20. Recht und Unrecht

 

Es war Bilal, der ehemalige Sklave mit schwarzer Hautfarbe, den Prophet Muhammad zum Gebetsrufer (arabisch "Muezzin") der ersten islamischen Gemeinde bestimmte. Seine arabische Aussprache hatte jedoch einen anderen Akzent als der in Medina üblich war. Manche Muslime bemängelten deshalb seinen Gebetsruf.

Doch der Prophet bestand darauf, dass Bild die Gläubigen zum Gebet rief, Bilals Stimme und Aussprache seien so schön so versicherte er den Muslimen, dass sein Gebetsruf sogar die Bewohner des Himmels beglücke.

Der Prophet wollte damit zeigen. dass es nicht auf Äußerlichkeiten wie Herkunft, Aussehen, Alter, Geschlecht und Sprache ankommt, sondern darauf, dass man ein reines Herz hat, aufrichtig ist und Ehrfurcht vor Allah empfindet. Und alle diese Eigenschaften wies Bilal auf.

Der Prophet achtete immer darauf, jedem Menschen das Gefühl zu geben, dass er, unabhängig von Alter, Besitz und gesellschaftlicher Stellung das Recht auf Achtung und Höflichkeit hat.

So geschah es auch während eines ganz gewöhnlichen Treffens. Um den Propheten hatten sich seinen Gefährten versammelt, um von seinen weisen und gerechten Worten zu profitieren. Plötzlich gesellte sich ein armer Mann zu ihnen. Seine Kleidung war alt und abgetragen. Er grüßte die Gesellschaft und setzte sich an einen freien Platz. Der Prophet hatte gelehrt, dass alle Muslime Brüder sind und ein Muslim in einer Versammlung den Platz einnehmen sollte, der gerade frei ist, ungeachtet von Stellung und Rang.

Nun kam es, dass der arme Mann sich genau neben einem sehr reichen niedergelassen hatte. Der Reiche fühlte sich gestört und raffte pikiert sein Gewand zusammen, auf dass der arme Mann es nur nicht berühre! Dem Propheten war dies nicht entgangen und so richtete er sein Wort an den Reichen:

- "Befürchtest du, seine Armut könnte zu dir überkommen?"

- "Aber nein, Gesandter Allahs' entgegnete ihm der Reiche.

- "Dann warst du vielleicht besorgt, dass ein Teil deines Reichtums zu ihm wechseln könnte?"

- "Auch das nicht. Gesandter Allahs"

- "Oder dachtest du. deine Kleider könnten schmutzig werden, wenn er sie berührt?

- "Nein, Gesandter Allahs."

- "Warum hast du dann deine Kleider zusammengerafft und bist von ihm weggerückt?", wollte der Prophet wissen.

Der reiche Mann sagte: "Ich gebe zu. Das war wirklich ein höchst unerwünschtes Verhalten. Es war ein Fehler. Nun, um es wieder gutzumachen, werde ich die Hälfte meines Besitzes diesem Bruder im Islam schenken, auf dass mir vergeben werde.

Doch daraufhin stand der arme Mann auf und sprach: ‚.0 Gesandter Allahs! Ich nehme dieses Angebot nicht an!"

Die Anwesenden waren überrascht. Sie hielten diesen armen Mann für einen Narren. Soviel Reichtum und Wohlstand auszuschlagen! Doch dieser erklärte: "Gesandter Allahs! Ich weigere mich, dieses Angebot anzunehmen, weil ich fürchte, dass ich dann ebenso arrogant werde und meine islamischen Geschwister ebenso schlecht behandle, wie er es tat!"

Die erhabenen Lehren des Islam und das besondere Vorbild des Propheten ließ die Zahl der Muslime wachsen, auch immer mehr Juden fanden den Weg zum Islam. Einer von ihnen war Abdullah ibn Salam, ein jüdischer Priester und Gelehrter, der nach ausführlichen Gesprächen mit Prophet Muhammad den Islam annahm.