IMAM KHAMENE'I

Das Leben des Imam-ul-Ummah
Ayatollah-ul-Uzma Seyyed Ali Al-Hussaini Al-Khamene'i

Dr. Yavuz Özoguz

Inhaltsverzeichnis

Vorwort
Imam: Notwendigkeit für die Ummah
Erste Begegnung
Imam Khomeinis (r.) Rückkehr zum Schöpfer
Unser neuer Mardscha
Ein junger Imam-ul-Ummah
Der lebende Schahid
Vorbildhafter Ehemann und Vater
Das politische Leben
Die Fatwas des täglichen Lebens
Fatwas für unsere Wissenschaft
Der höchste Gelehrte
Der Khorassani
Literatur
Anhang
Verzeichnis deutschsprachiger Reden und Schriften von Imam Khamene'i
Deutschsprachiges Lied über Imam Khamene'i
Kurzbiographie von Imam Khamene'i

Nachwort

Die Begriffe "Allah" und "Gott" werden mit identischer Bedeutung verwendet.
Abkürzungen im Text:
a. - Aleyhi salam (der Friede sei mit ihm/ihr)
r. - Rahmatullah aleyh (möge Allah ihm/ihr seine Barmherzigkeit schenken)
s. - Sallallahu aleyhi wa alihi wa sallam
(möge Allah ihn (den Propheten) und seine Familie segnen)

Herausgeber und Vertrieb:
Islamischer Weg e.V.
Postfach 1321 - D-27733 Delmenhorst

ISBN-Nr.: 3-9804844-0-8

 

Vorwort

In der Nacht vom 17. auf den 18. Januar 1995 (15. auf 16. Schaban 1415) hatte ich einen Traum: Nachdem wir mit einer Gruppe von Muslimen hinter Imam Khamene'i gebetet hatten, streckte er mir seine Hand entgegen. Voller Freude reichte auch ich ihm die Hand und wünschte ihm "takabbal-Allah" (möge Allah Ihr Gebet annehmen). Anschließend nahm ich voller Freude meine Hand zurück und schaute sie begeistert an. Es schien mir so, als wenn eine besondere, eine intensive Berührung stattgefunden hatte. Imam Khamene'i hatte mir erstaunlicherweise seine rechte Hand gereicht, obwohl diese in Wirklichkeit schwer verletzt ist1. Dieser Umstand wurde mir aber erst nach dem Aufwachen bewußt. Als ich im Traum meine Hand so begeistert anschaute, sagte Imam Khamene'i liebevoll:"So, nun ist Deine rechte Hand gereinigt, siehe zu, daß sie rein bleibt!"

Ich wachte auf und schaute sofort meine rechte Hand an, um etwas zu entdecken. Obwohl ich nichts Außergewöhnliches entdecken konnte, erschien es mir so, als wenn mit der Hand etwas Besonderes passiert wäre. In Erinnerung an diesen Traum habe ich beschlossen, eine schon seit langem gehegte und durch eigene Trägheit immer wieder verschobene Absicht in die Tat umzusetzen: Dieses Buch zu schreiben.

Es ist mir bewußt, daß es zahlreiche Bücher dieser Art im Persischen (z.B. [1]) und Arabischen gibt, und ich beneide meine persisch- und arabischsprachigen Glaubensgeschwister darum. Sicherlich können wir europäischsprachigen Anhänger von Imam Khamene'i es nicht erwarten, daß ein Übersetzer uns dabei hilft, unseren Imam näher kennenzulernen, auch wenn wir uns sehr über die Übersetzung eines solchen Buches freuen würden. Selbst wenn ein deutschsprachiges Buch vergleichbar wenigen Muslimen dienlich ist, sehnen diese sich sehr danach, mehr über den heutigen Imam zu erfahren, wie auch ich, der ich während des Schreibens mit großer Freude so viel dazugelernt habe. Insbesondere in einer Zeit, in der die Feinde des Islam alles versuchen, die Gläubigen vom Imam-ul-Ummah (Oberhaupt der islamischen Weltgemeinschaft) zu entfernen und deshalb fast nie eine Nachricht über Imam Khamene'i veröffentlichen, noch seinen Namen erwähnen, ist es für alle Anhänger der Islamischen Befreiungsbewegung eine Notwendigkeit, möglichst viel von und über Imam Khamene'is vorbildhaftes Leben zu erfahren und weiterzugeben.

Möge Allah der Barmherzige dieses kleine bescheidene Werk zu einem Beitrag werden lassen, den deutschsprachigen Teil der islamischen Ummah enger mit unserem Imam zu verbinden, weil die enge Bindung der gesamten Ummah mit dem Vertreter des verborgenen Imam (a.) eine wichtige Grundlage für die Vorbereitung zur Rückkehr von Imam Mahdi (a.) ist. Die Zeilen in diesem Buch sollen unsere große Liebe zum heutigen Imam der Ummah und zu seinem Lehrer Imam Khomeini (r.) - möge Allah ihn reichlich belohnen - dokumentieren.

Das unbeschreiblich wertvolle Wirken dieser beiden außergewöhnlichen Persönlichkeiten unserer Epoche habe ich und viele andere Muslime durch einen verehrten Bruder jahrelang selbst direkt erlebt und genossen. Möge Gott, der Allmächtige, sie alle dafür belohnen und uns helfen, den rechten Weg zu Ihm entschlossener voranzuschreiten. Und möge Allah, der Allmächtige, es Imam Khamene'i erlauben, die Rückkehr von Imam Mahdi (a.s.) zu verkünden.

Mit Allahs Erlaubnis widme ich dieses Buch unserem islamischen Bruder und Lehrer, dem nicht nur ich sehr, sehr viel zu verdanken habe. Ich bin sicher, er würde mir aufgrund seiner Bescheidenheit die Veröffentlichung dieses Buches verbieten, wenn ich ihn namentlich erwähnen würde, deshalb kommt er in diesem Buch immer wieder nur als "unser islamischer Lehrer" oder "unser Lehrer" vor. Von ihm erfuhren wir die Geschichte einer ihm nahestehenden Person welche zu Imam Khamene'i ging und ihm sagte, daß sie eine Dokumentation über ihn filmen werde. Imam Khamene'i lehnte in seiner für westliche Verhältnisse nicht vorstellbaren Bescheidenheit das Vorhaben dieser Person ab. Diese entgegnete, daß sie nicht gekommen sei, um Imam Khamene'i um Erlaubnis zu bitten! Sie werde diese Dokumentation auf jeden Fall drehen. Erstaunt über die Hartnäckigkeit, fragte Imam Khamene'i, warum sie ihm ihr Vorhaben dann mitgeteilt habe, wenn sie ohnehin entschlossen sei. Darauf antwortete diese Person, daß sie hoffe, daß Imam Khamene'i ihr Vorhaben zumindest nicht behindern werde. Wir hoffen, daß diese Filmdokumentation unserer Geschwister bald ausgestrahlt wird.

Im Gegensatz zu den viel aktiveren Geschwistern, die zur Wahrung ihres vollen Gotteslohnes bei eigenen Veröffentlichungen ein Pseudonym benutzen, schreibe ich diese Zeilen unter meinem richtigen Namen, da ich es in diesem Fall für sinnvoll erachte, deutlich zu machen, daß auch ein an westlichen Hochschulen lehrender Ingenieur, inspiriert durch die Vorbilder der Islamischen Revolution im Iran, Muqallid (Anhänger, Befolger) von Imam Khamene'i werden kann und versucht, seiner Liebe zu ihm Ausdruck zu verleihen.

Dr. Yavuz Özoguz

Begonnen im Schaban 1415 (Januar 1995)

 

Imam: Notwendigkeit für die Ummah

Jede menschliche Gruppe, jede Gemeinde, jede Partei, jedes Institut und jeder Verein, die ein gemeinsames Ziel verfolgen, brauchen einen Gemeindevorsteher, Parteivorsitzenden, Institutsleiter oder Vereinsvorsitzenden, also eine Führung der jeweiligen Gemeinschaft. Das in diesem Zusammenhang sehr gut geeignete Beispiel ist ein Schiff und seine Besatzung sowie die zahlreichen Passagiere, die einen Kapitän brauchen, um sicher den Zielhafen anlaufen zu können.

Die Islamische Ummah sollte gemäß den Geboten Gottes gemeinschaftlich das Glück im Dies- und Jenseits anstreben. Deshalb braucht das Schiff der Islamischen Ummah einen Kapitän, der die Mannschaft wie auch die Passagiere sicher durch den Sturm der politischen Welt und auf den Wogen der Spiritualität lenken kann. Erst dadurch wird die angestrebte gemeinschaftliche Hinwendung der gläubigen Muslime zu Gott ermöglicht.

Wie in jeder Gemeinschaft, jeder Partei, jedem Institut und in jedem Verein gebietet es die Vernunft, denjenigen zum Vorsitzenden zu erwählen, der dafür am geeignetesten ist, und am besten die Aufgabe erfüllen sowie die Verantwortung tragen kann. Für die Islamische Ummah heißt dies, daß wir denjenigen, der in jeder Hinsicht am besten das Vorbild des Heiligen Propheten des Islam Mohammad (s.) nachahmt, auswählen, unseren Vorsitz und unsere Leitung zu übernehmen. Er muß derjenige unter uns sein, der durch seine gottesehrfürchtige Persönlichkeit, sein vorbildhaftes Leben, sein umfangreiches islamisches Wissen, seine unerschütterliche Standhaftigkeit2 "Der höchste Gelehrte" der Geeigneteste unter uns ist, die Last der schweren Führungsverantwortung zu tragen. Ausgehend von der Überlieferung des Propheten (s.), wonach bereits zwei gemeinsam auf der Reise befindliche Gläubige, einen unter sich zum Reiseleiter erwählen müssen, ist die Treue zur Leitung der Islamischen Ummah ein islamisches Gebot und somit unsere religiöse Pflicht.

Im Bewußtsein dieses Wissens haben gläubige Muslime es zu allen Zeiten als ihre religiöse Pflicht angesehen, sich unter der Führung von gerechten Menschen zusammenzufinden. Die Intensität dieses Zusammenschlusses und das Maß der Treue zur gerechten Leitung war zumeist ein Maßstab für die erzielbare geschichtliche Wirkung. Wir können unendlich dankbar dafür sein, daß wir in einer Zeit leben, in der das tapfere und opferbereite gläubige Volk des Iran sich fest unter der Führung Imam Khomeinis (r.) zusammengeschlossen und den segensreichen Erfolg der Islamischen Revolution errungen hat. Es ist für uns ohne jeden Zweifel klar, daß wir auf diesem Erfolg des gläubigen iranischen Volkes aufbauend weitere Fortschritte in der Befreiung der gesamten Islamischen Ummah anstreben. Und genauso klar ist es, daß dieser Fortschritt nur mit dem Imam-ul-Ummah, dem Leiter der islamischen Weltgemeinschaft möglich sein wird!

Unsere Treue zum Imam-ul-Ummah wird darüber mitentscheiden, welchen Erfolg uns Allah gewähren wird. Falls wir Muslime uns unter der Führung des Imam-ul-Ummah gemeinschaftlich zusammenschließen und unsere Aktivitäten entsprechend koordiniert auf den Weg Allahs ausrichten, dann wird Allah uns, wie Er es im Heiligen Qur'an verheißt, Ehre, Glückseligkeit und Seine Zufriedenheit im Dies- und Jenseits gewähren. In der Zeit der Verborgenheit des reinen 12. Imams ist die Treue zu seinem Vertreter unsere entscheidende Vorbereitung für seine Wiederkehr (möge er bald erscheinen).

In den folgenden Kapiteln wird versucht, diejenige Person vorzustellen, die für die Anhänger der Islamischen Revolution und die weltweiten Aktivisten der heutigen Islamischen Befreiungsbewegungen der Imam-ul-Ummah ist.

 

Erste Begegnung

Im April 1988 war es meiner Frau und mir sowie unserem damals erst ein Jahr alten Kind zum ersten Mal möglich, in die Islamische Republik Iran zu reisen. Es war kurz vor dem Ramadan (Fastenmonat), und Saddam hatte gerade begonnen, Teheran mit Scud-Raketen zu bombardieren. Fast alle unsere Verwandten und Bekannten versuchten, uns diese Reise auszureden. Sie argumentierten damit, daß es unverantwortlich sei, in so einer Zeit mit einem Baby in ein Kriegsgebiet zu fliegen. Aber Alhamdu-lillah (Gott sei Dank), kein Mensch konnte uns aufhalten. Diese für uns so besondere Reise hatten wir ein Jahr lang vorbereitet. Wir wollten einen Monat lang in Teheran bei den Schwiegereltern unseres Lehrers bleiben, um das Land und die Menschen vor Ort näher kennenlernen zu können. Wir wollten in das Land unseres damaligen Imams (Imam Khomeini (r.)), in das einzige befreite Gebiet der islamischen Welt. Und die Raketen Saddams sollten diese seit langem geplante Reise nicht verhindern.

Bei unserer Abreise hatten uns viele schon für verrückt erklärt! Auch der Zollbeamte in Teheran, der uns bei der Ankunft fragte, warum wir gekommen seien, und die Antwort erhielt, daß wir Touristen seien, schaute uns sehr erstaunt an, als gerade wieder ein Raketenalarm aufheulte. Sicherlich haben wir Teheran damals so leer erlebt, wie es kein Tourist mehr erleben kann!

Diese erste Reise in den Islamischen Staat war für meine Frau und mich eines der entscheidenden Erlebnisse unseres bisherigen Lebens. Und eines der größten Ereignisse der Reise war die Teilnahme beim Freitagsgebet auf dem Universitätsgelände. Durch die Hilfe eines Bruders erhielt ich die Erlaubnis, als Fotograf sehr nahe an das Podium des Redners heranzukommen. Da stand ich nun mit meiner Kamera vor all den Gläubigen, und die Intensität der wunderbaren Parolen und die herzergreifenden Du'a (Bittgebete) ließen mir immer und immer wieder unbeschreibliche Schauer über den Rücken laufen. So etwas hatte ich vorher weder gesehen noch miterlebt.

Kurz vor dem Hauptredner kam ein im Volk sehr bekannter Mann namens Mortazaifar, eine Art Moderator des Freitagsgebets, und leitete die Gläubigen durch sehr schöne Gesänge und Parolen. Dann kündigte er den Hauptredner und Leiter des Freitagsgebets an: Es war der damalige Staatspräsident Seyyid Ali Khamene'i.

Tausende und abertausende Gläubige sprangen auf und grüßten ihren geliebten Geistlichen mit einer Inbrunst, so daß ich meine Freudentränen nicht mehr zurückhalten konnte. Ich versuchte, viele, viele Fotos zu machen, aber meine Tränen bewirkten, daß nicht alle Bilder scharf eingestellt werden konnten. Die Liebe der Anwesenden zu Imam Khamene'i war so groß, daß niemand sich wieder hinsetzen wollte, und die minutenlagen Grußparolen wurden nicht leiser. Obwohl Imam Khamene'i mehrfach mit seiner Hand Zeichen gegeben hatte und die Gläubigen bat, sich hinzusetzen, wollte keiner mit den Segensrufen aufhören.

Erst als Moderator Mortazaifar wieder auf das Podium kam und sehr resolut Zeichen gab, setzten sich die Muslime langsam und widerstrebend hin. Kaum waren die persischsprachigen Grüße leiser geworden, stand eine Gruppe von arabischsprachigen Muslimen auf und wiederholte die Parolen in ihrer Sprache: Ein mehrsprachiger Gruß für einen der größten Gelehrten unserer Zeit. Erst als auch diese Gruppe leiser geworden war, konnte Imam Khamene'i mit seiner Khutba (Freitagsansprache) beginnen.

Mich hielt es keine Minute mehr auf der Fotografentribüne. Ich wollte keine Minute des Segens dieses Freitagsgebets verpassen und ging hinunter zu meinen Geschwistern. Eingereiht in die Gemeinschaft dieses größten Freitagsgebets in der islamischen Welt durfte auch ich die heilige Stimme von Imam Khamene'i bei seiner Khutba (Ansprache) vernehmen und mich beim Gebet unter seiner Leitung vor Gott niederwerfen. Nie zuvor habe ich es so sehr bedauert, kein Persisch zu verstehen, aber, Gott sei Dank, übersetzten mir meine muslimischen Brüder später die Ansprache.

Während ich die Khutba hörte, erinnerte ich mich an eine Überlieferung des Heiligen Gesandten Gottes (s.), die ich in Imam Khomeinis (r.) Risala (islamisches Regelwerk) zum Gemeinschaftsgebet gelesen hatte [2]: In einer Überlieferung des Propheten wird dargelegt, daß wenn sich jemand einem Gebetsleiter anschließt, jedes Raka' (Gebetsabschnitt) ihrer Gebete soviel wert ist, wie 150 (alleine durchgeführte vollständige) Gebete. Wenn zwei Personen sich anschließen, gibt es für jede Raka' den Lohn von 600 vollständigen Gebeten. Und wenn sie mehrere werden, nimmt auch der Lohn zu. Wenn ihre Zahl zehn übersteigt, dann würde ihr Lohn so groß, daß er nicht niedergeschrieben werden könnte, selbst wenn die Himmel Papier, die Meere Tinte, die Bäume Stifte und alle Dschinn (Geisteswesen), Menschen und Engel zusammen Schreiber wären.

Ein derartig unbeschreibliches Gefühl fühlen die zahllosen Gläubigen in der Islamischen Republik Iran Woche für Woche bei diesen gesegneten Freitagsgebeten. Und viele wollen auch bei zahlreichen Gebeten in der Woche nicht auf diese unerschöpflichen Segnungen verzichten und gehen sehr oft zum Gemeinschaftsgebet in die Moschee.

Seit dieser ersten Begegnung mit einem der großen heiligen Menschen, die mit dem Opfer ihres ganzen Lebens uns Muslimen den Weg in eine erfolgreiche Zukunft bereitet haben, fühlten meine Frau und ich eine große Liebe zu dieser Person. Das also sind die Menschen, die es uns mit ihrer historisch zu nennenden Revolution ermöglicht haben, in der heutigen Zeit unser privates wie gesellschaftliches Leben auf dem Weg Allahs in den Dienst des Islam stellen zu können und damit glücklich zu werden.

Das Wort "Begegnung" ist in diesem Fall sicherlich übertrieben, denn näher als 20 Meter bin ich unserem heutigen Imam nicht gekommen. Aber seit der Zeit versuchen wir, möglichst viel von ihm zu erfahren, um uns ihm sehr nahe fühlen zu können, auch wenn wir damals nicht wissen konnten, daß er eines Tages unser Imam werden würde.

 

Imam Khomeinis (r.) Rückkehr zum Schöpfer

Es war der 4. Juni 1989. Wir waren gerade auf einem Seminar deutschsprachiger Muslime, einer dieser vielen Zusammenkünfte von zumeist traditionell orientierten Muslimen. Unsere Gruppe war hauptsächlich deshalb dabei, um immer wieder zu versuchen, auch diese Muslime zur islamischen Einheit und Zusammenarbeit einzuladen. Sehr oft wurden derartige Seminare von den Saudis unterstützt. Die Teilnahme war für uns immer sehr nervenaufreibend und eine große Geduldsprobe, denn auf der einen Seite gab es die vielen Unfreundlichkeiten gegen uns, nur weil wir uns politisch zur Islamischen Revolution und religiös zu den Ahl-al-Bait (die 14 Reinen der Prophetenfamilie) bekannten, auf der anderen Seite war es unsere Verpflichtung, die Liebe und Geduld gegenüber allen muslimischen Geschwister zu bewahren, fühlten wir uns doch als Vertreter einer großen Sache.

Am Sonntag morgen neigte sich das dreitägige Treffen dem Ende zu. Noch ein halber Tag, dann würden wir unseren Büchertisch zusammenpacken und wieder nach Hause fahren. Wir wußten zwar, daß Imam Khomeini (r.) krank war, aber daß er einmal sterben würde, darauf hatte sich kaum jemand gedanklich vorbereitet.

Dann kam unser islamischer Lehrer und Leiter unserer islamischen Gemeinschaft auf mich zu. Sein Gesicht hatte sich verändert, und ohne daß er etwas gesagt hatte, wußte ich, daß etwas Schreckliches passiert sein mußte. Er sagte nur "Unser Imam ist zurückgekehrt" oder etwas ähnliches. Schlagartig wußte ich, was geschehen war. Imam Khomeini (r.) war in der letzen Nacht zu unserem Schöpfer zurückgekehrt.

Plötzlich hatten alle Geschehnisse um uns herum ihre Bedeutung verloren. Nichts konnte uns in diesem Moment mehr berühren. Nicht einmal die Reaktion einiger weniger von den Saudis abhängiger Agenten, die ihre Freude nicht im geringsten verbargen, verärgerte uns in dieser Situation. Zu tief war die Trauer, so daß wir die Ereignisse um uns herum kaum noch wahrnahmen. Die Anhänger der Revolution sammelten sich. Ein persischsprachiger Bruder lauschte dem Sender des IRIB auf der Kurzwelle nach möglichen Neuigkeiten und übersetzte sie uns. Immer wieder suchten wir unseren Lehrer, um aus seinen Reaktionen eine Erkenntnis erhalten zu können, wie es weitergehen werde. Aber es war das erste Mal, daß er, der sonst immer Zeit für uns hatte, ganz allein mit seiner tiefen Trauer sein wollte.

In unserem sicheren Verständnis wußten wir, daß die Islamische Revolution so gefestigt, so entwickelt war, daß selbst der Verlust dieser wichtigsten Person die Weiterentwicklung nicht aufhalten konnte. Natürlich ahnten wir, daß Imam Mahdi (a.s.) die Geschehnisse dieses Tages begleiten und lenken würde, aber all dieses Wissen reichte nicht, um unsere Ratlosigkeit zu überwinden.

Ein langer Vormittag und mehrere weitere Stunden vergingen, in denen wir für unseren vom Diesseits abgereisten Imam beteten, und jeder von uns nach seinen begrenzten Fähigkeiten Qur'an las. Wir wußten, daß das die einzige Möglichkeit war, unserem Imam bei seiner letzten Reise zu begleiten. Wenn wir ihm schon zu Lebzeiten so schwache und schlechte Anhänger gewesen waren, so wollten wir zumindest jetzt versuchen, hiermit ein letztes Mal etwas für ihn zu tun. Und schließlich war gerade Imam Khomeini (r.) es gewesen, der uns immer wieder an die große Kraft erinnert hat, die im Gebet liegt, sowohl im persönlichen wie auch insbesondere im rituellen Gebet. Erst Wochen und Monate später erfuhren wir, was in diesen Stunden im Himmel wie auf Erden geschah.

Im Himmel war die Begrüßung von Imam Khomeini (r.) wie sein Abschied auf Erden. Die Witwe eines der größten Schüler und Gefährten von Imam Khomeini (r.) sah in diesen Tagen ihren in den ersten Jahren der Islamischen Republik Schahid (Märtyrer) gewordenen Ehemann im Traum im Paradies. Sie fragte ihn, ob er denn schon die Gelegenheit gehabt habe, seinen Imam (also Imam Khomeini) zu begrüßen. Er antwortete, daß er es noch nicht geschafft habe, denn Imam Khomeini würde von so vielen Engeln umringt und begrüßt werden, daß er einfach noch nicht an die Reihe gekommen sei. Wie sehr ähnelte doch die Szene im Himmel der Abschiedsszene in Behescht-e-Zahra (größter Friedhof im Süden Teherans), wo ihn Millionen von Gläubigen verabschiedeten.

Das wichtigste Ereignis für die Zukunft der Islamischen Revolution fand unter den Verantwortlichen des Islamischen Staates statt. In einem abgeschlossenen Raum hatte sich die Expertenversammlung (Madschlis-e-Khobregan), deren verfassungsmäßige Aufgabe es ist, die Führung des Islamischen Staates zu benennen, in einer außerordentlichen Sitzung zusammengefunden. Die Experten mußten innerhalb kürzester Zeit den Nachfolger von Imam Khomeini (r.) erkennen, um die Beständigkeit der Islamischen Revolution und die politische Stabilität des Islamischen Staates zu gewährleisten.

Über acht Stunden lang berieten diese höchsten islamischen Gelehrten, und der Erkenntnisprozeß vollzog sich mit einer erstaunlichen Weitsicht für die Zukunft der islamischen Befreiungsbewegung, unterstützt durch eine Person, die nicht mehr dabei war: Imam Khomeini (r.) selbst hatte einige hilfreiche Hinweise gegeben. Zwar hatte Imam Khomeini (r.) mit der Verfassung der Islamischen Republik Iran sichergestellt, daß der Imam-ul-Ummah nicht selbst seinen Nachfolger bestimmen kann. Aber ohne Zweifel stand es auch dem Imam-ul-Ummah zu, sein Wissen zur Findung des geeigneten Nachfolgers bereitzustellen.

Imam Khomeini (r.) war kein Mensch, der dem Volk etwas aufzwang. Vielmehr versuchte er immer durch sein beispielhaftes Vorbild, die islamischen Ideale vorzuleben und durch bescheiden formulierte Hinweise, die Menschen zu lehren. So hatte er dafür gesorgt, daß ein weniger geeigneter Nachfolger, der Jahre vorher vorgeschlagen worden war, diese Anwärterschaft von sich aus zurückwies. Dadurch war sowohl die Ehre des Betroffenen gewahrt, als auch die Würde der Vorschlagenden, welche diese ungeeignete Wahl getroffen hatten. Eigentlich hatte Imam Khomeini (r.) niemals verheimlicht, wer sein Wunschkandidat für seine Nachfolge war. Doch seine Hinweise wurden zu seinen Lebzeiten nicht von jedem verstanden.

Jetzt aber saßen alle diese großen Gelehrten zusammen, alle diese Gefährten von Imam Khomeini (r.). Sie standen vor einer der schwersten Entscheidungen seit Gründung der Islamischen Republik Iran, und die schwerste Last, die schwerste Verantwortung mußte vom geeignetesten Gelehrten des Islam übernommen werden. Anfänglich gab es innerhalb des Expertenrates zwar den Vorschlag, die Verantwortung einem Führungsrat zu übertragen, aber nach der deutlichen Ablehung dieser Idee wurde nicht weiter darüber debattiert.

