ASCHURA
Jeder Tag ist Aschura und jeder Ort ist Kerbela

ASCHURA    1

1.   Aufbruch von Medina...3

2.    Die erste Reise- Medina nach Mekka...4

3.    MÄrtyrium Hazrat Muslims (as)... 6

4.    Die zweite Reise - Mekka nach Kerbala...8

5.    MÄrtyrium Qais Ibne Musheers... 9

6.   Tiflaan-e-muslim... 10

7.    Hadhrat Hur bin Yezid at-Tamimi al-Yarbu'i...  11

8.    MÄrtyrium Muslim bin Awsajas ..... 12

9.    Hadhrat Habeeb ibne Mazaahir (as)...   13

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10.   John bin Huwai...   14

11.   Zuhair Ibne Qain & Saeed Ibne Abdullah ...  14

12.   Aun und Muhammad ...   15

13.   Burair Hamdani...  16

14.   Hadhrat Qasim...    17

15.   Hadhrat Ali Akbar (a.s.) ...   20

16.   ALI ASGHAR ...    22

17.   IMAM HUSSAIN...    23

18.   Die Nacht der Heimatlosen SHAAME GHAREEBAN...    25

19.   Die dritte Reise - KERBALA NACH KUFA ...     26

20.   Die vierte Reise - KUFA NACH SCHAAM (Damaskus in Syrien) ...   28

1. Aufbruch von Medina

Am 20. Rajab in der 60. Hijra starb Muawiyah. Über 20 Jahre hatte dieser Tyrann über die Muslime geherrscht. Er war der Sohn des Abu Sufyan und der Hinda, die jeden Stein umgedreht hatten um den heiligen Propheten (saws) zu verfolgen. Abu Sufyan wurde Muslim, als überzeugt war, dass Mekka gegenüber dem Propheten (saws) kapituliert hatte. Sein Sohn Muawiyah jedoch lehnte es ab den Islam zu akzeptieren und ging nach Jemen ins Exil. Als er aber sah, dass ganz Arabien sich dem Islam zuwandte sah er keine Alternative mehr und akzeptierte den Islam.

Nachdem der heilige Prophet (saws) zu seinem Schößfer zurückgekehrt war schlug Muawiyah und dessen älterer Bruder sich auf die Seite der Feinde Hadhrat Alis (as). Er spielte eine wichtige Rolle in der Enteignung der Führung Imam Alis (as). Dafür wurde erst sein älterer Bruder und dann Muawiyah selbst vom Herrscher jener Zeit mit dem Governeursamt in Syrien belohnt. Als Hadhrat Ali (as) Kalif wurde entließ er Muawiyah wegen dessen Korruption und antiislamischem Verhalten. Muawiyah weigerte sich seine Stellung aufzugeben, dies führte zur Schlacht von Siffin. Als Muawiyah die Schlacht fast verloren hatte bestach und trickste er die Mehrheit von Imam Alis Armee aus veranlasste sie darauf zu bestehen, den Disput durch einen Schiedsspruch zu schlichten. Mit derselben Methode gelang es ihm dem Schiedsmann ein Urteil zu seinen Gunsten zu fällen.

Muawiyah bestimmte sich selber als unabhängigen Amir-e-Shaam (Herrscher von Damaskus) während Hadhrat Ali der Kalif war. Schon bald nach dem Märtyrium Imam Alis war Muawiyah durch Bestechung, Verrat, Tyrannei und Unterdrückung erfolgreich darin, Kalif zu werden.

Muawiyah war nicht am Islam interessiert. Er benutzte den Islam nur für seine Macht und den Ruhm. Er zögerte nie damit die islamischen Gesetze mit Füßen zu treten. Wenn ihm ein Ausspruch des Propheten (saws) nicht passte, befahl er, diesen aus allen Aufzeichnungen herauszureißen. Er richtete eigens ein besonderes

Amt unter Abu Huraira ein um Ahadith zu fabrizieren, die ihn und

seine Methoden befürworteten.

Muawiyah hasste Hadhrat Ali und alle Mitglieder der Ahl-al-Bayt

(as). Die Shiaah wurden gnadenlos verfolgt. Jeder der es wagte,

etwas zugunsten der Ahl-al-Bayt (as) zu sagen, wurde ermordet

oder in die Kerker geworfen.

Nun war Muawiyah tot und sein Sohn Yazid machte sich selber zum

Kalifen. Yazid war schlimmer als sein Vater. Zusätzlich zu all den

üblen Eigenschaften seines Vaters machte er den Islam öffentlich

lächerlich. Man sah ihn oft betrunken Lieder singend, die sich über

das Gebet, den heiligen Propheten (saws) und dessen reiner

Nachkommenschaft lustig machten.

Der Unterschied zwischen Vater und Sohn war folgender: Muawiyah

benutzte den Islam. Yazid war dazu entschlossen, den Islam zu

auszulöschen.

Sobald Yazid Kalif wurde sandte er einen Brief an den Governeur

von Medina, Waleed bin Utba, worin er ihn aufforderte, Bai'at

(Treueeid) von Imam Hussain zu verlangen. Das bedeutete, dass

Imam Hussain ihm den Treueeid schwören sollte. Yazid glaubte,

durch den Treueeid des Imam Hussain könne ihn niemand

beschuldigen, das Kalifat unrechtmäßig an sich gerissen zu haben.

Waleed erhielt den Brief am 27. Rajab. Er schickte eine Nachricht

an Imam Hussain, das dieser am Abend zum Palast kommen solle.

Mit seinen Brüdern, Söhnen und Neffen ging Imam Hussain zum

Palast.

Der Imam bat sie alle draußen zu warten während er alleine in den

Palast trat. Waleed zollte dem Imam keinerlei Respekt sondern

forderte ihn eher arrogant dazu auf Yazid den Treueeid zu

schwören. Der Imam erwiderte, dass die Frage um die Bai'at eine

ernste Angelegenheit sei und öffentlich im Lichte des Tages

diskutiert werden solle.

Der Imam kam traurig aus dem Palast. Er bat seine Gefährten sich

für den kommenden frühen Morgen für eine Reise vorzubereiten. Er

beauftragte Hadhrat Abbas damit sich um die Vorbereitungen zu

kümmern und fügte hinzu: „ Abbas, Fatimah Sughra ist krank. Sie

wird nicht in der Lage sein, eine lange Reise zu überstehen. Sie

wird in Medina bleiben müssen."

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Tief in Gedanken versunken näherte sich Hadhrat Hussain langsam der Moschee. Er konnte nicht einmal an einen Treueschwur an Yazid erwägen. Nicht weil es um seinen Stolz oder sein Recht auf das Kalifat ging. Bai'at an Yazid würde die Billigung seiner Taten und Lebensstil bedeuten und dies würde mit Sicherheit zur totalen Vernichtung des Islam führen. Es war die Pflicht des Imams den Islam aufrechtzuerhalten und zu verteidigen. Wenn er in Medina bleiben würde ohne den Treueeid zu leisten, würde Yazid nicht davor zurückschrecken ihn hier zu attackieren. Der Imam hätte zwar den Vorteil all seine Verwandten und die Bevölkerung Medinas auf seiner Seite zu haben, aber zwei ernsthafte Nachteile wären, dass erstens alle seine Freunde in Medina gefährdet sein würden und zweitens, selbst wenn Yazid besiegt werden würde, würde die Geschichte auf diese Schlacht als eine Schlacht um das Kalifat blicken.

Auch wenn Yazid getötet werden würde, würde die Ungerechtigkeit, Unterdrückung und die unmoralische Lebensweise die Muawiyah und Yazid vorangetrieben hatten nicht sterben. Imam Hussains Mission war, das Übel was diese beiden Männer so gefördert hatten zu vernichten. Dafür musste er den Geist des Islam in den Muslimen wiederbeleben.

Hadhrat Hussain erreichte die Moschee. Er entzündete eine Kerze und ging auf das Grab des heiligen Propheten (saws) zu. Der Gedanke, dass er vielleicht dieses Grab das letzte Mal sah erfüllte ihn mit Trauer. Er setzte sich zum Grab nieder, kegte seine Wange darauf und schluchzte. „Ich bin gekommen um Dir auf Wiedersehen zu sagen, oh Großvater (saws). Ich muss Medina verlassen um den Islam zu retten. Bete, dass Allah mir Geduld gibt." Danach ging der Imam zum Grabe seiner Mutter, Hadhrat Sayyida Fatimah Zahra (sa). Er war unfähig zu sprechen. Er küsste das Grab und sagte leise Lebewohl. Einige Zakirs (Rezitatoren) berichten, als Imam Hussain sich vom Grab entfernte war Hadhrat Fatimahs (sa) Stimme aus dem Grab zu hören: „Khuda Hafiz, mein Sohn! Geh, ich werde auch immer bei Dir sein."

2. Die erste Reise - Medina nach Mekka

Nachdem Imam Hussain den Gräbern seines Großvaters und seiner Mutter Lebewohl gesagt hatte ging er zu Sayyida Zainabs (sa) Haus.

Hadhrat Zainab (sa), die Schwester des Imam Hussain, war mit ihrem Cousin Hadhrat Abdullah ibne Jafar ibne Abu Talib verheiratet. Nachdem Hussain und Abdullah sich begrüßt hatten, berichtete der Imam was geschehen war und was er weiter zu tun gedachte. Hadhrat Abdullah versuchte ihn davon zu überzeugen in Medina zu bleiben aber der Imam beharrte darauf, dass dies der einzige Weg war den Islam zu bewahren. Er bat Abdullah darum, Zainab (sa) mit ihm gehen zu lassen woraufhin Abdullah zu seiner Ehefrau blickte und „Bismillah!" sagte. Sayyida Zainab sagte ihrem Gatten und den Kindern Aun und Muhammad Lebewohl und die Geschwister gingen zu Hadhrat Hussains Haus. Als alle Männer, die Imam Hussain zum Governeurspalast begleitet hatten zurückkehrten, erfuhren die Frauen die Nachricht von der Reise. Hadhrat Abbas, Ali Akbar, Qasim und all die jungen Männer waren damit beschäftigt alles für die Reise vorzubereiten. Fatimah Sughra (sa) sah all dies mit an. Sie war ans Bett gefesselt, so krank, dass sie nicht einmal aufstehen konnte. Niemand erwähnte, ob sie ebenfalls mitgehen sollte und sie entschied zu warten, bis ihr Vater zurückkam.

Fatimah Sughra (sa) war die Tochter Imam Hussains (as) und ungefähr acht Jahre alt. Im Bett liegend betete sie, dass ihr Vater sie mitnahm. Wie könnte sie denn allein Leben? Wie könnte sie ohne Ali Asghar überleben? Seit seiner Geburt verbrachte sie all ihre Zeit neben seinem kleinen Bettchen, spielte mit ihm. Er begann nun Gesichter zu erkennen und lachte wenn er Sughra erblickte. Bald würde er anfangen zu sprechen und sie war gespannt darauf, ihn ihren Namen sagen zu hören. „Ya Allah!", murmelte Sughra, „Ich hoffe ich werde nicht in Medina alleingelassen."

In diesem Augenblick hörte sie die Schritte ihres Vaters, wischte sich schnell die Tränen aus den Augen und stütze sich in eine

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sitzende Position, ein tapferes Lächeln auf den Lippen, um ihrem Vater gesund genug zu erscheinen und ihn davon zu überzeugen, dass sie reisen könne.

Imam Hussain setzte sich auf Sughras Bett, legte seine Hand auf ihren Kopf und sprach: „Als Du geboren wurdest, mein Liebes, benannte ich dich nach meiner Mutter Fatimah Zahra. Wie du weisst wurde sie auch Saabira genannt, das bedeutet die Geduldige. Ich möchte, dass auch Du eine Saabira bist und dich damit einverstanden erklärst mit Ummul Baneen und Umme Salmah in Mednia zu bleiben. Willst du das tun?" Was sollte Sughra sagen? Sie nickte mit dem Kopf und kämpfte gegen ihre Tränen an. Der Imam küsste sie und verließ das Zimmer.

Immer wenn die Kinder der Ahl-al-Bayt (as) irgendwelche Sorgen hatten, gingen sie damit stets zu Hadhrat Abbas. Auch Sughra dachte lächelnd an ihren Onkel und ließ ihn rufen. Sicherlich würde er einen Weg finden ihr Problem zu lösen.

Abbas kam in Begleitung mit Ali Akbar. Sughra sah sie beide an und sagte: "Ich weiß wie sehr ihr beiden mich liebt, wie könnt ihr mich dann nur allein zurücklassen? Wer soll mich begraben wenn ich sterbe?" Sie erklärten ihr, dass sie zu krank zum reisen sei und dass sie sie abholen würden, wenn sie sich ersteinmal irgendwo angesiedelt hätten.

Fatimah Sughra erwiderte darauf: "Ich akzeptiere das und möchte meinem Vater nicht widersprechen. Ich werde tapfer sein und hierbleiben.", liebevoll blickte sie auf ihren Bruder und sagte zu ihm: „Ali Akbar, versprich mir eines. Wenn du verheiratet bist und nach Medina zurückkehrst, ich aber schon gestorben bin, versprich mir mein Grab mit deiner Braut zu besuchen und eine Fatiha zu rezitieren." Akbar und Abbas konnten ihre Tränen nicht mehr zurückhalten als sie ihr Auf Wiedersehen sagten. In der Morgendämmerung begann die Abreise der Karawane. Auf der einen Seite von Ummul Baneen, auf der anderen Seite von Umme Salmah gestützt winkte Sughra ihr nach. Es war schwierig gewesen sie von Asghar zu trennen als sie ihn geküsst hatte und Imam Hussain musste sie mit Hadhrat Rubaab (sa) trösten als sie sich von ihm verabschieden musste.

Die Geschichte Kerbalas ist eine Erzählung von fünf tränenreichen Reisen. Dies war die erste Reise, von Medina nach Mekka. Jede dieser Reisen hat seine eigenen Helden und Heldinnen. Der Held dieser ersten Reise ist Imam Hussain und die Heldin das Andenken Fatimah Sughras, seiner geliebten Tochter, die er zurücklassen musste. Der Imam blickte immer wieder zurück, bis sie an einem Winkel abbogen. Stets lächelte er mutig und winkte seiner geliebten Tochter zurück. Ali Akbar war nicht einmal dazu fähig, da er seine Tränen nicht mehr kontrollieren konnte. Als sie außer Sichtweite waren zügelte Imam Hussain sein Pferd und fing an zu weinen. Es ist immer schwierig und traurig für Eltern, sich von ihren Kindern zu trennen.

Tage wurden zu Monaten. Sughra verbrachte ihre Zeit in der Moschee oder damit Ummul Baneen, Hadhrat Abbas' Mutter, zu besuchen. Ramadhaan ging vorüber. Der Tag des Eids war für Sughra sehr schwierig. Sie dachte weiterhin stets an Asghar, Akbar und an ihre geliebte Schwester Sukaina. Dann kam Muharram und Sughras Unruhe wuchs. Eines nachts erwachte sie. Sie fühlte etwas Durst und füllte einen Becher mit Wasser. Als sie ihn an ihre Lippen legte starrte sie das Wasser an und schrie. Der Becher fiel aus ihren Händen. Umme Salmah kam hinzugelaufen. „Was ist passiert Sughra?", Sughra zitterte vor Angst am ganzen Körper und rannte in die Arme Umme Salmahs. „Oh Großmutter!", rief sie auf den Becher zeigend „als ich den Becher an meine Lippen führte sah ich Ali Asghars Reflektion im Wasser. Ich sah, wie er seine kleinen Ärmchen zu mir ausstreckte und dann hörte ich ihn reden. Er sagte ,AI atash, ya Ukhti Fatimah! (Ich bin durstig, oh meine Schwester Fatimah!)'".

Dies war die Nacht des neunten Muharram, Shabe-Aschura (Lail-at-tul-Aschura).

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3. Märtyrium Hazrat Muslims (as)

Imam Hussains Karawane verließ Medina am 28. Rajab, 60 Hijra und erreichte Mekka am vierten Schabaan. Der Imam hatte sich noch nicht dazu entschlossen wohin man gehen sollte. Vorerst entschied er zumindest bis zum Monat Dhul-Hajj in Mekka zu bleiben und die heilige Wallfahrt zu absolvieren. Die Menschen Kufas im Irak hatten gehört was in Medina geschehen war. Kufa war ein wichtiges Zentrum für die Shiaah, sie hatten dort lange unter Muawiyah gelitten und hatten noch mehr unter Yazid (LA) zu leiden. Sie fühlten, dass der Islam wegen der Gier nach Herrlichkeit und Macht dieser beiden Männer langsam total vernichtet werden würde und waren darauf bedacht, die Lehren des heiligen Propheten (saws) zu bewahren. Sie benötigten einen Imam, der ihnen den Tafsir des Quran lehren und die wahren Aussprüche des Propheten (saws), die Ahadith erzählen würde. Im Hause von Sulayman bin Surad hielten sie eine Versammlung ab und entschieden sich dafür, Imam Hussain (as) einen Einladungsbrief zu schreiben. „Wir laden Sie ein nach Kufa zu kommen, da wir keinen Imam haben, der uns leitet.", schrieben sie, „Durch Sie wird Allah (swt) uns auf dem wahren Pfad vereinigen."

