Die Geschichte des Qur‘an

Abu Abdallah al-Zangani


Inhalt

Seite Vorwort des Herausgebers... 9

1. Einführung ...11

1.1  Muhammad (s.a.s.), der Prophet des Islam und des Qur'an...12

1.2  Die Geburt des Propheten (s.a.s.)... 13

1.3  Eine Situationsbeschreibung jener Zeit... 16

1.4  Der Charakter des Propheten (s.a.s.)... 19

2. Die Entstehung eines Schriftsystems im Hedschas... 23

2.1  Sichtweise der europäischen Historiker... 23

2.2 Die Ansichten der arabischen Historiker...24

2.3 Die in Medina gebräuchliche Schrift ... 28

3. Der Beginn von Wahy (göttlicher Offenbarung)... 31

3.1 Der zuerst geoffenbarte Qur' anvers ...  3 2

3.2 Der Offenbarungszeitraum des Qur' an... 35

3.3  Qur'anrezitation in der Zeit des Propheten (s.a.s.)...37

3.4 Erläuterung...39

 

4. Niederschrift des Qur'an in der Zeit der Offenbarung...45

4.1 Benutzte Schreibmaterialien...46
4.2 Die Sammler des Qur'an zu Lebzeiten des Propheten (s.a.s.)...47
4.3. Die Datierung der Suren ... 50

4.4 Anordnung der Qur'ansuren nach der Offenbarung in Mekka und Medina...55

4.5  Schlussfolgerung...59

5. Der Qur'an als Kodex (muxhaf)...61

5.1 Der Qur'an in der Zeit von Abu Bakr und 3Umar... 61

5.2 Der Qur'an in 3Utmans Regierungszeit.... 63

5.3 Die Anordnung der Suren in 3Alis (a.s.) mushaf...67

5.4 Die Anordnung der Suren in Ubayys mushaf... 72

5.5 Die Anordnung der Suren in Ibn Mas 3uds mushaf ...75

5.6 Die Anordnung der Suren in Ibn 3Abbas' mushaf...79

5.7 Die Anordnung der Suren in Imam as-Sadiqs (a.s.) mushaf...82

6. Die sieben berühmten Qurra' (Qur'anrezitatoren)... 87

7. Grammatik und Syntax... 95

7.1 Die Benutzung von I 3rab im Qur'an...95

7.2 Der Gebrauch von I 3Jam im Qur'an... 97

8. Die Europäer und der Qur'an...  101

8.1 Übersetzungen in europäischen Sprachen ...101

8.2 Ansichten einiger Orientalisten zur chronologischen Ordnung der Suren..101

8.3 Zur Eröffnung der Suren...103

9. Transliteration ... 107

 



Islamisches Echo in Europa • 14. Folge

Islamisches Zentrum Hamburg e.V.

Abu Abdallah al-Zangani - Die Geschichte des Qur'an

Deutsche Erstausgabe

Die Deutsche Bibliothek - Cip-Einheitsaufnahme Al-Zangani, Abu 3Abdallah Die Geschichte des Qur'an (Islamisches Echo in Europa; Bd. 14 Hamburg: Islamisches Zentrum Hamburg, 1999 ISBN 3-925165-10-X

Alle Rechte vorbehalten

©1999 Islamisches Zentrum Hamburg e.V.

Schöne Aussicht 36, D-22085 Hamburg

Tel. (040) 22 12 20/40

Fax (040) 220 43 40

ISBN 3-925165-10-X

 

Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

Vorwort

Das Buch mit dem Titel „Tariv al-Qur'an" wurde erstmals 1354/1935 in Kairo in arabischer Sprache veröffentlicht. Allamah Zangani (1309-1360/1881-1941) ging nach Studien in seinem Heimatort und später in Teheran, 1330/1922 nach NaJaf, wo er bis 1338/1919 blieb und die Igtihadkom-petenz erlangte.

Er reiste nach Palästina, Syrien und zweimal nach Ägypten und traf Gelehrte der berühmten Universität Al-Azhar. Nach seiner zweiten Ägyptenreise 1354/1935 lehrte er bis zu seinem Tod im Jahre 1360/1941 einige Jahre lang an der Theologischen Hochschule (Danipkadeye Ma'qul wa Manqul) in Teheran.

Zu seinen bekanntesten Werken gehören abgesehen von einer Reihe von Artikeln und Übersetzungen, Usul al-Qur'an al-igtima iyyah, Kitab al-afkar, Xaharat Ahl-al-Kitab, Sirr-e intipar-e Islam, Baqa'an-nafs, al-Faylasuf al-Farisi al-kabir Sadr ad-Din ap-Pirazi (Leben und Philosophie von Mulla Sadra) und Azamat-e Husayn ibn Ali (a.s.).

Von wesentlicher Bedeutung ist der Hinweis darauf, dass diese Geschichte des Qur'an zwar von einem si ^tischen Gelehrten verfaßt wurde, aber hauptsächlich auf sunnitischen Quellen beruht. Sie enthält daher einige Punkte, die nicht mit dem si tischen Standpunkt übereinstimmen. So werden beispielsweise die Namen von Abu Sufyan und seinen Söhnen unter den Schreibern der Offenbarung erwähnt. Diese und andere Aussagen dieser Art, die in dem Buch vorkommen, gelten aus si itischer Sicht als kontrovers.

Islamisches Zentrum Hamburg e.V.

9

1. Einführung

Aller Lobpreis gebührt Allah, der den Menschen lehrt, was er nicht wuss-te. Und gesegnet sei der Heilige Prophet (s.a.s.), der den Qur'an überbrachte, der den Menschen zur Rechtleitung führt. Und Friede sei mit seiner Familie und seinen Gefährten, die das leuchtende Licht in der Dunkelheit sind.

Seit dem Tag der Offenbarung des Qur'an und seiner Überbringung durch den Propheten (s.a.s.) zeigten alle Muslime, angefangen bei den Gefährten des Propheten (s.a.s.), die Tabi'un (die zweite Generation der Muslime, die die Gefährten erlebt hatten), die muslimischen Gelehrten und die Experten der Qur'anrezitation so große Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit wie sie im Hinblick auf eine Himmlische Schrift nie zuvor an den Tag gelegt worden war.

Die große Anzahl von Büchern, die über die qur'anischen Wissenschaften seit Anbeginn der islamischen Ära von Gelehrten, Exegeten, den Lesern des Qur'an und den Intellektuellen verfaßt wurden, reicht aus, um diese Behauptung zu belegen. Beim Eintauchen in die Schwierigkeiten und Geheimnisse dieses Göttlichen Buches, bei seinem Studium und seiner Erörterung haben sie unterschiedliche Richtungen eingeschlagen und die unbekannten Wege und weitläufigen Gebiete durchquert.

Auch europäische Gelehrte haben seit dem 11. Jahrhundert - ihren orientalischen Kollegen nacheifernd - diesen Weg beschritten und begonnen, die auf die Geschichte und Exegese des Qur'an bezogenen Fragen zu studieren und Bücher über den Qur'an und seine Kommentare aus akademischer Sicht methodisch und mit großer Sorgfalt zusammenzutragen.

In den letzten Jahren haben die Deutschen empfehlenswerte Arbeit geleistet. Die Wissenschaftliche Gesellschaft in München hat große Anstrengungen im Hinblick auf dieses erhabene Buch unternommen und beschlossen, alle auf den Heiligen Qur'an bezogenen Originalquellen und die über die qur'anischen Wissenschaften verfassten Bücher zusammenzutragen, z. B. über die Erklärungen und Interpretationen von qur'anischen Begriffen, Symbolen und Metaphern...

Um die nun vorliegende Geschichte des Qur'an (Ta'riv al-Qur'an) zusammenzutragen, habe ich die relevanten Materialien zu diesem Thema und verwandten Themenbereichen bereits vor langer Zeit aus verschiedenen Büchern zusammengetragen und kritisch und sorgfältig untersucht. Das vorliegende Buch gibt eine Zusammenfassung meiner Studien und For-

11

schungen wieder, die in Wirklichkeit einen Teil der Einführung in den Qur'an-kommentar darstellen, den ich in Form einer rationalen Analyse und logischen Untersuchung des Qur'an zusammentragen möchte. Entsprechend beginne ich dieses Buch mit einer kurzen Darstellung des Charakters des Propheten (s.a.s.), die auf zuverlässigen Überlieferungen und authentischen Quellen beruht. Ich hoffe, dass die Leser aus dieser Schrift Nutzen ziehen. Gott, der Allmächtige, möge mir gnädig sein. Ihn allein bitte ich um Hilfe.

1.1 Muhammad (s.a.s.), der Prophet des Islam und des Qur'an

Ebenso wie das göttliche Gesetz im Schöpfungssystem wirkt, um die gesamte Welt der Materie und des Seins mit dem Licht der Sonne am Leben zu erhalten, wirkt auch das Göttliche Gesetz darauf hin, die menschliche Seele mittels der Propheten und prophetischen Missionen zu beleben. Auf die gleiche Weise wie die Strahlen der Sonne die beste Führung für den Menschen in der Welt des Seins zum Licht sein können, sind die Strahlen des Lichtes, die aus der göttlichen Offenbarung der Propheten hervorgehen, die beste Führung für die Menschen, die sie zum strahlenden Wort Gottes führen. Das Wort Gottes, des Allerhöchsten, das dem Propheten (s.a.s.) offenbart wurde, ist der Heilige Qur'an, der im folgenden Vers als das Licht bezeichnet wird:

„...Wahrlich, zu euch sind ein Licht von Allah und ein klares Buch gekommen. Damit leitet Allah jene, die sein Wohlgefallen suchen, auf die Wege des Friedens, und er führt sie mit seiner Erlaubnis aus den Finsternissen zum Licht und führt sie auf einen geraden Weg. " (Sure 5, al-Ma'ida, Verse 15 und 16).

Wenn man diesen Vers in seinem historischen Kontext interpretiert, wird man feststellen, dass sich die Länder des Mittleren Ostens und auch der westlichen Welt Anfang des 7. Jh. n. Chr. in einem Zustand des Aufruhrs befanden. Die gesamte Welt war in die Dunkelheit der Ignoranz eingetaucht und die Massen bewegten sich auf Zerstörung und Egoismus zu. Menschliche Zivilisation und Kultur bedeuteten nichts anderes als Bequemlichkeiten für einige wenige Menschen, und ihr politisches Leben lag in den Fesseln ignoranter Vorstellungen. Die Moral der Allgemeinheit hatte aufgrund unbegrenzter Sinnlichkeit ihren tiefsten Punkt erreicht, und ihre Überzeugungen wurden von anhaltenden Disputen und Polemik verdorben. Ihr Blut wurde von Unterdrückern und Tyrannen ohne besonderen Zweck und edles

12

Ziel vergossen. Die Völker der Welt hatten lange zuvor ihre Schönheit und ihren Charme verloren und führten ein animalisches Dasein.

In diesem moralischen und intellektuellen Verfall erschien das helle Licht von Muhammad (s.a.s.) am dunklen Horizont zur Rechtleitung dieser in die Irre gegangen Welt und gab diesem leblosen Körper neues Leben. Mit dem Heiligen Buch in seinen Händen und mit dem ewig erleuchtenden Prinzip der Einheit Gottes (Tawhid) und der Rechtleitung lud er die Völker des Ostens und des Westens ein, dieses Licht anzunehmen. Er veränderte die ungebührlichen und entwürdigenden Verhaltensweisen der Erdbewohner in Rechtschaffenheit und Tugendhaftigkeit. Er schuf die Glaubensstruktur der Menschen auf der Grundlage gegenseitiger Freundlichkeit und Vergebung, und festigte ihre sozialen Beziehungen, indem er unter ihnen einen Geist der Freundschaft und der Einheit förderte. Sein Kampf und sein Bemühen zielten darauf ab, die Schönheit des guten Verhaltens zu realisieren. Weder hatte er weltliche Ambitionen irgendwelcher Art, noch hatte er die Absicht, irgendwelche Reichtümer an sich zu reißen oder ein Weltreich zu gründen. Sein Ziel war es, diese Welt mit allen Mitteln zu einem vollkommen makellosen und zivilisierten Ort zu machen, und das menschliche Denken von den jahrhundertealten Fesseln der Unwissenheit zu befreien. Er verkündete der Welt das unveränderliche Gesetz der Freiheit des Verstandes mit folgenden Worten: „ Und verfolge nicht das, wovon du keine Kenntnis hast. Wahrlich, das Ohr und das Auge und das Herz - sie alle sollen zur Rechenschaft gezogen werden. " (Sure 17, al-Isra', Vers 36).

Nun werde ich einen kurzen Einblick in das Wesen des Propheten (s.a.s.) und großen Reformators auf der Grundlage der authentischsten Quellen geben.

1.2 Die Geburt des Propheten (s.a.s.)

Diejenigen, die versucht haben, das Geburtsdatum des Propheten (s.a.s.) zu bestimmen, sind bei ihren Untersuchungen auf zwei wesentliche Hindernisse gestoßen:

1. Die Araber hielten ihre Geschichte nicht schriftlich fest, weil die Schrift zu jener Zeit neu entstanden war.

2. Das Fehlen jeglicher Informationen über den Kalender, den die Araber in der Zeit der Unwissenheit (jahiliyya) befolgten; wir wissen nicht, ob sie ein Mond- oder ein Sonnenjahr hatten, wodurch der korrekte Zeitpunkt sei-

13

ner Geburt im Monat Rabi al-'Awwal bestimmt werden könnte, weil sich auch die Namen der vorislamischen Monate von den heute gebräuchlichen unterschieden.

