Mohammad (s.a.a):
Prophet der Barmherzigkeit

Inhalt

Vorwort                                                                           9

Ayatollah Seyyed Abbas Ghaemmaghami

Freundschaft und Gerechtigkeit - die Botschaft des Propheten des Islam   11

Die gesellschaftliche Bedeutung von Recht und Ethik                   15

Johann Peter Hebel

Mohammad                                                      21

K. S. Ramakrishna Rao

Mohammad, der Prophet                                                   23

Arabien im 7. Jh. n. Chr.                                                                23

Ethische Vorbildlichkeit Mohammads                                           25

Universelle Brüderlichkeit und Solidarität                                     27

Der demokratische Geist des Islam                                                29

Charakterbildung als Grundlage der Zivilisation                           31

Spirituelle Erneuerung                                                                 32
Mohammad - ein Symbol der Wahrhaftigkeit                               34

Mohammad - Verkünder ewiger höchster Wahrheiten                  3 6
Mohammads Mission: den Menschen zum Menschen machen 37

Islam: wahrer Glaube und gute Werke                                           41

Größe und Dynamik des Propheten des Islam                                45

Annemarie Schimmel

Aus den Ghaselen des Mewlana Dschelaleddin Rumi                   49

Friedrich Rückert

Nichtmuslime über die Person und den Status des Propheten

Mohammad                                                                                    51

Rainer Maria Rilke

Mohammads Berufung                                                                   55

 

Mohammad Prophet der Barmherzigkeit

 

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Mohammad Prophet der Barmherzigkeit

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Islamisches Zentrum Hamburg

Die Deutsche Bibliothek - Cip-Einheitsaufnahme Mohammad - Prophet der Barmherzigkeit (Gesammelte Werke des Islam 4) Hamburg: Islamisches Zentrum Hamburg, 2005 ISBN 3-925165-17-7

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ISBN 3-925165-17-7

Vorwort

Und so haben Wir dich zu einem Volk gesandt, vor dem bereits andere Völker dahingegangen sind, auf dass du ihnen verkünden mögest, was Wir dir offenbarten. " (Sure ar-Racd, der Donner, Vers 30).

Mohammad (k) ist der letzte Name derer, die die Ehre hatten, als Propheten und Gesandte den Bewohnern der Erde die göttliche Offenbarung vom himmlischen Reich zu überbringen. Vor ihm gab es andere auserwählte Gottesdiener wie Noah, Abraham, Josef, Johannes, Salomon, Moses und Jesus (Friede sei mit ihnen), die geehrt wurden, indem sich ihnen Gott offenbarte, wie der Erhabene, zu Seinem letzten Gesandten, Mohammad gesprochen hat:

Wahrlich, Wir haben dir offenbart, wie Wir Noah und den Propheten nach ihm offenbart haben. Und Wir offenbarten Abraham, Ismael, Isaak, Jakob, den Stämmen (Israels), Jesus, Hiob, Jonas, Aaron und Salomo; und wir haben David die Psalmen gegeben. " (Sure an-NisÁ', die Frauen, Vers 163).

Mohammad beschließt diese Kette des Lichts, und er war jemand, der um der Nächstenliebe und Fürsorge für die Menschen willen sein eigenes Leben gefährdete, so dass Gott in Sure al-Kahf, die Höhle, Vers 6, offenbarte: „So wirst du dich vielleicht noch aus Kummer über sie zu Tode grämen, wenn sie dieser Rede keinen Glauben schenken. " Dieser Gesandte erklärte sein Prophetentum mit den Worten: „ Wahrlich, ich wurde entsandt, um die Moral zu vervollkommnen. "

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Heute ist der Tag von Mabcat, der Tag der Berufung des Propheten, eines Propheten, der vor 1500 Jahren seine Botschaft der Barmherzigkeit und Freundlichkeit verkündete; der Tag des Gedenkens an die letzte göttliche Wahl, bei der ein Mensch auserwählt wurde, auf dass er die Menschheit mit dem Licht der göttlichen Offenbarung rechtleite.

Wir freuen uns, anlässlich dieses besonderen Tages die vorliegende Schrift mit einigen kurzen Beschreibungen und Erzählungen über diese großartige Persönlichkeit allen Gottesfreunden und all jenen, die an der göttlichen Weisheit Interesse haben, zur Verfügung stellen zu können.

Dr. Seyyed Mohammad Nasser Taghavi

Islamisches Zentrum Hamburg

27. Rağab 1426 - 2. September 2005

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Freundschaft und Gerechtigkeit - die Botschaft des Propheten des Islam

Ayatollah Seyyed Abbas Ghaemmaghami

Über die Gerechtigkeit als der wichtigsten islamischen Lehre allgemein und die Gerechtigkeit des Propheten des Islam im Besonderen wurde sehr viel gesprochen und geschrieben - zuweilen in übertriebener Manier oder die Wirklichkeit wurde sogar in ihr Gegenteil verkehrt.

Sicherlich ist die Gerechtigkeit im Sinne der Verpflichtung zu gleichen Rechten für alle Menschen in der Gesellschaft eine der wichtigsten und essentiellen Ideen, die der Islam nachdrücklich betont und was sich im Verhalten und Leben des Propheten manifestiert. Aber im rechtlichen und ethischen System des Islam, dessen Lehrer der Prophet ist, gibt es ein Wertprinzip, das noch ein wenig höher anzusiedeln ist als die Gerechtigkeit, und zwar das Prinzip des Gleichgewichts und der Harmonie. Wenn wir von der Natur des Gleichgewichts und der Harmonie in einem Phänomen sprechen, stellen wir sehr schnell fest, dass dieses Phänomen ein komplexes Wesen und vielfältige Dimensionen aufweist. Die Persönlichkeit des Menschen besteht aus einer Vielzahl von Eigenschaften und Vollkommenheiten. Der Mensch als eindimensionale Persönlichkeit ist unvorstellbar. Vielmehr ist ein vollkommener idealer Mensch derjenige, der eine Vielfalt an guten und vollkommenen Eigenschaften in sich birgt; und die alleinige Ursache dafür, dass das Individuum eine Vielfalt an menschlichen Vollkommenheiten und Schönheiten in sich vereint und verinnerlicht hat, ist das Prinzip des Gleichgewichts und der Harmonie.

Jede vortreffliche und gute Eigenschaft begrenzt und behindert die anderen vollkommenen Eigenschaften im Menschen und schmälert letztlich deren Schönheit, wenn sie die Verwirklichung anderer ausgezeichneter Eigenschaften verhindert. Deshalb wird die Schönheit einer jeden guten Tat und Eigenschaft genau in dem Moment verwirklicht, in dem sie mit der Gesamtheit harmoniert, und das ist vergleichbar mit einem schönen Gemälde, dessen Schönheit letztlich auf der stilvollen Benutzung der

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Farbenvielfalt basiert. Dies entspricht genau dem Prinzip des Gleichgewichts und der Harmonie, das der Islam in einem rechtlichen und ethischen Prozess besonders beachtet. Aus islamischer Sicht steht die Schönheit und Vollkommenheit einer jeden Sache im Zusammenhang mit dem Gleichgewicht und der Harmonie, und dies trifft z. B. auch auf das Individuum und die Gesellschaft zu. Gleichgewicht impliziert ein ausgeglichenes Maß an allen angenehmen und guten Elementen.

Gerechtigkeit als Wert und gesellschaftliches Phänomen ist eine der guten Eigenschaften, zu der man verpflichtet ist, und die bei der Bildung der Persönlichkeit des idealen Menschen wirksam ist. Aber das ist nicht die einzige Eigenschaft oder der alleinige Vorzug des Menschen. Wichtiger als die Gerechtigkeit ist das Gleichgewicht, und weil diese beiden Begriffe in der arabischen Sprache die gleiche Wurzel haben und oft gemeinsam benutzt werden, wurden sie oft miteinander verwechselt.

Die Betonung des Gleichgewichts und die Berücksichtigung des Gerechtigkeitsprinzips in der islamischen Lehre gründen in einer Interpretation der Gerechtigkeit als einem rechtlichen, gesellschaftlichen Begriff. Wenn mit Gerechtigkeit gemeint ist, dass in einem System die rechtliche und offizielle Verpflichtung zur Berücksichtigung der Rechte der Menschen in der Gesellschaft betont wird, dann gewinnt die Schönheit und Vollkommenheit der Gerechtigkeit im Vergleich zu den anderen Schönheiten und Vollkommenheiten der menschlichen Persönlichkeit an Bedeutung. Aus diesem Grund besteht die besondere Kunst des idealen vollkommenen Menschen darin, dass er unter Berücksichtung der Verpflichtung zur Gerechtigkeit dies zur Grundlage seines Umgangs mit den anderen Menschen macht und folglich einen Schritt weiter geht und über die rechtlichen offiziellen Notwendigkeiten hinaussieht. Der Prophet des Islam hat als Absicht und wesentliche Philosophie seiner Mission die Verwirklichung der höchsten moralischen Werte und Eigenschaften und die Beseitigung der Mängel genannt: „ Wahrlich, ich wurde entsandt, um die moralischen Schönheiten und Weisheiten zu vervollkommnen." Wenn wir bedenken, in welchem Maße sich die menschliche Gesellschaft vor 1500 Jahren Ungerechtigkeit und moralischer Dekadenz gegenübersah, können wir die besondere Bedeutung dieses Ausspruches besser verstehen. Der

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Prophet des Islam hat im Bereich der gesellschaftlichen Beziehungen die Berücksichtigung der Gerechtigkeit sehr hervorgehoben. Und wie bereits erwähnt bedeutet Gerechtigkeit einfach definiert, dass allen Menschen die gleichen Rechte gebühren. Natürlich stellt jede Beeinträchtigung der Rechte der anderen ein ungerechtes Verhalten dar, und der Prophet hat dieses Verhalten verneint. Wird das Recht eines Menschen beeinträchtigt, hat dieser das Recht, dass gleiche zu tun. Das entspricht dem Verständnis von Gerechtigkeit.

Doch das war nicht die alleinige Botschaft des Propheten, sondern ist vielmehr ein allgemeines moralisches Prinzip; was er betont und als wichtigste Achse seiner Rechtleitung und seines Prophetentums geformt hat, war die Bekanntmachung und Verbreitung der Freundlichkeit. Im Qur'Án, dessen Botschafter der Prophet des Islam ist, wird sehr deutlich gesagt, dass die Menschen das Böse mit dem Guten abwehren sollen (vgl. Qur'Án, Sure ar-Racd, Vers 22). Äußerlich mag dieses Gebot als widersprüchlich zum Prinzip der Gerechtigkeit erscheinen, das demjenigen, der ungerecht behandelt wurde, das Recht der Vergeltung zugesteht. Aber im rechtlichen und ethischen System des Islam ist dieser Widerspruch vollkommen unbegründet und beigelegt.

