Im Namen Gottes des Gnädigen, des Barmherzigen

Offenbarer, Bote und Botschaft

Ein Abriss über die Fundamente der Glaubensüberzeugungen
von Märtyrer Sayyid Muhammad Baqir As-Sadr

Inhaltsverzeichnis

Vorwort der Herausgeber.....................................................................................3

Über den Autor.......................................................................................................3

Vorwort des Autors................................................................................................4

Teil 1: Der Offenbarer.........................................................................................8

Der Glaube an Gott den Erhabenen...................................................................8

Über die Hinwendung zum Glauben...............................................................8

Zur Erklärung der Entstehung von Religion...................................................9

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Die Rolle der Erfahrungswissenschaft.........................................................10

Die sinnliche Erfahrung entdeckt die Harmonie und Indizien der schöpferischen Weisheit..12

Missbrauch der Naturwissenschaft...............................................................13

Der Widerspruch in der extremen Tendenz der sinnlichen Erklärung.....14

Die Logik des Positivismus............................................................................15

Der Widerspruch des Positivismus...............................................................16

Der Standpunkt der Wissenschaft gegenüber diesen Tendenzen...........17

Die materialistische Dialektik.........................................................................18

Zwei Formen des Beweises für das Dasein Gottes des Allerhabenen ... 19
Was versteht sich unter wissenschaftlichem bzw. induktivem Beweis.... 20
Die wissenschaftliche Beweisführung zur Feststellung Gottes, des Erhabenen......21

Der wissenschaftliche Beweis der Bestätigung Allahs des Allerhabenen............21

Die Definition des Beweises und seiner Schritte........................................24

Die Bewertung der Methode..........................................................................26

Ein Beispiel aus dem Alltag des Menschen....................................................26

Ein Beispiel für die Beweisführung aus der Naturwissenschaft.....................29

Wie wenden wir die Methode zur Feststellung des Schöpfers an?.................33

Der Schluss des induktiven Beweises für das Dasein Gottes, des Erhabenen...........36

 

Verfasser des arabischen Originals:

Schahid Ayatollah Sayyid Muhammad Baqir As-Sadr

Übertragen aus dem Arabischen Überarbeitet von Islamischer Weg e.V.

Vorwort der Herausgeber

Unter den zahlreichen Werken des Autors gehört die vorliegende Studie zu den mit geringerem Umfang aber sehr umfangreichen Inhalt, von dem der Leser viel Nutzen ziehen kann. Die Abhandlung wurde ursprünglich geschrieben als Vorwort für das Werk „Eindeutige Rechtsurteile" (al-fatawa al-wadihah) und wurde mit darin veröffentlicht (ca. 1978). Später wurde es herausgenommen und gesondert veröffentlicht.

Über den Autor

Der große irakische Gelehrte Ayatollah Muhammad Baqir as-Sadr wurde 1936 in der irakischen Stadt Kazimiyya in einer große Gelehrtenfamilie geboren. Ab 1948 besuchte er die religiöse Hochschule in Nadschaf und nahm zehn Jahre später an den Aktivitäten der islamischen Da'wa-Organisation teil. Bereits in junge Jahren, Ende der fünfziger Jahre schrieb er seine beiden weltbekannten Werke "Unsere Philosophie" (falsafatu-na) und "Unsere Wirtschaft" (iqtisaduna). 1962 zog er sich von Al-Da'wa-Gruppe zurück und lehrte anschließend an der religiösen Hochschule. Bereits mit 35 Jahren erklärten ihn seine Lehrer zum Vorbild der Nachahmung (Mardscha) und 1975 gab er sein islamisches Regelwerk heraus. Nach 1977 wurde er mehrfach als Anführer des Islamischen Widerstands gegen die Regierung festgenommen und stand anschließend jeweils unter Hausarrest.

Er wurde nicht müde, die Wahrheit auszusprechen, welches in seine Sympathiebekundung zu Imam Khomeini mündete: Verschmelzt mit Imam Khomeini, wie er sich mit dem Islam verschmolzen hat", war seine bekannteste Aussage zur Islamischen Revolution im Iran. Am 8. April 1980 wurde M. B. As-Sadr zusammen mit seiner Schwester Bint al-Huda auf Befehl Saddams hingerichtet. Seine Hinrichtung rief keine großen

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Proteste in westlichen Ländern gegen das irakische Regime hervor, da Ayatollah Sadr offen Imam Khomeini unterstützt hatte. Der Westen war besorgt, dass die Islamische Revolution sich in andere Länder der Region ausbreiten könnte und unterstützte damals mit großem Engagement Saddam und deckte auch seine Verbrechen gegen die Menschheit.

Vorwort des Autors

Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Ich wurde von einigen großen Gelehrten, einer Vielzahl von Stundenten und anderen Gläubigen gebeten, der Rechtleitung und dem Vorbild der großen Gelehrten vor unserer Zeit zu folgen und ein Thema zu beleuchten, welches Tag für Tag an Bedeutung gewinnt. Frühere Gelehrte waren es gewohnt ihren Werken eine kurze oder detaillierte Abhandlungen über den Beweis zur Existenz des Schöpfers als elementare Grundlage der Religion voranzustellen. Dies war begründet in der Tatsache, dass jegliche wissenschaftliche Studie nur der Ausdruck einer selbständigen Rechtsfindung (idschtihad) ist, welche auf der heiligen islamischen Gesetzmäßigkeit (scharia) aufbaut, welche Gott, der Erhabene, den Seelen der Propheten als eine Barmherzigkeit für die Welten1 eingehaucht hatte. Diese Darstellung beruht vollständig auf der Akzeptanz der Grundalgen: Glauben an Gott, dem Gesandten, dem Propheten als Botschafter und an die Botschaft, mit der er gesandt wurde. All das zusammen bildet die Grundlage und den Inhalt einer jeglichen (islamisch-)wissenschaftlichen Studie und zudem den Grund für den Bedarf der Menschheit dafür.

1 Heiliger Qur'an 21:107, Anm. des Übersetzers

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Ich brachte diese Bitten in Einklang mit dem Glauben an Gottes Gnade und aufgrund des Bedarfs war die Erfüllung von großer Bedeutung. Nichtsdestotrotz stand ich vor folgender Frage. In welcher Weise sollte ich diese Einleitung schreiben, so dass es das gleiche Niveau der Einfachheit und Klarheit hatte, wie das werk als dessen Vorwort es gedacht war, nämlich für mein Werk „Eindeutige Rechtsurteile" (al-Fatawa al-wadihah)? Gleichzeitig wünschte ich, dass das Buch für jeden zugänglich sein sollte, der die rechtlichen Verordnungen der religiösen Rechtsurteile (fatawa) verstand. Allerdings erkannte ich einen grundlegenden Unterschied zwischen dem Buch und dieser Einleitung dazu. Religiöse Rechtsurteile (fatawa) sind einfach nur das Ergebnis einer selbständigen Rechtsfindung (idschtihad) und Ableitung (istinbat) ohne die Notwendigkeit zur Darlegung des Beweises oder der Analyse, während die bloße Darstellung in solch einer Einleitung nicht hinreichend wäre. Darauf kam es an, daher wäre der Ausweg ein Nachweis (istidlal), da das heilige Gesetz Glaubensstärke und Ü-berzeugung hinsichtlich der Grundlagen der Religion beansprucht. Die Absicht einer solchen Einleitung muss daher die beständige Sicherung der Grundlagen der Religion und ihrer grundlegenden Prinzipien sein. Und das ist nur durch Argumentation möglich, wobei Argumentation ihr eigenes Niveau hat. Jedes Niveau, selbst das einfachste und deutlichste, muss vollständig überzeugend sein. Wenn das menschliche Gewissen (widschdan) wirklich frei, wird die einfachste Beweisführung über die Existenz eines weisen Schöpfers hinreichend sein. „Wurden Sie aus Nichts erschaffen oder sind Sie gar selbst die Schöpfer?"2

In den letzten zwei Jahrhunderten hat die moderne Denkweise dem menschlichen Gewissen nicht erlaubt frei und rein zu bleiben. Entsprechend stieg der Bedarf des zwingenden Nachweises für diejenigen, die sich einiges Wissen über die

2 Heiliger Qur'an 52:35, Anm. des Übersetzers

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moderne Denkweise und ihre speziellen Methoden und Untersuchungen angeeignet haben, um diese Nachplapperer mit einfachen klaren Nachweisen zu erfüllen, soweit ihre menschliches Gewissen unbeschränkt verblieben ist.

