Zainab, die Enkelin des Propheten Muhammad (s.a.s)

www.islamkutuphanesi.com

Zainab, die Enkelin des Propheten Muhammad (s.a.s)

 

In der islamischen Geschichte gab es viele Frauen, deren politisch­soziologische Einsätze von großer Bedeutung waren. Die Frauen des Propheten (s.a.s) hatten alle bedeutende Rollen in der Weiter­gabe der islamischen Lehre.

Zainab war eine herausragende Frau, und ihr Einsatz in einer kriti­schen Epoche der Geschichte war von großer Bedeutung. Sie war die Enkelin des Propheten (s.a.s) und die Tochter von Fatima und Ali. Sie wurde zu Lebzeiten des Propheten (s.a.s) geboren und wuchs die ersten Jahren ihres Lebens in seiner Nähe auf. Sie hat aber sehr früh ihren Großvater und ihre Mutter verloren. So bekam sie im jungen Alter die Rolle der Mutter für ihre Brüder, Hassan und Hussein und war eine fürsorgliche Tochter für ihren Vater. Sie hat bewußt die Situation nach dem Tod des Propheten (s.a.s) mit­erlebt und war interessiert, wie sich die islamische Umma entwi­ckelte.
Es gab nach den vier Kalifen unter den Umayyaden einige Herr­scher, die sich immer mehr von der islamischen Lehre entfernten. Sie benutzten den Islam für ihre persönliche Macht und Interes­sen. Die islamische Lebensweise galt für sie als Hindernis für ihre Vorteile. Dennoch nannten sie sich Muslime und interpretierten die islamischen Grundlagen nach ihren eigenen Interessen . Yazid war von der Dynastie der Umayyaden, und nach seinem Va­ter, Muawiyeh, wurde er Amirulmuminin (der Führer der Gläubi­gen). Er war bekannt für seine ausgelassene und vergnügungs­süchtige Lebensweise. Hussein, der Enkel des Propheten (s.a.s) , war in dieser Zeit der bedeutende religiöse Führer in Madina. Um einem Treueid Yazid gegenüber aus dem Wege zu gehen, beschloß er, Madina zu verlassen. Diese Auswanderung war ein Protest ge­gen die herrschenden Mißstände, die ermöglichten, daß ein Mann wie Yazid der Führer der Muslime werden konnte. Yazid war besorgt, daß er durch diese Auswanderung und ihre Wirkung auf die Menschen viele Verbündete verlieren könnte. Er mußte verhindern, daß diese Auswanderung ein Erfolg wurde. Zai­nab kannte diese Einstellung von Yazid und wußte, daß er alles