Die Betonung des Propheten des Islam auf Gerechtigkeit findet auf zwei Ebenen, d. h. der gesellschaftlichen und der individuellen Ebene statt. Auf der individuellen Ebene wird der einzelne Mensch angesprochen, und er wird aufgefordert, die Rechte der anderen zu berücksichtigen und die Grenzen nicht zu überschreiten. Grundsätzlich neigt und strebt jeder Mensch nach mehr, aber wenn dieses Streben nicht kontrolliert wird, resultieren daraus gesellschaftliches Chaos und Unruhe. Wenn ein Individuum für sich mehr Rechte beansprucht als er anderen zuspricht, wird er sich natürlich darum bemühen, mehr Rechte zu erlangen. Der Islam kontrolliert dieses Gefühl im Menschen von vornherein und bestärkt das Individuum darin, auf seine Rechte zugunsten der Rechte der anderen zu verzichten. Dies geht soweit, dass der Prophet des Islam sagte, dass diejenigen, die das Recht der anderen über die eigenen Rechte erheben, belohnt werden: „Die Barmherzigkeit Gottes wird derjenige erlangen, der seine Grenzen und Rechte kennt und diese nicht überschreitet. "

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Aber andererseits wird im Hinblick auf das Gleichgewicht im Menschen ein anderes Prinzip erwähnt, und zwar dass man darum bemüht sein muss, die Rechte der anderen nicht zu beeinträchtigen oder zu missachten; und sollte einem Unrecht widerfahren, sollte man auf eine entsprechende Vergeltung verzichten, und ganz im Gegenteil dazu Freundlichkeit walten lassen und die schlechte Tat von anderen mit Güte und einer guten Tat beantworten. Das Ergebnis dieser großen und wichtigen moralischen Lehre ist, dass alle Menschen zu Freundlichkeit aufgerufen werden und lernen, dass sie auf der Basis der Freundlichkeit miteinander umgehen und förmliche rechtliche Vorschriften und Prinzipien zur Grundlage ihrer Beziehungen machen. Denn solange man selbst anderen gegenüber keine freundliche Einstellung hegt, wird man nicht in der Lage sein, seine falschen Taten und Sünden zu unterlassen, sondern weiterhin versuchen, von seinem Recht gegenüber den anderen Gebrauch zu machen. Aus diesem Grund manifestiert sich Freundlichkeit nicht nur im Verzicht, sondern vielmehr in der Motivation zu guten Taten als Antwort auf schlechte Taten.

Die Menschen können von der großen Lehre des Propheten des Islam lernen, dass sie aufgrund ihrer eigenen Freundlichkeit gegenüber den anderen nicht die Erwartung und den Anspruch haben können, dass ihnen ihr Verhalten mit gleichem beantwortet wird. Diese Art der Freundlichkeit ist eine Freundlichkeit ohne Erwartungshaltung. Wenn ich für die Freundlichkeit, die ich anderen erweise, niemals eine Gegenleistung erwarte, wird mein Verhalten immer auf Freundlichkeit basieren und ein kontinuierliches und dauerhaftes Verhalten sein, und unfreundliche Antworten und unpassendes Verhalten von anderen werden mich von diesem Verhalten nicht abbringen.

Die Gerechtigkeit im Bereich der gesellschaftlichen Beziehungen, die der Prophet des Islam sehr betonte, steht jedoch nicht im Widerspruch zu dieser allgemeinen Freundlichkeit, denn das Missachten der Gerechtigkeit ist eine gegen die Gesellschaft gerichtete Tat. Wenn eine kriminelle Tat eines Menschen seitens der Gesellschaft unbeantwortet bleibt und der Gerechtigkeit und dem Gesetz nicht Genüge getan wird, wird dies nur Gleichgültigkeit gegenüber der Existenz der Gesellschaft zum Ausdruck

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bringen. Die fehlende Umsetzung von Gerechtigkeit würde diesen Straftäter in seinem Tun stärken und ihn zur Fortsetzung seines Weges ermutigen. Selbst jene Theorien, die die Bedeutung des Individuums besonders hervorheben, werden ihm nicht das Recht zugestehen, gegen gesellschaftliches Recht zu verstoßen.

In einem umfassenderen Kontext gesehen kann die Verwirklichung der Gerechtigkeit angesichts eines Verstoßes eines Menschen gegen die Rechte der Gesellschaft für ihn sehr nützlich und konstruktiv sein, weil er dadurch lernt, dass er auf seine individuellen Rechte verzichten und die gesellschaftlichen Rechte nutzen und seinen individuellen Rechten vorziehen kann. Dies versteht der Islam unter dem Prinzip der Gerechtigkeit, d. h. die Betonung auf Gerechtigkeit in den heiligen islamischen Schriften bezieht sich grundsätzlich auf die gesellschaftlichen Rechte.

Das Leben des Propheten Mohammad ist voll von solchen Lehren der Freundlichkeit gegenüber den anderen, des Verzichts auf sein individuelles Recht und des guten Verhaltens gegenüber denjenigen, die sich ihm gegenüber schlecht benommen haben. Eine der wichtigsten Lehren des Propheten, die wir heute in Form eines Gedichtes des großen persischen Dichters Saadi Schirazi über dem Eingang der UNO lesen können, stellt ein Zeichen des Stolzes für die Muslime dar. Es besagt, dass alle Menschen unabhängig von Religion, Nationalität, Sprache und Farbe wie die Glieder eines Körpers, deren Schöpfung einem Schatz entspringt. Wenn ein Körperteil Schmerzen hat, werden auch andere Körperteile darunter leiden, und gleichermaßen leidet die gesamte Menschheit, wenn ein Teil der Menschheit Probleme hat.

Die gesellschaftliche Bedeutung von Recht und Ethik

Im Denken des heutigen Menschen und in der modernen Zeit kommt dem Recht ein besonderer Stellenwert zu, und die Betonung des Rechts ist ein wesentlicher Wert dieser Epoche. Die universale Deklaration der Menschenrechte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeigt die Bedeutung dieser Angelegenheit aus der Sicht der heutigen Welt und

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verdeutlicht zugleich das höchste Ziel und Ideal, das die Weltgesellschaft erstrebt. Kurz gesagt kann man feststellen, dass die Berücksichtigung der Menschenrechte das größte Ideal und Ziel der heutigen Welt ist, d. h. die Gestaltung einer vom Recht geprägten Gesellschaft. Wenn wir von Recht reden, müssen wir notwendigerweise auch von Pflichten reden, denn aus den Rechten eines jeden Menschen resultieren Pflichten, die im Hinblick auf die anderen berücksichtigt und geachtet werden müssen.

Die Gleichheit der Rechte für alle und die Erwartung, dass alle diese Rechte berücksichtigen, sind zwei Hauptelemente des Gerechtigkeitsbegriffes. Deshalb ist ein Rechtsstaat d. h. eine Gesellschaft, in der das Recht aller Gruppierungen und Schichten berücksichtigt wird, eine gerechte Gesellschaft, und zweifellos ist die Etablierung von Gerechtigkeit und die Schaffung einer solchen gerechten Gesellschaft eines der wichtigsten Ziele und einer der größten Wünsche der Menschen. Die Bildung einer solchen Gesellschaft, in der Gerechtigkeit herrscht und in der für alle gleiche Rechte gelten, ist die wichtigste Aufgabe aller göttlichen Propheten, und auch Prophet Mohammad hat sich für die Fortsetzung dieser göttlichen Aufgabe engagiert. In einem ersten Schritt hat er versucht, den frevelhaften Geist und die Gier des Menschen zu Gerechtigkeit aufzurufen und hat eine gerechte Gesellschaft begründet. In diesem Sinne heißt es im Qur'an in aller Deutlichkeit (vgl. Sure as-Sürä, Vers 15), dass dem Propheten geboten wurde, gerecht zwischen den Menschen zu richten.

Aber es bleibt die wichtige Frage, ob Gerechtigkeit die höchste Botschaft von Mohammad ist, und ob die Gründung einer gesellschaftlichen Rechtsordnung sein Endziel ist? Ungeachtet der besonderen Bedeutung, die der Prophet des Islam der Gerechtigkeit und Berücksichtigung der Rechte beimaß, muss man aber mit aller Deutlichkeit sagen, dass die Erziehung eines gerechten Menschen und die Gründung einer gerechten Gesellschaft, in der das Recht berücksichtigt wird und die Menschen gerecht miteinander umgehen, und jeder dem anderen gegenüber das gleiche Recht hat, nicht das Endziel von Mohammad war. Er selbst hat in aller Deutlichkeit sein Endziel so erläutert: „Ich wurde von Gott entsandt, damit ich die moralischen Werte vervollkommne. "

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Folglich sind der gerechte Mensch und die gerechte Gesellschaft nicht das letzte Ideal des Propheten des Islam, sondern sein Endziel war die Erziehung eines moralischen Menschen und einer moralischen Gesellschaft.

Das Verhältnis und der Unterschied zwischen Recht und Moral ist ein Thema, das eines ausführlichen Vortrages bedürfte, wollte man es umfassend behandeln, und so seien hier zumindest einige Unterschiede zwischen diesen beiden Begriffen in aller Kürze erwähnt. Die Kontrolle der Gier des Individuums und das Verhindern von Ungerechtigkeit und Missachtung der Rechte der anderen in der Gesellschaft sind das höchste Ziel der Gerechtigkeit und einer Rechtsordnung. Mit der Verwirklichung dieses Zieles können diejenigen, die nach Gerechtigkeit streben und Anhänger der Menschenrechte sind, ihre höchsten Ideale erreichen.

Für die Verwirklichung dieses Zieles muss zwischen den Menschen nicht notwendigerweise Freundlichkeit und Liebe herrschen, sondern man kann von den Menschen verlangen, dass sie die Gesetze und Prinzipien die ihre Rechte schützen, wahrnehmen und als verbindlich ansehen, auch wenn die Beziehung zwischen ihnen selbst eher kühl und teilnahmslos ist. Ein gerechter Mensch muss nicht unbedingt ein freundliches Gesicht und einen freundlichen Umgang haben. Das Recht und die Gerechtigkeit verlangen jedoch, dass ein Bürger dem Gesetz und den Prinzipien treu ergeben und dass er letztlich ein gerechter Mensch ist. Aber es wird diesem Bürger nicht befohlen, wenn er in seiner Nachbarschaft oder in der Straße, in der er lebt, oder auch außerhalb des Landes, in einem anderen Teil der Welt, einem bedürftigen Mensch begegnet, diesem zu helfen und ihn zu unterstützen.

Der gerechte Mensch erwartet, dass ihm sein Recht in der vereinbarten Zeit zugestanden wird, und wenn das nicht der Fall ist, sieht er sich berechtigt, den anderen anzuklagen und ihn verurteilen zu lassen, ohne dass er es zuvor als notwendig ansieht, zu überprüfen, ob der andere die Möglichkeit hat oder nicht, ihm sein Recht zuzugestehen, und auch wenn er damit den Frieden dieser Familie stört. Gerechtigkeit und Recht gebieten in einem solchen Falle nur, dass die Zahlung das Recht des Anspruchstel-

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lers und die Pflicht des Schuldners ist, auch wenn Kläger und Schuldner Vater und Sohn sein sollten. Wenn aber der Kläger seinen Möglichkeiten entsprechend die Probleme und Unfähigkeit des Schuldners zur Zahlung berücksichtigt, auch wenn der Kläger ein vermögender Mensch und der Schuldner ein armer Mensch ist, und er als Kläger auf sein Recht verzichtet, dann ist das dennoch kein Element, das vom Recht und dem Gerechtigkeitsprinzip geboten wird.

Die Moralität hingegen berücksichtigt vor allem die Aspekte, die auf Recht und Gerechtigkeit ausgerichtet sind und wird das Recht und die Gerechtigkeit niemals verneinen. Die Moralität lehrt, dass es sehr angesehen und wertvoll ist, die Rechte der anderen zu berücksichtigen und seine eigenen Rechte einzufordern, dass es aber noch schöner und angesehener ist, wenn man zum Vorteil der anderen darauf verzichtet. Folglich sind Verzeihen und Freigebigkeit moralische und keine rechtlichen Prinzipien.

