Gottes letztes Botschaft and die Menschheit

Seyyed Modjtabaje Musawi

 

Anmerkung des Übersetzers

Wir Moslems sind test davon überzeugt, dass der Koran, der durch Mohammad (s.a.s.) überbracht wurde. das Wort Gottes und Seine Offenbarung ist und zudem die letzte Botschaft an die Menschheit.

lm Westen hat man über diese uns so heilige Schrift allerlei geschrieben. Um die Aussagekraft und Schönheit des Korans voll nachzuempfinden. bedarf' es jedoch sowohl arabischer Sprachkenntnisse als auch Tiefergehender wissenschaftlicher Informationen, so z.B. in den Naturwissenschaften oder über Geschichte. Darüber jedoch mehr in dem nachstehenden Text.

An allererster Stelle sind natürlich bei dem Nichtmoslem die Vorurteile strikt wegzulegen, die der breiten Öffentlichkeit im Westen seit langem beflissentlich eingeflösst wurden und werden. Dies gilt auch in Bezug auf die Person des Überbringers dieser wundersamen Schrift. den Gottgesandten Mohammad (s.a.s.).

Schon seinen Namen lieben und respektieren die Moslems, und zwar so sehr dass sie, wenn immer er erwähnt wird, laut den für ihn und seine Familie bestimmten Gruß aussprechen nämlich "Der Friede und der Segen Gottes sei mit ihm und seiner Familie" (wobei hier das Arabische mit "s.a.s." abgekürzt wurde).

Der wahre Anhänger des Korans kennt sich in der Geschichte des Propheten aus and schatzt ihn als großartigen, ja als großartigsten Menschen. Doch im Westen versucht man diese wahrhaftige Persönlichkeit, deren Mission auch von ihrem Vorgänger Jesus (Friede sei mit ihm) angekündigt wurde, von ihrem herausragenden Rang herabzustoßen und durch den Schmutz zu zerren.

Außer jene, die sich ehrlich zu den Qualitäten Mohammads und seiner Botschaft bekannten und sogar teilweise zum Islam übertraten, sind die meisten Autoren westlicher Literatur antiislamisch eingestellt und sie haben entweder nachlässig untersucht oder falsch interpretiert oder bewusst die Wahrheit über den Islam verstümmelt. Unzweifelhaft haben sie stets aus ihrem nicht-islamischen Standpunkte heraus Stellung genommen.

Kein gewissenhafter, an der Wahrheit Interessierter wird sich nur auf ihre Aufzeichnungen stützen wollen, um sein Urteil zu bilden. Zur Meinungsabgabe scheint wohl erst derjenige berechtigt zu sein, der nicht nur im Lager verbissener Islamfeinde Auskünfte sammelt, sondern auch - wenn nicht zuerst - sich den Reihen der Freunde, begeisterten Anhänger und eigentlichen Kenner dieser Lehre zuwendet. Aus dem, was sie schreiben, geht nicht nur die Wahrheit über den Koran, seinen Propheten und seine Lehre besser hervor, sondern auch die erstaunliche Sicherheit in ihrer Überzeugung sowie ihre Liebe zu dieser Lehre, ihrem Propheten und vor allem zu Allah.

So hofft der Übersetzer, dass die Leser sich von dem Text auch dieses Buches mitreißen lassen und dass ihr Interesse am Studium weitere - von Moslems verfassten - Texten erweckt und gestärkt werde.

Es sei hinzugefügt, dass die angeführten Zitate und Buchtitel nicht-persischer Literatur aus dem Persischen ins Deutsche rückübersetzt wurden, wobei leichte stilistische Abweichungen denkbar sind, ebenso wie bei den Textstellen. Abweichungen sind auch bei der Übertragung von Namen aus der persischen in die lateinische Schrift möglich. Zudem kann sich bei den Angaben zur Bezugsquelle die Seitenzahl auf eine persischsprachige Übersetzung beziehen anstatt auf das Original.

Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass versucht wurde, den Stil und die Ausdrucksweise des persischen Urtextes möglichst zu erhalten, wodurch die deutsche Übersetzung zum Teil von dem üblichen Sprachgebrauch abweichen mag.

d. Übers.
 

Die Lichtpracht Mohammads, Überbringer des Islam

In ihren von Gott Herabgesandten Heiligen Schriften überbrachten die dem Prophet Mohammad vorausgegangenen Gottesgesandten ihren Gläubigen die frohe Kunde von seinem Erscheinen und Umwalzungen herbeiführenden Auftreten.

Aus der Aje 144, Sure Baghara des Korans lasst sich wie folgt entnehmen:

"Die, für die wir die Schrift Herabgesandt haben (Juden und Christen) wissen über Mohammad und seine Wahrheit Bescheid. Aber einige von ihnen verbergen aus Eigensinn die Wahrheit, obwohl sie sie kennen."

Die damalige, vor - islamische Welt war eine Welt voller Aufruhr und Chaos. Kultureller Niedergang und moralische Dekadenz hatten sich in Begleitung der typischsten Formen der Götzenverehrung und Vielgötterei überall in ihr ausgebreitet und sie verändert. Die ursprünglich auf göttlicher Botschaft beruhenden Religionen mit ihren Anhängern in den verschiedensten Gebieten hatten nicht nur mit der Zeit und aufgrund entscheidender inhaltlicher Umwandlungen die Fähigkeit, zu lenken und die Menschen in Bewegung zu setzen, verloren: auch die grundlegend notwendigsten und fruchtbarsten Elemente dieser Glaubensauffassungen waren in Verfall geraten und abgesunken. Es bestand keine Hoffung, dem Corpus derart erschwächter Lehren eine neue Seele einhauchen zu können oder frisches Blut in ihren leblosen, abgestorbenen Adern zum Aufwallen zu bringen.

Eben deshalb weilten die gläubigen Christen und Juden in einem Zustand der Erwartung. Erwartung einer tief greifenden, explosionsartigen Veränderung und eines von Gott bestimmten Propheten, der protestierend auftreten, die schwere Verantwortung der Rechtleitung und Führung des Volkes auf seine starken Schultern nehmen und ihm den Weg aus den zerfallenen Denk - und Handlungsmustern heraus hin zu einer fortschrittlichen und neuen Lehre weisen wurde.

Kurz, ob all dieser Unruhen und Wirrnisse war man auf dem Erdenball in größte Not geraten und schaute erwartungsvoll dem Wechsel der bestehenden, vergiftenden Atmosphäre in eine andere, bessere entgegen, wartete man voller Hoffnung auf eine rettende Hand aus dem Verborgenen, die den morschen Bau der gesellschaftlichen Ordnung mit einem Schlag zerstören sollte, um über ihren Trümmern ein neues Fundament zu legen.

Jeder der damals herrschenden Volksstamme und Nationen litt in irgendeiner Hinsicht an chaotischen Zustanden und inneren Unruhen. Das Volk der Araber lebte genau im Schnittpunkt der derzeit mächtigen Staaten und sein weiträumiges Territorium bildete die Durchfahrtsstraße für die Handelskarawanen aus anderen Ländern. Die eigene Schwache und Armut wurde ihnen angesichts der machtvollen Nachbarvölker zunehmend bewusster. Mit genügend Weitblick hatte jeder bei Betrachtung des herrschenden Umstands leicht die Gefahr der Vernichtung und des Unterganges der arabischen Nation vorhersagen können. Eine Gefahr, die dieses Volk sowohl von innen heraus als auch von außen herbedrohte. Von innen heraus aufgrund des Mangels an Organisation und dem Fehlen eines geordneten Staatswesens, und von außen her wegen der 'Macht und Starke benachbarter Tyrannenherrscher.