Es ist sicherlich der Rechtleitung Gottes und dem Geschick von Imam Mahdi (a.s.) zu verdanken und der hohen Weisheit der Anwesenden zuzuschreiben, daß die Gelehrten in dieser Sitzung ihren Erkenntnisprozeß abgeschlossen und den Nachfolger von Imam Khomeini (r.) noch am selben Tag bekanntgegeben haben.

Am Nachmittag sah ich wieder einmal unseren Lehrer. Er kam mir mit einem für die Umstände des Tages erstaunlich freudestrahlenden Gesicht entgegen. Dieses tränenverschmierte Gesicht, diese vom Weinen geschwollenen Augen erweckten nun den Eindruck der inneren Freude. Wie konnte das sein? Was war geschehen? Er sagte zu mir: "Die neue Führung ist bekannt gegeben worden. Es ist Ayatollah Khamene'i". Ich war völlig erstaunt. Wie konnte diese Nachricht unseren Lehrer so sehr beeindrucken, daß sie seine tiefe Trauer, seinen großen Schmerz derart lindern konnte? Es sollte noch Jahre dauern, bis wir die enorme Tragweite dieser so wertvollen Entscheidung verstehen würden. Und unsere Dankbarkeit für alle, die Imam Khamene'i die Führungsverantwortung übertragen haben, ist sehr groß und wächst von Tag zu Tag.

Wir kennen zwar nicht alle Einzelheiten über den Verlauf der Sitzung, welche hinter verschlossenen Türen stattfand, aber wir können einige der Worte Imam Khomeinis (r.) wiedergeben, die er vor seinem Abschied über seinen Nachfolger gesagt hat. Sicherlich waren alle diese Worte und noch viele mehr den Mitgliedern des Expertenrates bekannt gewesen.

Imam Khomeini (r.) hatte seinen Nachfolger Imam Khamene'i bereits im Jahr der Islamischen Revolution als eine "rechtschaffene Persönlichkeit (Seyyid-e-Saleh)" (13.6.1979) und ein halbes Jahr später (14.1.1980) als "Persönlichkeit mit einer ausgezeichneten persönlichen Vergangenheit, würdig im Wissen und (aufgrund seiner Tugend) im Benehmen" genannt [3]. Imam Khomeini (r.) erachtete es für notwendig, zu betonen, daß Imam Khamene'i "ein Nachkomme des erhabenen Gesandten Gottes (s.)" und "aus der Familie von Imam Hussain (a.s.)" ist (28.6.1981), obwohl jeder wußte, daß er ein Seyyid (Nachkomme des Propheten) ist und Al-Hussaini heißt.

Zahlreiche dieser Aussagen kann jeder in der Botschaft nachlesen, die Imam Khomeini (r.) anläßlich des ersten Attentates an Imam Khamene'i geschickt hatte [4]. Darin wird Imam Khamene'i schon damals als "ein Diener des Islam und des islamischen Landes", als "ein opferbereiter Kämpfer an der (islamischen) Front" und "ein klar darlegender Lehrer auf der Kanzel" bezeichnet. Insbesondere seine zur Führungsrolle geeignete Persönlichkeit wird unterstrichen: "Ein begabter Prediger (insbesondere) des Freitagsgebetes und der (islamischen) Versammlungen", "ein fürsorglicher Wegweiser im Feld der islamischen Revolution" und "ein Ermahner zur Rechtschaffenheit und zur Tugend für alle Muslime der Welt".

Imam Khomeini (r.) wußte um die volksnahen Qualitäten seines Schülers, als er ihm bescheinigte, "geliebt von Millionen Muslimen der Welt" zu sein. Er wußte, daß diese Liebe zurecht bestand, denn Imam Khamene'i ist nach den Aussagen seines Lehrers "jemand, der in der Nacht Gott verehrt und am Tag ein Kämpfer auf Gottes Weg" und "ein Diener der Entrechteten und ein Anhänger der schwachen Schicht". Dementsprechend war auch Imam Khomeinis (r.) Zuneigung zu seinem Schüler sehr groß, und er betonte, daß er "von mir selbst erzogen" und "geliebt" ist. Die letztgenannte Aussage wiederholte er mehrmals (u.a. am 8.9.1981).

Zur Ernennung Imam Khamene'is zum Staatspräsindenten nannte Imam Khomeini (r.) ihn (am 9.10.1981), "verantwortungsbewußt und ein Kämpfer auf dem geraden Weg des Islam", "ein Kenner der Religion und der Politik, ein Denker und Wissenschaftler", "unnachgiebig gegen die Ungläubigen und gütig zu den Gläubigen", "eine weise und erhabene Person auf dem rechten Weg des Islam" sowie "ein Diener des Islam und der Muslime".

Am 4. September 1985, also bereits vier Jahre vor der Übernahme der Verantwortung durch Imam Khamene'i wiederholte Imam Khomeini (r.) das Lob für seinen Schüler: "Eine wahrhaftige und verantwortungsvolle Persönlichkeit mit einer großen Weitsicht", "ein Anhänger der Entrechteten und der Entbehrenden" sowie "ein Gegner der Frevler, der Tyrannen und der Unterdrücker".

Am 11. Januar 1988, also wenige Monate vor Imam Khomeinis (r.) Abschied von dieser Welt, wurden seine Aussagen über seinen Schüler, die bereits vorher sehr deutlich gewesen waren, noch eindeutiger. Er nannte ihn einen "starken Arm der Islamischen Republik". Und auch in seiner Beziehung zu ihm wählte er Aussagen, die für Islamkenner eindeutigen Charakter haben: "Wie ein Bruder für mich"! Der Prophet des Islam (s.) beispielsweise hatte eine derartige Aussage nur für seinen Nachfolger Imam Ali (a.) ausgesprochen. Auch über die Qualifikation seines Lieblingsschülers ließ Imam Khomeini (r.) keinen Zweifel aufkommen und nannte ihn "Kenner der islamischen Rechtsprechung" und "ein Verteidiger der Prinzipien des islamischen Rechts (Velayet-e-Mutlaq-e-Faqih)". Imam Khomeinis (r.) Sohn Hodschat-ul-Islam Ahmad Khomeini (r.) berichtete, daß sein Vater mehrfach folgende Aussagen wiederholt hat: "Ein sicherer Experte (Mudschtahid) des Islam" und "die beste Persönlichkeit für die Führung des Islamischen Staates".

Bei einer Einladung zum Fastenbrechen 1986 im heiligen Monat Ramadan hatte Imam Khomeini (r.), neben den Verantwortlichen des Landes, traditionsgemäß seine gesamte Nachbarschaft in sein bescheidenes Haus eingeladen. Auch der damalige Staatspräsident Imam Khamene'i war anwesend. Nach einem gemeinsamen, von Imam Khomeini (r.) geleiteten Gebet gingen alle in einen Nebenraum, in dem auf dem Boden Tischdecken für ein Essen ausgebreitet waren. Alle standen um die Decken und warteten, bis Imam Khomeini (r.) kam, damit dieser sich als Erster setzen und das Essen eröffnen konnte. Gerade in diesem Moment wurde Imam Khamene'i im Gebetsraum von einem Gläubigen kurzzeitig aufgehalten. Imam Khomeini (r.) seinerseits blieb vor den ausgebreiteten Tischdecken stehen. Er setzte sich nicht, bis schließlich Imam Khamene'i zu seiner Rechten eintraf. Erst dann nahmen alle Platz. Die Szene mit dieser deutlichen Geste wurde im iranischen Fernsehen erkennbar übertragen.

Bei einer anderen Gelegenheit sprach Imam Khomeini für seinen Schüler in dessen Abwesenheit eine Segnung, die er sonst meistens nur für den Propheten (s.) oder die Imame (a.) aussprach, ein wirklich erstaunliches Ereignis, welches uns unser Lehrer schon damals mit Freude erzählt hatte. Leider konnte ich das genaue Datum nicht ermitteln.

Nach den Diskussionen in der Öffentlichkeit über die Schwächen des designierten Nachfolgers, die dann zum Rücktritt des ehemaligen Anwärters für die Nachfolgeschaft von Imam Khomeini (r.) führten, kam eine Delegation des Expertenrates, darunter der heutige Staatspräsident Rafsandschani, zu Imam Khomeini (r.) und sie fragten ihn besorgt, wie es denn nach seinem Ableben weitergehen solle. Die Ratsmitglieder fühlten sich in einer schwierigen Situation. Imam Khomeini (r.) beruhigte sie und wies darauf hin, daß es unter ihnen fähige Personen gäbe, um die Verantwortung der Führung der Revolution zu tragen. Als die Vertreter dann fragten, "wer zum Beispiel?", erhielten sie die Antwort: "Sie haben doch Herrn Khamene'i unter sich", und fügte hinzu, "warum wissen Sie das nicht (,daß er der Geeigneteste ist)?". Eine Reihe weiterer Aussagen von Imam Khomeini (r.) über seinen geliebten Schüler wurden u.a. in der englischsprachigen Teheran Times anläßlich des 5. Jahrestages der Ernennung von Imam Khamene'i zum Imam-ul-Ummah veröffentlicht [5].

Ausgehend von all diesen Aussagen war Imam Khomeinis (r.) Wunsch für die Zeit nach ihm klar und eindeutig. Gott sei Dank, haben auch die Verantwortlichen der Islamischen Republik Iran in ihrem Bewußtsein vor Gott diese für die ganze Islamische Ummah so wertvolle und wichtige Persönlichkeit erkannt und Imam Khamene'i uns als unseren neuen Imam-ul-Ummah vorgestellt.

Ungefähr ein Dutzend Mitglieder des Expertenrates hat vor der entscheidenden Stimmabgabe ihre persönliche Meinung für eine Einzelperson vorgetragen, wobei immer wieder der Name Imam Khamene'is genannt wurde. Schließlich erkannten gemäß Stimmabgabe 60 der 74 Mitglieder in Imam Khamene'i den neuen Führer der Islamischen Revolution und damit den neuen Imam der Islamischen Ummah. Und viele von denen, die ihre Stimme zurückhielten, taten dies nach eigener Aussage, weil sie den klaren Wunsch Imam Khomeinis (r.) als ausreichend ansahen und eine Wahl für überflüssig hielten.

Imam Khamene'i hatte seine eigene Wahl nicht gewollt. Ayatollah Khaz'ali, der selber auch mehrfach gehört hatte, wie Imam Khomeini (r.) den geeigneten Nachfolger vorgeschlagen hatte, erzählte später, daß Imam Khamene'i den Führungsposten nicht annehmen wollte, "sondern die Experten haben ihn ausgewählt!"

Imam Khamene'i selbst war entschieden dagegen, daß er ausgewählt werden sollte, und er wollte die Ernennung zuerst nicht annehmen. Er stand auf und bat die Anwesenden um Geduld, bevor sie ihre Stimmen abgaben. Dann versuchte er mit ausführlichen Argumenten die Gelehrten von ihrer Entscheidung abzubringen. Ja, er bat die Gelehrten, ihn nicht zu ernennen und einen anderen zu finden. Sein Bewußtsein der Verantwortung vor Gott, um so eine gewichtige Verpflichtung für alle Muslime wahrhaftig und gerecht zu übernehmen, machte es ihm schwer. Aber alle seine Argumente und Einwände wurden von den gottesfürchtigen großen Gelehrten dieses Rates zerstreut.

Erst durch die wiederholten Erinnerungen an die Aussagen seines geliebten Lehrers Imam Khomeini (r.) durch die Ratsmitglieder und im Bewußtsein der Notwendigkeit, diese schwere Last zu tragen, nahm Imam Khamene'i die Verantwortung an. Später sagte Imam Khamene'i dazu selbst: "Ich war fest entschlossen, die Berufung in dieses Amt nicht zu akzeptieren. Doch dann wurde mir klar, daß es gar keine andere Alternative gab. Warum? - Weil gemäß der Begründungen jener Personen, denen ich vertraute, diese Verpflichtung und Verantwortung auf meine Schultern gelegt worden war. Es bedeutete, daß, wenn ich diese Last nicht auf mich genommen hätte, sie von niemandem anderen übernommen worden wäre. In diesem Stadium sagte ich, ich würde akzeptieren.... Hätte es jemand anderen gegeben, der dazu bereit gewesen wäre, und der von den anderen akzeptiert worden wäre, dann hätte ich diese Last sicherlich nicht auf mich genommen".

Nach diesem Ereignis wurde Imam Khamene'i von seiner inzwischen verstorbenen Mutter an einen Traum erinnert, den er mehr als 20 Jahre zuvor geträumt und damals seiner Mutter erzählt hatte. Der Traum endete mit einem zu seiner Zeit kaum verständlichen Inhalt: Imam Khomeini (damals selbst noch im Exil in Nadschaf, Irak) hob die rechte Hand von Imam Khamene'i hoch und sagte dreimal zu ihm: "Du bist der Yusuf (Josef)". Die Tragweite der Prophezeihung dieses Traumes sollte viel später erkennbar werden.

 

Unser neuer Mardscha

Viele von uns, durch die Islamische Revolution im Iran motivierten Muslime im deutschsprachigen Raum hatten zwar erst seit einigen Jahren die Wahrheit der Schia erkannt (z. B. sind meine eigene Eltern Hanefiten) und uns zu der Anhängerschaft der Ahl-ul-bait bekannt, aber eines wußten wir seither mit großer Gewißheit: Unser Imam, unser Vorbild, die Führungspersönlichkeit der islamischen Weltgemeinschaft, unser Mudschtahid, muß jemand sein, der am Leben ist, der ansprechbar ist, der bei uns auf der Erde weilt. Wenn wir einen abwesenden Imam wählen könnten, dann wäre sicherlich Imam Mahdi (a.) unser Imam, aber zu ihm habe zumindest ich keinen direkten Zugang, und wenn ein Verstorbener unser Imam sein könnte, dann sicherlich der Prophet (s.) selbst. Unser Imam muß unter uns leben, damit wir ihn fragen können, damit wir seine aktuelle auf die Zeit bezogene Interpretation des Islam erfahren können. Das Prinzip des lebendigen Mardscha-ul-Taqlid (Vorbild der Nachahmung) mußte weiterleben, auch nach dem Ableben einer der größten Mardschas unserer Zeit.

In dieser so schwierigen Situation, in der alle möglichen Gelehrten von verschiedenen Seiten als Nachfolger der Mardschaiya von Imam Khomeini (r.) genannt wurden, erklärte unser islamischer Lehrer klipp und klar, daß es ja wohl selbstverständlich sei, unseren neuen Imam-ul-Ummah als Mardscha zu wählen. Sicherlich war es die beste Wahl. Mußte nicht religiöse und politische Führung in einer Hand sein und bleiben? Unsere Absicht war gefaßt, und wir beschlossen gemeinsam, in Zukunft Imam Khamene'is Fatwas zu folgen.

Sicherlich war dies in der Anfangszeit der Führung von Imam Khamene'i eine bei manchen umstrittene Entscheidung. Aber heute im nachhinein weiß ich, daß unser Lehrer uns zur richtigsten Entscheidung geführt hat.

Wahrscheinlich haben einige Muslime die eigenen Aussagen von Imam Khamene'i, die er in seiner besonderen Bescheidenheit damals gesagt hat, nicht richtig deuten können. Und sie haben ihn anfänglich nur deshalb nicht zum Mardscha gewählt, weil sie dachten, er selbst möchte dieses nicht. Sicher hatten sie recht, wenn sie den Eindruck erhielten, daß Imam Khamene'i dies von sich aus nicht möchte. Aber auch Imam Khomeini (r.) wollte von sich aus nie "Anführer" oder dergleichen sein. Es waren immer seine Anhänger, die ihn zu der Übernahme der Verantwortung gedrängt haben. Einer von Imam Khomeinis (r.) größten Anhängern, nämlich Imam Khamene'i, erzählte: "Nach dem Tod (1962) von Ayatollah-ul-Uzma Borudscherdi (der größte Gelehrte vor Imam Khomeini (r.)) hat der ehrwürdige Imam (Khomeini), auf dem, wie ihr selbst gesehen habt, die Aufmerksamkeit der ganzen Welt ruhte, und der so mächtig war, daß er die ganze Welt in einer Hand hätte halten können, keine Risala (islamisches Regelwerk) veröffentlicht. Die Gläubigen haben ihn gedrängt, aber er gab keine Risala heraus. Ich selbst war damals unter denen, die ihn darum baten. Aber er meinte, daß es andere Gelehrte gab, die dafür zur Verfügung standen".

Sehr interessant in diesem Zusammenhang ist sicherlich auch eine Situation, die sich sechs Jahre nach der Ernennung von Imam Khamene'i bei ihm ereignete. Unser Lehrer war zum ersten Mal mit einigen Muslimen am 16. Januar 1995 (14. Schaban 1415), kurz nach dem Ableben des damals ältesten Mardscha Ayatollah Araki (r.), bei Imam Khamene'i eingeladen. Nach einer kurzen Begrüßung und einigen Worten von Imam Khamene'i an die Anwesenden bat unser Lehrer mit allem Respekt Imam Khamene'i darum, einen Traum erzählen zu dürfen, den er einige Nächte vorher gehabt hatte, da dieser ihn beträfe. Imam Khamene'i erlaubte es ihm, und so erzählte er1:

"Ich sah in meinem Traum wie Imam Khomeini (r.) in unser Haus kam und sich neben mich setzte, und ich fragte ihn: 'Sie haben uns damals Imam Khamene'i empfohlen. Wenn Sie nun nach fünf, sechs Jahren urteilen sollten, würden Sie ihn dann immer noch empfehlen?'. Imam Khomeini antwortete unmißverständlich: 'Selbstverständlich! Selbst wenn ich weitere 100 Mal jemanden empfehlen sollte, ich wüßte keinen Geeigneteren, um ihn euch vorzustellen'. Daraufhin bedankte ich mich, und er sagte: 'Hast Du noch eine Frage?'. Ich sprach:' Ist Imam Khamene'i wirklich unser Imam und der Vertreter von Imam Mahdi?, worauf Imam Khomeini entschieden antwortete: 'Selbstverständlich und ganz sicher! Was willst Du mich noch fragen?' Nun fragte ich Imam Khomeini, ob wir jedem Befehl und jeder Aussage von Imam Khamene'i gehorchen müssen, worauf er zurückfragte: 'Was meinst Du damit?'. Ich erläuterte, ob wir Imam Khamene'i auch in bezug auf seine eigenen bescheidenen Aussagen über seine eigene Mardschaiya befolgen sollen (da er immer wieder darauf hinweist, wie geeignet doch andere für diese Aufgabe seien). Nun antwortete Imam Khomeini mit einem deutlichen Schmunzeln im Gesicht: 'Nein, in diesem Punkt nicht' (was so viel hieß wie, daß man Imam Khamene'i als Mardscha annehmen und ihm folgen sollte). Voller Freude bedankte ich mich bei ihm, worauf er fragte: 'War das alles, was Du fragen wolltest?'. Als ich dies nun bejahte, klopfte er mir auf den Rücken und forderte mich auf: 'Stehe nun auf, und führe Deine Arbeit fort'.

Die Anwesenden bei Imam Khamene'i freuten sich über diese Erzählung, und nachdem unser Lehrer von Imam Khamene'i verabschiedet worden war, sammelten sich die Anwesenden um unseren Lehrer und erkundigten sich wiederholt nach seinem Traum.

Es sei nebenbei noch darauf hingewiesen, daß es keine Voraussetzung für die Auswahl eines Mardscha ist, daß dieser vorher eine Risala (islamisches Regelwerk) herausgebracht haben muß, wie manche fälschlicherweise vermuten. Und noch weniger ist es Voraussetzung, daß der Erwählte selber von sich behauptet, ein Mardscha zu sein. Imam Khamene'i hat nach seiner späteren öffentlichen Annahme der Mardschaiyah2 in seiner eigenen Risala (islamisches Regelwerk) für die Zukunft diesen Aspekt deutlich klargestellt. Die Frage an Imam Khamene'i lautete: Darf man einen Mudschtahid (islamischer Gelehrter mit der Fähigkeit zur selbständigen Rechtsfindung) nachahmen, auch wenn er keine Risala herausgegeben hat und nicht von sich behauptet, Mardscha-ul-Taqlid (Vorbild der Nachahmung) zu sein. Imam Khamene'is Antwort lautete: Wenn derjenige, der die Nachahmung beabsichtigt, feststellt, daß er (der Nachzuahmende) ein Mudschtahid ist, der alle Voraussetzungen erfüllt, dann ist es zweifellos möglich (siehe Fatwa Nr. 9 in [6]).

 

Ein junger Imam-ul-Ummah

Imam Khomeinis (r.) junge und frische Gedanken waren nicht nur in seinen zahlreichen politisch-religiösen Entscheidungen deutlich. Er dokumentierte seinen Einsatz für die Zukunft der Ummah auch dadurch, daß er seine Personalentscheidungen nicht nach Alterswürden, sondern nach Qualifikation traf. So wählte er den sehr jungen Imam Khamene'i, er war damals gerade 40 Jahre alt, zum Leiter des Freitagsgebets der Hauptstadt des Islamischen Staates.

Als Imam Khamene'i zum Führer der Islamischen Revolution und damit zum Imam-ul-Ummah ernannt wurde, war er erst 50 Jahre alt. Ein bereits kurzer Überblick über diese Zeit verdeutlicht ein erstaunliches Leben.

Imam Seyyid Ali Khamene'i wurde am 15. Juli 1939 als Sohn einer Gelehrtenfamilie, welche direkt vom Prophetenenkel Imam Hussain (a.) abstammt, in der heiligen Stadt Maschhad, der Hauptstadt der Provinz Khorassan, geboren. Sein 45 Jahre älterer Vater, Hadschi Seyyid Dschawad Khamene'i (r.), war einer der angesehenen Gelehrten der Stadt im Rang eines Mudschtahid. Seine Mutter ist ebenfalls in einer Gelehrtenfamilie aufgewachsen. Und der Großvater Imam Khamene'is war der in der Stadt Nadschaf (Irak) lehrende Ayatollah Seyyid Hussain Khamene'i (r.).

Imam Khamene'i beschreibt die Zeit seiner Kindheit selbst so [7]: "Die Zeit meiner Kindheit war unter sehr schweren Umständen, insbesondere weil die Zeit in die Jahre des (zweiten) Weltkrieges fiel. Obwohl Maschhad zum Kriegsgebiet gehörte, waren die meisten Dinge im Vergleich zu den anderen Städten leichter zu erhalten und preiswerter. Weil aber unsere finanzielle Situation sehr schwierig war, konnten wir uns kein Weizenbrot leisten. In der Regel gab es bei uns Gerstenbrot. Manchmal wurde ein wenig Weizen hinzugemischt und ein Mischbrot gebacken. Ich bin im Armenviertel von Maschhad in einem Haus mit einem einzigen 60 oder 70 m2 großen Zimmer und einem dunklen Keller geboren und groß geworden.

(Da mein Vater der Gelehrte des Viertels war), hatten wir sehr viele Gäste. Wegen der räumlichen Enge in unserem Haus gingen wir (Kinder) bis zum Abschied der Gäste immer in den Keller. Nachdem uns die Bevölkerung des Viertels ein kleines benachbartes Grundstück vermacht hatte, bauten wir zwei Zimmer an unser Haus an und hatten somit drei Zimmer. Was die Kleidung betraf, lebten wir mit den gleichen Schwierigkeiten. Meine Mutter nähte etwas aus den alten Kleidern meines Vaters, damit wir es anziehen konnten".

Imam Khamene'i mußte oft mit leerem Magen zu Bett gehen. Es war immer schwierig für seine Mutter gewesen, genügend Brot für die elfköpfige Familie zu bekommen. Sein Vater zog seinen einzigen Aba (religiöses Gewand) 40 Jahre lang an. Auch in besseren Zeiten bewahrte er seine Unabhängigkeit von materiellen Dingen: Als die Mutter einmal darum bat, die jahrzehntealten Gardinen in den drei Zimmern auszuwechseln, stimmte der Vater zu, allerdings bis auf die Gardinen in seinem Arbeitszimmer. Diese durften Zeit seines Lebens nicht ausgewechselt werden.

Mit vier bis fünf Jahren ging Imam Khamene'i mit seinem älteren Bruder Seyyid Muhammad in eine Qur'an-Schule und wurde einige Jahre später in die religiöse namens Schule Dar-ut-T'alim-i-Diyanet (Haus der religiösen Ausbildung) eingeschult. Diese Schule wurde von den Gläubigen in einer Zeit gegründet, in welcher der damalige Schah Reza Khan großen Druck auf die Muslime ausübte. Das Ziel der Lehre in diesen Schulen war, die religiöse Ausbildung der Kinder der Gläubigen zu gewährleisten, zumal die staatlichen Schulen sich immer mehr vom Glauben abwandten. Der Abschluß der religiösen Schulen wurde dementsprechend staatlich nicht anerkannt.

Nachdem Imam Khamene'i sechs Jahre an dieser Schule gelernt hatte, erzielte er die Abschlüsse für die Grundschule, die Mittelstufe (heute Orientierungsstufe), und bereits innerhalb von 2 Jahren erhielt er den Oberstufen-Abschluß (entspricht einem Gymnasium vor der Oberstufe), weil er eine Klasse übersprang. Hierfür lernte er bis spät in die Nacht unter schweren Umständen. Da Imam Khamene'i auch nach dem Abend- und Nacht-Gebet lernen wollte, bat seine Mutter um zwei Petroleum-Lampen. Der Vater entgegnete, daß das reiche, was sie haben (nämlich nur Kerzen). Erst nach Drängen der Mutter wurden zwei Petroleum-Lampen gekauft. Sie existieren heute noch in diesem Haus.