Die Gerechtigkeit basiert auf der Berücksichtigung der Rechte der anderen. Ein gerechter Mensch wird das Recht der anderen nicht missachten und ungerecht werden, und er wird den anderen nicht mehr zugestehen, als es deren Recht entspricht. Aber die Moralität basiert auf Liebe, Freundlichkeit und Freundschaft gegenüber den anderen und nimmt folglich Einfluss auf das Einfordern von Rechten. Das Recht sagt, dass man die die Möglichkeit hat, unter Berücksichtigung von Achtung und Höflichkeit sein Recht einzufordern. Aber die Moralität sagt: Wenn man sein Recht einfordert, soll man nicht nur die Achtung und Höflichkeit wahren, sondern darüber hinaus auch die psychische und physische Situation des anderen berücksichtigen. Deshalb ist jeder moralische Mensch zugleich auch ein gerechter und dem Recht verpflichteter Mensch. Aber umgekehrt muss nicht jeder gerechte und dem Recht verpflichtete Mensch auch ein moralischer Mensch sein. So gesehen wird die Ethik das Recht nicht nur nicht verneinen, sondern den Menschen vielmehr bereichern und auf eine höhere Ebene führen. Vielleicht ist es zutreffender, wenn wir sagen, dass Gerechtigkeit und Ethik auf Recht basieren.

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Aber das Recht, das die Moralität betont, geht über das Recht, das die Gerechtigkeit betont, hinaus. Der moralische Mensch beweist mit dem Blick der Liebe und Freundlichkeit den anderen ein ungeschriebenes Recht, dass im Buch des Gesetzes und der Gerechtigkeit selbst nicht unbedingt berücksichtigt werden muss. Die Freigebigkeit der Mutter gegenüber ihrem Kind resultiert nicht aus einer rechtlichen Pflicht, sondern weil die Mutter ihr Kind liebt, wird sie diese Freigebigkeit für sich als notwendig ansehen und sich verpflichtet fühlen, dem Kind gegenüber freigiebig zu sein. Wenn sich diese Sichtweise allgemein unter den Menschen verbreitet, werden die Menschen einfach und problemlos auf ihr Recht verzichten, und das ist die eigentliche und wesentliche Botschaft Mohammads für die Menschheit. Mohammad sagt, dass alle Menschen gleiche Rechte haben, egal welche Glaubensrichtung, Farbe und Rasse sie haben, und dass jede Ungerechtigkeit zwischen den Menschen verurteilt wird. In einer schönen und genauen Erklärung und Interpretation hat er diese Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz mit einem Kamm verglichen, der gleiche Zähne hat. Auch im Qur'an wird oft betont, dass die Menschen von einem wertvollen Wesen erschaffen wurden und kein Mensch aufgrund seiner Rasse, Farbe, Sprache oder Nationalität mehr Rechte und Vorteile gegenüber den anderen genießt (vgl. Sure an-Nisä', Vers 1, Sure az-Zumar, Vers 6 oder Sure al-Hugurät, Vers 13). Mohammad hat jegliche Art von Rassismus negiert und gleiche Rechte für alle Menschen jeder Rasse, Sprache und Religion betont: „ O Leute, ihr sollt wissen, dass Gott einer ist, und dass euer Vater einer ist. Deshalb soll euch bewusst sein, dass keine Rasse gegenüber einer anderen Rasse, kein Araber gegenüber einem Nichtaraber, kein Nichtaraber gegenüber einem Araber, kein Schwarzer gegenüber einem Weißen und kein Weißer gegenüber einem Schwarzen einen Vorzug hat. "

Der Qur'an erwähnt, dass die Menschen aus einer einzigen Substanz geschaffen wurden, und das beweist nicht nur die Gleichheit der Menschen und ihren Anspruch auf die gleichen Rechte, sondern darüber hinaus wird damit auch das Gefühl der Gemeinsamkeit und des Verständnisses zwischen den Menschen erwähnt. Dieses Gefühl der Gemeinsamkeit und Freundschaft ist ursächlich für die Freundlichkeit und Liebe der Menschen zueinander. Mohammad hat dieses Gefühl der Gemeinsamkeit

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in einem klaren Bild verdeutlicht, wonach die Menschen wie die Glieder eines Körpers sind, der leidet, wenn eines seiner Glieder Schmerzen hat. Deshalb ist in der Logik von Mohammad die Beachtung des Rechts und der Gerechtigkeit in den Beziehungen der Menschen zueinander nicht das Ende dieses Weges, sondern Recht und Gerechtigkeit bilden die Brücke, über die man zu der Gesellschaft gelangt, in der es keine Feindschaft und Gewalt gibt, sondern wo Liebe und Freundlichkeit herrschen.

Die moralische Gesellschaft, in der die Beziehung zwischen den Menschen nicht auf trockenen Pflichten und offiziellen Rechten, sondern auf Freundlichkeit und Nächstenliebe basiert, ist eine Gesellschaft, in der die Menschen das Erreichen von mehr Vorteilen nicht als ein Zeichen des Erfolges ansehen, sondern die Hilfe für die anderen, der Verzicht auf eigene Rechte und das Engagement für einen größeren Nutzen für die anderen als Zeichen des Erfolges und der Glückseligkeit gelten. Mohammad hat sehr viel von Frieden gesprochen, und der Qur'an sagt mit aller Deutlichkeit, dass Frieden besser ist als jede andere Sache. Das ist eine besondere Beschreibung im Qur'an, der sich über kein anderes Thema so deutlich geäußert hat. Man muss wissen, dass ein Frieden, von dem der Qur'an spricht und den der Prophet des Islam als großer moralische Lehrer seine Anhänger lehrt, mehr Bedeutung impliziert als Frieden im rechtlichen Sinne. Frieden im rechtlichen Sinne steht Krieg und Feindschaft gegenüber; ein solcher Frieden, der auf die beste und vollkommenste Weise verwirklicht wird, dient der Bewahrung von Gerechtigkeit, d. h. er spricht beiden Parteien ihr gesetzliches Recht zu. Deshalb wird der Friede mit dieser Bedeutung niemals über die Gerechtigkeit gestellt. Aber der moralische Frieden, d. h. Freigebigkeit und Verzicht auf das eigene Recht zum Vorteil der anderen geht weit über den rechtlichen Frieden hinaus. Moralischer Frieden ist ein freigiebiger Frieden, aber der rechtliche Frieden ist ein gerechter Frieden, und der Qur'an lädt die Menschen im Bereich der individuellen Rechte zu einem moralischen Frieden ein. Abschließend gesagt ist in der Ergänzung, Vorstellung, Lehre und Verbreitung von schönen moralischen Werten und Eigenschaften unter den Menschen das wichtigste Ziel und die wichtigste Aufgabe von Mohammad zu sehen.

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Mohammad

Johann Peter Hebel

Dem Mohammad wollten es anfänglich nicht alle von seinen Landsleuten glauben, dass er ein Prophet sei, weil er noch kein Wunder getan hatte wie Elias. Dazu sagte Mohammad ganz gleichgültig, wie einer, der eine Pfeife Tabak raucht und etwas dazu redet, „das Wunder", sagte er, „macht den Propheten noch nicht aus. Wenn ihr's aber verlangt, so werden ich und jener Berg dort geschwind beieinander sein."

Nämlich, er deutete auf einen Berg, der eine Stunde weit oder etwas entfernt war, und rief ihm mit gebietender Stimme, dass der Berg sich soll von seiner Stätte erheben und zu ihm kommen. Als aber dieser keine Bewegung machen und keine Antwort geben wollte, wiewohl keine Antwort ist auch eine, so ergriff Mohammad sanftmütig seinen Stab und ging zum Berg, womit er ein merkwürdiges und nachahmungswertes Beispiel gab, auch für solche Leute, die keine Propheten zu sein verlangen, nämlich, dass man dasjenige, was man selbst tun kann, nicht von einem wunderbaren Verhängnis oder von Zeit und Glück oder von andern Menschen verlangen soll. Z. B. hast du etwas Notwendiges und Wichtiges mit jemand zu reden, so warte nicht, bis er zu dir kommt. Weit geschwinder und vernünftiger gehst du zu ihm. Ein hübscher Kirschenbaum in dem Garten wäre eine schöne Sache. Das Plätzchen schickte sich dazu. Warte nicht, bis er selber wächst, sondern setze einen. Ferner, ein Abzugsgraben, ein guter Weg durch das Dorf, wenigstens ein trockener Fußweg, ein Geländer am Wasser oder an einem schmalen Steg, damit die Kinder nicht hineinfallen, kommt viel geschwinder zustande, wenn man ihn macht, als wenn man ihn nicht macht. Man sollte nicht glauben, dass es Leute gibt, denen erst ein arabischer Prophet oder ein Kalenderschreiber so etwas muss begreiflich machen.

Selbst der Kalenderschreiber, der doch einem Propheten nicht viel nachgibt, - es ließe sich noch ein Wort mehr sagen, - verlangt nicht, dass das alte Jahr fortdauern soll, bis der neue Kalender fertig ist, sondern er schreibt den neuen, wenn das alte noch währet.

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Summa Summarum:

Schick dich in die Welt hinein,

Denn dein Kopf ist viel zu klein,

Dass die Welt sich schick' in ihn hinein.

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Mohammad, der Prophet

K. S. Ramakrishna Rao

Arabien im 7. Jh. n. Chr.

Mohammad wurde den muslimischen Geschichtsschreibern zufolge am 20. April 571 in der arabischen Wüste geboren. Der Name bedeutet „hochgepriesen". Für mich ist er der größte Kopf unter allen Söhnen Arabiens. Er hat eine ungleich größere Bedeutung als all die Poeten und Könige, die ihm in diesem undurchdringlichen roten Wüstensand vorausgingen.

Als er erschien, war Arabien eine Wüste, ein Nichts. Aus diesem Nichts wurde durch den mächtigen Geist Mohammads eine neue Welt geformt -ein neues Leben, eine neue Kultur, eine neue Zivilisation, ein neues Herrschaftsgebiet, das sich von Marokko bis nach Indien erstreckte und das Denken und Leben von drei Kontinenten, nämlich Asien, Afrika und Europa, beeinflusste.

Bei dem Gedanken, über den Propheten Mohammad zu schreiben, war ich ein wenig zögerlich, denn es bedeutete, über eine Religion zu schreiben, zu der ich mich nicht bekenne; dies ist eine sehr diffizile Angelegenheit, zumal es viele Menschen gibt, die sich zu unterschiedlichen Religionen bekennen und verschiedenen Denkschulen und Bekenntnissen angehören, selbst in ein und derselben Religion. Obwohl zuweilen behauptet wird, dass Religion etwas rein Persönliches ist, kann dennoch nicht geleugnet werden, dass sie dazu tendiert, das gesamte Universum -sowohl das Sichtbare wie auch das Unsichtbare - zu umfassen. Irgendwie durchdringt sie immer wieder unsere Herzen, unsere Seelen, unser Denken, und zwar auch die bewussten, unbewussten und gewohnheitsmäßigen Ebenen.

Das Problem nimmt eine überwältigende Bedeutsamkeit an, wenn man der tiefen Überzeugung ist, dass unsere Vergangenheit, Gegenwart und

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Zukunft an diesem zarten, feinen, weichen seidenen Faden hängt. Wenn es uns ferner gelingt, Sensitivität zu entwickeln, noch sensibler zu werden, dann wird der Schwerpunkt sehr wahrscheinlich immer in einem Stadium extremer Spannung sein. Von diesem Blickpunkt aus betrachtet, ist es besser, je weniger man über eine andere Religion sagt. Unsere Religionen sollen im Innern, in den geheimsten Winkeln unseres Herzens verborgen und eingeschlossen sein, gefestigt von den ungebrochenen Siegeln auf unseren Lippen.

Dieses Problem weist aber noch einen anderen Aspekt auf. Der Mensch lebt in der Gemeinschaft. Unser Leben ist willentlich oder unwillentlich bzw. direkt oder indirekt mit dem Leben Anderer verbunden. Wir nehmen die Nahrung zu uns, die im selben Boden gewachsen ist, wir trinken Wasser von derselben Quelle, atmen die gleiche Luft. Auch wenn wir an unseren eigenen Standpunkten festhalten, wäre es hilfreich, wenn wir versuchen würden, uns an unsere Umgebung anzupassen, und wenn wir bis zu einem gewissen Grad wissen, wie unsere Nachbarn denken und welches die wesentlichen Triebkräfte ihres Handelns sind. Aus dieser Perspektive wäre es höchst wünschenswert, zu versuchen, alle Religionen dieser Welt zu kennen, um mit der richtigen Geisteshaltung unmittelbar und unverzüglich gegenseitiges Verständnis und eine bessere Übereinstimmung mit unserer Nachbarschaft zu fördern.

