Ist der KORAN Menschenwerk oder Gotteswort 

 

 

Erster Aspekt

Der Koran besitzt Wunderhaftigkeit, und diese existiert aus folgenden Gründen. Die breite Masse der Leute auf de Arabischen Halbinsel war damals analphabetisch. Durch Dichtkunst und Redegewandheit bewahrten sie deswegen die Quelllen ihres Stolzes, die historischen Ereignisse, die Heldentaten der guten Moral. Durch die Faszination der Dichtkunst und Redegwandheit blieben Sprüche der Weisheit im Gedächtnis der Leute und wurden nachkommenden Generationen weitergegeben. Als Folge dieses angeborenen Bedürfnisses war die Bredesamkeit und die Redegewandheit das höchste Gut auf dem immateriellen Markt jenes Volkes. Ein Sprachtalent eines Stammes war daher sogar wie der größte Nationalheld. Durch ihn gewann der Stamm seinen größten Stolz. Diese intelligenten Menschen, die durch ihre Intelligenz die Welt nach der Aufrichtung des Islams die Welt regierten, besaßen unter den Völkern der welt die höchste und fortgeschrittenste Reegewandheit. Diese war das höchste Gut unter ihnen, und sie war die Ursache ihres Stolzes, undsie wurde von ihnen am meisten geschätzt. Die Redegewandheit war solch ein hoher Wert, daß zwei Stämme auf das Wort eine Sprachtalents zum Kriege schritten, und auf sein Wort hin schlossen sie Frieden. Ja auf den Wänden der Kaaba schrieben sie in Goldbuchstaben die sieben Qasidas der siben Poeten, genannt Muallaqt-i Seba, und diese waren ihr großer Stolz. Und zu jener Zeit, da die begehrteste Sache die Redegewandheit war, wurde der Koran offenbart. Wie zur zeit Moses' (Friede sei ihm) die Magie die begehrteste Sache war, und wie zu Zeit Jesus' (Friede sei ihm) die Medizin die Begehrteste Sache war. Auf diesem Gebiet waren ihre wichtigsten Wunder.

Und so lud der Koran die arabischen Rednertalente jener Zeit an, nur allein auf die kleinste Sure zu antworten. Er provozierte sie mit diesem Koranspruch:
"Und wenn ihr im Zweifel seid über das, Was Wir unserem Knechte offenbart haben, dann schafft doch eine Sure ähnlich wie diese" (Koran,2:23)

Und ebenfalls sagte der Koran: " Wenn ihr nicht glaubt, so sollt ihr verdammt sein und ihr sollt zur Hölle fahren". Er provozierte sie gewaltig. Er zerschlug ihren Stolz ganz schrecklich. Er verachtete sie wegen ihrer hochmütigen Herzen. Er verdammte sie zunächst zur ewigen Auslöschung hier und dann zur ewigen Auslöschung in der Hölle. Er sagte: " Entweder widerlegt ihn oder ihr sollt damit samt eurem Gut zugrunde gehen".

Wenn man also den Koran hätte bestreiten könne, ist es dann überhaupt möglich, daß, wo es doch so eine leichte Lösung war, mit eine oder zwei Zeichen den Koran zu bestreiten und dessen Anspruch zunichte zu machen, daß sie dann also den höchst gefährlichen und höchst schwierigen Kriegspfad einschlugen ? Ja, das ist doch ganz unmöglich, daß jene klugen Leute, jene politisch gesinnten, die einst die Welt durch Politik regieren sollten, den kürzesten, leichtesten und angenehmsten Weg aufgegeben hätten und den höchst gefährlichen Weg gewählt hätten und ihr Leben und Eigentum in die Gefahr gestossen hätten ! Denn falls ihre Poetenhelden den Koran mit ein paar Worten hätten bestreiten können, dann wäre die Behauptung des Koran widerlegt worden vor dem materiellen und geistigen Unheil. Aber sie wählten den schrecklichen und langen Kriegspfad. das heißt, es war nicht möglich den Koran mit dem Wort zu bestreiten; es war unmöglich. Daher waren sie gezwungen, mit dem Schwerte den Koran zu bekämpfen.

Weiterhin gab es zwei brennende Gründe dafür, den Koran nachzuahmen und nachzuäffen. Der eine Grund ist, daß seine Feinde inh bestreiten wollten, und andererseits seine Freunde ihn nachäffen wollten. Durch diese zwei drängenden Gründe wurden Millionen Bücher in Arabisch geschrieben, aber keins ähnelte dem Koran. Ob ein Gelehrter oder ein Ungelehrter auf den Koran und die anderen Bücher schaut, so sagt er gewiss: " Der Koran ähnelt ihm nicht. Keiner war fähig, den Koran zu imitieren". Der Koran ist daher entweder minderwertiger als alle anderen Bücher, was aber gemäss Feind und Freund gleicherweise total ungültig ist oder der Koran ist allen Büchern überlegen.

Wenn du sagst:

"Woher weißt du denn, das niemand versucht hat, den Koran zu bestreiten ? Und daß niemand genügend vertrauen hätte, ihn herauszufordern ? Und daß es nichts nutzte, wenn jemandem von einem anderen geholfen zu werden ?"