Nach der Oberstufe wurde Imam Khamene'i in die Schule Suleyman Khan (eine Mischung aus Oberstufe des Gymnasiums und Universität) eingeschrieben und begann sein Studium der arabischen Sprache und Sprachwissenschaft. Mit 14 Jahren las er bereits einige Meisterwerke der arabischen Sprache und nahm nun auch an dem Unterricht seines Vaters teil, den dieser für Gelehrtenschüler gab. Bis zum Abschluß seiner neuen Schule lernte er auch Fiqh (islamisches Recht), Usul-u-Fiqh (Prinzipien der Rechtsfindung), Mantiq (Logik) und vieles mehr.

Nach einem Zwischenabschluß der Hochschule (vergleichbar dem Vordiplom) durfte Imam Khamene'i mit 16 Jahren an dem exklusiven Unterricht über die letzte Stufe der Rechtsfindung in Fiqh (Darse Kharedsch) und Usul-ul-Fiqh von Ayatollah Milani (r.) teilnehmen. Es sei bemerkt, daß so große Gelehrte wie Ayatollah Milani (r.) ihre Schüler für einen derartigen Unterricht selbst aussuchen. Und es ist äußerst selten, daß ein Sechzehnjähriger an dem exklusiven Unterricht eines solch großen Gelehrten teilnehmen darf. Imam Khamene'i nahm außerdem am Unterricht der großen Gelehrten Ayatollah Kazerulni (r.) und Ayatollah Mirza Dschavad Agha Tehrani (r.) im Bereich Philosophie teil.

Imam Khamene'i bezieht den Erfolg während seiner Ausbildung auf die großen Mühen seines Vaters und beschreibt es so: "Mein Vater besaß ein sehr umfangreiches Wissen. Er unterrichtete mich seit meinen ersten Studien im Bereich der Islamwissenschaften. Aufgrund seiner großen Verbundenheit zu unserer islamischen Ausbildung und Erziehung unterrichtete er meinen älteren Bruder, mich und später auch meine jüngeren Geschwister selbst. Deshalb stehen wir alle, aber insbesondere ich, tief in seiner Schuld. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte ich zahlreiche Erfolge im Fiqh und Usul-ul-Fiqh nicht erringen können. Bevor ich nach Qum gegangen bin, nahm ich neben dem Unterricht meines Vaters auch an den öffentlichen Veranstaltungen an der religiösen Hochschule in Maschhad teil. In den Sommerferien erteilte uns unser Vater als Ersatz für die fehlenden öffentlichen Lehren nun zusätzliche Unterrichtsstunden". In seinem Vater sah Imam Khamene'i immer den strengen und verantwortungsvollen und gleichzeitig liebenden Wegbereiter seiner Entwicklung, die von der liebevollen Mutter jederzeit unterstützt wurde.

In der Zeit des Schah-Regimes im Iran war Imam Khamene'i ein aktiver Kämpfer für die Befreiung der Muslime. Den Beginn seiner politischen Laufbahn bringt Imam Khamene'i selbst in Zusammenhang mit seiner Begegnung mit dem Gelehrten Nawab Safawi (r.) in den Jahren 1952-1953. Imam Khamene'i selbst bezeichnet diese Hinwendung als "Führung durch eine verborgene Kraft". Eines Tages hörte er die feurige Rede von Nawab in der Moschee. Darin erwähnte dieser, daß die Muslime erwachen und das Komplott und die Intrigen des Schahs und der Briten offen zur Sprache bringen müßten. Imam Khamene'i hörte Nawab sagen: "Die Regierenden dieses Landes sind alle Lügner. Sie sind keine Muslime". Seit dieser Zeit wuchs in Imam Khamene'is Herz unaufhörlich die Hoffnung der Islamischen Revolution, und Imam Khamene'i selbst äußerte, daß er diese Hoffnung dem gesegneten Nawab verdanke.

In den Jahren 1954-1955 begann im Iran ein aktiver Widerstand gegen das damalige Regime. Zu der Zeit war ein Mann namens Farruh als Provinzleiter nach Maschhad entsandt worden. Dieser Mann hatte überhaupt nichts mit dem Islam zu tun. Ursprünglich war es in der Stadt üblich gewesen, daß in den Monaten Muharram (erster und geschichtlich tragisch belasteter Monat im islamischen Mondkalender) und Safar (zweiter Monat) die Kinos in Maschhad geschlossen blieben. Der neue Gouverneur beschloß, die Kinos bereits am 14. Muharram wieder öffnen zu lassen, und erst nach massiven Protesten verlängerte er die Frist bis zum 20. Muharram. In dieser Zeit begann Imam Khamene'i die Muslime während seiner Veranstaltungen dazu aufzufordern, das Gute zu gebieten und das Schlechte zu verwehren und abzuwehren (Al-amr-bil-ma'ruf wan-nahi-an-el-munkar).

Vom Anfang seiner religiösen Hochschulausbildung an war Imam Khamene'i sowohl Student als auch Lehrer. Insbesondere in seinen Jahren in Maschhad, also bis 1958, lehrte und lernte er gleichzeitig in den Fächern Sarf und Nahw (Morphologie und Syntax, d.h. Formen- und Satzlehre), Ma'ani (Stilistik), Bayan (Lehre vom Vergleich der Metapher), Usul-ul-Fiqh und Fiqh.

Im Jahr 1957 ging er zu Besuchszwecken für eine kurze Zeit nach Nadschaf (Irak), und die dortige Situation gefiel ihm nach eigenen Angaben so gut, daß er einige Zeit an der dortigen Hochschule bleiben wollte. In Nadschaf traf er so große Gelehrte wie Ayatollah Hakim (r.), Ayatollah Khu'i (r.), Ayatollah Schahrudi (r.) und viele andere mehr. Und nach Imam Khamene'is eigenen Aussagen erfreute er sich am meisten der Lehren von Ayatollah Hakim (r.), dem Vater der großen Gelehrtenfamilie im Irak (Gelehrte, wurden Jahre später von Saddam kaltblütig ermordet.).

Imam Khamene'i bat seinen Vater in einem Brief um Erlaubnis, weiter in Nadschaf zu studieren, aber sein Vater war damit nicht einverstanden, so daß er zurückkehrte.

Im Jahr 1958/59 schloß Imam Khamene'i seine "Dars-e- Kharidsch" (höchste Stufe der islamischen Ausbildung) bei seinem großen Lehrer Ayatollah Milani (r.) ab. Es ist kaum bekannt, daß ein anderer Gelehrter diese hohe Stufe der Lehre bereits mit 20 Jahren abgeschlossen hat.

Bald darauf ging er mit der Erlaubnis seines Vaters nach Qum. Dort lehrte und lernte er wiederum gleichzeitig. Hier hatte er so große Lehrer wie Ayatollah Borudscherdi (r.), Ayatollah Scheich Murtaza Ha'eri (r.) und vor allem Imam Khomeini (r.). Er verpaßte keine Unterrichtsstunde von Imam Khomeinis Lehren über Fiqh und Usul-ul-Fiqh. Im philosophischen Bereich nahm er an den Vorlesungen von einem der größten Philosophen und Qur'an-Interpreten unserer Zeit Ayatollah Allamah Tabataba'i (r.) teil (siehe z.B. [8]). Bereits 1960, also mit nur 21 Jahren war Imam Khamene'i in der Gelehrtenstadt Qum nicht als Schüler, sondern vielmehr als ein angesehener Gelehrter bekannt.

Die politischen Aktivitäten der Schah-Gegner steigerten sich in der Zeit nach 1962. Die Gelehrten und Schüler der religiösen Hochschulen verbreiteten furchtlos und mit großer Aufrichtigkeit die Worte Imam Khomeinis (r.) und anderer großer Gelehrter im ganzen Volk. Imam Khamene'i erhielt dabei sehr oft die schwierigsten Aufgaben übertragen. So sollte er unter anderem in der Stadt Birdschand, der Stadt des Regierungschefs des Schahs, eine Rede halten. Gleichzeitig war er der Vertraute von Imam Khomeini (r.), der einige sehr wichtige Briefe von diesem an Ayatollah Milani (r.) in Maschhad überbringen sollte, in denen er unter anderem zu einem Massaker des Schah-Regimes am Aschura-Tag3 Hussain (a.) in Kerbela Stellung nahm.

Am siebten Tag des Muharram im Jahr 1963 hielt der nun 24 jährige Imam Khamene'i in der Feyziye Madrasa (islamische Hochschule von Qum) eine derart wirkungsvolle Rede gegen das Schah-Regime, daß die Agenten des Diktators ihn festnehmen wollten. Die ergriffene Menge umringte Imam Khamene'i so dicht und so eng, daß die Agenten nicht durchkamen, und erfolglos blieben. Zwei Tage später stand Imam Khamene'i wieder auf der Minbar (Kanzel) und hielt eine noch ergreifendere Rede. Dieses Mal wurde Imam Khamene'i, nach einigen Berichten zum ersten Mal während seines unermüdlichen Einsatzes für die Revolution festgenommen. Er blieb jedoch aufgrund des enormen Druckes der Muslime auf das Schah-regime nur für zehn Tage im Gefängnis. Kaum wieder auf freiem Fuß, sammelte er seine Schüler und organisierte die Aufklärung des Volkes durch weitere Vorlesungen und Vorträge.

Imam Khamene'is Unerschrockenheit wird durch ein Ereignis sehr deutlich: Im Ramadan 1963 wurde der verhaßte Ministerpräsident des Schahs namens Hassan Ali Mansur getötet. Imam Khamene'i hielt gerade einen Unterricht über Qur'an-Tafsir (Qur'an-Auslegung), als die Nachricht erwähnt wurde, worauf die Schüler ein leises Salawat (Gruß an den Propheten) riefen. Daraufhin sagte Imam Khamene'i deutlich zu seinen Schülern: "Heute ist Mansur getötet worden, ruft doch ein lautes Salawat".

Bereits im darauffolgenden Ramadan, als er eine Rede anläßlich des Geburtstages von Imam Hassan (a.) gehalten hatte, wurde er wiederum vom berüchtigten Geheimdienst SAVAK festgenommen und in das schlimmste Gefängnis von Teheran deportiert, das den Namen "Qezel Qala" (Rote Burg) trug. Dort wurde er nahezu zwei Monate lang auf die verschiedensten Arten gefoltert. Nach der Freilassung war seine erste Tat ein Besuch bei Imam Khomeini (r.), der zu dieser Zeit in einem anderen Gefängnis in Teheran gefangen gehalten wurde. Diese Unerschrockenheit und sein offener Einsatz für die Wahrheit führten dazu, daß Imam Khamene'i in der Zeit von 1963 bis zum Sieg der Islamischen Revolution (1979) sechsmal festgenommen, insgesamt drei Jahre eingesperrt und sehr oft gefoltert wurde.

1964 verlor sein Vater aufgrund einer schweren Krankheit die Sehkraft. Mehrere Versuche, ihn zu heilen, schlugen fehl. Selbst der Versuch Imam Khamene'is, seinen Vater durch die damals zumeist in Teheran befindlichen Spezialisten zu heilen, führten zu keinem Erfolg. So beschloß Imam Khamene'i nach Maschhad zurückzukehren, um seinen Vater zu pflegen, obwohl ihn mehrere Gelehrte baten, in Qum zu bleiben.

Die Entscheidung viel ihm sehr schwer. Würde er Qum verlassen, so würde ihm die Basis seiner Lehre und Weiterentwicklung entzogen werden. In diesem schweren Gewissenskonflikt wandte er sich an einen Gelehrten seines Vertrauens (dessen Namen er allerdings nicht nennt). Er schilderte ihm die Situation seines Vaters und die schwierige Entscheidung, vor der er steht. Der Gelehrte fragte ihn, ob nicht seine Geschwister die Pflege übernehmen könnten. Imam Khamene'i bedauerte, daß diese nicht die Gelegenheit dazu hätten, und er es deshalb als seine Pflicht betrachte, seinen Vater zu pflegen. Darauf empfahl der Gelehrte ihm, seine von ihm so empfundene Pflicht zu erfüllen und den Rest Allah zu überlassen. Wenn er schon, um Allahs Willen zu erfüllen, nicht mehr in der Gelehrtenstadt Qum verbleiben könnte, so ist es für Allah doch leicht, die Möglichkeiten von Qum nach Maschhad zu bringen. Dementsprechend schlug der Gelehrte ihm vor, ein Abkommen mit Allah zu schließen: Wenn er um Allahs Willen seinen Vater pflegt und dafür gezwungenermaßen nach Maschhad fährt, dann sollte er Allah bitten, die Möglichkeiten von Qum für ihn nach Maschhad zu bringen. Diese Worte stärkten Imam Khamene'is Entscheidung, und er kehrte mit seinem Vater zurück in ihr Haus in Maschhad. In einer Rede, nachdem er zum Imam-ul-Ummah ernannt worden war, führte er die zahllosen Gnaden Allahs in seinem Leben vor allem auf diese Entscheidung in seiner Jugend zurück; die Geschichte wurde von ihm im Zusammenhang einer Rede über die islamische Ehrung der Eltern erwähnt.

Zurück in seiner Heimatstadt lehrte er nun insbesondere in den Fächern Makasib (Erfolgslehre), Qiyafeh (Ausdruckskunde), Tafsir (Lehre der Auslegung) und Aqa'id (Erkenntnislehre/ Glaubensprinzipien). Einer seiner Schüler Hodschat-ul-Islam Amoli sagte sinngemäß zu Imam Khamene'is Art zu lehren: "Seine Methode, uns Gelehrte zu erziehen, hatte 5 Prinzipien: Erstens gab er dem Schüler immer das Gefühl der Selbständigkeit und Gleichwertigkeit. Der einzige Unterschied (zwischen ihm und uns) war das Übermaß seines Wissens, seine besonderen Gedanken und sein überragendes moralisches Benehmen. Sonst hätte man während des Unterrichts den Professor von den Studenten nicht unterscheiden können, zumal er auch abwechselnd Sitzungsleiter gewählt hatte, so daß seine Studenten sich entwickeln konnten. Zweitens war er immer sehr bemüht, daß seine Schüler bei Entscheidungsprozessen nicht emotional gelenkt wurden, sondern fundiertes Wissen erreichten. Bei der Qur'an-Interpretation wurde Spontanität unterdrückt und die Forschungsfähigkeit unterstützt. Drittens war er selbst ein praktisches Vorbild für seine Schüler. Er hat immer mehr gehandelt als geredet. Viertens versuchte er seine Schüler immer in der Gemeinschaft und gemeinschaftlich zu erziehen, um Kooperation und kollektives Handeln zu fördern. Fünftens bemühte er sich, daß seine Schüler auch selbständiges Arbeiten lernten und ihren eigenen Anteil (Einfluß) bei gemeinschaftlichen Arbeiten hatten". Es sei hier noch erwähnt, daß der Lehrer sich vom Alter her nur wenig von seinen Schülern unterschied.

Neben der Ausbildung von islamischen Gelehrten widmete sich Imam Khamene'i auch sehr gerne den Kindern. Ein Moscheediener in Maschhad erzählte (sinngemäß übersetzt): "Die Kinder wurden nach der Ausbildung des Qur'an-Lesens belohnt. Die Besten erhielten einen Anzug oder ein Fahrrad (aus Spenden), und alle wurden beschenkt. Selbst ich habe als Analphabet durch das bloße Zuhören beim Unterricht mehr als die Hälfte des Qur'ans auswendig gelernt".

Noch im gleichen Jahr (1964) wurde eine erste geheime Vereinigung der großen Gelehrten unter Mitwirkung von Imam Khamene'i organisiert. Unter diesen großen Gelehrten waren Namen wie Ayatollah Meschkini (r.), Schahid Ayatollah Quddusi (r.), Ayatollah Rabbani Amlaschi (r.), Ayatollah Rabbani Schirazi (r.), Ayatollah Misbah Yazdi (r.), Ayatollah Azeri Qummi (r.), Ayatollah Ibrahim Amini Nadschafabadi (r.) und viele andere mehr. Imam Khamene'i hätte damals der Sohn der meisten, ja sogar der Enkel einiger der Gelehrten sein können! Mit der Festnahme von Ayatollah Azeri Qummi (r.) im Jahr 1965 und der anschließenden Hausdurchsuchung gerieten alle Mitglieder der Vereinigung in zusätzliche Gefahr, konnten jedoch größtenteils entkommen.

Eine weitere Festnahme Imam Khamene'is, dieses Mal für mehr als vier Monate, erfolgte 1969 nach dem Dahinscheiden von Ayatollah Hakim (r.). Ein Jahr später (1970), als bei den sogenannten 2500 Jahresfeierlichkeiten der Schah-Dynastie die Zentrale der elektrischen Stromversorgung explodierte, wurde Imam Khamene'i wiederum festgenommen und dieses Mal viel stärker als zuvor erbarmungslos gefoltert. Doch aus Imam Khamene'i war weder eine Information herauszubekommen, noch konnte seine Entschlossenheit gebrochen werden. Um den steigenden Druck der Bevölkerung nicht anzustacheln, hat das Schah-Regime ihn nach zwei Monaten wiederum freigelassen.

Bei einem seiner Gefängenschaften wurde er aus Sicherheitsgründen mit einer ganzen Kompanie (ca. 100 Soldaten) von Maschhad nach Birdschand verlegt. Die Bevölkerung von Birdschand brachte dem Gefangenen als Liebesbeweis so viel Speise, daß sich die ganze Kompanie davon ernähren konnte. Imam Khamene'i sagte dazu: "Die Liebe der Bevölkerung war die schönste Erinnerung (an die Gefängniszeit)".

Auch im Gefängnis gewann Imam Khamene'i unerwartete Anhänger für die Islamische Revolution. Es gehörte zu der damaligen Zermürbungstaktik des Schah-Regimes, jeweils einen muslimischen Aktivisten mit einem Kommunisten in eine Zelle zu stecken. So erzählt ein kommunistischer Häftling der Schah-Zeit, wie er besorgt erlebte, daß auch in seine Zelle ein islamischer Gelehrter gebracht wurde. Er befürchtete, daß der Geistliche ihm das Leben mit den islamischen Reinheitsgeboten schwer machen würde. Aber nichts dergleichen geschah. Sie aßen zusammen, tranken aus dem vorhandenen Becher, und der Geistliche fiel, gemäß den Aussagen dieses Gefangenen, besonders durch seine Freundlichkeit und sein umfangreiches Wissen auch über den Kommunismus auf. Als der Geistliche entlassen werden sollte, bat der Kommunist ihn, einige Dinge zu erledigen. Der Kommunist glaubte nicht daran, daß der Geistliche seinen Bitten nachkommen würde. Doch nach seiner eigenen Entlassung mußte er feststellen, daß alles, genau wie er es erbeten hatte, erfüllt worden war. So fand dieser ehemalige Kommunist nach eigenen Angaben zum Islam zurück. Der geistliche Zellennachbar war Imam Khamene'i4 Materialismus annahm, er es nur deshalb tat, weil er den Islam nicht verstanden hatte. Deshalb versuchte Imam Khamene'i - wie auch in diesem Fall - bei jeder Möglichkeit, die Menschen aufzuklären, auch wenn diese ungläubig schienen..

Bei einer seiner Freilassungen hatte Imam Khamene'i aufgrund der erlittenen Folter im Gefängnis große Magenbeschwerden und konnte nichts essen. Sein Schüler, der ihn abgeholt hatte, hielt bei einem Obstgeschäft und kaufte, ohne Imam Khamene'i zu fragen, ein Kilo Bananen als Magenberuhigung. Bananen waren damals ein Luxusartikel im Iran, da sie importiert werden mußten und waren deshalb sehr teuer. Als der Schüler seinem erkrankten Lehrer eine Banane anbot, fragte dieser nach dem Preis. Nachdem er den Preis erfahren hatte, fragte er rhetorisch nach: "Können die einfachen Leute sich auch so teures Obst leisten?" Daraufhin verzichtete Imam Khamene'i auf die Banane und gab sie zurück. Auch in einer körperlich geschwächten Situation versucht Imam Khamene'i immer wieder seine Ideale vorbildhaft vorzuleben. Und er wollte in einer Situation der Armut des überwiegenden Teils der Bevölkerung nicht ein derartiges Luxus-Obst essen.

Imam Khamene'i versucht heute, wie bereits auch früher, Vorbild in einer bescheidenen Lebensführung zu sein. Ein Schüler erzählte sinngemäß: In Maschhad hielt Imam Khamene'i eine Spezialvorlesung bei sich zu Hause mit 5-6 vertrauten Schülern. Da es keinen Teppich im Haus gab, legten eines Tages die Schüler zusammen und kauften einen wertvollen Teppich als Geschenk für ihren Lehrer. Als Imam Khamene'i den mitgebrachten Teppich sah, wurde er entgegen unserer Erwartung traurig und sagte zu uns: 'Es wäre besser gewesen, wenn Sie mich vorher gefragt hätten. Solche Sachen passen nicht zu unserem Leben!' Um unsere gute Absicht dennoch anzuerkennen, empfahl er uns stattdessen ein oder zwei dick geknüpfte Kelims (einfache preisgünstige Teppiche) zu besorgen. Daraufhin haben wir den mitgebrachten Teppich zurückgebracht und für ein Zehntel des Preises drei Stück Kelims gekauft. Zerstückelte Teile dieser vor nahezu 30 Jahren gekauften Teppiche habe ich noch vor kurzem in seinem Haus gesehen. Und ein Bekannter von Imam Khamene'i erzählte: "Wir haben vor der Islamischen Revolution einen Hängeleuchter bei ihm aufgehängt. Als Imam Khamene'i nach Hause kam, fragte er: 'Was soll das sein?' Er wurde betrübt und forderte uns auf, den Leuchter abzuhängen, sonst würde er nicht in das Haus kommen".

Zum besseren Verständnis der Persönlichkeit Imam Khamene'is soll nach diesen Beispielen die Frage aufgeworfen werden, ob er ein "Feind der Lebensgenüße" ist. Die Antwort lautet: Sicherlich nicht! Er ist vielmehr ein "Freund der Armen und Entbehrenden"! Er handelt nicht wie viele im Westen nach dem Motto "Brot für die Dritte Welt, aber die Wurst bleibt hier". Imam Khamene'is Ansicht ist, daß er sich mit einer einfachen Lebensweise bescheiden muß, solange es zahllose verarmte Menschen auf Erden gibt, die weder Wurst noch genügend andere Nahrungsmittel haben. Sein aktiver Einsatz für die Armen wird auch im folgenden Ereignis deutlich:

Die Gemeinschaft der Imam-Hassan-Moschee in Maschhad bat Imam Khamene'i, die Leitung der Moschee zu übernehmen, und nach aufrichtigem Drängen der Gemeinschaft willigte Imam Khamene'i ein, stellte allerdings auch eine sehr bedeutsame Bedingung: "Wenn auch nur ein Armer zur Moschee kommt, um zu betteln, dann werde ich die Moschee verlassen". Imam Khamene'i bestand darauf, daß die Moscheegemeinde keinen Bedürftigen vernachlässige, und die Bedürftigen sollten in ihren eigenen Heimen versorgt werden. Denn das Betteln verstößt gegen die Würde des Muslims und der muslimischen Gemeinde, die eine solche Armut zuläßt. Außerdem sollte dadurch sichergestellt werden, daß die Moschee nicht zum Bettelhaus herabgewürdigt wird. Die Gemeinde willigte ein und handelte danach.

Imam Khamene'i selbst versuchte durch sehr fortschrittliche Entscheidungen, die Armut auf Dauer zu bekämpfen. Vor seiner Zeit in dieser Moschee war es üblich, die Zakat-ul-Fitr (Armenabgabe zum Ramadan-Fest) in Form von Lebensmitteln den Armen zukommen zu lassen, damit diese wenigstens einmal im Jahr ein reichhaltiges Festmahl genießen konnten. Imam Khamene'i erklärte der Gemeinde, daß diese Form der Hilfe eher zur Abhängigkeit als zur Selbstversorgung führt. Daraufhin wurden die Spendengelder gesammelt, und die Gemeinde ermittelte die Bedürftigen, um ihnen ein Startkapital zur Selbstversorgung zur Verfügung zu stellen. Beispielsweise wurde eine Schubkarre gekauft, mit deren Einsatz sich ein Bedürftiger Geld verdienen konnte.

Im Ramadan des Jahres 1970, also neun Jahre vor der Islamischen Revolution, hielt Imam Khamene'i in einer Moschee in Maschad 25 Tage lang Reden über die Voraussetzungen, Bedingungen und Säulen der Revolution, wobei er u.a. über den "Aufstand (enqelab) der Gelehrten" sprach. Damit war Imam Khamene'i einer der ersten islamischen Gelehrten, der das Wort "enqelab" (Revolution) öffentlich aussprach.

In der Imam-Hassan-Moschee begann Imam Khamene'i wiederum auch mit seinem Tafsir-Unterricht (Lehre zur Auslegung des Qur'an). Große Gelehrte wie Schahid Ayatollah Motahhari (r.) und Schahid Ayatollah Dr. Bahonar5 (beide Opfer der iranischen Terrorgruppen "Forqan" und "Volksmudschaheddin) waren nach eigenen Angaben bei ihren Reisen nach Maschhad sehr beeindruckt über seine Vorlesungen. Einmal hielt Ayatollah Motahhari (r.) bei seinem Besuch in Maschhad selbst einen Vortrag vor den Schülern von Imam Khamene'i über die Vermischung von islamischen und nichtislamischen Aspekten in der Gesellschaft (siehe hierzu [9]). Nach der anschließenden Diskussion stellte er - sehr erfreut über den hohen Bildungsstand der Schüler - fest: "Es gibt viele Orte, in denen diese Feinheiten (des Wissens) nicht erkennbar sind, und diese Intelligenz nicht spürbar ist, und in Maschhad sind diese Erkenntnisse durch das segensreiche Wesen unseres verehrten Herrn Khamene'i verbreitet". Der gesegnete Ayatollah Taleghani (r.), der einflußreichste Ayatollah in Teheran vor und während der Islamischen Revolution, insbesondere in der Exilzeit von Imam Khomeini (r.), hatte schon damals festgestellt: "Seyyid Ali Khamene'i ist die Hoffnung für die Zukunft. Wenn ihr nach Maschhad geht, dann besucht ihn unbedingt!". Wie recht sollte er doch behalten.