Ein Gesandter nahm diesen Brief nach Mekka mit und überreichte ihn Imam Hussain. Einige Tage später schickten sie einen besonderen Abgesandten zu Hadhrat Hussain (as), um diesen davon zu überzeugen nach Kufa zu kommen. Dieser spezielle Bote hieß Qais ibne Musheer as-Saydawi.

Es folgten weitere hunderte Briefe und viele besondere Abgesandte von den Menschen Kufas an Imam Hussain. Der Governeur Kufas war ein Mann namens Nuamaan bin Basheer. Obwohl er ein Anhänger Muawiyahs und Yazids war, war er nicht ein von Natur aus grausamer Mensch. Die Menschen glaubten, dass der Imam deshalb in Kufa sicher sein würde.

Als Hadhrat Hussain soviele Einladungen, Bitten und Botschaften aus Kufa erhielt entschied er sich Hadhrat Muslim als seinen

Botschafter nach Kufa zu schicken. Er sollte dort die Situation untersuchen und ihm berichten. Der Imam wollte nur nach Kufa gehen, wenn keine Gefahr für die kufitische Bevölkerung, für ihn selber, für seine Begleiter oder seine Familie bestand. Er schrieb einen Brief an die Menschen Kufas und übergab diesen Hadhrat Muslim (as). Im Brief schrieb er: „Ich sende meinen Cousin und einen der vertrauensvollsten aus meiner Familie, Muslim ibne Aqeel zu euch, damit er mich über eure Angelegenheiten berichtet. Wenn seine Berichte mit dem übereinstimmen, was ihr geschrieben habt, werde ich bald bei euch sein. Ihr müsst euch bewusst sein, dass der Imam nur ein Befolger des Buches Gottes ist und Allah (swt) in allen Angelegenheiten mit Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Wahrheit dient." Wer war dieser Muslim ibne Aqeel? Er war der Sohn des Aqeel ibne Abi Talib. Er war ein bekannter und erfolgreicher Krieger. Er heiratete Ruqayya binte Ali, eine Schwester des Imams durch eine andere Mutter. Man kennt vier seiner Kinder. Den fünfzehnjährigen Abdullah, den ungefähr zehnjährigen Muhammad, den achtjährigen Ibrahim und die nur fünf- oder sechsjährige Ruqayya. All diese Kinder waren mit ihren Eltern nach Mekka gereist. Als Hadhrat Muslim die Vorbereitungen für die Reise traf, kam Imam Hussain (as) zu ihm und sagte: "Muslim, die ganze Welt weiss, dass du ein mutiger Krieger bist. Es ist möglich, dass die Leute, wenn sie dich in Kufa sehen, glauben, dass unsere Absicht der Kampf gegen Yazid ist. Nimm deine beiden Söhne Ibrahim und Muhammad mit. Wenn sie dich mit solch kleinen Kindern sehen, werden sie wissen, dass unsere Absicht friedlicher Art ist." Hadhrat Muslim verließ mit seinen beiden Söhnen Mekka nachdem sie sich von allen verabschiedet hatten. Ihre Reise durch die sommerliche Hitze der Wüste war sehr schwierig. Sie erreichten Kufa gegen Ende des Dhul Qaad und wurden mit großer gastfreundschaft von den Kufiten empfangen. Sehr bald schon schworen mehr als achtzehntausend Menschen vor Hadhrat Muslim Imam Hussain die Treue.

Muslim berichtete Hussain (as), dass die Mehrheit der kufitischen Bevölkerung Hadhrat Hussain als ihren Imam anerkannt hatte und er nach Kufa kommen solle. Zwischen den Leuten Kufas gab es

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auch einige Spione Yazids, die ihm direkt von den Vorgängen berichteten. Als Yazid (LA) von Hadhrat Muslims Ankunft und die Einladungen für den Imam hörte, war er außer sich vor Wut. Er befahl seinem Governeur in Basrah, Ubaydullah ibne Ziyad (LA), nach Kufa zu gehen und die Position von Nuamaan ibne Basheer zu übernehmen. Ibne Ziyad wurde auch dazu angeordnet, Hadhrat Muslim zu verhaften und zu ermorden. Es sollte alles nötige getan werden, um die Shiaah von Kufa unter Druck zu setzen. Ibne Ziyad war ein grausamer und ungerechter Mann. Am Abend des zweiten Dhul Hajj erreichte er Kufa. Am nächsten Morgen ging er zur Moschee und sprach zu den Leuten von Kufa. Als erstes ließ er sein Governeursamt unter Yazid ausrufen und drohte dann jedem, der in irgendeiner Form gegen die Regierung agierte, mit der sofortigen Todesstrafe und forderte die Auslieferung Hadhrat Muslims.

Ibne Ziyad verschloss Kufa, sodass niemand die Stadt ohne Erlaubnis des Governeurs weder betreten noch verlassen durfte. Zu diesem Zeitpunkt war Hadhrat Muslim mit Al Mukhtar zusammen. Der Einladung folgend zog er in Hani bin Urwahs, ein weiteres führendes Mitglied der shiitischen Bevölkerung, Haus. Dies geschah in aller Heimlichkeit und bis auf einige Leute wusste niemand, wo Muslim (as) sich befand. Durch einen Spion der vorgab ein Shiaah zu sein, wurde Ibne Ziyad das Versteck Hadhrat Muslims bekannt. Hani wurde festgenommen und ins Gefängnis geworfen. Um die Gefahr von den Freunden abzuwenden verließ Hadhrat Muslim mit seinen beiden Söhnen das Haus Hanis (as). Er ließ seine Kinder bei Qadhi Shurayb, einem Richter, und versuchte selbst durch die Wüste zu Imam Hussain (as) zurückzukehren um ihn davor zu warnen nach Kufa zu kommen. Dieser Tag war der siebte Dhul Hajj. Diesen und den folgenden Tag versuchte Hadhrat Muslim (as) die Stadt zu verlassen. Er fand alle Ausgänge verschlossen und von Ibne Ziyads (LA) Soldaten bewacht. Am späten Nachmittag des achten Dhul Hajj klopfte Hadhrat Muslim (as) völlig erschöpft, durstig und hungrig an eine Haustür im Außenbezirk Kufas. Eine Dame öffnete. Muslim bat um ein Glas Wasser um seinen Durst zu stillen. Sie gab ihm Wasser und als sie erfuhr, wer er war, bot sie ihm eine Unterkunft für die Nacht an.

Ihr Name war Tauaa. Sie versorgte ihn mit Essen und Wasser und zeigte ihm ein Zimmer im Haus, wo er übernachten konnte. Als Tauaas Sohn spät in der Nacht heimkam und bemerkte, dass der Mann, nach dem der Governeur überall suchte, im Hause seiner Mutter übernachtete, ging er in aller Heimlichkeit ohne seine Mutter zu informieren in der Dunkelheit der Nacht und in der Hoffnung auf eine gute Entlohnung zu einem Armeehauptmann ibne Ziyads und verrat das Versteck Hadhrat Muslims. Frühmorgens war das Haus mit fünfhundert Soldaten umstellt und die Auslieferung Hadhrat Muslims wurde gefordert. Muslim kam mit dem Schwert in der Hand aus dem Haus. Dreimal schlug er die Feinde zurück. Zweimal musste ibne Ziyad Verstärkung anfordern.

Während Hadhrat Muslim kämpfte, kletterten einige Soldaten auf das Hausdach und bewarfen ihn mit Steinen und blendeten ihn mit Fackeln. Andere gruben einen Graben auf dem Weg von Muslim bin Aqeel und bedeckten ihn mit Gras. Stark verwundet und erschöpft kämpfte er dennoch weiter. Dann fiel er in die Grube. Mehr als fünfzig Soldaten ergriffen und fesselten ihn und er wurde in den Hof ibne Ziyads geschleift.

Ibne Ziyad sagte Muslim, dass er ihn töten werde und fragte, ob dieser noch einen letzten Wunsch hätte. Muslim erwiderte darauf: „Ich möchte noch eine Schuld begleichen indem ich mein Schwert und meine Rüstung verkaufe. Zweitens fordere ich eine anständige Bestattung und drittens soll eine Nachricht an Imam Hussain (as) gesandt werden, dass er nicht nach Kufa kommen soll." Ibne Ziyad gewährte die erste Forderung, aber die zweite und dritte verweigerte er. Dann befahl er Hadhrat Muslim auf das Dach des Palastes zu bringen und ihn von dort hinunterzustürzen. Hadhrat Muslim (as) war ruhig und gefasst als er die Treppen hinaufgeschleift wurde. Er rezitierte Allahu Akbar bis zum letzten Augenblick. Nach dem dumpfen Aufschlag Hadhrat Muslims Körper auf den Boden war alles still.

Dies geschah am neunten Dhul Hajj. Sofort nachdem Hadhrat Muslim hingerichtet worden war, wurde auch Hani bin Urwah zum Dach hinaufgeschleift und exekutiert.

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4. Die zweite Reise - Mekka nach Kerbala

Zur selben Zeit als Yazid Ubaydullah ibne Ziyad als Governeur nach Kufa schickte um Hadhrat Muslim (as) zu ermorden und eine Schreckensherrschaft zu errichten, sandte er auch seine Agenten nach Mekka um Imam Hussain (as) während der heiligen Pilgerfahrt töten zu lassen, zu dieser Zeit und an diesem Ort würde niemand einen Anschlag erwarten.

Als die Zeit des Hajjs näher rückte kam Hadhrat Abdullah ibne Jafar Tayyar mit seinen beiden Söhnen Aun und Muhammad nach Mekka. Imam Hussain (as) hatte mitlerweile die Nachricht von Muslim (as) durch Qais ibne Musheer bekommen und entschied sich nach dem Hajj nach Kufa zu gehen. Hadhrat Abdullah versuchte den Imam davon abzubringen, da er dachte, dass Yazid niemals zulassen würde, dass er sich dort einsiedeln könne. Aber Hussain (as) antwortete ihm, dass es seine Pflicht war, die Einladungen der Kufiten anzunehmen und dort als ihr Imam hinzugehen. Als Hadhrat Abdullah die Unnachgiebigkeit des Imams sah, legte er die Hände seiner beiden Söhne in die Hände des Imams: „Akzeptiere meine Söhne zu deinen Diensten. Einer wird dir als Zaynabs und der andere als mein Stellvertreter dienen."

Tausende von Menschen von aller Welt strömten für die Wallfahrt nach Mekka. Zwischen ihnen waren auch die von Yazid beauftragten Attentäter. Als Imam Hussain (as) von Yazids geplanten Anschlag erfuhr, entschied er, Mekka ohne den Hajj zu absolvieren zu verlassen, da er das Haus Allahs (swt) nicht in ein Schlachtfeld verwandeln wollte.

Am achten Dhul Hajj, dem Tag, als Hadhrat Muslim in Kufa ermordet wurde, verließ Imam Hussains Karawane Mekka. Das Herz des Imams war mit gemischten Gefühlen erfüllt. Einerseits war er traurig, dass er gezwungen war die Kaaba ohne den Hajj zu machen hinter sich lassen musste, aber andererseits hatte ihm ja Hadhrat Muslim positives über die Situation in Kufa berichtet. Also würde er zumindest dort eine Ruhestätte finden. So begann die zweite tränenreiche Reise. Der Held dieser Reise ist Hadhrat Abbas und die Heldin Hadhrat Sukaina.

Wenn man einen Blick auf die Karawane wirft als sie in Richtung Irak reiste, sieht man Hadhrat Abbas (as) ganz vorn, mit dem Alam (Wappen des Hauses des Propheten saws) in der Hand. Als nächstes Imam Hussain (as), umgeben von all seinen Gefährten. Zwischen ihnen sieht man Qais ibne Musheer. Er begleitet den Imam zu dessen Heimatstadt. Wie stolz würde er sich fühlen Kufa mit dem Enkel des Propheten (saws) zu betreten. Bei diesem Gedanken liegt ein Lächeln auf seinen Lippen. Danach kommen die Kamele die die Mehmils (die Sänften) tragen in denen sich all die Damen befinden. Hinter den Mehmils, als hintere Schutzgarde, folgen Ali Akbar, Qasim, Aun, Muhammad und die anderen jungen Männer der Banu Hashim.

Man sieht Abbas (as) zwischen der Karawane hin und her reiten und sicherzustellen, dass niemand etwas benötigt. Oft hält er bei Hadhrat Sukaina (sa), trägt sie und vergewissert sich, dass sie genug Wasser und Nahrungsmittel hat. Er fragt sie wie es Asghar geht. Wenn jemand etwas braucht, eilt Abbas los um es zu besorgen. Sukaina ist sehr stolz auf ihren Onkel Abbas. Jeder wusste, dass Sakina der Augapfel Abbas' war. Wenn ein Kind der Karawane etwas wollte, ging es zu Sakina und sie sprach mit Abbas (as), der ihren Wunsch sofort erfüllte. Es reisten etwa fünfzig Kinder mit der Karawane und Hadhrat Sukaina (sa) war ein wichtiger Vermittler zwischen ihnen und Abbas. Die Karawane erreichte eine kleine Oase namens Al-Thalabiya. Es wurde entschieden die Nacht hier zu verbringen, es war der sechste Haltepunkt der Reise. Qais ibne Musheer war nicht mehr bei Imam Hussain (as), sondern mit Hussains Brief auf dem Weg nach Kufa um dessen baldig bevorstehende Ankunft anzukündigen. Die Zelte wurden aufgeschlagen und der Imam leitete das Maghribgebet (Abendgebet). Als das Abendessen zubereitet wurde, hörte er von zwei reisenden, die nach Kufa ziehen wollten und er lud sie zu sich ein. Er fragte sie über die Zustände in Kufa und erfuhr von ihnen, wie die Stadt absolut abgeriegelt worden war. Der Imam befragte seine beiden Gäste über Hadhrat Muslim (as). Die Reisenden blieben still, ihre Gesichter spiegelten Trauer wider. Hadhrat Hussain fragte sie noch einmal. Tränen flossen ihre Bärte hinunter als sie vom Tode Hadhrat Muslims und die brutalen

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Umstände seiner Hinrichtung berichteten. Hussain (as) rief Abbas herbei und beauftragte ihn, sich um die Gäste zu kümmern. Langsam ging er in Richtung von Sayyida Zaynabs (sa) Zelt. Seine Hand auf ihre Schulter legend sprach er: „Liebe Schwester, unsere Mission hat begonnen. Geh und tröste unsere Schwester Ruqayya. Sie ist jetzt eine Witwe. Aber schicke vorher Muslims Tochter zu mir."

Die junge Ruqayya binte Muslim kam mit Hadhrat Sukaina als Begleitung ins Zelt. Imam Hussain (as) schloss das Waisenkind in seine Arme, küsste ihre Wangen. Dann legte er seine Hand auf ihren Kopf und küsste sie wieder. Das junge Mädchen sah Imam Hussain (as) ängstlich an und sagte: „Onkel, du behandelst mich wie ein Waise im Islam behandelt wird. Sag mir, was ist geschehen? Geht es meinem Vater nicht gut?" Der Imam (as) konnte kein Wort hervorbringen. Tränen flossen aus seinen Augen. Sukaina trat vor, ja, Sukaina, die Heldin dieser Reise. Sie trat vor, umarmte ihre Cousine und richtete ihr liebevoll ihr Beileid aus.

5. Märtyrium Qais Ibne Musheers

Qais Ibne Musheer war eine führende Persönlichkeit der schiitischen Bevölkerung in Kufa. Er wurde von den Kufiten zu Imam Hussain (as) geschickt, um ihn zu überreden nach Kufa als ihr Imam zu kommen.

Nach Qais' Ankunft in Mekka erachtete der Imam (as) wirklich, nach Kufa zu gehen und sandte Hadhrat Muslim als seinen Botschafter dorthin um die dortige Situation zu erfahren und ihm mitzuteilen. Qais ibne Musheer (r) ritt mit Muslim bin Aqeel (as) nach Kufa und kehrte mit dessen Nachricht an Imam Hussain (as) zurück, die besagte, dass die Menschen in Kufa treu waren. Qais entschloss sich, beim Imam zu bleiben um voller Stolz mit dem Enkel des Propheten (saws) in Kufa hineinzureiten. Hadhrat Hussain (as) war gezwungen, Mekka ohne den Hajj zu machen zu verlassen. Am achten Dhul Hajj verließ die Karawane Mekka. Als sie die vierte Station der Reise, eine Siedlung namens al-Haajir

erreichten, beschloss der Imam, den Kufiten einen Ankündigungsbrief seiner bevorstehenden Ankunft und seiner Abreise aus Mekka zu schicken. Er übergab Qais den Brief, damit er ihn nach Kufa übermittle. Das geschah noch bevor der Imam (as) vom Märtyrium Hadhrat Muslims (as) erfuhr.