Ich stand vor der Wahl zwischen zwei Möglichkeiten: Die erste bestand darin für diejenigen zu schreiben, die ihr freies Gewissen bewahrt hatten, unberührt von den Vorgaben moderner Gedanken, und dafür wären nur einfache Argumente notwendig gewesen. In dem Fall wäre die Ausdrucksweise klar für den Leser des (anschließenden) Werks al-fatawa al-wadihah und dem Vorwort dazu.

Die zweite Wahl bestand darin, für diejenigen zu schreiben, die in Kontakt mit dem Gedankegut der Moderne in Kotakt gekommen waren und in einem geringen oder höheren Maß dessen Gerüst und Einstellung gegenüber Religion akzeptiert haben. Ich entschied mich für die zweite Variante, da sie mir angemessener erschien.

Nichtsdestotrotz habe ich mich bemüht, um grundsätzlich klar in dem zu sein, was ich schrieb, wobei sowohl der durchschnittliche Universitätsstudent berücksichtigt werden sollte als auch ein Leser höheren Ausbildungsniveaus. So weit möglich habe ich eine komplizierte Terminologe und mathematische Sprache vermieden. Ich habe auch komplexe Darstellungen vermieden. Gleichzeitig habe ich das Maß des Verständnisses und Fassungsvermögens eines weiterentwickelten Studenten berücksichtigt, so dass ich einige Aspekte von spezieller Bedeutung in Kürze dargelegt habe und ihn für eine größere Tiefe, auf andere meiner Werke verwiesen habe, wie z.B. „Die logischen Prinzipien der Induktion" (al-usus al-mantiqiyyah l'i-istiqra'). Gleichzeitig haben wir uns bemüht, dem weniger ausgebildeten Leser zu ermöglichen, in den Teilen des Vorworts eine gute Quelle für klare Gedanken und überzeugenden Beweisen zu finden. Der erste Schritt in einer wissenschaftlich induktiven Argumentation für die Existenz des Schöpfers könn-

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te selbst als hinreichend auf einem allgemeinen Niveau erachtet werden. Wir sollten zunächst den Entsender, dann den Botschafter und dann die Botschaft diskutieren.

Aller Erfolg kommt von Gott, auf Ihn vertraue ich und ihn flehe ich um Hilfe an.

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Im Namen Gottes des Gnädigen, des Barmherzigen

Allah, Bote und Botschaft

(Allah war-rasul war-risala)

Ein Abriss über die Fundamente der Glaubensüberzeugungen

Allah, Gepriesen und Erhaben ist Er

Teil 1: Der Offenbarer

Der Glaube an Gott den Erhabenen

Über die Hinwendung zum Glauben

Das Gelangen des Menschen zum Glauben und zur Überzeugung an Gott ist so jung wie sein Dasein als verständiges und vernunftbegabtes Lebewesen auf diesem Planeten. Der Mensch betete Gott, in voller Aufrichtigkeit und Demut an, noch bevor er in irgendeine Phase des systematisierten Denkens oder Philosophierens trat. Und auch wenn dieser Glaube an Gott, von Zeit zu Zeit und unter gewissen Umständen, von Falschheiten beeinträchtigt war, so zeugen doch schon älteste Urkunden der Geschichte, vom Glauben des Menschen an Gott.

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Zur Erklärung der Entstehung von Religion

Dieser Glaube des Menschen, war aber nun nicht, wie fälschlicher Weise behauptet oder angenommen wird, das Resultat eines bestehenden Klassenkampfes, da er eher in Erscheinung getreten sein muss als irgend eine bestimmte Klasse von Menschen.

Auch der Faktor der Angst oder der Furcht war nicht die eigentliche Ursache für die Hinwendung des Menschen zum Glauben an Gott. Denn wenn tatsächlich Angst und Furcht, in diesem Sinne, die eigentlichen Faktoren dieses Glaubens gewesen wären, dann müssten die frommsten und gottesfürch-tigsten dieser Erde auch die ängstlichsten Menschen gewesen sein. In Wirklichkeit aber sind gerade die tapfersten, edelmütigsten, mutigsten und seelisch stärkeren Menschen auch die gottesfürchtigeren, die gläubigeren und frommeren. Und vor allem jene, die den Banner der Religion durch die Zeiten getragen haben und die Stifter der Frömmigkeit und des Glaubens waren, waren auch die charakterfestesten und unerschrockensten Menschen ihrer Zeit.

Die Hinwendung des Menschen zum Glauben an Gott entspringt vielmehr einer tiefen Wurzel seines Gewissens, welches es ihm, in seiner festen ursprünglichen Beziehung zu seinem Schöpfer, nicht erlaubt, das Dasein, der ihn umgebenden äußeren Welt, einschließlich seiner selbst, durch diese selbst zu erklären. Das Universum gibt an sich nicht etwa eine allgemeine Erklärung seines Dasein, sondern verlangt nach einer solchen universellen Erklärung. Dieser inneren Veranlagung des Menschen, die in all seinen Volksgruppen identisch erscheint, entspringen auch seine grundlegenden und intelli-

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giblen3 als auch universellen Differenzierungen wie sein Urteil von: Dasein (wudschud) und Nichtsein Çadam), Möglichkeit (imkan), Unbedingtheit oder Unmöglichkeit (istichalah), Einheit (wahdah) und Vielfalt (kathrah), Teilbarkeit (tarakkub) und Unteilbarkeit (basatah), Teil (dschuz) und Ganzes (kull), Urewig-keit (taqaddum) und Erschaffenheit (ta'achchur) oder auch Ursache ('illah) und Wirkung (ma'lul) usw.

Die Rolle der Erfahrungswissenschaft

Natürlich genügte es im Laufe der Zeit dem Menschen nicht mehr, den Glauben an Gott an das Gewissen oder seine intel-ligiblen Anlagen anzulehnen, da die Erfahrungen des Menschen ihn vor die Aufgabe stellten, immer neue Fragen aufzuwerfen und diese zu beantworten. Und während der Mensch anfing die Geheimnisse des Universums durch sinnliche Erfahrungen zu entschleiern, erhob sich der Anspruch auch Gott mit diesen Fähigkeiten und diesen Mitteln zu erfassen. Denn während der griechische Philosoph Aristoteles (gest. 322 v.Chr.) in einem geschlossenen Raum über die Art der Beziehung von der Bewegung, eines sich im All von einem Ort zum anderen bewegenden Körpers, und der ihn bewegenden Kraft, nachsann, machte sich der italienische Wissenschaftler Galileo Galilei (gest. 1642 n.Chr.) daran, die im All befindlichen Körper so nah, wie irgend möglich, sinnlich zu beobachten. Da es der Wissenschaft auf diese Weise aber dennoch nicht möglich wurde, das göttliche Dasein zu ergründen, behauptete man schließlich, in der materialistischen Dialektik, dass Gott nicht existiere, da Er von keinem der uns bekannten Sinne zu erfassen oder zu erfahren sei.

