7. Die Bestimmung Muhammads zum Propheten Gottes

 

In Mekka gab es große moralische und soziale Probleme. Unglück, Armut, Krankheit und leider auch Unwissenheit waren weit verbreitet. Obgleich Mekka eine reiche Stadt war, litten die meisten Menschen große Not, weil eine kleine Minderheit im Luxus und auf Kosten der Armen lebte.

Muhammad dagegen führte ein Leben in Bescheidenheit, Aufrichtigkeit und Tugendhaftigkeit. Er brachte den Unterdrückten und Bedürftigen Güte und Freundlichkeit entgegen und hasste jegliche Ungerechtigkeit und vor allem den Götzendienst und die Götzen.

Oft dachte er über die Schwierigkeiten der mekkanischen Gesellschaft nach und suchte nach Möglichkeiten, die Verhältnisse zu ändern. Häufig begab er sich in eine abgelegene Höhle auf dem Berg "Hiraa", um dort über die Lebensbedingungen und Nöte der Mekkaner nachzudenken. Vor allem der Götzendienst der meisten Mekkaner erfüllte ihn mit größter Sorge. Natürlich wussten sie von Allah, dem Einzigen und Allumfassenden, denn viele Propheten wie Ibrahim, Musa oder Isa (Friede sei mit ihnen) waren von Allah zu ihren jeweiligen Völkern gesandt worden. Doch die Menschen machten sich Götzen, denen sie huldigten. Hunderte von Figuren in Menschen - oder Tiergestalt hatten die Menschen in der Ka`ba und drum herum aufgestellt. Sie beteten diese Götzen an und brachten ihnen Opfer dar.

Muhammad hingegen wusste, dass die Verehrung dieser Götzen absurd und lächerlich und der Würde und Vernunft des Menschen unwürdig war. Mehrere Jahre kamen und gingen. Manchmal nahm Muhammad seine Frau Chadidscha mit zur Höhle, manchmal begleitete ihn sein Cousin und Pflegesohn Ali.

Es war in seinem 40. Lebensjahr, als Muhammad die Höhle immer häufiger aufsuchte. In der Stille der Einsamkeit dieser Bergeshöhle betete und fastete er und bat Allah um Führung und Hilfe.

Eines Nachts, als Muhammad in der Höhle schlief, wurde er plötzlich wach. Er sah eine Tafel vor sich und hörte eine Stimme sagen: "Lies!" Muhammads Herz schlug schneller. Er konnte doch gar nicht Lesen und Schreiben! Deshalb antwortete er: "Ich kann nicht lesen." Die Stimme sagte:

Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen!

 

*Lies im Namen deines Herrn, der erschuf.
*Er erschuf den Menschen aus einem Blutgerinnsel.
*Lies! denn dein Herr ist der Allgütig.
*Der mit dem Schreibstift lehrt,
*den Menschen lehrt, was er nicht wusste,

Muhammad wiederholte diese Worte und ihm war, als seien sie tief in sein Herz eingraviert. Niemals würde er diese Worte wieder vergessen können. Doch er konnte nicht erkennen wer diese Worte zu ihm gesprochen hatte, einen kurzen Moment verharrte er noch in der Höhle, dann lief er hinaus, den Berg hinab in Richtung Mekka, Da hörte er plötzlich eine Stimme über sich rufen: ‚.Muhammad, du bist der Gesandte Gottes und ich bin Gabriel."

Muhammad war aufgeregt und überwältigt von seinem Erlebnis. Eine sehr große Verantwortung war ihm übertragen worden und er hatte nun die Wahrheit gefunden, nach der er so lange gesucht hatte. Als er nach Hause kam, bemerkte Chadidscha sofort, wie außergewöhnlich nachdenklich Muhammad war.

Der Prophet erzählte seiner Frau, was er erlebt hatte. Chadidscha, die nun schon 15 Jahre mit ihm verheiratet war und ihn besser kannte als jeder andere, schaute ihn voller Respekt an und sprach: "Du fürchtest keine Schwierigkeiten auf dem rechten Weg. Allah wird dir beistehen."

Der Prophet war müde. "Bitte, deck' mich zu", bat er seine Frau. Es war der 27. Radschab ( der siebte Monat ) - der Tag der Berufung des Propheten,

Danach ging Chadidscha zu ihrem alten Cousin Waraqa ibn Naufal. Er war ein bekannter Religionshistoriker und wegen seiner Weisheit und Frömmigkeit allseits hoch geschätzt. Nach der Begrüßung erzählte sie ihm, was Muhammad in der Höhle Hiraa erlebt hatte. Ibn Naufals Gesicht begann zu strahlen und er sprach: ‚.0 Chadidscha, dein Mann ist ein aufrichtiger Mensch, und was ihm widerfahren ist, ist nichts anderes als der Beginn seines Prophetentums." Chadidscha war überglücklich. Ibn Naufal hatte sie nur noch bestärkt und ihr Herz war voller Freude. Schnell kehrte sie nach Hause zurück.

Muhammad schlief noch. Kurze Zeit später hörte sie ihn seufzen und sah, wie Schweißperlen auf seine Stirn traten. Er stand auf und wirkte, als wäre etwas ganz Wichtiges passiert. Chadidscha sah mit eigenen Augen, dass in ihrem Ehemann Besonderes vor sich ging. Sein Gesichtsausdruck war verändert und wundersame Worte kamen aus seinem Mund: *O du in den Mantel Gehüllter! * Erhebe dich und warne.* Deinen Herrn verherrliche. * Dein Herz läutere. * Meide den Götzendienst. (Sure 74. Verse 1-3)

Muhammad hatte eine Offenbarung erhalten, Er sagte zu seiner erstaunten Frau, dass ihm der Engel Gabriel erschienen war und ihn aufgerufen hatte, die Zeit des Ausruhens zu beenden und die Menschen zu warnen.

Chadidscha sprach: "Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah und dass Muhammad Gottes Gesandter ist." Auf diese Weise legte Chadidscha das Glaubensbekenntnis ab, das sie zur ersten muslimischen Frau machte. Dieses Glaubensbekenntnis sprechen die Leute bis zum heutigen Tage, wenn sie Muslime werden möchten. Ali, der Cousin Muhammads, legte ebenfalls sein Glaubensbekenntnis ab und wurde somit der erste männliche Muslim.

Muhammad fühlte sich gestärkt. Er wollte Gott dienen und seinen Auftrag zum Wohle aller Menschen ausführen.