Caussin de Perceval1 vertrat die Meinung, dass die vorislamischen Araber den Mondkalender hatten. Damit folgte er der Ansicht von Abu al-Rayhan al-Biruni2 und einigen anderen muslimischen Historikern, wonach die Araber nach jeweils drei Jahren immer einen Monat hinzufügten und somit die Ungleichheit der Monate und Jahreszeiten zwischen ihrem und dem Sonnenjahr beseitigten. Deshalb hatten sie sowohl Sonnen- wie auch Mondjahre. Wir haben keine anderen Dokumente als die Erzählungen der zuverlässigen schiitischen und sunnitischen Gelehrten im Hinblick auf die Biographie des Propheten (s.a.s.).

Eine Mehrheit der muslimischen Gelehrten und die frühen Traditionarier (Muhadditun), Rechtsgelehrten und Historiker stimmen darin überein, dass die Geburt des Propheten (s.a.s.) in den Monat Rabi al-'Awwal und das Jahr des Elefanten (3Am al-Fil) fiel.3

Al- Pay v al-Mufid Muhammad ibn Muhammad ibn al-Nu3man4 sagt in seinem Buch „Hada'iq al-riyaw", in dem er von den wichtigen religiösen Daten berichtet, dass der Prophet (s.a.s.) am 17. Rabi al-'Awwal geboren sein.

1  Caussin de Perceval, ein bekannter Orientalist, dessen detaillierte Darstellung in der Biographie der Orientalisten (Fahrhang-e Vawarpinasan) gegeben wurde, lebte von 1759 bis 1835 n. Chr. Er veröffentlichte 1843 einen Artikel zu dem genannten Thema im „Asian Journal". Siehe auch das Buch „Astronomy and its History in the Medieval Ages Among the Arabs" von Carlo Nalinu, einem 1873 geborenen italienischen Gelehrten, S. 94.

2  Abu al-Rayhan ibn Ahmad al-Biruni wurde 362/973 in Vawarism geboren und starb 430/1038 in 5aznin, Afghanistan. Er ist auch als al-Katib bekannt. Er war einer der größten Gelehrten der muslimischen Welt was die Astronomie und die Mathematik anbelangt. Zu seinen bekanntesten Werken zählen Ta'riv al-Hind und al- 3Atar al-Baqiyah.

3  Als „Am al-Fil" wird das Jahr bezeichnet, in dem Abrahah, der abessinische Herrscher von al-Yaman, mit einer Reihe von Elefanten nach Mekka zog mit der Absicht, die Ka'ba zu zerstören. Er wurde schwer geschlagen und sein Armee zerstört.

4  Al-Payv al-Mufid (gest. 413/1022) ist einer der herausragenden schiitischen Gelehrten. Ibn al-Nadim schreibt in al-Fihrist, dass er in seiner Zeit die Führung der mutakkalimun inne hatte. Er fügt hinzu, dass al-Mufids philosophisches Wissen dem seiner Kollegen überlegen und er ein sachkundiger Lehrer war.

14

Ibn Xawus al-3Alawi5 schreibt in seinem Buch „al-Iqbal": „Die Gelehrten, die ich traf, beachteten Freitag, den 17. Rabi al-'Awwal im Jahr des Elefanten als Geburtstag des Propheten (s.a.s.)."

Al-MaJlisi,6 der Verfasser von „Bihar al-'Anwar" schreibt: „Mit Ausnahme von einigen imamitischen Schiiten glauben alle, dass der Prophet (s.a.s.) am 17. Rabi al-'Awwal im 42. Jahr der Herrschaft von Vusru Anu-pirwan geboren wurde, und diese Ansicht wird gestützt von der Aussage des Propheten, die besagt: ,Ich wurde in der Herrschaftszeit von Anupirwan, dem gerechten König, geboren.'"

Der Verfasser von al-Kafi stimmt mit dieser Gruppe von schiitischen Gelehrten nicht überein und vertritt die Meinung, dass der Prophet (s.a.s.) nach zwölf Nächten im Monat Rabi al-'Awwal geboren wurde.

Hafic Abu Zakariyya Muhyi al-Din ibn Paraf al-Nawawi (gest. 676/1277) schreibt in seinem Buch „Tahdib al-'asma' wa al-lugat", dass es allgemein anerkannt sei, dass der Prophet (s.a.s.) im Jahr des Elefanten zur Welt kam.

Ibrahim ibn al-Mundir al-Vuzami, Payv al-Buvari, Valifah ibn al-Vayyax und andere stimmen darin überein, dass der Prophet an einem Montag im Monat Rabi al-'Awwal geboren wurde, aber sie sind unterschiedlicher Meinung, ob dies am zweiten, achten, zehnten oder zwölften Tag dieses Monats war. Alle diese vier Daten werden allgemein akzeptiert.

Um den Geburtstag des Propheten (s.a.s.) zu bestimmen, hat Mahmud Papa,7 der bekannte ägyptische Mathematikprofessor, eine Methode angewandt, die verlässlich zu einem korrekten Datum führt. Seine Methode ist wie folgt: Er untersuchte zuerst den Kalender, der von den Arabern befolgt wurde, und untersuchte ihn darauf hin, ob es sich um einen Sonnen- oder

5  Ibn Xawus, Abu al-Qasim al-Sayyid Rawi al-Din 3Ali ibn Musa (589-664/1193-1266) ist der Verfasser von Kitab al-iqbal, al-Misbah und Farhat al-nacir. (Abu al-Qasim Sahab hat in seinem Buch Muftah al-'a3lam einen kurzen Bericht über sein Leben und seine Werke gegeben.

6  Al-MaJlisi, Muhammad Baqir ibn Muhammad Taqi al-MaJlisi al-Isfahani (gest. 1110/1698), ist der Verfasser von Bihar al-Anwar, der größten schiitischen Hadit-sammlung, und einer Reihe weiterer Bücher.

7  Mahmud Papa ibn Hamdi al-Misri war ein herausragender Mathematiker, Astronom und ein Professor der Mathematik. Er starb 1033/1624. Er schrieb eine Abhandlung in Französisch über den vorislamischen Kalender und den Geburtstag des Propheten (s.a.s.), der 1858 n. Chr. in Paris veröffentlicht wurde und dann von Professor Zaki Papa ins Arabische übertragen wurde und 1889 in der Bulaq Presse erschien.

15

Mondkalender handelte. Er trug alle Überlieferungen und Beweise zusammen und zog seine Schlussfolgerung auf der Grundlage von drei Daten:

1. Dem Todestag von Ibrahim, dem Sohn des Propheten.

2. Dem Tag der Ankunft des Propheten (s.a.s.) in al-Madina nach seiner Auswanderung aus Mekka.

3. Dem Geburtstag des Propheten.

Diese Daten entsprechen alle dem julianischen Kalender. Der Professor zog seine Schlussfolgerung aus den astronomischen Erscheinungen:

•   Der Sonnenfinsternis, die sich nach Berichten der Traditionarier am Todestag Ibrahims im zehnten Jahr nach der Auswanderung ereignete.

•   Dem Aufeinandertreffen von Saturn und Mars im Haus des Skorpions, das sich nach Meinung einiger Astronomen im Geburtsjahr einige Tage vor der Geburt des Propheten (s.a.s.) ereignete, was als Hinweis oder Omen für das Erscheinen des Islam angesehen wurde.

•   Dem Tag der Ankunft des Propheten in Medina, der bestimmt wird durch das jüdische Sühnefest, da die Mehrheit der Traditionarier und Biographen des Propheten (s.a.s.) die Meinung vertreten, dass der Prophet (s.a.s.) am Tag des jüdischen Festes in al-Madina ankam.

Papa übertrug dann dieses Ereignisse in den Sonnenkalender und kam zu dem Schluss: „Da die arabischen Monate, in denen diese drei Ereignisse stattfanden, bekannt sind, ist Montag, der 9. Rabi al-'Awwal (20. April 571 n. Chr.) der Geburtstag des Propheten."

1.3 Eine Situationsbeschreibung jener Zeit

Das gesegnete Licht Muhammads, des Sohnes von 3Abd Allah, dem Sohn von 3Abd al-Muxxalib vom Stamme Qureisch der Banu Hapim, erschien Anfang des 7. Jahrhunderts n. Chr. Er verkündete die Religion des Islam, und seine Botschaft wurde mit einer noch nie da gewesenen Geschwindigkeit auf der gesamten Arabischen Halbinsel verbreitet. Diese wahrhaftige Religion verbreitete sich in den Ländern des Orients mit allen zu jener Zeit vorhandenen Möglichkeiten.

Während dieser Zeit waren Ägypten und Syrien unter der Herrschaft des Byzantinischen Reiches, was unter den Arabern als Römisches Reich bekannt war, und von Heraklius beherrscht wurde. Mesopotamien und Jemen

16

waren unter der Herrschaft des Persischen Reiches und wurden von Anupir-wan beherrscht.

Diese beiden großen Reiche bekriegten sich einander, und zerfielen wegen innerer Aufstände und Intrigen. Ihre Schätze wurden geraubt. Die Truppen Vusraus eroberten 611 n. Chr. die Stadt al-Raha8 von den Römern und raubten eine große Anzahl von seltenen und wertvollen Gegenständen. 617 wurde Ägypten angegriffen und Alexandria erobert. Eine andere Division der iranischen Armee marschierte in Richtung Kleinasien und besetzte es. Es gab kein Hindernis mehr zwischen der Hauptstadt und der Armee, ausgenommen den Bosporus. In der Zwischenzeit war Heraklius aus seinem tiefen Schlaf erwacht und traf Kriegsvorbereitungen. Er eroberte alle Städte zurück. In der Entstehungszeit des Islam befanden sich diese beiden riesigen Reiche im Krieg miteinander, der 638 n. Chr. endete.

Zu jener Zeit konkurrierten diese beiden Reiche miteinander um ihre Herrschaftsgebiete und auch um eine Ausdehnung ihrer Herrschaft über Arabien, das einerseits aufgrund seines Mineralien- und Goldreichtums und andererseits aufgrund seiner geographischen Lage - es lag auf dem Weg nach Indien - große Bedeutung erlangt hatte.

Nachdem die Römer unter der Führung von Ilus Gallus 18 v. Chr. Arabien mehrmals angegriffen hatten, gaben sie unter der Regierung von Augustus Cäsar das Vorhaben auf, Arabien zu erobern, und beschlossen, stattdessen einen Friedensvertrag mit Arabien zu schließen. Die Römer erwählten die Könige von 5assan zu ihren Verbündeten und übertrugen ihnen die Aufgabe, die Grenzen Arabiens gegen Syrien und Palästina zu schützen und ihren Einfluss im Land zu vermehren

Auch die iranischen Herrscher verfolgten diese Politik, und legten ihr Vertrauen in die Könige von al-Mundir, die die Herrscher von Hirah waren und übertrugen ihnen die Aufgabe, den Römern zu widerstehen und das Prestige des Iran in Arabien zu verbessern.

In jener Zeit war das Christentum die Religion der Römer, und der Zoro-astrismus9 war die offizielle Religion der Iraner. Die Zarathustrier mieden die Christen, während die Juden sie unterstützten. Sowohl die Christen wie auch die Juden waren in mehrere Sekten unterteilt.

8  Al-Raha ist eine 190km nordöstlich von Halab gelegene Stadt (Qamus al-'a3lam, türkische Ausgabe).

9  Der Glaube, die Quelle des Guten zu verehren und sich der Quelle des Bösen zu widersetzen.

17

In ihrem eigenen Land praktizierten die Araber die Anbetung von Sternen und Götzen. Das Judentum und das Christentum kamen über Syrien und der Zoroastrismus kam über den Irak nach Arabien.

Unter den Arabern glaubten einige Menschen an Gott, aber sie glaubten nicht an das Jenseits, während andere wiederum sowohl Gott wie auch das Jenseits leugneten. Sie vertraten die Ansicht, dass die Natur der Schöpfer und die Zeit der Zerstörer des Lebens sei. Sie alle glaubten an das Schicksal, an Geister und Dämonen, und waren tief überzeugt vom Einfluss der Sterne und der Deutung ihrer Träume. Zu ihren vielen üblen Gewohnheiten und Sitten gehörte es, ihre Töchter lebendig zu begraben, ferner Unfreundlichkeit, Grausamkeit, Alkoholgenuss, Glücksspiel und andere Abscheulichkeiten. Kurz gesagt herrschten Egoismus und Verderbtheit im politischen, institutionellen, religiösen und moralischen Leben des Ostens vor, und die Menschen im Osten selbst waren sehr darum bemüht, sich von diesem Eigensinn und diesen Übeln zu befreien.

Als der Prophet des Islam (.s.a.s) erschien, lud er sein Volk ein, die glorreiche Parole „Es gibt keinen Gott außer Gott und Muhammad ist sein Prophet" anzunehmen, und lenkte Ihre Aufmerksamkeit von den Sternen des Himmels auf den Heiligen Qur'an.

Es war der Qur'an, mit all seiner eloquenten, flüssigen Rhetorik und seinem schönen Arrangement, der die Lehre von der Einheit Gottes verkörperte, des Glaubens, der der menschlichen Natur förderlich ist. Darüber hinaus enthält der Qur'an selbst den Kodex des menschlichen Verhaltens, Weisheit (hikma), Gesetze, Wissenschaft, Geschichte, Politik und eine edle Moral.

