Das Leben des Propheten

 

1. Mekka im Jahr des Elefanten

 

Mekka ist eine Stadt auf der Arabischen Halbinsel, die im Südwesten Asiens liegt. Von alters her war die Arabische Halbinsel in drei Regionen unterteilt:
- den Hedschas, der die nördliche und westliche Region umfasst
- die Arabische Wüste im Zentrum und Osten der Halbinsel und
- den im Süden der Halbinsel gelegenen Jemen

Die Geschichte Mekkas geht zurück bis in die Zeit des Propheten Ibrahim (Friede sei mit ihm). Er hatte mit seinem Sohn Ismail die Ka`ba erbaut. Diese heilige Stätte hat die Form eines Würfels (arabisch "Ka`ba"). Seit dieser Zeit war die Ka`ba immer ein Zentrum der Anbetung und Verehrung des Einen und Einzigen Gottes gewesen. Viele Karawanen kamen auf ihrem Weg vom Jemen nach Syrien oder Palästina durch Mekka. So entstand aus dem öden Wüstenland eine blühende Stadt.

Auf der Arabischen Halbinsel lebten etliche Volksstämme. Wenn sie sich auch in vielerlei Hinsicht unterschieden, so war ihnen doch gemeinsam, dass sie alle die Ka`ba als Heiligtum würdigten.

Aber neben dem Glauben an den Einen und Einzigen Gott gab es in jenen Zeiten auch die Vielgötterei und den Götzendienst. Die Götzendiener glaubten an viele Götter und sie schufen sich aus Gold, Silber, Holz, Steinen und anderen Materialien Abbilder dieser Götzen. Sie hielten diese selbst gemachten Statuen für sehr mächtig. Deshalb brachten sie ihnen sogar Opfer dar, um dadurch ihre Zuneigung zu gewinnen.

Etliche Jahrhunderte waren seit der Erbauung der Ka`ba vergangen. Viele Mekkaner waren Götzendiener. Auch für sie war die Ka`ba eine heilige Stätte. Und so stellten sie ihre schönsten und größten Götzen in der Ka`ba auf, verehrten sie und beteten sie inbrünstig an.

Ibraha AL-Aschram war der Statthalter des Negus von Abessinien. Auch er hatte von der besonderen Anziehungskraft erfahren, die Mekka auf die Menschen ausübte. Immer wieder wurde ihm berichtet, dass Mekka unaufhaltsam größer wurde, und welchen Wert die Menschen einer Reise nach Mekka beimaßen. Deshalb wünschte er sich ein solches Zentrum auch für sein eignes Land.

Nach vielen Überlegungen und Beratungen kam er zu einem Entschluss: "Überall, wo sich viele Menschen treffen und die Gemeinschaft immer größer wird, wird auch viel gekauft und verkauft. Damit auch der Jemen zu Wohlstand gelangt, müssen wir die Leute irgendwie dazu bringen, dass sie unser Land besuchen. Deshalb werden wir ein Heiligtum bauen, das noch schöner und größer ist als die Ka`ba. Diese Nachricht werden wir dann in allen Ländern verbreiten, so dass die Menschen nicht mehr nach Mekka, sondern in unser Land pilgern!". Und so ließ er in der Stadt Sana aus den wertvollsten Materialien eine prachtvolle Kirche errichten, die alle anderen Gebetsstätten jener Zeit in den Schatten stellte.

Doch Ibraha hatte sich getäuscht! Obwohl er überall verkünden ließ, dass es im Jemen die größte und schönste aller Gebetsstätten gab, pilgerten die Menschen wie ihre Vorfahren weiterhin nach Mekka. In seiner Enttäuschung und Wut beschloss Ibraha, die Ka`ba in Mekka zu zerstören; Denn wäre die Ka`ba erst einmal verschwunden, würden die Menschen sicherlich zu der prächtigen Gebetsstätte pilgern, die er hatte erbauen lassen.