Qais war sehr stolz Hadhrat Hussains (as) Botschafter sein zu dürfen. In der historischen Geschichte ist er zweifellos als Safeerat-ul-Hussain ibne Ali, Botschafter des Imam Hussains (as) bekannt. Er gallopierte Richtung Kufa. Als er im Vorort al-Qadassiya ankam war er erstaunt von so einer großen Garnison Soldaten Kufa bewacht zu finden. Er hatte den Eindruck, dass etwas nicht in Ordnung war und versteckte sich hinter dem Gebüsch. In der Nacht ging er zu einigen Beduinen, die dort ihr Lager aufgeschlagen hatten und erfuhr von der Ankunft des neuen Governeurs Ubaydullah ibne Ziyad und den Anstrengungen, die gemacht wurden Hadhrat Muslim (as) gefangen zu nehmen. Qais (r) befand sich in einem Dilemma. Sollte er zurück zu Imam Hussain (as) um ihn vor der Situation in Kufa zu warnen oder sollte er sich in die Stadt schleichen um Hadhrat Muslim (as) zu helfen? Er verbrachte die Nacht mit den Beduinen um mehr über die Lage in der Stadt zu erfahren und fand heraus, wie ibne Ziyad (LA) Angst und Terror verbreitete und wie er Muslim isolierte. Ihm wurde berichtet, dass die Blockade sehr ernst genommen wurde und es theoretisch unmöglich war die Stadt ohne Entdeckt zu werden zu betreten. Er war sehr besorgt um Hadhrat Muslim, aber die Beduinen wussten nicht viel über ihn. Es war aber der selbe Morgen, an dem Hadhrat Muslim (as) exekutiert worden war. Qais ibne Musheer (r) beschloss in der Hoffnung Hadhrat Muslim helfen zu können, in die Stadt einzudringen. Sehr vorsichtig, sich vor den Soldaten in acht nehmend versuchte er Kufa zu betreten. Er wurde von einigen Soldaten entdeckt. Er kämpfte tapfer gegen sie. Bald aber kam al-Numayr, der Befehlshaber in al-Qadassiya, den Soldaten ibne Ziyads mit einer großen Armee zu Hilfe und Qais wurde gefangengenommen und in Ketten gelegt. Am Morgen darauf wurde er ibne Ziyad (LA) vorgeführt.

Ibne Ziyad versprach ihm sein Leben zu verschonen, wenn er vom Minbar (der Kanzel) aus Imam Hussain (as) verfluchen würde. Qais

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(r) erklomm den Minbar und rief mit lauter Stimme: „Oh Leute Kufas, ich bin der Botschafter Imam Hussain ibne Alis. Ich bezeuge vor euch, dass Hussain, der Enkel unseres heiligen Propheten (saws) der beste aller lebenden Menschen ist!" Aufsässig schaute er zu ibne Ziyad. Dann sprach er Allahs (swt) Fluch auf ibne Ziyad und Yazid und Gottes (swt) segen auf Imam Ali (as) und Hadhrat Hussain (as) aus. Ibne Ziyad war außer sich vor Wut. Er befahl Qais vom Dach des Palastes hinunter zu werfen. Als er die Stufen heraufgeschleift wurde lag ein Lächeln auf Qais' (r) Lippen. Als er vom Dach gestoßen wurde rief er laut: „Mein Salam an dich, oh mein Herr Hussain ibne Ali (as)!"

6. Tiflaan-e-Muslim

Hadhrat Muslim hatte seine beiden Söhne Muhammad und Ibrahim mitgenommen. Nachdem Hadhrat Muslim (as) ermordet worden war wurden sie unter Arrest gestellt und eingekerkert. Es wird gesagt, dass Muhammad nur acht und Ibrahim zehn Jahre alt war. Als am 20. Dhul Hajj des Jahres 60 Hijra der Gefängniswärter kam um ihnen das Essen zu bringen fand er sie im Gebet vertieft. Er wartete. Nachdem sie das Gebet beendet hatten, fragte er sie wer sie seien. Als er erfuhr, dass sie die Söhne Muslim ibne Aqeels und die Enkel Hadhrat Alis (as) waren, verhalf er ihnen zur Fluch aus dem Gefängnis.

Es war eine dunkle Nacht. Ihr erster Gedanke war es Imam Hussain (as) von der Lage in Kufa in Kenntnis zu setzen und ihn zu warnen. Wo immer sie auch hingingen fanden sie die Straßen von ibne Ziyads (LA) Soldaten blockiert. Es war unmöglich aus Kufa zu entkommen. Der Morgen graute fast schon. Wo sollten diese beiden jungen Kinder hingehen?

Sie befanden sich am Ufer des Euphrats und tranken etwas Wasser aus dem Fluss. Dann kletterten sie auf einen Baum um sich für den Tag zu verstecken. Kurz darauf kam eine Frau um Wasser zu holen und bemerkte die beiden Jungen. Sie fragte, wer sie seien und Ibrahim antwortete: „Wir sind nur zwei Waisen, kannst Du uns bitte

allein lassen und niemanden berichten, dass du uns gesehen hast?" Die Frau bat sie, sie zu ihrer Herrin zu begleiten, die ihnen helfen würde.

Die Herrin der Frau war eine nette Dame. Nachdem sie einige Zeit mit den Jungen gesprochen hatte, erfuhr sie wer sie waren. Sie gab ihnen zu Essen und sagte: „Ihr könnt den Tag hier verbringen und ich versuche euch zu helfen. Unglücklicherweise arbeitet mein Mann Harith (LA) für ibne Ziyad. Er ist im Moment nicht da. Ihr könnt euch derweil im überschüssigen Zimmer ausruhen, wenn ihr ruhig bleibt, wird mein Mann euch nicht entdecken wenn er zurückkommt."

Die Kinder verrichteten das Gebet und gingen schlafen. Am Abend wachte Muhammad auf und fing an zu weinen. Ibrahim fragte ihn nach dem Grund und Muhammad antwortete: „Ich sah unseren Vater im Traum. Er rief nach uns." Ibrahim sagte: „Bruder, sei geduldig. Ich habe Vater auch uns herbeiwinkend im Traum gesehen.", und beide fingen an zu weinen. Harith, der inzwischen zurückgekehrt war hörte das Weinen der Kinder. Er öffnete die Tür und fragte wer sie waren. Als er herausfand, dass sie die Söhne Muslim ibne Aqeels waren fesselte er sie an eine Säule. Seine Frau versuchte ihn daran zu hindern, aber er schlug sie. Harith (LA) wollte die Belohnung die ibne Ziyad (LA) für die Ergreifung der Kinder ausgesetzt hatte.

Die Kinder verbrachten die ganze Nacht an der Säule gefesselt. Am Morgen schleppte Harith sie ans Flussufer. Er zog sein Schwert. Ibrahim fragte ihn: „Willst du uns ermorden?". Harith bejahte diese Frage. Daraufhin sagte Ibrahim (as): „Dann gib uns wenigstens noch die Gelegenheit unser Morgebet zu beten!". Die beiden Jungen beteten und erhoben ihre Hände und riefen: „Inna lillahi wa inna ileyhi rajeeoon! Oh Allah (swt), wir kommen zu DIR. Gib unserer Mutter Mut, wenn sie von unserem Tod erfährt und richte zwischen uns und unseren Mördern!". Das Schwert fiel herab. Ein heftiges Plätschern im Wasser und die Strömung des Euphrats riss die jungen Körper mit sich.

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7. Hadhrat Hur bin Yezid at-Tamimi al-Yarbu'i

Hadhrat Hur bin Yezid at-Tamimi al-Yarbu'I war ein Berufsoffizier der Armee Kufas. Als Hussain bin Numayr, der Kommandant von al-Qadissiya erfuhr, dass Imam Hussain (as) in der Nähe Kufas war, entsandte er Hur mit einer Gefolgschaft von tausend Soldaten um den Imam abzufangen.

Hur glaubte, dass Imam Hussains Eintritt in Kufa verhindert werden sollte, weil dessen Präsenz die Stabilität der Stadt gefährden würde. Als ein professioneller Soldat war er nicht an Angelegenheiten interessiert, die er als politisch ansah. Seiner Meinung nach war es seine Aufgabe, die Befehle seiner Vorgesetzten auszuführen. Aber irgendwo in diesem mutigem militärischen Herzen lag ein islamisches Gewissen verborgen. Hur und seine Soldaten trafen auf Imam Hussain und dessen Gefährten an einem Ort der nur einige wenige Meilen von Kufa entfernt lag. Es war Mittag als sich die beiden Gruppen trafen. Hur und seine Leute waren schon seit dem Morgen unterwegs und sehr durstig. Hur bittete Imam Hussain um Wasser für seine Armee. Imam Hussain forderte Abbas, Ali Akbar, Qasim und die anderen auf, Hur und dessen Soldaten und deren Pferde mit Wasser zu versorgen. Das muss eine sehr extreme Szene gewesen sein: Wasserflaschen wurden aus den Satteltaschen hervorgeholt und die jungen Männer gossen Wasser ein, um den Durst von Yazids Armee zu stillen.

Das Zuhr (Vormittags-) Gebet wurde von Imam Hussain geleitet und Hur und seine Männer nahmen ebenfalls daran teil. Nach dem Gebet erzählte Hur dem Imam, dass er den Auftrag hatte ihn nicht eher in Kufa eintreten zu lassen, bis Hussain Yazid den Treueeid, die Bai'at, schwören würde. Imam Hussain antwortete, dass er Yazid niemals Treue schwören würde und dass Yazid ein ungerechter Machthaber sei, der den Islam zerstören wollte. In jedem Fall würde er nach Kufa gehen, da die dortigen Leute ihn eigeladen hätten.

Imam Hussain holte zwei Säcke voller Briefe aus Kufa hervor, in denen die Kufaner ihn darum baten und bettelten, nach Kufa zu

kommen. Hur aber sagte, dass seine Befehle lauteten, den Imam Kufa nicht betreten zu lassen und er nichts anderes tun würde als diese auszuführen. Der Imam hätte gegen Hur und dessen Soldaten kämpfen und sich mit Gewalt nach Kufa hineinkämpfen können, aber er wollte keine Schlacht beginnen. Er sagte zu Hur, dass er eine andere Route nehme und von Kufa weggehe. Hur antwortete darauf, dass er ihn, seinem Befehlen gemäß, folgen würde. Und so ritten Imam Hussain und seine Anhängerschaft, gefolgt von Hur und dessen tausend Männern, in die entgegengesetzte Richtung von Kufa.

Am zweiten Muharram erreichten sie Kerbala. Imam Hussain kaufte dort Land und schlug seine Zelte auf. Hur und seine Männer schlugen ihr Feldlager etwas weiter abseits auf. Am folgenden Tag kam Umar Sa'ad (LA) mit viertausend Soldaten nach Kerbala. Er war der Befehlshaber von Yazids Armee. Er hatte einige Treffen mit Imam Hussain und war so beeindruckt von ihm, dass er anfing, Imam Hussain bei den Gebeten beizuwohnen und mit ihm zu beten. Als ibne Ziyad (LA) davon hörte wurde er wütend. Er entsandte Schimr (LA) mit einer Gefolgschaft von zehntausend Soldaten und einem Brief, in dem Umar bin Sa'ad aufgefordert wurde Imam Hussain zu einem Treueschwur gegenüber Yazid zu bewegen oder andernfalls ihn zu ermorden, nach Kerbala. Umar bin Sa'ad änderte sofort seine Haltung gegenüber Imam Hussain. Seinen Anweisungen folgend erlegte er Imam Hussain und dessen Anhängern Einschränkungen auf, Wasser vom Euphrat (Furaat) zu holen und ab dem siebten Muharram war es keinem aus Imam Hussains Lager gestattet, in die Nähe des Flusses zu gehen.

In der Nacht zu Aschura, des zehnten Muharram, war Hur sehr rastlos. Er konnte die Kinder Imam Hussains aus den Zelten vor Durst weinen hören. Er begann nachzudenken: „Was habe ich getan? Wird Allah mir das jemals verzeihen?". Er konnte die ganze Nacht nicht schlafen. In ihm wütete ein Kampf zwischen seiner Pflicht als Soldat und seinem islamischem Gewissen. Kurz vor der Morgendämmerung entschied er sich.

Hur, sein Sohn und sein Sklave ritten zu Imam Hussains Lager. Hur warf sich, den Imam um Vergebung bettelnd, zu Füßen. Imam

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Hussain umarmte Hur und sagte: „Hur (r), ich vergebe dir. Ich

versichere dir, dass auch mein Großvater, der heilige Prophet

(saws), dir ebenfalls vergibt.".

Hur bat den Imam um Erlaubnis zu gehen und gegen die Feinde

des Islam zu kämpfen. Imam Hussain sagte darauf: „Hur, du bist

mein Gast. Wie kann ich dich für mich sterben lassen?", Hur aber

bestand darauf. Er ging aufs Schlachtfeld und kämpfte tapfer, er

fiel und auch sein Sohn und sein Sklave fielen.

Hur (r) als Vorbild anerkennend schlossen sich weitere dreißig

Soldaten Imam Hussain an, wo der einzige Lohn der Märtyrertod

war, aber dies allein war Allahs (swt) Wille.

Die Geschichte von Hur ist die Geschichte des Kampfes zwischen

Gut und Böse im menschlichen Geist und der Sieg des islamischen

Gewissens.

Als Imam Hussain zu Hurs Körper angelangte betete er zu Allah:

„Oh Allah! Ich vertraue dir diesen tapferen Mann an, der sein Leben

für den Islam gab."

8. Märtyrium Muslim bin Awsajas

Hadhrat Muslim bin Awsaja (r) war ein Sahabi (Gefährte) Hadhrat Alis (as). Er erfuhr größten Respekt von Imam Ali (as), Imam Hassan (as) und Imam Hussain (as). Er war eine führende Persönlichkeit in Kufa und auch unter denjenigen, die Einladungsbriefe an Imam Hussain geschrieben hatten. Mit seinen fast achtzig Jahren war er ein alter Mann.

Als ibne Ziyad herausfinden wollte wo sich Hadhrat Muslim bin Aqeel (as) versteckt hielt, sandte er seine Spione zu Muslim bin Awsaja. Der Spion heuchelte, ein ergebener Shiaah zu sein und Muslim bin Awsaja nahm ihn mit sich zu Hadhrat Muslim bin Aqeel (as). Niemals verzieh er sich, dass er einem Spion so einfach Glauben geschenkt hatte.

Nach der Ermordung Hadhrat Muslim bin Aqeels schlich Muslim bin Awsaja sich aus Kufa. Er verließ Kufa zu Fuß und reiste Richtung Mekka, in der Hoffnung Imam Hussain (as) auf dem Weg zu

treffen. Einige Geschichtsschreiber berichten, er habe Imam Hussain (as) am selben Tag an einem Platz namens Zuballah getroffen und sich ihm angeschlossen. Von ihm erfuhr der Imam von den Hinrichtungen Hadhrat Muslim bin Aqeels und Hadhrat Hani bin Urwahs. Hadhrat Hussain war vor Trauer angeschlagen. Muslim bin Awsaja bat Imam Hussain: " Maula, ich flehe Sie an, mich in Ihrer Gesellschaft aufzunehmen." und der Imam antwortete ihm: „Oh Muslim bin Awsaja, wenn ich dich sehe erinnere ich mich an meinen Vater. Du weißt, dass die Leute mich nicht am Leben lassen werden. Du bist ein alter Mann. Gehe zu deinen Kindern und Enkeln zurück und gebe ihnen die Ehre, dich begraben zu können wenn du stirbst. Dein Alter entschuldigt dich vom Jihaad.", als aber Muslim darauf bestand, nahm der Imam ihn auf. Am Tage Aschuras ging Muslim bin Awsaja zu Hadhrat Habeeb ibne Mazahir, nahm seinen Turban ab und bat ihn, den Stoff fest um seine Taille und den Bauch zu wickeln: „Habeeb, ich möchte nicht, dass diese Hunde von Yazid mich vom Alter gebeugt sehen.", und Habeeb erwiderte darauf: „Aber Muslim, du wirst dann keinen Turban mehr auf dem Kopf haben.". Hadhrat Muslim (r) erklärte dauraufhin: „Wenn ich den heiligen Propheten (saws) treffe nachdem sie mich getötet haben, möchte ich mein weißes Haar als Zeugen vorbringen um Yazid und seine Leute anzuklagen." Als Hadhrat Muslim bin Awsaja zum Kampf ritt ärgerte ein Soldat Yazids ihn: „Oh alter Mann, kehre zu deinem Bett zurück und leg dich hin!", die Antwort Hadhrat Muslims (r) lautete: „Oh Du Hund, mein Bett ist das Schwert Yazids, lass mir dich den Geist des Islam demonstrieren!", er attackierte den Soldaten und schmetterte ihn mit einem Schlag nieder.

Umar bin Sa'ad (LA) schickte zwanzig starke Krieger um Muslim (r) zu bekämpfen. Sechs wurden getötet, die anderen vierzehn flüchteten. Zum Schluss, völlig erschöpft und durstig, zügelte Hadhrat Muslim bin Awsaja (r) sein Pferd. Er sah zum Himmel und es hatte den Anschein als würde er ein Gebet sprechen. Genau in diesem Augenblick fielen sie wie die Jagdhunde über ihn. Mit unzähligen Wunden am gebrechlichem Körper fiel Hadhrat Muslim zu Boden.

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Habeeb ibne Mazaahir und Imam Hussain eilten zu ihm. Als sie ihn erreichten, sah er zum Imam: „Maula, wie habe ich gekämpft?", Hadhrat Hussain (as) erwiderte: „Du hast wie ein wahrer Anhänger Ali Murtadhas (as) gekämpft." Hadhrat Muslim bin Awsaja (r) legte Imam Hussains (as) Hand in die seine, zog sie an die Lippen und als er sie küsste, tat er mit einem Lächeln und Stolz im Gesicht seinen letzten Atemzug.