3 Nur durch den Intellekt und nicht durch die sinnliche Wahrnehmung wahrnehmbar, Anm. des Übersetzers

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Dies war natürlich ein grober und fahrlässiger Fehler, da die Erfahrungen und Sinne nicht über den Verstand des Menschen und sein Gewissen erhaben sind. Und überhaupt war es von Anbeginn dieser Idee an falsch zu glauben, den Schöpfer durch das Erschaffene erklären zu können. Tatsächlich gelangt der Mensch zwar durch die Beobachtung der Natur und sein Nachsinnen darüber zur Erkenntnis über das Dasein Gottes, und er kann auch von diesen Kenntnissen und Erfahrungen seiner Beobachtungen der Natur eine Kenntnis über Gott ableiten. Doch niemals kann er Ihn mit der Schöpfung vergleichen oder gleichsetzen. Dies wäre - um es etwas näher zu bringen - genauso albern, wie bei der Betrachtung eines Autos etwa, sich anhand des Automobils, ein Bild vom Hersteller machen zu wollen. Solches vorgehen führt in keinem Falle zu einer wirklichen Gewissheit, und hat auch nicht im geringsten Fall etwas mit Wissen oder Wissenschaft zu tun, sondern ist eine reine Spekulation.

Diese sinnliche Neigung des Menschen, die wir oben erwähnten, bedeutet eine Ermunterung für jeden Forscher und Wissenschaftler, hinsichtlich der göttlichen Naturgesetze und Traditionen in Seiner Schöpfung und der Physik der äußeren Welt, in zwei Phasen zu einer Entschleierung oder Entdeckung dessen zu gelangen:

1.  Phase: Die Phase der sinnlichen Wahrnehmung und der Erfahrung, sowie der Ansammlung der von der Wahrnehmung und Erfahrung erbrachten Informationen als geistige Bilder und Begriffe.

2.  Phase: Die Phase des Intellekts oder des Verstandes. Dies ist die Phase der Analytik und Auswertung der gewonnenen sinnlichen Erfahrungen anhand der intelligiblen Anlagen und der bereits gewonnenen Erkenntnisse, um zu einer allgemeinen und globalen Erklärung und Interpretation zu gelangen.

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Selbstverständlich ist damit klar, dass die Phase der sinnlichen Erfahrung keine wirklich wissenschaftliche Phase ist, da kein Gelehrter dieser Welt allein unter Gebrauch dieser unvollständigen Vorgehensweise auch nur ein einziges Geheimnis dieser Welt gelüftet hat, ohne dabei von seiner Ratio Gebrauch zu machen. So entdeckte Isaak Newton (gest. 1727) die Anziehungskraft zwischen zwei Körpern usw. nicht etwa einzig durch seine direkte sinnliche Erfahrung, denn das entdeckten auch andere. Alles was seine Sinne wahrnehmen konnten, war ein Stein, der zu Boden fiel, oder der Mond der sich um die Erde bewegt, oder auch die Bewegung der Gestirne um die Sonne herum. Und so fing er an zu überlegen, wobei er sich unter anderem der Theorien von G. Galilei und J. Kepler bediente, wie er wohl eine allgemeine Erklärung für dieses Phänomen, was noch keinen bestimmten Namen trug, formulieren könnte. Und so gelangte er schließlich, nach reifer Überlegung und geistigen Mühen sowie rationalen Schlüssen, zu seiner Entdeckung von der allgemeinen Anziehungskraft und Schwerkraft der Masse.

Die sinnliche Erfahrung entdeckt die Harmonie und Indizien der schöpferischen Weisheit

Unter Verwendung der Möglichkeiten der Erfahrungswissenschaften und der sinnlichen Wahrnehmung, entdeckte man nun auch neue Möglichkeiten, den Glauben an Allah, den Erhabenen, mit klaren und stützenden Argumenten zu festigen und zu vertiefen. Dies erfolgte, weil es dem Menschen im Bestreben der Naturwissenschaften möglich wurde, tiefere Einsichten und ein detaillierteres Verständnis von der Harmonie, der Abgestimmtheit und der weisen Beschaffenheit seiner Umwelt und Natur, der Schöpfung Gottes, zu erlangen. Diese bot ihm klare Argumente und Hinweise für das Dasein, oder auch die Notwendigkeit eines absolut allwissenden und allwei-

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sen Schöpfers. Allerdings war es nicht unbedingt das eigentliche Anliegen der Naturwissenschaftler gewesen, sich der Manifestation dieser Wirklichkeit anzunehmen. Dafür war dies aber wohl stets zu jeder Zeit das eigentliche Anliegen und Bestreben der Philosophen und Denker gewesen, wie dies auch immer noch der Fall ist. In diesem Sinne versuchte man die Errungenschaften der Naturwissenschaften, von denen der anderen getrennt zu halten, oder mindestens den Eindruck zu erwecken, dass sich die Naturwissenschaft nicht im Kreise der Philosophie und der Geisteswissenschaft bewege. Auf diese Weise sollte die strenge und dogmatische Auffassung vermittelt werden, dass die sinnliche Erfahrung, das einzig wirkliche Mittel zum Erwerb von Wissen und zur Erkenntnis von Wirklichkeit sei. Da, wo die Sinne enden, endeten auch Erkenntnis und Wissen, und alles, was nicht sinnlich erfassbar ist, könne man folglich auch nicht erfahren und auch niemals beweisen.

Missbrauch der Naturwissenschaft

Auf diese Weise und mit dieser Methode benutzte man, fälschlicherweise also, die Naturwissenschaften und Erfahrungskenntnisse, um den Glauben an Gott, den Erhabenen, in Frage zu stellen und niederzuschlagen. Solange Gott also nicht durch den optischen, oder einen anderen Sinn zu erreichen sei, gäbe es auch keinen Weg und keine Möglichkeit Sein Dasein zu beweisen. Allerdings waren es nicht wirklich die Naturwissenschafter im Allgemeinen, die dazu übergingen mit ihren Errungenschaften eine solche Haltung gegenüber dem Glauben einzunehmen und diese zum Kampf gegen Glauben und Gottergebenheit zu verwenden. Vielmehr waren es Individuen, die sich einer völlig falschen philosophischen Haltung annahmen.

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Bekannt wurde diese Denkweise und atheistische Haltung in der Philosophie der Neuzeit bereits unter den Namen der Engländer John Locke (1632-1704) und Georg Bereckley (1680-1753) sowie anderer Philosophen.