Ibraha stellte ein großes Heer auf. Dazu gehörten unter anderem auch afrikanische Elefanten, die kaum ein Araber jemals zuvor zu Gesicht bekommen hatte. Deshalb wurden Ibrahas Soldaten auch "As'hab-ul-fil", d.h. die Gefährten der Elefanten, genannt.

Das Heer hatte nahe der Stadt Mekka sein Lager aufgeschlagen. Die Soldaten Ibrahas fingen die Kamele und Weidetiere der Mekkaner ein. Ein Teil dieser Tiere ( 100 Kamele ) gehörte Abdul Muttalib, dem Großvater von Prophet Muhammad ( Friede sei mit ihm und seiner Familie ).

Ibraha schickten einen Boten zu Abdul Muttalib, der damals das Oberhaupt von Mekka war. Er ließ ihm die Nachricht überbringen, dass er die Absicht habe, die Ka`ba zu zerstören. Er sei jedoch bereit, die Mekkaner zu verschonen, wenn sie nicht versuchen würden, ihn von seinem Vorhaben abzubringen.

Abdul Muttalib antwortete ganz ruhig: "Wir haben keineswegs die Absicht, zu kämpfen. Die Ka`ba ist das Haus Gottes und er wird sie beschützen." Dann begleitete Abdul Muttalib den Boten zu Ibraha. Dort beschwerte er sich, weil man ihm seine Kamele weggenommen hatte und forderte deren Rückgabe.

Doch Ibraha lachte und sagte: Was? Ich bin gekommen, um euern Platz der Anbetung zu zerstören, und was tust du?. Du beschwerst dich nicht deshalb, sondern zeigst dich nur deiner Kamele wegen besorgt?!"
Abdul Muttalib antwortete ihm: "Schau, die Kamele gehören mir und ich bin als ihr Besitzer zu dir gekommen, um sie zurückzufordern. Die Ka`ba aber ist das Haus Gottes und Er wird sie beschützen"

"Niemand ist mächtig genug, um mich von meinem Ziel abzubringen!" sagte Ibraha. Dann gab er den Befehl, den Mekkanern ihre Tiere zurückzugeben.

Als Abdul Muttalib in die Stadt zurückgekehrt war, gab er den Mekkanern die Anweisung, in den Bergen außerhalb der Stadt Zuflucht zu suchen. Niemand wusste, was die kommenden Stunden bringen würden.

Mekka war ohne Verteidigung! Ibraha und seine Soldaten freuten sich. Da sie keine Gegenwehr zu erwarten hatten, würden sie ihren Auftrag mit Leichtigkeit ausführen können. Sie zogen direkt zur Ka`ba, um sie dem Erdboden gleichzumachen.

Doch Gott kannte ihren Plan. Wie aus dem Nichts war am Himmel plötzlich ein riesiger Vogelschwarm aufgetaucht. Die Vögel trugen allesamt Steine in ihren Schnäbeln, die nun erbarmungslos auf das Heer Ibrahas niederprasselten. Die Soldaten und deren Elefanten wurden von den herabfallenden Steinen durchlöchert und bezahlten ihre böse Absicht mit dem Leben.

Als schließlich auch Ibraha von einem Stein getroffen und schwer verletzt wurde, überkam ihn große Furcht. Und nun kamen ihm plötzlich die Worte Abdul Muttalibs wieder in den Sinn : "Die Ka`ba ist das Haus Gottes und er wird sie beschützen!".

So schnell er konnte, floh Ibraha aus Mekka. Mit einer solch bitteren Niederlage hatte er wahrhaftig nicht gerechnet!. Beim Negus von Abessinien angekommen, konnte er nur noch von den wundersamen Ereignissen in Mekka berichten, bevor auch er starb.

Im Quran erinnert die Sure 105 an dieses Ereignis:
Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen.

Hast du nicht gesehen, wie dein Herr mit den Leuten des Elefanten verfahren ist?. Hat er nicht ihre List misslingen lassen und Vögel in Scharen über sie gesandt, die sie mit Steinen aus gebranntem Ton bewarfen und sie dadurch wie abgefressene Saat werden lassen?

In diesem bedeutungsvollen Jahr erblickte unser Prophet Muhammad das Licht der Welt.