23. Der Kampf bei Uhud

 

Auch in Mekka gab es immer wieder Leute, die versuchten, die feindliche Stimmung gegen die Muslime anzuheizen. Dies war einfach, denn man hatte die Niederlage gegen die Muslime bei Badr nicht vergessen. Außerdem fürchteten die Mekkaner um ihre Handelskarawanen, die bisher auf ihrem Weg nach Syrien Medina passiert hatten, und mussten deshalb eine weitaus beschwerlichere Reiseroute wählen. Kurzum: die Qureisch wollten den Arabern auf der gesamten Halbinsel beweisen, dass sie die mächtigste Kraft waren und deshalb beschlossen sie, gegen die Muslime in den Kampf zu ziehen.

Sie suchten sich weitere Verbündete aus den Stämmen der Umgebung und sie versprachen, alle Kosten für Ausrüstung, Proviant usw. zu übernehmen. Schließlich machte sich eine stattliche Armee auf den Weg nach Medina: 700 Soldaten mit Panzerhemd, 3000 Soldaten mit Kamelen, 200 Soldaten mit Pferden, und eine Gruppe von Soldaten zu Fuß. Obwohl es unüblich war, nahmen die Qureisch bei diesem Feldzug auch Frauen mit. Diese sollten die Soldaten während des Kampfes anfeuern und sie zugleich bei einer drohenden Niederlage an der Flucht hindern. Abbas, ein Onkel des Propheten, schickte einen Boten nach Medina und warnte die Muslime vor dem bevorstehenden Angriff der Qureisch.

Die Muslime hatten dies erwartet, nachdem Abu Suffyian und seine Frau Hind, die größten Feind des Propheten, den Bewohnern Mekkas verboten hatten, Trauer um die in Badr getöteten zu zeigen, dies war bei den Arabern als Zeichen dafür, dass man bald Rache nehmen will.

Der Prophet ließ den Brief seines Onkels laut verlesen, sodann wurden zwei Muslime losgeschickt, die sich ein Bild von der mekkanischen Armee machen sollten. Sie kehrten mit der Nachricht zurück dass die Mekkaner nur noch wenige Kilometer von Medina entfernt waren, Sie lagerten beim Berg Uhud und ließen ihre Reittiere grasen.

Die Größe und Ausrüstung der mekkanischen Armee machten die Muslime ratlos. Prophet Muhammad berief eine Versammlung ein, in der das weitere Vorgehen beraten wurde, Zwei Meinungen beherrschten die Diskussion: Ein Teil der Muslime hielt es für das Beste, sich in Medina zu verschanzen und zu verhindern, dass der Feind in die Stadt gelangen konnte. Die Mehrheit sprach sich jedoch dafür aus, sich dem Feind außerhalb der Stadt zum Kampf zu stellen.

Nach dem Freitagsgebet am 7. Schawal, dem zehnten Monat im islamischen Jahr, im dritten Jahr nach der Hidschra verließen etwa 1000 muslimische Kämpfer unter Führung des Propheten die Stadt. Unterwegs kehrten etwa 300 Männer eines befreundeten Stammes wieder um. Die 700 verbliebenen Kämpfer schlugen ihr Lager vor dem Berg Uhud auf. Gefährlich war für die Muslime eine Schlucht, durch die der Feind ihnen hätte in den Rücken fallen können; deshalb wurden dort mit Pfeil und Bogen bewaffnete Muslime postiert, deren Aufgabe es war, die Schlucht zu bewachen und ein Vordringen des Feindes auf diesem Weg zu verhindern. Und der Prophet wies die Wachposten an: "Gleich ob wir siegreich oder unterlegen sind: Ihr dürft euren Posten nicht verlassen."

Der Kampf begann. Die Mekkaner wollten sich für ihre Niederlage bei Badr rächen. Die Muslime hingegen kämpften, weil sie ihren Glauben verteidigen und Gottes Wohlgefallen erlangen wollten. Man sagt "der Glaube versetzt Berge", und in der Tat waren die zahlenmäßig weit unterlegenen Muslime schließlich erfolgreich: Die Mekkaner flüchteten!

