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Drittes Kapitel

Ausdruck göttlicher Auferstehung -Gerechtigkeit auf einer weiteren Ebene

 

An dieser Stelle ist auch die Frage der göttlichen Gerechtigkeit mit  ihren  gewaltigen Ausmaßen  zu behandeln.

Wir sind jeder selbst Zeuge, dass in dieser Welt nicht über das Verhalten der Menschen, unabhängig davon, ob gut oder schlecht, gerichtet wird: Es gibt Verbrecher und brutale Herrscher, die aufgrund ihrer absoluten Gewaltherrschaft willkürlich über das Leben und die Freiheit anderer bestimmen, wobei ihnen trotzdem bis an ihr Lebensende alle Möglichkeiten für ein Leben in Wohlstand zur Verfügung stehen. Sie nehmen von keiner Handlung, nach der ihr schmutziges Triebwesen verlangt. Abstand. Weder die Gerechtigkeit noch das Gesetz bekommen sie in den Griff, noch müssen sie die natürlichen Folgen ihrer Taten auf sich nehmen. Es gibt keinen Höherstehenden und keine Macht, die sie an ihren Gewalttaten hindern und ihnen gebieten: Hände weg von den Rechten der anderen!

Ihre Macht beschränkt sich nicht nur auf bestimmte Bereiche.

Doch am Ende müssen sie die Augen vor dieser Welt verschließen. Und das müssen alle: Sowohl der Unterdrücker als auch der Unterdrückte, sowohl der schmutzige Verbrecher als auch der weise Mensch, der im Leben darum bemüht war, selbst über seine triebhaften Regungen zu herrschen und höhere Eigenschaften zu erwerben, und dank eines mit Gottesfurcht einhergehenden Verhaltens eine hohe Religiosität erreichte.

Richtig! Die Religion gebietet, dass der Gläubige sich auf keine Weise den ungläubigen Herrschern unterwerfen und sich den Zwangsbestimmungen von Willkürregierungen beugen darf. Die Religion betrachtet den Widerstand gegen jede Art des Übergriffes und Angriffes, als notwendig für die Religion und als notwendig für das Leben.

Dennoch verläuft dieser Widerstand  nicht immer erfolgreich, Einige verlieren beim Kampf ihr Leben und geraten unter die Stiefel der Gewalt und Unterdrückung von Teufeln in Menschengestalt.

Wo “bliebe die Gerechtigkeit, Weisheit und endlose Güte Gottes, wenn die Akte der Guten und Schlechten noch in dieser Welt für immer geschlossen würde und im Friedhof des „Nichts” Mitvergraben würde?

Gott ist doch ein gerechter Herrscher und in allen Verkörperungen der Schöpfung sehen wir konkret die Spuren Seiner Gerechtigkeit und Seiner Weisheit.

Sollten wir davon ausgehen, dass der Erschaffer ein Milieu entstehen ließe, in dem sich sehr viele schlechte Menschen und gewalttätige  Elemente  bis  zum  letzten Augenblick    nach eigenem Gutdünken richten und zur Erreichung von Macht und Befriedigung von Gelüsten zu jeder niederträchtigen Tat bereit sind, während keine Abrechnung erfolgen wurde und die Unterdrückten bis zum letzten Atemzug unter den harten Schlägen von Gewalt und Not leiden müssten, bis sie schließlich zugrunde gingen? Würde dies eine andere Bezeichnung verdienen als Unrecht? Wäre es etwas anderes als Ungerechtigkeit?

Dabei wissen wir, dass ein Mensch, welcher nur ein wenig Güte und Gerechtigkeitssinn besitzt, sich niemals mit solchen Bedingungen einverstanden erklären würde. Wie könnte dann das heilige Wesen Gottes, in dem Barmherzigkeit, Liebe und Gerechtigkeit ohne Ende sprudeln, derartiges als richtig betrachten”^ Welches Urteil wird das Nachdenken über den Schöpfet, welches doch gerade das beste Moment ist, das den Menschen der Erkenntnis über Seine besonderen Eigenschaften und die Eigenschaften des Daseins zuführt, fällen?

Es trifft zwar zu, dass Gott in den genannten Fällen nicht direkt das Recht eines Menschen unterdrücken -würde, aber wenn er eine Gruppe von verbrecherischen Unterdrückern volle Freiheit ließe und uneingeschränkte Macht gäbe, ohne sie schließlich einer Bestrafung zuzuführen, so wäre dies ebenso reine Ungerechtigkeit.

