26. Die kleine Wallfahrt

 

Der Vertrag von A1-Hudaybiya schuf friedliche Verhältnisse. Die islamische Gemeinschaft konnte nun vor erneuten Angriffen der Qureisch und deren Verbündeten sicher sein, Prophet Muhammad nutzte diese Gelegenheit und schickte Gesandte zu den mächtigsten Herrschern, den Stammesführern und den religiösen Führern der Christen und Juden jener Zeit um sie zum Islam einzuladen.

Gleichzeitig suchte er aber auch einen Weg, um sich mit den Juden zu einigen, die im Norden Medinas lebten. Diese hatten bisher nur Niederlagen gegen die Muslime erlitten und der Prophet fürchtete, sie könnten sich z. B. mit dem mächtigen Herrscher des Römischen Reiches gegen die Muslime verbünden. In der Vergangenheit hatten sie immer wieder arabische Stämme aufgehetzt und zur Vernichtung der islamischen Gemeinschaft aufgefordert. Der Prophet sammelte eine große Anzahl seiner Anhänger um sich und zog mit ihnen nach Chaybar. Wiederum waren die Juden unterlegen und baten schließlich um ein Friedensabkommen. Auch mit anderen jüdischen Stämmen wurden Friedensabkommen geschlossen. Ihnen allen gewährten die Muslime Schutz und Sicherheit.

Die Zeit war gekommen, da die Muslime - wie mit den Qureisch vereinbart worden war - nach Mekka pilgern konnten. Eine große Gruppe von etwa 2000 Muslimen versammelte sich. Vor allem die Muhhadschirehen, die Auswanderer, waren ungeduldig. Sie freuten sich, nach langer Zeit wieder ihre Angehörigen und Freunde zu sehen. Aber noch größer war ihre Freude, dass sie zur Ka`ba kommen und ihre religiöse Pflicht erfüllen konnten. Die Stammesführer der Qureisch hatten Mekka verlassen, denn sie wollten dem Propheten und seinen Gefährten nicht begegnen.

Allahumma labbayk, "hier sind wir o Gott, dir zu Diensten" riefen die Muslime, als sie in Mekka eintrafen. Als sie die Ka`ba erreicht hatten, folgten sie Muhammad, dem Propheten Gottes, der die Ka`ba mehrmals umschritt,

Danach verrichteten die Muslime das Mittagsgebet. Anschließend ging ihnen der Prophet voraus zu den Hügeln as-Safa und al-Marwa. Zwischen diesen beiden Hügeln war Hadschar, Prophet Ibrahims Frau, auf der Suche nach Wasser für ihren durstigen Sohn lsmail hin- und hergelaufen. Siebenmal legten die Muslime den Weg zwischen diesen beiden Hügeln zurück, bei al-Marwa wurden dann die Opfertiere geschlachtet und die Muslime scherten ihre Köpfe. Damit waren die nötigen Handlungen für die "Umra", die kleine Wallfahrt, beendet.

Die Muslime besuchten anschließend ihre Familienangehörigen, Freunde und Bekannte, die sie seit ihrer Auswanderung aus Mekka nicht mehr gesehen hatten. Viele Götzendiener waren von dem Verhalten der Muslime sehr angetan und einige wurden sogar Muslime. Die Stammesführer der Qureisch, die alles aus der Ferne beobachteten, sahen dies mit großem Unbehagen.

Am dritten Tag kam ein Gesandter der Qureisch zum Propheten und sprach: "Der in unserem Vertrag vereinbarte Zeitraum von drei Tagen ist nun vorüber, und ihr müsst Mekka so schnell wie möglich verlassen!" Die Muslime sammelten sich und verließen Mekka,

So gewann der Islam immer mehr an Einfluss und es war nur noch eine Frage der Zeit, wann die Muslime wieder nach Mekka zurückkehren würden.

Zu Beginn des achten Jahres nach der Hidschra herrschte auf der Arabischen Halbinsel weitgehend Ruhe und Sicherheit. Der Prophet wollte den Islam weiter verbreiten und schickte Boten in entlegenere Gebiete und auch zum Herrscher Syriens. Doch seine Gesandten wurden grausam getötet. Daraufhin marschierten etwa 3000 muslimische Soldaten bis zur syrischen Grenze, wo sie sich einem riesigen Herr gegenübersahen. Nach einigen kämpfen traten die Muslime den Rückzug an und kehrten nach Medina zurück.

Auch die Qureisch erfuhren von diesem Vorfall und sie dachten, die Muslime seien militärisch sehr schwach und nicht mehr so mutig und opferbereit wie in ihren früheren Kämpfen. Sie stachelten einige ihrer Verbündeten dazu an, das Abkommen von al-Hudaybiya zu verletzen.

Doch schnell bereuten die Qureisch, was sie bewirkt hatten. Sie fürchteten nun, der Prophet werde diesen Vertrauensbruch vergelten. Deshalb schickten sie Abu Sufyan nach Medina, wo er mit dem Propheten das Abkommen von al-Hudaybiya auf zehn Jahre verlängern sollte. Dieser willigte aber nicht ein.