unternehmen würde, diese Auswanderung zu verhindern. Sie beschloß, ihren Bruder zu begleiten. Mit Zustimmung ihres Mannes verabschiedete sie sich von ihm und von ihren Kindern. Als Hussein und seine Begleiter die Stadt Kufa erreichten, bekam der Herrscher von Kufa, Ibn Ziad, der Vertreter von Yazid, den Befehl, Hussein und seine Begleiter nicht in die Stadt hineinzulas­sen. Hussein machte vor Kufa halt. Zainab spürte, daß ihnen eine sehr schwierige Zeit bevorstand. Sie war besorgt um ihren Bruder, seine Familie und diejenigen, die ihn begleiteten. Hussein versuch­te, durch seine Ansprachen die Menschen in Kufa an ihre Verspre­chungen und ihre Einladung zu erinnern. Sie waren aber machtlos und hatten zu viel Angst, um etwas unternehmen zu können. Um Hussein zur Umkehr zu zwingen, verhinderten die Befehlsha­ber von Kufa ihn und seine Begleiter an dem Zugang zu den Was­serquellen. Dies war in der Hitze der Wüste brutalste und effek­tivste Taktik, die Niederlage des Feindes zu erzwingen. Hussein rief seinen Begleiter auf und sprach zu ihnen: "Uns stehen schwie­rige Tage bevor , dennoch werde ich ausharren. Es ist die Zeit, in der die Menschen auf die Mißstände in der islamischen Gesellschaft aufmerksam gemacht werden müssen, und dafür bin ich hier. Die­jenigen von euch, die nicht dabei sein wollen, sollen zurückkehren. Ihr braucht euch nicht zu schämen und es ist kein Vergehen, wenn ihr zurückkehrt. Wir werden bestimmt keine Chance haben, gegen sie zu kämpfen, aber ich bleibe standhaft, da ich eine Aufgabe zu erfüllen habe."
In der Dunkelheit der Nacht kehrten einige Begleiter zurück. Zai­nab war davon überzeugt, daß ihr eigener Einsatz in dieser Situa­tion notwendig sei. Sie blieb bei ihrem Bruder und versorgte zuerst die geschwächten Kinder , die sehr unter Wassermangel litten. Dem Herrscher von Kufa und Yazid machte das Ausharren dieser kleinen standhaften Gruppe Sorgen. Sie mußten schnell handeln, bevor diese Art öffentlichen Protestes Früchte trägt. Am neunten Muharram (erster Monat im islamischen Kalender) im Jahr 60 nach Hidjra schickte Ibn Ziad ein Heer zum Lager von Hussein. Es war ein hinterhältiger und ungleicher Kampf: ein Heer von Kämpfern mit kompletter Ausrüstung griff eine kleine Gruppe geschwächter Menschen mit vielen Frauen und Kindern an, die auf eine Reise
und nicht auf Kampf eingerichtet waren. Das Ergebnis war, wie erwartet, daß Hussein und viele Männer und Kinder gefallen waren und alle anderen gefangen genommen wurden. Zainab wußte trotz ihre unendlichen Trauer, daß schwierige Aufga­ben auf sie warteten. Eine Frau, die ihre männlichen Begleiter ver­loren hatte, und die Gefangene eines mächtigen und brutalen Herrschers war, hatte zu der damaligen Zeit eine besonders schwierige Situation. Doch gerade wegen dieser ausweglosen Situ­ation und aus ihrer Trauer heraus und mit ihrer innigen Ergeben­heit zu Allah fühlte sie sich stark genug, auf Allahs Weg Not und Pein auf sich zu nehmen und für die Aufdeckung dieses Verbre­chens durch Yazid an der Familie des Propheten zu sorgen. Yazid veranlaßte ein Fest und lud viele Herrscher und Befehlshaber aus den umliegenden Gebieten ein, um seinen Sieg zu feiern. Die Gefangenen sollten vorgeführt werden, um zu zeigen, wie er mit seinen Feinden umging. Das Fest erreichte seinen Höhepunkt, alle waren vergnügt, und Yazid erzählte von seinem Sieg. Schließlich wurden die Gefangenen eingelassen.

Mit den anderen Gefangenen betrat auch Zainab den Raum. Als sie vor Yazid stand, konnte sie ihre Trauer und Wut nicht verbergen; dennoch hielt sie inne und bat ihn ruhig um eine kurze Ansprache. Yazid, der große Herrscher, konnte diese Bitte nicht abschlagen, besonders nicht vor so vielen Anwesenden, denen er demonstrie­ren wollte, daß er ein gerechter Herrscher war. Er war sicher, daß eine gefangene Frau ihm nicht mit ihren Worten schaden konnte. Zeinab's Ansprache unter diesen Umständen ist in der islamischen Geschichte Ausdruck und Beispiel an Gottesehrfurcht, Persönlich­keit und Fähigkeit einer gläubigen Frau, in einer schwierigen Phase zur Aufdeckung und Verbreitung der Wahrheit beitragen zu kön­nen. Ihre Kritik an Yazid, obwohl sie seine Gefangene war, zeigt ihre Gottgläubigkeit, ihr starkes Vertrauen an Allah und ihren Mut. Die Geschehnisse in der Gesellschaft waren ihr nicht gleichgültig und sie wußte, daß jeder Mensch in dieser Welt die Verantwortung hat, sich für Gerechtigkeit einzusetzen.