Der enge Zusammenhang zwischen der Gerechtigkeit Gottes und der exakten   Abrechnung über das Konto der Menschen und ihren Zustand, macht unweigerlich einen Tag der Auferstehung von den Toten notwendig.

Auf der anderen Seite können einige Verbrechen und Untaten wegen ihres Umfanges in dieser zeitlich begrenzten Welt,   gar nicht entsprechend   bestraft werden. Manchmal handelt es sich um derartig schwere Verbrechen, dass sie nicht gebüßt werden können und der Verbrecher auf eine Weise bestraft werden kann, die er verdient. Jener räuberische Mensch, für den die Welt einen Kadaver darstellt, an dem man sich den Bauch voll stopfen und den man ausschlachten sollte, versucht alles an sich zu reißen und zu verschlingen. Das Blut vieler hundert ja vieler tausend Menschen klebt an seinen Händen. Er bringt nicht einen Menschen, sondern jedes mal mehrere auf einmal um. Bis zum Hals steckt er im Faulschlamm der Nieder­trächtigkeit und der Tyrannei. Weder aus der Vergangenheit zieht er eine Lehre, noch denkt er an eine bessere höhere Zukunft. Wenn im wegen dieser Verbrechen das Leben genommen wird, wie er es einem seiner Opfer nahm, so ist dies im Vergleich viel zu wenig und ungerecht, denn bei dieser Bestrafung geschieht ihm das, was er nur einem seiner Opfer angetan hat und seine anderen unmenschlichen Taten und Morde bleiben unvergolten.

Es gibt daher für viele Verbrechen keine angemessene Bestrafung Möglichkeit auf dieser Welt und wir sollten über sie hinaus denken, wenn wir der logischen Analyse in unserem Denken mehr Raum einräumen möchten. Übrigens gibt es genauso wenig eine Machtinstanz auf dieser Welt, welche in der Praxis in der Lage wäre, alle verletzten Reche der Menschen wieder gutzumachen.

Aber auch was die Belohnung anbelangt, so bringt die jetzige Welt nicht die notwendigen Voraussetzungen mit, jemanden vollständig zu belohnen. Wenn wir den Wert der Resultate von edlen, rein geblichenen Menschen, die sie dank ihrer Bemühungen in dieser Welt mit ihren vielen Problemen, Sorgen und Leiden erreichten, konkret messen wollen, stellen wir fest, dass der Lohn in ihr sehr gering ausfällt und unangemessen ist.

Wie könnte jemand der Millionen von Menschen an seinem Wissensschatz und seinem aufrichtigen Dienst an der Menschheit teilhaben ließ, hier auf eine Weise belohnt werden, die seinem kostbaren Lebenswerk entspräche?

Wann und wo erhielte denn ein wertvoller Mensch, der ein Leben lang Gott angebetet und seinen Mitmenschen geholfen hat, dessen Dienste am Nächsten vielen zugute kamen und der vielleicht sogar schließlich für die hohen göttlichen Ziele sein Leben hergab, denn seinen gerechten Lohn? Etwa in dieser Welt, In der ihm nach seinem langen Schaffen nur noch ein paar Jahre bleiben, um die Früchte seiner Opferbereitschaft kosten zu können?

Die zeitliche Begrenztheit der Welt, in der wir leben, erlaubt demnach noch nicht einmal, dass die lauteren Menschen eine geeignete Belohnung erhalten!

Im Koran heißt es:

„Ob wir diejenigen, die gottesgläubig geworden sind und das Gute tun, wie diejenigen behandeln, die auf Erden Unheil stiften? Werden den Gottesfürchtigen ihre Taten von uns genauso vergolten wie bei den Übeltätern? Vermeinen denn die, welche Hässliches taten und sich vergingen, dass wir sie mit denen auf gleiche Rangstufe stellen, welche an Gott glauben und gute Menschen geworden sind, so dass ihr Leben und ihr Tod völlig gleich sein werden? Wie falsch sie da urteilen! Gott hat die Himmel und die Erde zu Recht erschaffen und jede Seele wird, ohne dass ihr das geringste Unrecht geschähe, schließlich den Lohn für ein jedes Tun, erhalten”[1]

Vom Tage, an dem der Mensch zum ersten Mal den Fuß in dieses irdische Reich setzt, bis zu dem Moment, wo er in den Armen des Erdreichs versinkt, hat der Mensch immer wieder mit Problemen und Missgeschicken zu kämpfen.