Darüber hinaus sind unsere Gedanken nicht so weit gestreut, wie dies oberflächlich betrachtet erscheinen mag. Sie haben sich um ein paar Zentren in Form von großen Weltreligionen und lebendigen Glaubensvorstellungen kristallisiert, die das Leben von Millionen Bewohnern unserer Erde leiten und motivieren. In gewissem Sinn ist es also unsere Pflicht, wenn wir das Ideal haben, jemals Bürger dieser Welt zu werden, einen bescheidenen Versuch zu unternehmen, die großen Religionen und philosophischen Systeme, die die Menschheit geleitet haben, zu verstehen.

Ungeachtet dieser einleitenden Bemerkungen bleibt der Boden in diesem Bereich der Religion, der oftmals einen Konflikt zwischen Intellekt und Emotionen aufweist, so rutschig, dass man beständig daran erinnert wird,

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dass Narren immer dorthin stürmen, wo Engel fürchten hinzutreten. Auch von einem anderen Blickwinkel aus gesehen ist es nicht so komplex; ich beschäftige mich mit dem Thema der Grundsätze einer Religion, die historisch belegt ist, und deren Prophet ebenfalls eine historisch belegte Persönlichkeit ist. Selbst ein feindlich gesinnter Kritiker wie Sir William Muir, sagt über den Qur'an, dass „es wahrscheinlich in der Welt kein anderes Buch gibt, das zwölf Jahrhunderte hindurch in seinem Text so unverfälscht geblieben ist." Und ich möchte noch hinzufügen, dass Prophet Mohammad ebenfalls eine historische Persönlichkeit ist, von dessen Leben jedes Ereignis sehr sorgfältig aufgezeichnet worden ist, und sogar die genauesten Details blieben der Nachwelt vollständig erhalten. Sein Leben und sein Wirken sind nicht von Geheimnissen umwoben.

Ethische Vorbildlichkeit Mohammads

Meine Aufgabe ist außerdem leichter geworden, weil jene Tage schnell vergangen sind, in denen der Islam von einigen seiner Kritiker aus politischen und anderen Gründen sehr verfälscht dargestellt wurde. Professor Bevan schreibt in der Cambridge Medieval History:

„Jene Berichte über Mohammad und den Islam, die in Europa vor dem Beginn des 19. Jahrhunderts veröffentlicht wurden, müssen nun als literarische Kuriositäten angesehen werden."

Mein Problem, diese Monographie zu schreiben, ist somit geringer geworden, weil wir nun im allgemeinen nicht auf diese Art von Geschichtsschreibung vertrauen und nicht so viel Zeit dafür verwendet werden muss, die Verfälschungen über den Islam aufzuzeigen.

Die Theorie vom Islam und dem Schwert z. B. ist nun nicht mehr ständig in jedem unbedeutenden Viertel zu vernehmen. Das Prinzip des Islam, dass es keinen Zwang im Glauben gibt, ist sehr bekannt. Gibbon, ein Historiker mit Weltruf, sagt:

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„Den Muslimen wurde ein schändlicher Grundsatz unterstellt, nämlich die vermeintliche Pflicht, alle Religionen mit dem Schwert zu vernichten."

Dieser auf Ignoranz und Bigotterie basierende Vorwurf, so sagt dieser herausragende Historiker, wird vom Qur'an, der Geschichte der muslimischen Eroberungen und ihrer öffentlichen und gesetzlichen Toleranz gegenüber der christlichen Gottesverehrung widerlegt. Der große Erfolg von Mohammads Leben wurde erreicht durch dessen moralische Kraft und ohne einen einzigen Schwerthieb.

Aber zur reinen Selbstverteidigung und nachdem wiederholte Bemühungen um die Beilegung eines Konfliktes letztlich fehlgeschlagen waren, führten die Umstände zur Auseinandersetzung. Doch der Prophet des Islam veränderte die gesamte Strategie im Kampf. Die Gesamtzahl der Opfer in allen kriegerischen Auseinandersetzungen, die während seines Lebens stattfanden, als die gesamt Arabische Halbinsel sich unter seinem Banner einte, geht insgesamt nicht über ein paar Hundert hinaus. Aber selbst auf dem Kampfplatz lehrte er die Araber, zu Gott, dem Allmächtigen zu beten, und zwar nicht individuell, sondern in der Gemeinschaft. Im Tumult und Staub des Kampfes durfte selbst das Gebet nicht verschoben werden, wenn die Zeit zum Beten gekommen war, und sie kommt fünfmal am Tag. Ein Teil der Gläubigen warf sich im Gebet nieder, während die andere Gruppe die Verteidigung übernahm. Nachdem sie ihr Gebet beendet hatten, tauschten die beiden Gruppen ihre Positionen. Für die Araber, die wegen der unbedeutenden Provokation, dass ein Kamel, das dem Gast eines bestimmten Stammes gehörte, sich in das Weidegebiet eines anderen Stammes verirrte, bereit waren, vierzig Jahre lang zu kämpfen bis insgesamt 70000 Menschen ihr Leben gelassen hatten und beiden Stämmen die Ausrottung drohte, solchen wilden Arabern lehrte der Prophet Selbstkontrolle und Disziplin in einem Maße, dass sie selbst auf dem Kampfplatz beteten.

In einer Zeit der Barbarei wurde selbst der Kampfplatz in gewissem Maße humanisiert, und es wurden strenge Anweisungen gegeben, nicht zu betrügen, nicht das Vertrauen zu brechen, nicht zu verstümmeln, Kinder,

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Frauen und alte Männer nicht zu töten, Dattelpalmen nicht zu fällen oder niederzubrennen, keinen Obstbaum zu fällen und keinen betenden Menschen zu peinigen. Mohammads eigene Art und Weise, mit seinen erbitterten Feinden umzugehen, ist das vortrefflichste Vorbild für seine Anhänger. Mit der Eroberung Mekkas stand er auf dem Gipfel seiner Macht. Die Stadt, die sich geweigert hatte, seine Botschaft zu hören, die ihn und seine Anhänger gepeinigt hatte, die ihn und sein Volk ins Exil getrieben hatte und die ihn unablässig verfolgt und boykottiert hatte, selbst als er in einem mehr als 200 Meilen entfernten Ort Zuflucht gesucht hatte, diese Stadt lag ihm jetzt zu Füßen. Gemäß den geltenden Kriegsgesetzen hätte er alle Grausamkeiten, die ihm und seinem Volk zugefügt worden waren, gerecht vergelten können. Aber welche Behandlung ließ er ihnen zuteil werden? Mohammads Herz floss über von Freundlichkeit und er erklärte; „Am heutigen Tag gibt es keinen Vorwurf gegen euch und ihr seid alle frei." An diesem Tag erklärte er: „Ich zertrample alle Unterschiede zwischen den Menschen mit meinen Füßen, allen Hass zwischen den Menschen."

Das war eines der Hauptziele, warum er Krieg zur Selbstverteidigung erlaubte, nämlich die Menschen zu vereinen. Und als dieses Ziel erst einmal erreicht war, verzieh er sogar seinen ärgsten Feinden, selbst jenen, die seinen geliebten Onkel Hamza getötet, dessen Leichnam verstümmelt und seinen Körper aufgeschlitzt und ein Stück von seiner Leber gegessen hatten.

Universelle Brüderlichkeit und Solidarität

Das Prinzip der universellen Brüderlichkeit und die Lehre von der Gleichheit der Menschen, die er verkündete, stellen einen sehr großen Beitrag Mohammads zur sozialen Erbauung der Menschheit dar. Alle großen Religionen haben die gleiche Lehre gepredigt, aber der Prophet des Islam hat diese Theorie wirklich in die Praxis umgesetzt, und ihr Wert wird vielleicht erst Jahrhunderte später voll erkannt werden, wenn das internationale Bewusstsein erwacht, rassistische Vorurteile ver-

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schwinden und eine umfassendere Brüderlichkeit der Menschheit entstehen wird.

Sarojini Naidu hat über diesen Aspekt des Islam gesagt:

„Er war die erste Religion, die Demokratie predigte und praktizierte; denn wenn in der Moschee der Gebetsruf ertönt und die Gläubigen zusammen gekommen sind, wird die Demokratie des Islam fünfmal am Tage verkörpert, wenn der Bauer und der König Seite an Seite niederknien und bekennen, ,Gott allein ist groß’." Die große indische Dichterin fährt fort: „Ich bin immer wieder von dieser unteilbaren Einheit des Islam, die einen Menschen instinktiv zum Bruder macht, beeindruckt gewesen. Wenn man einen Ägypter, einen Algerier, einen Inder und einen Türken in London trifft, dann ist es gleichgültig, dass Ägypten das Vaterland des einen und Indien das Heimatland des anderen ist."

Mahatma Gandhi hat in seinem unnachahmlichen Stil gesagt:

„Irgendjemand hat gesagt, dass die Europäer in Südafrika das Kommen des Islam fürchteten - des Islam, der Spanien zivilisierte, des Islam, der den Fackelschein nach Marokko brachte und der Welt den Grundsatz der Brüderlichkeit predigte. Die Europäer in Südafrika fürchteten das Kommen des Islam. Sie können die Gleichheit mit den weißen Rassen vertreten. Sie können sie durchaus fürchten, wenn Brüderlichkeit eine Sünde ist. Wenn die Gleichheit der farbigen Rassen gemeint ist, dann ist ihre Furcht durchaus begründet."

Jedes Jahr ist die Welt während der Pilgerfahrt Zeuge des wunderbaren Ereignisses dieser internationalen Präsentation des Islam, bei der alle Unterschiede hinsichtlich Rasse, Farbe und Status beseitigt werden. Europäer, Afrikaner, Araber, Perser, Inder, Chinesen usw. treffen in Mekka als Mitglieder einer göttlichen Familie zusammen, und alle sind

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sie gleich gekleidet; jede Person trägt zwei einfache nahtlose Tücher, eines um die Hüfte, das andere über die Schulter, barhäuptig, ohne Pomp und Zeremonie, und sie wiederholen: „Hier bin ich o Gott; Dir zu Diensten, Du bist einer und einzig, hier bin ich." So bleibt nichts, was den Höherstehenden von dem Niederen unterscheiden könnte, und jeder Pilger trägt die Eindrücke von der internationalen Bedeutung des Islam mit nach Hause.

Der demokratische Geist des Islam

Nach Meinung von Professor Hurgronje „hat die vom Propheten des Islam gegründete Völkergemeinschaft den Grundsatz der internationalen Einheit der menschlichen Brüderlichkeit auf so universelle Grundlagen gestellt, dass sie den anderen Nationen den Weg weisen kann." Weiterhin hat der Professor ausgeführt:

„Tatsache ist, dass keine Nation der Welt eine Parallele zu dem aufweisen kann, was der Islam für die Verwirklichung der Idee des Völkerbundes geleistet hat."

