22. Der Kampf bei Badr

 

Im zweiten Jahr nach der Hidschra entsandten die Qureisch unter der Leitung von Abu Sufyan eine sehr große Handelskarawane von Mekka nach Syrien. Die Qureisch hatten nach der Auswanderung der Muslime aus Mekka deren gesamten Besitz in Mekka beschlagnahmt und aufgeteilt. Die Muslime sahen nun eine Möglichkeit, durch die Beschlagnahmung dieser Karawane, den erlittenen Verlust auszugleichen. Als mit der Rückkehr der Karawane aus Syrien zu rechnen war, schickte Prophet Muhammad einen Späher los, der Erkundigungen über die Karawane einholen sollt. Als er nach Medina zurückkehrte, berichtete er, dass sich alle Mekkaner an der Karawane beteiligt hatten, und die 1000 Kamele von etwa 40 Leuten bewacht wurden.

Doch inzwischen hatte auch Abu Sufyan von dem Plan der Muslime erfahren. Er sandte eilig einen Boten nach Mekka und rief die Qureisch zum Schutz der Karawane auf. Alle, die zum Kampf fähig waren, zogen aus, um sich Prophet Muhammad und den Muslimen im Kampf zu stellen.

313 Muslime verließen Medina in Richtung der Karawane. Ihnen standen insgesamt 70 Kamele und einige Pferde zur Verfügung, die sie abwechselnd ritten, und ihre Ausrüstung war schlecht.

Unterwegs erhielten die Muslime die Nachricht. dass die Mekkaner zum Schutz der Karawane mit etlichen Stämmen eine große Armee gebildet hatten, die nicht mehr allzu weit von der kleinen muslimischen Gruppe entfernt war.

Was nun? Die Muslime waren zahlenmäßig und was ihre Ausrüstung anbelangte nicht in der Lage, einer großen Armee zu widerstehen, Würden sie jedoch unverrichteter Dinge wieder nach Medina zurückkehren, dann hätten sie dadurch ihre Macht verloren. Der Prophet beriet sich mit den Muslimen. Abu Bakr und Umar sprachen sich gegen einen Kampf aus, Miqdad, SaŽad und andere waren bereit sich dem Feind zu stellen. Die Muslime zogen also weiter bis in die Nähe von Badr, wo sie den Feind erwarteten.

Auf der anderen Seite entsandte auch Abu Sufyan seine Späher. Er rechnete mit einem Überfall, und weil er die Karawane und die wertvolle Ware auf jeden Fall heil nach Mekka bringen wollte, änderte er seinen Reiseweg. Er brachte die Karawane aus dem Einflussbereich der Muslime. Dann schickte er einen Boten zu den Qureisch, der sie darüber informierte, dass die Karawane in Sicherheit war und die Mekkanner nach Hause zurückkehren konnten.

Die Nachricht von der Flucht der Karawane verbreitete sich schnell unter den Muslimen. Diejenigen, die auf eine reiche Beute gehofft hatten, waren nun ein wenig enttäuscht. Da wurden Vers 7 und 8 der Sure al-Anfal offenbart:

"Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen. Und damals verhieß Allah euch von einer der beiden Scharen, sie sollen euch zufallen und ihr wünschtet dass diejenige ohne Kampfkraft für euch bestimmt sei; Allah aber will, dass die Wahrheit durch seine Worte vollbracht werde und dass die Wurzel der Ungläubigen ausgerottet werde, damit er Wahrheit an den Tag bringe und den Trug zunichte mache, mag es den Sündern auch zuwider sein."

Nach dieser Offenbarung stand für die Muslime fest, dass sie sich den Feinden aus Mekka stellen würden. Bei den Brunnen von Badr schlugen sie ihr Lager auf.

Die Qureisch waren geteilter Meinung: Einige sagten sich, dass die Karawane ja nun in Sicherheit sei und es daher keinen Grund mehr gäbe, gegen die Muslime zu kämpfen. Andere allerdings fürchteten, man könnte ihnen dies als Feigheit auslegen. Dadurch würde die Macht des Propheten und seiner Anhänger weiter gestärkt werden und der eigene Einfluss ginge verloren. Schließlich blieben die meisten von ihnen und bereiteten sich unter ihrem Anführer Abu Dschahl auf einen Kampf vor.

Die Muslime errichteten für den Propheten einen Schutz auf einer Anhöhe, von wo er einen guten Überblick über das Kampfgeschehen hatte und entsprechende Anweisungen gehen konnte.