Mohammad (s.a.s.) wurde als auserkorener Retter in solche Bedingungen hineingeboren. Er erblickte das Licht der Welt am frühen Morgen des 17. Rabiel-awal (Mondkalender), einem Freitag, 53 Jahre vor der Hedjra nach Medina und dem Verlassen Mekkas und 570 Jahre nach Christi Geburt. Sein Geburtsort lag auf dem Halbinselgebiet Mekka und in einem Lande, welches keine Freiheit kannte. Dieses Land war Symbol einer kranken und dekadenten Gesellschaft, einer Erziehungsstatte für Dummheit; war ein Sumpf, in den alle Abwässer mündeten und dessen Schlamm die Humanität unter sich begraben hatte.

Hier kam der Prophet Mohammad (s.a.s.) zur Welt. Stieg er strahlend and dem Horizont menschlichen Daseins empor. Er, der Auserwählte unter den Erdenbürgern, erhellte mit dem Lichte menschlicher Reife das Reich der Gedanken und riet Aktivität, Bewegung, Dynamik erzeugende Kräfte ins Leben. Für immer verhalf er der Menschheit zu neuen evolutionären Sprüngen.

Er setzte mit seinem Erscheinen als Prophet allem Warten ein Ende. Er, dessen Rang and Vortrefflichkeit und edlen Eigenschaften niemand erreichte. Die gesellschaftliche Umgebung seiner Zeit war vorbereitet auf das Kommen Mohammads (s.a.s), da sie seiner bedurfte. Die die Ankunft eines neuen Propheten erfordernden Voraussetzungen, innerliche und äußerliche existierten.

Sowohl bei den Menschen auf der Halbinsel Arabiens als auch unter dem Volke der Gläubigen in anderen Gebieten. Die Alte Welt ersehnte mit ihrem ganzen Sein, jemand würde auftreten, ihre Hand ergreifen und sie auf den richtigen Weg führen.

Vielsagend an dieser Stelle eine Episode, die sich, wie in Band l des Sirahe-Ebne-Haschem nachzulesen ist, auf einem der heidnischen Religionsfeste des Qureisch-Stammes ereignete: Die Zeremonien gingen auf ihren Höhepunkt zu, und die Angehörigen des Stammes, die sich sämtlich um ihren Götzen herum versammelt hatten, waren im Begriff, anbetend die Stirne über den Boden zu reiben. Einige jedoch, unter ihnen Waraghatel-Ben-Nafel, hatten sich von den anderen getrennt. Sie gehörten zu den Nachdenklichen, die angesichts der Verderbnis und schlimmen Verhältnisse in Mekka litten. Sie hatten sich von den anderen abgesondert, um leise miteinander über ihr gemeinsames Leid zu sprechen und einander zu tragen:

wie lange noch alles weiter so bleiben solle, und wann denn die Zeit der Rettung endlich käme. Sie fragten sich:

Warum nur fällt das Volk vor toten Gegenständen in den Staub? Warum nur wurde die Religion unseres Urahnen Abraham auf eine derartig niedrige Stufe hinab ihres ursprünglichen Wesens beraubt? Und weiter sagten sie:

Was ist denn dieser Klotz aus Stein, um den die Menschen anbetend kreisen? Er sieht weder, noch hort er. Er atmet nicht. Und weder kann er jemandem einen Nutzen zuteil werden lassen, noch einen Schaden zufügen!

Es war dem Spinnrad des Lebens trotz seines langen, ständigen Kreisens nicht gelungen, ein Wesen wie Mohammad aus der Werkstatt der Schöpfung hervorzubringen. Ein Wesen, dessen Gewebe so makellos sein könnte und derart ohne Fehler.

Die geschichtlichen Aufzeichnungen bezeugen, dass die Geburt dieses - aus dem Schosse der Ameneh entsprungenen Kindes, welches den Menschen Seelenheil brachte und sein Licht über die ganze Erde hinweg ausbreitete - dass diese Geburt der Welt zum Grundstein wurde für den fruchtbarsten menschlichen Glauben und die edelsten, tiefgreifendsten, sprunghaften Vorwartsentwicklungen in Wissenschaft and Ethik.