Der Widerspruch in der extremen Tendenz der sinnlichen Erklärung

Diese extremen Tendenzen und Auffassungen aber laufen in ihrer Mannigfaltigkeit, eine nach der anderen, in deutliche Widersprüche. So war man von philosophischer Seite dazu genötigt, die objektive Realität oder Wirklichkeit zu leugnen. Das heißt, man griff dazu über, das Dasein, in dem wir uns befinden, entweder im Ganzen oder im Detail zu ignorieren und zu leugnen. Dies erfolgte, weil wir nicht über mehr als über unsere Sinne verfügten, welche uns aber wiederum allein nur in dem Maße Kenntnis und Erfahrung von den Dingen verschaffen, in dem wir die Dinge in der äußeren Wirklichkeit um uns herum damit auch wahrnehmen können. Wir nehmen die Dinge, die äußere Wirklichkeit, nur so weit wahr, wie wir dazu mit unseren fünf Sinnen in der Lage sind und nicht notwendigerweise so weit, wie diese tatsächlich existieren. Wenn wir also etwas wahrnehmen, dann können wir dessen Existenz auch nur so weit durch unsere Sinne beweisen, in soweit wir dieses Ding sinnlich wahrnehmen. Eine Existenz oder ein Dasein aber, dass außerhalb der Erfassung und dem Erreichen unserer Aufmerksamkeit in einer realen unabhängigen und selbstständigen Weise über oder hinter unserer sinnlichen Wahrnehmung existiert, können wir nicht beweisen. Das heißt, würde zum Beispiel jemand in den Himmel schauen und den Mond mit seinen Augen erfassen, könnte er sich doch nur davon überzeugen, dass er mit seinen Augen gerade eben den Mond wahrgenommen hat. Ob dieser jedoch wirklich dort am

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Himmel existiert oder nicht, oder ob er auch zuvor und danach noch dort existiert, diese Frage könnte man nicht beantworten.

Auf Grund dieser Einwände konnten die Anhänger dieser Tendenz, der rein sinnlichen Wahrnehmung, auch selbst nicht wirklich von ihrer Anschauung und Auffassung überzeugt und befriedigt sein.

Deshalb nun gilt es einzusehen, dass die Tendenz der reinen sinnlichen Wahrnehmung uns letztlich zu dem Ergebnis führt, dass diese Form der Wahrnehmung und des Erkennens keine unabhängige Form des Kenntniserwerbs und der Erkenntnismethodik darstellen kann. Sondern es gilt sich weiterer Mittelswege und Hilfsmittel zu bedienen, um zu einer überzeugenden und zufriedenstellenden Erkenntnis zu gelangen.

Die Logik des Positivismus

Von Seiten der Logik entstand in der sinnlichen Tendenz unter den ältesten Strömungen die des Positivismus. Dieser besagt, dass jede Aussage deren Inhalt im positiven oder negativen Sinne nicht durch sinnliche Wahrnehmung und Erfahrung bestätigt oder abgesichert werden kann, nichts als bedeutungslose und nichtige Worte seien. Der Wert dieser Worte ist gleich dem, von durcheinandergeworfenen Buchstaben des Alphabets, die zu keiner Sache und zu keinem Ergebnis leiten. Der Satz aber, der in seinem bejahenden oder verneinenden Inhalt sinnlich nachvollziehbar und beweisbar ist, ist die Rede die einen wirklichen Sinn und eine Bedeutung hat. Wenn also die sinnliche Wahrnehmung die bejahende oder verneinende Aussage des Satzes in der Wirklichkeit bestätigen kann, dann handelt es sich um eine sinnvolle, wahre und positive, oder eine wahre, negative Aussage. Wenn man also sagen würde: „Der Regen fällt vom Himmel herab", dann ist dies eine wahre

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und sinnvolle Aussage, deren Aussageinhalt sich durch die sinnliche Wahrnehmung bewahrheiten und bestätigen lässt. Wenn man aber sagen würde: „Da ist etwas, was in der Nacht der Bestimmung (Laylat-ul-qadr) herabkommt, und was man nicht sinnlich wahrnehmen kann", dann sei dies eine unsinnige Aussage, geschweige denn, dass sie wahr oder falsch sei, da sie in ihrem Inhalt sinnlich nicht zu bestätigen und zu erfahren ist, weder ob sie falsch oder richtig ist.

Solche Worte sind somit genauso, wie wenn man sagt: „Daiz steigt in der Nacht der Bestimmung herab." So wie dieser Satz keinen Sinn ergibt, weil es nichts in der Wirklichkeit gibt was Daiz heißt, ergibt auch der vorherige Satz keinen Sinn. Wenn man also sagt; „Gott existiert" dann ist es gleich, wie wenn man sagt, dass Daiz existiert. So wie der eine Satz keinen Sinn und damit auch keinen realen Wert hat, da weder Gott, der Erhabene, noch Daiz in der äußeren Welt sinnlich erfassbar und nachzuweisen sind.

Der Widerspruch des Positivismus

Auch diese Richtung der logischen Tendenz stellt einen klaren Widerspruch an sich dar. Denn diese Aussage und Auffassung des Positivismus beinhaltet eine gewisse Verallgemeinerung, und eben diese Verallgemeinerung oder Globalisierung ist etwas, für was es keine sinnliche Bestätigung oder Erfahrung gibt. Damit ist - gemäß der positivistischen Logik - auch diese Globalisierung oder Verallgemeinerung im Sinne des positivistischen Denkens eine leere, sinnlose und nichtige Rede. Denn es ist die logische Tendenz des Positivismus, die besagt, dass jede Aussage deren Wahrheits- oder Falschheitsgehalt nicht durch die Erkundung der Sinne bestätigt werden kann, eine bedeutungslose und nicht erklärende Rede darstellt. In diesem Sinne nun ist eben auch dieses Urteil, eine eben solche sinn-

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lose Rede, da sie eine globale Verallgemeinerung ist. Jede beliebige Verallgemeinerung aber überschreitet ohne Ausnahme die Grenzen der sinnlichen Wahrnehmung und Erfahrung. Denn die Sinneswahrnehmung und Sinneserfahrung er-fasst stets nur Zustände und Fälle von begrenzter Teilheit. Folglich endet die Logik dieser Strömung in einem Widerspruch in sich selbst. Diese Haltung ist darum weder mit der Naturwissenschaft, die in ihre globalen Erklärungen auch sinnlich unerfasste Dinge einbezieht, noch mit der formalen Logik die, die Widersprüchlichkeit und Abweichung dieser Haltung vom logischen Denken beweist, vereinbar.4

Der Standpunkt der Wissenschaft gegenüber diesen Tendenzen

Glücklicherweise aber hat die Wissenschaft in ihrer Entwicklung und auf ihrem Weg diesen Neigungen keinerlei Wertschätzung beigemessen, sondern sich stets darauf konzentriert, mit ihrem Wissen, angefangen durch sinnliche Erfahrung, das Dasein bis hin zur Überschreitung und durch Durchbrechen der engen Grenzen, die diese philosophischen und rationalen Tendenzen verlangten, zu untersuchen und zu erforschen. So erbrachten sie größte Anstrengung darin, die sichtbaren, äußeren Existenzen zu klassifizieren und zu ordnen und diese in einen globalen und gesetzmäßigen Rahmen zu bringen, als auch ihre gemeinsamen Beziehungen und Verknüpfungen zu definieren.

4 Für tiefergehendere Details siehe unser Buch al-Usus al-mantaqiyyah li'l-Istiqra', S. 489.

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Die materialistische Dialektik

Der philosophisch rationale Einfluss dieser extremen und übertriebenen Neigungen auf die materialistische Philosophie schwand sicherlich Stück für Stück. Somit lehnt die materialistische Philosophie, die im großen und ganzen durch die materialistische Dialektik vertreten ist, diese extrem starken Tendenzen ganz offensichtlich und entschieden ab. So gibt sie sich selbst das Recht, dass sie den Bereich der sinnlichen Wahrnehmung und Erfahrung, mit denen der Wissenschaftler seine Forschungen beginnt zu übertreten. Zudem überschreitet die Dialektik sogar die zweite Stufe der Wissenschaft, mit welcher der Naturforscher seine Suche für gewöhnlich zum Ende bringt, wobei er zwischen den Ergebnissen der verschiedensten Wissenschaften vergleicht, um sämtlichen Ereignissen schließlich eine allgemeine Erklärung geben zu können. Auf diese Weise bestimmt die Dialektik die Beziehungen und Verknüpfungen, von denen es möglich ist, sie anhand solcher allgemeiner Ergebnisse notwendig zu machen.