Der heilige Prophet (s.a.s.) wurde in der Nähe der Ka3ba geboren und Mekka war ein Handelszentrum, wohin die Araber aus weiter Entfernung und fernen Orten kamen. Der Prophet (s.a.s.) gehörte dem Stamme der Qu-reisch an, die das Privileg der religiösen Führung der Araber inne hatten und ihre eigenen wirtschaftlichen Beziehungen mit dem Jemen, Syrien und dem Irak pflegten.

Der Prophet (s.a.s.) motivierte sein Volk dazu, den Islam zu verbreiten, und forderte die Menschen auf, sich auf dem Wege Allahs zu bemühen, wofür der höchste Rang im Paradies zu erwarten sei. Die Araber schätzten die Redegewandtheit und die Vortrefflichkeiten der Rhetorik sehr. Ihre natürliche Freiheitsliebe wurde von den erhabenen Werten der Großzügigkeit, der Würde, der Tapferkeit und des Mutes geschürt. Darüber hinaus waren sie einerseits an fortgesetzte Auseinandersetzungen und ein gefährliches Leben in der Wüste gewöhnt, und andererseits erwiesen sich das Versprechen des

18

Paradieses, die Redegewandtheit des Propheten und die Schönheit seines Wesens als lebendiges Motiv für ihre Tatkraft. Deshalb unterstützen sie ihn bereitwillig. So waren sie in der Lage, ihre Herrschaft zu vergrößern und ihr Gesetz und ihre Sprache innerhalb eines Jahrhunderts von Indien bis zum Atlantischen Ozean und vom Kaspischen Meer bis zum Mittelmeer, zum Indischen Ozean und bis zum Sudan zu verbreiten.

1.4 Der Charakter des Propheten (s.a.s.)

Hier werde ich kurz auf den lobenswerten Charakter des Propheten, seine Botschaft und die Art und Weise der Verbreitung seiner religiösen Einladung mit Verweis auf die authentischen Quellen und die von hervorragenden muslimischen Gelehrten verfassten Bücher geben.

Der Prophet (s.a.s.) wurde gemäß der populären sunnitischen Überlieferungen am 12. Rabi al-'Awwal in Mekka geboren, am 9. Tag dieses Monats gemäß genauester Berechnung und am 17. Tag dieses Monats gemäß den Überzeugungen der imamitischen Schia, was zusammenfällt mit dem 20. April 571 n. Chr. und dem Jahr des Elefanten. Sein Vater starb vor seiner Geburt und sein Großvater väterlicherseits, 3Abd al-Muxxalib, nahm ihn während seiner ersten acht Lebensjahre in seine Obhut. Als auch sein Großvater starb, übernahm sein Onkel Abu Xalib die Verantwortung für ihn.

In dieser Zeit führten die Qureisch Handel mit dem Jemen, mit Syrien und mit dem Irak. Auch Abu Xalib war in diesem Bereich tätig. Als Muhammad 13 Jahre alt war, nahm er ihn auf eine Reise nach Syrien mit. Er wurde als ein intelligenter, kluger, edler, ehrlicher und reinherziger Jugendlicher angesehen. Die Zeichen seines edlen Charakters, seiner Weisheit und seiner Größe und Vortrefflichkeit gingen aus seinem ehrwürdigen Verhalten hervor.

Den Berichten zufolge sagte Bahira, ein für seine Frömmigkeit und Rechtschaffenheit bekannter christlicher Mönch, als er Muhammad nach seiner Ankunft mit seinem Onkel in Busra10 sah: „Eine große Aufgabe erwartet diesen Jungen, und bald wird man ihn vom Osten bis zum Westen der Welt kennen."

Als Muhammad (s.a.s.) 25 Jahre alt geworden war, wurde er von VadiJah, der Tochter von Vuwaylid, einer der reichsten Frauen Arabiens, mit ihrem

10 Busra war in der Zeit der Römer eine bekannte, etwa 90km von Damaskus entfernt gelegene Stadt.

19

Sklaven nach Syrien entsandt. Von seiner Reise brachte er große Gewinne mit. VadiJah fand an seinen Fähigkeiten, seiner Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit gefallen, und sie bot ihm die Ehe an.

Wie bereits erwähnt, war VadiJa eine der angesehensten Frauen der Qu-reisch; sowohl wegen ihres Reichtums als auch wegen ihrer Vorzüge hatte sie eine höhere und ehrenvollere Stellung als die anderen. Wegen ihres Besitzes und ihrer edlen Abstammung erwies sie sich als der beste Kamerad und Unterstützter des Propheten (s.a.s.) sowohl vor als auch nach Beginn seiner prophetischen Mission.

Der Prophet (s.a.s.) hatte in seiner Jugend die besten Gewohnheiten, ein Gefühl für Selbstrespekt, Ehre und Würde erworben. Insbesondere der Zustand seines Volkes lag ihm sehr am Herzen und er konnte es nicht ertragen, dass die Menschen in die Irre gingen. Er glaubte fest an die Existenz der Einheit Gottes, an das Jenseits und die Unsterblichkeit der Seele. Er war frei von Sünden und ein frommer Mensch, der es liebte, Gott mit großer Hingabe anzubeten.

Meist zog sich der Prophet zurück und wählte die Einsamkeit der Höhle Hira', nahe der heiligen Stadt Mekka, um Gott zu verehren und anzubeten. So lebte er bis zu seinem 40. Lebensjahr. In diesem Jahr, in der Nacht der Macht (Laylat-ul-Qadr), am 1. Februar 610 n. Chr., als er in der Einsamkeit der Höhle Hira meditierte, wurde er vom Erzengel Gabriel besucht, den Gott zu ihm entsandt hatte, um ihm die Göttliche Botschaft zu überbringen.

Der Prophet (s.a.s.) berichtete die Neuigkeit seiner Frau VadiJa, und sie, sein Cousin 3Ali ibn Abi Xalib, sein Sklave Zayd ibn Haritah and sein Freund Abu Bakr nahmen als erste den Islam an. Sie luden die Menschen ihres Vertrauens im Geheimen zur Annahme des Islam ein. 3Utman ibn 3Affan al-Zubayr ibn al-3Awwam, 3Abd al-Rahman ibn 3Awf, Sa3d ibn Abi Waqqas und Xalhah ibn 3Ubayd Allah nahmen den Islam an. Diese Menschen wurden die ersten Muslime (Sabiqun) genannt.

In den ersten drei Jahren lud der Prophet (s.a.s.) die Menschen im Stillen zum Islam ein, bis sie vierzig Leute waren. Unter ihnen sind 3Umar ibn al-Vaxxab und sein eigener Onkel Hamzah ibn 3Abd al-Muttalib hervorzuheben. Danach lud er seine Mitmenschen öffentlich zum Islam ein und erzeugte Ehrfurcht in ihren Herzen. Einige von ihnen lehnten seine Einladung ab und bekämpften ihn mit allen möglichen Mitteln. Als Hüter der Heiligen Ka3ba und Verantwortliche für das arabische Gesetz fürchteten sie sich davor, diese neue Religion des Islam anzunehmen, denn sie befürchteten, dies könnte den Zorn der anderen arabischen Stämme heraufbeschwören und

20

diese dazu veranlassen, ihre Handelsbeziehungen mit ihnen zu brechen. Darüber hinaus erschien ihnen auch die Vorstellung schmerzlich, dass ihnen Muhammad trotz seiner begrenzten Ressourcen überlegen werden könnte. Folglich waren die mächtigsten und wirksamsten Gegner und Kritiker die Würdenträger und reichsten Mitglieder der Qureisch. Auf jeden Fall aber wurde der Prophet (s.a.s.) von einigen seiner engen Verwandten geschützt.

Unter diesen Umständen, als seine Gefährten großem Druck ausgesetzten waren, beschlossen diejenigen von ihnen, die sich nicht selbst verteidigen konnten, nach Abessinien zu emigrieren. Unter ihnen waren 3Utman ibn 3Affan, al-Zubayr ibn al- 3Awwam, 3Abd al-Rahman ibn 3Awf und ja 3far al-Xayyar. Der abessinische Herrscher bereitete ihnen einen herzlichen Empfang. Einige von ihnen kehrten vor der Auswanderung nach Medina (HiJra) nach Mekka zurück, aber die meisten von ihnen kehrten im siebten Jahr nach der HiJra zurück.

VadiJa, die Frau des Propheten (s.a.s.) starb nach 25 Ehejahren, und nach ihr starb der Onkel des Propheten, Abu Xalib. Mit dem Tod dieser zwei starken Unterstützer nahm die Anzahl seiner Anhänger ab. Aber diese Ereignisse konnten ihn nicht entmutigen und seine Entschlossenheit schwächen. Vielmehr begann er, Marktplätze zu besuchen, an HaJJversammlun-gen teilzunehmen, und die Araber öffentlich zum Glauben an den einen Gott und die natürliche Religion einzuladen. Er forderte sie auf, den Götzendienst aufzugeben. Er verbat den Menschen Alkohol, das Glücksspiel, ihre Töchter bei lebendigem Leib zu begraben und alles andere, dass er im heidnischen arabischen Gesetz als ungesetzlich und schädlich ansah.

Mittlerweile hatten sechs Leute von al-Madina (Jathrib), die alle dem Stamm al-VazraJ angehörten, den Islam angenommen. Als sie zu ihren Verwandten zurückkehrten, fühlten sich noch viele mehr vom Islam angezogen und nahmen diesen Glauben an.

Im darauffolgenden Jahre kamen zwölf weitere Personen von den Stämmen al-'Aws und al-VazraJ zum Propheten (s.a.s.) und schworen ihm und seinem Glauben, dem Islam, Treue. Der Prophet (s.a.s.) entsandte Mus 3ab ibn 3Umayr mit ihnen, damit er diesen Menschen die religiösen Grundlagen des Islam lehren konnte, und dank seiner Anstrengungen verbreitete sich der Islam in al-Madina, so dass es kein Haus gab, in dem nicht der Name des Propheten (s.a.s.) erwähnt wurde.

Im dritten Jahr kamen anlässlich der HaJJ 73 Männer und zwei Frauen zu ihm, gelobten ihre Treue und erklärten ihre Bereitschaft, ihm jederzeit mit allen Mitteln zur Seite zu stehen, wenn er nach al-Madina kommen wolle.

21

Der Prophet (s.a.s.) wollte seinen Anhänger in al-Madina mit seinen mekka-nischen Anhängern vereinen. Als die Qureisch von diesem Plan erfuhren, fürchteten sie, die Medinenser würden sie angreifen und Krieg gegen sie führen. Um dies zu verhindern beschlossen sie, den Propheten (s.a.s.) zu töten.

Der Prophet (s.a.s.) emigrierte heimlich am 20. September 622 n. Chr. von Mekka nach Medina. Danach folgten ihm seinen Anhänger und Unterstützer aus Mekka. Sie wurden später als die MuhaJirun (die Emigranten) bezeichnet, und die Anhänger in al-Madina als Ansar (die Helfer). Der Prophet (s.a.s.) verband diese beiden Gruppen in Brüderlichkeit, und jeder MuhaJirun wurde zum Bruder eines Ansar.

Mit der wachsenden Anzahl seiner Anhänger in al-Madina propagierte der Prophet (s.a.s.) seine Religion. Er wollte nichts anderes, als die Werte der Reinheit und Tugendhaftigkeit verbreiten, die er auch für sich selbst wünschte.

22

2. Die Entstehung eines Schriftsystems im Hedschas (Mekka und Medina) und seine Entwicklung zu der Schrift, in der der Qur'an geschrieben werden sollte.

Die arabische Schrift ist mit der demotischen (oder ägyptischen) Schrift verwandt, die in jener Zeit11 gebräuchlich war. Davon abgespalten hat sich die phönizische Schrift, die im Gebiet der Phönizier bei Kanaan an der Küste des Weißen Meeres (Mittelmeeres) benutzt wurde, das heute als Libanongebirge bekannt ist.

Die Phönizier gehörten der semitischen Völkerfamilie an, die meisten von ihnen hatten sich jedoch aufgrund von Handels- und Geschäftsbeziehungen mit den Ägyptern und anderen vermischt. Von ihnen erlernten sie das Schreiben von Schriftzeichen und entwickelten daraus einfache und unkomplizierte Buchstaben für den Geschäftsgebrauch.

Aus den ägyptischen Schriftsystemen entlehnten die Phönizier etwa fünfzehn Buchstaben und veränderten sie geringfügig, wie der berühmte Archäologe Maspero12 in seinem Buch „Histoire ancienne des peuples de l'Orient classique" beschrieb. Danach fügten sie die übrigen Buchstaben hinzu. Auf diese Weise wurde ihr Alphabet aufgrund seiner Einfachheit und Leichtigkeit populär und verbreitete sich in Europa und Asien.

Die dritte Abspaltung ist die aramäische Schrift13, hinsichtlich derer zwischen europäischen und asiatischen Historikern eine Kontroverse besteht.

2.1 Sichtweise der europäischen Historiker

Die europäischen Historiker nehmen an, dass folgende vier Schriftarten aus der phönizischen Schrift abgeleitet sind:

1. die griechische Schrift, die mit allen europäischen und der koptischen Schrift verwandt ist;

11  Die Ägypter hatten drei Schriftarten: erstens die Hieroglyphen, die der religiösen Elite vorbehalten waren; zweitens Hieratisch, das von Hofsekretären und Regierungsbeamten gebraucht wurde; drittens Demotisch, das die nationale und allgemein im Volk verbreitete Schrift war und als einfachste der drei angesehen wurde.