Hier einige Teile von Zeinab's Ansprache, die einige Herrscher und Befehlshaber von Yazid nachdenklich machte:
"Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen! Alles Lob gebührt Allah, Dem Herrn der Welten und Friede sei mit seinem Propheten (s.a.s). Allah spricht im Qur'an:

"Böses war dann das Ende derer, die Böses taten, weil sie die Zei­chen Allahs leugneten und sich darüber lustig machten." Sure 30:10

O Yazid! Du hast uns eingeschlossen und uns alle Wege abge­schnitten. Du hast uns mit Frauen und Kindern ohne Wasser in der Hitze der Wüste verdursten lassen. Du glaubst, daß du dadurch eine hohe Stellung bei Allah hast? Du fühlst dich als Sieger und freust dich darüber? Bleib am Boden und sei ruhig! Hast du ver­gessen, was Allah im Qur'an spricht?:

"Jene, die ungläubig sind, sollen ja nicht meinen, daß Wir ihnen Aufschub gewähren, sei gut für sie selbst. Wahrlich, Wir gewähren ihnen nur Aufschub, damit sie an Sündhaftigkeit zunehmen und ihnen wird erniedrigende Strafe zuteil." (Sure 3:178) O Yazid! Du hast die Familie des Propheten umgebracht und die Frauen von seiner Familie gefangengenommen und vor anderen zur Schau gestellt. Du hast ihnen keinen Respekt erwiesen, obwohl sie keinen Mann als Begleiter haben. Du bist stolz und glaubst ei­nen großen Sieg erreicht zu haben."

Hier wandte Zainab sich an Allah und sprach zu Ihm: " O Allah! Du bist der Gerechte und Du siehst, wie sie ungerecht Blut vergießen. Richte Du Selbst über sie o Allah!"

Dann sprach Zainab wieder Yazid an: "Bei Allah, du hast uns nicht besiegt. Durch diese Tat hast du in dein eigenes Fleisch geschnit­ten. Diejenigen, die dich jetzt umkreisen, werden wissen, was für ein Herrscher und Mensch du bist. Sie werden wissen, wie du der islamischen Umma geschadet hast. Wenn wir heute als Gefangene vor dir stehen und verurteilt werden, am Tage des Gerichts wer­den wir dich bei Allah anklagen. Alles Lob gebührt Allah, Dem Herrn der Welten. Ich bitte um Seine Barmherzigkeit für diejeni­gen, die als Zeugen gestorben sind und bitte um Seine Hilfe, daß wir auf ihrem Weg weitergehen. Er ist Der Verzeihende und Der einzige Beschützer.

Zainab"s Ansprache brachte die Anwesenden zum Nachdenken, es herrschte lange Stille im Raum.
Zainab's Vertrauen an Allah und ihr Mut waren die fruchtbare Fort­setzung der Ereignisse am 9. und 10. Muharram (Tasua und Aschura) im Jahre 60 n.H. Sie zeigte, wie die Menschen auf Allah's Weg Ihm vertrauen sollten, und keine irdische Macht kann sich über Allah erheben.
Das Verhalten Zainab's, der Enkelin des Propheten (s.a.s) , ist ein Aufruf an die islamische Umma, in jeder noch so schwierigen Situ­ation Allah zu gedenken, nämlich in Wort und Tat. Es ist die Pflicht aller Muslime, sich für den Weg Allah's mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten einzusetzen.
Dies gilt sowohl für muslimische Frauen als auch muslimische Männer.
"Diejenigen, zu denen die Leute sagten: "Wahrlich, die Leute ha­ben sich gegen euch zusammengeschart, so fürchtet sie, "sie wur­den nur noch in ihrem Glauben bestärkt. Und sie sagten: "Gott ist uns genug, und was für ein Sachwalter voll Gnadenfülle ist Er!"( Sure 3:173)