Folglich ist die materialistische Dialektik, welche das neuere Erbe des materialistischen Gedankens entlang der Geschichte des Materialismus ist, an sich tatsächlich zu einer übersinnlichen Anschauung geworden, und dies nicht zuletzt aus der Sicht der zuvor genannten extremen Tendenzen der Sinnlichkeit, weil sie im Rahmen der Dialektik ein umfassendes Weltbild erklärt.

Dies bedeutet, dass die dialektische und die theistische Ideologie darin einig sind, den Bereich des sinnlichen zu überschreiten, von dem die zuvor genannten extremen Neigungen behaupteten, dass die Wirklichkeit auf diesen beschränkt sei. Darum lässt sich einstimmig, und im Rahmen eines gemeinsamen Nenners, und einer Art Konsens, sagen, dass es für die

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Erkenntnis von der Wirklichkeit zwei fundamentale Phasen gibt.

1.   Die Phase zur Sammlung der Informationen mittels der sinnlichen Wahrnehmungen und Erfahrungen.

2.   Die Phase der logischen, rationalen und theoretischen Exegese der Ganzheit dieser Informationen und Erfahrungen zu einer allgemeinen Anschauung.

Der Unterschied zwischen dem Materialismus und dem Theismus liegt also nur in der Form jener Exegese, die durch das logische Denken in der zweiten Phase aus den Informationen der verschiedenen Wissenschaften erlangt wird. So stellt der Materialismus die Hypothese von der Erklärung auf, die das Dasein eines allwissenden und weisen Schöpfers verneint, während der Theismus die Anschauung vertritt, dass es nicht möglich ist, dass eine solche Erklärung überzeugend sein kann, solange sie nicht die Bewahrheitung und Bestätigung vom Dasein eines weisen und allwissenden Schöpfers birgt.

Zwei Formen des Beweises für das Dasein Gottes des Allerhabenen

Im folgenden werden wir zwei Formen der Beweisführung für die Existenz des allwissenden und weisen Schöpfers - erhaben ist Er über jeden Makel - vorstellen. Beide Fälle stellen eine logische Auswertung und Ordnung der sinnlichen Erfahrung und Wahrnehmung des Menschen dar, die in dem Schluss enden, dass es für das Dasein dieser Welt einen absolut allwissenden, weisen, vernünftig schaffenden und zweckmäßig handelnden Schöpfer gibt.

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Die erste Form benennen wir mit der Bezeichnung des wissenschaftlichen bzw. induktiven Beweises (ad-dalil al-istiqra'i).

Die zweite Form benennen wir mit der Bezeichnung des philosophischen Beweises (ad-dalil al-falsafi).

Was versteht sich unter wissenschaftlichem bzw. induktivem Beweis

Wir wollen an dieser Stelle mit dem wissenschaftlichen Beweis beginnen. Doch müssen wir zuerst darüber Klarheit erlangen, was damit überhaupt gemeint ist. So sagen wir also, im Vertrauen auf Gott:

Ein wissenschaftlicher Beweis ist jeglicher Beweis, der auf der sinnlichen Wahrnehmung und Erfahrung fundiert und sich an die Methodik des induktiven Beweises hält, der aus der Kalkulierung der vorhandenen Möglichkeiten (hisab al-ihtimalat) besteht. In diesem Sinne nimmt er den Weg, einen logischen Schluss aus den sinnlichen Erfahrungen zu ziehen. Damit bedeutet diese Form der Beweisführung die logische Auswertung, Wertschätzung und Kalkulation sämtlicher erfassbarer Möglichkeiten, die in einem logischen Schluss der allgemeinen und universellen Erklärung aller dieser Möglichkeiten endet.

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Die wissenschaftliche Beweisführung zur Feststellung Gottes, des Erhabenen

Der wissenschaftliche Beweis der Bestätigung Allahs des Allerhabenen

Wir haben gesagt, dass der wissenschaftliche Beweis für den allwissenden, weisen und über allen Makel gepriesenen Schöpfer, den Weg der auf der sinnlichen Erfahrung beruhenden Argumentation nimmt, welcher die Auswertung und Erwägung sämtlicher Möglichkeiten bedeutet. Darum wollen wir, noch bevor wir diesen Beweis genau vorstellen und anwenden, die Methodik etwas näher erklären, um zu sehen, in wie weit man dieser Methode vertrauen kann, und in wie fern sie bei der Erforschung der Wirklichkeit und der Definition der allgemeinen Erklärung der Dinge verlässlich ist.

Die Methode des Beweises der allgemeinen Wertschätzung, der die Kalkulation sämtlicher Möglichkeiten bedeutet, kennt viele komplizierte Formen und einen hohen Grad an Präzision. Eine endgültige und umfassende und genaue Bewertung der Methode erfordert darum eine vollkommene analytische Untersuchung der logischen Fundamente der Wahrscheinlichkeitsrechnung und der induktiven Kalkulation (al-usus al-mantiqiyyah lil-istiqra'). Wir konzentrieren uns hier darum ganz auf die Beseitigung der Schwierigkeiten und die Abstandnah-me von allen komplizierten Gestalten und Formen des Beweises, wie auch von jeder Erschwernis des Verständnisses dieser Methode der Beweisführung.

Aus diesem Grunde gehen wir im Folgenden so vor:

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1.   Wir grenzen die Methode ein, die wir in der Anwendung des Beweises umsetzen werden und erläutern in einfacher und bündiger Form deren einzelne Schritte.

2.   Wir bewerten die Methode und bestimmen in wie weit es möglich ist, sich auf diese zu verlassen. Jedoch werden wir das nicht im Sinne einer analytischen Untersuchung oder einer Freilegung der logischen und mathematischen Fundamente der Wahrscheinlichkeitsrechnung tun auf der diese Methode basiert, da uns das dazu nötigen würde, uns mit einer großen Anzahl von komplizierten Dingen und Gedanken zu beschäftigen, die nur mit sehr großer Genauigkeit und Penibilität zu verstehen sind. Sondern wir werden die für den weisen Schöpfer anzuwendende Vorgehensweise der Beweisführung im Lichte der übrigen ganz praktischen Anwendungen bewerten, die jeder Mensch aus seinem alltäglichen Leben kennt. Wir werden so verdeutlichen, dass die Vorgehensweise, auf welcher der Beweis für die Existenz des weisen Schöpfers basiert, die selbe ist, auf die wir uns in unseren Schlüssen und Beweisführungen in unserem ganz alltäglichen Leben, oder auch in unseren wissenschaftlichen Forschungen und Experimenten, ganz gleich wo und wann, absolut und ganz verlassen.

Wir werden mit ausreichender Gewissheit zu verstehen geben, dass die Methodik der Beweisführung für das Dasein des weisen und allwissenden Erschaffers, die Methodik ist, die wir anwenden und benutzen, um die alltäglichen und die wissenschaftlichen Wirklichkeiten zu beweisen. Solange wir also dieser Methode darin unser Vertrauen schenken diese Wirklichkeiten zu beweisen, ist es wohl selbstverständlich, dass wir ihr, in gleicher Weise unser Vertrauen schenken können, den weisen und wissenden Urheber zu beweisen, der ja schließlich der eigentliche Grund all dieser Wirklichkeiten ist:

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Wenn du in deinem Alltag zum Beispiel, einen gewöhnlichen Brief aus deinem Briefkasten hervorholst, dann erkennst du schon allein dadurch, dass du ihn ließt, dass dieser Brief von z.B. deinem Bruder stammt.