12 Maspero war ein Archäologe, der 1846 geboren wurde und 1916 starb.

13  Aramäisch ist die Sprache eines antiken semitischen Volkes, der Aramäer, die in Palästina und Syrien lebten und angeblich von Aram., dem Sohn von Sem, abstammen. Sie sind die Vorfahren der Araber.

23

2. das alte Hebräisch, das mit Samaria in Verbindung gebracht wurde;

3.  die himjaritische Musnad-Schrift14, aus der sich die äthiopische Schrift entwickelte;

4. die aramäische Schrift, die mit sechs anderen Schriften verwandt ist;

a) die Hindi-Schrift in ihren sämtlichen Formen;

b) die alterpersische Schrift (Pahlawi);

c) die quadratische hebräische Schrift;

d) die palmy renische Schrift (von Palmyra oder Tudmur);

e) die syrische Schrift;

f) die nabatäische Schrift.

Nach Ansicht der europäischen Historiker ist die arabische Schrift von zweierlei Art: die erste ist die Kufi-Schrift, die aus syrischen Buchstaben entwickelt wurde und als Estrangelo15 bezeichnet wird. Die zweite ist das Nasvi der arabischen Schrift, das sich aus der nabatäischen16 Schrift entwickelte. Aus diesem Grunde wird die Musnad-Schrift nicht als mit der arabischen Schrift verwandt betrachtet. Das Syrische wird als letzte mit dem Nabatäischen verwandte Schrift angesehen.

2.2 Die Ansichten der arabischen Historiker

Sowohl die vorislamischen als auch die nachislamischen Historiker glauben, dass ihre Higazi-Schrift vom Volk al-Hirah17 und al-Anbar18 entlehnt

14 Die al-Musnad-Schrift ist von viererlei Art: erstens Safawi, das as-Safa, einem der Gebirge von Hawran, zugeordnet wird; zweitens Tamudäisch, das dem Stamm der Tamud zugeordnet wird, der in den Dörfern und Städten von Salih lebte, drittens al-Lihyani, das den Bani Lihyan im Norden der arabischen Halbinsel zugeordnet wird; viertens Sabäisch oder Himjaritisch, die Schrift der Bewohner Südarabiens.

15  Estrangelo-Syrisch wurde in drei Schriftarten geschrieben, deren verbreitetste Estrangela zugeordnet wurde.

16 Nabatäa: Das Gebiet in nord-südlicher von Damaskus bis zum Tal von al-Qura in der Nähe von Medina und in ost-westlicher Ausdehnung von Syrien bis zum Golf von Suez, das sich über den Nordwesten der Arabischen Halbinsel und die Sinai-Halbinsel erstreckte. Seine Archive sind noch in den Städten von Salih erhalten, d.h. dem Stammesgebiet der Tamud, Hawran, Damaskus und der Sinai-Halbinsel. Die Nabatäer herrschten über Palästina, Midian, den Golf von Aqabah, al-HiJr und Hawran.

17 Al-Hira lag fünf Kilometer von al-Kufa an der Stelle des heutigen NaJaf.

24

wurde und diese Schrift die Völker dieser beiden Städte durch die Araber von Kindah19 und die Musnad-Schrift der Nabatäer erreichte.

Die arabischen Historiker sind einstimmig der Ansicht, dass die arabische Schrift von Harb ibn Umayyah ibn Abd Pams nach Mekka gebracht wurde, der sie während seiner Reisen von verschiedenen Individuen erlernte, u.a. von Bipr ibn Abd al-Malik, dem Bruder von al-Ukaydir, dem Herrscher von Dumatr al-jandal, der besonders erwähnenswert ist. Bipr blieb bei Harb ibn Umayyah in Mekka und nahm dessen Tochter as-Sahba' zur Frau. Er lehrte einige Leute in Mekka die Schrift und starb dort.

Ibn Abbas20 berichtet, dass das Volk von al-Anbar diese Schrift von dem Volk von al-Hirah entlehnt hat.

Daher war nach Ansicht der arabischen Historiker die Musnad-Schrift mit der arabischen Schrift verwandt. Einer der arabischen Forscher hat die von den arabischen Historikern vertretenen Ansichten in seinem Buch „Hayat al-Lugat al-Arabiyyah" aufgrund folgender Argumente vorgezogen:

1. Wie bekannt ist, haben vier Typen der Musnad-Schriften existiert, und man betrachtet die Safawi-Schrift als dem Phönizischen am nächsten stehend. Man argumentiert, dass dies beweist, dass die Musnad-Schrift selbst

18  Al-Anbar ist eine kleine Stadt am Westufer des Euphrat, 30km von Bagdad entfernt.

19  Kindah ist ein kleine Stammesgruppe in Kahlan im Südteil der Arabischen Halbinsel.

20  Abdurrahman ibn Ziyad ibn An7um überliefert von seinem Vater, dass dieser Ibn Abbas fragte: „Woher habt ihr Qureisch die arabische Schrift gelernt, bevor Gott Muhammad (s.a.s.) zu euch als Propheten schickte? Habt ihr eine Schrift angenommen, die schon entwickelt war, und verbreitet, was schon verbreitet war?" Ibn Abbas sagte, sie hätten sie von Harb ibn Umayyah erlernt. Er fragte weiter: „Und wo hat Harb sie gelernt?" Ibn Abbas erwiderte, er habe sie von Abdullah ibn jad7an gelernt. Jener fragte: „Wo hat Ibn jad7an sie gelernt?" „Vom Volk von al-Anbar", erwiderte Ibn Abbas. Jener fragte weiter: „Wo hat das Volk von al-Anbar sie gelernt?" Ibn Abbas sagte, sie hätten sie vom Volk al-Hirah gelernt. Er fragte, wo das Volk von al-Hirah sie gelernt habe, und Ibn Abbas antwortete: „Es hat sie von jemandem gelernt, der aus dem Jemen zu ihnen kam und dem Stamm der Kindah angehörte." Weiter wurde gefragt: „Wo hat diese Person, die nach al-Hirah kam, die Schrift gelernt?" Ibn Abbas erwiderte, sie habe sie von VafalJan gelernt, dem Offenbarung sschreiber des Propheten Hud (a.s.).

A1-Mas7udi sagt, die Nachkommen von Al-Muhsan ibn jandal ibn Ya7sub ibn Madyan seien das Volk, das die Kunst des Schreibens verbreitete, nämlich die naba-täischen Könige von Midian, Sinai, Hawran und Palästina.

25

im Grunde ein einzelner Schrifttyp war, der enge Verwandtschaft mit der phönizischen Schrift aufweist, und ihre Ähnlichkeit mit dem Aramäischen kann nicht ignoriert werden; sie gelangte vom Jemen und den Aramäern aus über die Kindah und Nabatäer durch al-Hirah und al-Anbar zum Volk des HiJaz. Ich betrachte diese Reise der Schrift als eine zweifelhafte Möglichkeit, denn ihre Ähnlichkeit mit der phönizischen und der Safawi-Schrift stützt die Ansicht, dass die Musnad-Schrift von der phönizischen abgeleitet ist, und nachdem sie im Jemen in Umlauf gekommen war, gelangte sie über den Jemen nach al-Hirah und al-Anbar. Die Ansicht, dass diese Schrift von den Aramäern übernommen wurde stützt die Ansicht, dass die aramäische Schrift mit der Schrift des HiJaz verwandt ist, denn es ist nicht möglich, dass die Aramäer eine andere Schrift in Umlauf brachten als ihre eigene.

2.  Die Vermischung der Nabatäer mit den Jemeniten und ihr enger Kontakt mit einigen der aramäischen Gruppen bedeutet, dass die Nabatäer die Musnad-Schrift von ihnen erlernt haben müssen. Auch diese Möglichkeit betrachte ich als sehr entfernt, denn wenn die Nabatäer ihre Schrift von den Jemeniten aufgrund ihrer Verbindung mit ihnen hergeleitet hätten, dann wäre es auch möglich, dass die Nabatäer ihre Schrift aus demselben Grund von den Aramäern hergeleitet hätten, weil sie auch mit diesen engen Kontakt hatten.

3. Der Konsens der arabischen Historiker, die Reichhaltigkeit der Überlieferungen und ihre Einstimmigkeit hinsichtlich dieser Streitfrage beweisen, dass diese Schrift über den HiJaz in den Jemen gelangte. Somit bin ich der Ansicht, dass auch das dritte Argument schwach ist, denn die Ankunft dieser Schrift über den Jemen widerspricht nicht der Ansicht, dass sie ihren Ausgangspunkt in der aramäischen Schrift hat, und es ist sogar möglich, dass die Jemeniten ihre Schrift aus der aramäischen entwickelt haben, denn sie hatten sich mit den Aramäern vermischt.

4.  Das Vorhandensein von Reimbuchstaben, ar-rawadif, wie dacig oder tavvid, wie sie in der Musnad-Schrift existieren, ist ursprünglich himjari-tisch und im Aramäischen nicht zu finden.

Meiner Ansicht nach ist auch das vierte Argument schwach, denn hätte das Musnad dem Zweig der HiJazi-Schrift angehört, dann hätte es sicher spezifische Formen der Reimbuchstaben gegeben sowie weitere Wörter, die im Grunde aneinander angrenzen. Das Fehlen spezifischer Formen für diese Buchstaben in der HiJazi-Schrift beweist, dass die aramäische Schrift, der die spezifischen Reimbuchstaben fehlen, eine der Wurzeln der HiJazi-Schrift ist. Das Vorhandensein der Laute dieser Reimbuchstaben, die in der

26

Natur der Sprache der Araber verwurzelt sind, veranlasste diese jedoch, diese Reimbuchstaben mit den diakritischen Zeichen zu entwickeln und einzuführen, um diese Laute auszudrücken.

Diese Theorie wird von dem Autor des Buches „Hayat al-luga al-Arabiyya" (S. 88) unterstützt, der sagt: „Diejenigen, die Zeichen für die Reimbuchstaben ersannen, suchten unweigerlich die folgenden Buchstaben aus und setzten Punkte darauf: ba (hHf), Jim (Ld*), dal (GH&), sad (&Hw), xa (hH$) und 7ayn (Kdu), um sie unterscheidbar zu machen." Der andere Beweis dafür, dass die aramäische Schrift mit der arabischen verwandt ist, ist der, dass al-Hafic Pams ad-Din ad-Dahabi21 in seinem Werk „Tadkirat al-Huffac" im Zusammenhang mit der Überlieferung von VariJah ibn Zayd22 schreibt, dessen eigener Vater Zayd ibn Tabit habe ihm mitgeteilt, dass er auf Anweisung des Propheten Gottes (s.a.s.) innerhalb von fünzehn Tagen die Schrift der Juden erlernt und gemeistert hatte. Dieses Erlernen der Schrift durch Zayd in einem Zeitraum von zwei Wochen weist auf die Tatsache hin, dass es sich bei dem, was er gelernt hatte, um die Estrangelo-Schrift handelte, von der die aramäische Schrift abgeleitet ist, die eine der beiden syrischen Schriften ist und von den Juden benutzt wurde. Aus demselben Grund ist in dem Bericht von Zayd ibn Tabit davon die Rede, dass er syrisch konnte, und aus der syrischen Schrift wurden die Kufi-Buchstaben entwickelt.

Abgesehen davon hat die Kufi-Schrift größte Ähnlichkeit mit der Hiri-Schrift, die wiederum der nabatäischen Schrift ähnelt, während die nabatäi-sche Schrift der aramäischen ähnelt und diese wiederum der phönizischen, die Ähnlichkeiten mit dem Demotischen aufweist, das in Ägypten gebräuchlich war; und dies beweist die Verbindungen zwischen diesen Schriftarten in der oben erwähnten Reihenfolge.

21  Ad-Dahabi, Muhammad ibn 7Utman ibn Qayimaz Abu Abdillah Pams ad-Din ad-Dahabi, at-Turkumani, al-Fariqi, Imam und hafic (des Qur'an), wurde 673/1274 in Damaskus geboren. Seit seiner Kindheit war er daran interessiert, ahadit zu sammeln, und wurde ein Haditexperte seiner Zeit. Er verfaßte eine Anzahl von Büchern, darunter Tadkirat al-huffaz. Er starb 748/1347.

22  VariJah ibn Zayd ibn Tabit al-Ansari ist einer der fuqaha' und hervorragenden Gelehrten, aber er überlieferte nur wenige ahadit. Deswegen erwähnt ad-Dahabi ihn nicht unter den huffac. Er starb 99/717 in Medina.

27

2.3 Die in Medina gebräuchliche Schrift

Was die Schrift betrifft, die in al-Madinah (Jatrib) benutzt wurde, als der Prophet (s.a.s.) dort ankam, so handelte es sich nach den Berichten der Hadi-tüberlieferer und den Biographen des Propheten (s.a.s.) um die Schrift, die die Juden ihre Kinder lehrten. Es gab ungefähr zwanzig Einzelpersonen, die schreiben konnten, darunter Sa7id ibn Zurarah, al-Mundir ibn Amr, Ubayy ibn Wahb, Zayd ibn Tabit, Rafi7 ibn Malik und Aws ibn Vuli. Sie kannten offensichtlich die HiJazi-Schrift, die von der Schrift der Leute von al-Hirah hergeleitet war.

