller
Muslime nach
Medina.
In der Anfangszeit des
Islam
in
Mekka wurden
Muslime massiv unterdrückt. Die Verfolgung und
Unterdrückung durch die Götzendiener nahmen grausame Ausmaße
an und führten u.a. zur Ermordung von
Jasir
und
Sumajja .
Prophet Muhammad (s.) wollte den Schutzlosen unter den
Gläubigen [mumin] Gläubigen weiteres Leid ersparen und
daher wies er eine Gruppe von ihnen an,
Mekka
zu verlassen und unter Führung von
Dschafar ibn Abu Talib sich nach
Abessinien zu begeben. Der Negus, der abessinische
Herrscher, war
Christ und als gerecht bekannt. Die ausgewanderten
Gefährten des
Prophet Muhammad (s.) wurden vom Negus freundlich
aufgenommen. In ihrer neuen Umgebung konnten die 83
Muslime ihre Religion ungestört ausüben, Niemand verfolgte
oder unterdrückte sie deshalb. Reisende berichteten in Mekka
von dem friedvollen und ungestörten Leben, das die
Muslime in
Abessinien führen konnten. Die feindlich gesonnen
Quraisch befürchteten, der
Islam
könnte weitere Anhänger gewinnen und auf diese Weise immer
mächtiger werden. Sie beriefen eine Versammlung ein einigten
sich darauf, die
Muslime wieder nach
Mekka
zurückzuholen. Sie wählten u.a.
Amr ibn Aas als Abgesandten aus, den sie mit vielen
prachtvollen Geschenken für den Herrscher und dessen Berater
nach Abessinien schickten.
Die Abgesandten suchten unmittelbar nach ihrer Ankunft die
einflussreichen Berater des Herrschers auf und überreichten
ihnen die Geschenke und erbaten die Auslieferung der Muslime
mit folgenden Argumenten: "Eine Gruppe junger und
unerfahrener Männer unseres Stammes hat sich kürzlich von
unserem Glauben und dem Glauben unserer Vorväter abgewandt.
Sie sind nun in euer Land gekommen. Unsere Stammeseltesten
haben uns nun entsandt, um euch aufzufordern, uns diese Männer
auszuliefern. Es ist unser aufrichtiges Anliegen, dass ihr
euch bei eurem Herrscher für unser Begehren einsetzt."
Letztendlich trugen sie ihr Anliegen dem Negus selbst vor.
Auch ihm überreichten sie prächtige Schätze, und wie sie es
nicht anders erwartet hatten forderten die vorher beschenkten
Berater den Herrscher auf, die
Muslime wegzuschicken und sie den Gesandten der
Quraisch zu übergeben.
Der Negus war jedoch nicht so ohne weiteres für dieses
Vorhaben zu gewinnen. Er sprach: "Menschen, die ihr eigenes
Land verlassen haben, um bei uns Zuflucht zu suchen, verdienen
es, dass man sie zumindest anhört, bevor irgendeine
Entscheidung über ihr weiteres Schicksal gefällt wird. Bringt
die Flüchtlinge in meinen Palast, so dass ich hören kann, was
sie zu dieser Angelegenheit zu sagen haben. Erst dann kann ich
eine Entscheidung fällen."
Die Abgesandten der
Quraisch wurden nervös. Sie wollten den
Muslimen keinesfalls die Gelegenheit geben, mit dem
Herrscher zu sprechen. Der Herrscher bestand aber darauf, die
Emigranten zu sehen. Diese wurden in den Palast des Negus
bestellt. Die Tatsache, dass sie sich nicht vor dem Negus
verbeugten führte zu Verwunderung. Doch ein
Dschafar ibn Abu Talib erklärte: "Wir haben hier
Zuflucht gesucht um unseres Glaubens willen, der uns lehrt,
uns vor niemandem als dem Einzigen Gott niederzuwerfen."
Und er erläuterte weiterhin: "Oh König, bevor wir
Muslime wurden, waren wir unwissende Menschen. Wir beteten
Götzen an und wir aßen das Fleisch verendeter Tiere. Wir haben
uns gegenüber anderen Menschen ungerecht und schlecht
verhalten. Die Mächtigen und Reichen von uns machten sich die
Armen und Schwachen untertan. Unsere Situation war so
unmenschlich und hoffnungslos, dass Gott uns einen Propheten
schickte, den wir alle seit langem als einen aufrichtigen,
glaubwürdigen und tugendhaften Menschen kannten.
Der Prophet lud uns ein, Gott allein anzubeten und keine
Götzen, die wir selbst aus Stein oder Holz gefertigt hatten.
Er wies uns an, die Wahrheit zu sprechen und uns unseren
Mitmenschen gegenüber anständig und gerecht zu verhalten, Er
lehrte uns den Respekt vor dem Leben und den Lebewesen. Er
verbot uns. Menschen zu verleumden und die Waisen um ihr Hab
und Gut zu bringen. Er lehrte uns, dass Gott nur Einer ist und
nichts Gleiches hat. Wir beten fünfmal jeden Tag und fasten
einen Monat im Jahr. Sind das etwa keine göttlichen Lehren?
Wir sind von diesen Lehren überzeugt und haben ihn als
Propheten anerkannt und folgen ihm in dem, was Allah ihm
offenbart hat.
Doch unseren Stammesältesten und unserem Volk missfällt
das. Sie machten uns das Leben unerträglich. Und je länger wir
uns weigerten, dem Islam abzuschwören, desto schlimmer wurden
die Verfolgungen. Deshalb haben wir unsere Heimat verlassen
und hier Zuflucht gesucht. Wir hoffen, hier friedlich leben zu
können und gerecht behandelt zu werden."
Der Negus war sehr beeindruckt und wollte wissen, ob die
Emigranten einige
Verse
der göttlichen
Offenbarung kennen würden.
Dschafar bejahte, und der Negus forderte ihn auf einige
Verse zu rezitieren. Dscha'far wählte einige
Verse
aus, in denen von
Maria
(a.) und
Jesus
(a.) die Rede war und trug sie mit schöner und lauter
Stimme vor. "Bei Gott!" rief der Negus, "die Lehren
des Islam sind vom gleichen Ursprung wie unsere Lehren!"
Dann gab er Anweisung, den Gesandten der
Quraisch alle Geschenke zurückzugeben. Die
Muslime jedoch konnten in Ruhe und Sicherheit in
Abessinien leben. Sie lebten dort, bis sie Signale aus
Arabien erhielten, dass sie zurück kehren können, zumeist nach
Medina.
Einige wenige blieben in
Abessinien.