Imam Ah (a.s) skizziert diese unbeständige und mit Leid und Schmerz erfüllte Welt wie folgt:

„Die Welt ist ein Reich, dessen Einwohner von Kummer und Traurigkeit heimgesucht -werden. Eine Welt, die sich wegen ihrer Täuschung einen Namen machte und nie stabil ist. Wer dieses Reich betritt, wird nicht sicher sein und keine Ruhe finden. Diese Welt geht ständig von einem in den nächsten Zustand über. Die Genüsse m ihr sind mit Tadeln behaftet und Sorglosigkeit existiert in ihr nicht... Sie schießt bei jedem Atemzug einen Unheil bringenden Pfeil auf die Menschen ab und schickt sie schließlich in den Tod und die Vernichtung“.[2]

Sollte da die Annahme glaubwürdig sein, dass eine Welt, die derartig mit Unglück, Schmerz und seelischer Belastung vermischt ist, das Endziel der Schöpfung sei? Wirkt die Vermutung glaubwürdig, dass Gott, dessen Wirken auf Barm­herzigkeit und Ordnung beruht und dessen Gerechtigkeit und Weisheit überall in der riesigen Daseinswelt zum Ausdruck kommen, den Menschen zu diesem Zweck erschuf?

Die Generelle, Alles Umfassende Ordnung

Zwecks Fortführung dieses Themas sollten wir darauf achten, dass der Begriff „Ordnung” als erstes auf alle von Gott erschaffenen Ebenen zutrifft. Jede Existenz Erscheinung im Welt­system, ob klein oder groß - vom winzigen Atom bis zu der unü­berschaubaren Zahl der Himmelskörper in der Weite des Da­seins, ist Ausdrucksform einer Gerechtigkeit, die über diese Ordnung herrscht. Wir sollten uns bewusst machen, dass dieses gewaltige System sich niemals dem direkten Einfluss der Herrschaft dieser Gerechtigkeit entzieht. Dies ist eine Wahrheit, die von der Gesamtheit der Erscheinungen im Schöpfungsreich abgeleitet werden kann.

Wenn die Bestandteile dieses koordinierten Systems nur ganz minimal von der genau kalkulierten Bahn abkommen, so werden die elementaren Bedingungen der generellen Ordnung vernichtet. Kurzum: Es würde die Vernichtung der ganzen Welt bedeuten.

Deshalb ist es unvorstellbar, dass der Mensch mit seiner großartigen Mannigfaltigkeit zum Körper der Gesamtordnung gehört und dennoch eine Ausnahme bildet, die außerhalb dieses generellen Konzeptes steht.

Allerdings gibt es einen Unterschied und zwar den, dass der Mensch einen besonderen Wesenszug besitzt, nämlich die Möglichkeit der Entscheidungsfreiheit. Diese Entscheidungsfrei­heit erlaubt ihm, kreativ zu sein, die Initiative zu ergreifen und sich dem Weg zur Erreichung grundlegender Ziele zu ebnen, um dann an seine auserwählten, besonderen Ziele zu gelangen.

Es gereicht dem Menschen zur Ehre, dass ihm solche exklusiven Eigenschaften geschenkt wurden, so dass er unter allen Daseins Erscheinungen und in einer genau koordinierten Welt die Möglichkeit erhält, unter Nutzung dieses Vorzuges und einer Reihe von Chancen und Mitteln, sein konstruktives Schaffen bei der Zügelung zerstörerischer innerer Antriebe kontinuierlich fortzusetzen.

Unterdessen hat Gott angesichts dessen, dass Er den Menschen frei erschuf, ihm auch vor Augen gehalten, was im vorherigen Plan der Schöpfungsordnung stand und welche Änderung die Befehlsmissachtung des Menschen in diesem Plan hervorrief.

