25. Das Abkommen von A1-Hudaybiya

 

Sechs Jahre waren seit der Auswanderung der Muslime von Mekka nach Medina bereits vergangen. Das Leben in Medina ging nun seinen geregelten Lauf. Die Muslime vertieften ihren Glauben und unter der Führung des Propheten Muhammad veränderten sie die Gesellschaft. Diese neue islamische Ordnung war für die Araber ungewohnt, denn bisher hatten sie ihr Leben immer nach Traditionen und Gewohnheiten geregelt. Besonders wichtig war nun die Einheit unter den Muslimen geworden, die alle Stammes- und Familiengrenzen überwand.

Seit ihrer Auswanderung war den Muslimen der Zugang zur Ka`ba in Mekka versperrt. Die Qureisch unternahmen alles, was in ihrer Macht stand, um den Muslimen die Pilgerfahrt nach Mekka zu verwehren. Sie befürchteten, dass die Pilgerfahrt der Muslime ihren eigenen Interessen schaden könnte. Zu jener Zeit hatten sie die Aufsicht über die Ka`ba, und sie mussten auch die Pilger versorgen.

Die Muslime litten natürlich darunter, dass sie ihren religiösen Pflichten nicht nachkommen konnten. Zuweilen hatten sie auch Heimweh nach ihrer Heimatstadt und den Verwandten, die sie dort zurückgelassen hatten. Schließlich rief Prophet Muhammad im heiligen Monat Dhul-Qa´da die Muslime auf, sich für die Pilgerfahrt vorzubereiten, Er lud auch die arabischen Stämme ein, die sich nicht zum Islam bekannten, mit ihnen nach Mekka zu ziehen. Die Ka`ba war ja zu jener Zeit auch für die Götzendiener ein Heiligtum. Sie pilgerten zu Ehren ihrer verschiedenen Götter nach Mekka.

Die Qureisch erfuhren schnell von der Pilgerkarawane. Sie wollten die Muslime aber auf keinen Fall nach Mekka kommen lassen. Deshalb stellten sie ein Heer auf, das die Pilger unterwegs erwartete.

Ein Reisender, der gerade aus Mekka kam, berichtete den Muslimen von den Soldaten, die ihnen auflauerten. So entschlossen sich die Pilger, einen viel beschwerlicheren Weg zu nehmen. Sie wollten auf diese Weise am mekkanischen Heer vorbei ziehen, denn sie wollten ja keinen Kampf, sondern nur ihre religiöse Pflicht erfüllen.

Die Qureisch wussten nicht, was sie machen sollten: Einerseits hatten alle das Recht, zur Ka`ba zu pilgern, andererseits fürchteten sie den Islam und die Muslime. So schickten sie einen Boten zu den Pilgern, die bei al-Hudaybiya lagerten. Der Bote bestätigte ihnen die Absicht der Muslime, einzig und allein die Pilgerfahrt durchführen zu wollen. Die Qureisch konnten aber ihre Feindseligkeit nicht überwinden. So tauschten die beiden Gruppen immer wieder Boten aus, um eine Lösung zu finden.

Einige der Mekkaner wollen jedoch nicht weiter abwarten. Sie griffen die Muslime an und wurden gefangen genommen. Prophet Muhammad bestätigte wiederum seine friedliche Absicht, indem er alle Gefangenen frei ließ. Die Qureisch waren davon überzeugt, dass die anderen Stämme sie wegen eines Angriffs gegen die Muslime verurteilen würden, denn die Muslime hatten wiederholt ihre Friedfertigkeit bewiesen.

Schließlich führten die Verhandlungen zu einem Abkommen zwischen den beiden Gruppen. Sie vereinbarten, dass die Muslime die Wallfahrt im nächsten Jahr machen sollten. Hätten sie gleich in diesem Jahr ihre Hadsch zu Ende gebracht, hätte man den Qureisch Schwäche vorwerfen können, so fürchteten sie. Zugleich wurde ein zehnjähriger Waffenstillstand vereinbart. In dem Abkommen wurde den Muslimen auch erlaubt, ihre religiösen Riten in Mekka zu praktizieren, ohne von den Qureisch dafür verfolgt oder gefoltert zu werden.

Mit diesem Vertrag war eine Wende in den Beziehungen zwischen den Qureisch und den Muslimen eingetreten. Zum ersten Mal hatte dieser Araberstamm den Propheten und die Muslime, also damit auch den Islam, als gleichwertigen Partner angesehen. Die Muslime schlachteten ihre Opfertiere und kehrten nach Medina zurück.