Gerechtigkeit

 

 

Im Heiligen Koran und in zahlreichen Riwayat (Überlieferungen) unserer Großen der Religion wird Gerechtigkeit unterteilt in eine "individuelle" und eine "soziale". Beiden Formen schenkt der Islam hohe Aufmerksamkeit.

Von "individueller Gerechtigkeit" sprechen wir, wenn der Einzelne Lügen, Verleumdungen und sämtliche "großen Sünden" meidet. Kurz, wenn er sich Hässlichkeiten nicht hingibt und das tut, was recht und gut ist.

Wer sich an diese ethische Grundregel hält, ist als "redlich" und "gerecht" zu bezeichnen, denn niemandem fügt er Unrecht zu, gegen niemanden verhält er sich ungerecht. Gemäß der islamischen Bestimmungen kann der, der gerecht - "'adil" - ist und über die erforderlichen Kenntnisse und das entsprechende Bildungs- und Wissensniveau verfügt, "Mardscha'i Taqlid" sein, mit richterlichen und Führungsaufgaben sowie anderen wichtigen Funktionen in der Gesellschaft beauftragt werden. Wer aber dieses " Adil-Seins" entbehrt, darf - auch wenn er höchstes Fachwissen besäße - mit derartigen Verantwortungen nicht betraut werden.

"Soziale Gerechtigkeit" bedeutet, dass die Rechte der anderen gewahrt bleiben. Dass ihnen so, wie sie sind - ohne Über- und Untertreibung - entsprochen wird und alle vor dem Gesetz - dem Gesetz Gottes - gleich bzw. gleichberechtigt sind. Daß bei der Durchführung der religiösen Bestimmungen nicht gegen das, was Recht und richtig ist, verstoßen und das Maß des Rechtes nicht überschritten wird. (Unter anderem im Strafvollzug). Daß man sich von Empfindungen und Sympathie nicht übermannen lässt und dadurch vom rechten, "gerechten" Weg abkommt. Der Erhabene Gott spricht im 90. Vers der Sure 16, Nahl: Gott gebietet euch, Gerechtigkeit walten zu lassen.

„Richtet unter dem Volk in Gerechtigkeit.“

In vielen Koranversen und Ahadith wird zu Gerechtigkeit in Wort und Tat aufgerufen. Und an mehreren Stellen des Heiligen Koran verdammt Gott jene, die Unrecht tun, also "ungerecht" sind.

Ungerechtigkeit, Tyrannei...

Der Erhabene Gott hat im Heiligen Koran aber Hunderte Male auf das Übel von Unrecht und Tyrannei hingewiesen und vor dieser Hässlichkeit, die wahrhaftig dämonisch ist, eindringlich gewarnt. In zwei Dritteln der Koransuren ­insgesamt sind es 114 Suren - ist von Unrecht und Tyrannei die Rede.

Niemand ist auf Erden, der nicht wüsste, wie hässlich und unheilvoll Unrecht und Ungerechtigkeit sind, wie viel Leid und Unglück durch sie geboren werden, wie viel Zerstörung, Blutvergießen, Tränen...

Offenkundig ist aber auch, dass tyrannische Herrschaften, so gewaltig und stabil sie auch scheinen mögen, auf keinem festen Fundament ruhen. Dass den Tyrannen über kurz oder lang das Dach ihres Schlosses über ihrem Kopf zusammenstürzt... Gott spricht im 144. Vers der Sure 6, Anam: "Gewiss wird Gott die Unrechttuenden nicht ans letztliche Ziel gelangen lassen."

Und die Imame (a.s.) sagten:

"Besitz und Macht lassen sich durch Unglauben wohl erhalten, nicht aber durch Tyrannei."