Der Prophet des Islam gestaltete die demokratische Herrschaft in bester Weise. Die Kalifen cUmar, ManÈÚr, cAbbäs, der Sohn des Kalifen Macmün, auch der Schwiegersohn des Propheten, CAH ibn AbÍ ÓÁlib, und viele andere Kalifen und Könige mussten als gewöhnliche Männer vor den Richter des Gerichtshofs treten. Wir wissen heute, wie die schwarzen Neger von den zivilisierten Weißen behandelt wurden. Man bedenke in diesem Zusammenhang den Status von BilÁl, dem schwarzen Sklaven zu Lebzeiten des Propheten des Islam, vor 1400 Jahren. Das Amt, die Muslime zum Gebet zu rufen, war bereits in der Frühzeit des Islam mit einem hohen Status verbunden, und dieses Amt wurde diesem Sklaven übertragen. Nach der Eroberung Mekkas wies ihn der Prophet an, zum Gebet zu rufen, und dieser Sklave mit seiner schwarzen Haut stand auf dem Dach und führte den Gebetsruf aus, als einige stolze Araber laut zu schreien begannen: „Seht nur diesen schwarzen Sklaven, wehe ihm, er steht auf

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dem Dach und ruft zum Gebet!" In diesem Augenblick verkündete der Prophet diesen Vers des Heiligen Qur'Án der Welt:

O ihr Menschen, Wir haben euch aus Mann und Frau erschaffen und euch zu Völkern und Stämmen gemacht, auf dass ihr einander erkennen möget. Wahrlich, vor Allah ist von euch der Angesehenste, welcher der Gottesfürchtigste ist. Wahrlich, Allah ist allwissend, allkundig. "

Und diese Worte des Heiligen Qur'Án schufen eine solch' gewaltige Veränderung, dass selbst der zweite Kalif des Islam, cUmar, immer wenn er BilÁl begegnete, sich erhob und ihn grüßte. Was für eine gewaltige Veränderung brachte der Qur'Án den Arabern, dem zu jener Zeit stolzesten Volk auf Erden. Aus diesem Grund hat Goethe, der größte deutsche Dichter, über den Heiligen Qur'Án gesagt:

„Dieses Buch wird weiterhin durch alle Zeiten hindurch einen sehr großen Einfluss ausüben."

Dies ist auch der Grund, weshalb George Bernhard Shaw sagte:

„Wenn eine Religion im Verlauf der nächsten einhundert Jahre eine Chance hat, über England, sagen wir Europa zu herrschen, dann der Islam."

Es ist dieser gleiche demokratische Geist des Islam, der die Frauen von der Abhängigkeit des Mannes emanzipiert hat. Sir Charles Edward Ar-chibald Hamilton sagte:

„Der Islam lehrt die dem Menschen innewohnende Sünden-losigkeit. Er lehrt, dass Mann und Frau derselben Essenz entstammen, dass sie beide die gleiche Seele besitzen und mit gleichen Fähigkeiten zu intellektuellen, spirituellen und moralischen Leistungen ausgestattet sind."

:13.

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Die Araber hatten eine sehr starke Tradition, wonach derjenige, der mit dem Speer werfen und das Schwert schwingen konnte, erben durfte. Aber der Islam kam als Verteidiger des schwachen Geschlechts und verlieh den Frauen das Recht, ebenfalls an dem Erbe ihrer Eltern Anteil zu haben. Der Islam gab den Frauen vor Jahrhunderten von Jahren das Recht auf eigenen Besitz. 1200 Jahre später, 1881, übernahm England, das als die Wiege der Demokratie angesehen wurde, diese Institution des Islam und dieses Gesetz wurde das „Ehefrauengesetz" (The Married Woman Act) genannt. Aber Jahrhunderte zuvor hatte der Prophet des Islam bereits verkündet, dass „Frauen die zweite Hälfte des Mannes sind, die Rechte der Frauen heilig sind und den Frauen die ihnen zugesicherten Rechte auch erhalten bleiben müssen."

Charakterbildung als Grundlage der Zivilisation

Der Islam beschäftigt sich nicht direkt mit politischen und wirtschaftlichen Systemen, sondern indirekt und insofern sie als politische und wirtschaftliche Angelegenheiten das Verhalten des Menschen beeinflussen. Für die Regelung des wirtschaftlichen Lebens legt er einige sehr wichtige Prinzipien fest. Professor Massignon zufolge bewahrt der Islam die Balance zwischen übertriebenen Gegensätzen und hat immer die Charakterbildung im Auge, die er als die Grundlage der Zivilisation ansieht. Dies wird gewährleistet mittels seines Erbrechts, mittels eines organisierten Hilfssystems namens ZakÁt, und indem alle antisozialen Praktiken im ökonomischen Bereich wie marktbeherrschende Monopolstellungen, Wucher, Kapital horten, Verursachen von Warenknappheit um den Preis künstlich in die Höhe zu treiben usw. als illegal verurteilt werden. Glücksspiele sind verboten. Hingegen gelten Beihilfen für Schulen, Gebetsstätten, Krankenhäuser, soziale Infrastrukturen und die Einrichtung von Waisenhäusern als Zeichen höchster Tugend.

Es wird gesagt, dass erstmals aufgrund der Lehren des Propheten des Islam Waisenhäuser entstanden sind. Die Welt verdankt ihre Waisenhäuser diesem Propheten, der selbst als Waise geboren wurde.

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„Gut ist dies alles", sagt Carlyle über Mohammad. „Aus ihm spricht die natürliche Stimme der Menschlichkeit, Frömmigkeit und Gerechtigkeit, die dem Herzen dieses wilden Sohnes der Natur innewohnte."

Ein Historiker sagte einst, ein großer Mann sollte anhand von drei Prüfungen beurteilt werden: Hatte er nach Ansicht seiner Zeitgenossen echtes Durchhaltevermögen? War er großartig genug, um sich über die Maßstäbe seiner Zeit zu erheben? Hat er der ganzen Welt irgendetwas als dauerhaftes Vermächtnis hinterlassen? Diese Liste ließe sich sicher noch ergänzen, aber all diese drei Prüfungen der Großartigkeit sind im Fall des Propheten Mohammad im höchsten Maße außergewöhnlich zufrieden stellend ausgefallen. Einige Beispiele der letzten zwei Punkte wurden bereits erwähnt.

Spirituelle Erneuerung

Wurde dem Propheten des Islam von seinen Zeitgenossen Durchhaltevermögen zugestanden? Historische Berichte belegen, dass alle Zeitgenossen Mohammads, sowohl die Freunde als auch seine Gegner seine herausragenden Eigenschaften, die untadelige Ehrlichkeit, die edlen Tugenden, die absolute Aufrichtigkeit und Vertrauenswürdigkeit des Gesandten des Islam in allen Lebenslagen und in jedem Bereich menschlicher Aktivität anerkannten. Sogar die Juden und jene, die nicht an seine Botschaft glaubten, akzeptierten ihn aufgrund seiner vollkommenen Unparteilichkeit als Schiedsrichter bei ihren persönlichen Auseinandersetzungen. Selbst jene, die nicht an seine Botschaft glaubten, mussten sagen: „Oh Mohammad, wir bezeichnen dich nicht als Lügner; aber wir leugnen ihn, der dir ein Buch gegeben und dich mit einer Botschaft erfüllt hat." Sie dachten, er wäre „ein Besessener". Sie versuchten gewaltsam, ihn zu heilen. Aber der Beste von ihnen erkannte, dass mit diesem Propheten ein neues Licht aufgegangen war, und so beeilten sie sich, die Erleuchtung zu erlangen. Es ist ein beachtenswertes Charakteristikum der Geschichte des islamischen Propheten, dass sein nächster Verwandter, sein geliebter Cousin, und seine engsten Freunde, die ihn am besten

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kannten, tief durchdrungen waren von der Wahrheit seiner Mission und überzeugt von der Echtheit seiner göttlichen Eingebung. Wenn diese Männer und Frauen, edel, intelligent, gebildet, vertraut mit seinem Privatleben das geringste Anzeichen von Täuschung, Betrug, Erdverbundenheit oder mangelndem Glauben gesehen hätte, wären Mohammads Hoffnungen auf Erneuerung, spirituelles Erwachen und soziale Veränderung zum Scheitern verurteilt gewesen und das gesamte Gebäude wäre binnen eines Augenblickes in sich zusammen gefallen. Im Gegensatz dazu sehen wir, dass die Ergebenheit seiner Anhänger so groß war, dass sie ihn freiwillig als den Führer ihres Lebens anerkannten. Sie trotzten um seinetwillen Verfolgung und Gefahr; sie vertrauten und gehorchten ihm und ehrten ihn, selbst wenn sie dafür schlimme Qualen und schwere geistige Pein bis in den Tod hinein auf sich nehmen mussten. Wäre dies so gewesen, wenn sie auch nur den geringsten Fehler bei ihrem Führer entdeckt hätten?

Wenn man die Geschichte der frühen Anhänger des Islam liest, wird jedes Herz bei der Beschreibung des brutalen Umgangs mit unschuldigen muslimischen Männern und Frauen zerfließen. Sumayya, eine unschuldige Frau, wurde grausam von Speeren durchbohrt und in Stücke gerissen. Ein anderes Beispiel ist Yasser, dessen Beine man an zwei Kamelen festband, die man dann in entgegengesetzte Richtungen trieb. Chabbab bin Arth legte man auf ein Lager mit glühenden Kohlen - mit den Füßen seines gnadenlosen Folterers auf der Brust -, so dass er sich nicht bewegen konnte und selbst das Fett unter seiner Haut zu schmelzen begann. Und Chabban bin Adi kam auf grausamste Weise zu Tode, indem man ihn verstümmelte und sein Fleisch langsam in Stücke schnitt. Als man ihn während dieser Tortur fragte, ob er sich nicht Mohammad an seine Stelle und sich selbst zu Hause bei seiner Familie wünschte, schrie der Gequälte, er sei glücklich, sich selbst, seine Familie und seine Kinder opfern zu können, um Mohammad vor dem Stich eines Dorns zu retten. Eine Menge solcher herzzerreißender Geschichten ließe sich erzählen. Wie war es möglich, dass diese Söhne und Töchter des Islam ihrem Propheten nicht nur treu ergeben waren, sondern für ihn auch ihre Herzen und Seelen opferten? Sind nicht der tiefe Glaube und die Überzeugung der unmittelbaren Nachfolger Mohammads das ehrwürdigste Zeugnis

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seiner Aufrichtigkeit und seiner bedingungslosen Bereitschaft, sich der ihm bestimmten Aufgabe hinzugeben?

Diese Menschen waren weder von niedrigem Stande noch von geringem geistigem Niveau. In diesen frühen Tagen versammelten sich die Besten und Edelsten der Gesellschaft in Mekka um Mohammad, die Blüte und Auslese, Menschen mit Status, Rang, Reichtum und Kultur, und seine eigenen Bekannten und Verwandten, die alles von ihm wussten. In der Encyclopaedia Britannica heißt es:

„Mohammad ist der erfolgreichste aller Propheten und religiösen Persönlichkeiten."

Mohammad - ein Symbol der Wahrhaftigkeit

Aber der Erfolg war nicht das Ergebnis reinen Zufalls oder des Schicksals. Er war vielmehr eine Anerkennung der Tatsache, dass der Prophet von seinen Zeitgenossen als durch und durch wahrhaftig angesehen wurde. Sein Erfolg war das Ergebnis seiner bewundernswerten und gewinnenden Persönlichkeit.

Es ist schwer, die wahre Persönlichkeit Mohammads ganz zu verstehen. Ich persönlich kann nur einen Schimmer davon erhaschen. Was für eine dramatische Abfolge pittoresker Szenen.

Da ist Mohammad, der Prophet, Mohammad, der Befehlshaber, Mohammad, der Herrscher, Mohammad, der Kämpfer, Mohammad, der Geschäftsmann, Mohammad, der Prediger, Mohammad, der Philosoph, Mohammad, der Staatsmann, Mohammad, der Redner, Mohammad, der Reformer,

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Mohammad, die Zuflucht der Waisen, Mohammad, der Beschützer der Sklaven, Mohammad, der Verfechter der Rechte von Frauen, Mohammad, der Vermittler des göttlichen Gesetzes, Mohammad, der Richter, Mohammad, der Heilige.