Diese Ansicht stimmt auch damit überein, dass Zayd auf Anweisung des Propheten (s.a.s.) die Schrift der Juden erlernte, nachdem er in al-Madina eingetroffen war.

Der erste, der die Kunst des Schreibens in Umlauf brachte, war Prophet Muhammad (s.a.s.), der sie nach seiner Auswanderung nach Medina populär werden ließ. Die meisten der ungefähr siebzig Personen, die den Qureisch und anderen Stämmen angehörten und im Kampf von Badr gefangen genommen wurden, konnten schreiben. Was diejenigen betraf, die Analphabeten waren und nicht schreiben konnten, so wurde ihre Auslösesumme vom Propheten (s.a.s.) in bar eingefordert, was jedoch die Auslösesumme derjenigen betraf, die Lesen und Schreiben konnten, so verpflichtete er sie dazu, zehn Kinder von Medina Lesen und Schreiben zu lehren. Dies taten sie, und seitdem verbreitete sich das Lesen und Schreiben allmählich in Medina und anderen von den Muslimen eingenommenen Städten, und das Analphabetentum blieb allein auf die Wüstengebiete beschränkt.

Die HiJazi-Schrift war von zweierlei Art: Die Nasvi-Schrift, die zum Schreiben von Briefen verwendet wurde, und die Kufi-Schrift, die mit Kufa verbunden war. Da die Regeln der HiJazi-Schrift und die Formen ihrer Buchstaben in Kufa weiterentwickelt und verfeinert wurden, blieb diese Schrift mit Kufa verbunden.

Gelehrten und Forschern ist es gelungen, die Originalbriefe aufzufinden, die der Prophet (s.a.s.) schrieb und an al-Muqawqas und al-Mundir ibn Sawi sandte. Sie haben diese fotografiert und abgedruckt. Der Originalbrief an al-Muqawqas wird im Museum für Hinterlassenschaften des Propheten (s.a.s.) in Istanbul aufbewahrt.

Ein französischer Gelehrter entdeckte diesen Brief in einem ägyptischen

28

Kloster in der Nähe von Avmim. Als Sultan Abdul-MaJid al-7Utmani23 davon erfuhr, lud er den Gelehrten ein, mit diesem unschätzbar wertvollen Brief zu ihm zu kommen. Er zeigte ihn Experten und Gelehrten, die bestätigten, dass es sich bei dem oben erwähnten Brief um genau denselben handelte, den der Prophet (s.a.s.) an al-Muqawqas geschickt hatte. Sultan Abdul-MaJid kaufte diesen Brief für einen sehr hohen Preis. Der andere Brief wird in der Bibliothek von Wien aufbewahrt.

23 Sulxan Abd al-MaJid (gest. 1278/1861) war der Vater von Sulxan Abd al-Aziz (gest. 1293/1876) und Sulxan Abd al-Hamid (gest. 1304/1887).

29

30

3. Der Beginn von Wahy (göttlicher Offenbarung)

Wahy (die göttliche Offenbarung) begann in der Laytat-ul-Qadr (Nacht der Macht), die dem Text des Qur'an zufolge im Monat Ramadan im einundvierzigsten Jahr nach der Geburt des Propheten (s.a.s.) eintraf: „ Wahrlich, wir sandten ihn in der Nacht der Bestimmung herab... " (Sure 97, Vers 1). „Wahrlich, wir offenbarten es in einer gesegneten Nacht - wahrlich, wir haben immer gewarnt - in der jegliche weise Sache gemäß unserem Befehl bis ins Einzelne erklärt wird. Wahrlich, wir haben immer Gesandte geschickt. " (Sure 44, Verse 3-5).

„Der Monat Ramadan ist der, in dem der Qur'an herabgesandt wurde; eine Weisung für die Menschheit, deutliche Beweise der Führung und göttliche (Zeichen)... " (Sure 2, Vers 185).

Der Monat Ramadan ist der Monat, in dem sich der Prophet (s.a.s.) in die Höhle von Hira'24 zurückzog und in der Einsamkeit fastete und Gottesdienst hielt.

Es gibt viele Meinungsverschiedenenheiten hinsichtlich der Nacht, in der die Offenbarung begann. Ein Qur'anvers besagt: „...wenn ihr an Allah glaubt und an das, was wir zu unserem Diener am Tag der Unterscheidung herabgesandt haben, am Tag, da sich die beiden Heere begegneten... " (Sure 8, Vers 41).

Dieser Vers bezieht sich auf den 17. Ramadan als den Tag, an dem der Prophet (s.a.s.) zum ersten Mal eine Offenbarung erhielt, da die beiden Heere einander am 17. Ramadan im 2. Jahr der HiJra gegenüberstanden, und bei den beiden Heeren handelte es sich um das der Muslime und das der Götzendiener beim Kampf von Badr. Daher erwähnt der Vers zwei glückliche Anlässe: an diesem Tag erwählte Gott, der Allmächtige, Muhammad (s.a.s.) zu seinem Propheten und schenkte den Muslimen Ehre und Ruhm, indem er ihnen zum Sieg verhalf.

In seiner Exegese schreibt Abu ja7far ibn jarir ax-Xabari25 aufgrund einer Überlieferung von al-Imam al-Hasan ibn Ali (a.s.), dass es sich bei der

24Hira' ist ein Berg im Umkreis von drei Meilen von Mekka, wohin sich der Prophet (s.a.s.) zurückzog, um Gottesdienst zu halten, bevor er die Offenbarung erhielt.

25 Abu ja7far Muhammad ibn jarir ax-Xabari war ein großer Lehrer und Gelehrter der Geschichte und Haditwissenschaft seiner Zeit. Er wurde 224/839 in Amul in Mazandaran (Xabaristan) geboren und starb 3l0/922 in Bagdad. (Zu seinen Werken gehört eine Sammlung historischer Überlieferungen, die sich von der Schöpfung der Welt bis zu seiner Zeit erstrecken, und ein Qur'ankommentar.)

31

Nacht der Unterscheidung und dem Tag der Begegnung der beiden Heere um den 17. Ramadan handelte.

3.1 Der zuerst geoffenbarte Qur'anvers

Es stimmt, dass folgender Qur'anvers als erster offenbart wurde: „Lies im Namen deines Herrn, der erschuf." (Sure 96, Vers 1).

Muhammad ibn Ishaq, allgemein bekannt als Ibn Abi Ya7qub an-Nadim, schreibt in seinem Buch „Fawz al-7ulum", das als „Al-Fihrist" bekannt ist: „Abu al-Hasan Muhammad ibn Yusuf berichtete mir, dass er von Abu Abd Allah Muhammad ibn Galib gehört hatte, was dieser von Bakr ibn Abd al-Wahhab al-Madini erfahren hatte, dass er dies von Muhammad ibn 7Umar al-Waqidi26 gehört hatte, dass ihm die von Mu7ammar ibn ar-Rapid mitgeteilt wurde, der von az-Zuhri gehört hatte, der er von Muhammad ibn Nu7man ibn Bapir gehört hatte, der ihm berichtete, dass dies die ersten Verse waren, die dem Propheten (s.a.s.) offenbart wurden: ,Lies, im Namen deines Herren, der erschuf, erschuf den Menschen aus einem Klumpen Blut. Lies, denn dein Herr ist der Allgütige. Der (den Menschen) durch die Feder lehrte, den Menschen lehrte, was er nicht wusste.'" (Sure 96, Verse 1-5).

Die Payvan (al-Buvari und Muslim) überlieferten, dass der Prophet (s.a.s.) die Höhle von Hira' oft besuchte, sich einige Nächte lang dort aufhielt und sich etwas zu essen mitnahm. Danach kam er zurück und verbrachte einige Zeit mit VadiJa (a.s.), und dann nahm er sich etwas zu essen mit und ging wieder für einige Nächte fort an denselben Ort. So fuhr er fort, bis eines Tages in seinem Herzen plötzlich eine Flut des Lichts der Wahrheit aufleuchtete. Dann stieg ein Engel zu ihm herab. „Lies!" sagte der Engel. Der Prophet (s.a.s.) berichtete: „Ich sagte zu ihm: ,Ich kann nicht lesen.' Er ergriff mich und drückte mich so stark, dass ich meine ganze Kraft verlor. Dann ließ er mich wieder los und sagte: ,Lies!' Und ich erwiderte: ,Ich kann nicht lesen!' Da ergriff er mich ein zweites Mal und drückte mich sehr stark, dann ließ er mich wieder los und sagte: ,Lies!' Ich antwortete: ,Ich kann nicht lesen.' Da ergriff er mich ein drittes Mal und drückte mich sehr stark

26 Al-Waqidi Abu Abdillah Muhammad ibn 7Umar ibn Waqid war ein großer Haditgelehrter und Experte für Kriegsgeschichte (magazi). Er wurde von Harun ar-Rapid gefördert und zum Richter (qawi) in Bagdad ernannt. Er starb 202/822 in Bagdad.

32

und sprach: ,Lies, im Namen deines Herren. Der erschuf, erschuf den Menschen aus einem Klumpen Blut. Lies, denn dein Herr ist der Allgütige, der (den Menschen) durch die Feder lehrte, den Menschen lehrte, was er nicht wusste.'" (Sure 96, Verse 1-5). Dann kehrte der Prophet (s.a.s.), noch am ganzen Körper zitternd, von Hira zu VadiJa (a.s.) zurück.

In Fada'il al-Qur'an sagt Abu 7Ubaydah, ihm sei von 7 Abdurrahman mitgeteilt worden, der es von Sufyan hörte, der es von Abi NaJih gehört hatte, dass MuJahid ihm mitgeteilt habe, dass die ersten Verse des Qur'an, die dem Propheten (s.a.s.) offenbart wurden, folgende waren: „Lies, im Namen deines Herrn " (Sure 96, Vers 1) und „Nun. Bei der Feder. " (Sure 68, Vers

1).

Ibn Aptah berichtet in seinem Kitab al-MasahJif, dass 7Umayd ibn 7Umayr gesagt habe, dass Gabriel (a.s.) mit einer besonderen Art von Pergament zum Propheten (s.a.s.) herabstieg und ihn aufforderte zu lesen. Der Prophet (s.a.s.) sagte: „Ich kann nicht lesen." Jener sagte wiederum: „Lies, im Namen deines Herrn. " Man glaubt, dass dies die erste Sure war, die dem Propheten (s.a.s.) offenbart wurde.

Az-Zuhri berichtet auf der Grundlage der Überlieferungen auch, dass sich der Prophet (s.a.s.) in der Höhle von Hira' aufhielt, als der Engel Gottes mit einem feinen Pergament herabstieg, auf dem geschrieben stand: „Lies, im Namen deines Herren. Der erschuf, erschuf den Menschen aus einem Klumpen Blut. Lies, denn dein Herr ist der Allgütige, der (den Menschen) durch die Feder lehrte, den Menschen lehrte, was er nicht wusste. " (Sure 96, Verse 1-5).

Nach der Offenbarung dieser Verse des Qur'an wurden über einen Zeitraum von drei Jahren hinweg keine weiteren Verse offenbart. Diese Zeitspanne wurde als „zaman fatrat al-wahy" bekannt, d. h. als die Zeit, in der die Offenbarung unterblieb. Von da an wurde dem Propheten (s.a.s.) im Laufe der Zeit allmählich und Vers für Vers der Qur'an offenbart. Diese Art und Weise der Offenbarung von Versen wurde von den Ungläubigen kritisiert. Im Qur'an wird auf dieses Thema Bezug genommen, und dieser Einwand wird in Surat al-Furqan mit folgenden Worten zurückgewiesen: „ Und jene, die ungläubig sind, sagen: , Warum ist ihm der Qur'an nicht auf einmal herabgesandt worden?! Dies, damit wir dein Herz dadurch stärken möchten, und wir haben Seine Anordnung recht gut gemacht.'" (Sure 25, Vers 32).

Diese Anordnung und Reihenfolge der Offenbarung und die immer wiederkehrenden Strahlen des wahy im Herzen des Propheten (s.a.s.) mit dem glanzvollen Licht des Wissens wurde zu einer Quelle von Kraft und Frieden

33

für ihn. Es besteht kein Widerspruch zwischen der allmählichen Offenbarung des Qur'an und den Versen, die scheinbar etwas anderes aussagen, wie die folgenden: „Wir haben ihn in der Nacht der Bestimmung offenbart. " (Sure 97, Vers 1). „Der Monat Ramadan ist der, in dem der Qur'an herabgesandt wurde..." (Sure 2, Vers 185). „Wahrlich, wir offenbarten ihn in einer gesegneten Nacht. " (Sure 44, Vers 3).

Es gibt nämlich bestimmte Verse im Qur'an, die nach den Worten Gottes, des Allmächtigen, als der Qur'an bezeichnet werden, wie der folgende: „Ein Buch, dessen Verse unveränderlich gefügt, dann im Einzelnen erklärt worden sind. " (Sure 11, Vers 1).

(Wir können diesen Punkt verstehen), wenn wir berücksichtigen, dass es im Qur'an auch Verse mit mehrdeutigem Sinn gibt. Zusätzlich hierzu kann man auch sagen, dass das Wesen und die allgemeinen Zielvorstellungen des Qur'an als Ganzes dem reinen Herzen des Propheten (s.a.s.) in jener einzigen Nacht offenbart wurden: „Der Geist (der Engel Gabriel), der die Treue hütet, ist mit ihm (dem Qur'an) hinabgestiegen... " (Sure 26, Vers 193 und 194).