Am Morgen des 17. Ramadan im 2. Jahr nach der Hidschra kamen die Qureisch nach Badr. Sie waren den Muslimen zahlenmäßig weit überlegen und auch besser ausgerüstet. Der Prophet ermutigte die Muslime, und schließlich verkündete er mit lauter Stimme, dass diejenigen, die für Allahs Sache kämpfen und dabei zu Tode kommen, Eingang ins Paradies finden. Diese Worte hatten eine sehr große Wirkung auf die Muslime. Einer von ihnen, Umayr, fragte den Propheten: "Wie groß ist die Entfernung zwischen mir und dem Paradies?" Der Prophet antwortete: "Der Kampf gegen die Götzendiener." Daraufhin legte Umayr einige Datteln, die er in Händen gehalten hatte, beiseite und begann zu kämpfen.

Zu Beginn des Kampfes wollten drei der großen Führer der Qureisch sich mit drei Muslimen messen lassen und verlangten einen direkten Vergleich. Innerhalb von wenigen Minuten konnten die drei Muslime, Ali, Hamza und Ittba ihre Gegner besiegen, was den anderen Muslimen sehr viel Mut brachte.

Die Muslime waren durch ihren tiefen Glauben an Allah so gestärkt und so furchtlos, dass sie überhaupt nicht mehr an die Überzahl der Qureisch dachten; sie kämpften für Allah und den Islam, und so siegten sie mit Allahs Hilfe schließlich gegen die Ungläubigen. Vierzehn Muslime fanden bei diesem Kampf den Tod. Sie wurden am Rande des Kampfplatzes begraben, und ihre Gräber sind bis zum heutigen Tage erhalten.

Die Qureisch hingegen verloren 70 Mann und 70 weitere von ihnen wurden gefangen genommen. Die Beute, die den Muslimen in die Hände fiel, wurde unter allen gleichmäßig aufgeteilt.

Was die Gefangenen anbelangt, so wurden sie in jener Zeit gewöhnlich zu Sklaven der siegreichen Seite. Die Muslime aber trachteten einzig und allein nach dem Wohlgefallen Allahs.

Deshalb behandelten sie ihre Gefangenen gut und teilten sogar ihr Essen mit ihnen. Die Gefangenen von Badr konnten ihre Freiheit wiedererlangen, indem sie zehn Muslimen das Lesen und Schreiben beibrachten oder ihre Freiheit mit einer Summe von 1000 bis 4000 Dirham erkauften. Die Armen unter ihnen durften ohne Lösegeld freigelassen werden. Jüdische Intrigen

Die Nachricht von der Niederlage der Qureisch bei Badr breitete sich über die gesamte Arabische Halbinsel aus. Die Götzendiener und vor allem die reichen Juden in Medina fürchteten den Einfluss und die Macht der muslimischen Gemeinschaft. Der jüdische Stamm Qaynaqaa lebte in Medina und kontrollierte den Handel in der Stadt. Diese Juden fürchteten die Autorität der muslimischen Gemeinschaft mehr als alle anderen. Deshalb begannen sie, die Muslime zu verleumden: sie verbreiteten gemeine Lügen. Damit verletzten sie aber den Vertrag, den sie mit den Muslimen im Jahr zuvor geschlossen hatten. Der Prophet forderte deshalb die Juden auf, den Freundschaftsvertrag einzuhalten und sich am üblen Schicksal der Qureisch ein Beispiel zu nehmen.

Aber die Juden gaben keine Ruhe. Immer wieder provozierten sie die Muslime heraus. Der Prophet wartete auf eine geeignete Gelegenheit, bei der er ihnen eine Lehre erteilen konnte. Schließlich kam die Gelegenheit, als die Juden versuchten mit den Feinden des Islams, dem Stamm Qureisch einen Vertrag abzuschließen. Sie erkannten, dass sie zu weit gegangen waren, und sie suchten in ihren Häusern Zuflucht.

Ihr Unrecht hatten sie aber nicht eingesehen, denn dann hätten sie um Vergebung ersucht. Vielmehr hielten sie an ihrer Feindschaft gegenüber den Muslimen fest. Daraufhin ließ der Prophet die Häuser der Juden bewachen. Niemand durfte heraus oder hinein.

Nach 15 Tagen gaben die Juden auf. Sie versprachen, sich den Anweisungen Prophet Muhammads gemäß zu verhalten. Der Prophet wollte die Einheit in Medina sichern. Deshalb wurde der Stamm Qaynayqaa angewiesen, die Waffen abzugeben und die Stadt zu verlassen, So wurde die Einheit in Medina wieder hergestellt.