Prophet Mohammad (s.a.s.) verkündigte das Gebot, dass niemand sich aus Schmeichelei oder zur Demütigung seiner selbst vor den Thron herrschender Imperatoren und Machthaber werfen dürfte. So schreckte er die verschlafenen Gemüter auf, rüttelte sie wach, ließ sie den Genuss klaren Bewusstseins und der Aufgeklartheit kosten und schuf die für eine Erziehung des Menschen geeigneten Umweltbedingungen.

Er war eine Persönlichkeit, welche die Abgötter und Götzen aus der erhabenen Rangstufe, die sie beim Menschen einnahmen, verbannte und ihn, den Menschen, das Geheimnis von der Alleinigkeit des Einen Gottes, das Prinzip des Touhid, lehrte; ihm zeigte, wie man würdig lebt und stirbt. Durch seine prophetischen Lehren ward das Götzentum gezwungen, seine Stellung aufzugeben, sie zu räumen für die Anbetung des einzigen Gottes und für den Touhid-Glauben. Herrschende Unkenntnis und Unwissenheit gingen über in Weisheit, Wissen und Wissenschaft. Brüderlichkeit, Freundschaft, und menschliche Tugenden verdrängten Feindseligkeiten, Hassgefühle und Gezänk. Ein Zögling der verdorbenen, in Ahnungslosigkeit versunkenen Umwelt könnte somit zum hervorragendsten Wesen der Schöpfung werden.

Mohammads Vater Abdollah gehörte zur Nachkommenschaft des Ismaels. Er besaß ein menschenfreundliches Herz; ein Herz, in dem sich Liebe und Standhaftigkeit, Mitgefühl und Barmherzigkeit vereinten. Bald nach seiner Heirat mit Ameneh, der Mutter Mohammads, schloss er sich einer Karawane aus Mekka an und begab sich mit ihr zwecks einiger Handelsgeschäfte auf den Weg nach Scham (Damaskus). Ameneh war in guter Hoffnung. Abdollahs Kind wuchs in ihr, wahrend er selbst in der Ferne war. Das Warten auf die Rückkehr ihres Mannes zehrte an Amenehs Ausdauer. Jedoch eine schwere Erkrankung hatte Abdollah so sehr gepackt, dass sie seinem Dasein die Lebenskraft entzog, und er musste als junger Mensch, fern von der Heimat, sterben.

Sehnlichst hatte er den Wunsch gehegt, Ameneh und das Kind, das sie ihm schenken würde, zu sehen. In schmerzlicher Trauer verzichtete er auf die Erfüllung dieses Verlangens und schloss sein helles Augenlicht für immer vor allen glücklichen Momenten des Lebens.

Die Mutter seines kleinen Kindes erfuhr nach einiger Zeit von seinem Tode. Sie war in ihrem sechzehnten Lebensjahr, im sechzehnten Frühling ihres Daseins, hatte ihren Mann verloren und war alleine geblieben.

Mohammads Großvater Abdollmotaleb nahm das verwaiste Kind seines Sohnes Abdollah und dessen Mutter zu sich. Er fasste den Entschluss, den kleinen Enkel nach "Badieh" zum Stamme der "Bani Sa'd" zu schicken, damit eine der Frauen dort ihn stille und er im gesunden Klima von "Badieh" aufwachsen würde.

Vier Monate waren seit der Geburt des Propheten (s.a.s.) verstrichen. Es trafen Frauen vom Stamme "Bani Sa'd" zur Kinderbetreuung in Mekka ein. Unter ihnen die sittsame "Halima". Sie fand sich bereit, den Halbwaisen Mohammad (s.a.s.) in Pflege zu nehmen. (s. Sirate Ebne Haschem, Band l, Seite 162).