Und in all diesen wunderbaren Rollen, in all diesen Bereichen menschlicher Aktivitäten, ist er wie ein Held.

Eine Waise zu sein bedeutet extremste Hilflosigkeit, und das Leben des Propheten auf dieser Erde begann so; Herrschaft ist der Höhepunkt materieller Macht, und sein Leben endete damit. Von einem Waisenjungen über einen verfolgten Flüchtling zu einem spirituellen und weltlichen Führer einer ganzen Nation und Gebieter über deren Geschick, mit all seinen Prüfungen und Versuchungen, mit all seinen Unbeständigkeiten und Veränderungen, den Licht- und Schattenseiten, den Hochs und Tiefs, den Schrecken und dem Glanz, widerstand er dem Feuer der Welt und ging unbeschadet daraus hervor, um in jedem Lebensaspekt als Vorbild zu dienen. Seine Errungenschaften sind nicht auf einen Aspekt des Lebens beschränkt, sondern umfassen den ganzen menschlichen Bereich.

Wenn z. B. Größe darin besteht, eine Nation, die vorher der Barbarei verfallen und in absolute moralische Finsternis versunken war, zu läutern, dann gebührt dieser dynamischen Persönlichkeit, die ein so tief gesunkenes Volk wie das der Araber veränderte, verbesserte und aufbaute und es zum Fackelträger der Zivilisation und Gelehrsamkeit machte, gewiss jeder Anspruch auf Größe. Wenn sich Größe darin offenbart, die gegensätzlichen Elemente einer Gesellschaft durch die Bande der Brüderlichkeit und Nächstenliebe miteinander zu vereinen, verdient der Prophet der Wüste zweifellos diese Auszeichnung. Wenn Größe darin besteht, die Menschen zu verändern, die sich in einem entwürdigenden und blinden Aberglauben und verderblichen Praktiken aller Art verfangen haben, dann hat der Prophet des Islam Aberglauben und irrationale Ängste aus den Herzen von Millionen Menschen beseitigt. Wenn sich Größe in einer hohen Moral manifestiert, so wurde Mohammad von Freunden und Fein-

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den gleichermaßen als al-AmÍn, der Vertrauenswürdige, anerkannt. Wenn ein Eroberer ein großer Mann ist, so gab es hier einen Menschen, der von einem hilflosen Waisen und einem bescheidenen Geschöpf zum Herrscher Arabiens wurde, so wie die Könige und Kaiser, und der ein Großreich gründete, das seit mehr als 1400 Jahren fortbesteht. Wenn die Ergebenheit, die ein Führer gebietet, der Maßstab für Größe ist, dann übt der Name des Propheten bis zum heutigen Tag über Millionen von Menschen in der ganzen Welt einen geradezu magischen Reiz aus.

Mohammad - Verkünder ewiger höchster Wahrheiten

Er hatte keine Philosophie in den Schulen Athens, Roms, Persiens, Indiens oder Chinas studiert. Gleichwohl vermochte er der Menschheit die höchsten Wahrheiten von ewigem Wert zu verkünden. Obwohl er selbst nicht lesen und schreiben konnte, konnte er dennoch mit einer solchen Beredsamkeit und Hingabe zu den Menschen zu sprechen, dass sie zu Tränen gerührt waren, zu Tränen der tiefen Freude. Als Waise geboren und mit keinen weltlichen Gütern gesegnet, wurde er von allen geliebt. Er hatte an keiner Militärakademie studiert, und doch war er in der Lage, entgegen allen Erwartungen seine Truppen zu organisieren und dank der moralischen Kräfte, die er mobilisierte, Siege zu erringen. Menschen, die gesegnet sind mit der Gabe zu predigen, sind selten. Descartes betonte, dass die Fähigkeit zu predigen eine der seltensten Gaben in dieser Welt sei. In der Person des Propheten des Islam, einem Menschen aus Fleisch und Blut, sah die Welt dieses seltene Phänomen, dass die Verkörperung der größten menschlichen Qualitäten möglich ist.

Und noch schöner ist das, was Pastor Bosworth Smith anmerkte:

„Als Führer des Staates wie auch der Kirche war er Kaiser und Papst zugleich; aber er war Papst ohne die Ansprüche eines Papstes und Kaiser ohne die kaiserlichen Legionen, ohne Berufsarmee, ohne Leibwächter, ohne Palast, ohne feste Einkünfte. Wenn jemals ein Mensch das Recht gehabt hat, zu sagen, er herrsche durch Gottes Gnaden, dann war es

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Mohammad, denn er besaß die Macht ohne Hilfsmittel und Unterstützung. Es lag ihm nichts daran, sich mit der Macht zu schmücken. Die Einfachheit seines Privatlebens war im Einklang mit seinem gesellschaftlichen Leben."

Nach dem Fall von Mekka lagen ihm mehr als eine Million Quadratkilometer zu Füßen. Als Herrscher von Arabien flickte er seine eigenen Schuhe und grobwollenen Gewänder, molk die Ziegen, fegte den Herd, zündete das Feuer an und verrichtete andere einfache Arbeiten für seine Familie. Die ganze Stadt Medina, in der er lebte, kam in den späteren Tagen seines Lebens zu Wohlstand. Überall gab es eine Menge Gold und Silber, und dennoch verstrichen in jenen Tagen des Wohlstandes viele Wochen, ohne dass ein Feuer im Herd des Herrschers von Arabien entfacht wurde. Sein Essen bestand aus Datteln und Wasser. Seine Familie ging viele Nächte hintereinander hungrig schlafen, weil sie am Abend nichts zu essen bekommen hatte. Er schlief nicht in einem weichen Bett, sondern auf einer Palmenmatte, und verbrachte nach einem langen, arbeitsreichen Tag die meiste Zeit der Nacht im Gebet - oft tränenüberströmt vor seinem Schöpfer stehend, auf dass Er ihm die Kraft gebe, seine Pflichten zu erfüllen. Berichten zufolge war seine Stimme tatsächlich von Tränen erstickt.

Am Tage seines Todes waren ein paar Münzen sein einziger Besitz; mit einem Teil davon wurden Schulden beglichen und den Rest bekam eine bedürftige Person, die in der Hoffnung auf Nächstenliebe in sein Haus kam. Das Gewand, in dem er seine letzten Atemzüge machte, hatte viele Flicken. Das Haus, von dem aus das Licht in die ganze Welt getragen wurde, war in Finsternis gehüllt, denn es gab kein Öl in der Lampe.

Mohammads Mission: den Menschen zum Menschen machen

Die Umstände haben sich verändert, aber nicht so der Prophet Gottes. Im Sieg oder in der Niederlage, in kraftvollen oder in schwierigen Zeiten, im

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Überfluss oder in der Not, war er immer derselbe Mensch, enthüllte denselben Charakter. Wie alle Wege und Gesetze Gottes, sind auch die Propheten Gottes unveränderlich.

Ein rechtschaffener Mensch ist das edelste Werk Gottes, wie es so schön heißt. Mohammad war mehr als rechtschaffen. Er war menschlich bis ins Mark seiner Knochen. Menschliches Mitgefühl und menschliche Liebe waren die Musik seiner Seele. Dem Menschen zu dienen, den Menschen zu erhöhen, den Menschen zu läutern, den Menschen zu erziehen, mit einem Wort: den Menschen zum Menschen zu machen, das war das Ziel seiner Mission, das Ein und Alles seines Lebens. Im Denken, in Wort und Tat war das Gute für die Menschheit seine einzige Inspiration und sein einziges Leitprinzip.

In seinem Innersten war er bescheiden und selbstlos. Was waren seine Ehrentitel, die er erwarb? Allein wahrer Diener Gottes und Sein Gesandter zu sein; zunächst ein Diener und dann erst ein Gesandter. Ein Gesandter und Prophet wie viele andere Propheten in jedem Teil dieser Welt, von denen uns einige bekannt sind, viele jedoch nicht. Wenn man an keine dieser Wahrheiten glaubt, hört man auf, ein Muslim zu sein. Das ist ein Glaubensartikel.

„Wenn man die Umstände der Zeit und die grenzenlose Verehrung seiner Anhänger betrachtet", sagt ein westlicher Schreiber, „so ist das Wunderbarste an Mohammad, dass er niemals die Fähigkeit beanspruchte, Wunder zu tun." Zwar wurden Wunder vollbracht, aber nicht um seinen Glauben zu verbreiten, und sie wurden einzig und allein Gott und Seinen unergründlichen Wegen zugeschrieben. Mohammad hat von sich selbst einfach gesagt, dass er ein Mensch wie jeder andere sei. Er hatte keine irdischen oder himmlischen Schätze, noch behauptete er, die im Verborgenen liegenden Geheimnisse der Zukunft zu kennen. Alles dies geschah zu einer Zeit, in der man Wunder für ganz gewöhnliche Vorkommnisse auf Geheiß der einfachsten Heiligen hielt, und in der die ganze Atmosphäre außerhalb Arabiens vom Geist des Übernatürlichen erfüllt war.

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Er lenkte die Aufmerksamkeit seiner Anhänger auf die Erforschung und das Verständnis von der Natur und ihrer Gesetze und die Anerkennung der Herrlichkeit Gottes. Der Qur'an sagt:

Und Wir erschufen die Himmel und die Erde, und was zwischen ihnen ist, nicht zum Zeitvertreib. Wir erschufen sie nur in gerechter Weise, doch die meisten von ihnen wissen es nicht. "

Die Welt ist weder eine Illusion, noch ist sie ohne Zweck. Sie wurde in Wahrheit erschaffen. Die Anzahl der Qur'anverse, die uns zu eingehender Betrachtung der Natur auffordern, ist um ein Vielfaches höher als jene, die auf das Gebet, das Fasten, die Pilgerfahrt usw. bezogen sind. Unter diesem Einfluss begannen die Muslime, die Natur genauer zu beobachten, und dies war die Geburtsstunde einer wissenschaftlichen Betrachtungsweise und Forschung, wie sie die Griechen nicht kannten.

Während der muslimische Botaniker Ibn Baytar nachdem er Pflanzen aus allen Teilen der Welt zusammengetragen hatte, über die Botanik schrieb, was Meyer in seiner Geschichte der Botanik beschrieben hat, reiste al-Biruni vierzig Jahre umher, um mineralogische Proben zu sammeln, führten muslimische Astronomen Observationen durch, die sich zuweilen über zwölf Jahre erstreckten. Aristoteles hatte über die Physik geschrieben, ohne ein einziges Experiment durchgeführt zu haben; Galen, die größte Autorität der klassischen Anatomie, lehrte, dass der Unterkiefer aus zwei Knochen bestehe, eine Feststellung, die unbestritten jahrhundertelang akzeptiert wurde, bis Abdul Latif sich die Mühe machte, ein menschliches Skelett zu untersuchen. Nach Durchlaufen verschiedener Instanzen, folgerte Robert Briffalut in seinem bekannten Buch über die Entstehung der Zivilisation:

„Unsere Wissenschaft verdankt den Arabern und ihrer Kultur viel mehr als nur ihre Entdeckungen oder revolutionären Theorien, sie verdankt ihr ihre Existenz." Er fährt fort und

; Qur'an 44:38-39.

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sagt: „Die Griechen systematisierten, verallgemeinerten und theoretisierten, aber die geduldige Erforschung, die Ansammlung positiven Wissens, die sehr sorgfältigen wissenschaftlichen Methoden, eingehende und langwierige Beobachtung und experimentelle Untersuchungen waren allesamt dem griechischen Temperament fremd. Was wir Wissenschaft nennen, entstand in Europa als Ergebnis neuer Untersuchungsmethoden, nämlich Experimenten, Beobachtungen, Messungen und der Entwicklung der Mathematik in einer den Griechen unbekannten Art und Weise."