1971 war das Ableben von Ayatollah Ha'eri (r.), dem Gründer der House Ilmi Qum (traditionsreiches Theologie-Zentrum) und Lehrer von Imam Khomeini (r.). Der große Ayatollah Ha'eri war es gewesen, der lange vor seinem Ableben Imam Khamene'i, der damals noch nicht einmal 30 Jahre alt war, als "Experten des Islam in Begabung und Itschtihad (selbständige Rechtsfindung)" bezeichnet hat.

1973 verbrachte Imam Khamene'i wiederum mehrere Monate im Gefängnis. Zeuge der grausamen Folterungen damals war auch Schahid Radschai6 Absetzung von Bani Sadr zweiter Staatspräsident, kurz danach wurde er Opfer eines Bombenanschlags der Terrororganisation "Volksmudschahe-din" (r.). Und er bestätigte, daß trotz brutaler Vorgehensweise, und obwohl der Geheimdienst mit allen Mitteln versuchte, Belastungsmaterial gegen Imam Khomeini (r.) zu sammeln, kein einziges Wort aus Imam Khamene'i herauszubekommen war. Er sagte: "Ich war in Zelle Nummer 18 und Herr Khamene'i war in Zelle 20. Wir hatten gelernt, uns durch Morsezeichen zu unterhalten. So klopfte ich Signale an meine Nachbarzelle, und dieser gab die Nachrichten jeweils weiter".

In den nächsten Jahren erarbeitete Imam Khamene'i mit mehreren Geistlichen einen Plan zur Gründung der "Vereinigung der kämpfenden Geistlichkeit", aus der später die Hezb-e-Dschomhouri-e-Islami (Islamische Republikanische Partei) entstand.

Da Imam Khamene'i, sobald er wieder auf freiem Fuß war, immer unverzüglich seine Aktivitäten aufnahm, wurde er dementsprechend immer wieder festgenommen. Nach einer weiteren Festnahme 1977 durfte er nicht nach Maschhad zurückkehren und wurde in die Stadt Iranschahr und Dschiroft (mit einer großen sunnitischen Gemeinde) verbannt, in der Hoffnung, ihn dort als schiitischen Gelehrten zu isolieren. Auch dort blieb Imam Khamene'i seiner aufgeweckten Seele treu und engagierte sich in den islamischen Bewegungen. Durch seinen unermüdlichen Einsatz gelang es, die sunnitischen und schiitischen Gemeinden zur islamischen Einheit und zum einheitlichen Einsatz für den Islam zu gewinnen. Seine späteren Fatwas zum gemeinsamen Gebet von Sunniten und Schiiten sind ein Beleg für diesen unermüdlichen Einsatz zur Einheit der Muslime (siehe [6]).

Im gleichen Jahr ereilte die Stadt Iranschahr eine fürchterliche Überschwemmung durch einen Wolkenbruch. Die Häuser wurden teilweise unter Schlammassen begraben. Große Teile der Bevölkerung mußten obdachlos in der Wüste Zuflucht suchen. Imam Khamene'i sammelte unverzüglich seine Schüler und organisierte eine sehr erfolgreiche Hilfsaktion. Die Organisation war derart effektiv und hilfreich, daß selbst der damalige SAVAK-Chef der Stadt zu seinen Mitarbeitern voller Neid sagte: "Ihr seid alle so faul und nutzlos. Seht nur, wie ein Verbannter in kürzester Zeit die Lage (für das Volk) verbessert hat." Ähnliche Erfolge erzielte Imam Khamene'i bei einem Erdbeben in Ferdows.

Bei einer anderen Hilfeleistung nach dem Tabas-Erdbeben (nach der Islamischen Revolution) ereignete sich etwas Kurioses: Durch eine Verwechselung der Namen bei der Informationsweitergabe dachten die Leute in den Dörfern und Kleinstädten, daß Imam Khomeini persönlich anwesend sei. Daraufhin strömten die Massen nach Tabas um den verwechselten Imam Khamene'i zu sehen. Als sie aber diese Verwechslung erkannten, erwiesen sie ihm die gleiche Ehre und Achtung, die sie für Imam Khomeini (r.) empfanden.

Von einer ählichen Verwechslung erfuhr Hodschat-ul-Islam Abu Turabi. Er ist einer derjenigen, der am längsten in irakischer Gefangenschaft waren. Heute ist er der Vertreter von Imam Khamene'i bei der Organisation zur Hilfe für ehemalige Gefangene. Dadurch hat er viel Kontakt mit den Folteropfern aus den Gefängnissen im Irak. Einer dieser Opfer, namens Ali Golzadeh aus Babol (Nord-Iran), der zehn Jahre in den Gefangenenlagern Saddams war und zum Invaliden gefoltert wurde, erzählte ihm von einem Traum im Gefangenenlager: Er sah Imam Khomeini (r.) und Imam Khamene'i beide hell erleuchtet. Er erkannte zwar, daß er diese beiden heiligen Personen vor sich hatte, aber durch die gleiche Helligkeit des Lichtes konnte er beide nicht voneinander unterscheiden. Beide schienen ihm gleich zu sein. Es sei vermerkt, daß dieser Traum aus einer Zeit stammt, in der die iranischen Gefangenen noch in irakischer Gefangenschaft waren.

Imam Khamene'is Verbannung in die Provinz dauerte insgesamt ein Jahr. Auf Druck der Revolutionäre und mit der schwindenden Kontrolle des Schah-Regimes kehrte Imam Khamene'i 1978 nach Maschhad zurück, wo er bis zum Sieg der Islamischen Revolution blieb.

In Maschhad organisierte Imam Khamene'i 1978 die ersten gemeinschaftlichen Aktivitäten der Gelehrten. Hierfür konnten in Zusammenkünften die Gelehrten Ayatollah Rabbani Amlaschi (r.), Ayatollah Mowahhidiye Kermani (derzeitiger Parlamentsabgeodneter), Ayatollah Beheschti (r.) und Ayatollah Bahonar (r.) motiviert werden.

Wie bereits erwähnt, ging bzw. blieb Imam Khamene'i nach seinen jeweiligen Freilassungen immer wieder in Maschhad. Er stand auch dort unter der ständigen Kontrolle der Agenten des Schah-Geheimdienstes SAVAK. Dennoch führte er unaufhörlich seine eigenen Studien fort und unterrichtete inzwischen auch selber sehr umfangreich Fiqh und Usul-ul-Fiqh. Insbesondere seine Lehren zum Qur'an und zu Nahdschul-Balagha7 fanden gerade unter jugendlichen Schülern großes Interesse. Er selbst spezialisierte sich in seinen Studien u.a. auf die islamische Geschichte, insbesondere das Leben der Ahl-ul-Bait (auserwählte Nachkommenschaft des Propheten).

Ein Ziel von Imam Khamene'is Lehrveranstaltungen bestand auch darin, diejenigen kennenzulernen, die gottesehrfürchtig und zuverlässig waren, um sie in die islamischen Aktivitäten einbinden zu können. So überprüfte er das Verhalten seiner Schüler auch in ihrer Selbständigkeit. Einmal hatte Imam Khamene'i einen großen Qur'an Rezitator aus Ägypten eingeladen. Imam Khamene'i, kündigte an, selbst nicht anwesend zu sein, um einen offiziellen Charakter zu vermeiden und beauftragte seine Schüler, die Sitzung durchzuführen. Am nächsten Tag fragte er seine Schüler, warum sie selbst nicht so schön gelesen hätten, wie sonst? Auf die Frage, woher er das wisse, ohne anwesend gewesen zu sein, erwiderte Imam Khamene'i, daß er stillschweigend in einer Ecke der Moschee gesessen und sie beobachtet habe.

Imam Khamene'i förderte Qur'an-Veranstaltungen und Lesesitzungen. Bei einer Sitzung gab es ein Ereignis zum Schmunzeln: Ein begnadeter Leser las den Qur'an derart herzvoll, daß er die Zuhörer begeisterte. Nach jedem Vers ertönte als Lob "Allah, Allah", oder "Allah yaftahu alaik" (möge Allah dir eröffnen) und "Allah yazidak" (möge Allah dich mehren). Ein als ständiger Störenfried der Moschee bekannter Mann kam zu Imam Khamene'i und sagte in seiner Unkenntnis der arabischen Sprache: "Wie kann es sein, daß man Yazid8 an Imam Hussain (a.) in dieser Moschee grüßt? Es wäre doch notwendig, ihn zu beschimpfen". Imam Khamene'i antwortete ihm sinngemäß: Seien Sie unbesorgt, die Menschen meinen, 'möge Allah Yazid verfluchen'.

Um Imam Khamene'i von seinen Schülern zu isolieren, verbot die SAVAK ihm immer wieder die Lehrveranstaltungen und stellte ihn unter Hausarrest. Auch die Veröffentlichung seines Buches "Die Zukunft gehört dem Islam" führte zu zahlreichen Festnahmen von Verlegern und Druckern.

Unter seinen Werken befinden sich zahlreiche von der SAVAK verbotene Schriften wie9 Übersetzung vorlag.

- Die Zukunft gehört dem Islam,
- Die Muslime in der indischen Befreiungsbewegung,
- Eine kritische Betrachtung der westlichen Zivilisation,
- Die größte Heldentat der Geschichte - Das Friedensabkommen von Imam Hassan (a.)
- Die Grundlage der islamischen Denkweise im Qur'an [10]
- Die Tiefen der täglichen Gebete (Gottesdienste) [11],
- Die wahre Bedeutung des Islam,
- Das Leben von Imam Sadiq (a.)
- Lehren aus "Nahdschul-Balagha" zum Imamah [12],
- Dschihad (Vorlesung seines Exklusiv-Unterrichts),
- Das Licht der Führerschaft (Wilayah),
- Fragen und Antworten in fünf Bänden,
- Die vier Hauptwerke des Ilm-i-Ridschal (Die Lehre der Persönlichkeiten),
- Die Lichtstrahlen,
- Die feindlichen Gruppen gegen die Imame und die islamische Revolution

und das Werk: "Unsere Situation", welches Imam Khamene'i gemeinsam mit Schahid Ayatollah Beheschti (r.), Schahid Dr. Bahonar (r.) und Hodschat-ul-Islam Rafsandschani verfaßt hat. Darüberhinaus schreiben seine Anhänger nach und nach immer mehr seiner Vorlesungmitschnitte vom Tonband ab und veröffentlichen diese, z.B. das Buch über Sabr (Geduld, Standhaftigkeit) [13].

In den entscheidenden Tagen während der Islamischen Revolution wurde Imam Khamene'i auf Vorschlag von Ayatollah Motahhari (r.) in den von Imam Khomeini (r.) gegründeten Revolutionsrat aufgenommen. Dazu sagte Imam Khamene'i später: "Der gesegnete Ayatollah Motahhari hat mich unzählige Male in Maschhad angerufen und mich gebeten, nach Teheran zu kommen. Aber aufgrund der großen Aufgaben in Maschhad und der hohen Verantwortung, die auf mir lastete, habe ich es nicht geschafft, nach Teheran zu kommen. Als ich aber den Befehl des damals in Paris befindlichen Imam Khomeini (r.) erhielt, nach Teheran zu wechseln, habe ich Maschhad verlassen. In Teheran angekommen sollte ich an einer Veranstaltung im Haus von Ayatollah Motahhari teilnehmen. Dort waren alle Mitglieder des Revolutionsrates10 Ardebili, Dr. Bahonar (r.) und Hodschat-ul-Islam Rafsandschani anwesend. Auf dieser Veranstaltung erfuhr ich, daß auch ich Mitglied des Revolutionsrates bin; ich hatte vorher nichts davon gewußt." Imam Khamene'i war der einzige in Abwesenheit zum Mitglied ernannte Gelehrte des Revolutionsrates.

Bei der Übersiedlung nach Teheran stellte Imam Khamene'i sein Haus in Maschhad seinem Bruder zur Verfügung mit der Bitte, es für ihn zu verkaufen. Der daraufhin beauftragte Makler schlug vor, das Haus erst äußerlich zu renovieren und es dann zu verkaufen, um einen größeren Gewinn zu erzielen. Imam Khamene'i lehnte diesen Vorschlag ab und bestand darauf, das Haus im bestehenden Zustand zu verkaufen und es auf keinen Fall zu renovieren, weil so eine äußerliche Renovierung einem Betrug entspräche. Der Makler kommentierte diesen Entschluß mit den Worten: "So einen Typ habe ich noch nie gesehen. Er kann doch sein Haus nicht in so einem äußeren Zustand verkaufen". Doch ein ausschließlich auf materiellen Gewinn ausgerichtetes Denken widerspricht Imam Khamene'is Lebensweise. Tatsächlich fand sich kein Käufer für das Haus, so daß Imam Khamene'is Bruder das Haus übernahm und lange Zeit selbst darin wohnte.

In der Zeit, als der Sieg der Islamischen Revolution nahte, hatte Imam Khamene'i die verantwortungsvolle Aufgabe, die Worte und Botschaften von Imam Khomeini (r.) dem Volk zu übermitteln und der Propaganda der Feinde entgegenzuwirken. Er leitete diese Aufgabe aus einer religiösen Schule, der Rafah Madrasa (Schule des Heils) in Teheran.

Kurz vor dem Sieg der Islamischen Revolution galt es noch, eine sehr große Gefahr abzuwenden. Rund 500 Kommunisten hatten sich in der General Motors Fabrik auf dem Weg nach Karadsch (nahe bei Teheran) versammelt und formiert. Bei ihnen waren auch viele Arbeiter, die zwar ideologisch keineswegs kommunistisch orientiert waren, aber durch die Forderungen der Kommunisten angezogen wurden. Zwar wären die Kommunisten auf sich selbst gestellt insgesamt chancenlos gewesen, aber das untergehende Schah-Regime sah in der heimlichen Unterstützung dieser Islamfeinde eine Chance, als lachender Dritter weiter überleben zu können. Durch verteilte Flugblätter wurden weitere Arbeiter aufgefordert, zur Fabrik zu kommen. Die Nachricht von dieser Versammlung erreichte auch das islamische Zentrum in der Rafah Madrasa. Mehrere Gelehrte des Zentrums fuhren zur Fabrik, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen, aber außer der Feststellung, daß die Arbeiter angefangen hatten, sich zu bewaffnen, konnten sie nichts ausrichten.

Imam Khamene'i, im Bewußtsein der großen Gefahr für die Islamische Revolution, nahm nun die Verantwortung auf seine eigene Schultern. Er fuhr mit einer Reihe seiner Schüler zum Ort des Geschehens. Sie kamen am Nachmittag in der Fabrik an. Nach vielen Diskussionen und schweren Auseinandersetzungen erreichte Imam Khamene'i das Podium, übernahm das Mikrofon und begann auf die Vielzahl der Fragen, die im Zusammenhang mit der bevorstehenden Islamischen Revolution gestellt wurden, zu antworten. Dabei verurteilte er unerschrocken die kommunistische Ideologie. Die Kommunisten, die ihre Position schwinden sahen, fingen an, laut ihre Märsche zu singen, um die Rede von Imam Khamene'i zu stören. Diese Auseinandersetzung dauerte bis zur Zeit des Abendgebets. Als es anfing dunkel zu werden, unterbrachen die Kommunisten die Stromversorgung. Um in diesem Durcheinander die Muslime und diejenigen, die zumindest ein Mindestmaß an Glauben hatten, von denjenigen zu trennen, die offen dem gottlosen Kommunismus anhingen, riefen die Muslime den Azan (Gebetsruf) und sammelten sich im Garten der Fabrik zum Abendgebet. Die Entwirrung der Situation dauerte über zwei Stunden, bis dann endlich die Gläubigen unter der Leitung von Imam Khamene'i im Garten ihr Abendgebet verrichteten. Die Mehrzahl der Arbeiter schloß sich dem Gebet an, so daß das geplante Komplott der Kommunisten ins Leere lief. Nach dem Gebet, so wird berichtet, hat Imam Khamene'i sieben Stunden lang auf die Arbeiter eingeredet und ihnen den Sinn und die Ziele der Islamischen Revolution nahegebracht. Am darauffolgenden Morgen wurden die Kommunisten von der Mehrzahl der Arbeiter vom Fabrikgelände verjagt. Somit wurde eine weitere Gefahr für den Sieg der Islamischen Revolution gebannt.

Nach dem Sieg der Islamischen Revolution war Imam Khamene'i u.a.:

- der persönliche Vertreter von Imam Khomeini (r.) im Hohen Verteidigungsrat (März 1979),
- der Vertreter des Hohen Revolutionsrats im Verteidigungsministerium und Stellvertretender Verteidigungsminister (10.8.1979),
- Kommandeur des Korps der Revolutionswächter (1.12.1979),
- Berater Imam Khomeinis (r.) im Obersten Verteidigungsrat (11.5.1980),
- Staatspräsident (3.10.1981),
- Generalsekräter der Islamisch Republikanischen Partei,
- Mitglied des von Imam Khomeini (r.) ernannten Verfassungsreform-Ausschusses (25.4.1989) und, wie bereits erwähnt,
- Freitags-Imam von Teheran (seit dem 19.1.1980).

Unmittelbar nach dem Sieg der Islamischen Revolution und der anschließenden Befreiung des Radio-Senders war der erste ausgestrahlte Beitrag (am 11.2.1979) ein Artikel von Imam Khamene'i mit dem Titel: "Pas as nochustin piruzi" (nach dem ersten Sieg). Es war ein Artikel aus einer vorrevolutionären Zeitschrift. Imam Khamene'i hatte bereits frühzeitig für die Zeit nach dem Sieg der Islamischen Revolution vorgearbeitet.

Am 15.3.1980 wurde Imam Khamene'i mit ca. 1,4 Millionen Stimmen zum Parlamentsabgeordneten für den Bezirk Teheran gewählt. Kein Parlamentsabgeordneter hat bis heute jemals wieder so viele Stimmen auf sich vereinigen können, und das obwohl es heute mehr als doppelt so viele Stimmberechtigte im Iran und auch in Teheran gibt.

Zum Staatspräsidenten wurde Imam Khamene'i am 3. Oktober 1981 mit 16.846.966 Stimmen, also ca. 95 % der abgegebenen Stimmen gewählt. Imam Khamene'i selbst war gegen seine eigene Wahl gewesen! Er war gerade erst aus dem Krankenhaus (siehe nächstes Kap.) entlassen, da wurde er darüber aufgeklärt, daß in der schwierigen Situation der Revolution kein anderer die Verantwortung übernehmen würde und könnte. Bei seiner Wiederwahl war es anders, es gab namhafte Gegenkandidaten, die frühzeitig ihre Kandidatur bekannt gaben und entsprechend für ihre Wahl warben. Imam Khamene'i selbst wollte gar nicht kandidieren. Bis zuletzt hielt er seine Kandidatur zurück und warb auch nicht für seine Wiederwahl. Aber Imam Khomeini (r.) selbst wies seinen Schüler darauf hin, daß es seine Verpflichtung sei, zu kandidieren. Er sagte: "Es ist Ihre Pflicht. Das heißt, es ist keine Pflicht, die man an einen anderen delegieren könnte (wadschib-e-kefa'i), es ist Ihre ganz spezifische Pflicht (wadschib-e aini)". Und aufgrund dieser Aussage seines geliebten Lehrers mochte Imam Khamene'i die Last der Verantwortung nicht von seinen Schultern abwerfen. Kurz vor Anmeldeschluß kandidierte er. Auch bei dieser zweiten Nominierung wurde er am 20.8.1985 mit einer überwältigenden Mehrheit11 wiedergewählt. Die Gegenkandidaten waren absolut chancenlos.

Imam Khamene'i wurde am 19.1.1980 durch Imam Khomeini (r.) zum Freitags-Imam von Teheran ernannt. Diese Ernennung hatte einen Nebeneffekt, der einigen Beobachtern nicht besonders auffiel und später teilweise sogar vergessen wurde. Vor seiner Ernennung zum Freitags-Imam hatte Imam Khamene'i den Rang eines hohen Gelehrten erlangt und wurde im ganzen Land als "Ayatollah" betitelt. In allen Veröffentlichungen von ihm, die bis zu diesem Zeitpunkt von der Islamisch Republikanischen Partei herausgebracht wurden, war als Autor "Ustad Ayatollah Khamene'i" angegeben. Das Ernennungsschreiben von Imam Khomeini (r.) an seinen großen Schüler war aber an "Hodschat-ul-Islam" Khamene'i gerichtet. Imam Khomeini (r.) wollte möglicherweise zum einen seinen Schüler testen, und zum anderen ist es durchaus üblich, daß ein höher stehender Ayatollah, seinen eigenen Schüler mit einem niedrigeren Titel anspricht, auch wenn dieser selbst schon ein großer Gelehrter ist. Wie auch immer, führte dieses Schreiben dazu, daß fortan Imam Khamein'i selbst die Bezeichnung "Ayatollah" im Zusammenhang mit seinem Namen nicht mehr zuließ! Als er neun Jahre später zum Imam-ul-Ummah ernannt wurde, haben die Gelehrten des Landes ihn gegen seinen Willen wiederum mit "Ayatollah" betitelt, wobei er diesmal nichts mehr dagegen unternehmen konnte.

Bis zum 29.7.1995 hat Imam Khamene'i das Salat-ul-Dschuma (Freitagsgebet) in Teheran 209 Mal geleitet. Und die Id-Gebete (Festtagsgebete) wurden seither alle12 Krankenhaus lag. von ihm geleitet.

 

Der lebende Schahid

Am 27. Juni 1981, einen Tag vor dem Anschlag auf Ayatollah Beheschti und mehrere Dutzend große Gelehrte und Persönlichkeiten der Islamischen Revolution, explodierte in der Abu Zarr Moschee eine von den Gegnern der Islamischen Revolution in einem Tonbandgerät versteckte Bombe, unmittelbar vor Imam Khamene'i, der gerade eine Rede hielt. Imam Khamene'i wurde sehr schwer verletzt.

Ein naher Bekannter von Imam Khamene'i namens Fayazi erzählte: "Zwei Stunden nach der Nachricht über die schwere Verletzung fuhr ich mit Verwandten in Teheran um ca. 21.00 Uhr zum Krankenhaus. Vor dem Krankenhaus hatte sich eine große Menge von Menschen gebildet, die Qur'an und Du'a (Bittgebete) lasen. Zahlreiche Kühe und Schafe wurden als Gelübdeopfer, insbesondere von der armen Bevölkerung, gebracht. Zehntausende kamen, um Blut zu spenden. Der Gesundheitsminister stellte fest, daß sie alleine an dem Tag 100 Einheiten Blutkonserven aufnehmen konnten. Um 1.00 Uhr nachts kam Ayatollah Beheschti und betete bis zur Morgendämmerung für die Gesundheit von Imam Khamene'i. Am Morgen kam Ministerpräsident Radschai. Ich stand hinter der Tür und sah, wie er sein Gesicht auf die Füße von Imam Khamene'i gelegt, sie geküßt und laut gebetet hat, so daß Imam Khamene'i seine Augen öffnete, als ob er ihn beruhigen wollte". Von so großen Persönlichkeiten, wie Ayatollah Beheschti, ist bekannt, daß sie in solchen schweren Situationen, in denen das Leben eines sehr wertvollen Menschen bedroht ist, darum beten, daß Gott ihr eigenes Leben anstatt des anderen nehmen solle. Ayatollah Beheschti wurde am darauffolgenden Abend selbst Opfer eines Bombenanschlages durch die iranische Terrorgruppe "Volksmudschahedin". Und die gleiche Terrorgruppe tötete zwei Monate später den vorher zum Staatspräsidenten gewählten Radschai und den Ministerpräsidenten Bahonar durch einen Bombenanschlag.

Gott sei Dank, erholte sich Imam Khamene'i in einem sechswöchigen Krankenhausaufenthalt größtenteils von den schweren Verletzungen. Allerdings blieb seine rechte Hand teilweise gelähmt, so daß Imam Khamene'i sich erfolgreich bemüht hat, u.a. das Schreiben mit links zu lernen.

Das Attentat auf Imam Khamene'i erfolgte in einer sehr schweren Zeit der Islamischen Revolution. Die medizinischen Spezialisten des Landes, die sich um die Heilung ihres wertvollen Patienten bemühten, schlugen Imam Khamene'i vor, ihn ins Ausland (Europa) zu fliegen, um die dort vorhandenen technischen Möglichkeiten für eine Operation der Hand und des Armes zu nutzen. Imam Khamene'i lehnte diesen Vorschlag entschieden ab, da er nicht anders behandelt werden wollte, als es dem Volk möglich war. Und sicherlich wollte er auf keinen Fall im Ausland behandelt werden. Er vertraute den muslimischen Ärzten, die trotz damals kriegsbedingt beschränkter Möglichkeiten, im islamischen Iran geblieben waren und ihre Fähigkeiten in den Dienst des Islamischen Staates stellen wollten.