9. Hadhrat Habeeb ibne Mazaahir (as)

Habeeb ibne Mazaahir war ungefähr genauso alt wie Imam Hussain. Sie waren Kindheitsfreunde. Als Imam Ali zur Hauptstadt Kufa zog, zog Habeeb ebenfalls nach Kufa. Er blieb in Kufa und wurde ein bekannter Einwohner. Er war ein frommer Shiaah. Der erste Brief, den Imam Hussain als Einladung nach Kufa erhielt, war von Habeeb unterschrieben. Nachdem Hadhrat Muslim und Hadhrat Hani bin Urwah von Ibne Ziyad ermordet worden waren, wurden Kufas Tore verschlossen. Niemand durfte die Stadt ohne Erlaubnis des Gouverneurs verlassen oder betreten.

Ibne Ziyad verbreitete das Gerücht, dass Imam Hussain (as) nach Medina gegangen sei und dort glücklich unter Yazids (LA) Schutz leben würde. Sogar Imam Hussains Bote Qais bin Musheer (r), der versuchte einen Brief den Leuten von Kufa zu überbringen, wurde vor den Stadttoren gefangengenommen. Er wurde gefesselt und geknebelt und dreimal vom Dach des Palastes heruntergestürzt. Ibne Ziyad hatte Erfolg in dem er in Kufa Terror verbreitete und so die Leute zum Schweigen brachte.

Habeeb ibne Mazaahir hatte ein gebrochenes Herz, weil er Imam Hussain nicht beistehen konnte und nicht einmal wusste, wo der Imam sich befand. Er wurden Gerüchte aller Art verbreitet, aber niemand wusste etwas genaues.

Imam Hussain hatte Kerbala erreicht. Jeden Tag sah Sayyida Zaynab, wie Soldaten zum Lager von Umar Sa'ad (LA), dem Befehlshaber von Yazids Armee, kamen, um sich ihm anzuschließen. Am vierten Muharram kam sie zu Imam Hussain

und fragte: „Ya Akhi, wieso kommen soviele Soldaten?", der Imam antwortete: „Liebe Schwester, sie versammeln sich um mich zu ermorden.", daraufhin sagte Hadhrat Zaynab (sa): „Bruder, du hast gerade einmal 72 Mann, während sie tausende sind.". Sie hatte Tränen in den Augen, als sie fortfuhr: „Hast du niemanden, der dir zu Hilfe kommt?". Imam Hussain antwortete: „Die Falschheit kann sich viele Unterstützer erkaufen, aber die Wahrheit hat nur wenige aufrichtige Freunde."

Am selben Tag schrieb Imam Hussain (as) einen Brief an Habeeb ibne Mazaahir, seinem Kindheitsfreund. Er schrieb ihm, wie sich die Geier von Yazid versammelten, um ihn zu ermorden. Der Brief wurde von einem Boten überbracht, der im Schutze der nächtlichen Dunkelheit über die Stadtmauern Kufas kletterte. Der Bote erreichte Habeebs Haus, als Habeeb, dessen Frau und deren junger Sohn beim Frühstück beisammen saßen. Habeeb laß den Brief, küsste ihn und Tränen liefen seine Wangen herunter. Seine Frau fragte ihn, was passiert sei. Habeeb antwortete: „Wer hätte gedacht, dass Leute nach dem Blut des Enkels des Propheten (saws) dürsten, dessen Namen sie in jedem Gebetsruf und jedem Gebet rufen."

Habeeb wies seinen Bediensteten an, sein Pferd zu einer Farm außerhalb der Stadt zu nehmen und dort auf ihn zu warten. Wenn jemand fragen würde, sollte er antworten, dass er das Pferd zum grasen ausführe.

Zur Asr- (Nachmittags-) Gebetszeit, als die meisten Leute in der Moschee waren, schlich Habeeb sich aus Kufa. Er stieg auf sein Pferd und galoppierte Richtung Kerbala. Habeeb ibne Mazaahir erreichte Kerbala spät Abends. Imam Hussain begrüßte ihn sehr gerührt. Als Sayyida Zaynab (sa) von der Ankunft Habeebs (r) hörte, ließ sie ihm ihre Willkommensgrüße durch Hadhrat Fizza (r) ausrichten. Als er ihre Nachricht erhielt, schluchzte er: „Welch ein Glück haben die Gefährten von Imam Hussain, dass die Tochter von Fatima Zahra (sa) sie mit ihren Grüßen ehrt." Am verhängnisvollem Tage Aschura ritt Habeeb ibne Mazaahir zwischen der Zuhr- und Asr- (Mittags- und Nachmittags-) Gebetszeit ins Schlachtfeld. Er kämpfte mutig und tapfer. Letztendlich war er überanstrengt und fiel zu Boden. Imam Hussain

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eilte zu ihm. Habeeb sah zum Imam und sagte: „Oh Enkel des heiligen Propheten (saws), bitte vergib deinem demütigem Sklaven, dass er nicht in der Lage war, mehr als nur dieses unwürdige Leben für dich und den Islam zu geben." Imam Hussain nahm Habeeb in seinen Arm und weinte. „Oh mein Freund, oh mein Freund!". Habeeb (r), den Kopf an Imam Hussains (as) Schulter gelehnt, entschlief.

10. John bin Huwai

Unter den Märtyrern Kerbalas waren auch sechzehn Sklaven, beziehungsweise freigesprochene Sklaven. Die meisten von ihnen stammten aus Abbessinien, dem heutigen Äthiopien. Manche gehörten Imam Hussains (as) Familie und andere den Gefährten Hadhrat Hussains (as) die bei ihm blieben.

In der Nacht vor Aschura sprachen Imam Hussain und seine Gefährten all ihre Sklaven frei und drängten sie zu gehen und sich in Sicherheit zu bringen, aber diese sechzehn wollten nicht gehen. Unter ihnen war ein Abbessine mit dem Namen John bin Huwai. Hadhrat Ali (as) hatte John (r) Abu Dharr Ghiffari (r) gegeben und dieser hatte ihn freigesprochen, aber John war als sein Gefährte bei ihm geblieben. Als Abu Dharr aus Medina verbannt wurde, kehrte John auf die Einladung Hadhrat Alis (as) zu ihm als sein Gefährte zurück. Bei ihm lernte er den Tafsir (Interpretation) des Quran und die Aussprüche des Propheten (saws). Er konnte den heiligen Quran auch auswendig. Als Hadhrat Ali (as) den Märtyrertod erlangte, ging John zu Imam Hassan (as) und nach ihm zu Imam Hussain (as). Als Hadhrat Hussain Medina verließ, bestand John (r) darauf, ihn zu begleiten.

In Kerbala war John immer an der Seite des Imams zu sehen. Er war ein alter Mann, dunkel, mit lockigen grauen Haaren. Wegen seinem tiefgründigen Wissen und seiner freundlichen Art wurde er von allen sehr respektiert.

John verbrachte die ganze Nacht zu Aschura mit dem Schärfen seines Schwertes. Am folgenden Tag half er dabei, die ersten beiden Angriffe der Armee Yazids (LA) abzuwehren. Nach dem

Zuhrgebet (Vormittagsgebet), am Mittag, kam er zum Imam (as), ohne ein Wort zu sagen, die Arme verschränkt stand er still da. Es war seine Angewohnheit in der Anwesenheit des Imam (as) niemals zu sprechen außer wenn er angesprochen wurde. Imam Hussain sah zu ihm und sagte: "John, ich weiß, dass du gekommen bist um die Erlaubnis zu erhalten aufs Schlachtfeld zu gehen. Du bist immer ein guter und vertrauensvoller Freund gewesen. Ich werde dir das Märtyrium für den Islam nicht versagen. Geh, Allah (swt) sei mit dir!" John (r) lächelte glücklich. Er stellte sich dem Feind und rezitierte ein Gedicht das besagt: „Ich bin eine Seele, die sterben will für Allah und habe ein Schwert, durstig nach dem Blut der Feinde von Allah. Bevor ich sterbe werde ich die Feinde Allahs bekämpfen mit meinem Schwert und meiner Zunge, so will ich dienen dem Enkel des heiligen Propheten (saws)."

John kämpfte tapfer, die ganze Zeit das Gedicht rezitierend. Obwohl er viele tödliche Schläge abbekam fuhr er mit der Rezitation des Gedichtes fort. Er fiel vom Pferd und kämpfte trotzdem mit seiner Zunge weiter, indem er immer weiter rezitierte. Dann ritten einige Reiter auf die Stelle zu auf der er lag. Und John der Abbessine (r) wurde zum Schweigen gebracht.

11. Zuhair Ibne Qain & Saeed Ibne Abdullah

Im heiligen Quran hat Allah (swt) mehrmals und immer wieder die Erfordernis jedes Muslims betont sein Gebet zu verrichten. In der Sure Ma'oon spricht Allah (swt): „Wehe denen, die ihr Gebet nicht regulär verrichten und nur beten um von anderen gesehen zu werden!"

Lasst uns einen Blick darauf werfen, wie das Zuhrgebet (Vormittagsgebet) in Kerbala abgehalten wurde. Als die Zeit des Zuhrgebets heranrückte hatten bereits die meisten Gefährten Imam Hussains (as) ihr Leben auf Allahs (swt) Weg gegeben. Sie hatten ihr Märtyrium in den drei Schlachten erlangt die seit dem Sonnenaufgang stattgefunden hatten. Nun waren nur noch

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ungefähr fünfzehn Gefährten (r) außer den circa achtzehn Familienangehörigen des Imam (as) über. Diese 33 standen auf um das Zuhrgebet zu verrichten und der Imam stand vor ihnen um das Gebet zu leiten.

In diesem Augenblick fing der Feind an Pfeile auf sie abzuschießen. Dies machte es für Imam Hussain (as) sehr schwierig, dass Gebet zu leiten. Der Imam (as) erklärte seinen Gefährten (r) daraufhin, dass er nun das Namaz-e-Khauf beten würde, das bedeutet, dass jemand der das Gebet hinter ihm verrichtet, es bei der Hälfte durch rezitieren des Salaam abbricht und jemand anders seinen Platz einnimmt. So würde jeder eine Chance bekommen im Jama'at hinter dem Imam (as) das Gebet zu verrichten. Das Problem aber war, wie man den Imam vor den Pfeilen schützen sollte. Zwei Gefährten traten vor und flehten den Imam an, sich als Schutzschild vor ihn stellen zu dürfen. Sie bestanden darauf und letztendlich erklärte Imam Hussain (as) sich dazu bereit. Diese beiden mutigen Männer waren Zuhair ibne Qain und Saeed ibne Abdullah. Sie verrichteten ihr Gebet zuerst und als der Imam das Gemeinschaftsgebet begann stellten sie sich vor ihn. Jedesmal als ein Pfeil auf den Imam abgeschossen wurde, warfen sie ihren Körper nach vorn um den Pfeil so abzufangen und den Imam davor zu bewahren.

Stellen wir uns einmal dieses Szenario vor: Imam Hussain (as) leitet das Gebet, Zuhair und Saeed stehen vor ihm. Der natürliche Instinkt eines Menschen ist, dass er sich duckt, wenn er etwas auf sich zufliegen sieht um auszuweichen. Hier aber sind zwei Männer, die sich nicht nur nicht ducken, sondern ihre Körper hervorstoßen um die Pfeile zu empfangen. Als das Gebet fertig war, hatten achtunddreißig Pfeile Zuhair Ibne Qain und zweiundfünfzig Saeed Ibne Abdullah getroffen. Es war der bloße Wille dem Imam und dem Islam zu dienen, der sie am Leben erhielt. Als der Imam (as) den letzten Salaam „Assalaamu Aleykum Wa Rahmatullahu wa Barakaatuh" rezitierte, fielen diese beiden großen Helden Kerbalas. Als Imam Hussain (as) zu ihnen ging und sagte: "Meine Freunde, ihr habt euer Leben für etwas gelassen, was Allah (swt) am Liebsten ist, dem Salaah (Gebet)!". Hadhrat Hussain (as) erhob seine Hände und betete: „Oh Allah (swt), ich bin stolz, DIR diese

Seelen meiner beiden Gefährten zu empfehlen, die ihr Leben für das Salaah gelassen haben. Bitte, Allah (swt), gewähre ihnen DEINE Rahmah (DEINEN Segen)." Alle Anwesenden riefen: „Amin!", und es wird gesagt, dass ein „Amin!" auch von den Engeln aus dem Himmel zu hören war.

12.Aun und Muhammad

Aun und Muhammad waren die Söhne Hadhrat Zaynabs (sa). Sie hatten ihre Mutter nicht von Anfang, also von Medina begleitet, sondern als Imam Hussain (as) von Mekka aus aufbrach, brachte Hadhrat Abdullah ibne Jafar (as) sie mit sich nach Mekka und legte ihre Hände in die Hand des Imams (as), sagend: „Ya Imam (as), da Sie nun entschlossen haben aufzubrechen und mir nicht erlauben Ihre Karawane zu begleiten, übergebe ich Ihnen meine beiden Söhne. Aun wird seinen Großvater mütterlicherseits, Hadhrat Ali (as) und Muhammad seinen Großvater väterlicherseits, Hadhrat Jafar Tayyaar vertreten."

Aun und Muhammad waren noch sehr jung. Es wird berichtet, dass Aun ungefähr dreizehn Jahre alt und Muhammad ein oder zwei Jahre jünger war. Sie hatten die Schwertkampfkunst von ihrem Onkel Hadhrat Abbas (as) erlernt.

In der Nacht zu Aschura sagte Sayyida Zaynab (sa) zu ihnen: "Meine Söhne, morgen wird es eine Schlacht geben. Ich kann euch nicht dazu aufforden zu kämpfen, da ihr noch jung seid, aber wenn Imam Hussain (as) etwas passiert während ihr lebt, wird es für mich eine Schande sein." Beide Jungen standen auf und antworteten ihr: „Mutter, in unseren Adern fließt das Blut Alis (as) und Jafars (as), unsere Großväter waren solche Krieger, deren Ruhm niemals in Vergessenheit geraten wird. Glaubst du tatsächlich, dass wir Schande über sie bringen werden? Außerdem sind wir die Schüler Onkel Abbas'. Mutter, wenn du uns den Kampf nicht verbietest, werden wir aufs Schlachtfeld reiten und den Feinden des Islam zeigen, wie tapfer die Kinder des Islam kämpfen können. Versprich uns aber, dass du niemals um uns weinen wirst.

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Unsere Seelen werden keinen Frieden finden nachdem wir zum Schöpfer zurückkehren und du um uns trauerst." Tränen der Freude und des Stolzes flossen Sayyida Zaynabs (as) Wangen herunter als sie ihre beiden Söhne umarmte. Am Morgen kämpften Aun und Muhammad während der üblichen Angriffe des Feindes Seite an Seite mit Ali Akbar, Qasim und Hadhrat Abbas. Jedesmal, wenn es einem von ihnen gelang einen Feind niederzuschmettern, warf er einen stolzen Blick zu Abbas (as) und dieser nickte ihnen, mit einem Lächeln auf den Lippen, anerkennend zu. Imam Hussain (as) gab den beiden jedoch nicht die Erlaubnis alleine aufs Schlachtfeld zu gehen und sie waren darüber sehr enttäuscht. Sie kamen zu ihrer Mutter, damit sie ihnen helfe. Sie ließ den Imam zu sich ins Zelt rufen und sprach zu ihm: „Hussain (as), in der Schlacht von Siffin war Abbas (as) nur acht Jahre alt. Als er sah, dass dich jemand Angriff, lief er ins Schlachtfeld und tötete den Angreifer. Erinnerst du dich, wie stolz unser Vater Ali (as) war? Heute möchte ich auch auf meine beiden Söhne stolz sein. Ich möchte sie dort hinausgehen sehen um für den Islam zu kämpfen. Willst du mir dieses Privileg nicht gönnen?" Imam Hussain (as) stand still da und sah zu seiner Schwester. Er sah in ihr enttäuschtes Gesicht, Tränen formten sich in ihren Augen und flossen hinunter. Er umarmte daraufhin die beiden Jungen und geleitete sie zu den Pferden. Er küsste sie und half ihnen, die Pferde zu besteigen: „Geht, geht und zeigt der Welt wie die jungen in eurem Alter die Unterdrückung und Ungerechtigkeit Yazids (LA) bekämpfen.", dann drehte er sich um und hob den Zeltvorhang an. Die Jungen hoben ihre Hände zum Gruß: „Fi amaan-illah, Mutter.", Hadhrat Zaynab (sa) antwortete: „Bismillah meine Söhne, Allah (swt) sei mit euch!"

Die beiden Jungen ritten ins Schlachtfeld und kämpften sehr tapfer. Umar Sa'ad (LA) fragte in einem Augenblick: „Wer sind diese beiden Jugendlichen? Sie kämpfen, wie ich Ali ibne Abi Talib kämpfen sehen habe.", als er erfuhr wer sie waren, befahl er seinen Soldaten, den Einzelkampf einzustellen, sie zu umzingeln und dann zu töten. Aun und Muhammad wurden von allen Seiten angegriffen. Bald waren sie erschöpft und wurden brutal getötet. Imam Hussain (as) und Hadhrat Abbas (as) trugen die jungen

Körper zu einem Zelt und legten sie auf den Boden. Als der Imam (as) zu Hadhrat Zaynabs (sa) Zelt ging, fand er sie im Sajdah (Niederwerfung), betend: „Ya Allah (swt), ich danke DIR, dass DU mein Opfer angenommen hast. Mein Herz ist voller Stolz, weil meine Söhne ihr Leben für DEINE Religion gegeben haben."