Halima kehrte mit dem Kind zurück nach Badieh, um sich dort seiner anzunehmen. Mohammad (s.a.s.) wuchs nun im Stamme der "Bani Sa'd" auf und würde mit Muttermilch ernährt. Seine Stillzeit ging zu Ende. Dennoch ließ sein Großvater ihn unter den "Bani Sa'ds" verbleiben, bis er das fünfte Lebensjahr vollendete. Seine liebevolle Pflegeamme widmete ihm in dieser Zeit ihre volle Aufmerksamkeit und war um seine Erziehung bemüht. Mohammad erlernte in Badieh den ursprünglichsten und besten Wortschatz der arabischen Sprache und gewann die ersten Einblicke in ihre Kunst des hohen und eindrucksvollen Redens. Zwei- oder dreimal innerhalb dieser ersten fünf Lebensjahre brachte Halima das Kind zu seiner Mutter, um es schließlich beim letzten Besuche ihr, Ameneh, endgültig zu übergeben. Ein Jahr später verließ Ameneh die Stadt Mekka mit ihrem Sohn Mohammad. Sie wollte ihn zu ihren Brüdern bringen, die in einer Siedlung zwischen Mekka und Jathreb (ein anderer Name für die Stadt Medina) lebten, damit diese ihn aus der Nahe sahen. Glücklich und zufrieden traf die Mutter mit ihrem Kind am Wohnort der Verwandten ein, jedoch sollte sie nie wieder nach Mekka zurückkehren-...

Ameneh nahm Abschied von der Welt. Sie würde gleich dort, zwischen Mekka und Jathreb, ins Grab gelegt und ließ das kleine, obhutlose Kind in seinem 6. Lebensjahr neben ihrer Ruhestätte alleine zurück. (s. Sirate Ebne Haschem, Band l, Seite 179).

Der junge Waise hatte nie seinen Vater sehen dürfen. Es würde ihm die Liebe der Mutter nicht lange genug zuteil, ebenso wenig wie ihre Erziehung; denn - noch bevor er durch sie mit den ersten Schritten fürs Leben vertraut werden konnte, und in einem Alter, in dem die ersten geistigen und seelischen Dimensionen im Menschen geprägt werden — ward sie, seine Mutter, das Kind in der Furchterregenden hügeligen Wüstenlandschaft alleinlassend, vom Tode ereilt.

Nach dem Hinscheiden der Mutter übernahm der Großvater Abdollmotaleb die Fürsorge für ihn. Die einzige Erinnerung an seinen Sohn Abdollah war Mohammad, und seine Existenz verlieh dem betrübten Gemüte Abdollmotalebs innere Ruhe. Bis an sein Lebensende sorgte er auf geeignete Weise für sein Kindeskind.

Es hielt dieser Abschnitt großväterlicher Betreuung und Liebeserweisung, der wie hellende Salbe auf Mohammads seelischen Wunden wirkte, jedoch nicht lange an. Als das Leben des Abdollmotaleb zur Neige ging und er die Welt verließ, hatte Mohammad gerade das 8. Lebensjahr erreicht. Erneute Trauer überfiel ihn jäh und Schmerzensfalten traten auf sein Gesicht. Es bedrückte qualvolle Schwermut seine Seele, eine Seele, die in dem gefahrenvollen und ereignisreichen Leben Mohammads (s.a.s.) sonst niemals wirklich aus dem Gleichgewicht geraten sollte.

Die Ausdauer und Fähigkeit, all dieser Schicksalsschlag entgegenzunehmen und zu durchstehen, wurde ihm, Mohammad, jedoch durch Gottes Güte verliehen. Er war ein Waisenjunge, der zum Vater der Humanität heranwachsen sollte und für alle Schwachen und Leidenden der Welt ein mitfühlendes und offenes Herz besitzen musste. Es war seine spätere Mission, die erforderte, dass er im Kindesalter Unglück und Entbehrung kennenlernte und zu innerer Widerstandskraft und der Festigkeit eines Berges gelangte; Denn er würde die schwere Last der von Gott durch ihn für die Menschheit gesandten Botschaft auf seine Schultern nehmen müssen. All die Beharrlichkeit und Widerstandskraft, welche Prophet Mohammad (s.a.s.) angesichts der Schwierigkeiten und Hindernisse und angesichts gegenläufiger Faktoren brauchte und zeigte, spricht für sein ihm von Gott verliehenes großes Innere, einem Inneren wie das Universum, groß und großartig.