Vier Jahre später, am 15. März 1985, explodierte beim Freitagsgebet in Teheran eine Bombe vor dem Leiter des Freitagsgebets, Imam Khamene'i, mitten unter den Betenden. In den auch außerhalb Irans gezeigten Fernsehbildern konnte jeder deutlich erkennen, wie Imam Khamene'i völlig unerschrocken und besonnen reagierte und sich lediglich ein wenig duckte, als durch die Wucht der lauten Detonation der Putz von der Tribünendecke, auf der er seine Khutba (Rede) hielt, herunterfiel, und Staub aufgewirbelt wurde. Die Bombe war zu früh explodiert. Durch die Detonation wurden sechs Gläubige und der Attentäter selbst getötet sowie zehn Gläubige verletzt. Imam Khamene'i blieb dieses Mal - Gott sei Dank - unverletzt. Unmittelbar nach der Detonation sprang die Gemeinde der hunderttausend Betenden auf und verdammte in Parolen die Terrorgruppe "Volksmudschahedin". Die Parolen wurden nur übertönt durch das in dem Moment einsetzende Getöse der Flugabwehrgeschütze, die auf einen Angriff irakischer Raketen reagierten. Unbeeindruckt von den Raketendrohungen Saddams und dem Anschlag auf sein Leben setzte Imam Khamene'i diese Freitagsrede nach einer kurzen Unterbrechung in aller Gemütsruhe bis zum Ende fort. Und die Gläubigen dankten es ihm mit warmherzigen Parolen und mit einem der innigsten Gebete, die seit der Revolution abgehalten wurden. Auch Imam Khomeini (r.) verfolgte dieses Freitagsgebet am Fernsehschirm und sagte anschließend: "Die erleuchtete und herzergreifende Gemeinde dieses Freitagsgebetes werde ich nie vergessen. Auf der einen Seite explodierte eine Bombe. Auf der anderen Seite war die Gefahr von Saddams Flugzeugen in der Luft. Die Salven der Flugabwehr waren deutlich zu hören. In dieser Situation schaute ich insbesondere zu, um die Situation des Volkes zu sehen. Niemand bewegte sich von seinem Platz, die Reihen waren geschlossen. Und der Freitags-Imam (Imam Khamene'i) fuhr mit seiner herzergreifenden Rede, welche die Seele der Zuhörer beeinflußte, fort. Und ich sah, wie das Volk diese Rede mit den Parolen, 'Allahu Akbar, wir sind gekommen, um Schahid (Märtyrer) zu werden', begleitete." Heute erinnert ein Mahnmahl auf dem Freitagsgebetsplatz an den Anschlag der Terroristen.

Auch die Feinde des Islam und der Islamischen Revolution kannten die wertvollsten Persönlichkeiten der Islamischen Befreiungsbewegung, und sie ließen nichts unversucht, blutige Terroranschläge gegen diese Persönlichkeiten zu verüben. Imam Khamene'i hat gleich zwei derartige schwere Anschläge überlebt. Aus diesem Grund wird er unter seinen Anhängern "Schahid-e Zendeh" (lebender Schahid) genannt.

Schon mehrmals hat Imam Khamene'i seine Unerschrockenheit bewiesen. In den schwersten Tagen des Krieges der ganzen Welt gegen die Islamische Republik Iran war er immer wieder an der Front, um den Kämpfern Mut zu machen, und auch um als Soldat mitzukämpfen. Unmittelbar nach der irakischen Invasion sammelte er einige freiwillige Kämpfer (zusammen mit dem großen Revolutionär Schahid Dr. Chamran) und ging mit stillschweigender Zustimmung Imam Khomeinis (r.) am 29. September 1980 an die südliche Kriegsfront.

Als die irakische Armee kurz nach dem von der Welt erzwungenen ungerechten Waffenstillstand und der Annahme der UN-Resolution 598 durch den Iran unverzüglich und mit aller Härte erneut angriff, wurde es durch den aktiven Einsatz der US-Streitkräfte an der Südfront für die technisch unterlegenen muslimischen Kämpfer ganz besonders schwer. In dieser äußerst dramatischen Situation ging Imam Khamene'i im Juli 1988 erneut als Soldat des Islam an die Front. Um ihn nicht allein zu lassen, folgten ihm Hunderttausende und verhinderten dadurch schwere Verluste. Imam Khomeini (r.), so wird berichtet, sorgte sich in diesen schweren Tagen sehr um seinen Schüler.

Imam Khamene'i gehört zu jenen heiligen Persönlichkeiten, deren größter Wunsch es ist, selbst Schahid zu werden. Obwohl er durch seine zahllosen mutigen Einsätze mehrfach die Bereitschaft zum Opfer des eigenen Körpers auf Gottes Weg als ein echter Al-Hussaini13 vorbildhaft bewiesen hat, wird seine Bereitschaft besonders durch ein Ereignis verdeutlicht, welches sich während seiner Imamah (Führung) in Teheran ereignete:

Es ist im Islamischen Staat gemäß dem Vorbild des Propheten (s.) und der reinen Imame (a.) üblich, daß die Gelehrten der Märtyrer-Stiftung (Bonjad-e-Schahid) die Familien und Angehörigen derjenigen besuchen, die ihr diesseitiges Leben auf dem Weg Gottes geopfert haben. Der Ablauf ist immer sehr ähnlich. Tagsüber kommen einige Pasdaran (Revolutionswächter) und kündigen den abendlichen Besuch eines Vertreters der Organisation an und fragen, ob der Besuchstermin geeignet ist. Am Abend kommt dann zumeist ein Geistlicher, besucht die Familie, bringt Geschenke und Grüße vom Imam-ul-Ummah mit und fragt nach dem Befinden, und inwieweit Hilfe benötigt wird. Allerdings steht oft nicht irgendein Geistlicher der Organisation vor der Tür, sondern Imam Khamene'i persönlich. Die Besuchten sind dann sehr überrascht und die Freude ist riesig. Das anonyme Vorgehen soll verhindern, daß eine Familie wegen dem möglichen bevorstehenden Besuch von Imam Khamene'i besondere Vorbereitungen trifft. Die Familie soll nicht durch den Besuch belastet werden, da bei rechtzeitiger Ankündigung sonst die ganze Verwandtschaft und Nachbarschaft dazukommen wollte, und die Gastgeber sicherlich keine Mühen scheuen würden, um diesen besonderen Gast besonders zu ehren.

Genau das aber passierte, als Imam Khamene'i wieder einmal eine Schahid-Familie, die Seyyid (Nachkomme der Prophetenfamilie) ist, besuchte. Als die Tür aufging, wurden die Lichter eingeschaltet, die Nachbarn und Verwandten waren gekommen, alle Anwesenden riefen laut ein Salawat (Gruß an den Propheten und die Reinen seiner Nachkommenschaft), ein Schaf wurde zu ehren des hohen Gastes geschlachtet, usw. Imam Khamene'i war sichtlich überrascht, aber bis zum Abschied fragte er nicht nach. Natürlich wußte er, daß die Pasdaran, welche die Nachricht des Besuches überbrachten, sicherlich kein Wort gesagt haben konnten. Denn sie wußten schließlich selbst nicht, wer zu Besuch kommen würde. So mußten die Gastgeber eine andere Informationsquelle gehabt haben.

Beim Abschied fragte Imam Khamene'i den Herrn des Hauses, woher er über sein Kommen Bescheid erhalten hatte. Er antwortete, daß nicht er, sondern die Mutter des Hauses, die Mutter der Schuhada (Märtyrer) des Hauses es gewußt habe. Sie wurde herbeigerufen und danach befragt. Sie antwortete sinngemäß: Ich habe letzte Nacht im Traum unsere heilige Mutter der Märtyrer Fatima (a.), die Tochter des Propheten (s.), gesehen. Zwar weiß ich, daß ich selbst als Mutter von Märtyrern gesegnet bin, aber dennoch klagte ich ihr mein Leid, daß ich nach dem Verlust meiner Söhne so alleine geworden bin. Daraufhin sagte sie mir, daß ich nicht traurig sein sollte. Sie würde mir ihren Sohn schicken. Als dann tagsüber die Vertreter der Märtyrer-Organisation den Besuch eines Geistlichen ankündigten, wußte ich, daß Sie kommen würden. Imam Khamene'i, sichtlich berührt, fragte weiter, ob die Heilige Fatima (a.) auch ihm eine Botschaft übermittelt habe. Das wurde von der Mutter des Hauses bejaht: "Sie läßt mich Ihnen sagen, daß Sie nicht immerzu für ein frühes Martyrium (Schahaadat) beten sollen, weil es für Sie noch viel zu tun gibt".

Dieses Ereignis, welches uns der Feldmarschall Sayyed Schirazi weitererzählte, verdeutlicht auch für den Außenstehenden, wie sehr unser heutiger Imam-ul-Ummah es ersehnt, von Allah als Schahid (Märtyrer) angenommen zu werden. Umsomehr ist es Auftrag an die Ummah, ihren Imam mit allen Möglichkeiten zu schützen und für seine Gesundheit und ein langes Leben für ihn zu beten!

Sicherlich haben sich schon zahlreiche erzählenswerte Ereignisse bei den nächtlichen Besuchen von Imam Khamene'i bei den Schuhada-Familien ereignet. Und sicherlich werden wir von den meisten dieser Ereignisse niemals erfahren, weil vieles nur von wenigen beobachtet wurde, und Imam Khamene'i die Beteiligten in seiner großen Bescheidenheit immer wieder darum gebeten hat, die Ereignisse nicht weiterzuerzählen.

Ein weiteres dieser Ereignisse habe ich - wie auch die meisten anderen in diesem Buch erwähnten - von unserem Lehrer erfahren und möchte es hier weitergeben:

Imam Khamene'i war wiederum zu Besuch bei den Eltern von vier Schuhada (Märtyrern). Die Eltern waren sehr glücklich über diesen heiligen Besuch. Imam Khamene'i betete für sie und wies auf Nachfragen darauf hin, daß das Blut der Schuhada nie versiegt, zumal die Islamische Revolution ihren eigenen Beschützer hat (gemeint ist der 12. Imam), der dafür sorgt, daß dieses Blut nie vergeudet wird. Die Mutter der Schuhada hatte bereits vor dem Besuch von Imam Khamene'i, ohne zu wissen, daß er sie besuchen würde, einen Brief an die Verantwortlichen der Islamischen Republik formuliert. Diesen Brief übergab sie nun an Imam Khamene'i. Ihr Hauptanliegen in dem Brief war ihre Klage gegen die teilweise schlechte Befolgung des Hedschab-Gebots (die islamische Frauenbekleidung) in der Öffentlichkeit. Imam Khamene'i sagte daraufhin: "Siehe, wie bescheiden und großzügig die Familien der Schuhada sind, daß sie von uns nichts Materielles oder Eigennütziges wünschen, sondern nur das Wohl der Gesellschaft und die Durchsetzung der islamischen Gebote im Auge haben".

Ein weiteres Ereignis wird von Hodschat-ul-Islam Bani Haschim erzählt. Er wünschte es sich sehr, bei einem dieser Besuche von Imam Khamene'i bei Schahid-Familien dabei sein zu dürfen, und fragte demgemäß immer wieder nach. Eines Tages erhielt er die Erlaubnis, und so erfahren wir von dem Gelehrten folgendes Ereignis: Sie gingen zusammen zu einer Familie mit drei Schahid-Söhnen. Von drei weiteren überlebenden Söhnen war einer verwundet und einer aus der Gefangenschaft im Iraq heimgekehrt. Als Imam Khamene'i die Bilder der Märtyrer an der Wand des Zimmers sah, wollte er die Mutter trösten und ihr sein Beileid ausdrücken. Diese aber entgegenete, daß Imam Khamene'i sich keine Sorgen zu machen brauche, denn sie hätte bereitwillig drei Söhne auf dem Weg Gottes unter der Führung von Imam Khomeini (r.) geopfert, und die drei verbliebenen seien dafür da, um unter Imam Khamene'is Führung auf Gottes Weg geopfert zu werden.

Auch bei der Rückfahrt von derartigen Besuchen ereignete sich Erstaunliches: Die Nacht in Teheran war schon fast vorüber, als bei einer hochschwangeren Frau die Geburtswehen einsetzten. Der Ehemann veranlaßte, daß sie sofort auf die Straße gingen, um ein Taxi zu finden. Mit großen Schmerzen quälte sich die Frau auf die Straße, als plötzlich vor ihnen ein Wagen hielt. Das Fenster des Beifahrers wurde heruntergekurbelt, und ein Geistlicher erkundigte sich, ob er helfen könne. Die Frau berichtete später, daß sie in dem Moment alle ihre Schmerzen vergessen hat, als sie den Geistlichen sah und ihn erkannte: Es war Imam Khamene'i persönlich. Er befand sich nach dem Vorbild Imam Alis (a.) auf der Stadtfahrt seiner nächtlichen Geschenküberbringungen an die Armen und Bedürftigen. Die Frau durfte natürlich einsteigen und wurde zum nächsten Krankenhaus gefahren. Die Mutter gebar glücklich ein gesundes Kind. Es ist bekannt, daß Imam Khamene'i seit den frühen 70er Jahren, also lange vor der Islamischen Revolution, abends und nachts die Bedürftigen aufsucht und die notwendigen Spenden übergibt.

Imam Khamene'i nutzte viele Gelegenheiten, seine besondere Verbundenheit mit den Schuhada und deren Familien auszudrücken. Sechs Jahre nach dem aufgezwungenen Waffenstillstand wurden die Körper von 3000 Märtyrern aus dem Irak in Särgen in den Iran überführt. Im Anschluß an das Freitagsgebet in Teheran (am 21.7.1995) gab es einen großen Trauerzug durch die Innenstadt mit Hunderttausenden von Trauergästen. Imam Khamene'i selbst begleitete den Trauerzug eine große Strecke inmitten unter dem Volk. Die Teilnahme an den Trauerzügen der Märtyrer wird regelmäßig von Imam Khamene'i durchgeführt.

Seine besondere Beziehung zu den Märtyrern entwickelte Imam Khamene'i schon als Kind in Maschhad, da er seinen Vater bei der Reinigung des Mausoleums des großen Schahid Imam Riza (a.) begleiten durfte. Diesen Ritus der regelmäßigen Reinigung des Grabes seines großen Vorfahren hat er bis heute beibehalten. Einmal im Jahr reinigt er eigenhändig gemeinsam mit Ayatollah Tabassi, dem Verwalter des Vermögens und Wächter des Mausoleums von Imam Riza (a.), die Grabstätte. Der dabei aufgesammelte Staub gilt als eines der wertvollsten Geschenke, die man von der Verwaltung des Mausoleums Imam Rizas (a.) erhalten kann.

 

Vorbildhafter Ehemann und Vater

Während von den politischen Entscheidungen und Reden von Imam Khamene'i zumindest einiges in den islamischen Medien berichtet wurde, wird über ihn als Privatperson so gut wie gar nichts geschrieben. Der Grund hierfür liegt insbesondere bei Imam Khamene'i selbst, der nicht möchte, daß über ihn berichtet wird, was den Anschein einer Propaganda hätte. Darum bleibt uns seine eigene Persönlichkeit zunächst größtenteils unbekannt. Selbst bei seinen politischen und öffentlichen Reden wird zumeist nur das Notwendigste oder ein Auszug der Rede in den iranischen Druck-Medien veröffentlicht. Allerdings kann man auf Anfrage bei den Druck-Medien auch die vollständige Rede von Imam Khamene'i erhalten.

Wir, als außerhalb des Islamischen Staates lebende Mitglieder der islamischen Ummah, wünschten uns aber eine ausführlichere Berichterstattung über Imam Khamene'i und auch Berichte über sein vorbildliches Verhalten als Vater und Ehemann. Deshalb sollen im Folgenden einige Geschichten wiedergeben werden, die mir hierzu von zuverlässigen Privatpersonen, und insbesondere durch unseren Lehrer ermittelt und mitgeteilt wurden.

Imam Khamene'i ist seit 31 Jahren mit Mansura Khamene'i verheiratet und Vater von sechs Kindern. Er hat vier Söhne und zwei Töchter, der Älteste ist 29, die Jüngste 11 Jahre alt. Sie heißen (in Altersreihenfolge): Seyyid Mustafa, Seyyid Mudschtaba, Seyyid Masud, Seyyid, Maitham, Seyyida Huda und Seyyida Buschra. Seyyid Mustafa ist bereits als Gelehrter bekannt. Über Seyyid Masud war zu erfahren, daß er einige Jahre nach der Revolution mit hervorragender Qur'an-Rezitation im iranischen Fernsehen aufgefallen ist.

Eines der Grundprinzipien Imam Khamene'is bei der Erziehung seiner Kinder ist, daß sie keinerlei Privilegien im Vergleich zum einfachen Volk genießen sollen. Diese Lebensart von ihm führte dazu, daß sogar seine Frau ihre Identität nicht offenlegte, als sie mit einer Armverletzung ihres Sohnes ins Krankenhaus mußte. Wie alle anderen, wartete auch sie mit ihrem verletzten Sohn in der Warteschlange. Aber in der Wartehalle befand sich auch eine Frau, welche die Ehefrau von Imam Khamene'i kannte. Sie beobachtete sehr aufmerksam, was geschah, und ihr verdanken wir es, daß diese Geschichte überhaupt veröffentlicht wurde:

Als der Sohn des Imams an der Reihe war, fragte der Arzt routinemäßig die Mutter nach dem Familiennamen des Kindes. Sie antwortete "Al-Hussaini". Sicherlich war diese Antwort nicht falsch, aber es gibt so viele Al-Hussainis, daß der Arzt aus dieser Antwort keinen besonderen Hinweis auf seinen Patienten erhielt. Die zweite Frage des Arztes war nach dem Beruf des Vaters (des Kindes). Hier antwortete die Mutter, daß er Geistlicher ist; auch eine absolut korrekte Antwort. Allerdings gibt es inzwischen im Iran so viele Geistliche, daß auch hier kein Zweifel für den Arzt bestand, einen unbekannten Patienten zu haben. Dadurch kam weder er in die Versuchung, seinen Patienten mit berühmtem Vater bevorzugt zu behandeln, noch kam die Familie in die Versuchung, die besondere Stellung auszunutzen, und gleichzeitig wurde die Liebe des Volkes zu den Geistlichen gestärkt, die mit dem Volk und unter dem Volk leben. Durch die Gnade Gottes und die Anwesenheit einer Person, die die Patienten kannte, wurde uns dieses Ereignis übermittelt, und auch unsere Liebe zu unserem Imam wird dadurch noch weiter vertieft.

Sicherlich konnte mit Hilfe des Namens Al-Hussaini schon öfters die Identität der Familie von Imam Khamene'i geheim gehalten werden. Und sicherlich werden wir auch von den meisten dieser Ereignisse nichts erfahren, weil es keine Zeugen gibt, die uns davon erzählen. Umso glücklicher können wir über jedes Ereignis sein, welches uns doch zu Ohren kommt.

Ein weiteres Ereignis, bei dem der Name von Imam Khamene'i sehr lange zurückgehalten wurde, ist die Hochzeit seines ältesten Sohnes. Die Ehefrau von Imam Khamene'i ging mit einer nahen Bekannten auf Brautschau zu befreundeten Familien der Bekannten, die jedoch die Identität von Frau Khamene'i nicht kannten. Auch dort traten sie als Al-Hussainis auf. Bei einer der Familien fragte der mögliche Brautvater nach dem Beruf des Sohnes und erfuhr, daß dieser Talabe (Schüler der islamischen Lehre) ist, denn der Sohn von Imam Khamene'i ist ein gelehrter Schüler des Islam und studiert u.a. in der Gelehrtenstadt Qum. Die Familie lehnte ab weil sie befürchtete, daß die materielle Versorgung der Tochter mit einem Geistlichen als Ehemann unsicher sein könnte. Schließlich streben die Geistlichen im Hinblick auf ihre hohe gesellschaftliche Verantwortung ein materiell sehr bescheidenes Leben an, um auch glaubhafte Vertreter der Armen und Entrechteten sein zu können. Eine andere aufgesuchte Familie fragte wiederum nach dem Beruf des Sohnes und nach dem Beruf des Vaters. Hier erhielten sie die Antwort, daß auch dieser ein Geistlicher sei. Ein möglicher Schwiegersohn, der Geistlicher war, schien dieser Familie vielleicht noch annehmbar, aber dazu ein ebenfalls Geistlicher Schwiegervater schien für die Tochter materiell doch zu unsicher. Auch diese Familie lehnte ab. Die Suche ging so lange weiter, bis sich eine Familie fand, die einverstanden war, so daß der Junge und das Mädchen miteinander sprachen und sich sehr schnell einig und vertraut wurden. Sie beschlossen zu heiraten. Doch der Vater des Mädchens hatte noch traditionsgemäß den Einwand, die Eltern des heiratenden Jungen zumindest einmal vorher kennenzulernen. Deshalb bat er den Jungen, seinen Vater zu einem vereinbarten Termin mitzubringen. Der Junge willigte ein.

Man kann sich vorstellen, wie groß die Überraschung gewesen sein dürfte, als plötzlich Imam Khamene'i persönlich vor der Tür stand, und die Familie des Mädchens erfuhr, daß der junge der Sohn des Imams ist. Es war Imam Khamene'i für das Glück seines Sohnes wichtig, daß seine zukünftige Schwiegertochter ihren Mann nicht wegen eines berühmten Namens heiraten sollte. Die Ehe wurde in einfachster Form im engen Familienkreis geschlossen. Möge Gott dieser jungen Familie Seinen Segen und die Gande schenken, würdige Enkel Imam Khamene'is großzuziehen.

Die Liebe und der Respekt der Eheleute Khamene'i zueinander wird für Außenstehende sicherlich nur sehr begrenzt erkennbar sein, aber dieses Wenige ist schon bezeichnend. Gemäß den Aussagen sehr naher Bekannter des Hauses hat sich Frau Khamene'i nie über das extrem schwere Leben an der Seite ihres Ehemannes (Gefangenschaft, Verbannung usw.) beklagt. Und Imam Khamene'i verdeutlicht seinen tiefen Respekt gegenüber seiner Ehefrau auch in den kleinen Dingen des Lebens. So fängt er niemals mit dem Essen an, bevor seine geliebte Ehefrau dazukommt, und sobald sie mit bei Tisch sitzt, bittet er um ein Salawat (islamische Segensgruß an den Propheten) für die Mühen seiner Frau und für ihre Gesundheit.

In allen Lebensbereichen versuchen die Familienmitglieder von Imam Khamene'i ihr Familienoberhaupt in der Bescheidenheit und einfachen Lebensführung zu unterstützen, gemäß dem Prinzip, daß der oberste Leiter eines Volkes wie sein einfachstes Mitglied leben muß. Beispielsweise wird Frau Khamene'i immer wieder zu Hochzeitsfeiern eingeladen. Sie geht aber nur zu den Feierlichkeiten, die nicht übertrieben, nicht mit Prunk und Pomp durchgeführt werden, und selbst bei diesen bescheiden durchgeführten Feiern behält sie ihren einfachen Tschador immer an. Niemand soll sich über das Aussehen und die Bekleidung der Frau des Imam-ul-Ummah unterhalten, und keine Frau soll sich wegen ihrer einfachen Kleidung schämen müssen. Auch sollen zu prunktvolle Hochzeiten nicht zum Hindernis der im Islam so empfohlenen Ehe werden. Ohnehin wird berichtet, daß Frau Khamene'i keinen Wert auf Goldschmuck legt, und daß sie während ihres Ehelebens keinen Goldschmuck getragen hat, obwohl Gold erlaubter Schmuck für die Frau ist.

Imam Khamene'i selbst legt großen Wert auf die Einfachheit des Hochzeitsritus und darauf, daß beispielsweise die Mehr (islamische Hochzeitsgabe des Bräutigams an die Braut) nicht übertrieben, und damit zum Hindernis für Heiratende wird. Ein zum Islam konvertierter österreichischer Bruder wollte mit seiner muslimischen Braut von Imam Khamene'i getraut werden. Nach einer Wartezeit kamen sie an die Reihe und flogen in den Iran; schließlich möchten unzählige Paare von Imam Khamene'i getraut werden. Im Vorzimmer von Imam Khamene'i, so erzählte es der Bruder, erkundigte sich ein Sekräter des Imams über die vereinbarten Details und die vereinbarte Mihr. Der österreichische Bruder hatte in seiner hohen Wertschätzung und als Zeichen seines großen Respektes in Anlehnung an die Zahl der Suren im Qur'an 114 Goldstücke mit seiner zukünftigen Ehefrau vereinbart. Als der Sekretär dieses hörte, schreckte er auf und wies das Brautpaar darauf hin, daß Imam Khamene'i die Trauung unter diesen Umständen nicht durchführen würde. Das überraschte Paar fragte nach dem Grund und erfuhr, daß die vereinbarte Höhe der Mehr ein Hindernis für weniger bemittelte Gläubige darstellen würde, und Imam Khamene'i Tendenzen zu übertriebenen Heiratsgeschenken entgegentreten möchte. Beeindruckt von der Argumentation vereinbarte das Hochzeitspaar, das auf jeden Fall die Ehe mit dem Gebet von Imam Khamene'i beginnen wollte, an Ort und Stelle die Zahlung auf 14 Goldstücke (die maximal von Imam Khamene'i akzeptierten Menge) zu reduzieren. Die eins vor der 14 bei 114 konnte im bereits aufgesetzten standesamtlichen Heiratsvertrag leicht eliminiert werden, und schließlich entspricht die 14 der Zahl der Reinen des Hauses des Propheten (Ahl-ul-Bait). So konnte die Trauung doch noch durchgeführt werden, und das Brautpaar konnte seinen Lebensweg mit der gesegneten Trauung durch den höchsten Geistlichen der Zeit beginnen.

Auch in seinem täglichen Leben legt Imam Khamene'i großen Wert auf eine einfache und schlichte Lebensführung. Frau Ahadian, eine nahe Verwandte, erzählte, wie sie einmal während des Krieges Saddams gegen die Islamische Republik Iran im Hause Imam Khamene'is anwesend war, als Imam Khamene'i zum Mittagessen heim kam. Nachdem er mit dem Essen begonnen hatte, stellte er verwundert fest: "Heute ist der Reis anders als sonst". Der deutlich bessere Geschmack war ihm nicht entgangen. Seine Frau antwortete, daß sie einen Festtag hätten und deshalb eine Reihe von Gästen. Aus diesem Grund hätte der Rations-Reis nicht ausgereicht. Zur Kriegszeit wurde der preisgünstige Reis rationiert und jeder Person zugeteilt. Frau Khamene'i beteuerte, daß sie deshalb gezwungen gewesen sei, den nicht rationierten (teureren) Reis zu kaufen. Imam Khamene'i wurde ernst und sagte: "Es war nicht vereinbart, daß wir unseren Lebensstil ändern, wenn Gäste kommen. Wenn es etwas (anzubieten) gibt, dann teilen wir es. Wenn nichts vorhanden ist, dann brauchen wir uns nicht zu schämen".