Die Antwort:

Wäre es möglich gewesen den Koran zu bestreiten, so wäre das gewiß versucht worden. Denn das wareine Frage von Ehre und Stolz; und Leben und Eigentum standen auf dem Spiel. Und wäre es versucht worden, so hätte es sicherlich viele gegeben, die solch einen Versuch unterstützt hätten. Denn viel waren jener, die sich hartnäckig der Wahrheit widersetzten. Und wenn der Versuch viele Unterstützer gehabt hätte, so hätten sie gewiß Ruhm gefunden. Denn selbst unbedeutende Wettstreite zogen das Bewunder der Leute an und fanden Ruhm in Geaschichten und Stories. Solch ein außergewöhnlicher Wettstreit und solch ein Ereignis wie diese Sache wären kein Geheimniss geblieben. Die hässlichsten und infamsten Dinge gegen den Islam wurden überliefert und wurden berühmt. Wohingegen über Museylima den Lügner nur ein oder zwei Geschichten existieren. Dabei war Museylima sehr beredt, aber seine Worte gingen in die Chroniken als Nonsens ein, da man sie mit der Darlegung des Koran verglich, die unendliche Schönheit besitzt. Die Wunderhaftigkeit des Koran existiert, so gewiss wie 2x2 vier ist. Die Sache ist nun mal so.

Zweiter Aspekt:

Wir erläutern nun in fünf Punkten die Weisheit der Wunderhaftigkeit des Koran, die in seiner Beredtsamkeit enthalten sind.

Erster Punkt:

Es gibt eine wunderbare Beredtsamkeit und Reinheit des Stils in der Wortordnung des Koran. Vom Anfang bis zum Ende demonstriert das Buch Isaratül-icaz (=Zeichen der Wunderhaftigkeit) diese Beredtsamkeit und Kürze und Bündigkeit in der Wortordnung. So wie die Zeiger einer Uhr für Sekunde, Minute und Stunde sich in der gegenseitigen Ordnung ergänzen, so auch erläutert das gesamte Werk des All-Weisen Koran die Ordnung in jedem Satz und in jeder Textpassage und in jedem seiner Worte und in der Beziehungsordnung zwischen den Sätzen. Wer immer will, mag darauf achten und diese wunderbare Beredtsamkeit in der Wortordnung sehen. Hier erwähnen wir nun ein oder zwei Beispiele, um die Wortordnung in den Teilen eines Satzes als Ganzes zu zeigen. Als Beispiel: " Aber wenn ein Atemhauch der Strafe deines Herrn sie berührt" (Koran, 21:46)

In diesem satz soll aufgezeigt werden, daß die Strafe schrecklich ist, weil selbst das geringste Strafmaß hart ist. Das heißt es wird die die Winzigkeit oder Knappheit ausgedrückt, und alle Teile des Satzes schauen auch auf diese Wiinzigkeit und betonen sie. Die Worte " aber wenn " bezeichnen Zweifel, und der Zweifel schaut auf die Winzigkeit. Das Wort " berührt " bedeutet " leicht berührt " und drückt einen kleinen Betrag aus. Und gerade wie das Wort " Atemhauch" ein blosser Paff ist, so ist es auch in der Singular-Form. Grammatikalisch ist es ein Masdar-i merre und bedeutet " eins " (einmaliges Tun). Das Tenvin bezeichnet Undefinierbarkeit in einem Atemhauche und drückt die Winzigkeit aus und meint, daß es so unbedeutend ist, daß man es kaum kennt. Das Wort " von der " bezeichnet Trennung ode einen Tel. Es bedeutet ein Stückchen und bezeichnet Winzigkeit. Das Wort " Strafe " weist hin auf eine leichte Art von Bestrafung verglichen mit Züchtigung (Nekal) oder schwere Vergeltung (Iqab) und deutet ein kleines Maß an. Und es wird auf das Mitleid angespielt, weil das Wort Herr stat Unterwerfer, All-Zwingender oder Rächer auf die Winzigkeit hinweist. es wird gesagt: Wenn das kleine Strafmaß in all dieser Winzigkeit solch eine Wirkung hat, dann kannst du vergleichen, wie grausam die gesamte Göttliche Züchtigung sein würde. Wie sehr dann schauen die kleinen Teile dieses Satzes aufeinander und unterstützen einander. Wie jedes Wort das Ziel des Ganzen verstärkt. Dieses Beispiel schaut auf die Worte und auf das Ziel in einem einzigen Grade.

Zweites Beispiel:

" Und spende ( in Gottes Weg ) von dem, was Wir ihnen als Unterhalt gewährt haben " ( Koran, 2:3 ).

Die Teile dieses Satzes betonen fünf der Bedingungen, die das Almosengeben akzeptabel machen....


Teil des 25. Wortes von Bediüzzaman Said Nursi

Übersetzt von Yusuf Kücükkapi und Ömer Topel

Aus NUR-Das Licht, Nr: 9, 1995, S.14-16