Würde der Mensch darauf programmiert werden, sich mit Immeraterillen Vorräten zu versorgen und den Weg zu wählen, der zu Glück und Wohl führt, und gäbe es eine Macht, die ihn in die Richtung der hohen Werte zwänge, hätte er dabei nichts Ehrenvolles getan, Wir müssen demnach akzeptieren, dass das Element „Mensch”, welches von Gott mit „Freiheit” und „Willenskraft” gesegnet wurde, eines Tages vor dem Gericht göttlicher Gerechtigkeit erscheinen muss und ihm gegenüber das Allgemeingesetz  der  Schöpfungsordnung,  nämlich  Edälat (Recht und Gerechtigkeit) geltend gemacht wird,

Zu  glauben, dass der Mensch vom Gebot der Gerechtigkeit und des Rechtes, welches der Schöpfer überall in der Daseinswelt herrschen ließ, ausgenommen ist und ein Geschöpf sein soll, das in Disharmonie zu der Schöpfungs­ordnung steht, ist inakzeptabel.

Angesichts der Gegebenheiten, die als Prinzip allgemeiner Gerechtigkeit in der Gesamtheit des Daseins zu erkennen sind, und angesichts der Tatsache, dass auf dieser Welt oft nicht die Voraussetzungen für eine angemessene Belohnung oder auch Bestrafung bestehen, muss automatisch in einer anderen Welt und zu einem geeigneten Zeitpunkt die Qualität menschlichen Handels und dessen, was er errungen bzw. sich eingebrockt hat, unter die Lupe genommen werden. Dies beruht auf einem besonderen Ruckschluss, der sich aus dem Geheimnis der Schöpfung des Menschen gewinnen lässt. Das direkte Resultat dieses Rückschlusses besteht darin, dass alle Dimensionen des Menschen, einmal Früchte tragen und alle seine Ideale erreichen und seine grundlegenden Bedürfnisse voll erwidert werden.

Daher können wir uns schnell klarmachen, dass Gott, der nicht auf die Schöpfung des Menschen angewiesen war und ist, niemals unser Dasein vernichten wird, bevor es zu seine Vollendung erreicht hat. Eine solche mit reinen Vermutungen behaftete Denkweise wird kein vernünftiger Mensch als richtig bestätigen. Sie ist einfach nicht annehmbar.

Die Sühne Für Taten

Es ist in der Tat so, dass nicht alle schon in dieser Welt für ihre Taten büßen müssen. Trotzdem wird ein Teil der Vergeltung bereits in dieser Daseinsordnung offenbar. Diese teilweise Vergeltung markiert den Schicksalsverlauf der üblen Lebensakte so manch eines Verbrechers. Wir sind selber oft Zeuge des kläglichen, bitteren Abganges solcher Leute gewesen und haben erlebt, dass sie nach Erleiden von Qualen und Schmach schließ­lich beschämt dem Tod in die Hände fielen. Dabei hätte niemand erwartet, dass für diese rebellischen, Einfluss und Macht besitzenden Schurken einmal eine Zeit kommt, in der sie eine solche Schande und ein solches Unheil ertragen müssen.

Der überraschende Zusammenhang zwischen Schicksal und schlechtem Tun kann nicht immer dem Zufall zuge­schrieben werden. Vielmehr ist dies ein kleiner Teil der Formen weltlicher Vergeltung.

Im Koran steht wie folgt geschrieben:

„Schon in diesem Leben lässt Gott sie die Schmach kosten. Die Strafe im zukünftigen Leben ist aber noch weit größer. Mögen sie das doch bedenken!”[3]

Die Ohrfeigen, die das Schicksal manchmal zu erteilen scheint, stellen auch oftmals Warnsignale dar, damit die Geohr­feigten, solange noch Chancen bestehen, zu sich kommen und einen anderen Kurs einschlagen..., damit sie ihre Verhaltens- und Lebensweise ändern und sich bewusst werden, dass unser aller Tun an Recht und Unrecht gemessen wird. Und damit sie wissen, dass ebenso wenig wie ein gutes Werk und Verhalten unbelohnt bleiben, kein Moralverstoß und keine hässliche Tat begangen werden, ohne dass sie eine Strafe zur Folge hätten.

Ein westlicher Philosoph schreibt:

„Die Welt ähnelt der Multiplikationstabelle oder einer mathematischen   Gleichung. Wie wir sie auch wenden und umstellen, sie stellt immer wieder ihr Gleichgewicht her und ihre Antwort ist immer ein- und dieselbe. Welchen Lösungsweg wir auch immer für eine mathematische Aufgabe wählen, sie hat immer das gleiche Ergebnis. Dieses ändert sich nicht.”