13. Burair Hamdani

Nach dem Tode Usmans drängten die Leute Hadhrat Ali (as) dazu, das Kalifatenamt zu übernehmen. Usman starb am 24. Muharram im Jahre 35 der Hijrah und Hadhrat Ali (as) wurde im selben Monat zum Kalifen. Das erste was er tat war, alle korrupten Governeure und Beamte aus dem Dienst zu entlassen. Muawiyah (LA), der Governeur Syriens, akzeptierte seine Amtsenthebung nicht und antwortete indem er eine syrische Armee von fünfzigtausend Mann gegen Imam Ali (as) aufstellte. Hadhrat Ali (as) marschierte mit einem Gefolge von zwanzigtausend Soldaten aus Kufa. Die Schlacht fand an einem Platz namens Siffin, nördlich von Kufa an den Ufern des Euphrats statt. Zu einem Zeitpunkt eroberte Alis (as) Armee den Fluss und Muawiyah war mit seiner Armee vom Fluss abgeschnitten. Als Hadhrat Ali (as) hörte, dass Muawiyahs Soldaten Durst ertragen mussten, sprach er zu seinem Gefolge: „Jedes lebende Geschöpf hat ein Recht auf Wasser.", und ordnete an, Muawiyahs Soldaten Zugang zum Wasser zu gewähren. Sofort machte Imam Alis (as) Armee einen Weg für die Armee Muawiyahs (LA) bereit, damit die Soldaten sich so viel Wasser wie sie wollten holen konnten, auch um ihre Pferde und Kamele zu tränken. Seit der Zeit des Asrgebets (Nachmittagsgebet) bis zum Sonnenuntergang blieben Muawiyahs (LA) Soldaten am Ufer um zu trinken, ihre Wasserbehälter zu füllen und die Tiere zu tränken. Als sich einige Offiziere beim Imam (as) darüber beschwerten, antwortete dieser: „Irgendeinem lebenden Geschöpf, sei es Mensch oder Tier, Wasser zu verwehren ist eine Sünde, die Allah (swt) niemals verzeiht."

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Yazid (LA) war damals auch in Siffin, und auch Imam Hussain (as) war dabeigewesen. Als der Muharram der 60. Hijrah kam, befahl Yazid (LA) ibne Ziyad (LA) im Geheimen, Imam Hussain (as) vom Wasser abzuhalten und ihm, seinen Familienangehörigen oder Gefährten später den Zugang zum Fluss ganz zu verwehren. Ibne Ziyad leitete den Befehl an Umar Sa'ad (LA) weiter. Am dritten Muharram forderte Umar Sa'ad (LA) Imam Hussain (as) dazu auf, sein Lager vom Euphrat zu entfernen und weiter weg aufzuschlagen. Nun war Hadhrat Hussains (as) Lager vom Wasser abgeschnitten, obwohl 25 Jahre früher sein Vater Yazids Vater und dessen Armee von 50.000 Soldaten freien Zugriff auf das Wasser gewärt hatte.

Schon bald waren aus Imam Hussains (as) Camp die Rufe der Kinder zu hören: „Al-atash! Al-atash (Oh dieser Durst!)!" Burair Hamdani war ein Gefährte Imam Hussains und auch in Kerbala. In der Nacht zu Aschura hielt er die Rufe „Al-Atash! Al-Atash!" nicht mehr aus und in der Dunkelheit der Nacht bahnte er sich den Weg zum Flussufer. Er füllte seinen Wasserbeutel und verschloss ihn. Er war selber auch sehr durstig, aber er dachte nicht einmal daran Wasser zu trinken, als er am Ufer stand. Wie könnte er, wo doch der Enkel des Propheten (saws) und dessen Kinder durstig waren? Auf dem Rückweg wurde er von zwei Soldaten entdeckt, die sicherstellen sollten, dass kein Wasser Hadhrat Hussains Lager erreiche und sie versuchten ihn aufzuhalten. Er griff sie an, tötete beide und brachte seinen Wasserbeutel ins Lager Hadhrat Hussains (as). Er rief Hadhrat Fizza (r) und sagte ihr, sie solle das Wasser zu den Kindern bringen. Es befanden sich mehr als fünfzig Kinder im Lager und sie alle waren sehr durstig. Als sie hörten, dass Wasser gekommen waren, stürzten sie alle auf den Wasserbeutel um sich damit die Wangen zu kühlen. In diesem Gedränge öffnete sich der Deckel und das Wasser wurde verschüttet. Die Kinder schauten enttäuscht und voller Schmerz auf das im Sand versickernde Wasser. Burair (r) war trostlos. Er hob seine Hände gen Himmel und rief: "Oh Allah (swt), Ich hatte gehofft, dass DEIN demütiger Diener heute Nacht die Duaas der Kinder des Imams (as) verdienen würde. Oh wie unglücklich Burair, Sohn des Hamdani doch ist!"

Imam Hussain (as) tröstete ihn: "Mein Freund, du hast die Duaas von Fatimahs (sa) Sohn erworben für deine mutige Anstrengung!"

14. Hadhrat Qasim

Hadhrat Qasim (as) war der jüngste Sohn Imam Hassans (as). Qasim (as) wurde im Jahre 47 der Hijraj, drei Jahre vor dem Märtyrium seines Vaters geboren. Als Hadhrat Hussain im Rajab 60 Hijrah die Vorbereitung traf Medina zu verlassen, bat Umme Farwah (sa), die Mutter Qasims (as) ihn, sie und ihren Sohn mitzunehmen. Imam Hussain gab sein Einverständnis dazu. Obwohl Qasim erst dreizehn Jahre alt war, hatte er bereits die Schwertkampfkunst von Hadhrat Abbas und Ali Akbar (as) erlernt. Hadhrat Abbas (as) hatte Qasim sehr gern.

Als Hadhrat Hussain (as) in der Nacht zu Aschura am Zelt Umme Farwahs vorbeikam, hörte er Qasim zu seiner Mutter sagen: „Mutter, morgen werden Onkel Abbas, Ali Akbar und ich Imam Hussain (as) verteidigen. Wenn ich getötet werde weine bitte nicht um mich, Mutter." Umme Farwah antwortete ihm: „Obwohl ich dich sehr sehr liebe mein Sohn, werde ich nicht um dich weinen. Nichts würde mich stolzer machen, als zu sehen, wie mein Sohn sein Leben für den Islam läßt." Als der Imam dieses Gespräch hörte, sprach er ein Segensgebet für Hadhrat Qasim (as) und Umme Farwah (sa).

Nachdem Aun und Muhammad am Aschura gefallen waren kam Qasim zu Hadhrat Hussain (as), um die Erlaubnis aufs Schlachtfeld gehen und kämpfen zu dürfen einzuholen. Zweimal verwehrte der Imam ihm seine Bitte: „Qasim, du bist jung und der einzige Sohn deiner Mutter!" Hadhrat Qasim war sehr enttäuscht darüber und ging zu seiner Mutter. Als sie ihren Sohn so traurig sah, erinnerte sie sich, dass Imam Hassan (as) ihr kurz vor seiner Rückkehr zum Schöpfer einen Brief übergeben und gesagt hatte: „Wann immer du auch Qasim in Schwierigkeiten siehst, überreiche ihm diesen Brief." Sie gab ihn nun Qasim und dieser las, was sein Vater ihm geschrieben hatte: „Mein Sohn Qasim, es wird ein Tag kommen, an

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dem mein Bruder Hussain einer Armee von Zehntausenden gegenüber steht. Das wird der Tag sein, an dem der Islam mit Opfern bewahrt werden muss. Du musst mich an diesem Tage vertreten."

Qasim lächelte und ging zum Imam (as) um ihm den Brief zu zeigen. Als Hadhrat Hussain (as) den Brief gelesen hatte, wandte er sich an Qasim: „Oh Sohn meines Bruders, wie kann ich dich von etwas abhalten, was dein Vater von dir verlangt hat? Bismillah, geh. Allah (swt) sei mit dir."

Imam Hussain (as) band den Turban Imam Hassans (as) auf Qasims Haupt und half ihm das Pferd zu besteigen. Als Qasim aufs Schlachtfeld ritt sagte der Imam: „Inna lillahi wa inna ileyhi rajeeoon." Hadhrat Qasim (as) sprach: „Oh mein Onkel, sei nicht traurig. Ich habe keine Angst vor dem Tod. Der Tod für den Islam ist für mich süßer als Honig." Qasim erreichte das Schlachtfeld. Er war ein sehr hübscher Junge. Als die Feinde ihn sahen, murmelten sie: „Wie können wir jemanden töten, dessen Gesicht wie der Mond strahlt?"

Mit einer lauten und klaren Stimme stellte Hadhrat Qasim (as) sich vor und rief eine Herausforderung für den Einzelkampf seinen Gegnern zu. Er tötete mehrere große, berühmte Krieger, die seine Herausforderung annahmen.

Jedesmal als er einen Feind zu Fall brachte stellte sich Hadhrat Qasim (as) auf seine Steigbügel um Abbas zuzuinken, wie ein Schüler der die Anerkennung seines Lehrers sucht. Abbas winkte stolz zurück. Als die Feinde realisierten, dass sie ihn nicht im Einzelkampf überwältigen konnten, beschlossen sie sich, von hinten anzugreifen und trafen Qasim (as) mit dem Schwert am Kopf. Hadhrat Qasim versuchte weiterzukämpfen, aber er war doch noch so jung und so durstig. Er fiel von seinem Pferd, rufend: „Ya Ammahu, dies ist mein letzter Salaam." Imam Hussain (as) und Hadhrat Abbas (as) ritten aus. Die Soldaten versuchten sie aufzuhalten. Als sie zu der Stelle kamen, an der Hadhrat Qasim (as) gefallen war, bot sich ihnen ein grausiges Bild. Der Körper Qasims war von den Pferden der Soldaten, die Abbas und Hadhrat Hussain (as) aufhalten wollten, zertrampelt worden. Als Abbas (as) dieses Bild des Schreckens sah zitterte er vor Zorn. Er zog sein

Schwert und wollte den Feind angreifen. Hadhrat Hussain (as)

zügelte ihn: „Abbas, habe Geduld, lieber Bruder. Gebe ihnen nicht

die Möglichkeit für eine Entschuldigung, dass wir sie zuerst

angegriffen hätten."

Wurde der Körper Qasims zum Zelt seiner Mutter gebracht? Es ist

nicht ganz klar. Es wird aber überliefert, dass Imam Hussain (as)

sein Abaa (Umhang) auf den Boden ausbreitete und die Körperteile

Qasims darauf sammelte, wie jemand die Blumen eines Gartens

pflückt.

Hadhrat Abbas Alamdaar bin Ali ibne Abi Talib (as)

Hadhrat Ali heiratete Fatimah binti Huzaam ibne Khalid (sa) im

Jahre 24 nach der Hijrah. Fatimah gebärte ihm am vierten

Schabaan 26. Hijrah Hadhrat Abbas, 27. Hijrah Hadhrat Jafar und

29. Hijrah Uthmaan. Abdullah wurde in der 32. Hijrah geboren.

Weil sie vier Söhne hatte wurde Fatimah als Ummul Baneen

bekannt.

Ummul Baneen behandelte die Kinder von Sayyida Fatima (sa), der

Tochter des Propheten (saws), ab dem ersten Tag mit sehr großem

Respekt. Sie erzog ihre eigenen Kinder so, dass sie Imam Hassan,

Imam Hussain, Sayyida Zaynab und Hadhrat Kulthoom nicht nur

als ihre Geschwister, sondern viel mehr als ihre Herren und

Herrinnen ansahen und zu ihnen aufblickten.

Imam Hussain (as) hing sehr an Hadhrat Abbas. Als Abbas geboren

wurde, bat Imam Ali (as) Hussain, dem Kind das Azaan (den

Gebetsruf) und die Iqamaah (Gebetsaufruf) ins Ohr zu flüstern. Als

das Baby in den Armen von Imam Hussain lag, hob es seine Arme

und lächelte ihn an. Die Tränen standen Imam Hussain in den

Augen, weil er ahnte, dass das Baby ihm zu sagen versuchte: „Oh

Maula (Herr), ich bin gekommen und werde mit Freuden meine

Arme für dich und den Islam lassen.".

Schon seit seiner Kindheit folgte Abbas Imam Hussain wie einen

Schatten. Wenn Hadhrat Hussain durstig wirkte, brachte er ihm

Wasser. War dem Imam warm, so sorgte Abbas für eine

Abkühlung.

Im Jahre 34 Hijrah in der Schlacht von Siffin war Abbas (as) erst

acht Jahre alt. Imam Hussain (as) kämpfte auf dem Schlachtfeld.

Als Abbas einen feindlichen Angreifer bemerkte, der sich dem

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Imam von hinten näherte, stürzte er mit einem Schwert auf das Schlachtfeld und tötete den Angreifer und rief: „Wer wagt es meinen Maula zu attackieren, solang ich noch am Leben bin?". Er kämpfte weiter und hielt die Stellung hinter Imam Hussain. Als Muawiyah (LA) ihn sah, fragte er wer dieser Junge sei. Als man ihm sagte, dass er Abbas ibne Ali sei, rief er aus: „Bei Gott! Niemand kann in diesem Alter so kämpfen, außer ein Sohn Alis!". Hadhrat Abbas wuchs zu einem hübschen, großen Mann heran. Er wurde als Qamar-e-Bani-Haschim bezeichnet, der Mond der Familie Haschims.

Abbas war ein tapferer Krieger. Muawiyah wagte es nur wegen fünf Männern nicht, Medina anzugreifen, von denen gesagt wurde, dass diese eine ganze Armee alleine besiegen würden. Diese warem Muhammad Hanafia, ein Bruder Imam Hussains, Hadhrat Muslim bin Aqeel, Hadhrat Abdullah ibne Jafar, Hadhrat Abbas und Hadhrat Zainul Abedin, unser vierter Imam.

Als Imam Hussain im Monat Rajab der sechzigsten Hijrah entschied Medina zu verlassen ermutigte er Muhammad Hanafia und Abdullah ibne Jafar nicht ihn zu begleiten. Er wollte sichergehen, dass niemand zu diesem Zeitpunkt oder später sagen könne, dass der Imam nur beabsichtigte um das Kalifat zu kämpfen, da dies nicht zutraf.

Kurz bevor Imam Hussain (as) Medina verließ, rief Ummul Baneen (sa) ihre vier Söhne zu sich und sagte zu ihnen: „Meine Söhne, denkt immer daran, trotz meiner Liebe zu euch ist es Imam Hussain, der euer Herr ist. Wenn dem Imam oder seinen Schwestern und Kindern etwas zustößt, während ihr noch am Leben seid, werde ich euch dies niemals verzeihen.", Hadhrat Abbas hatte Tränen in seinen Augen, als er seiner Mutter versprach, dass er und seine Brüder ihr Leben für Imam Hussain und dessen Familie geben würden.

Die Karawane erreichte Kerbala am zweiten Moharram. An diesem Tag erreichte sie die Nachricht von Hadhrat Muslims (as) Ermordung. Hadhrat Abbas und seine Brüder wurden wachsamer um den Imam und die anderen zu schützen.

Abbas war bei Imam Hussains Kindern, vor allem bei Hadhrat Sukaina (sa), sehr beliebt. Wenn die Kinder etwas haben wollten,

riefen sie nur: „Ya Abbas", oder „Ya Ammahu (oh Onkel)!", und Abbas lief los. Aber ab dem siebten Moharram konnte Abbas ihren Rufen nach Wasser nicht nachkommen.

Dann kam der Tag von Aschura. Nach dem Zuhr (Vormittags-) Gebet fielen die Gefährten Imam Hussains einer nach dem anderen auf dem Schlachtfeld. Am Ende blieben nur noch Imam Hussain, Ali Akbar und Abbas. Imam Zainul Abedin (as) lag krank in seinem Zelt.

Mehrmals fragte Abbas den Imam um Erlaubnis, auf dem Schlachtfeld kämpfen zu dürfen. Jedesmal antwortete der Imam: „Abbas, du bist der Hauptmann meiner Armee, du bist mein Alamdaar, mein Wappenträger.". Abbas diskutierte nie mit dem Imam. Seine drei Brüder waren schon in der Schlacht nach dem Zuhr (Vormittags-) Gebet gefallen. Imam Hussain konnte die Wut in Abbas' Augen lesen, vor allem in dem Moment, als der Körper des jungen Qasim (as), der Blume Imam Hassans (as), von den feindlichen Pferden überritten und zertrampelt wurde. Der Imam wusste, dass es ein Massaker in den feindlichen Reihen geben würde, würde er Abbas die Erlaubnis zum Kampf erteilen. Das Ziel des Imams war kein Sieg auf dem Schlachtfeld, sondern den wahren Islam wieder aufleben zu lassen.