Ein anderes Mal war ein Verwandter zu Besuch, der eine Bemerkung über das angeblich schlecht gekochte Fleisch machte. Es stellte sich heraus, daß es eingefrorenes Rations-Fleisch war, da im Haus von Imam Khamene'i aufgrund der schwierigen Situation des Landes kein frisches Fleisch gegessen wurde.

Neben dieser Bescheidenheit im materiellen Bereich steht die große Freigiebigkeit Imam Khamene'is im zwischenmenschlichen Bereich. So lud er einmal als Staatspräsident alle ehemaligen Nachbarn aus Maschhad zu sich nach Teheran ein, darunter auch den Hausmeister der Moschee. Einige der Eingeladenen waren besorgt, daß er in dieser hohen Stellung sie nun nicht wiedererkennen würde. Aber Imam Khamene'i empfing jeden einzelnen und unterhielt sich mit jedem von ihnen. Auch heute noch pflegt er die Verwandtschafts- und Nachbarschaftsbeziehung und besucht diese bei seinen Reisen nach Maschhad.

Imam Khamene'i wird insbesondere von den Menschen geliebt, die sein Wirken mit eigenen Augen miterleben konnten. So wußte der ganze Mahal (Wohngegend) vom herausragenden Charakter ihres Nachbarn.

Frau Ahadian erzählte, wie sie zur Schah-Zeit in einer Schlange zum Brotkauf stand. Im Iran kaufen alle Leute traditionsgemäß für fast jede Mahlzeit frisches Brot, weshalb es immer lange Schlangen vor den Bäckereien gibt. Wenige Personen hinter Frau Ahadian stellte sich Imam Khamene'i auch in die Schlange der Wartenden. Sie fragte ihn, wieviele Brote er kaufen möchte, und bot ihm an, seine Brote mitzukaufen, damit er nicht so lange in der Schlange warten müsse. Imam Khamene'i lehnte dieses Angebot ab und sagte: "Zwischen ihnen und mir sind zwei Personen deren Recht (vor mir das Brot zu kaufen) dadurch genommen würde".

Imam Khamene'is besondere Barmherzigkeit gegenüber den Muslimen wird insbesondere in der Beziehung zu einem Verwandten deutlich, der sich feindlich gegenüber ihm verhalten hatte: So hatte ein naher Verwandter von Imam Khamene'i ihn in einem Zeitungsartikel offen beschimpft. Als dieser später mit seiner Frau nach Teheran in das Haus von Imam Khamene'i kam, war seine Frau sehr besorgt, wie der Imam ihren Mann empfangen würde. Aber Imam Khamene'i empfing ihn persönlich und sehr herzlich, so als ob nichts geschehen wäre.

Eine vergleichbare Geschichte ereignete sich mit einem anderen Gegner der Islamischen Revolution. Dieser Mann schickte einen Schmähbrief an Imam Khamene'i. Imam Khamene'i reagierte nicht und ließ sein Büro auch nicht antworten. Eines Tages kam dieser Mann wegen eines anderen Deliktes vor Gericht. Der Richter erfuhr vom Inhalt des Schmähbriefes und erwähnte dies während der Verhandlung. Imam Khamene'i wiederum erfuhr von der Verhandlung und schrieb an den Richter, den Brief bei der Verhandlung nicht zu berücksichtigen. Der Mann erhielt eine lange Haftstrafe, aber Imam Khamene'i begnadigte ihn.

Imam Khamene'is gütiges Verhalten gegenüber den Glaubensgeschwistern wird auch besonders in seiner großen Liebe zu den Kindern deutlich. So erzählt wiederum Frau Ahadian von der Zeit vor der Islamischen Revolution, daß die Kinder häufig auf ihm herumkletterten, wenn sie am Tisch saßen. Beim Essen gab er immer erst den Kindern, und nach dem Essen wünschten sich die Kinder Geschichten. Sehr geduldig erzählte Imam Khamene'i ihnen dann bis zu einer Stunde lang lehrreiche islamische Geschichten, bis er selbst müde wurde. Dann bat er die Kinder, selbst spielen zu gehen. Frau Ahadian sagt: "Auch meine Kinder empfanden eine große Liebe zu ihm und (freuten sich auf) die lehrreichen Geschichten. Ich sagte einmal zu meinem Sohn, 'geht doch spielen', aber er antwortete, 'ich bleibe hier, bis der Herr uns Geschichten erzählt hat' ".

Auch über Imam Khamene'is barmherzigen Umgang zu seinen Nachbarn gibt es ein bezeichnendes Ereignis. In Maschhad hatte Imam Khamene'i einen Nachbarn gehabt, der offensichtlich weder religiös noch moralisch ausgerichtet war. Damals war Imam Khamene'i aufgrund seiner Arbeit oft zuhause. Ein Bekannter erzählte sinngemäß: "Immer wenn ich zu ihm kam, sah ich, wie er sich dadurch (durch das Verhalten der Nachbarn) unwohl (belästigt) fühlte. Dann sagte ich, 'Herr Khamene'i, erlauben Sie mir, daß ich zu den Nachbarn gehe und sie ermahne'. Darauf wiedersprach er scharf: 'Ich schwöre bei meinem Großvater (gemeint ist sein Vorfahre der Prophet), daß Sie nichts sagen dürfen. Denn wenn die Nachbarn erfahren würden, daß ich mich durch sie belästigt fühle, würden sie sich selbst unwohl fühlen. Und ich kann nicht zulassen, daß sich meine Nachbarn (meinetwegen) unwohl fühlen'".

 

Das politische Leben

Die zahllosen politischen Entscheidungen und revolutionären Anweisungen von Imam Khamene'i sind nicht Gegenstand dieses Buches und würden den Rahmen dieses kurzen Lebensberichtes sprengen. Zudem ist eine Trennung von politischen und religiösen Aussagen im Islam ohnehin nicht möglich. Hier sollen nur einige Aussagen und Ereignisse wiedergegeben werden, die mir aufgrund ihrer Besonderheit in bleibender Erinnerung geblieben sind.

Zunächst aber sind zwei wichtige Eigenschaften von Imam Khamene'i zu erwähnen. Erstens: Sein starkes Gedächnis. Imam Khamene'i kennt nicht nur die wichtigsten Ereignisse und Personen der Weltpolitik der letzten 40 Jahre und verfügt somit über eine immense Wissensbasis, er kennt auch alle Strömungen und politischen Leitlinien in den islamischen Ländern. Vor allem kennt er jeden Politiker und jede Persönlichkeit des letzten Jahrhunderts im Iran. Selbst von "einfachen" Leuten behält er Jahrzentelang sehr gewöhnliche Ereignisse im Gedächnis, daß es einen zum Staunen bringt. Zweitens: Sein besonnenes und gerechtes Verhalten, selbst gegenüber den Feinden. Bei seinen hunderten öffentlichen Reden und über zweihundert Freitagsansprachen hat man noch nie erlebt, daß er etwas übertreibt, jemanden mit unanständigen Wörtern beschimpft, sich selbst lobt, seine Gegner persönlich angreift und beleidigt, falsche Aussagen macht oder seine Zuhörer gar anlügt. Selbst während des Krieges und in der schwierigsten Zeit der Islamischen Revolution hat er das Maß der islamischen Gebote nie überschritten. Seine wirkungsvollen Aussagen habe immerzu nicht nur seine Anhänger beeindruckt, sondern auch seine Gegner in Erstaunen versetzt.

Ein sehr lange nachwirkendes religiöses Dekret und ein Schrecken für die ganze westliche Welt war und ist die Fatwa von Imam Khomeini (r.) gegen den gottlästernden Autor Ruschdie (siehe hierzu [14]). Viele im Westen hatten gehofft, daß mit dem Nachfolger Imam Khomeinis auch die Fatwa verschwinden würde. Aber Imam Khamene'i hatte schon sehr frühzeitig klar und unmißverständlich Stellung bezogen.

Bei seiner Reise als Staatspräsident in das damalige Jugoslawien (20.2.1989), besuchte er auch Sarajewo (21.2.1989). Dort wurde er von Hunderttausenden begeisterter Muslime empfangen. Von einem Reporter angesprochen auf das Urteil, antwortete er: "Der Todespfeil ist abgeschossen und geht unbeirrt auf sein Ziel zu". Und auch bei seinem China-Besuch kurz danach, wobei er u.a. die Mio-Nio-Chieh Moschee in Bejing (Peking) besuchte (10. Mai 1989) bekräftigte er (am 12. Mai): "Die Kugel ist abgeschossen, sie trägt seinen Namen und wird früher oder später ihr Ziel erreichen". Und im Sommer 1995, als die westlichen Medien davon träumten, daß manche Regierungsmitglieder der Islamischen Republik Iran mit der Europäischen Union eine schriftlich fixierte Abschwächung der Fatwa (islamisches Rechtsgutachten) von Imam Khomeini (r.) aushandeln würden, ließ Imam Khamene'i die Aktion zum Erstaunen zahlreicher politischer Beobachter im letzten Moment scheitern.

Trauriges Folgeereignis der Jugoslawienreise, der ersten Europareise von Imam Khamene'i, ist der grausame und brutale Krieg der Serben mit westlicher und östlicher Hilfe gegen die Muslime. Fast könnte man denken, daß das muslimische Volk in Bosnien nicht nur für seinen Glauben, sondern insbesondere für seine Liebe zur islamischen Führung und seine Sympathie für die Islamische Revolution im Iran bestraft werden soll.

Während seiner Präsidentschaft hat Imam Khamene'i auch Pakistan, Indien, Libyen, Syrien, Algerien, Mozambique, Angola, Tansania, Simbabwe, Rumänien, Nordkorea und, wie bereits erwähnt, China besucht. Es ist deutlich zu beobachten, daß in vielen Ländern bzw. Regionen Imam Khamene'is Worte von der Bevölkerungen mit Begeisterung aufgenommen wurden, und seine Gespräche mit den Verantwortlichen wichtige Beiträge für politische Entwicklungen waren.

Bei seinem Besuch in Pakistan (13.-15. Januar 1986) war der Empfang durch das Volk so überwältigend, daß sich der damalige Staatspräsident Zia-ul-Haq offensichtlich unwohl fühlte, hatte er selbst doch nie eine solche Begeisterung von seinem Volk erfahren. Selbst die anwesenden westlichen Medienvertreter waren vom Empfang des Volkes für Imam Khamene'i überrascht. Und Imam Khamene'i bedankte sich nach seiner Rückkehr in den Iran öffentlich beim muslimischen Volk in Pakistan noch einmal für diesen herzlichen Empfang.

Kurz nach seinem Besuch in Rumänien (24.2.1989) wurden, sicherlich aufgrund seines Reiseberichtes, in iranischen Zeitungen14 ungewohnt kritische Artikel über das damalige rumänische Regime unter Ceausescu veröffentlicht, was auf die politische Weitsicht Imam Khamene'is hindeutet.

Bei seinem Besuch in Tansania (16.1.1986) hielt Imam Khamene'i eine Rede über den Kampf gegen das damalige Apartheids-Regime im benachbarten Südafrika. Die Rede wurde live im Fernsehen ausgestrahlt. Anschließend reiste er nach Mozambique und Angola und bekräftigte seine Aussage, daß mit Entschlossenheit und Opferbereitschaft das Apartheids-Regime eines Tages bezwungen werden würde. Das Apartheids-Regime hat - Gott sei Dank - inzwischen abgedankt. Und die Apartheid in Südafrika existiert zumindest offiziell nicht mehr.

Bei Imam Khamene'is anschließendem Besuch in Simbabwe (20.1.1986) ereignete sich etwas für Staatsbesuche Außergewöhnliches, was seither mein persönliches Handeln und meine eigene Konsequenz wesentlich beeinflußt hat. Im offiziellen Wortlaut im Iran hieß es dazu nur: "Beide Seiten (Iran und Simbabwe) zeigten sich zufrieden mit dem Ausgang der Konsultationen. Ein technischer Fehler im Protokoll der beiden Länder konnte die allgemein positive Atmosphäre während der Gesprächsrunden in Simbabwe nicht beeinträchtigen. Staatspräsident Khamene'i war von der Teilnahme an einem offiziellen Empfang zurückgetreten, da die Sitzordnung der teilnehmenden Damen sowie der Ausschank von Alkohol nicht dem Protokoll für den Empfang einer religiösen Persönlichkeit entsprach". Was hier als technischer Fehler bezeichnet wurde, war eine offene Provokation gegen Imam Khamene'i. Es war geplant, daß Frauen mit unpassender Kleidung und Schminke im Gesicht bei diesem Empfang teilnehmen und Alkohol angeboten werden sollten. Jeder, der wie ich in der westlichen Welt irgendein Essen, eine Zeremonie oder einen Empfang mit offiziellem Charakter mitgemacht hat, weiß, daß derartige Veranstaltungen heutzutage immer mit Alkoholausschank verbunden sind, und daß dabei sehr oft dürftig bekleidete Frauen als Zierobjekte zur Schau gestellt werden. Das ist nicht nur in der westlichen Welt so, sondern auch in der östlichen und leider auch in manchen Ländern der Muslime. Imam Khamene'i brachte durch seinen Boykott klar zum Ausdruck, daß er zum einen die Verletzung der Menschenwürde der Frau durch die Präsentation ihrer weiblichen Reize entschieden ablehnt und die größte Sucht und Droge der westlichen Welt, den Alkohol, nicht als Selbstverständlichkeit hinnimmt, sondern diesem Übel aktiv entgegentritt.

Meine bisherige Praxis, bei derartigen Veranstaltungen meist gezwungenermaßen, wenn auch mit Unbehagen, teilzunehmen, wurde durch diese Nachricht schlagartig beendet. Wenn schon Imam Khamene'i keine Rücksicht auf andere Staatsoberhäupter nahm und, ohne zu zögern, Regierungschefs stehen ließ, um die islamischen Gebote einzuhalten, so gab es für mich keine weitere Rechtfertigung für meine bisherige Inkonsequenz gegenüber viel niedrigeren Personen. Von vielen Geschwistern weiß ich, daß sie ähnlich beeindruckt waren. Einmal mehr verstanden wir die Notwendigkeit eines lebenden Vorbildes, und einmal mehr dankten wir Allah für dieses Vorbild, das er uns gegeben hat.

Einige Monate später war Imam Khamene'i noch einmal in Harare (1.-6. September 1986), um bei der 8. Vollversammlung der Blockfreien Staaten die Islamische Republik Iran zu vertreten. Dort wurde er vom Gastgeber und von fast allen Staatsoberhäuptern, insbesondere von Fidel Castro (Kuba) und Muammar Ghaddafi (Libyen) mit großem Respekt und auch für die westlichen Fernsehleute unerwarteten Verehrung begrüßt, so daß die Bilder mit erstaunten Kommentaren der westlichen Medien um die Welt gingen15 Gegenstand dieses Buches..

Bei allen seinen Reisen hatte Imam Khamene'i auch versucht, die Verantwortlichen der Länder über den wahren Charakter des zionistischen Regimes im besetzten Palästina aufzuklären. Der Tag, an dem weltweit gegen das Okkupanten-Regime (Israel) vom Palästina demonstriert wird, ist der von Imam Khomeini (r.) ausgerufene Tag von Al-Quds (Jerusalem) am jeweils letzten Freitag im Monat Ramadan. Die US-hörigen und damit den Zionisten dienenden arabischen Königtümer, und insbesondere das korrupte System der Saudis, versuchten immer wieder mit allen Mitteln die Demonstrationen und Veranstaltungen an diesem Tag zu unterdrücken. Eine ideale Gelegenheit hierzu schien im Jahr 1992 (1412 n. Hidschra, islamischer Zeitrechnung) gekommen zu sein, da hier das Fest des Fastenmonats gemäß der Vorhersage des Mondkalenders voraussichtlich an einem Samstag stattfinden würde. Die Saudis leiteten ohnehin den Ramadan immer vorzeitig ein und beendeten ihn dementsprechend vorzeitig, um die Einheit der Muslime zu unterwandern. In diesem Jahr sahen die Saudis ihre Chance gekommen, am letzten Freitag des Monats Ramadan vorzeitig das Fest in ihrem Land zu verkünden und somit jegliche Veranstaltungen zu verhindern. Dieser Plan war Imam Khamene'i nicht entgangen, so daß er entgegen der Tradition den Quds-Tag um einen Freitag vorverlegte. So demonstrierten die Muslime ausnahmsweise bereits am vorletzten Freitag des Monats Ramadan, und der Plan der Saudis war wiederum vereitelt.

Einmal, ja einmal war Imam Khamene'i sogar in New York. Widerwillig mußte die USA ihrem verhaßten Feind die Einreise genehmigen, weil Imam Khamene'i als Staatspräsident der Islamischen Republik Iran zur UN-Vollversammlung anreiste. Imam Khamene'is legendäre Rede auf dem Podium der UN-Vollversammlung am 22. September 1987 sollte zu einer seiner berühmtesten Reden werden [15]. Neben seiner klaren und deutlichen Darlegung der Ideale der Islamischen Revolution prangerte Imam Khamene'i mitten in New York die weltweiten Schandtaten der USA offen an. Noch am gleichen Tag hatten US-Schiffe den iranischen Handelsfrachter "Iran Ajr", der Mehl und Lebensmittel geladen hatte, mit Raketen beschossen und mit dem Vorwurf gekapert, das Schiff würde angeblich Minen auslegen. Allerdings konnte die USA diese Lüge nie glaubhaft machen. Auf dem unbewaffneten Schiff starben mehrere Seeleute. Dazu hieß es in den westlichen Nachrichten nur lapidar: "Die Iran Ajr hat das Feuer nicht erwidert". Das wäre auch sonst ein Wunder für ein Schiff ohne Waffen. Imam Khamene'i drohte der USA mit Vergeltung für ihre nunmehr offene Unterstützung der irakischen Aggression am Persischen Golf. Die US-Vertreter in der UN-Vollversammlung verließen, erniedrigt durch diese offenen Worte, den Raum, und das US-Verteidigungsministerium veranlaßte nach dieser Rede die sofortige höchste Stufe der Alarmbereitschaft ihrer Streitkräfte in der Region. Die dadurch ausgelöste extreme Nervosität der US-Streitkräfte konnte bereits am nächsten Tag beobachtet werden: Ein F-14-Jagdflugzeug der US-Luftwaffe schoß bei einer als NATO-Manöver getarnten Übung über dem Mittelmeer ein eigenes Aufklärungsflugzeug des Typs RF 4C der US-Luftwaffe mit einer Luft-Luft-Rakete ab [16].

Imam Khomeini (r.) war immer, insbesondere in seinen letzten Jahren, sehr besorgt, wenn Imam Khamene'i auf eine Reise ging und sagte zu seinem Lieblingsschüler: "Wenn Sie auf Reisen gehen, dann werde ich unruhig, bis Sie zurückkommen, gehen Sie nicht so oft auf Reisen". Nach seiner Ernennung zum Imam-ul-Ummah führte Imam Khamene'i mehrere Reisen in die verschiedenen Provinzen der Islamischen Republik Iran durch. Seine jüngste einwöchige Reise in die Nordprovinz Mazandaran (Mitte Oktober 1995) war eine unbeschreibliche Demonstration der innigsten Zuneigung zwischen den Muslimen und ihrem Imam. In allen Städten und Dörfern, die Imam Khamene'i besuchte, waren unzählige Menschen zur Begrüßung ihres Imams auf der Straße. Überall waren hunderttausende Männer und Frauen, Junge und Alte, Arme und Reiche, Schiiten und Sunniten mit Blumen in den Händen und Freudentränen in den Augen gekommen, um Imam Khamene'i zu begrüßen, um ihm zuzuhören und mit ihm zu sprechen. In jeder Stadt stand Imam Khamene'i bis zu acht Stunden dem Volk zur Verfügung, damit viele Einzelne mit ihm reden und erneut ihren Bei'a (Treueeid) bekräftigen konnten. Darüberhinaus besuchte Imam Khamene'i u.a. zahlreiche Gelehrte, die von Imam Mahdi (a.) berichten konnten und erkundigte sich nach Botschaften des 12. Imams an ihn.

Eine alte Dame, Mutter eines Märtyrers gab dem Imam ein Tuch und sagte zu ihm: "Oh Herr! Das Tuch ist die Erinnerung an meinen Schahid! Nehmen Sie es bitte in die Hand, damit es gesegnet wird", und Imam Khamene'i nahm das Tuch in die Hand. Aber er sagte zu der Frau: "Wenn ich das Tuch eines Schahid berühre, dann wird meine Hand gesegnet". Ein junger Mann brach zusammen, als er die verwundete Hand von Imam Khamene'i küssen wollte, da seine eigene Hand gesund war, aber er die seines Imams verwundet sah. Ein alter Mann umarmte seinen Imam so liebevoll und sagte: "Oh Herr, möge Allah uns alle opfern, aber Sie am Leben erhalten für den Islam und die Islamische Ummah". Ein junges Mädchen sagte erschöpft mit Freudentränen in den Augen: "Mein lieber Imam, ich bin eine sehr lange Strecke aus unserem Dorf zu Fuß gekommen, um Sie einmal von Nahen zu sehen. Ich bin erschöpft, aber es hat sich gelohnt, und ich bin bereit für Sie mein ganzes Leben barfuß zu laufen".

Diese und unzählige andere herzergreifende Momente wurden in Live-Sendungen vom iranischen Fernsehen übertragen. Leider sind die westlichen Medien nicht gewillt, eine einzige dieser Wahrheiten von und über Imam Khamene'i der Weltöffentlichkeit zu übermitteln.

 

Die Fatwas des täglichen Lebens

Imam Khamene'i hat bereits mit über Dreißigtausend Fatwas zu persönlichen und öffentlichen Fragen der Ummah aus der ganzen Welt geantwortet. Voller Hoffnung haben die Muqallidien (Befolger) von Imam Khamene'i überall in der Welt darauf gewartet, daß seine Fatwas in gesammelter Form als Buch veröffentlicht und übersetzt werden. Inzwischen liegt der erste Teil im arabischen Original vor [6]. Englische und türkische Übersetzungen sind in Arbeit.

Zahlreiche seiner Fatwas wurden bereits vorher weltweit bekannt, weil sie entweder für viele Muslime relevant waren, wie beispielsweise seine zahllosen Fatwas, welche die Einheit der Muslime fördern sollen. Oder aber sie stehen in einem sehr interessanten Zusammenhang, so daß sie veröffentlicht wurden.

Eine aufsehenerregende, aber auch kuriose Fatwa war zweifelsohne die Aussage in bezug auf das Getränk Coca-Cola. Als Vorgeschichte zu dieser Fatwa muß erwähnt werden, daß die US-Regierung, obwohl sie den Verkauf aller nur erdenklicher Waren aus den USA in den Iran verbietet und Verkäufe anderer Ländern extrem zu behindern versucht, offensichtlich den Export von Coca-Cola freigibt. Noch während dieses Buch geschrieben wurde, bekräftigte am 1. Mai 1995 der US-Präsident Clinton - bezeichnenderweise bei einer Rede vor dem Jüdischen Weltkongress - die Verschärfung des Handelsboykotts gegen Iran. Diese Verschärfung schließt aber leider Coca-Cola nicht ein. Hierin steckt wahrlich nicht nur ein politisches Zeichen, denn Coca-Cola ist eines der typischen Symbole des sogenannten "American Way of Life"16. Und die USA nutzen diese letzte Nische, um ihre Ideologie, wenn auch nur als Getränk, in den Iran zu exportieren, zumal alle anderen kulturellen Einflußmöglichkeiten kaum mehr bestehen. Immerhin wird inzwischen der Originalname Coca-Cola wieder verwendet. Denn lange Zeit wurde dieses Getränk nur unter dem islamischen Namen Zamzam (Heiliger Brunnen in Mekka) verkauft, was sicherlich eine Beleidigung des Zamzam-Wassers war. Nicht nur deswegen, sondern weil Coca-Cola sicherlich auch gesundheitsschädlich ist, haben revolutionäre Muslime das Getränk immer verdammt. Unglücklicherweise war es ein, wenn auch kleiner Wirtschaftsfaktor. So konsumierte der Iran mit seinen 60 Millionen Bevölkerung ca. 2 Milliarden Flaschen (0,2 l) des Getränkes pro Jahr, d. h. jeder zehnte Iraner trinkt im Schnitt jeden Tag eine Flasche. Coca-Cola wird im Iran seit 1992 mit Original-Lizenz durch westlich orientierte iranische Kapitalhaber produziert, was eine ständige Abgabe an den Lizenzgeber bedeutet, und Pepsi-Cola eröffnete 1994 auch eine Produktionsanlage (mit sehr umstrittener Unterstützung durch eine iranische Stiftung). Da der Islamische Staat prinzipiell den freien Handel gewährleistet, wurde bisher von offizieller Seite nichts dagegen unternommen.

Vor diesem Hintergrund stellte man die Frage nach der Legitimität des Getränkes an Imam Khamene'i. Die Frage hatte keinen eindeutigen Charakter. Jeder wußte, wenn das Getränk islamisch verboten gewesen wäre, dann dürfte es keine Produktionsstätte im Iran mehr gegeben. Bei einer möglichen religiösen Erlaubnis jedoch, könnte damit für das in Bedrängnis geratene Getränk geworben werden. Aus diesen beiden Möglichkeiten heraus war es eine schwierige Frage. Die Antwort-Fatwa von Imam Khamene'i im Februar 1995 war fatal für alle Cola-Hersteller und Konsumenten:

"Alles, was (direkt) die weltweite Arroganz und die zionistischen Kreise stärkt, ist haram (verboten) für die Muslime".

Aufgeschreckt von dieser Fatwa wandten sich die Produzenten der Getränke im Iran an Imam Khamene'i und baten ihn um eine Klarstellung. Dieses Mal antwortete nicht er selbst, sondern sein Büro und teilte den Fragenden mit, daß sich die Aussage von Imam Khamene'i nicht auf ein bestimmtes Getränk bezog, sondern eine allgemeingültige Aussage war. Aber jeder, der es verstehen wollte, hat die Fatwa verstanden! Statistiken über die Cola-Verkaufszahlen seit dieser Fatwa liegen leider nicht vor. Aber Beobachter können feststellen, daß die vielen guten iranischen Getränke ihre Beliebtheit wiedergewinnen und dieses westliche Getränk zunehmend vergessen lassen, so daß meistens nur noch westlich orientierte Kreise derartiges trinken.