Später wurden ihm die Verse einzeln offenbart, getrennt über eine Zeitspanne von mehreren Jahren: „Und den Qur'an haben wir in Abschnitten offenbart, damit du ihn den Menschen stückweise vortragen möchtest. Und wir sandten ihn nach und nach hinab. " (Sure 17, Vers 106).

Aus der Haditforschung kann hergeleitet werden, dass der größte Teil des Qur'an Vers für Vers offenbart wurde, wie Surat Iqra', deren Anfangsverse bis „ ...was er nicht wusste " beim erstenmal offenbart wurden.

Ähnlich verhält es sich mit Surat ad-Duha, deren Anfangverse bis fatarda (und du wirst wohl zufrieden sein) beim erstenmal offenbart wurden. Andererseits wurden einige Suren des Qur'an in ihrer vollständigen Form auf einmal offenbart, wie al-Fatihah, al-Ivlas, al-Kawtar, al-Lahab, al-Bayyinah und an-Nasr27 unter den kürzeren und al-Mursa1at28 unter den längeren Suren.

27 Dieser Bericht hinsichtlich an-Nasr wurde von jalal ad-Din as-Sayuti in at-Itqan fi 7ulum al-Qur' an wiedergegeben.

28  Von Ibn Mas7ud wird in al-Mustadrak berichtet: „Wir waren mit dem Propheten (s.a.s.) in der Höhle, als Surat al-Mursalat offenbart wurde, und wir hörten sie durch die geheiligte Zunge des Propheten (s.a.s.). Obwohl sie vom Propheten (s.a.s.) ausgesprochen wurde, konnten wir nicht feststellen, bei welchen Versen sie endete, ob sie mit dem Vers, ,An welches Wort, nach diesem wollen sie denn glauben?' endete oder mit dem Vers, ,Und wenn zu ihnen gesprochen wird: ,Beugt euch!' beugen sie sich nicht.'"

34

Diese Herleitung beruht auch auf der Offenbarung von fünf oder zehn Versen zusammen, wie die Offenbarung der zehn Anfangsverse von Surat al-Mu'minun, und der Offenbarung des Einzelsatzes „gayri uli-w-warar (ausgenommen die Gebrechlichen)", der Teil des Verses „Diejenigen unter den Gläubigen, die stillsitzen... " (Sure 4, Vers 95) ist, für sich allein. Ähnliches ist in folgendem Vers der Fall: „...und wenn ihr Armut befürchtet, so wird euch Allah gewiss aus seiner Fülle reich machen, wenn er will. Wahrlich, Allah ist allwissend, allweise. " (Sure 9, Vers 28). Der oben erwähnte Vers ist nur ein Teil des Verses 28 von Sure Bara'ah (at-Tawba), und er wurde getrennt für sich allein offenbart, nachdem ein anderer Teil bereits offenbart war.

3.2 Der Offenbarungszeitraum des Qur'an

Der Zeitraum, in dem der Qur'an offenbart wurde, wird in zwei Zeitabschnitte eingeteilt, nämlich erstens die Zeit vor der Auswanderung des Propheten (s.a.s.) und zweitens die Zeit danach.

1. Die Zeit vor der Auswanderung

Die Verse und Suren, die während des Zeitraums von zwölf Jahren, fünf Monaten und dreizehn Tagen des Aufenthalts in Mekka - vom 17. Ramadan des 41. Jahres nach der Geburt des Propheten (s.a.s.), der als „Tag der Unterscheidung" (al-Furqan) bezeichnet wird, bis zum Monat Rabi7 al-'Awwal des vierundfünfzigsten Jahres nach seiner Geburt - innerhalb der Grenzen Mekkas vor der Auswanderung (HiJra) des Propheten (s.a.s.) offenbart wurden, werden als mekkanische Suren und Verse bezeichnet.

2. Die Zeit nach der HiJra des Propheten (s.a.s.) nach al-Madina

Dieser Zeitraum umfasst alle Verse, die nach der HiJra offenbart wurden. Auch wenn in diesem Zeitraum einige Verse außerhalb von al-Madina offenbart wurden, dann werden sie doch als Madani-Suren und -Verse29 betrachtet. Darum beträgt der in Mekka offenbarte Anteil des Qur'an ungefähr 11/30 des Buches.

29 Dies wird allgemein geglaubt, aber es gibt diesbezüglich zwei weitere Ansichten: die erste besagt, dass alles, was in Mekka offenbart wurde, mekkanisch, und alles, was in Medina offenbart wurde, medinensisch ist; die zweite besagt, dass diejenigen Verse, die sich an die Leute von Mekka richten, als mekkanisch anzusehen sind, während das, was an die Leute von Medina gerichtet ist, als medinensisch zu akzeptieren ist.

35

Abu al-Hasan ibn Hisar schreibt in seinem Buch „An-Nasiv wa al-Mansuv", dass die Anzahl der Suren, bezüglich derer ein Konsens besteht, dass sie in Medina offenbart worden sind, zwanzig beträgt.

Die Suren, bei denen (hinsichtlich ihres Offenbarungsortes) Meinungsverschiedenheiten bestehen, sind zwölf an der Zahl. Abgesehen davon werden alle anderen Verse und Suren von den Muslimen einstimmig als mekkanisch bezeichnet. Die zwanzig medinensischen Suren sind folgende:

1. Al-Baqara; 2. Al-7Imran; 3. An-Nisa'; 4. Al-Ma'ida; 5. Al-Anfal; 6. At-Tawba (Bara'a); 7. An-Nur; 8. Al-Ahzab; 9. Muhammad; 10. Al-Fath; 11. Al-HuJurat; 12. Al-Hadid; 13. Al-MuJadala; 14. Al-Hapr; 15. Al-Mumtahana; 16. Al-jumu7a; 17. Al-Munafiqun; 18. Ax-Xalaq; 19. At-Tahrim; 20. An-Nasr.

Abu Bakr ibn al-Anbari ist mit allen diesen einverstanden mit Ausnahme von al-Anfal30, und Abu 7Ubaydah31 stimmt in seinem Buch „Fawa'il al-Qur'an" all diesem zu mit Ausnahme von al-HuJurat, al-jumu7a und al-Munafiqun. Auch der Autor von al-Fihrist, Muhammad ibn Ishaq, stimmt nach dem Bericht von Muhammad ibn Nu7man ibn Bapir, dessen Name in dem Abschnitt über den zuerst offenbarten Qur'anvers erwähnt wurde, allen Suren zu außer Sure al-Ahzab. Somit stimmen diese vier Personen, deren Ansicht als authentisch und zuverlässig angesehen wird, einstimmig in Bezug auf fünfzehn der Suren überein, die Abu al-Hasan in seinem Buch „ An-Nasiv wa al-Mansuv" aufgeführt hat.

Unstimmigkeiten gibt es bei fünf Suren in dieser Reihenfolge: al-Anfal, die von Abu Bakr ibn al-Anbari nicht als medinensische Sure angesehen wird; al-HuJurat, al-jumu7a und al-Munafiqun, hinsichtlich derer Abu 7Ubaydah in Fawa'il al-Qur'an eine abweichende Meinung ausdrückt; und al-Ahzab, die Muhammad ibn Ishaq, der Autor von al-Fihrist, nicht als medi-nensisch betrachtet.

30  Abu Bakr ibn Muhammad ibn al-Qasim ibn Muhammad ibn Bapar al-Anbari (gest. 328/940) war ein Experte des Qur'an, seiner Exegese und der Haditwissen-schaft.

31  Allgemein wird angenommen, dass es sich bei dem Autor des Buches Fawa'il al-Qur'an um Abu Ubaydah al-Qasim ibn Salam (gest. 334/945) handelt, der in Mekka starb. Ibn al-Nadim schrieb ihm dieses Buch in al-Fihrist im Kapitel über die in Fawa'il al-Qur'an (Vorzüge des Qur'an) zusammengestellten Bücher zu.

36

3.3 Qur'anrezitation in der Zeit des Propheten (s.a.s.)

Der heilige Prophet (s.a.s.) war ummi, d. h. ungelehrt in dem Sinne, dass er weder lesen noch schreiben konnte.32 Der Qur'an wirft in den Versen 157 der Sure 7 und 48 der Sure 29 Licht auf diese Angelegenheit. Nachdem eine Sure oder ein Vers offenbart worden war, teilte der Prophet (s.a.s.) sie, nachdem er sie sich selbst eingeprägt hatte, den Leuten mit und trug sie den Würdigen unter denen vor, die seine Gesellschaft genossen. Er forderte sie auch auf, sie sich ins Gedächtnis einzuprägen.

Berichte, die durch zuverlässige Ketten von Gewährsleuten überliefert und in Sammlungen der Traditionarier niedergelegt sind, auf deren Werke sich die Muslime verlassen, bestätigen dies. Al-Buvari überliefert in as-Sahih von 7Urwah ibn az-Zubayr, dass al-Musawwar ibn Mavzamah und Abd ar-Rahman ibn Abd al-Qari ihm mitgeteilt haben, dass 7Umar bin al-Vaxxab sagte, er habe zu Lebzeiten des Propheten (s.a.s.) Hipam ibn al-Hakim die Sure al-Furqan rezitieren hören. Während er Hipams Rezitation zuhörte, bemerkte 7Umar, dass er auf eine Art und Weise las, wie er sie nie vom Propheten (s.a.s.) gehört hatte. Zunächst wollte 7Umar sich auf Hipam stürzen, der gerade betete. Dann beschloß er jedoch, zu warten, bis er fertig war. Dann packte er Hipam beim Kragen und fragte ihn, wer ihn gelehrt habe, die Sure zu rezitieren, die er ihn hatte rezitieren hören. Hipam teilte ihm mit, der Prophet (s.a.s.) habe sie ihn gelehrt. 7Umar entgegnete ihm, er lüge, denn die Art und Weise zu rezitieren, die der Prophet (s.a.s.) ihn gelehrt habe, sei anders als die Art und Weise, nach der Hipam rezitiere. Dann brachte er ihn zum Propheten (s.a.s.) und klagte, er habe Hipam die Sure al-Furqan auf eine Art und Weise rezitieren hören, wie er sie den Propheten (s.a.s.) niemals habe rezitieren hören. Der Prophet (s.a.s.) forderte 7Umar zuerst auf, Hipams Kragen loszulassen, und bat dann Hipam, sie zu rezitieren. Da rezitierte Hipam sie so, wie 7Umar ihn gehört hatte. Darauf sagte der Prophet (s.a.s.): „Dies ist die Art und Weise, wie sie offenbart wurde." Danach bat der Prophet (s.a.s.) 7Umar, sie zu rezitieren. 7Umar rezitierte sie so, wie er den Propheten (s.a.s.) hatte rezitieren hören. Als er dies hörte, sagte der Prophet (s.a.s.) wiederum: „Dies ist die Art und Weise, wie sie offenbart wurde." Dann fügte er hinzu: „Dieser Qur'an wurde in sieben Lesarten (sab 7at ahruf) offenbart. Lest ihn darum so, wie es für euch durchführbar ist."

32 Die Frage, ob der Prophet (s.a.s.) lesen und schrieben konnte, ist kontrovers. (Der Herausgeber).

37

Wiederum überliefert al-Buvari von Paqiq ibn Salamah, dass dieser berichtete: Abdullah ibn Mas7ud sagte in einer Ansprache: „Bei Gott, die Prophetengefährten wissen, dass ich unter ihnen in Bezug auf Gottes Buch der Versierteste bin, obwohl ich nicht der beste von ihnen bin."

Payv ax Xa'ifah Muhammad ibn al-Hasan ax-Xusi (386/460-995-1067), der imamitische Faqih, stellt in seinem Buch al-Amali fest, dass Ibn Mas7ud 70 Suren vom Propheten (s.a.s.) und die übrigen von Ali ibn Abi Xalib (a.s.) gelernt hatte. In al-Mustadrak wird von Ibn Mas7ud berichtet, dass er überlieferte: „Wir waren mit dem Propheten (s.a.s.) in einer Höhle, als ihm al-Mursalat offenbart wurde. Ich lernte die Sure aus seinem Mund..."

Abu 7Ubaydah ibn al-Fada'il und auch Ibn jarir, Ibn Mundir und Ibn Mardawayh berichten von 7Umar ibn Amir al-Ansari, dass 7Umar ibn al-Vaxxab den Vers 100 in Sure 9 folgendermaßen rezitierte: „Die Vordersten, die ersten der Auswanderer, und die Helfer, die ihnen auf die beste Art gefolgt sind...", mit al-ansar (die Helfer) im Nominativ und ohne waw (und) vor alladina (die). Zayd ibn Tabit sagte (als Versuch, ihn zu korrigieren): „...und die, die ihnen auf die beste Art gefolgt sind", (wodurch die Helfer den ersten Auswanderern und den Vordersten gleichgestellt werden), und fügte hinzu: „(Und doch) weiß der Amir al-Mu'minin es besser." 7Umar ließ Ubayy ibn Ka7b zu sich bringen. Als er gekommen war, fragte 7Umar ihn nach dem Vers, den Ubayy wie Zayd ibn Tabit rezitierte und dann hinzufügte: „Bei Gott, der Prophet (s.a.s.) lehrte mich, ihn so zu rezitieren, und zwar in einer Zeit, als du noch Wissen verkauftest." 7Umar war überzeugt und sagte: „Folge in diesem Fall Ubayys Lesart."