In diesem Augenblick kam Sukaina mit ihrem ausgetrockneten Wasserbeutel aus dem Zelt. Sie ging zu Abbas und sagte: „Al atasch, ya Ammahu, ich bin so durstig, Onkel.". Abbas ging zu Imam Hussain und fragte ihn um Erlaubnis für Sukaina Wasser zu holen. Der Imam erlaubte es ihm. Abbas befestigte Hadhrat Sukainas Wasserbeutel an das Alam (Wappen), stieg auf sein Pferd und ritt zum Imam: „Ich komme dir Lebewohl zu sagen.", der Imam erwiederte: „Steig ab, damit ich dich umarmen kann." Abbas stieg vom Pferd und umarmte ihn. Als Abbas wieder aufsteigen wollte, sagte der Imam mit Tränen in den Augen: „Ich möchte dein Schwert als Andenken, Bruder.", ohne zu zögern überreichte Abbas ihm sein Schwert. Nur mit einem Speer bewaffnet und in der anderen Hand das Alam - das Wappen des Hauses des Propheten (saws) - haltend ritt Abbas auf das Schlachtfeld. Es waren 30.000 feindliche Soldaten auf dem Schlachtfeld, sie alle hatten von Abbas' Tapferkeit gehört. Die angsterfüllten Schreie:

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„Abbas kommt! Abbas kommt!" wurden laut und in den Reihen der Feinde brach eine Panik aus. Sie flüchteten so schnell sie konnten und riefen immer wieder das Abbas kommt. Nur einige kühne wagten es sich Abbas Alamdaar in den Weg zu stellen, doch sie wurden durch einen Speerhieb oder Fusstritt in den Boden gestampft.

Hadhrat Abbas erreichte den Fluss Euphrat und füllte den Wasserbeutel. Er war selber sehr durstig. Er nahm etwas Wasser in seine Handflächen, sah es an und warf es aber wieder fort. „Oh Wasser des Euphrat, meine Lippen können dich nur berühren, nachdem Sukaina ihren Durst gestillt hat!", er befestigte den Wasserbeutel an das Alam.

Umar Sa'ad schrie in diesem Augenblick: „Lasst das Wasser nicht Hussains Lager erreichen! Sonst sind wir dem Untergang geweiht!". Ein Soldat kletterte auf einen Baum und als Abbas (as) unter ihm durchritt, ließ der Soldat sein Schwert auf Abbas rechte Schulter niederschmettern. Sein Arm, indem er den Speer gehalten hatte, wurde abgetrennt und fiel zu Boden. Im gleichen Augenblick griff ihn jemand von hinten an und traf seine linke Schulter. Der Arm mit dem Alam fiel ebenfalls zu Boden. Hadhrat Abbas hielt den Wasserbeutel Sukainas mit den Zähnen. Sein einziges Ziel war, irgendwie das Wasser zu Hadhrat Sukaina zu bringen. Mit den Beinen kämpfend und das Pferd kontrollierend versuchte er so schnell wie möglich Imam Hussains (as) Lager zu erreichen. Ein Pfeil wurde abgeschossen. Er flog quer über das Schlachtfeld und traf den Wasserbeutel. Das Wasser begann auszulaufen und wie Abbas' letze Hoffnung im durstigen Wüstensand Kerbalas zu versickern. Abbas wollte nun nicht mehr so vor Sukaina treten und lenkte sein Pferd wieder zurück. Die Feinde umzingelten ihn. Abbas fiel vom Pferd. Während er fiel, rief er laut: „Mein letzter Gruß an dich, oh Maula!". Imam Hussains (as) Kräfte schwanden, als er den Ruf seines geliebten Bruders hörte.

Als Hadhrat Abbas (as) losritt Wasser zu holen, standen Imam Hussain und Sukaina am Tor und sahen auf das Alam in Abbas' Hand. Als Abbas den Fluss erreicht hatte und sich niederbeugte um den Beutel zu füllen, verschwand das Alam aus ihren Blickfeldern. Sukaina wurde ängstlich und sah zu ihrem Vater. „Sukaina, Abbas

ist am Fluss!", sagte dieser. „Al hamdulillah, Gott sei Dank,", rief Sukaina lächelnd und rief die anderen Kinder um Abbas (as) zu begrüßen. Als Abbas (as) beide Arme verlor fiel das Alam auf den Boden. Sukaina (sa) konnte es nicht länger mit ansehen. Sie sah zu Imam Hussain, doch der Imam sah weg. Sukaina zitterte vor Angst um ihren Onkel Abbas und hob ihre Arme gen Himmel zum Gebet: „Ya Allah, bitte lass nicht zu, dass sie meinen Onkel Abbas umbringen. Ich werde nie wieder nach Wasser fragen!", dann rannte sie zu ihrer Mutter.

Imam Hussain (as) erreichte die Stelle, wo Abbas lag, es war eine tragische Szene. Abbas (as) lag auf dem Boden. Beide Arme fehlten, sie hatten ihren Tribut geleistet. Im rechten Auge steckte ein Pfeil, das linke war mit Blut verklebt. Als Abbas die Präsenz vom Imam spürte, sagte er: „Maula, wieso hast du dir die Mühe gemacht, hierher zu kommen? Bitte geh und siehe nach Sukaina.", der Imam sagte; „Mein geliebter Bruder, dein ganzes Leben hast du mir und meiner Familie gedient, gibt es etwas, was ich für dich tun kann?". Abbas bat: „Aqaa (Herr), bitte säubere das Blut von meinem Auge, damit ich in dein geliebtes Gesicht blicken kann, bevor ich sterbe.", der Imam säuberte ihm das Auge. Abbas sah den Imam an und sagte zu ihm flehend: „Maula, bitte trage meinen Körper nicht zum Lager, ich möchte nicht, dass Sukaina mich in diesem Zustand sieht.". Imam Hussain (as) nahm Abbas in den Arm und küsste ihn auf die Stirn. In diesem Augenblick tat Abbas (as) seinen letzen Atemzug. Imam Hussain (as) befestigte den Wasserbeutel an das Alam und ging zum Lager zurück. Er traf in Sayyida Zaynabs (sa) Zelt ein und konnte kein Wort hervorbringen. Er gab das Alam Zaynab (sa) und setzte sich auf den Boden. Die Geschwister weinten und trauerten um ihren geliebten und treuen Bruder Abbas Alamdaar (as).

15. Hadhrat Ali Akbar (a.s.)

Hadhrat Ali Akbar (as) war der Sohn von Imam Hussain (as). Er war ein hübscher achtzehnjähriger junger Mann. Seine Mutter hieß

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Umme Laila (sa). Er war auch ein mutiger Soldat. Er erlernte die Schwertkampfkunst und das Bogenschießen von Hadhrat Abbas (as). Er ähnelte dem Propheten (saws) so sehr, daß Imam Hussain (as) über Akbar (as) sagte, dass wenn er an den Propheten (saws) dachte, Akbar (as) ansah.

Ali Akbar hatte eine laute schöne Stimme. Er war es, der regelmäßig das Azaan, also den Gebtsruf, rief. Am Morgen des Aschuratages rief Akbar zum Gebet. Jeder wusste, dass es das letzte Mal war, dass sie das Azaan von ihm hörten. Imam Hussain (as) fing zu weinen an, als Akbar das Azaan zu rufen anfing. Auch die weinenden Stimmen der Frauen waren aus den Zelten zu hören.

Nach dem Zuhr- (Mittags-) Gebet stand Ali Akbar (as) vor dem Imam (as) und fragte: „Vater, ich bitte um Erlaubis gegen die Feinde des Islam kämpfen zu dürfen.". Imam Hussain (as) sah seinen Sohn liebevoll an und sagte: „Akbar, du hast meine Erlaubnis, möge Gott mit dir sein. Aber Akbar, du weißt, wie sehr deine Mutter, deine Schwestern und Tanten dich lieben, gehe zu ihnen und sage ihnen Lebewohl.". Ali Akbar (as) ging in das Zelt seiner Mutter (sa), jedesmal als er wieder herauskommen wollte, zogen seine Schwestern und Tanten ihm am Umhang weinend zurück: „Oh Akbar, wie sollen wir ohne dich weiterleben?" Letztendlich musste Imam Hussain (as) ins Zelt gehen und dafür bitten, Akbar gehen zu lassen.

Imam Hussain half seinem jugendlichen Sohn aufs Pferd. Als Akbar (as) in Richtung des Schlachtfeldes ritt, hörte er Schritte hinter sich. Als er sich umdrehte sah er seinen Vater. Er sagte: „Vater, wir haben doch schon Lebewohl zueinander gesagt, warum folgst du mir?", Imam Hussain (as) antwortete ihm: „Mein Sohn, wärst du selbst ein Vater, würdest du es verstehen.".

Ali Akbar (as) kämpfte sehr mutig und tapfer. Niemand traute sich ihm zu nahe zu kommen, nachdem er viele berühmte Soldaten im direkten Einzelkampf besiegt und getötet hatte. Umar Sa'ad (LA) befahl seinen Männern, endlich Akbar zu töten, er sagte: „Wenn er stirbt, wird Hussain auch nicht mehr leben wollen! Ali Akbar ist Hussains Leben!". Während einige Soldaten Akbar (as) gleichzeitig angriffen, schlich sich ein weiterer leise an ihn heran und

schleuderte einen Speer mit solcher Gewalt, dass dieser Akbars Brust durchdrang. Durch die Wucht des Schlages und den Schmerz fühlte Akbar sich ermattet. Während er vom Pferd stürzte rief er laut: „Oh Vater, das ist mein letzter Salaam an dich!", als er auf dem Boden aufschlug, brach der Speer ab, aber sie Spitze blieb in seiner Brust stecken.

Als Imam Hussain (as) Akbars (as) letzten Gruß hörte sah er in Richtung Euphrat, wo Abbas lag und sagte: „Abbas, wo bist du Bruder, wenn ich dich am meisten brauche?". Mit all seiner Kraft, die durch Akbars qualvollem Gruß gewichen war, begann Hussain (as) in Richtung des Schlachtfeldes zu gehen. Lasst uns eine kurze Pause machen um uns noch einmal eine Begebenheit aus der siebten Hijra in Erinnerung zu rufen. Damals haben die Juden von Khaibar gegen den heiligen Propheten Muhammad (saws) rebelliert. Der Prophet (saws) und die Muslime aus Medina belagerten die Hochburg Khaibar. Sie umstellten die Burg, in der sich die Juden verschanzt hatten. Die Muslime konnten keinen Sieg erlangen, bevor sie nicht in die Festung eindringen konnten, aber um die Burg herum war ein Wassergraben. Hadhrat Imam Ali (as) konnte wegen einer Krankheit nicht an der Belagerung teilnehmen. Drei Tage verstrichen, aber die Muslime fanden keine Lösung. Auch als sie den Graben überquerten, versperrten die großen Tore der Burg ihnen den Zutritt. Sie waren aus Stahl und es wird gesagt, dass man zwanzig Männer brauchte um eines der Tore zu öffnen oder zu schließen. Am dritten Tag nach dem Morgengebet rief der Prophet (saws) schließlich Imam Ali. Hadhrat Ali (as) kam sofort. Er sprang mit seinem Pferd über den Wassergraben und Schwang beide Tore mit einer Hand mit solcher Wucht auf, das sie aus den Angeln sprangen. Er trug sie zum Graben und legte sie darüber und baute somit eine Brücke. Die Muslime ritten in die Festung und Khaibar wurde eingenommen. Jetzt wieder zurück nach Kerbala:

Als Imam Hussain (as) dort ankam, wo Akbar lag, nahm er ihn in den Arm. Akbar hatte seine rechte Hand auf der Brust, den linken Arm legte er um die Schulter seines Vaters. Hussain (as) fragte ihn: „Akbar, wieso umarmst du mich nur mit einem Arm?". Akbar

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(as) antwortete nicht. Der Imam (as) versuchte Akbars Hand von dessen Brust zu ziehen. Akbar (as) widersetze sich. Imam Hussain nahm nun vorsichtig Akbars Hand weg. Dann sah er es. Er sah die Spitze des Speers. Hadhat Imam Hussain (as) legte Akbar behutsam auf den Boden, kniete sich nieder und umfasste die Speerspitze mit seinen Händen. Dann sah er in Richtung Najaf, wo Imam Ali (as) ruht, und rief laut: „Vater, nun bin auch ich bei meinem Khaibar angelangt!". Er zog die Speerspitze, der Engel Jibraeel (r) rief laut: „Marhaba, marhaba!". Hadhrat Ali Akbar (as) seufzte tief und schwer und lag schließlich still da.

16. ALI ASGHAR

Hadhrat Ali Asghar war das jüngste Kind Imam Hussains (as). Er

wurde nur wenige Wochen vor dem Aufbruch aus Medina geboren.

Seine Mutter hieß Rubaab, Tochter des Imra-ul-Qais, der der

Oberste des Stammes der Kinda war.

Hadhrat Rubaab (sa) hatte zwei Kinder, Sukaina und Ali Asghar,

alle drei begleiteten Imam Hussain nach Kerbala. Die Tatsache,

dass Hadhrat Hussain (as) ein fast Neugeborenes mit sich nahm

zeigt, dass es von Anfang an nicht seine Absicht war eine

bewaffnete Rebellion zu starten.

In Kerbala war Asghar nur sechs Monate alt. Ab dem siebten

Muharram wurde das Wasser vom Lager des Imams abgeschnitten.

Asghar musste großen Durst erleiden.

Am Tage von Aschura, nachdem Ali Akbar (as) sein Märtyrium

erlangt hatte, stand der Imam außerhalb des Lagers. Er war jetzt

ganz allein und bereitete sich vor, selbst ins Schlachtfeld zu gehen.

In diesem Augenblick hörte er ein Kind weinen. Es war Ali Asghar,

der vom dem stechenden Schmerz des Hungers und Durstes

geqäult wurde.

Der Imam (as) betrat Hadhrat Rubaabs Zelt und hab das Kind aus

der Wiege. „Rubaab,", sagte er „ich werde ihn zu Yazids Armee

mitnehmen. Sicherlich werden sie diesem unschuldigen Säugling

ein paar Tropfen Wasser nicht verwehren." Rubaab zog Asghar um,

sogar einen kleinen Turban band sie ihm auf den Kopf. Wie jede Mutter wollte sie, dass ihr Kind vor Fremden hübsch aussah. Imam Hussain (as) trug das Kind ins Schlachtfeld. An Yazids Soldaten (LA) gewandt sprach er: „Dieses Kind hat euch nichts getan. Er stirbt vor Durst. Ich bitte euch, gebt ihm nur ein paar Tropfen Wasser." Keine Antwort. Nun sagte Hadhrat Hussain: „Wenn ihr fürchtet, dass ich das Wasser trinke, seht her, ich lege das Kind hier auf den Boden, kommt und gebt ihm selber zu trinken." Er legte das Baby auf den Sand Kerbalas und entfernte sich einige Schritte von ihm. Jeder weiß, wie heiß der Wüstensand ist. Asghar lag dort, ohne auch nur zu zucken. Er drehte dem Feind zu und starrte ihn an. Ein Gemurmel ging durch die Armee, aber niemand kam um dem Kind Wasser zu geben. Der Imam (as) nahm wieder das Kind auf seinen Arm und sagte mit einer klaren Stimme: „Asghar, mein Sohn, zeig ihnen wie durstig du bist!" und Asghar drehte sein Gesicht den Soldaten zu. Er lächelte sie an und öffnete seinen Mund und strich seine trockene Zunge über seine Lippen. Das wirkungsvollste Schwert war gezogen worden! Die Soldaten waren so gerührt, dass man ihr Weinen laut wurde. Trotzdem hatten sie solche Angst vor Yazid, dass niemand sich wagte vorzutreten um Ali Asghar Wasser zu geben. Umar Sa'ad geriet in Sorge. Es schien, dass Asghar gegen die Macht Yazids siegreich in dieser Konfrontation hervorging. Er sah zu Hurmala (LA), einem berühmten Bogenschützen, und befahl: „Bring Hussain zum Schweigen!"

Dann geschah etwas furchtbares. Hurmala hob seinen Bogen. Zielte mit einem Pfeil auf den Säugling. Der Pfeil flog quer durch die heiße Wüste. Ein zischendes Geräusch und das Lächeln Asghars (as), als dieser seinen Kopf anhob und den Hals streckte. Kein normaldenkender Mensch kan sich auch nur die nächsten Augenblicke vorstellen. Das surrende Geräusch des Pfeils brach ab und Asghar lag still in den Armen seines Vaters. Imam Hussain (as) sah auf Asghars Hals hinunter, sah den Pfeil, sah den Hals, sah das Lächeln auf den Lippen und dann sah er nichts mehr.

Unser Imam (as) fühlte sich plötzlich schwach. Für einen Moment wurde alles schwarz und er konnte nichts sehen. Eine absolute

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Stille lag über Kerbala, die nur von den sanften Wellen des Euphrats unterbrochen wurde. Selbst der Feind war wie betäubt. Langsam drehte Hussain (as) sich um und sah nun auf das Baby in seinem Arm.