Oder wenn du siehst, dass die Behandlung eines Arztes in vielen verschiedenen Krankheitsfällen zur Genesung führt, dann erfährst du dadurch, dass dieser Arzt ein fähiger Arzt ist.

Und wenn du in zehn Fällen eine Penizillinspritze gebrauchst, und du in jedem Fall gleich im Anschluss an die Spritze von Gegenanzeigen und Beschwerden heimgesucht wirst, dann schließt du daraus, dass dein Körper auf das Penizillin allergisch reagiert.

In all diesen Fällen wendest du jedoch im Grunde keine andere Methodik an als die Methodik der Vorgehensweise des experimentellen statistischen Beweises, der auf der Auswertung der Möglichkeiten basiert.

Der Naturwissenschaftler zum Beispiel, der bei seinen Forschungen bestimmte Merkmale, z.B. bestimmte Gemeinsamkeiten der Planeten im Sonnensystem entdeckt, erkennt anhand dieser, dass diese Planeten des Sonnensystems in ihrem Ursprung Teile der Sonne gewesen sind und sich von ihr getrennt haben. Als die Naturwissenschaftler die Existenz des ungesehenen Planeten Neptun als einen Himmelskörper dieses Sonnensystem, feststellten, schlussfolgert sie dessen Sein, anhand der Umlaufbahnen der übrigen bekannten Planeten des Sonnensystems, noch bevor Neptun optisch, bzw. sinnlich entdeckt wurde.

Und ebenso gelang es, die Existenz des Elektrons anhand bestimmter Phänomene nachzuweisen, noch bevor man das Sein und die Beschaffenheit dieses Teilchens, durch das erst

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später erfundene Elektronenmikroskop, erkennen konnte. Der Naturwissenschaftler wendet bei all diesen Entdeckungen und Ähnlichem in Wirklichkeit keine andere Methode des Nachweises an, als den statistisch experimentellen Beweis, der auf der Kalkulierung sämtlicher Möglichkeiten beruht.

Und diese Methode ist es, die wir im Folgenden dafür anwenden werden, die Existenz des erhabenen und weisen Schöpfers zu beweisen. Und das ist es, was uns, so Gott will, während der Darlegung dieses Beweises mit aller Deutlichkeit klar werden soll.

Die Definition des Beweises und seiner Schritte

Die Methode des induktiven Beweises, der die Kalkulation der Möglichkeiten bedeutet, lässt sich, wenn wir ihn in einer ganz einfachen und schlichten Form darstellen wollen, folgendermaßen zusammenfassen:

I.          Im Bereich der sinnlichen Erfahrungsmöglichkeiten begegnen wir zahlreichen Phänomenen.

II.         Im Anschluss an die Wahrnehmung und Ansammlung dieser Phänomene gehen wir dazu über, diese zu erklären. Bei dieser Erklärung aber geht es uns darum, eine treffende Hypothese aufzustellen, die alle diese Phänomene erklärt und rechtfertigt. Unter einer treffenden, oder zutreffenden Hypothese für alle diese Phänomene verstehen wir, dass diese, gesetzt den Fall die von uns aufgestellte Hypothese trifft tatsächlich zu, allen diesen Erscheinungen und Dingen zugrunde liegt oder mit dem Dasein aller

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dieser Phänomene, die tatsächlich existieren, im Einklang steht.

III.       Wir bemerken nun, dass sollte die Hypothese in Wahrheit nicht richtig und zutreffend sein, die Möglichkeit, dass alle diese Erscheinungen zusammen existierten, äußerst schwach ist. Das heißt, vorrausgesetzt die Hypothese stimmt nicht, dann ist das Verhältnis der Wahrscheinlichkeit vom Dasein aller Phänomene zusammen, oder dem Nichtsein eines davon, entgegen der ihres Nichtseins, äußerst gering und schwach. Etwa wie im Verhältnis 1:10, 1:100, 1:1.000 oder 1:10.000 usw.

IV.       Wir schließen nun daraus, dass die Hypothese zutreffend und richtig ist. Unser Beweis für ihre Richtigkeit stellen dabei das Dasein jener im ersten Schritt wahrgenommenen Phänomene dar.

V.        Nun steht, vorausgesetzt die Hypothese ist inkorrekt, der Grad von der Feststellung jener Phänomene für die im zweiten Schritt unterbreiteten Hypothese proportional umgekehrt zu dem Verhältnis der Wahrscheinlichkeit des Seins der Phänomene zusammen entgegen dem Verhältnis ihres Nichtseins. Und umso geringer dieses Verhältnis ist, desto größer ist der Grad der Feststellung. In manch herkömmlichen Fällen reicht das schon soweit, dass ohne Zweifel eine absolute Gewissheit von der Richtigkeit der Hypothese errungen werden kann.

In Wirklichkeit gibt es sehr genaue Maßstäbe um den Erkenntniswert der Wahrscheinlichkeit zu ermessen, die auf dem Fundament von der Wahrscheinlichkeitstheorie geschehen. In den alltäglichen Normalfällen wendet der Mensch diese Maßstäbe ganz unbewusst und angeborenermaßen an, wobei er dabei

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auch mit großer Wahrscheinlichkeit fast immer richtig liegt. Darum werden wir uns hier mit dem Verlass auf die natürliche und angeborene Bewertung des Erkenntniswertes der Wahrscheinlichkeit begnügen, ohne in die Detaillues der sehr komplizierten Fundamente, der Logik und der Mathematik zur Bewertung des Erkenntniswertes der Wahrscheinlichkeitsrechnung vorzustoßen.

Dies sind also die Schritte, die wir für gewöhnlich bei jeder induktiven Beweisführung anwenden, und die auf dem Fundament von der Erwägung der Möglichkeiten basiert. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um das alltägliche Leben handelt, oder um eine wissenschaftliche Forschung, oder aber auch um den Bereich der noch folgenden Beweisführung für den weisen Schöpfer, der erhaben und gepriesen ist.

Die Bewertung der Methode

Nun wollen wir, wie angekündigt, diese Methode, durch ihre Anwendung und durch gewisse Beispiele bewerten. Dabei beginnen wir mit Beispielen aus dem Alltag:

Ein Beispiel aus dem Alltag des Menschen

Wir sagten, etwas zuvor, dass du, wenn du beispielsweise auf der Post einen Brief entgegennimmst und ihn liest, erkennst, dass er von einem Bruder ist - und nicht von einer anderen Person, die mit dir in Briefkontakt treten möchte - wobei du damit eine induktive Beweisführung anwendest, die auf der Auswertung der Wahrscheinlichkeit, d.h. auf der Auswertung der in Frage kommenden Möglichkeiten, basiert. Ganz gleich

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wie offensichtlich das Urteil hierbei auch sein mag, (das heißt, dass er von deinem Bruder kommt), so ist es in Wirklichkeit ein Urteil das du durch einen induktiven Beweis entsprechend der vorangegangen Methode erschlossen hast.

Die Schritte der Beweisführung

I.         Hier begegnen wir einer Anzahl von Phänomenen, wie dem, dass der Brief einen Namen deines Bruders trägt, der mit dem deines Bruders übereinstimmt. Aber auch die Schrift, Form und Ausdruck, in der dieser geschrieben wurde weisen die selben Merkmale, wie die deines Bruders auf. Sogar die Dicke der Schriftzeichen, die Nachdrucke, die beim Aufdruck durch den Stift hinterlassen werden, gewisse Rechtschreibfehler oder Ausdrucksschwächen, die von deinem Bruder wohlbekannt sind, und der Inhalt, die darin zum Ausdruck kommenden Anschauungen und andere dem Text zu entnehmende Informationen, alles weist deutlich darauf hin, dass dieser Brief von deinem Bruder geschrieben und an dich abgeschickt wurde.