In al-Buvaris Sahih wird berichtet, dass der Prophet (s.a.s.) zu Ubayy ibn Ka7b sagte. „Gott hat mir befohlen, dir den Qur'an vorzutragen." Ubayy fragte den Propheten (s.a.s.), ob Gott ihn namentlich genannt habe. Der Prophet (s.a.s.) antwortete: „Ja, dein Name wurde vor dem Herrn der Welten erwähnt." Alle diese Überlieferungen machen deutlich, dass der Prophet (s.a.s.) gewöhnlich den Qur'an vor den Gelehrten vortrug und in Bezug darauf, dass sie ihn sich einprägten, so sorgfältig vorging, dass er Ubayy sagte, Gott habe ihm befohlen, ihm den Qur'an vorzutragen. Diese Überlieferungen weisen auch darauf hin, dass sich die Gefährten den Text gewissenhaft einprägten, so dass die Hinzufügung oder Auslassung eines waw ein ernsthaftes Anliegen für sie war, obwohl es die Bedeutung nicht sehr veränderte.33

33 Obgleich die Bedeutungsverschiebung uns nicht bedeutsam erscheint, war sie es jedoch für die Ansar von Medina. (Der Herausgeber).

38

3.4 Erläuterung

Mit al-huruf as-sab 7ah sind die sieben Lesarten des Qur'an gemeint, bei denen verschiedene Wörter mit derselben Bedeutung verwendet wurden, wie aqbil, halumna und ta3ala (komm!) oder aJJil und asr' (Beeile dich!), oder avvir und amhil (zögere!) oder imwi und isri (geh!). Diese Interpretation wurde von Muhammad ibn Varir ax-Xabari im Vorwort zu seinem Qur'an-kommentar34 vertreten.

Diese Aussage kommt auch durch zuverlässige Überlieferungen von 7Umar ibn al-Vaxxab, Abdullah ibn Mas7ud35 und Ubayy ibn Ka7b zum Ausdruck, aus denen hervorgeht, dass sich ihre Meinungsverschiedenheiten lediglich auf die Lesart des Qur'an bezogen, nicht auf die Bedeutung. Einmal wandten sie sich zur Schlichtung an den Propheten (s.a.s.), und der Prophet (s.a.s.) forderte jeden von ihnen auf, zu lesen; er hörte sich ihre Rezitation an und bestätigte ihre unterschiedlichen Lesarten. Einige von ihnen fragten sich, wie der Prophet (s.a.s.) ihre unterschiedlichen Lesarten bestätigen konnte, bis der Prophet (s.a.s.) selbst ihre Zweifel mit den Worten beantwortete: „Allah hat mir geboten, den Qur'an nach sieben Lesarten zu lesen."36

Die Antwort des Propheten (s.a.s.) offenbart die Tatsache, dass die sieben Lesarten dieselbe Bedeutung wiedergeben. Ax-Xabari wiederum berichtet im Vorwort zu seinem Kommentar von Abu Karib durch eine Kette von Gewährsleuten von Abd ar-Rahman ibn Abi Bakr von dessen Vater, dass der Prophet (s.a.s.) sagte, dass Gabriel ihn aufgefordert habe, den Qur'an nach einer Lesart zu lesen. Dann forderte Michael ihn auf, ihn nach mehr als einer

34 Al-Xabari, Tafsir al-Qur'an, Bd. 1.

35  3Abdullah Ibn Mas 3ud ibn 5afil ibn Habib al-Hudayli (gest. 26 oder 32/646 oder 652), ein Gefährte des Propheten (s.a.s.), der 848 Erzählungen vom Propheten (s.a.s.) überliefert haben soll.

36Anmerkung des Herausgebers: Nach Ibn al-Atir und al-Payv al-Saduq in al-Visal wurden von muslimischen Gelehrten etwa fünfunddreißig verschiedene Ansichten über die Bedeutung in der dem Propheten (s.a.s.) zugeschrieben Überlieferung erwähnten sab 3at ahruf geäußert. Eine gut belege (sahih) Überlieferung aus Usul al-Kafi (3Ilmiyyah Islamiyyah, Tehran, Bd. 4, S. 439) weist die Rückführung auf den Propheten (s.a.s.) zurück. Das Hadit lautet folgendermaßen: 3Ali ibn Ibrahim überlieferte von seinem Vater (Ibrahim ibn Hapim) von Ibn Abi 3Umar von 3Umar ibn Udaynah von al-Fuwayl ibn Yasar, der berichtete: „Ich sagte zu Abu 3Abdullah (a.s.): ,Die Leute sagen, der Qur'an sei in sieben Lesarten (sab3at ahruf) offenbart worden.' Er erwiderte: ,Die Feinde Gottes haben gelogen. Er wurde in einer Lesart (harf wahid) von dem Einen (al-Wahid, d. h. Gott) offenbart.'"

39

Lesart zu lesen, das heißt zwei, bis die Anzahl schließlich sechs oder sieben betrug. Dann teilte Michael ihm mit, dass diese alle gut genug seien, solange nicht ein Vers, der Gottes Strafe betraf, Gottes Barmherzigkeit verkündete, und ein Vers, der Gottes Barmherzigkeit betraf, Strafe androhte, so wie die Worte „halumna" und „ta3ala" (komm!).

Die obige Interpretation wird auch durch das gestützt, was die Rechtsgelehrten aus der Bedeutung dieser Überlieferung verstanden haben. Ibn Abd al-Birr37 sagt, dass Ibn Wahb38 in Kitab at-Targib berichtete, dass Malik einmal gefragt wurde, ob er es für richtig hielte, wenn sie den Vers wie 7Umar ibn al-Vaxxab läsen, nämlich: „Beeilt euch (famwu) zum Gedenken Allahs)" statt „Eilt (fas7au) zum Gedenken Allahs" (Sure 62, Vers 9). Er antwortete, es sei zulässig, und fügte hinzu, dass der Prophet (s.a.s.) sagte: „Dieser Qur'an wurde in sieben Lesarten offenbart. Lest ihn darum so, wie es für euch durchführbar ist."

Diese Interpretation wird von der Vernunft keineswegs zurückgewiesen. Wenn es nämlich Bedeutungsunterschiede in den sieben Lesarten gäbe, dann ergäbe eine einzige Aussage zwei verschiedene und gegensätzliche Bedeutungen. Wie hätte daher der Prophet (s.a.s.) etwas erlauben können, das der von Gott intendierten Bedeutung zuwiderlief? Und doch weisen verschiedene Überlieferungen darauf hin, dass der Prophet (s.a.s.) unterschiedlichen Lesarten zugestimmt hatte. Es ist offensichtlich, dass kein Vers des Qur'an auf zwei gegensätzliche Arten interpretiert werden soll, damit nicht etwa Unzulässiges als zulässig und Zulässiges als unzulässig erscheint, denn Allah hat gesprochen: „Wenn er (der Qur'an) von einem anderen wäre als von Allah, dann hätten sie viele Widersprüche darin finden können." (Sure 4, Vers 82).

In einer weiteren Überlieferung berichtet al-A7map von Anas, dass dieser Sure 73, Vers 6 folgendermaßen las: „Wahrlich, die Nachtwache ist die beste Zeit zur Selbstzucht und zur Erreichung von Aufrichtigkeit (aswab) im Wort." Jemand sagte ihm, es heiße aqwam. Er erwiderte: „Ahda, aswab und aqwam haben alle drei dieselbe Bedeutung." Es ist möglich, dass er etwas

3Abu 3Amr jamal ad-Din Yusuf ibn 3Umar an-Nimri (368-462/978-1069), bekannt als Ibn 3Abd al-Birr, der Autor von al-Istidrak und al-Isti 3ab. 38Abu Muhammad 3Abdullah ibn Wahb ibn Muslim al-Quraypi (125-198/742-813), ein malikitischer Faqih und Autor von al-Muwaxxa'.

40

meinte, was Muhammad Abd al-Karim ap-Pahristani39 in seinem Kommentar bestätigte, indem er sagte, die Worte des Propheten (s.a.s.): „Der Qur'an wurde in sieben Lesarten offenbart", implizierten die Variationen, die die sieben Lesarten des Qur'an aufgrund von imla' (Aussprache des fathah als kasrah), ipmam (Aussprache eines nicht vorhandenen Vokals als ein leichtes wammah oder kasrah), aber nicht so sehr, dass die Silbe verlängert wird oder eine zusätzliche Silbe entsteht) und idgam (Vermischung eines Buchstabens mit einem anderen, Verdoppelung durch tapdid, Verschmelzung) unterschieden.

Immer wenn die Gefährten des Propheten (s.a.s.) einen Vers oder eine Sure von ihm empfingen, kamen sie immer wieder zu ihm und rezitierten ihn in seiner Gegenwart, so dass sie sich diesen korrekt ins Gedächtnis einprägten. Nachdem sie ihn ihm vorgetragen hatten, fragten sie ihn, ob sie ihn genau so gelernt hatten, wie er ihm offenbart worden war. Der Prophet (s.a.s.) bestätigte dann ihre Lesung.

Ad-Dahabi40 schreibt in seinem Tadkirat al-huffac, dass VariJah ibn Zayd von seinem Vater berichtete, der sagte, dass er bereits siebzehn Suren lesen konnte, als der Prophet (s.a.s.) nach Medina kam, und dass er sie ihm vorlas. Dem Propheten (s.a.s.) gefiel seine Lesung. Dann sagte er zu ihm: „Lerne die Schrift der Juden für mich, denn ich kann mich auf sie als meine Schreiber nicht verlassen." Zayd berichtet, dass er sie in einem halben Monat erlernte.41

Nachdem er den Qur'an auswendig gelernt und fest in seinem Gedächtnis verankert hatte, vermittelte jeder hafic (jemand, der den Qur'an im Gedächtnis bewahrt) das, was er gelernt hatte, indem er es die Kinder und seine Söhne lehrte sowie die Leute von Mekka und Medina, die zur Zeit der Offenbarung nicht anwesend waren. Aus diesem Grund wurde innerhalb von einem oder zwei Tagen nach jeder Offenbarung der jeweilige Teil des Qur'an niedergelegt und im Herz und Gedächtnis der meisten Sahabah bewahrt. Die

39Abul-Fath Muhammad ibn Abi al-Qasim 3Abd al-Karim ibn Ahmad al-Pahristani (467-548/1074-1154), ein mutakallim und faqih, er ist der Autor eines Tafsir namens Mafatih al-asrar wa masabih al-abrar. Eine Handschrift davon befindet sich in der MaJlis-Bibliothek, Tehran.

40  Pams ad-Din Muhammad ibn Ahmad ibn 3Utman (gest. 748/1348), der Autor von Siyar an-nubala' wa xabaqat al-Huffac, Duwal al-Islam, Al-Muptabah fi al-asma' wa al-ansab wa al-kuna wa al-alqab, Ta'riv al-Islam al-kabir, Mizan al-i 3tidal fi naqd ar-riJal und Tadkirat al-huffac.0.

41 Ad-Dahabi: Tadkirat al-huffac.

41

huffac und qurra' (Vorleser des Qur'an) trugen in Gegenwart des Propheten (s.a.s.) vor, was immer sie vom Qur'an im Gedächtnis hatten, und manchmal rezitierten sie auf sein Gebot hin einen Teil davon.

Von Ibn Mas7ud wird überliefert, dass er berichtet, dass der Prophet (s.a.s.) ihn einmal bat, ihm den Qur'an vorzutragen. Er berichtete, dass er anfing, die Sure an-Nisa' zu lesen, und zu dem Vers gelangte: „ Wie aber wird es sein, wenn wir aus jedem Volk einen Zeugen herbeibringen und dich (Muhammad) als Zeugen bringen wider diese? " (Sure 4, Vers 41).

Ibn Mas7ud berichtet weiter, dass aus den Augen des Propheten (s.a.s.) Tränen flossen, (als er dies vortrug), und er sagte ihm, es sei für ihn diesmal genug. Al-Amidi42 schreibt in seinem Buch al-Afkar al-abkar, dass die bekannten Abschriften (masahif) des Qur'an zur Zeit der Prophetengefährten vor dem Propheten (s.a.s.) vorgelesen wurden. Der Kodex von 7Utman ibn Affan war der letzte, der dem Propheten (s.a.s.) vorgelesen wurde,43 und bis zu seinem Tode rezitierte er seine Gebete diesem entsprechend.

Ibn Aptah - in al-Masahif - und Ibn Abi Payban - in al-Fawa'il - überliefern von Ibn Sirin,44 der berichtet, dass 7Ubaydah as-Salmani gesagt habe, die qira'ah (Rezitation des Qur'an) vor dem Propheten (s.a.s.) in dessen Todesjahr sei dieselbe gewesen wie die seiner Zeitgenossen.

Al-Bagawi45 schreibt in Parh as-Sunnah, dass Zayd ibn Tabit zur Zeit der letzten Qur'anlesung anwesend war, als die aufgehobenen und nicht aufgehobenen Verse bezeichnet wurden. Er schrieb ihn für den Propheten (s.a.s.) und las ihn ihm vor, und er lehrte die Leute das Lesen bis zum Zeitpunkt seines Todes. Aus diesem Grund verließen sich Abu Bakr und 7Umar auf Zayd ibn Tabit bei der Sammlung des Qur'an, und später übertrug 7Utman ihm die Aufgabe, während seiner Regierungszeit Abschriften (masahif) anzufertigen.