Der Pfeil hatte den zarten Hals ganz durchbohrt und war in der Brust des Imams (as) steckengeblieben. Es gab keine Möglichkeit ihn herauszuziehen. Seine beiden Arme hielten das stille Kind. Er sah zum Himmel und betete: „Ya Allah (swt) gib mir in diesem schwierigsten Moment meines Lebens Geduld. Kein Prophet (as/saws) hat eine derart harte Probe bestehen müssen." Es wird berichtet, dass dieses Ereignis den Imam so sehr getroffen hat, dass sein Bart und seine Haare innerhalb weniger Augenblicke grau wurden und er wie ein alter Mann aussah. Mit seinen Zähnen zog er sein Abaa (Umhang) über das Kind um den Körper vor der sengenden Sonne zu schützen. Er holte einige Male tiefen Atem und begann auf sein Lager zuzugehen.

Als er näherkam, sah er Rubaab (sa) am Eingang des Zeltes waren. Er sah die Sorge, die Hoffnung, die Angst und die Rastlosogkeit in ihren Augen. Es schien als würde der Imam (as) all seine Kraft verlieren. Er konnte nicht weiter auf Rubaab (sa) zugehen. Er ging sieben Schritte zurück, sagend: „INNA LILLAHI WA INNA ILEYHI RAJEEOON!", dann blieb er stehen und dachte, dass er das Kind zu seiner Mutter bringen müsse. Wieder sieben Schritte vorwärts gehend, sprach er: „INNA LILLAHI WA INNA ILEYHI RAJEEOON!" Wieder trafen sich die Blicke Imam Hussains (as) und Hadhrat Rubaabs (sa) und wieder schien es, als würde der Imam all seinen Mut verlieren und er ging wieder sieben Schritte zurück: „INNA LILLAHI WA INNA ILEYHI RAJEEOON!" Imam Hussain (as) tat dies sieben Mal. Vorwärts und Rückwärts und die ganze Zeit über fixierten die Augen Rubaabs ihr Kind. Jedesmal rezitierte der Imam (as) „INNA LILLAHI WA INNA ILEYHI RAJEEOON!" Letztendlich gelang es ihm, den Pfeil zu entfernen. Jetzt nahm er den toten Körper des Säuglings zu Hadhrat Rubaab, sagend: „Rubaab, dies ist eine Prüfung von Allah (swt), die nie zuvor eine Mutter bestehen musste. Komm mit mir." Hadhrat Rubaab (sa) folgte ihm. Mit ihren eigenen Händen gruben sie ein kleines Grab und der Vater und die Mutter begruben zusammen Ali Asghar (as).

17. IMAM HUSSAIN

Unser Imam (as) ist allein. Er schaut sich um. Hier liegen Habeeb ibne Mazaahir, Muslim bin Awsaja, Zuhair ibne Qain und all seine Freunde und Gefährten. Dort liegen Aun und Muhammad. Er schaut zu Qasims zertrampelten Überresten. Er schaut zu Ali Akbar, seinem geliebten Sohn, mit solch grausamer Wunde in der Brust. Er schaut in Richtung Euphrat. Leise flüstert er: „Abbas, Abbas, ich bin so allein. So allein!"

Langsam bewegt sich Imam Hussain (as) auf das Zelt Imam Zainul Abedins (as) zu. Zainul Abedin liegt ohnmächtig in seinem Bett. Liebevoll schüttelt der Imam seinen Sohn an der Schulter. Der kranke Imam öffnet seine Augen: „Vater, Vater, wieso bist du allein? Wo ist mein Onkel Abbas? Wo ist Ali Akbar? Wo ist Qasim? Wo sind all deine Gefährten?" Imam Hussain (as) erwidert: „Sohn, kein Mann außer du und ich sind am Leben gelassen worden. Alle haben ihr Leben für den Islam geopfert."

Zainul Abedin (as) versucht aufzustehen. „Wohin gehst du, mein Sohn?", fragt Hadhrat Hussain. „Um Yazids Armee (LA) zu bekämpfen.", erwidert der junge Mann. „Nein, mein Sohn, du bist zu krank für den Jihaad. Ich bin gekommen um Lebewohl zu sagen. Pass auf die Damen und die Kinder auf. Und, mein Sohn, wenn du nach Medina zurückkehrst, richte Sughra meinen lieben Gruß aus. Sag ihr, dass ich jeden Moment an sie gedacht habe und dass ich mir in den letzten Augenblicken meines Lebens wünschte, sie umarmen zu können bevor ich getötet werde. Und richte auch unseren Freunden meinen Salaam aus und sage ihnen, dass sie an mich denken sollen, wenn sie Wasser trinken, mein Sohn." Imam Hussain (as) steht in der Mitte des Zeltes und ruft: "Oh Zaynab (sa), oh Kulthum (sa), oh Sukaina (sa), oh Ruqayya (sa), oh Rubaab (sa), oh Fizza (sa), mein Gruß an euch! Lebt wohl!" Die Damen und die Kinder jammern und weinen als sie dem Imam (as) Lebewohl sagen.

Der Imam (as) geht auf sein Pferd zu. Es gibt niemanden mehr, der ihm beim Aufsteigen hilft. Sayyida Zaynab (sa) tritt vor und hält die Zügel als der Imam das Pferd besteigt. Das Pferd geht einige

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Schritte und bleibt dann stehen. Der Imam drängt das Pferd weiterzugehen, aber es bleibt stehen und schaut zu seinen Hinterläufen. Imam Hussain (as) dreht seinen Kopf und sieht, wie Sukaina (sa) die Beine des Pferdes umklammert und das Pferd bittet: „Pferd, nimm meinen Vater nicht von mir, lass sie mich nicht zu einem Waisenkind machen!"

Imam Hussain (as) steigt ab. Er spricht: „Sukaina, du bist die Urenkelin des heiligen Propheten (saws). Ich liebe dich so sehr, dass ich nicht gehen werde, wenn du es mir verbietest, aber dann wird der Islam vernichtet. Wie wirst du oder ich dem heiligen Propheten (saws) dann am Tage des Jüngsten Gerichts ins Gesicht Blicken können?", ihre Tränen bekämpfend kann die vier Jahre alte Sukaina nur hervorbringen: „Bismillah, Vater." Das vierjährige Kind hält die Zügel, als der Vater das Pferd besteigt um in den sicheren Tod zu reiten.

Hussain (as) reitet weiter. Auf einem Hügel hält er und ruft laut: „Ist dort jemand, der mir zu Hilfe kommt?"

Natürlich erwartet der Imam nicht, dass einer der feindlichen Soldaten ihm zur Hilfe eilt. An wen richtet sich dann sein Hilferuf? Unser Imam plädiert an alle Muslime jeden Zeitalters und überall auf der Welt, jung und alt, Männer und Frauen, Erwachsene und Kinder, uns ermahnend, den Yazidismus zu bekämpfen und zu die Aufforderung Allahs (swt) Befehle zu missachten zu verweigern. Jede kleine Anstrengung, die wir auf uns nehmen um nach dem islamischen Bewusstsein zu handeln und es zu bewahren, ist eine Antwort auf den Ruf des Imams (as) mit „Labbayk! Labbayk!" Hussain (as) reitet in Richtung der Feinde. Ein Regen aus Pfeilen wird auf ihn abgeschossen. Hussain (as) ignoriert den Pfeilregen und reitet weiter. Er möchte eine letzte Anstrengung machen, um den Feinden des Islam den wahren Islam zu predigen. Er hält und wendet sich an die Feinde:

"An jene von euch, die mich nicht kennen, wisset, dass ich der Enkelsohn des heiligen Propheten (saws) bin. Ich bin auf dem Weg der Wahrheit. Yazid (LA) verkörpert Falschheit und Korruption. Er möchte euch vom Islam wegführen. Folgt ihm nicht! Ermordet nicht den Enkelsohn des Propheten (saws)! Allah (swt) wird euch niemals vergeben!

Seid euch gewiss, wenn ihr einen Befehlshaber seht, der all jenes tut, was Allah (swt) und sein Prophet (saws) verboten haben, der jeder Sünde nachgeht, der seine Untergebenen unterdrückt und ihr nichts tut um so einen Befehlshaber zu stoppen, dann seid ihr vor Allah (swt) genauso schuldig wie er es ist! Ihr kennt meine Abstammung. Meine Eltern haben mich nicht erzogen damit ich mich einem üblen Tyrannen unterwerfe. Ich bin euer Imam. Ihr habt die Freiheit eurer Gedanken gegenüber den schlechten Weg Yazids eingetauscht. Wenn ihr euch schon nicht um den Islam kümmert, dann sorgt euch zumindest für die Freiheit eures Geistes!"

Umar Sa'ad schreit: "Werdet nicht das Opfer seiner Redekunst! Tötet ihn!"

Aus allen Richtungen nähern sich den Imam (as) die Soldaten (LA) mit blanken Schwertern. Hussain (as) sagt: „Ihr habt euch entschieden mich zu bekämpfen, so werde auch ich euch bekämpfen. Ich fürchte den Tod nicht. Der Tod ist mir süßer als Schande. Ich werde euch jetzt Zeugen vom Heldenmut des Sohnen von Ali ibne Abi Talib (as) werden lassen!"

Imam Hussain (as) zieht sein Schwert und beginnt zu kämpfen. Durstig, müde, verwundet, gekränkt, unser Imam (as) kämpft, wie nie zuvor jemand kämpfend gesehen wurde. Wohin er sich auch wendet fliehen die Soldaten wie Hasen vor einem Löwen flüchten. Umar Sa'ad (LA) schickt seine besten Krieger gegen den Imam (as). Alle von ihnen sterben. Niemand wagt sich in die Nähe des Imams (as). Hadhrat Hussain (as) stellt sich auf die Steigbügel, seine Augen wenden sich zu der Stelle, wo Hadhrat Abbas (as) liegt: „Abbas, hast du die Schlacht deines durstigen Bruders gesehen, dessen Herz gebrochen ist?", murmelt er. Und dann erscheint Jibraeel (r) und spricht: "Oh Hussain (as), Allah (swt) ist von Ihrer Tapferkeit erfreut. Nun ist der Augenblick gekommen, an dem Sie den Islam mit Ihrem Leben bewahren müssen." Hadhrat Hussain (as) schaut zum Himmel. Ja, die Zeit des Asrs (Nachmittagsgebets) ist angebrochen. Hussain (as) steckt das Schwert zurück in die Scheide, senkt sich über den Pferderücken und flüstert dem Pferd zu: „Bring mich dorthin, wo meine Mutter Fatimah (sa) auf mich wartet! Aber, mein treues

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Pferd, passiere vorher noch die Stelle an der mein Ali Akbar liegt, sodass ich meinen geliebten Sohn nur noch ein letztes Mal sehe, bevor ich sterbe."

Als die Feinde sehen, dass Hadhrat Hussain (as) sein Schwert zurückgesteckt hat kommen sie von allen Seiten. Einige werfen Steine auf ihn, andere schlagen ihn mit Schwertern, Pfeile werden auf ihn geschossen. Plötzlich hält das Pferd und die Seele Fatimah Zahras (sa) ist zu hören: „Mein Sohn, mein Sohn!" Imam Hussain (as) fällt vom Pferd, aber sein Körper berührt nicht den Boden. Er ruht auf den Klingen der Pfeile. Er hält sein Asrgebet auf einem Teppich aus Pfeilen ab. In seinem letzten Sajdah (Niederwerfung) spricht er: „Oh Allah (swt), alles Lob gebührt DIR und nur DIR allein!"

Jemand bewegt sich auf unseren Imam (as), der sich auf den Pfeilen im Sajdah befindet, zu. Er hält einen Dolch in seinen Händen. Die Erde bebt. Die Sonne verdunkelt sich. Und dann ist die Stimme Jibraeels zu hören: „Oh, Hussain ist getötet! Hussain ist getötet!" Sukaina (sa) fällt bewusstlos zu Boden. Sayyida Zaynab (sa) läuft zum Zelt unseres vierten Imam (as). „Oh Sohn, was ist geschehen?" Imam Zainul Abedin (as) taumelt auf den Vorhang des Zeltes zu, hebt ihn an und deutet mit seinem Finger auf einen Kopf, der auf eine Lanze gehoben wird. Mit einer zitternden Stimme ruft er: „ASSALAMU ALEYKA YA ABA ABDILLAH!"

18. Die Nacht der Heimatlosen SHAAME GHAREEBAN

Es war nach Asr (Nachmittagsgebetszeit) am Tage Aschuras als Imam Hussain (as) ermordet worden war. Die Erde hatte gebebt. Der Damm des Euphrat war gebrochen. Aus dem Lager wurden solche Wehklagen der Familie des Propheten (saws) laut, wie sie nie zuvor gehört worden waren.

Yazids Armee (LA) hatte unseren Imam (as), seine Söhne (as), seine Brüder (as), seine Neffen (as) und Gefährten (as/r) brutal ermordet. Niemand wurde verschont. Unter den männlichen

Erwachsenen blieb nur der vierte Imam Hadhrat Zainul Abedin (as) übrig, der bewusstlos im Zelt lag. Sein junger Sohn Muhammad war ebenfalls bei ihm und weinte.

Man könnte meinen, dass sogar der Teufel sich nach so viel Bösem Einhalt gebieten würde, aber es kam anders.

Umar Sa'ad (LA) bekam einen Brief von ibne Ziyad (LA). Der Governeur Kufas ordnete an, dass man mit dem Tode Hussains (as) noch nicht befriedigt war. Sein Körper sollte durch mit dem Zertrampeln durch Pferden entweiht werden. Und dies wurde dem Enkel des Propheten (saws) angetan.

Als die Sonne unterging, drangen die Soldaten ins Lager Hadhrat Hussains (as) auf Jagd nach Beute ein. Sie plünderten jedes Zelt. Jedem Mädchen und jeder Frau wurden die Schleier entrissen. Die Häupter der Töchter Fatimahs (sa) wurden entblößt. Sukainas (sa) Ohrringe wurden ihr von den Ohren gerissen, sodass ihre Ohrläppchen zerrissen wurden. Als das kleine Mädchen um ihren Schleier bat um unberührt zu bleiben, wurde sie geschlagen. Aber jetzt würden sie doch sicher aufhören? Aber nein. Sie zündeten alle Zelte an. Humayd ibne Muslim schildert, wie er ein kleines Mädchen dessen Kleider Feuer gefangen und dessen Ohren bluteten, von dem Szenario des Gemetzels flüchten sah. Er sagt: „Ich rannte hinter ihr her und nahm sie bei der Hand und löschte das Feuer von ihrer Kleidung. Ich wischte ihr das Blut von den Ohren. Sie sah mich an und sagte: ,Du scheinst ein netter Mensch zu sein, bist du ein Muslim?' Ich bejahte diese Frage. Sie dachte eine Weile nach und sprach dann: ,Kannst du mir bitte den Weg nach Najaf zeigen?', und ich fragte: ,Wieso möchtest du zu dieser Zeit und in diesem Zustand nach Najaf gehen?', und sie erwiderte: ,Ich möchte dorthin um mich bei meinem Großvater Ali Ibne Abi Talib (as) zu beschweren, dass sie meinen Vater ermordet haben.' Ich realisierte, dass sie die Tochter Hussains (as) war und brachte sie zu ihrer Tante Zaynab (sa) zurück."

Als die Nacht vorangeschritten war versammelte Sayyida Zaynab (sa) alle Frauen und Kinder auf engem Raum zwischen den geplünderten Zelten. Imam Zainul Abedin (as) lag umgeben von den Witwen und Waisen auf dem Boden. Es gab kein Feuer, kein Licht. Nur der Mond warf sein dumpfes Licht auf sie.

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Umar Sa'ad (LA) bat die Witwe Hurs (as) etwas Lebensmittel und Wasser zu den Damen und Kindern mizunehmen. Als sie sich der Stelle näherte, wo sie sich ausruhten bemerkte Hadhrat Zaynab (sa) sie. Sie stand auf, ging zu ihr und richtete ihr ihr Beileid wegen Hurs Ermordung aus. Diese Geste von Sayyida Zaynab (sa), die selber soviel gelitten, verloren und so viel Trauer im Herzen hatte, ist eine unvergessliche Lektion des islamischen Akhlaaqs, die die Welt niemals vergessen darf.

Hadhrat Zaynab (sa) nahm den Wasserkrug und ging zu Hadhrat Sukaina (sa). Sie war aber in einen verdrießlichen Schlaf gefallen. Sanft streichelte sie die zerzausten Haare des Mädchens. Sukaina öffnete ihre Augen. Zaynab (sa) sagte: „Hier ist etwas Wasser, Sukaina. Bitte trink ein wenig. Du bist sehr lange durstig gewesen." Als sie das Wort ,Wasser' hörte, schrie sie hoffnungsvoll auf: „Ist mein Onkel Abbas (as) zurückgekehrt?" Als ihr gesagt wurde, dass Hurs (as) Witwe das Wasser gebracht habe, stand sie auf, ging zu Hurs Witwe (r) und dankte ihr. Dann fragte sie: „Habt ihr alle denn schon Wasser getrunken?" Hadhrat Zaynab (sa) schüttelte den Kopf. „Warum sagt ihr mir dann, dass ich trinken soll?", fragte das Kind weiter. Zaynab antwortete: „Weil du die jüngste bist, mein Liebes." Sukaina erwiderte: „Nein, nein! Asghar ist der jüngste!", sie nahm den Wasserkrug, rannte zu der Stelle, wo Ali Asghar (as) begraben war und weinte: „WA ASGHARA! WA ASGHARA!" So verbrachten die Heimatlosen ihre Nacht in Kerbala. Dies war die Shaame Ghaariban - die Nacht der Heimatlosen. Sie hatten alles verloren. Ihre Männer hatten ihr Leben gegeben. Ihre Kinder waren ermordet worden. In dieser trostlosen Wüste, wo noch vor einigen Stunden ihr Lager gestanden hatte, drängten sich der vierte Imam (as), die Frauen und die übriggebliebenen Kinder zusammen. Nun wachten Hadhrat Zaynab und Hadhrat Kulthum (sa) über Imam Zainul Abedin (as) und die Kinder (as/r), damit sie nicht angegriffen wurden.