II.        Hier stellt sich die entscheidende Frage: Stammt dieser Brief tatsächlich von meinem Bruder, oder kommt er von einer anderen Person mit dem selben Namen? Hier entdeckst du, dass du im Besitz einer treffenden Hypothese bist, die alle diese Phänomene erklären und rechtfertigen kann; nämlich die, dass dieser Brief tatsächlich von deinem Bruder stammt, womit es selbstverständlich ist, dass diese (Person) die oben erwähnten Merkmale besitzt.

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III.        Hier stellst du dir nun die Frage: Wenn dieser Brief aber nicht von meinem Bruder stammt, sondern von einer anderen Person, wie groß ist dann die Möglichkeit, dass in ihm alle diese Merkmale und Besonderheiten zusammenkommen können, die ich im ersten Schritt festgestellt habe?

Eine solche Möglichkeit verlangt nach einer wirklich großen Anzahl von Annahmen. Denn damit wir diese Menge von Besonderheiten und Merkmalen erreichen, müssen wir annehmen, dass eine andere Person den gleichen Namen trägt, und deinem Bruder, in der Ausführung seiner Schrift, dem Ausdruck und der Form völlig gleicht, über die selben Informationen, Ansichten und Gedanken verfügt, und außerdem die selben Fehler macht und gleiche Bildung und Angewohnheiten sowie gleiches Betragen besitzt. Eine solche Menge von Zufälligkeiten besitzt einen sehr geringen Grad an Wahrscheinlichkeit, und desto mehr diese Zufälligkeiten werden, die wir annehmen müssen, desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit.

IV.       Solange das Zusammenkommen dieser Phänomene in diesem Brief, unter der Annahme, dass er von einem anderen als meinem Bruder stammt, eine höchst unwahrscheinliche Sache ist, ist aufgrund ihres tatsächlichen Vorhandenseins, vorzugsweise davon auszugehen, dass er tatsächlich von meinem Bruder stammt.

V.        Hier ziehst du eine Verbindung, zwischen der Entscheidung, der du den Vorzug gegeben hast, und der geringen Wahrscheinlichkeit, die du im dritten Schritt entschieden hast. Diese Verbindung bedeutet, dass der Grad jenes Vorzuges in gegenseitiger

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Umkehrung mit der Wahrscheinlichkeitsgeringe in Beziehung steht. Je schwächer also der Grad jener Wahrscheinlichkeit ist, desto überzeugender und wertvoller ist der getroffene Vorzug. Und wenn es umgekehrt keine Anhaltpunkte dafür gibt, dass der Brief von einem anderen als deinem Bruder kommen sollte, dann gelangst du so zu der vollständigen Überzeugung, dass er allein von deinem Bruder stammt.

Dies war ein Beispiel aus dem alltäglichen Leben irgend eines Menschen.

Ein Beispiel für die Beweisführung aus der Naturwissenschaft

An dieser Stelle wollen wir ein anderes Beispiel für die Methode verwenden; und zwar eines aus den Vorgehensweisen der Naturwissenschaftler bei der Beweisführung für eine wissenschaftliche Theorie und ihrer Bestätigung. Wir wollen dabei das Beispiel von der Entstehung der kreisenden Planeten benutzen, dass besagt, dass alle neun Planeten die im Sonnensystem, in elliptischer Form um die Sonne kreisen, im Ursprung von der Sonne stammen. D.h., dass sie vor Millionen von Jahren wie lodernde Stücke aus der Sonne ausbrachen bevor sie sich abgekühlt und zu Planeten geworden sind. Dabei stimmen die Wissenschaftler dieser Theorie im Prinzip einstimmig zu, während sie sich darüber streiten, was der Grund für das Hervorbrechen dieser Stücke aus der Sonne war.

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Die Schritte der Beweisführung

Die Beweisführung für diese Theorie, über die sie sich aber im Prinzip einig sind, sieht folgendermaßen aus:

I. Hier gibt es eine große Anzahl von Phänomenen welche die Naturwissenschaftler durch experimentelle und sinnliche Erfahrung beobachten konnten:

1.   Zum Beispiel, dass die Erde sich um die Sonne bewegt, und dass diese Bewegung der Erde um die Sonne mit der Bewegung der Sonne um sich selber harmoniert, das heißt, dass jede dieser Bewegungen von Osten nach Westen verläuft.

2.   Die Drehung der Erde um ihre eigene Achse passt zur Drehung der Sonne um ihre eigene Achse, das heißt sie verläuft von Osten nach Westen.

3.   Die Erde dreht sich, auf einer Achse um die Sonne, die parallel zum Nullgrad der Sonne verläuft, wobei die Sonne mit einem Angelpunkt vergleichbar ist und die Ede wie ein Punkt auf dem Mühlenstein erscheint.

4.   Die selben Elemente aus denen sich die Erde zusammensetzt sind in etwa auch auf der Sonne nachgewiesen worden.

5.   Es besteht außerdem ein quantitativ gleiches Verhältnis zwischen diesen Elemente auf Sonne und Erde. So ist auf beiden Planeten der Wasserstoff das dominante Element.

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6.   Auch gibt es eine Harmonie zwischen der Schnelligkeit mit der die Erde um die Sonne kreist und der Schnelligkeit mit der sie sich um sich selbst dreht wie auch zwischen der Schnelligkeit mit der sich die Sonne um ihre eigene Achse dreht.

7.   Auch zwischen dem Alter der Sonne und dem der Erde existiert, den Rechnungen der Wissenschaftler gemäß, eine solche Vereinbarung.

8.   Das Innere der Erde (ihr Kern) ist heiß. Was bedeutet, dass die Erde am Anfang ihrer Entstehung extrem heiß gewesen sein muss.

Soweit also einige der Phänomene, welche die Wissenschaftler im ersten Schritt ihrer Beweisführung wahrgenommen und beobachtet haben.**

II.        Die Wissenschaftler entdeckten, dass es eine Hypothese gibt, mit der alle diese Phänomene in ihrer Gesamtheit erklärbar sind. D.h., sind fanden eine Erklärung, die, sollte sie tatsächlich zutreffen und wahr sein, alle diese Erscheinungen in sich birgt. Diese Hypothese sah so aus: Die Erde ist einmal ein Teil der Sonne gewesen, und hat sich aus irgend einem Grund von ihr gelöst.

III.        Hier nun stellt man fest, dass es, gesetzt den Fall die Theorie, dass die Erde in Urzeiten aus der Sonne hervorging, nicht richtig ist, es sehr abwegig wäre, dass alle diese Erscheinungen, so wie sie zu beobachten sind, auch zusammenkommen, da sie somit eine Menge von Zufällen darstellten, die keinerlei Verbindung und Bedeutung trägen. Das minimiert die Wahrscheinlichkeit ihres Zusammenkommens,

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vorrausgesetzt die Theorie ist falsch, auf ein geringstes Maß, da die Wahrscheinlichkeit dann von uns verlangt, dass wir eine wirklich große Anzahl von Annahmen hervorbringen müssten, um diese Phänomene auch alle erklären zu können. Dabei stellen wir fest, dass das Zusammenkommen all dieser Erscheinungen, gesetzt den Fall die Hypothese davon, dass die Erde ein aus der Sonne hervorgebrochener Teil ist, stimmt nicht, die Annahme einer ganzen Reihe von Zufälligkeit verlangt, was bedeutet, dass das Dasein aller dieser Erscheinungen sehr unwahrscheinlich macht. Dabei genügt die aufgestellte Theorie von der Lösung der Erde aus der Sonne ganz allein um alle diese Phänomene und die Beziehungen, die sie untereinander aufweisen, zu erklären.**

IV.       Solange nun das Zusammenkommen aller beobachteten Erscheinungen, gesetzt den Fall die Hypothese aus dem zweiten Schritt trifft nicht zu, eine sehr unwahrscheinliche Sache ist, solange gilt durch das Urteil darüber, dass diese Erscheinungen ja wirklich vorhanden sind, für die Erklärung dazu, dass sich die Erde aus der Sonne gelöst hat, der hochgradige Vorrang.