Die “Natur scheint zu schweigen, doch deckt sie jedes Geheimnis auf und bestraft jeden Verstoß, belohnt jedes Bessere und gleicht jedes Unrecht wieder aus.

Was wir Straffolge nennen, ist ein universales Erfordernis, aufgrund dessen das Gesicht des Ganzen aus seinem Bestandteil hervorschaut: Wenn wir z.B. Rauch sehen, so sind wir sicher, dass dieser von einem Feuer stammt, und beim Anblick eines Fußes oder einer Hand schließen wir ohne zu zweifeln darauf, dass sie zu einem Körper gehören.

Jedes Tun hat seinen Lohn. Oder mit anderen Worten: gemäß dem Gesetz, von dem wir sprachen, vervollständigt sich jede Tat und zwar auf zwei Wegen:

Als erstes durch Reaktion und Gegenreaktion innerhalb der Sache selber, d.h. innerhalb der realen Natur, und dann als zweites durch ihre externen Eigenschaften, wobei wir mit exter­nen Eigenschaften nichts anderes meinen als das, was übli­cherweise Felge und Bestrafung genannt wird. Die im Wesen eines Dinges ausgelöste Folge ist mit dem Auge wahrnehmbar während sich die Vergeltung, die in den externen Eigenschaften vollzogen wird, nur durch den Verstand erfassen lässt. Diese zweite Art des Lohnes ist nicht von der Sache trennbar, jedoch tritt sie meistens über einen längeren Zeitraum nicht ans Tages­licht.

Die unangenehmen Folgen einer schlechten Tat können viele Jahre später in Erscheinung treten, doch sie werden ihr mit Sicherheit folgen, denn sie gehören zu ihr und befinden sich in ihrem Schlepptau. Schuld und Strafe sind die Zweige ein- und desselben Baumes. Die Strafe ist die Frucht, welche die Blüte des triebhaften Vergnügens in sich trägt und die plötzlich aus ihr hervorbricht.”[4]

Das In – Erscheinung - Treten der Gegenreaktionen von Hässlichem veranschaulicht exemplarisch, dass Gott, der Erha­bene, nicht mit Verdorbenheit und Unrecht einverstanden ist und dass sämtliche Übeltäter in einer anderen Welt ihre gerechte Strafe zu erhalten haben.

Andererseits ist auch der Nutzen von Strafen für die Erziehung und Lenkung des Menschen nicht zu unterschätzen, weder im Zusammenhang mit der Charaktererziehung des Einzelnen noch im Kontext mit der gesamten Gesellschaft, d.h. auf gesellschaftlicher Ebene. Aus dieser Sicht gesehen bedeutet die Peitsche der Strafen ein Segen und dient zum Wachrütteln und zur Erinnerung an die Wachsamkeit.  Sie bringt Vorwärtsentwicklung in Richtung Besser- und Reinerwerden..., ist eine Sühne, durch deren Ableistung der Mensch reichlich dazu gewinnen kann.

Gott vollendete Seine Gerechtigkeit, in dem er den Zwang für den Menschen aufhob und Sein göttliches Pfand, das die Berge nicht anzunehmen wagten, der Mensch jedoch akzeptierte, anbot.[5]

Der Aufstieg zur hohen Stufen wahrer Menschlichkeit ist nur auf dem Wege des Handelns und Siech-Mühegebens und da­durch, dass der Mensch jeden Prüfstand würdig und aufrecht wieder verlässt, möglich.

Der Koran spricht:

„Jeder Mensch ist das Pfand für seine eigenen Taten”[6]

Das bedeutet: Was in dieser Welt in Form eines Verstoßes in Erscheinung tritt, wird in der zukünftigen als Bestrafung des Übeltäters und der Durchführung der Gerechtigkeit Gestalt annehmen.

Es ist daher der Glaube an den Ewigen Ursprung und Seine allumfassende Gerechtigkeit, welche den Menschen veranlasst, die Gebote zu beachten und gerecht zu bleiben.