Jener Geist und diese Methoden, so resümiert dieser Autor, wurden von den Arabern in die europäische Welt eingeführt.

Derselbe praktische Aspekt der Lehre des Propheten Mohammad, der die Geburtsstunde des wissenschaftlichen Geistes war, hat auch die täglichen Arbeiten und die sogenannten irdischen Dinge geheiligt. Der Qur'an sagt, dass Gott den Menschen geschaffen hat, damit er Ihn verehre, aber das Wort Verehrung birgt eine eigene Bedeutung in sich. Die Verehrung Gottes ist nicht allein auf das Gebet beschränkt, sondern jede Tat, die aus der Absicht heraus getan wird, Gottes Wohlgefallen zu erlangen und die der Menschheit von Nutzen ist, gehört in diesen Bereich. Der Islam heiligt das Leben und all seine Bestrebungen, vorausgesetzt sie bringen Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und reine Absichten zum Ausdruck. Der Qur'an sagt, wenn man reine Dinge isst und Gott dafür dankt, so ist das ein Akt der Verehrung. Der Prophet des Islam sagte, es sei schon ein Akt der Tugend, seiner Frau ein kleines Stückchen Essen in den Mund zu schieben, um von Gott dafür belohnt zu werden. Eine andere Tradition des Propheten sagt:

„Derjenige, der die Wünsche seines Herzens erfüllt, wird von Gott belohnt, vorausgesetzt, er wählt dafür erlaubte Wege." Eine Person, die ihm zuhörte, rief: „O, Prophet Gottes, er gehorcht den Rufen seiner Leidenschaft, er befriedigt nur die Sehnsüchte seines Herzens." Daraufhin kam die Antwort: „Hat er eine schlechte Weise für die Erfüllung

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seines Wunsches gewählt, wird er bestraft werden; warum sollte er also nicht für die Befolgung eines richtigen Weges belohnt werden?"

Dieses neue Verständnis von Glauben, das sich ebenfalls der Verbesserung der irdischen Lebensbedingungen widmen sollte anstatt sich ausschließlich um den spirituellen Aspekt zu kümmern, hat zu einer neuen Orientierung der moralischen Werte geführt. Ihr anhaltender Einfluss auf die gesellschaftlichen Beziehungen der Menschheit in den Angelegenheiten des täglichen Lebens, die große Macht über die Massen, die Regelung ihrer Vorstellung von Rechten und Pflichten, die Eignung und Anpassungsfähigkeit sowohl für einfache Menschen als auch für weise Philosophen, all das sind charakteristische Merkmale der Lehren des Propheten des Islam.

Islam: wahrer Glaube und gute Werke

Man sollte jedoch festhalten, dass die Betonung guter Taten kein Verzicht auf die Korrektheit des Glaubens bedeutet. Während es verschiedene Denkschulen gibt, die den Glauben auf Kosten der Taten preisen, ermuntern andere zu verschiedenen Taten, die dem Glauben jedoch schaden; der Islam basiert auf richtigem Glauben und rechtschaffenen Taten. Die Wege sind so wichtig wie das Ziel, und die Ziele sind so wichtig wie die Wege. Da besteht eine organische Einheit. Sie entwickeln sich gemeinsam und gedeihen. Trenne sie, und beide verkümmern und sterben. Im Islam kann der Glaube nicht von der Tat getrennt werden. Richtiges Wissen sollte in richtiges Handeln umgesetzt werden, um die richtigen Ergebnisse zu schaffen. Wie oft wird im Qur'an gesagt: „Diejenigen, die glauben und gute Werke tun, werden allein ins Paradies eintreten." Immer wieder, nicht weniger als fünfzigmal werden diese Worte wiederholt, als könnten sie gar nicht genug betont werden. Wir werden zum Nachdenken aufgerufen, aber reines Nachdenken ist nicht das Ziel. Diejenigen, die glauben und nichts tun, können im Islam nicht bestehen. Diejenigen, die glauben und Falsches tun, sind unvorstellbar. Das göttliche Gesetz ist das Gesetz von Bemühungen und nicht von Idealen. Es zeich-

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net dem Menschen den Weg des immerwährenden Erfolges vor, vom Wissen zur Handlung und von der Handlung zur Zufriedenheit.

Was aber ist der wahre Glauben, aus dem richtiges Handeln spontan hervorgeht und der zu vollkommener Zufriedenheit führt? Hier ist die zentrale Lehre des Islam die Einheit Gottes. Es gibt keinen Gott außer Gott ist das Zentrum, von dem die gesamte Lehre und Praxis des Islam ausgeht. Er ist einzig, nicht nur was Sein göttliches Sein anbelangt, sondern auch was Seine göttlichen Attribute betrifft.

Was die Eigenschaften Gottes anbelangt, nimmt der Islam wie auch im Hinblick auf andere Dinge das goldene Mittelmaß ein, d. h. er vermeidet einerseits eine Sichtweise von Gott, die das göttliche Sein von jeglicher Eigenschaft trennt, und lehnt andererseits die Ansicht ab, die Ihn mit Materiellem gleichsetzt. Im Qur'an heißt es, dass nichts und niemand Ihm gleicht, und er bestätigt gleichzeitig, dass Er der Hörende, der Sehende, der Wissende ist. Er ist der König ohne jeglichen Makel und Mangel, das mächtige Schiff Seiner Macht schwimmt auf dem Meer der Gerechtigkeit und Gleichheit. Er ist der Barmherzige, der Gnädige. Er ist der Wächter über alles. Der Islam endet nicht mit dieser positiven Aussage. Er fügt vielmehr das besondere Merkmal hinzu, die negativen Aspekte des Problems: Es gibt darüber hinaus niemanden, der Wächter über alles wäre. Er macht jeden Verlust gut, und niemand sonst kann jeden Verlust gut machen. Es gibt keinen Gott außer dem einen Gott, unbedürftig, den Former der Körper, den Schöpfer der Seelen, den Herrn am Tag des Gerichts, und um mit den Worten des Qur'an zu sprechen: Sein sind die schönsten Eigenschaften.

Im Hinblick auf die Stellung des Menschen im Universum sagt der Qur'an, dass Gott dem Menschen alles untertan gemacht hat, was auf der Erde und im Universum ist. Aber in Bezug auf Gott sagt der Qur'an, dass Gott den Menschen mit hervorragenden Eigenschaften ausgestattet hat und das Leben und den Tod erschaffen hat, auf dass Er die Menschen prüfe, um zu sehen, wessen Taten gut sind und wer vom rechten Weg abweicht.

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Ungeachtet des freien Willens, den der Mensch in gewissem Maße hat, wird er auch in bestimmte Lebensbedingungen hineingeboren und unterliegt bestimmten Umständen, die nicht seiner eigenen Kontrolle unterliegen. Im Hinblick auf diese Tatsache sagt Gott, dass es Sein Wille sei, den Menschen unter bestimmten Bedingungen zu erschaffen, die Ihm am besten erscheinen. Gott wird die Menschen sicherlich prüfen in Wohlergehen und in Leid, in Gesundheit wie auch in Krankheit, in Höhen und in Tiefen. Die göttlichen Prüfungen unterscheiden sich von Mensch zu Mensch, von Stunde zu Stunde. In schwierigen Zeiten soll man nicht verzagen und auf unerlaubte Mittel zurückgreifen, denn diese Phase geht vorüber. Im Wohlstand soll man Gott nicht vergessen, denn die göttlichen Gaben sind nur anvertraute Güter. Dieses vergängliche Leben auf Erden sollte man nicht als das Ende der menschlichen Existenz ansehen. Es gibt ein Leben nach dem Tod, und das ist ewig. Das Leben nach dem Tod ist nur eine Verbindung, eine Tür, die die verborgene Wirklichkeit des Lebens freigibt. Jede Handlung in diesem Leben, wie unbedeutend sie auch sein mag, schafft eine dauerhafte Wirkung, Irgendwo wird sie genau aufgezeichnet. Einige der Wege Gottes sind dem Menschen bekannt, aber viele Seiner Wege sind vor ihm verborgen. Der Mensch soll in diesem Leben die Neigungen der Seele bekämpfen, die ihn auf sündhafte Wege zu führen versucht. Er soll die nächste Stufe erreichen, auf der die sich selbst anklagende Seele im Gewissen geweckt wird, moralische Auszeichnung begehrt und gegen den Ungehorsam rebelliert. Dies wird ihn zur letzten Stufe führen, der beruhigten Seele, die ihre Zufriedenheit bei und in Gott allein findet. Die Seele wird dann ihren Frieden gefunden haben und Gott wird den Menschen ansprechen:

„O du beruhigte Seele! Kehre zurück zu deinem Herrn wohlzufrieden und mit (Seinem) Wohlwollen. So schließe dich dem Kreis Meiner Diener an und tritt ein in Mein Paradies. "

Das ist aus der Sicht des Islam das Endziel des Menschen: einerseits der Herr der Welt zu werden und andererseits dafür zu sorgen, dass seine

3 Qur'an 89:27-30.

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Seele in seinem Herrn Ruhe findet, so dass nicht nur sein Herr mit ihm zufrieden ist, sondern dass auch er mit seinem Herrn zufrieden ist. Zufriedenheit, völlige Zufriedenheit. Genüge, völliges Genüge. Frieden, vollkommenen Frieden.

Die westlichen Völker versuchen nur, die Herren des Universums zu werden, Aber ihre Seelen haben weder Ruhe noch Genüge gefunden. Thomas Carlyle, der von der Lebensphilosophie des Islam tief beeindruckt war, schrieb:

„Islam - dass wir Gott ergeben sein sollen, dass unsere ganze Stärke in uneingeschränkter Ergebenheit Ihm gegenüber liegt, gleich was Er uns tut, was Er uns schickt, auch wenn es der Tod oder schlimmer als der Tod ist, als das Beste angesehen wird, wir ergeben uns Gott." Er fährt fort: „Wenn das Islam ist, sagt Goethe, leben wir dann nicht alle im Islam?" Carlyle selbst beantwortet Goethes Frage und sagt: „Ja, wir alle, die wir ein moralisches Leben führen, wir alle leben so. Das ist die höchste Weisheit, die der Himmel unserer Erde offenbart hat."

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Größe und Dynamik des Propheten des Islam

Annemarie Schimmel

In einem am 10. September 1999 im Islamischen Zentrum Hamburg gehaltenen Vortrag zum Thema „ Goethe und der Islam " würdigte die berühmte Orientalistin und Islamwissenschaftlerin die Größe und Dynamik des Propheten des Islam mit einer Replik von Goethes „Mahomets Gesang".

In dieser Aufklärungsstimmung des 18. Jahrhunderts, in der man zum ersten Mal versuchte, eine Art Enzyklopädie des Islam zu schaffen, die Bibliotheca Orientalis von 1683, schrieb Voltaire, der große französische Spötter, sein Drama Mahomet ou le fanatisme, Mohammad oder der Fanatismus. Es war ein Drama, in dem er den Propheten des Islam als Fanatiker darstellte, der alles versuchte, um mit List und Tücke seine Religion zu verbreiten. Er meinte damit aber in Wirklichkeit nicht den Propheten Mohammad, sondern es war eine Satire gegen den christlichen Klerus, was man wissen muss, um das Werk verstehen zu können.