Auch die Bogenschützen, welche die Schlucht bewachen mussten, hatten alle Hände voll zu tun gehabt. Immer wieder hatten Mekkaner versucht, den Muslimen in den Rücken zu fallen, doch die Bogeschützen hatten diese Angriffe alle abgewehrt. Als sie nun aber sahen, dass die Mekkaner ihre Waffen fallen ließen und flüchteten, wollten sie ihren Posten aufgeben.

"Denkt daran, was der Prophet uns befohlen hat!", ermahnte sie ihr Befehlshaber. "Aber es ist sinnlos, dass wir weiter hier bleiben!", entgegneten sie. "Der Prophet wollte, dass wir die Schlucht während des Kampfes verteidigen. Aber nun haben wir gesiegt."

Vierzig der 50 Bogenschützen verließen daraufhin ihren Wachposten. Ein erfahrener Soldat der Mekkaner, Khalid ibn Al-Walid, bemerkte dies. Er scharte einige Reiter um sich und griff die zehn Bogenschützen an, die der Übermacht nicht standhalten konnten. Nun fielen die Mekkaner den Muslimen in den Rücken.

Das Kampfgeschrei ließ die fliehenden Mekkaner aufhorchen. Sie erkannten die Situation sofort, gewannen neuen Mut und stellten sich erneut dem Kampf. Nun waren die Muslime von ihren Feinden umgeben. Viele wurden getötet. Dies bestärkte die Mekkaner noch mehr. Unter den Muslimen hingegen gab es unterschiedliche Reaktionen. Einige flüchteten und waren nur noch um ihr eigenes Leben besorgt, während die anderen tapfer weiterkämpften.

Die Mekkaner freuten sich. Abu Sufyan und andere hielten große Götzenfiguren in die Höhe und priesen diese. Deshalb wies der Prophet die Gläubigen an, "Gott ist größer und allmächtig!", zu rufen.

Doch Abu Sufyan gab nicht auf. "Wir haben einen Götzen wie Uzza und so etwas habt ihr nicht!", rief er den Muslimen zu.

Diese antworteten ‚mit den Worten des Propheten "Allah ist unser Herr und ihr habt keinen Herrn wie ihn"

"Wir haben Vergeltung geübt für den Tag von Badr" schrieen die Götzendiener.

"Der Tag von Badr und dieser Tag sind nicht gleich, denn unsere Brüder sind ins Paradies gelangt, während eure Leute in der Hölle sind!" , antworteten die Muslime.

Abu Sufyan verließ mit seinem Heer den Kampfplatz und beschloss nach Mekka zurückzukehren. Zuvor hatten die Frauen der Qureisch die Körper der getöteten Muslime grausam verstümmelt. Hind, die Frau Abu Sufyans erreichte traurige Berühmtheit, weil sie dem getöteten Hamza, einem Onkel des Propheten, die Leber aus dem Leib riss und sogar Hasserfüllt hineinbiss. Der Prophet und die Muslime waren angesichts dieser bestialischen Grausamkeiten zutiefst erschüttert, Daraufhin wurde folgender Vers offenbart:

"Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen. Und wenn ihr bestraft, dann bestraft in dem Maße, wie euch Unrecht zugefügt wurde; wollt ihr es aber geduldig ertragen, dann ist das wahrlich das Beste für die Geduldigen " Sure An-Nahl (Die Bienen) Vers 126.

Als der Prophet nach Medina zurückkam, hörte er wie in vielen Häusern mit den traurigen Rufen um die Toten getrauert wird. Da weinte er bitter und sagte: "Nur mein Onkel Hamza hat kein Haus, in dem es um ihn getrauert wird" . Dies hörten die Muslime und sagten es den Frauen und Kindern und schnell wurde der Name Hamza in den Trauerrufen in jedem Haus erwähnt. Dies ist eine bis heute lebende Tradition in Medina. Bei jeder Trauerfeier wird zuerst dem Onkel des Propheten gedacht und namentlich genannt und es werden mehrere Gedichte rezitiert über seine Heldentaten für den Islam und über seinen heldenhaften Tod.