Nach dem Tode des Großvaters kehrte der Waisenjunge Mohammad in das Haus seines Onkels Abutaleb ein. Abutaleb war eine ehrwürdige, charaktervolle Persönlichkeit. Er und Mohammads Vater stammten von der gleichen Mutter. Mohammad (s.a.s.) lebte nun bei seinem Onkel. Jedoch fühlte er sich, seiner Natur gemäß, oft einsam, obwohl seine Vettern allesamt freundlich und zuvorkommend waren und er in ihrer Mitte leben konnte.

Eines Morgens in der Früh hörte er, dass sein Onkel Abutaleb nach Scham (Damaskus) reisen und ihn, seinen Neffen, in Mekka zurücklassen wollte. Mohammad (s.a.s.) trat an Abutaleb heran und bat um Erlaubnis, ihn begleiten zu dürfen. Aber sein Onkel riet ihm in Anbetracht dessen, dass er noch nicht alt genug für diese Strapaze war, davon ab.

Beim Aufbruch der Reisenden füllten sich Mohammads (s.a.s.) Augen jedoch mit Tranen. Der Anblick seines betrübten Gesichtes wühlte Abutaleb innerlich auf. Er sah keine andere Wahl, als Mekka zusammen mit ihm zu verlassen. In Gesellschaft seines Onkels zog Mohammad (s.a.s.) mit der Karawane in Richtung Scham. Auf dieser Reise in das ferne, fremde Land war er 12 Jahre jung.

Unterwegs traf die Karawane der Qureisch an einem Ort namens "Bosrah" auf einen Mönch, den Mönchen Bahira. Bahira führte ein religiöses Leben in seinem Eremiten. Er besaß tiefe Kenntnisse über die Lehren Jesu und war deshalb bei den Christen hoch angesehen.

Bahira sah Mohammad, den Neffen Abutalebs. Sein Blick weilte lange auf ihm. Ein Ratseiender und eingehender Blick. In Bahiras Herzen schien sich ein Geheimnis zu verbergen. Schließlich aber brach er das Siegel des Schweigens und fragte: "Wem gehört dieses Kind?"

Alle schauten zu Mohammads Onkel hinüber. Abutaleb sagte: "Das ist mein Neffe!", woraufhin Bahira wie folgt sprach:

"Eine leuchtende Zukunft erwartet diesen Jungen. Er ist der versprochene Gesandte, dessen Propheten -und Führertum in den Himmelsschriften verkündet wurde. Die Erkennungsmerkmale, die dort genannt werden, treffen bei ihm zu. Ja, er ist ein wahrer Prophet, der Prophet. dessen Namen und Familiennamen ich in den religiösen Büchern gelesen habe. Mir ist bekannt, an welchem Ort dieser große Mensch in Erscheinung tritt, und ich weiß, wie seine göttliche Lehre sich auf der Welt ausbreiten wird. Jedoch obliegt es Euch, ihn vor den Juden zu verstecken, denn wenn diese von der Sache erfahren, werden sie ihn toten." (aus Tariche Tabari, Band l, Seite 33 bis 34).

Die Chronisten fanden in der Existenz Mohammads (s.a.s.), auf welcher Ebene auch immer, ganz deutliche Anzeichen einer machtvollen, starken Seele, ausgestattet mit Eigenschaften, wie sie einem bedeutenden, von Gott mit Seiner Botschaft für die Menschheit beauftragten Propheten gebühren. Sie erkannten in ihm Merkmale eines inneren Wesens, von dem eine große entscheidende Bewegung, eine Entwicklung für die Menschheit, ausging.