Ähnlich klare und für einige verheerende Aussagen hat Imam Khamene'i auch zu anderen alltäglichen und fast jeden betreffende Themen getroffen. So haben einige Fragesteller auch bei ihm versucht, durch eine geschickte Fragestellung, eine Gesetzeslücke für die Rasur des männlichen Bartes zu schaffen. Sie fragten, ob die Rasur des Bartes auch verboten ist, wenn sie nicht mit einer Klinge, sondern mit einer Schere erfolgt, was heutzutage technisch möglich, aber faktisch nichts als Haarspalterei ist. Imam Khamene'i ging gar nicht auf die Technik der Rasur ein, sondern erklärte, daß jede Form der Rasur, die dazu führt, daß man glatt rasiert aussieht, für einen muslimischen Mann verboten ist. Es braucht hier nicht diskutiert zu werden, welches islamische Wort - haram (verboten), ihtiyaten haram (vorsichtshalber verboten) oder ähnlich - für dieses Verbot benutzt wurde, denn es würde höchstens die Stufe der Abscheulichkeit ausdrücken. Tatsache aber ist und bleibt, daß ein erwachsener muslimischer Mann, abgesehen von medizinischen und biologischen Ausnahmen, einen Bart tragen muß! Auch heute noch wundert sich der kritische Teheran-Besucher, wie viele Bartlose es doch noch gibt, die offensichtlich zumeist aus Gewohnheit oder Unwissenheit ihre äußere islamische Identität nicht ernst nehmen. Aber ihr Anteil nimmt stetig ab.

 

Fatwas für unsere Wissenschaft

Imam Khamene'is Rechtsgelehrtheit (Mardschaiya) ist nicht nur in unserem privaten Bereich, sondern auch in unserem beruflichen und insbesondere wissenschaftlichen Bereich Basis für unser Handeln. Zu unserer wissenschaftlichen Wissensbildung und im Hinblick auf die Einhaltung der Reinheitsgebote im Islam haben wir, eine Gruppe von muslimischen Hochschulangehörigen im deutschsprachigen Raum, die in dem Verein "Islamischer Weg" organisiert sind, einen Brief an unseren Mardscha Imam Khamene'i geschickt. In diesem Brief haben wir ihm u.a. eine gewöhnliche Abwasserkläranlage für kommunale Abwässer mit biologischer Abbaustufe beschrieben und ihn gefragt, in welcher Stufe der Kläranlage das Wasser als tahir (religiös rein) gelten kann.

Imam Khamene'i antwortete, daß gemäß unserer Beschreibung an keiner Stelle im Klärwerk das Wasser islamisch rein ist und erst nach der Einleitung in das entsprechende Gewässer, bei der entsprechend notwendigen Vermischung und Verdünnung durch das Flußwasser, als rein gelten kann. Ausgehend von dieser islamischen Aussage unseres großen Gelehrten als Basis für unsere Wissenschaft ergeben sich für unsere Arbeit beispielsweise folgende Konsequenzen:

- Der von uns beschriebene biologische Abbau des Abwassers in den biologischen Stufen entspricht nicht einer chemischen Umwandlung ("Istihala"), welche zur Reinigung führen würde.

- Eine Koppelung von Abwasserreinigung und Trinkwasseraufbereitung, wie sie in manchen sehr dicht besiedelten Gebieten der Erde schon praktiziert wird, ist unbedingt zu vermeiden.

- Ein solches Wasser muß vor der Trinkwasseraufbereitung entweder mit reinem Wasser stark verdünnt oder aber chemisch umgewandelt werden (z.B. durch Verbrennung oder chemische Bindung).

- Abwässer müssen bestmöglich vermieden werden, insbesondere wenn die Reinigung nur mit sehr aufwendigen Technologien möglich ist.

Sicherlich hat dies nicht nur wissenschaftliche, sondern z.B. auch bevölkerungspolitische Konsequenzen. Selbst wenn wir als Wissenschaftler noch nicht alle daraus resultierenden Vorteile und Konsequenzen erkennen können, so sind die Regeln für uns bindend, und wir sind der festen Überzeugung, daß wir durch die Bindung an diese Regeln sowohl wissenschaftlich schneller voranschreiten als auch mit verminderten Nachteilen die Wissenschaft in den Dienst der Menschheit stellen können. Wir wissen, daß Imam Khamene'i zahlreiche wissenschaftliche Fragen von muslimischen Geschwistern weltweit beantwortet hat, und seine islamischen Antworten bilden für zahlreiche Wissenschaftler, insbesondere Ärzte, die Grundlage ihrer Forschung und Entwicklung auf hohem Niveau.

 

Der höchste Gelehrte

Wie teilweise geschildert, gab es zahlreiche Ereignisse und Zeichen sowie Aussagen von den Großen der Zeit, die uns die hohe Stellung von Imam Khamene'i schon vor seiner Verantwortungsübernahme verdeutlicht haben. Einige frühere Aussagen von Imam Khomeini (r.) und von beispielsweise Ayatollah Taleghani (r.) wurden hier schon zitiert. Ein weiteres Ereignis kann uns einen deutlichen Hinweis auf Imam Khamene'is Weisheit geben.

Der große Gelehrte und einer der großen Schüler von Imam Khomeini (r.), Schahid Ayatollah Motahhari (r.) und der berühmte Soziologe Dr. Schariati, beide ebenfalls aus Maschhad stammend, waren bereits früher Gesprächs- und Diskussionspartner von Imam Khamene'i, und immer wenn sich die Gelegenheit bot, diskutierten sie über die Angelegenheiten der Gesellschaft aus der Sicht des Islam. Dr. Schariati, der selbst ein islamisch gebildeter Soziologe war, erkannte schon früh seine Unterlegenheit gegenüber seinen beiden hochqualifizierten Gesprächspartnern und sprach diese entsprechend sehr respektvoll an. Dennoch aber machte er einen Unterschied bei der Anrede von beiden. So nannte er Imam Khamene'i vor über 20 Jahren immer respektvoll Ustad, was soviel heißt wie Gelehrter (Professor) oder Meister. Immer wieder kann man aus solchen Ereignissen erkennen, daß die Weisheit von Imam Khamene'i zumindest für diejenigen, welche die intellektuellen Voraussetzungen dafür hatten, sehr frühzeitig und sehr deutlich sichtbar wurde.

Auch das legendäre frühere Oberhaupt der Hizbollah im Libanon, Schahid Abbas Musawi (r.), gab in einer Rede kurz vor seinem eigenen Martyrium Imam Khamene'i den Titel Imam-al-Qa'id (der leitende Imam oder der rechtgeleitete Imam). Die Szene wurde vom libanesischen Fernsehen im Sender des islamischen Widerstandes ausgestrahlt.

Während dieses Buch geschrieben wurde, ereignete sich das traurige Ereignis, daß der Sohn von Imam Khomeini (r.), Hodschat-ul-Islam Ahmad Khomeini (r.), zu seinem Schöpfer zurückgekehrt ist (17.3.1995). Er war einer der Zeugen gewesen, welcher die bedeutsamen Aussagen seines Vaters über die Führungspersönlichkeit Imam Khamene'is weitergegeben hatte. Hodschat-ul-Islam Ahmad Khomeini (r.) hatte bereits mehrere Male in den letzten Jahren seines Lebens öffentlich gesagt, "der Gehorsam der Muslime gegenüber dem verehrten Führer der Revolution (Imam Khamene'i) ist die Grundlage zur Glückseligkeit im Dies- und Jenseits" und "ich und alle Angehörigen des Hauses von seiner Eminenz Imam (Khomeini) danken herzlich den weisen Gelehrten des Expertenrates, weil wir überzeugt sind, daß die Seele unseres geliebten Imam (Khomeini) durch die weise Ernennung (von Imam Khamene'i) glücklich wurde und Frieden fand ..., ich verstehe es als meine absolute Pflicht den Anweisungen des Wali-e-Faqih (Imam Khamene'i) Folge zu leisten". Mit der gleichen Deutlichkeit bezeugte er auch in seinem Testament seine Treue zu diesem großen Gelehrten. Er schrieb an seine drei Söhne folgende Anweisung: "Wisset, daß er (Imam Khamene'i) für den Erfolg des Islam und des Systems des Landes steht, und geratet nicht in eine zu ihm wiedersprüchliche Auslegungen des Islam, denn der Feind ist auf der Lauer"[17]. Hodschat-ul-Islam Ahmad Khomeini (r.) wurde entsprechend seinem Wunsch im Mausoleum seines Vaters unmittelbar neben ihm begraben.

Imam Khomeini (r.) - möge Gott ihn ewig belohnen - hat durch sein Wirken die Basis für den Bestand der Revolution unter der Führung von Imam Khamene'i geschaffen. Er hat nicht nur das islamische System in Staatsform belebt, sondern er hat auch zahllose überholte Traditionen der Schiiten revolutioniert. Hierzu gehörte u.a. die Definition der Eigenschaften und Voraussetzungen der islamischen Führungspersönlichkeit: Jahrhundertelang reichte es aus, ein männlicher, erwachsener, gerechter und weiser Mudschtahid der Zwölfer-Schia zu sein, der von rechtmäßigen Eltern (eheliches Kind) geboren wurde und selbst am Leben war, um die Voraussetzungen für die Vorbildfunktion (Mardscha-e-Taqlid) zu erfüllen. Imam Khomeini (r.) aber ergänzte diese Voraussetzungen um einige sehr wichtige Faktoren, nachzulesen in seinem Brief an die Gelehrten der Houzeh-Ilmi-Qum (Gelehrtenschule in Qum) [18]. Darin werden u.a. als weitere Voraussetzungen genannt:

- Er muß vertraut mit den Problemen seiner Zeit sein,
- er muß die allgemeine Politik kennen und in der Lage sein, Stellung zu politischen Ereignissen zu beziehen,
- er muß mit den Möglichkeiten vertraut sein, den feindlichen Strategien entgegentreten zu können,
- er muß gute Kenntnisse der Wirtschaft, einschließlich der bestehenden Wirtschaftssysteme der Welt haben,
- er muß vertraut sein mit der aktuellen Politik sowie mit den Politikern und ihren Ansichten,
- er muß die Charakteristik des Weltherrschaftssystems durchschauen,
- er muß in der Lage sein, eine große islamische und selbst nicht-islamische Gesellschaft zu regieren,
- er muß ein qualifizierter Organisator (Manager) sein.

Nimmt man nur diese wenigen zusätzlichen Faktoren aus dem Brief von Imam Khomeini (r.), die er als Voraussetzung für zukünftige Mardschas und somit als Voraussetzung für seine Nachfolgeschaft definiert hat, so kam nach seinem irdischen Abschied nur eine Person in Frage, die Leitung der Ummah und die Vorbildfunktion (Mardschaiya) für die Muslime zu übernehmen: Imam Seyyid Ali Khamene'i. Möge Gott alle diejenigen belohnen, welche diese weise Entscheidung von Anfang an unterstützt haben, und alle diejenigen, die nach und nach dazugekommen sind.

Imam Khamene'i selbst hat die Verantwortung der Mardschaiya immer wieder mit dem Hinweis von sich gewiesen, daß es genügend kompetente Gelehrte gäbe, welche diese Verantwortung tragen könnten. Nach und nach verstarben allerdings alle bekannten Mardschas aus der Zeit von Imam Khomeini (r.) wie Ayatollah-ul-Uzma Marashi-Nadschafi (r.), Ayatollah-ul-Uzma Khu'i (r.), Ayatollah-ul-Uzma Golpayegani (r.) und Ayatollah-ul-Uzma Araki. Nach jedem Verlust eines weiteren großen Gelehrten wurde der Ruf nach Imam Khamene'is Mardschaiya lauter.

Für die Muqallidien (Befolger) von Imam Khamene'i war eine Diskussion über dieses Thema aber zumeist unverständlich. Denn schließlich hatten bereits zahlreiche geachtete und bekannte Persönlichkeiten, wie der Parlamentspräsident des islamischen Parlaments im Iran Hodschat-ul-Islam Nateq-Nouri erklärt, daß er mit seiner Familie seit Jahren Muqallid (Befolger) von Imam Khamene'i ist. Und schließlich kann man nur Muqallid von einem Mardscha-e-Taqlid (Vorbild der Nachahmung) sein. Selbst so unbedeutende Personen, wie wir Muslime im deutschsprachigen Raum, erhielten auf unsere Fragebriefe an Imam Khamene'i von ihm handgeschriebene und mit seinem Siegel signierte Fatwas. Zwar lehnte Imam Khamene'i es auch weiterhin öffentlich ab, ein Vorbild der Nachahmung (Mardscha-e-Taqlid) zu sein, aber er ließ seine Befolger niemals im unklaren und versorgte diese mit den notwendigen religiösen Dekreten (Fatwas).

Am 17. Dezember 1993, sechs Tage nach dem irdischen Abschied von Ayatollah Golpayegani (r.), geschah dann etwas für viele schon lange Erwartete: Der Leiter des Freitagsgebetes in Teheran und oberste Richter des Landes Ayatollah Yazdi verkündete beim Freitagsgebet, daß Imam Khamene'i auch Mardscha-e-Taqlid, also Vorbild der Nachahmung sei. Diese Rede löste eine große Diskussion um das Prinzip der Mardschaiya im allgemeinen und um Imam Khamene'is Stellung im besonderen aus. Während einige traditionell gesonnenen Personen sich mit der Aussage von Ayatollah Yazdi nicht anfreunden konnten, setzte zwei Tage danach der Parlamentspräsident Hodschat-ul-Islam Nateq-Nouri bei einer Rede vor Studenten anläßlich des Martyriums von Prof. Dr. Mofatteh17 Hochschulen. noch eine Aussage darauf: Er veröffentlichte, wie bereits erwähnt, daß er und seine Familie Muqallid (Nachahmer) von Imam Khamene'i ist. Damit war die Nachfrage nach Imam Khamene'is Risala (religiöses Regelwerk) nun öffentlich geworden, die bis zur öffentlichen Annahme der Mardschaiya durch Imam Khamene'i und die Veröffentlichung seiner Risala nicht verstummen sollte.

Die Auswirkungen dieser Situation konnte ich am eigenen Leib direkt miterleben. Im Februar 1994 fand in Isfahan der "Second Conference and the Issues and Challanges facing Water & Wastewater Industries" (Zweite Konferenz der Wasser und Abwasserbehandlung) statt, zu der auch mein muslimischer Bruder und ich jeweils einen Vortrag aus Deutschland eingereicht hatten, die - Gott sei Dank - angenommen wurden. Am Abend vor der Konferenz am 1. Februar 1994 waren wir Gäste der "Esfahan Water & Sewage Company" (Isfahan Wasser und Abwasser Gesellschaft). Zur Unterhaltung der Gäste gab es ein Theaterstück, dessen Inhalt ich aufgrund meiner Persischunkenntnisse nicht verstand. Allerdings gab es zwei Szenen auf der Bühne, die mir sehr mißfielen, u.a. eine Szene, in der eine Zigarette geraucht wurde. Nach dem Stück bat ich einen Dolmetscher mich zum Verantwortlichen des Theaterstücks zu führen, weil ich mich beschweren wollte. Der verunsicherte Dolmetscher brachte mich zum Leiter der Gesellschaft. Diesem Mann, mit dem Namen Abka, erläuterte ich mein Anliegen, und daß es nicht sein könne, daß im Islamischen Staat auf der Bühne, vor allen Leuten geraucht wird. Herr Abka reagierte, entgegen meinen Erwartungen, sehr besonnen. Er bedankte sich herzlich für meinen Einwand mit dem Hinweis, diesen in Zukunft zu berücksichtigen.

Am nächsten Morgen war ich einer der ersten Vortragenden, und ich hielt es für meine Pflicht, im Namen unserer Geschwister im deutschsprachigen Raum beim Vortrag einen Gruß an Imam Khamene'i auszusprechen. Als der Übersetzer des Vortrages (ich sprach Englisch), wohl mehr aus Gewohnheit, "Ayatollah" Khamene'i übersetzte, korrigierte ich ihn und sagte, daß wir es wünschen "Imam" Khamene'i zu sagen. Dies führte nicht nur zu einem lauten "Salawat" (Gruß an den Propheten und die Reinen seiner Nachkommenschaft) im Publikum, sondern auch zu weiteren unglaublichen Ereignissen, die uns die Liebe des Volkes und auch der Verantwortlichen zum Imam-ul-Ummah sehr deutlich vor Augen führten. In der anschließenden Tee-Pause kamen zwei Brüder zu uns und luden uns äußerst höflich zu einer Sondersitzung ein, die gerade parallel zu unserer Veranstaltung lief. Sehr überrascht stiegen mein Bruder, ich und ein Dolmetscher, der selbst Hochschulabsolvent war, in einen vorgefahrenen Dienstwagen ein, in dem der besagte Herr Abka saß. Neben unserer Überraschung kam jetzt auch noch meine Verlegenheit hinzu. Er lächelte uns nur sehr freundlich an und sagte, daß er uns bräuchte. Wir fuhren ans andere Ende der Stadt. Herr Abka, den jeder in der Stadt zu kennen schien, brachte uns in einen großen Vorlesungsraum. Im Auditorium saßen einige hundert Geistliche, und auf dem Podium sprach, wie uns später erzählt wurde, ein großer Ayatollah. Als der Redner seine Rede beendet hatte, kündigte der Moderator einen kurzfristig eingeplanten Zusatz zum Programm an. Zwei Gäste von einer deutschen Hochschule hätten noch einen kurzen Beitrag. Diesen letzten Satz hatte ich verstanden, und mein Herz schlug plötzlich doppelt, wenn nicht sogar dreimal so schnell. Was sollten wir denn sagen? Ohne zu wissen, wie uns geschah, standen mein Bruder, der Dolmetscher und ich auf dem Podium vor dem Mikrophon. Wir entschuldigten uns bei den Zuhörern dafür, daß Leute wie wir vor diesen ehrenwerten Menschen sprechen durften und übermittelten im Namen unserer Geschwister den Gruß an: "Imam-ul-Ummah Ayatollah-ul-Uzma Imam Seyyid Ali Khamene'i". Gleichzeitig beglückwünschten wir sie alle für ihre Unterstützung des heutigen Imam-ul-Ummah. Abschließend grüßten wir den anwesenden Ayatollah Taheri, den Freitags-Imam von Isfahan, und dankten ihm für seinen Besuch in Hamburg mehrere Jahre zuvor, weil er uns mit seinem Besuch sehr stark motiviert hatte. Spätestens jetzt wußten wir, daß sowohl das Volk als auch manche Verantwortliche in den Behörden und wichtigen Schaltstellen Imam Khamene'i genau als das liebten, was er war; nämlich als Führer der Islamischen Revolution, als Imam-ul-Ummah, und als Mardscha-e-Taqlid.

Imam Khamene'i ging wohl aus verschiedenen Gründen lange nicht auf die zahllosen Bitten von Gelehrten aus der ganzen Welt ein, sich zur Verantwortung der Mardschaiya öffentlich zu bekennen, auch wenn er diese Last schon längst trug.

Erst nach dem irdischen Abschied von Ayatollah-ul-Uzma Araki (r.), dem letzten öffentlich bekannten Groß-Ayatollah, änderte sich die Situation. Die Gelehrtenschule in Qum (Houze Ilmi Qum) veröffentlichte, wie mehrere Male zuvor nach dem irdischen Abschied eines Mardschas, eine neue Liste mit einer Reihe von Personen, die als Mardscha vorgestellt wurden. In dieser Liste wurde zum ersten Mal gegen den zuvor wiederholt geäußerten Willen von Imam Khamene'i, auch sein Name erwähnt. Denn diesmal hatten die Gelehrten aus Qum es nicht für erforderlich angesehen, Imam Khamene'i um Erlaubnis zu bitten, bevor sie ihn als Mardscha vorstellten. Für viele seiner ungeduldigen Anhänger, wie auch uns, war es unverständlich gewesen, warum es so lange gedauert hat, bis endlich der Imam-ul-Ummah als das vorgestellt wurde, was er in unseren Augen schon lange war.

Aber auch dieses Mal wehrte sich Imam Khamene'i gegen die Nennung seines Namens als Mardscha und sagte später über diese Veröffentlichung: "Die Ulema haben eine Liste erstellt, und der Name meiner Wenigkeit ist in dieser Liste enthalten. Hätten sie mich allerdings vorher gefragt, dann hätte ich sie gebeten, es nicht zu tun. Erst nach ihrer öffentlichen Erklärung wurde ich informiert, anderenfalls hätte ich es nicht zugelassen". Imam Khamene'i ließ erst sogar das Fernsehen kontaktieren und es auffordern, seinen Namen wegzulassen, wenn die Erklärung der Houze Ilmi Qum verlesen wird. Nur auf das Argument hin, daß das Weglassen seines Namens bei der Verlesung der Liste eine Verzerrung des Gelehrtendokuments bedeutet hätte, erlaubte er den Sendern die Veröffentlichung der vollständigen Liste.

Auf diesen nicht mehr zu überhörenden Ruf hin erklärte Imam Khamene'i sich am 14. Dezember 1994 zumindest teilweise bereit, die Last der Mardschaiya, die er praktisch schon seit Jahren trug, auch öffentlich auf sich zu nehmen. Hierzu sagte er u.a.: "Liebe (muslimische) Nation, meine lieben Freunde, ehrwürdige Ulema (Gelehrten) und alle, die mir von überall schreiben und mich auffordern, eine Risala herauszugeben und ähnliches, laßt mich jetzt eines sagen: Meine derzeitige Aufgabe (Imam-ul-Ummah) ist sehr schwer. Die Last der Führerschaft mit ihrer gewaltigen Verantwortung ist gleichwertig mit der Last mehrerer Mardschaiyas aufeinander gestapelt.... Derzeit besteht (im Iran) keine Notwendigkeit. Aber falls - Gott verhüte - die Situation sich ändern und ich zu der Überzeugung gelangen würde, daß es keine Alternative gibt, dann würde ich sagen: In Ordnung, trotz all meiner Schwächen und Unzulänglichkeiten können meine Schultern - mit Gottes Hilfe - auch dieses Gewicht tragen, wenn sie müssen, wenn es unbedingt notwendig ist. Das ist aber zur Zeit nicht der Fall. Es ist kein Grund dafür vorhanden, denn es gibt so viele Mudschtahids, Lob sei Gott.... Es gibt also keinen Grund, warum auch noch diese Bürde auf meine schwachen Schultern gelegt werden sollte, zusätzlich zu der schweren Last, die der Erhabene Gott mir bereits auferlegt hat. Es gibt keinen Grund dafür. Wenn man also weiter darauf bestehen sollte, daß ich eine Risala veröffentlichen soll, dann denkt bitte daran, daß der Grund, warum ich die Last der Verantwortung der Mardschaiya ablehne, der ist, daß es - Gott sei Dank - andere Ulema (Gelehrte) gibt. Außerhalb des Irans ist die Lage allerdings anders. Ich nehme die Verantwortung für sie auf mich. Denn würde ich diese Bürde nicht übernehmen, würde es großen Schaden anrichten...". Die zuhörende Menge brach in laute Parolen aus und rief voller Begeisterung: "Khamene'i, ist der islamische Führer. Er ist der Stellvertreter des Propheten". Auf den Straßen und bei islamischen Veranstaltungen riefen (und rufen) die Muslime "Khamane'i imam ast, mardschai schiayan ast" (Khamane'i ist der Führer, er ist der Mardscha der Schiiten).

Sicherlich ist diese Rede wiederum als historisch zu bezeichnen. So etwas hatte es noch nie vorher gegeben, zumindest ist uns kein derartiger Fall bekannt: Ein Mardscha, der für seine treuen Anhänger schon seit Jahren das größte Vorbild der Nachahmung ist, erklärt, daß es im Inland auch andere geeignete Personen gibt, die diese Aufgaben erfüllen können, aber für das Ausland sei er bereit, die Last der Verantwortung zu tragen.

Ayatollah Ahmad Azeri Qumi, Mitglied des Houze-Ilmi-Qum, verglich die Bekanntgabe von Imam Khamene'i in der Liste der Maradscha (Mehrzahl v. Mardscha) mit der Bekanntgabe der Liste 1963, in der Imam Khomeini (r.) zum ersten Mal erwähnt wurde und sagte dazu: "Für viele war Imam Khomeini (r.) schon vorher Mardscha".

Unser islamischer Lehrer hatte in der Zwischenzeit sein Studium in Deutschland beendet und war seit ungefähr einem Jahr wieder im Iran, im islamischen Staat, bei unserem geliebten Imam Khamene'i. Während er sich bereits in Deutschland mit Leib und Seele für den Imam-ul-Ummah eingesetzt hatte, bemühte er sich im Iran nach Kräften noch mehr, Imam Khamene'is würdiger Anhänger zu sein. Unmittelbar nachdem wir den Text der Rede von Imam Khamene'i erhalten hatten, rief ich meinen Lehrer an. Nach einem Gruß sagte ich zu ihm: "So, wir Ausländer haben nun auch offiziell unseren Mardscha". Natürlich wußte er sofort, was ich meinte und lachte. Aber die von Imam Khamene'i ausführlich dargelegte Beschränkung auf das Ausland sollte wohl vor allem die anderen Gelehrten motivieren, ihrer islamischen Aufgabe gerecht zu werden und hatte Signalwirkung. Hätte Imam Khamene'i die Verantwortung ohne Einschränkung angenommen, so wären die Anhänger der anderen Gelehrten wohl in Scharen zu ihm gewechselt, und genau das wollte Imam Khamene'i sicherlich vermeiden. Auch steckten in seiner Rede Aussagen und Hinweise, die nur die Gelehrten verstehen können und verstehen sollen. Kurze Zeit nach seiner Rede erschien im Libanon der erste Band der arabischsprachigen Risala von Imam Khamene'i [6].