V.        Hier nun wird eine Verbindung, zwischen der Hypothese, dass sich die Erde aus der Sonne gelöst hat, und der geringen Wahrscheinlichkeit, dass das Zusammenkommen dieser Erscheinungen auf der Erde auch ohne ein Lösen der Erde aus der Sonne stattgefunden hat, hergestellt. Die Verbindung zwischen diesen beiden Schritten meint, dass je stärker die, im dritten Schritt erklärte, Unwahrscheinlichkeit ist, desto größer ist der im vierten Schritt erklärte Vorrang von der Richtigkeit der Hypothese.

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Auf dieser Basis beweisen wir die Theorie von Erde und Sonne, und die Methode, durch welche die Naturwissenschaftler zu einer völligen Überzeugung von dieser Theorie gelangt sind.

Wie wenden wir die Methode zur Feststellung des Schöpfers an?

Nachdem wir die allgemeine Methode des induktive Beweises, der auf der Errechnung der Wahrscheinlichkeit basiert, verstanden haben, und wir diese Methode durch ihre obigen Anwendungen bewertet haben, wollen wir sie nun auf die Beweisführung für den weisen Schöpfer anwenden. Dies geschieht durch die gleichen, zuvor erwähnten Schritte.

Die Schritte der Beweisführung

I. Wir beobachten eine überwältigendes Ausmaß von Harmonie und Abgestimmtheit zwischen einer gewaltigen Anzahl von geordneten Phänomenen, und zwischen den Bedürfnissen des Menschen, als ein lebendiges Wesen, dem das Leben in einer Form zuteil wird, dass wenn wir nur ein Phänomen durch ein anderes ersetzen würden, dies das Ende des menschlichen Lebens auf dieser Erde und seine Ausradierung bedeuten wird. Im folgenden wollen dafür nur einige Beispiele nennen:

1.   Die Wärmequantität die der Erde von der Sonne zukommt.

2.   Der quantitative Anteil von Wasserstoff (und Wasser) auf diesem Planeten.

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3.   Die Photosynthese der Vegetation und der umgekehrte Gasaustausch bei den Tieren und dem Menschen.

4.   Der Luftanteil im Verhältnis zum Planeten (Luftdruck).

5.   Die günstige Aufteilung der Gasanteile der Luft (Sauerstoff).

6.   Die günstige Wirkung der schützenden Ozonschicht um die Atmosphäre.

7.   Die Günstigkeit der Instinkte und der natürlichen, angeborenen Anlagen bei den Lebewesen.

8.   Die physischen und psychischen Abgestimmthei-ten in und unter den einzelnen Lebewesen. (Paarung, Rasse, Gemeinschaft, Individualität, Ähnlichkeit etc. pp.)

„Und wenn ihr die Gnaden Gottes aufzählen wolltet, ihr konntet sie nicht beziffern. Wahrlich Gott ist sehr verzeihend und immerbarmherzig." (Heiliger Qur'an, 16:18)

II. Wir entdecken, dass diese ständige Übereinstimmung und Abgestimmtheit, zwischen dem natürlichen Phänomen und dem Bedarf der Garantie des Lebens und seiner Ermöglichung, in Abermillionen Fällen, in jedem dieser Fälle mit einer einzigen in Frage kommenden Hypothese zu erklären ist. Nämlich der, dass wir vom Sein eines weisen Schöpfers für dieses Universum ausgehen. Diese Hypothese birgt dabei alle diese Zufälle und Übereinkommen in sich.

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III.       Jetzt stellen wir uns die Frage: Was ist wenn diese Hypothese, vom Dasein eines weisen Schöpfers in Wirklichkeit nicht zutrifft, wie groß ist dann der Rahmen der Wahrscheinlichkeit, dass alle diese Übereinkünfte, zwischen den Naturphänomenen und dem Bedarf der Möglichkeit des Lebens, tatsächlich zusammenkommen, ohne dass es dabei ein angestrebtes Ziel gibt? Es ist sonnenklar, dass dies die Annahme einer unermesslich gewaltigen Anzahl von Zufälligkeiten bedeuten würde. Wenn aber schon die Wahrscheinlichkeit, dass der zuvor als Beispiel angeführte Brief nicht von deinem Brief, sondern von einem anderen stammt, sagen wir bei 1:100 liegt, was glaubst du wie niedrig ist die unübersehbare Wahrscheinlichkeit, in unserem Fall vom Leben und der Schöpfung? Was ist erst deine Meinung darüber, dass diese Erde, auf der wir leben, mit allem, was dieses Leben garantiert, das Werk einer ziellosen toten Materie sein soll, wobei es aber in Millionen und Abermillionen Aspekten dem ähnelt, was das Werk eines weisen Erschaffers ist?

IV.       An dieser Stelle kommen wir also, ohne jeden Zweifel, zu dem Ergebnis, der im zweiten Schritt entdeckten Hypothese, den Vorrang zu geben.

V.        Wir vergleichen nun zwischen diesem Vorzug und der Unwahrscheinlichkeit, auf die wir im dritten Schritt kamen. Da die Wahrscheinlichkeit, aus dem dritten Schritt aber immer geringer wird, desto mehr die angenommenen Zufälle werden, ist es natürlich selbstverständlich, dass diese Wahrscheinlichkeit so gering wird, dass sie in ihrer Schwäche mit keinem Beispiel aus den Wissenschaften oder dem Alltag zu vergleichen ist, womit die Wahrscheinlichkeit notwendiger Weise ganz erlischt.

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Der Schluss des induktiven Beweises für das Dasein Gottes, des Erhabenen

Somit gelangen wir zu einem eindeutigen Ergebnis, dass es für das Universum einen weisen Schöpfer gibt, der durch eben die Zeichen der Harmonie und Leitung dieses Universum bewiesen ist.

„Wir werden ihnen Unsere Zeichen überall auf Erden und in ihnen selbst zeigen, bis ihnen deutlich wird, dass es die Wahrheit ist. Genügt es denn nicht, dass dein Herr Zeuge über alle Dinge ist?!" (Heiliger Qur'an, 41:53)

„Siehe in der Schöpfung der Himmel und der Erde, und im Wechsel der Nacht und des Tages und in den Schiffen, welche das Meer durcheilen mit dem, was den Menschen nützt, und in dem was Gott vom Himmel an Wasser nieder sendet, womit Er die Erde nach ihrem Tode belebt, und was Er an allerlei Getier auf ihr verbreitet, und in dem Wechsel der Winde und der Wolken, die zwischen Himmel und Erde zum Dienst gezwungen sind, sind wahrlich Zeichen für ein Volk das versteht." (Heiliger Qur'an, 2:164)

„So schau dich um, siehst du einen Makel!? Dann lass deinen Blick ein weiteres Mal schweifen. Jedes Mal wird dein Blick stumpf und matt zu dir zurückkehren." (Heiliger Qur'an, 67:3 -4)

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