Von denen, die ernsthaft nachgeforscht und Untersuchungen angestellt haben, wird niemand behaupten können, dass dieser großartige Mensch im Laufe seines Lebens das kleinste Zeichen einer seelischen Unausgeglichenheit oder einer charakterlich-seelischen Fehleinstellung und -handlung aufgewiesen Neffe Die hohen Eigenschaften und Besonderheiten im Propheten des Islams liefern den klarsten und besten Beweis dafür, besser als es die könnten, die vor mehr oder weniger langer Zeit Werke über die Geschichte der Menschheit niederschrieben.

Obwohl: auch in der Geschichte finden wir nichts, was darauf hinweisen würde, dass Mohammad (s.a.s.) auch nur einmal unvernünftig und leichtfertig, eigensinnig, schlechtgelaunt oder unkontrolliert gewesen wäre, sich ungeziemend verhalten oder etwas Hässliches getan hatte.

Die geschichtlichen Ereignisse ziehen über die Bühne. Sie führen uns unverkennbar und mit Klarheit das erstaunliche Leben des Hochgeehrten höchsten Führers der Moslems vor Augen: Die Umstande wahrend seines Daseins in Leib der Mutter, vor der Geburt, - seine Zeit als Kind und als Jugendlicher, der Zeitabschnitt, in dem er Sitten und Brauche lernte und in dem sich sein Charakter formte, seine Reisen, seine Hochzeit und sein Leben zu Kriegs - und Friedenszeiten.

In dem Antlitz Mohammads (s.a.s.), seinem strahlenden, menschenwürdigen und menschenfreundlichen Gesicht war nichts von dem in seiner Zeit waltendem Dunkel zu spüren, von dem Sturm der irrigen, entarteten Meinungsauffassungen. So dokumentiert und bezeugt es die Geschichte. Nie gab es eine Verbindung zwischen ihm und der herrschenden Unwissenheit, obwohl er zu keinerlei Bildung oder Unterrichtung Zugang gefunden hatte. Niemals könnten Triebe menschlicher Niedrigkeit und Gemeinheit auch nur Fuß in ihm fassen.

Die Anschauungswelt, in der er aufgezogen wurde, bestand aus einer Mischung von Götzenanbetung und Vielgötterei, was auch der starke Widerstand bezeugt, mit dem sich die Araber der Aufforderung zur Anbetung nur des Einen Gottes (Prinzip des Touhids.) später entgegenstellen würden.

Sein ganzes Leben lang brachte Mohammad inmitten eines unwissenden Volkes zu, unter sündhaften, gegen sich und andere unterdrückerischen Menschen. Dennoch kam auch nicht die geringste Übereinstimmung zwischen der Gesellschaft, in der er lebte, und seinem eigenen Wesen und Charakter zustande. Nur zweimal verließ er anlässlich einer kurzen Reise die arabische Halbinsel. Das erste Mal als Kind, zu Beginn seines zweiten Lebensjahrzehntes und in Begleitung seines Onkels Abutaleb, das zweite Mal in der Hälfte seines dritten Lebensjahrzehntes, um im Auftrag seiner späteren Frau Chadidjeh deren Besitzgüter zu verkaufen.

Was dem Propheten angesichts der damaligen den Keim menschlicher Gemeinheit und Niedertracht in sich bergenden, verdorbenen sozialen Umwelt besonders hoch anzurechnen ist, sind seine Aufrichtigkeit, die treue Fürsorge für alles Anvertraute und sein Sinn für die reine Gerechtigkeit. Ebenso die Tatsache, dass sein Wesen so vielseitig sein konnte, und er jeder Erniedrigung, unter der die Menschheit zu leiden hat, Feind war und sie bekämpfte.

Mohammads (s.a.s.) gütiges und freundliches Verhalten den Leidenden und Schwachen gegenüber nahm das Herz eines jeden Anwesenden ein. Unter den großen Männern seiner Zeit hatte niemand sich in seiner Vollkommenheit, in seinen Tugenden und seinem Wesen mit ihm messen können. Darüber sind und waren sich Freund und Feind einig.