Imam Sadschad (a.s.)[7] betet wie folgt zu Gott:

0 Gott, ich weiß: Weder gibt es in Deinen Anweisungen und Geboten ein Unrecht, noch geschieht Deine Strafe übereilt, nur jemand der befürchtet, etwas zu versäumen, hat es eilig, zuhandeln, und jemand der schwach ist, glaubt darauf angewiesen zu sein. Ungerechtes zu tun.

0 Herr, du bist erhaben und frei von diesen beiden Makeln. Du bist rein!”[8]

Ein religiöser Gelehrter sagt wie folgt:

„Für alle Menschen ist es das Beste, wenn sie ihr Leben bedingungslos in den Dienst Gottes stellen, denn die Seele, die Gott dient, ist Herr über den Leib, und ein Gott dienender Verstand herrscht über die triebhafte Lust und andere zügellose Gefühle des Menschen. Daher frage ich mich, welche Gerech­tigkeit in jemandem, der Gott nicht dient, existieren kann? Es ist nämlich deutlich zu erkennen, dass bei einem solchen Menschen weder sein Geist über den Körper bestimmt, noch seine Vernunft über seine Emotionen!”[9]

Nach Ansicht von Menschen wie diesem Relgionsgelehrten ist erst das Leben nach dem Tod ein ideales Leben.

Der Koran drückt diesen Gedanken wie folgt aus:

„Die künftige Wohnung ist der Ort des wahren Lebens. Wahrlich! Dieses irdische Leben ist nur Spiel und Zeitvertreib.”[10]

Deshalb furchten sich die Menschen mit starkem Glauben an Gott nicht mehr vor dem Tod. Sie schauen sogar erwartungs­voll dem Augenblick entgegen, da ihre Seele die leisen Stimmen der Todesengel wahrnimmt, die sagen:

„O du vollkommen beruhigte Seele, kehre zurück zu deinem Herrn, vollkommen zufrieden und befriedigt.”[11]

Der Koran verheißt:

„Zu deinem Herrn wird die Heimkehr an diesem Tag sein.”[12]

„Aber die Rückkehr ist zu Deinem Herrn”[13]

„Keiner in den Himmeln und auf der Erde naht sich dem Albarmherzigen anders, als nur, um Sein Diener zu sein. Er kennt die Zahl aller, die sind, und sie alle werden am Tag der Auferstehung einzeln zu Ihm kommen.“[14]

In jenem Reich bedeutet Glück wirklich ungetrübte Freude. Freuden, die wir uns jetzt noch nicht einmal vorstellen können.

Das mit Unruhe und Ungerechtigkeit angefüllte irdische Dasein ist daher nur ein geringfügiger Abschnitt des gesamten Lebens.

Hierbei mündet das jetzige Leben der einen Gruppe in einem schönen Endergebnis: Sie werden in der Nähe der Barm­herzigkeit Gottes wohnen. Doch über eine andere Gruppe wird ein anderes Urteil gefällt: Ihr Schicksal wird darin bestehen, dass sie gezwungen sind, in der unmittelbaren Nachbarschaft Satans zu hausen: in ständiger und beständiger Qual.

Kann überhaupt noch ein Vergleich zwischen diesen bei­den Zukunftsperspektiven gezogen werden, nämlich dem katas­trophalen Ende in der Verdammnis und der Einkehr in die Seligkeit des Paradieses?

Dem Menschen steht es frei, sich für eines dieser beiden Schicksale zu entscheiden.



[1] -Sure 45, Dscháthiyah, Vers 20 und 21.
[2] - aus Nahdsch-Balageh, Feyz, Band 4, Seite 709
[3] - Sure 39, Zumar, Vers 26
[4] - „Falsafehe Edschtemai” (Sozi-Philosophie), S. 378
[5]  - siehe Sure 33, Ahzäb, Vers 72
[6]  - Sure 74, Moddather, Vers 38
[7]  - Urenkel des Propheten (s.a.s.), Sohn des Imam Hussein (a.s.)
[8]  - Sahifehe Sadschadiyeh, Seite 284
[9]  - “Chodawandäne Andischehe Siasi” (Die Götter politischen Denkens), Band l. Seile 353
[10]  - Sure 29, Ankebut, Vers 64
[11]  - Sure 89, Fadschr, Vers 27 und 28
[12]  - Sure 75, Qiyamah, Vers 12
[13]  - Sure 96, Alaq, Vers 8
[14]  - Sure 19, Maryam, Verse 93 bis 95

 

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