Plötzlich bemerkte Hadhrat Zaynab, dass Sukaina (sa) verschwunden war. Sie ist beunruhigt. Sie schaut um sich, aber Hussains (as) geliebte Tochter ist nirgends zu sehen. Hadhrat Zaynab (sa) geht langsam aufs Schlachtfeld. Sie kommt zu der Stelle an der Abbas (as) liegt: „Abbas, Abbas! Mein geliebter

Bruder, hast du Sukaina (sa) gesehen?" Stille. Sie geht dorthin, wo Imam Hussains (as) kopfloser Körper ruht. Und dort, an ihren Vater geschmiegt, findet sie Sukaina (sa) in tiefem Schlaf.

19. Die dritte Reise - KERBALA NACH KUFA

Der Morgen bricht über den trostlosen Sand Kerbalas an. Was gestern noch ein Schlachtfeld war ist heute eine weite Wüste, mit den leblosen Körpern der getöteten bedeckt. Im Winkel wo Imam Hussains (as) Lager gestanden hatte haben die Witwen und die Waisen eben ihr Morgengebet beendet. Imam Zainul Abedin (as) befindet sich im Sajdah (Niederwerfung), Allah (swt) lobpreisend. Umar Sa'ad (LA) kommt mit einigen Soldaten und befiehlt, die Frauen und Kinder an ein Seil als Gefangene zu fesseln. Wieder gibt es Wehklagen. Unser vierter Imam (as) tröstet sie. Er selbst wird auch in schwere Ketten gelegt. Yazids Soldaten (LA) verbringen den Tag damit, ihre Toten zu begraben, die Körper der Märtyrer und des Imam Hussain (as) aber werden liegengelassen. Imam Zainul Abedin (as) fleht darum, sie begraben zu können, aber seine Bitten bleiben unerhört. Eine weitere Nacht in Kerbala muss sich der Morgendämmerung fügen. Die Gefangenen bleiben gefesselt. Der Imam (as) leidet unter seinen Ketten. Seine Hand- und Fußgelenke sind verschrammt und mit Blutergüssen übersät. Am Morgen des zwölften Muharram werden die Frauen und Kinder auf ungesattelte Kamele verfrachtet. Eine große Prozession wird vorbereitet. Ganz zuvorderst reitet Uma Sa'ad (LA) gefolgt von seinen Offizieren (LA). Dann folgen Fußsoldaten, die die auf Speeren aufgespießten Köpfe der Märtyrer (as/r) tragen. Zwischen ihnen ist der vierte Imam (as), mit Ketten gefesselt. Danach kommen die Kamele, die die gefangenen Frauen und Kinder tragen. Schimr (LA) und die restliche Infanterie bilden den hinteren Teil des Umzuges. Die Reise nach Kufa beginnt.

Ja, die Geschichte Kerbalas ist eine Geschichte fünf trauriger Reisen. Nun beginnt die dritte tränenreiche Reise. Wir schauen auf

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die Reisenden. Wenige, die bei der ersten Reise von Mekka nach Medina dabei waren, sind auch diesmal dabei, aber den Rest kann man nicht sehen. Nein, man kann sie nur sehen, wenn man um sich schaut. Ihre geschlachteten Körper liegen noch immer auf dem Sand Kerbalas.

Wer ist der Held und die Heldin dieser dritten Reise? Der Held ist ein in Ketten gelegter, mit Handschellen gefesselter, erschöpfter, sehr kranker, leidender Mann, der vierte Imam Hadhrat Zainul Abedin (as). Und die Heldin? Wir sehen die Dame, mit nacktem Haupt. Ihr Gesicht voller Schmerzen, doch jetzt spiegelt es den Mut und Stärke ihres Geistes wider. Sie weiß, dass sie um Sukainas (sa) und der anderen Damen (sa/r) Willen nicht ihrer Trauer und dem Schmerz verfallen darf. Ja, es ist Sayyida Zaynab (sa). Umar Sa'ads (LA) Grausamkeit ist noch immer nicht erschöpft. Er entscheidet die Karawane mitten durch das Feld zu führen, wo die Märtyrer liegen. Als das Kamel Zaynabs am Körper Imam Hussains (as) vorbeikommt, kann sie ihren Schmerz und die Qual nicht mehr zurückhalten. Sie wendet sich gen Medina und ruft: „Ya Muhammad (saws), mögen die Engel Sie segnen. Schauen Sie, hier liegt der Körper Ihres geliebten Hussain (as), so erniedrigt und geschändet, mit Blut übersät und in Stücke gerissen. Hier sind wir, Ihre Töchter, als Yazids (LA) Gefangene!"

Imam Zainul Abedin (as) geht zu Sayyida Zaynab (sa): "Liebe Tante, haben Sie Geduld. Ihre Opfer für den Islam haben gerade erst begonnen."

Ibne Ziyad (LA), der Governeur Kufas, hat einen Feiertag ausgerufen. Die Stadt wurde mit Flaggen und Bannern geschmückt. Den Menschen wurde erklärt, dass die Rebellen, die Kufa angreifen und die Bevölkerung töten wollten, in Kerbala besiegt worden waren und dass ihre Frauen als Gefangene in die Stadt geführt werden würden. Diejenigen, die dies glaubten und das waren nicht wenige, kamen und versammelten sich in den Straßen, an denen die Karawane entlanggeführt werden sollte, um die Gefangenen zu verhöhnen und sie zu verspotten. Große Menschenmengen hatten sich überall versammelt. Es herrschte Festtagsstimmung. Die Prozession betrat die Stadt und wurde langsam in Richtung des Governeurspalastes geführt. Die Leute schrien und verhöhnten sie.

Es gab aber auch einige wenige, die die Wahrheit ahnten. Als diese den Kopf Imam Hussains (as) und die Witwen und Waisen in diesem Elend und der Trauer sahen, rannen Tränen aus ihren Augen. Die Mehrheit der Leute war aber unwissend. Sie glaubten den Lügen, bzw. fanden es bequemer den Lügen die Uma Sa'ad (LA) verbreitete Glauben zu schenken. Als die Prozession dem Palast nahte, wurde die Menschenmenge größer. Die meisten der dort versammelten Menschen arbeiteten für Yazid (LA), oder aber unterstützten ihn. Die Verhöhnungen und Beleidigungen wurden lauter. Das Gesicht Sayyida Zaynabs (sa) war rot vor Zorn. Sie stellte sich aufs Kamel uns schaute um sich auf die Menge. Und dann begann sie mit klarer und lauter Stimme zu sprechen: "Gepriesen sei Allah (swt) und gesegnet sei mein Großvater Muhammad (saws), SEIN geliebter Prophet (saws). Wehe euch, Leute von Kufa! Wisst ihr wen ihr ermordet habt? Wisst ihr, welches Gelöbnis ihr gebrochen habt? Wisst ihr, wessen Blut ihr vergossen habt? Wisst ihr, wessen Ehre ihr besudelt habt?" Eine betäubende Stille trat ein. Dann war das leise Weinen von Menschen zu hören. Ein alter, blinder Mann war in der Menschenmenge. Er war ein Gefährte Imam Alis (as) gewesen. Als er Sayyida Zaynabs (sa) Stimme hörte, schrie er auf: „ Bei Allah (swt)! Wenn ich nicht wüsste, dass er von uns gegangen ist, hätte ich geschworen, dass ich soeben die Stimme meines Herren Ali ibne Abi Talib (as) gehört habe!" Imam Zainul Abedin (as) trat zu ihm: „Oh Schaikh, dies ist nicht Ali (as), sondern seine Tochter Zaynab binte Ali (sa). Die Tochter Fatimahs (sa), der geliebten Tochter des heiligen Propheten (saws)." Das Weinen der Menschen wurde lauter. Als aber Sayyida Zaynab (sa) fortfuhr, entstand sofort eine Todesstille:

"Weinen mögt ihr, Leute Kufas! Das Verbrechen was ihr gegenüber dem heiligen Propheten (saws) begangen habt, ist so groß, dass der Himmel erzittert, die Erde erbebt und die Berge zerbröckeln. Ihr habt euren Imam (as) ermordet und so euer Obdach in der Not, dem Übel und dem Kufr verloren. Nichts kann euch mehr vor dem Zorn Allahs (swt) retten, weil ihr den Sohn SEINES letzten Propheten (saws) ermordet habt!"

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Die Leute konnten ihr Wehklagen nicht mehr unter Kontrolle halten. Umar Sa'ad (LA) bekam es mit der Angst zu tun und ließ die Gefangenen schnell in das innere des Palastes bringen. Sie wurden ibne Ziyad (LA) vorgeführt. Schaikh al-Mufid (r) überliefert, dass ibne Ziyad (LA) auf seinem Thron saß und vor ihm der Kopf Imam Hussains (as) lag. Plötzlich schlug er mit seinem Stock in das Gesicht. An alter Gefährte des heiligen Propheten (saws), Zayd bin Arqam, der ebenfalls im Hof anwesend war und diese Erniedrigung, die Imam Hussains (as) Kopf angetan wurde miterlebte, schrie auf: „Nimm deinen Stock von diesen Lippen! Bei Allah (swt), ich habe die Lippen des Propheten (saws) auf diesen Lippen liegen sehen!" Ibne Ziyad (LA) war außer sich vor Wut. Er erwiderte scharf: „Oh alter Mann, wie wagst du es unsere Feier zu Ehren des Sieges unseres Imams, Yazid ibne Muawiyah, zu unterbrechen? Wegen deinem Alter werde ich dein Leben verschonen. Verlasse sofort meinen Hof!"

Dann zeigte ibne Ziyad (LA) auf Imam Zainul Abedin (as) und fragte: "Wer ist dieser junge Mann?" „Er ist Ali ibnal Hussain.", erwiderte Umar Sa'ad (LA). „Wieso lebt er dann noch?", fragte ibne Ziyad weiter und fuhr fort: „Töte ihn sofort!"

Hadhrat Zaynab (sa) trat vor und stellte sich vor Imam Zainul Abedin (as): „Du wirst mich zuerst töten müssen!", sagte sie ibne Ziyad (LA) herausfordernd, entschlossen und mit solcher Wut ansehend, dass er aufgab und ging, anordnend, die Gefangenen einzusperren.

20. Die vierte Reise - KUFA NACH SCHAAM (Damaskus in Syrien)

Sayyida Zainabs (sa) Reden hatten Kufa in Aufregung versetzt. Die Kufiten waren voller Gewissensbisse. Eine Unruhe erfüllte die Stadt. Auf dem Marktplatz gab es ein Geflüster: „Was haben wir getan? Wie konnten wir nur den Enkel des Propheten (saws) einladen und ihn dann so in Kerbala erbarmungslos abschlachten lassen? Wie konnten wir nur zulassen, dass die Enkelinnen des heiligen

Propheten (saws) wie Sklaven in den Straßen vorgeführt wurden? Was haben wir getan?"

Ibne Ziyad (LA) befürchtete, dass die Leute Kufas sich gegen ihn erheben könnten. Er befahl, das Gefängnis strikt zu bewachen. Niemandem war es erlaubt die Gefangenen zu besuchen. Nur den treuesten Soldaten war es erlaubt sich um oder in dem Gefängnis aufzuhalten. In der Zwischenzeit wurden Boten zwischen Kufa und Damaskus hin und her geschickt. Obwohl Yazid (LA) zuerst angeordnet hatte, die Gefangenen in Kufa bis zu den Vorbereitungen für ihre Vorführung in Schaam (Damaskus) festzuhalten, war ibne Ziyad (LA) wegen der Stimmung in Kufa darauf bedacht, sie so schnell wie möglich aus Kufa herauszuhaben. Es wurde zugestimmt sie nach Schaam zu schicken.

Schon wieder wurden die Gefangenen versammelt und die Prozession verließ Kufa. Diesmal aber wurde der Aufbruch in der Nacht und in aller Heimlichkeit durchgeführt.

So begann die vierte tränenreiche Reise. Es war eine lange und beschwerliche Reise. Wer war der Held und wer die Heldin dieser Reise durch die irakischen und syrischen Wüsten? War es Hadhrat Rubaab (sa), die stets von ihrem ungesatteltem Kamel aus auf Ali Asghars Wiege schaute, in der die in der Schaame Gharibaan (Nacht der Heimatlosen) geplünderten Güter gehäuft worden waren? War es Sukaina (sa), die voller Trauer im Schoß ihrer Mutter sitzend auf das Alam Hadhrat Abbas' (as) und auf dem immer noch befestigten Wasserbeutel daran schaute, stets flüsternd: „Ich bin nicht durstig Onkel, ich bin nicht durstig!" War es Imam Zainul Abedin (as), der den ganzen Weg zu Fuß zurücklegen musste und dessen Fleisch von den Ketten zerfressen wurde?

Einige Male wurde unser Imam (as) bewusstlos. Seine Bewacher kannten aber kein Mitleid. Sie peitschten ihn, sobald sein Schritt langsamer wurde oder wenn er in Ohnmacht fiel. In diesen Momenten musste Hadhrat Zaynab (sa) dazwischengehen, damit sie ihn nicht zu Tode peitschten.

Dies war die Reise, in der der Heldenmut Hadhrat Alis (as), der Imam Zainul Abedins (as) Herz beherrschte war. Die Heldin war

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das Sabr (Ausdauer/Geduld) Fatimah Zahras (as), die das Herz Zaynabs (as) beherrschte.

Die Reise von Kufa nach Schaam war sehr lang. Sie dauerte über zwanzig Tage. Die Frauen und Kinder waren erschöpft und sie litten unter großen Qualen. Sehr oft wurden die Kinder unter der sengenden Hitze der Wüste bewusstlos und fielen von den Kamelen. Die Mütter schrien. Imam Zainul Abedin (as) und Hadhrat Zaynab (sa) gingen dann los, um nach ihnen zu sehen. Manchmal fanden sie sie am Straßenrand liegend, kaum lebend und es gab Momente, an denen sie die Kinder zu spät fanden. Unser vierter Imam (as) grub dann ein Grab um das tote Kind zu begraben. Ein Geschichtsschreiber, der einige Jahre später diese Route wieder besuchte erzählt, dass er eine große Anzahl kleiner Gräber auf dem Wege entdeckte.

Einige Zakirs (jene, die über die Ahl-al-Bayt a.s. Reden halten) überliefern folgende Geschichte:

Sayyida Zaynab (sa) schaute einmal zum Kamel auf dem Sukaina (sa) ritt, aber Sukaina war nicht mehr da. Sie sah zu den anderen Kamelen, doch sie konnte Sukaina nirgends entdecken. Sie geriet in Panik. Wo könnte Imam Hussains (as) Lieblingstochter nur sein? Sie bat Schimr (LA), ihr die Fesseln zu entfernen, damit sie nach ihr sehen könne. Erst antwortete Schimr (LA) mit seiner Peitsche. Ungeachtet dessen und ihren Schmerz ignorierend bat sie ihn immer wieder darum. Schimr (LA) band sie schließlich los und warnte sie, dass er Hadhrat Zain (as) zu Tode peitschen würde, wenn sie nicht bald zurück sei. Hadhrat Zaynab (sa) rannte in die Richtung, aus der sie kamen. Etwas weiter weg sah sie eine ältere Dame, die Sukaina (sa) liebevoll im Arm hielt, ihre Wangen küsste und die Tränen aus ihrem Gesicht wischte. Sie hörte Sukaina (sa) ihr erzählen, wie ihr Onkel Abbas (as) losgegangen war um für sie Wasser zu holen aber nie wieder zurückgekehrt war. Als Sukaina (sa) ihre Tante sah, erklärte sie ihr, wie sie vom Kamel gefallen war und wie die nette alte Dame sie in Schutz genommen hatte. Hadhrat Zaynab (sa) wandte sich an die Dame und sagte: „Möge Allah (swt) dich für deine Güte gegenüber dieser Waisen lohnen." Die Dame antwortete: „Liebe Zaynab (sa), wie kannst du nur deiner eigenen Mutter danken? Erkennst du mich nicht?" Als die

Dame ihr Gesicht etwas anhob, sah Sayyida Zaynab (sa), dass es Fatimah Zahra (sa) war.

Als die Karawane die Außenbezirke Damaskus' erreichte, sandte Umar Sa'ad (LA) Yazid (LA) eine Nachricht zu, dass sie angekommen waren. Yazid (LA) befahl, dass die Karawane bis zum Morgen an ihrem Platz bleiben solle. Er wollte die Leute Schaams in den Straßen versammeln um ihnen die Gefangenen vorzuführen und sie zu Zeugen seines Sieges zu machen. In der Zwischenzeit wurden die Straßen durch die die Gefangenen paradiert werden sollten mit Bannern und Flaggen geschmückt. Sayyida Zaynab (sa) hatte Kufa bereits erobert. Nun kam Schaam und wartete auf sie.

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