Bei meinem anschließenden Iran-Besuch fragten mich zahlreiche Muslime, ob ich meinen Mardscha jetzt gewechselt habe. Das aber war, Gott sei Dank, und möge Gott der Erhabene unseren Lehrer belohnen, nicht mehr nötig, da wir nach Imam Khomeini (r.) keinen anderen Mardscha als Imam Khamene'i gewählt hatten.

 

Der Khorassani

Die bisher geschriebenen Zeilen geben sicherlich nur ein sehr unvollständiges Bild von der heiligen Person wieder, auf der die große Verantwortung für unsere Ummah liegt. Sicherlich kann eine Person, wie der Autor dieses Buches nicht gebührend die Persönlichkeit von Imam Khamene'i ehren. So ist diese Darstellung lediglich als Anreiz für den Leser zu verstehen, selbst das Leben dieser großen Persönlichkeit zu studieren, durch das gewissenhafte Lesen seiner Schriften, durch das Studium seiner Reden, durch die aktive Befolgung seiner Politik und durch die Nachahmung seines vorbildhaften Verhaltens. Eine Auflistung der ins Deutsche übertragenen Schriften und Reden von Imam Khamene'i befindet sich im Anhang.

Auch nach der kurzen Darstellung in diesem Buch bleibt die Frage offen: Wer ist Imam Khamene'i wirklich? Bei einem kuriosen Gespräch kam einmal die Frage auf, ob Imam Khamene'i Iraner, Araber oder Türke sei; Iraner, weil er aus dem Iran ist, Araber, weil er Seyyid und als Nachkomme des Propheten (s.) logischerweise auch von seinem Stamm ist, und Türke, weil er angeblich türkische Vorfahren habe. Dazu paßt natürlich auch gut, daß Imam Khamene'i neben seiner Muttersprache Persisch auch perfekt Arabisch und sehr gut Türkisch (azarbaidschanischer Dialekt) spricht. Die Antwort auf diese unsinnige Frage war sehr einfach: Imam Khamene'i ist ein Kind Adams und Evas, und wenn diese Iraner waren, so ist er es auch, wenn diese Araber waren, dann er auch, und wenn diese Türken waren, dann auch er. Oder anders ausgedrückt, wir Muslime lehnen diese vom Westen aufgezwungene Definition der Nation gänzlich ab. Für uns gibt es nur die Nation der Muslime, die islamische Ummah, und Imam Khamene'i ist nicht nur ein Bürger dieser Nation, oder besser dieser Ummah, sondern ihr Oberhaupt! Während die Feinde des Islam immer wieder versuchen, uns den völlig unislamischen Virus der Uneinigkeit einzuimpfen, gab Gott uns einen Imam-ul-Ummah, der bereits in seiner Person die zunehmende Vereinigung und Einheit der islamischen Ummah symbolisiert. Gottes Pläne sind immer besser! Der einheitsstiftende Charakter Imam Khamene'is wird z.B. in seiner Aussage über die Sprachen Persisch und Arabisch deutlich: "Arabisch ist die Sprache des Islam, und Persisch ist die Sprache der Islamischen Revolution".

Nebenbei sei hier erwähnt, daß nach einigen Quellen Imam Khamene'i auch die englische Sprache versteht.

Manche Autoren, insbesondere in der arabischen Welt, haben die These aufgestellt, daß Imam Khamene'i eine vom Propheten Muhammad (s.) selbst angekündigte Person sei. Eine Überlieferung (Hadith) über die Zeit der Rückkehr des 12. Imams - möge er bald erscheinen - besagt, daß der reine Imam in seinem Befreiungskampf um Mekka Unterstützung von einem großen Heerführer aus Khorassan erhalten werde, der mit schwarzen Flaggen dem reinen Imam zur Hilfe eilen wird.

Sofort fallen einem die schwarzen Flaggen im Iran ein, die bei verschiedenen Anlässen, insbesondere zu Aschura19 gehißt werden. Und kommt Imam Khamene'i nicht aus Maschhad, der Hauptstadt von Khorassan? Über diese Gedanken gibt es, wie bereits erwähnt, Buchveröffentlichungen in arabischer Sprache. Ein Autor glaubt noch viele andere Zeichen in der Person von Imam Khamene'i zu erkennen, die ihn als besagten Khorassani auszeichnen würden.

In diesem Buch soll aufgrund meines geringen Wissens nicht auf diese Thesen eingegangen werden. Fest steht aber, daß unsere Unterstützung für unseren heutigen Imam, der damit Vertreter des 12. Imams ist, sehr intensiv sein muß.

Auch muß all jenen eine Absage erteilt werden, die anfangen, Imam Khamene'i mit Imam Khomeini (r.) zu vergleichen, denn die Absicht dieses Vergleichs ist zumeist nicht islamischer Art. Eine sehr gute Parallele zum Verständnis der aktuellen Situation bietet uns die islamische Geschichte. Der Prophet des Islam (s.) war der Seyyid-ul-Qainat (das beste Geschöpft), und niemand käme auf die Idee, seinen Nachfolger Imam Ali (a.) mit dem Propheten zu vergleichen und zu fragen, wer größer ist! Und dennoch, war es die Pflicht der Muslime nach dem Propheten (s.) seinem rechtmäßigen Nachfolger die gleiche Liebe, die gleiche Treue, den gleichen Respekt zu erweisen, war er doch das Tor zum Wissen des Propheten (s.). Natürlich ist weder Imam Khomeini (r.) mit dem Propheten (s.) zu vergleichen, noch Imam Khamene'i mit Imam Ali (a.), aber die Umstände und Situationen können uns eine Lehre sein, um aus der islamischen Geschichte das Beste für die jetzige Ummah herauszuholen.

Deshalb erfreut es unsere Herzen so sehr, wenn wir sehen, wie die Liebe zu Imam Khamene'i Tag für Tag zunimmt, und seine Gefolgschaft weltweit immer größer wird. In den verschiedenen Teilen der Erde werden Lieder20 über Imam Khamene'i geschrieben und gesungen, und der Ruf nach seiner Risala (religiöses Regelwerk) ist überall in der Welt so laut, daß sicherlich sehr bald Übersetzungen des arabischen Originals in vielen Sprachen erhältlich sein werden, inschallah.

Zugegeben, der Gedanke, daß Imam Khamene'i die Rückkehr des reinen Imams der Zeit (12. Imam) ankündigen könnte, ist ein faszinierender Gedanke, und ich gebe zu, daß auch ich immer wieder daran denke, wie schön es wäre, wenn Imam Khamene'i mit seiner dann als Zeichen des Wunders geheilten rechten Hand, die Hand des erwarteten letzten reinen Imams ergreifen könnte. Aber unsere Liebe zu Imam Khamene'i ist unabhängig von allen diesen Gedanken.

In einer Zeit, in der die meisten Länder der Erde durch Frevler und Tyrannen regiert und durch die Zionisten beherrscht werden, in einer Zeit, in der Politik zu einem schmutzigen Gewerbe degradiert wurde, und die Politiker überall ihren korrupten Geschäften nachgehen, in so einer Zeit sind wir Muslime dem Allbarmherzigen und Gütigen Gott besonders dankbar, daß wir mit Gottes Erlaubnis einen Imam haben, der das Gute in seiner Person symbolisiert.

Imam Khamene'i ist der Vertreter von Imam Mahdi (a.), und wir folgen seinem Befehl und beten zu Allah, daß wir keinen seiner Befehle überhören mögen. Die Zeilen dieses Buches sollen enden mit dem Gebet, welches auf einer Postkarte abgedruckt ist, die ich aus dem Iran erhalten habe:

 

GEBETSKARTE AUS DER ISLAMISCHEN REPUBLIK IRAN
IM NAMEN GOTTES DES ERBARMERS, DES BARMHERZIGEN
ALLAH UND SEINE ENGEL SENDEN SEGNUNGEN
AUF DEN PROPHETEN,
O IHR GLÄUBIGEN, GRÜßT (AUCH) IHR IHN,
UND WÜNSCHT IHM FRIEDEN IN EHRERBIETUNG.
(Heiliger Qur'an 33:56)

Oh, unser Gott, segne Muhammad
und die (reine) Nachkommenschaft von Muhammad,
und löse die Bindung (Verborgenheit des 12. Imams),
und vernichte ihre Feinde,
und schenke Deine Barmherzigkeit Imam Khomeini,
und helfe Imam Khamene'i,
und stärke die Armee der Muslime,
und erniedrige die Leugner (Ungläubigen) und Heuchler,
und leite uns zur Rechtschaffenheit
und auf dem geraden Weg,
beim Recht von Muhammad und seiner reinen Familie.

 

Literatur

[1] Mardschaijat von Hz. Ayatollah-ul-Uzma Khamene'i, Azdid gahe foqaha wa bozorgan (aus der Sicht der Gelehrten und Weisen), Band 1, Houzeh-Ilmi-Qum (Iran), Dez. 1994, persisch
[2] Imam Khomeini, A Clarification of Questions, An Unabridged Translation of Resaleh Towzih al-Masael, Westview Press/ Boulder and London, 1984, Seite 190 (Fatwa Nr. 1400)
[3] Auflistung von Imam Khomeinis (r.) Aussagen über Imam Khamene'i, Islamischer Weg e.V., Delmenhorst 1990
[4] Imam Khomeini's Message on the Attempted Assasination of Hojjatoleslam Khamenei, The Dawn of the Islamic Revolution, Echo of Islam, Special Issue (1981), p. 162-163
[5] Seyyed Mehdi Shams al-Din, The Islamic Republic boasts unique leadership, Teheran Times International Weekly, 9.6.1994, page 5
[6] Ayatollah-ul-Uzma As-Seyyid Ali-al-Hussaini-al-Khamene'i, Adschwiwat-ul Istifa'at (Die Antworten auf die Rechtsanfragen), Teil 1: Al Ibada'at (Handlungen der Gottesanbetung), Beirut, Libanon, 1995/1415, arab.
[7] Ayetullah Hamenei, Ehl-i Beyt Mesaji 2 (März 1995) 7, 109-120, türkisch
[8] Allama Sayyid Muhammad Husayn Tabataba'i, Der Koran im Islam, Hrsg. Kulturabteilung der Botschaft der Islamischen Republik Iran, Bonn 1986
[9] Märtyrer Morteza Motahhari, Das Wahre und das Falsche, Islamisches Führungsminist. Teheran, 4.1982
[10] Sayyed Ali Khamanei, The General Pattern of Islamic Thought in the Qur'an, Islamic Propagation Organization, Tehran 1984, Auszüge in: Ayatollah S. A. Khamenehi, Allgemeiner Entwurf des islamischen Denkens im Qur'an: Tawhid, Al-Fadschr, Islamisches Zentrum Hamburg, Nr. 48, Nov./Dez. 1990, Seite 5-8, Prophetentum, Nr. 49, Januar/Februar 1991, Seite 47-52
[11] Ayatullah Sayyid Ali Khamenei, Profoundities of the Prayer, Ansariyan Publications Qum (Iran), 1995
[12] Seyyid Ali Khamanei, Lessons from Nahjul-Balaghah, Islamic Propagation Organization, Tehran, 1984
Auszüge in: S. A. Khamenehi, Lehren aus Nahgul-Balaga: Prophetentum und Gahiliya, Al-Fadschr, Islamisches Zentrum Hamburg, Nr. 53, Sept./Okt. 1991, Seite 3-7, Soziale Herkunft der Propheten, Nr. 54, Nov./Dez. 1991, Seite 21-25, Pflichten und Verantwortungen der Propheten, Nr. 55, Jan./Feb. 1992, Seite 3-6, Kontinuität des Prophetentums, Nr. 56, März/Apr. 1992, Seite 51-53
[13] Ayatullah Sayyid Ali Khamenei, Discourse on Patientce, Ansarian Publications Qum (Iran), 1994
[14] Abu Hussain, Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung, "Die Satanischen Verse" Symbol der westlichen Literatur?, Inn Verlag Innsbruck, 1989
[15] Auszüge aus der Rede von Imam Khamene'i als Staatspräsident vor der UN-Vollversammlung am 22.9.1987, Aus den Reden und Botschaften von Ayatollah-ul-Uzma Imam Seyyid Ali Khamene'i, Islamischer Weg e.V., Delmenhorst 1993, Seite 13-32:
[16] ap-Meldung vom 23.9.1987
[17] Auszüge aus dem Testament von Hodschat-ul-Islam Ahmad Khomeini (r.) in Kayhan Internat. 3.4.1995, Seite 7
[18] Brief von Imam Khomeini an das Houzeh Ilmi Qum, Esfand 1367 (Februar/März 1988)
[19] Islamische Lieder und Melodien 2, Islamischer Weg e.V., Delmenhorst, 1994 (Liederkassette in deutscher Sprache)

 

Anhang

Verzeichnis deutschsprachiger Übersetzungen der Reden und Schriften von Imam Khamene'i
(ohne Anspruch auf Vollständigkeit, es wird jeweils die Schreibweise der genannten Literaturstelle übernommen)

- Aus den Reden und Botschaften von Ayatollah-ul-Uzma Imam Seyyid Ali Khamene'i, Islamischer Weg e.V., 1993:
1. Auszüge aus der Freitagsansprache am 28.11.1980 in Teheran.
2. Auszüge aus der Rede als damaliger Staatspräsident vor der UN-Vollversammlung am 22.9.1987.
3. Botschaft an die Islamische Ummah am 17.10.1991 anläßlich der "Madrider Konferenz" und zur "1. Internationalen Konferenz für die Unterstützung der Islamischen Revolution des palästinensischen Volkes" in Teheran.
4. Auszüge aus der Botschaft an das afghanische Volk am 1.5.1992.
5. Botschaft anläßlich der Hadsch 1412 (1992).
6. Rede beim Empfang der Mitglieder des Untersuchungsausschusses der Unterdrückung von Bosnien-Herzegowina (13.10.1992).
7. Ansprache am 22.10.1992
8. Botschaft anläßlich der Hadsch 1413 (1993)

- Aus den Reden und Botschaften von Ayatollah-ul-Uzma Imam Seyyid Ali Khamene'i, Nr. 2, Islamischer Weg e.V., 1994:

1. Botschaft zum Geburtstag von Jesus (a.) Sohn der Maria.
2. Botschaft an die Hadschpilger 1414 (1994).
3. Auszüge aus Reden zum Ramadan-Fest am 15.3.1994.
4. Auszüge aus der Rede über das sogenannte "Nahostfriedenskonferenz" als Antwort auf den Besuch Clintons in der Region.

- Imam Khamene'i, Der Geist des Ein-Gott-Bekentnisses: Die Verneinung der Anbetung all dessen, was nicht Gott ist, Bonyad-e-Andische-ye-Islami, Teheran 1990, Nachdruck Islamischer Weg e.V., 1994

- Rede von Imam Khamene'i über Mardschaijah, 14.12.1994, Al-Qiyam, Zeitschrift des Kulturzentrums Österreich - Echo der Islamischen Renaissance, Nr. 35, März 1995, Seite 3-4 u. 19-22

- Ayatollah S. A. Khamenehi, Entwurf des islamischen Denkens im Qur'an: Tawhid, Al-Fadschr, Islamisches Zentrum Hamburg, Nr. 48, November/Dezember 1990, Seite 5-8

- Ayatollah S. Ali Khamenehi, Allgemeiner Entwurf des islamischen Denkens im Qur'an: Prophetentum, Al-Fadschr, Islamisches Zentrum Hamburg, Nr. 49, Januar/Februar 1991, Seite 47-52

- S. A. Khamenehi, Lehren aus Nahgul-Balaga: Prophetentum und Gahiliya, Al-Fadschr, Islamisches Zentrum Hamburg, Nr. 53, September/Oktober 1991, Seite 3-7

- S. A. Khamenehi, Lehren aus Nahgul-Balaga: Soziale Herkunft der Propheten, Al-Fadschr, Islamisches Zentrum Hamburg, Nr. 54, November/Dezember 1991, Seite 21-25

- S. A. Khamenehi, Lehren aus Nahgul-Balaga: Pflichten und Verantwortungen der Propheten, Al-Fadschr, Islamisches Zentrum Hamburg, Nr. 55, Januar/Februar 1992, Seite 3-6

- S. A. Khamenehi, Lehren aus Nahgul-Balaga: Kontinuität des Prophetentums, Al-Fadschr, Islamisches Zentrum Hamburg, Nr. 56, März/April 1992, Seite 51-53

- Ayatollah S. Ali Khamenehi, Al-Tawhid - Der quranische Monotheismus und seine soziale Tragweite, Teil 1 in Al-Fadschr, Islamisches Zentrum Hamburg, Nr.67, Januar/Februar 1994, Seite 25-28, Teil 2 in Nr.68, März/April 1994, Seite 13-18

- Ayatollah Khamenehi, Botschaft von dem Führer der Islamischen Revolution an die Ha pilger 1415 n. H., Al-Fadschr, Islamisches Zentrum Hamburg, Nr. 75, Mai/Juni 1995, Seite 58-59, siehe auch: Hadsch-Botschaft des Führers der Islamischen Revolution Imam Chamene'i, Al-Qiyam, Zeitschrift des Kulturzentrums Österreich - Echo der Islamischen Renaissance, Nr. 36, Juni 1995, Seite 3-6

- Hojatolislam Seyed Ali Khamenei, Der Persische Golf und die Aggression der Weltmächte, Antwortschreiben des Präsidenten der Islamischen Republik Iran and den Generalsekretär der Vereinten Nationen Herrn Javier Perez de Cuellar, Generalkonsulat der Islamischen Republik Iran - Hamburg, ohne Datumsangabe (ca.1985)

 

 

Deutschsprachiges Lied über Imam Khamene'i [19]

Imam Khamene'i

Imam Khamene'i, Du bist unser Licht,
Die Islamische Ummah wird vereint durch Dich,
Du möchtest, daß wir sagen Seyyid Ali,
Doch für uns bist Du, Imam Khamene'i!

Keiner lebt wie Du so bescheiden,
Du trauerst, wenn die Muslime leiden.
Du läßt Dich nur von der Wahrheit leiten,
Auch in besonders schweren Zeiten.
Als in Not kam der Islamische Staat,
Verteidigst Du die ganze Ummah als Soldat.
Du bist der Vertreter von Imam Mahdi,
Mit Deiner Führung strahlt die Velajeti Faqih.
Wir wollen schau'n in Dein herrliches Gesicht,
Denn es strahlt so hell voller Licht.
In Deiner Nähe wird mein Herz so warm,
Du bist der große Lehrer des Islam.
Imam Khamene'i .....

Vorbildlicher Vater und Ehemann,
Wie es nur ein Wahrhaftiger sein kann.
Du opferst Deine Nächte Schuhada-Familien,
Wenn Du kommst, laufen die Freudentränen.
Allein der Klang Deiner wahrhaftigen Stimme,
Erweckt uns're Herzen und uns're Sinne.
Wir folgen Dir - Gib uns Deine Befehle,
Allah belohne Deine heilige Seele.
Wir wollen schau'n in Dein herrliches Gesicht,
Denn es strahlt so hell voller Licht.
In Deiner Nähe wird mein Herz so warm,
Du bist der große Lehrer des Islam.
Imam Khamene'i ....

Auch bei Gottes Feinden bist Du bekannt,
Denn sie haben Deine Stärke erkannt,
Sie verletzten schwer Deine Hand,
Du wirst lebender Schahid genannt!
Imam Khamene'i ....

Du leitest uns beim islamischen Beten,
Nach dem Vorbild des heiligen Propheten.
Vorbeter bist Du schon in jungen Jahren,
Die Gläubigen folgen Dir in großen Scharen.
Geliebter Schüler von Imam Khomeini,
Wer Dich gesehen hat, vergißt Dich nie.
Hoffnungsvoll warten wir auf Deine Fatwa,
Denn Du bist unser größter Mardscha.
Wir wollen schau'n in Dein herrliches Gesicht,
Denn es strahlt so hell voller Licht,
In Deiner Nähe wird mein Herz so warm,
Du bist der große Lehrer des Islam.
Imam Khamene'i ....

Die Lippen wünschen, Deine Hand zu berühren,
Um einmal Deine Liebe ganz nah zu spüren.
Enkel von Fatima und Imam Ali,
Vertreter der Imame, oh Al-Hussaini.
Allah behüte Dich, wir beten so sehr,
Daß Du verkündigst Imam Mahdis Rückkehr.
Dann woll'n wir schau'n in Sein herrliches Gesicht,
Er ist der Bote für das Gotteslicht,
In Seiner Nähe wird Dein Herz so warm,
Er ist Dein Imam und Dein Lehrer des Islam.
Imam Khamene'i ....

Labbaik, ja Imam Khamene'i!

Hier sind wir, O Imam Khamene'i!

 

Kurzbiographie von Imam Khamene'i

15. 7.1939 Geboren in der heiligen Stadt Maschhad, der Hauptstadt der Provinz Khorassan, als Sohn einer Gelehrtenfamilie, welche direkt vom Prophetenenkel Imam Hussain (a.) abstammt. Schulung durch seinen Vater und Besuch verschiedener offizieller und religiöser Schulen im Maschhad und Qum.

ca. 1952 Beginn der politischen Aktivitäten.

1957 Besuch der religiösen Gelehrtenschule in Nadschaf (Irak).

1958 Gelehrtenschüler in Qum, Schüler von Imam Khomeini (r.).

1963 Erste Festnahme durch die SAVAK (Geheimdienst des Schah-Regimes), weitere sechs Festnahmen bis zum Sieg der Islamischen Revolution

1964 Sein Vater verlor aufgrund einer schweren Krankheit die Sehkraft, so daß Imam Khamene'i entgegen den Bitten mehrerer Gelehrter aus Qum, dort zu bleiben, nach Maschhad zurückkehrte. Erste geheime Vereinigung der großen Gelehrten wird unter Mitwirkung von Imam Khamene'i organisiert.

1970 Übernahme der Leitung der Imam-Hassan-Moschee in Maschhad auf Drängen der Gemeinde.

ab 1974 Erarbeitung des Plans zur Gründung der "Vereinigung der kämpfenden Geistlichkeit", aus der später die Islamische Republikanische Partei entstand.

1977 Nach einer Haft darf er nicht nach Maschhad zurückkehren und wird in die Stadt Iranschahr und Dschiroft verbannt.

1978 Rückkehr nach Maschhad.

1979 Mitglied des Revolutionsrats, Persönlicher Vertreter von Imam Khomeini (r.) im Hohen Verteidigungsrat, Vertreter des Hohen Revolutionsrats im Verteidigungsministerium und Stellvertretender Verteidigungsminister, Kommandeur des Korps der Revolutionswächter.

1980 Parlamentsabgeordneter für den Bezirk Teheran, Berater Imam Khomeinis (r.) im Obersten Verteidigungsrat, Ernennung zum Freitags-Imam von Teheran durch Imam Khomeini (r.), Erster Einsatz an der Kriegsfront.

1981 Schwerer Anschlag durch Explosion einer von der Terrorgruppe "Volksmudschahedin" in einem Tonband versteckten Bombe in der Abu Zarr Moschee, Imam Khamene'i wurde schwer verletzt.

3.10.1981 Wahl zum Staatspräsidenten.

15. 3.1985 2. Anschlag auf Imam Khamene'i beim Freitagsgebet, Imam Khamene'i blieb unverletzt.

20. 8.1985 Wiederwahl zum Staatspräsidenten.

4. 6.1989 Imam Khamene'i wird zum Nachfolger von Imam Khomeini (r.) und damit zum Führer der Islamischen Revolution ernannt, nachdem Imam Khomeini (r.) zu seinem Schöpfer zurückkehrte.

14.12.1994 Öffentliche Annahme der Verantwortung der Mardschaiya (höchste religiöse Vorbildfunktion) für die Ummah

1995 Veröffentlichung seiner Risala in arabischer Sprache

 

Nachwort

Dieses Buch wurde nur durch die Hilfe zahlloser Geschwister ermöglicht, denen ich hier abschließend noch herzlich danken möchte. Aber am meisten hat es mir selbst Freude bereitet, da ich durch diese Arbeit meine Liebe zu unserem Imam weiterentwickeln konnte. Das Buch ist erwartungsgemäß unvollständig geblieben und einige der eigenen Fragen blieben unbeantworten. Zum Beispiel konnten wir lediglich herausfinden, daß Imam Khamene'i im ersten Jahr der Revolution bei der Hadsch (islamische Pilgerfahrt) gewesen ist (Oktober 1995), aber weitere Einzelheiten blieben offen. Auch wurden nicht alle vorliegenden Geschichten veröffentlicht, weil nicht immer eine zuverlässige Bestätigung erhalten werden konnte: Z.B. wird erzählt, daß Imam Khamene'is Bart bei einem seiner Gefängnisaufenthalte abrasiert wurde, um ihn zu demütigen. Das war üblich in den Schah-Gefängnissen. Beim anschließenden Blick in den Spiegel soll Imam Khamene'i bei Anwesenheit der Wärter gesagt haben: "Es ist gar nicht so schlecht, daß man sein Gesicht sieht", um seine Gleichgültigkeit gegenüber den hilflosen Demütigungsversuchen der Schah-Diener auszudrücken. Aber, wie bereits erwähnt, wurden einige derartige Geschichten aufgrund der fehlenden Bestätigung zurückgehalten.

Deshalb ist es der Wunsch aller an diesem Buch Beteiligten an den Leser, möglichst viele weitere Informationen über Imam Khamene'i zu erhalten, um diese zu gegebener Zeit erneut gebündelt weitergeben zu können. Bitte schreiben Sie Ihre Informationen oder auch eigene Erfahrungen sowie Kritik zu diesem Buch an:

Islamischer Weg e.V.

Abt. Buchveröffentlichungen
Schilfweg 53
D-27751 Delmenhorst

Der Friede Gottes und Seine unbegrenzte Barmherzigkeit sei mit Ihnen

Beendet im Dschumada-ul-Achir 1416 (November 1995)