Nun, wir sprachen von Herder, von Voltaire. Goethe, damals Student in Strassburg, wurde von beiden inspiriert, und Herder ließ ihn einen ersten Blick in die orientalische Welt tun, der er sich immer wieder in verschiedenen Formen näherte. Im Jahre 1772 beschloss Goethe, ein Gegendrama zu Voltaires Mahomet zu schreiben, von dem leider nur zwei Bruchstücke erhalten sind. Wir wissen nicht, wie es ausgesehen hätte, aber wir kennen die beiden Bruchstücke, die zu den schönsten Werken des frühen Goethe gehören. Man bedenke, er war damals 23 Jahre alt und gewissermaßen geheimnisvoll berührt von der Größe des Propheten, und so schrieb er jenes Stück, das uns heute als „Mahomets Gesang" bekannt ist, das aber in seinem geplanten Drama kein Monolog sein sollte, sondern ein Gespräch zwischen Ali und Fatima, dem Schwiegersohn und der Tochter des Propheten. Da ich nicht weiß, wie viele von Ihnen das Stück kennen, möchte ich es Ihnen aus verschiedenen Gründen noch einmal verlesen:

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Seht den Felsenquell

freudehell,

wie ein Sternenblick!

Über Wolken

nährten seine Jugend

gute Geister

zwischen Klippen im Gebüsch.

Jünglingsfrisch

tanzt er aus der Wolke

auf die Marmorfelsen nieder,

jauchzet wieder

nach dem Himmel.

Durch die Gipfelgänge jagt er bunten Kieseln nach, und mit frühem Führertritt reißt er seine Bruderquellen mit sich fort.

Drunten werden in dem Tal unter seinem Fußtritt Blumen, und die Wiese lebt von seinem Hauch.

Doch ihn hält kein Schattental,

keine Blumen,

die ihm seine Knie' umschlingen,

ihm mit Liebesaugen schmeicheln;

nach der Ebne dringt sein Lauf,

schlangewandelnd.

Bäche schmiegen

sich gesellig an.

Nun tritt er

in die Ebne silberprangend,

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und die Ebne prangt mit ihm,

und die Flüsse von der Ebne

und die Bäche von Gebürgen

jauchzen ihm und rufen: Bruder,

Bruder nimm die Brüder mit,

mit zu deinem alten Vater,

zu dem ew'gen Ozean,

der mit weitverbreit'ten Armen

unsrer wartet;

die sich, ach, vergebens öffnen,

seine Sehnenden zu fassen,

denn uns frißt in öder Wüste

gier'ger Sand,

die Sonne droben

saugt an unserm Blut,

ein Hügel

hemmet uns zum Teiche.

Bruder,

nimm die Brüder von der Ebne,

nimm die Brüder von Gebürgen

mit, zu deinem Vater mit!

Kommt ihr alle! -Und nun schwillt er herrlicher, ein ganz Geschlechte trägt den Fürsten hoch empor, und im rollenden Triumphe gibt er Ländern Namen, Städte werden unter seinem Fuß.

Unaufhaltsam rauscht er über, läßt der Türme Flammengipfel, Marmorhäuser, eine Schöpfung seiner Fülle, hinter sich.

Zedernhäuser trägt der Atlas

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auf den Riesenschultern, sausend wehen über seinem Haupte tausend Segel auf zum Himmel seine Macht und Herrlichkeit.

Und so trägt er seine Brüder, seine Schatze, seine Kinder dem erwartenden Erzeuger freudebrausend an das Herz.

Hier ist also der Prophet unter dem Bild eines Flusses zu sehen, der aus kleinsten Anfängen in der Einsamkeit langsam seinen Weg in die Heimat findet und dabei alle, die in seinen Weg kommen, alle Quellen, Bäche, alle Flüsse mit sich nimmt und sie zu dem Einen großen göttlichen Vater führt.

Das ist ein wunderbares Bild von der Kraft des Prophetischen und des Propheten selbst, so mitreißend, dass der pakistanische Dichter Mohammad Iqbal in einem Gedichtband, den er als Antwort auf Goethes West-Östlichen Diwan geschrieben hat, dieses Gedicht ins Persische übersetzte. Er macht zwar eine Fußnote, dass es eine sehr freie Übersetzung sei, aber er sagt auch in der Fußnote, dass es kein Gedicht gäbe, das die dynamische Kraft des Propheten schöner ausdrücke als Goethes Worte."

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Aus den Ghaselen des Mewlana Dschelaleddin Rumi

Friedrich Rückert

Meiner Seele Morgenlicht, sei nicht fern, o sei nicht fern! Meiner Liebe Traumgesicht, sei nicht fern, o sei nicht fern! Leben ist, wohin du blickst, Tod, wo du dich wendest ab; Hier, wo Tod mit Leben ficht, sei nicht fern, o sei nicht fern!

Ich bin Ost, in dem du auf-,

West, in dem du untergehst;

Licht, das meine Farben bricht,

sei nicht fern, o sei nicht fern!

Ich, dein Bettler, bin der Fürst, dein Gefangner,

ich bin frei,

Meine Lust ist meine Pflicht;

sei nicht fern, o sei nicht fern!

Sieh, wie mich der Turban schmückt,

mich der Parsengürtel ziert,

Wie mich Kutt' und Strick umflicht;

sei nicht fern, o sei nicht fern!

Feuerdiener und Brahman',

Christ und Muselman bin ich,

Du bist meine Zuversicht,

sei nicht fern, o sei nicht fern!

In Pagoden, in Moscheen,

und in Kirchen, mein Altar

Ist allein dein Angesicht;

sei nicht fern, o sei nicht fern!

Ew'ger Mittelpunkt der Welt,

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mit Gebet umkreis' ich dich; Weich' aus deinem Kreise nicht, sei nicht fern, o sei nicht fern! Weltgericht und Seligkeit, Seligkeit ist, wo du nahst, Wo du weggehst, Weltgericht; sei nicht fern, o sei nicht fern!

O Weltrose, dich hervorbringen wollend, sieh, wie rings

Aus Herzknospen Sehnsucht bricht;

sei nicht fern, o sei nicht fern!

Hör', wie gellend in der Nacht, Rose, jede Nachtigall

Laut aus meiner Seele spricht:

Sei nicht fern, o sei nicht fern!

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Nichtmuslime über die Person und den Status des Propheten Mohammad

„Ich glaube an einen Gott und Mohammad, den Gesandten Gottes", so lautet das einfache und unabänderliche Glaubensbekenntnis des Islam. Die intellektuelle Vorstellung der Gottheit ist niemals durch irgendwelche bildliche Idole abgewertet worden: die Ehrungen des Propheten haben niemals das Maß menschlicher Tugend überschritten und seine lebendigen Lehren haben die Dankbarkeit seiner Anhänger innerhalb der Grenzen von Vernunft und Religion in Schranken gehalten."

Edward Gibbon und Simon Oakley, History of the Saracen Empire, London 1870, S. 54.

„Mohammad war eine Seele von Freundlichkeit, und sein Einfluss wurde gespürt und niemals von denen vergessen, die um ihn herum waren."

Diwan Chand Sharma, The Prophets of the East, Calcutta 1935, S. 122.

„Vier Jahre nach dem Tod Justinians, 569 n. Chr., wurde in Mekka in Arabien der Mann geboren, der von allen Männern den größten Einfluss auf das Menschengeschlecht ausübte: Mohammad."

John William Draper, A History of the Intellectual Development of Europe, London 1875, Bd. 1, S. 329f.

„Ich bezweifle, dass man je einen anderen Menschen finden wird, dessen äußerliche Bedingungen sich so gewandelt haben, der sich selbst jedoch nicht veränderte."

R. V. C. Bodley, The Messenger, London 1946, S. 9.

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„Dass seine (Mohammads) Reformen den Status der Frauen insgesamt verbessert haben, ist überall anerkannt"

H. A. R. Gibb,Mohammedanism, London 1953, S. 33.

„In etwas mehr als einem Jahr, war er tatsächlich der geistige, nominelle und weltliche Herrscher von Medina, der mit seinen Händen an dem Hebel war, der die Welt aufrüttelte..."

John Austin, Mohammad the Prophet of Allah, in T. P.'s and Cassel's Weekly for 24th September 1927.

„Ähnlich wie die Bibel, ist er (der Qur'an) das meist hochgeschätzteste und kraftvollste religiöse Buch in der Welt."

Christy Wilson, Introducing Islam, New York 1950, S. 30.

„Er ist mehr als jedes andere Buch in der Welt gelesen worden. Die christliche Bibel mag ein Weltbestseller sein, aber nahezu 250 Millionen Anhänger des Propheten Mohammads lesen und zitieren lange Abschnitte von Alcoran fünfmal am Tage, jeden Tag ihres Lebens, von der Zeit des sprechen lernens an."

Charles Francis Potter, The Faiths Men Live By, Kingswood, Surrey 1955, S. 81.

„Der Qur'an ist die Bibel der Muslime und auf ihn ist mehr als auf jedes andere heilige Buch verwiesen worden, mehr als auf das jüdische Alte Testament und mehr als auf das christliche Neue Testament."

J. Shillidy, D. D., The Lord Jesus in the Koran, Surat, 1913, S. 111.

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„Nun denn, wenn der Qur'an vom Propheten selbst verfasst wäre, könnten andere Männer ihm Konkurrenz machen. Lass sie zehn Verse wie diese anfertigen. Wenn sie es nicht können (und es ist offensichtlich, dass sie es nicht können), dann lasst sie den Qur'an als ein herausragendes, überzeugendes Wunder anerkennen."

H. A. R. Gibb,Mohammedanism, London 1953, S. 33.

„Da es keine Möglichkeit für irgendeine Fälschung oder für einen frommen Betrug in dem Qur'an gegeben hat, was ihn von fast allen anderen wichtigen religiösen Werken vergangener Zeiten unterscheidet, ... ist es höchst wundersam, dass dieser ungebildete Mann das beste Buch in dieser Sprache verfasst haben soll."

Basanta Coornar Bose, Mahomedanism, Calcutta 1931, S. 4.

„Das Bild des muslimischen Soldaten, der in der einen Hand ein Schwert und in der anderen den Qur'an hält, ist völlig falsch."

A. S. Tritton, Islam, London 195l, S. 21.

„Die Geschichte macht es jedenfalls klar, dass die Legende von fanatischen Muslimen, die durch die Welt streifen und den eroberten Völkern mithilfe des Schwertes den Islam aufzwingen, eine der fantastisch, absurdesten Mythen ist, die jemals Geschichtsschreiber wiederholt haben."

De Lacy O'Leary, Islam at the Crossroads, London 1923, S. 8.

„Dass ich Mohammad die Liste der 100 einflussreichsten Personen der Weltgeschichte anführen ließ, mag einige Leser überraschen und mag von einigen in Frage gestellt werden. Aber er war der einzige Mann in

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der Geschichte, der sowohl auf religiösem als auch auf weltlichem Niveau erfolgreich war."

Prof. Michael H. Hart, The 100: A Ranking of the Most Influential Per-sons in History, New York 1978, S. 33.

„Philosoph, Redner, Verkünder, Gesetzgeber, Krieger, Eroberer von Ideen, Führer des vernünftigen Glaubens, eines Kults ohne Statuen und Bilder: Der Gründer zwanzig irdischer Reiche und eines geistigen Reiches, das ist Mohammad. Zieht man alle Möglichkeiten in Betracht, mit denen menschliche Größe gemessen werden kann, dann müssen wir uns fragen: Gibt es einen größeren Menschen als Mohammad?

Alphonse de Lamartine, Histoire de la Turquie, Paris 1854, Bd. 2, S. 276f.

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Mohammads Berufung

Rainer Maria Rilke

Da aber als in sein Versteck der Hohe, sofort Erkennbare: der Engel, trat, aufrecht, der lautere und lichterlohe: da tat er allen Anspruch ab und bat

bleiben zu dürfen der von seinen Reisen innen verwirrte Kaufmann, der er war; er hatte nie gelesen - und nun gar ein solches Wort, zu viel für einen Weisen.

Der Engel aber, herrisch, wies und wies ihm, was geschrieben stand auf seinem Blatte, und gab nicht nach und wollte wieder: Lies.

Da las er: so, dass sich der Engel bog. Und war schon einer, der gelesen hatte und konnte und gehorchte und vollzog.

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