42  Sayf ad-Din Abu al-Hasan 3Ali ibn Abi 3Ali Muhammad ibn Salim al-Taglibi al-Amidi (gest. 617/120), ein Faqih, Usuli und Mutakallim. Er wurde in Amid, Diyar Bakr, geboren, lehrte in Kairo und floh nach Damaskus, wo er starb. Zuerst war er Hanbalit, dann Pafi 3it; seine Werke umfassen Daqa'iq al-haqa'iq, Rumuz al-kunuz, Lubb al-Lubab, Abkar al-afkar (eine Zurückweisung der Mu 3tazilah), und al-Ihkam fi usul al-,ahkam.

43 Al-Amidi: Abkar al-afkar.

44 Abu Bakr Muhammad ibn Sirin (32-110/652-728), ein Faqih und Rawi von Basra.

45  Abu Muhammad al-Husayn ibn Mas7ud ibn Muhammad ibn al-Farra' al-Bagawi ap- Pafi 7i (gest. 516/1122), Faqih, Traditionarier und Exeget, Autor von Ma7alim at-tanzil und Musabih as-Sunna.

42

Der Prophet (s.a.s.) schickte (als er noch in Mekka war), eine Gruppe von Qur'anlesern nach Medina, um die Leute den Qur'an zu lehren. Al-Buvari überliefert von Abu Ishaq, der berichtete, dass al-Bara' sagte: „Die ersten der Prophetengefährten, die zu uns (d. h. nach Medina) kamen, waren Mus7ab ibn Umayr und Ibn Umm Maktum, die kamen und uns die Rezitation des Qur'an lehrten. Nach ihnen kamen Ammar und Bilal. Als der Prophet (s.a.s.) Mekka eingenommen hatte, beauftragte er Mu7ad ibn jabal, dort den Qur'an zu lehren. Jeden, der von Mekka nach Medina auswanderte, schickte der Prophet (s.a.s.) zu einem der huffac des Qur'an, damit dieser ihn den Qur'an lehrte." So nahm die Anzahl der huffac des Qur'an zu Lebzeiten des Propheten (s.a.s.) zu, und während dieser Zeit fielen ungefähr siebzig qaris im Kampf von Bi'r Ma7unah, wie as-Suyuxi in al-Itqan als vabar sahih (korrekte Überlieferung) überliefert. Es gibt viele Überlieferungen, die besagen, dass Abu Bakr den Qur'an zu Lebzeiten des Propheten (s.a.s.) auswendig gelernt hatte.46

Abu 7Ubayda hat in seinem Kitab al-qira'at die Namen der Qaris unter den Prophetengefährten aufgeführt. Unter den MuhaJirun waren es, abgesehen von den vier Kalifen, Xalhah, Sa7d, Ibn Mas7ud, Hudayfah, Salim, Abu Hurayrah, 7 Abdullah ibn as-Sa'ib, 7 Abdullah ibn 7Umar ibn al-Vaxxab, c Abdullah ibn Amr ibn al-As47, A'ipa, Hafsah und Umm Salamah. Unter den Ansar werden 7Ubadah ibn as-Samit, Mu7ad (dessen Beiname Abu Halimah war), MaJma 7 ibn Variyah, Fawalah ibn 7Ubayd und Muslima ibn Muvallid als qaris erwähnt, mit der Erläuterung, dass einige von ihnen den Qur'an nach dem Todes des Propheten (s.a.s.) vollendeten. Ibn Abu Da-wud48 zählt auch die Namen von Tamim ad-Dari und 7Uqba ibn Amir zu ihnen.

46 Dies wurde von as-Suyuxi von Ibn HaJar in seinem al-Itqan erwähnt.

47 Die folgenden sind Abadillah: Abdullah ibn 7Umar ibn al-Vaxxab (gest. 74/693), Abdullah ibn Amr ibn al-As an-Nahmi (gest. 63/682) und Abdullah ibn al-Abbas ibn Abd al-Muxxalib (gest. 68/687). An-Nasa'i überliefert in einem gut belegten (sahih) Bericht von Abdullah ibn 7Umar, dass er sagte: „Ich hatte den Qur'an gehört und rezitierte ihn in einer Nacht. Der Prophet (s.a.s.) hörte davon und forderte mich auf, ihn in einem Monat zu lesen."

48  Abu Dawud Sulayman ibn al-Ap7at ibn Ishaq as-SiJistani (gest. 275/889), ein muhaddit und faqih. Er ist berühmt für sein al-Sunan.

43

Ibn Sa7d49 überliefert in seinem Xabaqat, dass er von Fawl ibn Dakin hörte, dass dieser von al-Walid ibn Abdillah ibn jami7 hörte, seine Großmutter habe von Umm Waraqah, der Tochter von 7 Abdullah ibn al-Harit, berichtet, dass der Prophet (s.a.s.) sie oft besuchte und sie ap-Pahidah nannte. Sie hatte den Qur'an gesammelt, und der Prophet (s.a.s.) hatte ihr befohlen, die Gebete ihres Haushalts zu leiten.

49 Ibn Sa7d, Abu Abdillah Muhammad ibn Sa7d az-Zuhri (gest. 230/845), der Autor von Kitab ax- Xabaqat al-kabir.

44

4. Niederschrift des Qur'an in der Zeit der Offenbarung

Der Prophet (s.a.s.) hatte bestimmte Schreiber, die die Offenbarung für ihn in Nasvi, der damals gebräuchlichen Schrift, niederschrieben, und sie waren vierzig an der Zahl. Die bekannten unter ihnen sind folgende: die vier Kalifen, Abu Sufyan und seine Söhne Mu7awiyah und Yazid, Sa7id ibn al-As50 und seine Söhne Aban und Valid, Zayd ibn Tabit, Az-Zubayr ibn al-Awwam, Xalhah ibn 7Ubaydillah, Sa7d ibn Abi Waqqas, Amir ibn Tuhay-rah, 7 Abdullah ibn al-Arqam, 7 Abdullah ibn Rawahah, 7 Abdullah ibn Sa7d ibn Abi as-Sarah51, Ubayy ibn Ka7b,52 Tabit ibn Qays, Hancala ibn ar-Rabi7, ParJil ibn Hasan, al-Ala' ibn al-Hawrami, Valid ibn al-Walid, Amr ibn al-As, al-Mugirah ibn Pu7bah, Mu7ayqab ibn Abi Faximah ad-Dawsi, Hudayfah ibn al-Yaman und Huwayxib ibn Abdil-7Uzza al-Amiri.

Die Schreiber, deren Dienste vom Propheten (s.a.s.) am meisten in Anspruch genommen wurden, waren Ali ibn Abi Xalib (a.s.) und Zayd ibn Tabit. Aus den Überlieferungen wird deutlich, dass der Prophet (s.a.s.) der Niederschrift des Qur'an äußerste Sorgfalt widmete.

Al-Buvari überlieferte von al-Bara', dass der Prophet (s.a.s.), als der Vers „Diejenigen unter den Gläubigen, die zu Hause bleiben - es sei denn, sie seien gebrechlich - sind nicht denen gleich, die sich für Allahs Sache einsetzen. " (Sure 4, Vers 95), Zayd mit Feder, Tinte und Katif (dem Schulterblatt eines Schafes) zu sich bringen ließ. Als Zayd kam, bat er ihn, diesen Vers niederzuschreiben.

In der Episode, die sich auf die Bekehrung von 7Umar ibn al-Vaxxab bezieht, wird erwähnt, dass ein Mann, der den Qureisch angehörte, ihm mitteilte: „Deine Schwester hat deine Religion verlassen." 7Umar ging hin und schlug seine Schwester so ins Gesicht, dass die Haut aufplatzte. Als sein Zorn jedoch abgekühlt war, sah er, dass im Haus eine Schrift (sahifah) lag, in der Sure 57, Vers 1-8 niedergeschrieben waren.

50 Nach Pams ad-Din Sami in Qamus al-a7lam unter sin, S. 2575, war Sa7id ibn al-As beredt und hatte eine gute Handschrift. Er schrieb die mushaf während der Zeit von 7Utman und war einer der Schreiber des Zeitalters. Er wurde im Jahr der HiJra geboren.

51 Nach ax-Xabari in seiner Geschichte war Abdullah ibn Sa7d ibn Abi as-Sarah ein Schreiber des Offenbarten. Er wandte sich nach seiner Bekehrung zum Islam vom Glauben ab und bekehrte sich am Tag der Einnahme Mekkas wiederum.

52 Es wurde berichtet, Ubayy ibn Ka7b sei der erste gewesen, der für den Propheten (s.a.s.) schrieb. In seiner Abwesenheit vertrat ihn Zayd ibn Tabit.

45

Er sah ein weiteres Blatt, auf dem Sure 20, Verse 1-8 geschrieben waren. Als 7Umar die Aussagekraft dieser Verse bemerkte, nahm er den Islam an. Alle diese Überlieferungen und Erzählungen beweisen, dass der Prophet (s.a.s.) große Sorgfalt dafür walten ließ, dass der Qur'an niedergeschrieben wurde, und er wurde mit äußerster Genauigkeit und Vollständigkeit zu seinen Lebzeiten niedergeschrieben.

4.1 Benutzte Schreibmaterialien

Die Schreiber des Qur'an schrieben auf Palmenholz, Tafeln aus weißem Stein oder Stoffstücke, und manchmal schrieben sie auf Seide, die Schulterknochen von Schafen und Kamelen und auf Pergament. Es war bei den Arabern üblich, auf solche Dinge zu schreiben. Wenn darauf geschrieben worden war, bezeichnete man sie als suhuf, und solche suhuf wurden für den Propheten (s.a.s.) geschrieben und ihm übergeben und in seinem Haus aufbewahrt.

Muhammad ibn Ishaq an-Nadim schreibt in seinem al-Fihrist, dass der Qur'an in Gegenwart des Propheten (s.a.s.) auf Palmenholz, Tafeln aus weißem Stein und Schulterknochen von Kamelen geschrieben wurde. Al-Buvari berichtet von Zayd ibn Tabit, dass dieser den Qur'an suchte und aus Stücken von Palmenholz, Steintafeln und den Menschen, die ihn auswendig gelernt hatten, zusammenstellte.

Al-Ayyapi53 berichtet in seinem Tafsir im Zusammenhang mit einer von ihm übermittelten Überlieferung, dass Amir al-Mu'minin Ali (a.s.) sagte, dass der Prophet (s.a.s.) ihn in seinem Testament aufgefordert habe, nach der Beerdigung seines Körpers nicht sein Haus zu verlassen, bis er Allahs Buch gesammelt und zusammengestellt habe. Zu jener Zeit war der Qur'an nämlich auf Stücke von Palmenholz und Schulterknochen von Kamelen geschrieben.

53 Muhammad ibn Mas7ud ibn Muhammad ibn Ayyap, einer der großen imamiti-schen Fuqaha' und Traditionarier und Autor eines Kommentars, der als Tafsir Al-Ayyapi bekannt ist. Seine Handschriften existieren noch. Dem Kommentar wurden durch einige Gelehrte, die seine Isnad aus Gründen der Kürzung ausgelassen haben, Mängel zugefügt.

46

In einer von Ali ibn Ibrahim54 vermittelten Überlieferung von Abu Bakr al-Hawrami von Abu Abdillah ja7far ibn Muhammad (s.a.s.) wird erwähnt, dass der Prophet (s.a.s.) zu Ali (a.s.) sagte: „O Ali, der Qur'an wird auf der Rückseite meines Bettes in Blättern aus Seide und Papier aufbewahrt. Nimm sie und sammle sie, lass den Qur'an nicht verloren gehen, wie die Juden die Thora verloren haben." Ali bereitete sich auf diese Aufgabe vor, sammelte den Qur'an in einem gelben Tuch und setzte ein Siegel darauf.

Al-Harit Al-Muhasbi schreibt in seinem Buch Fahm as-Sunan: „Die Niederschrift des Qur'an ist nicht etwas, das erst kürzlich vorgenommen wurde, denn der Prophet (s.a.s.) ordnete an, dass er niedergeschrieben wurde. Aber der Qur'an befand sich zerstreut auf Schulterknochen von Kamelen, Steintafeln und Stücken von Palmenholz und Papier." Es gibt Überlieferungen, aus denen hervorgeht, dass die Verse des Qur'an nach Gebot und Anweisung des Propheten (s.a.s.) an ihre richtige Stelle angeordnet wurden. Die Überlieferungen beweisen auch, dass die Verse des Qur'an noch zu Lebzeiten des Propheten (s.a.s.) gesammelt und niedergeschrieben wurden.55

4.2 Die Sammler des Qur'an zu Lebzeiten des Propheten

Einige der Sahabah sammelten den Qur'an zu Lebzeiten des Propheten (s.a.s.), und einige von ihnen sammelten einen Teil davon zu seinen Lebzeiten und vollendeten das Werk nach seinem Tod.56

Muhammad ibn Ishaq an-Nadim hat die Namen derjenigen, die den Qur'an gesammelt haben, in seinem Buch al-Fihrist wie folgt erwähnt: Amir al-Mu'minin Ali ibn Abi Xalib (a.s.), Sa7d ibn 7Ubayd ibn an-Nu7man ibn Amr ibn Zayd,57 Abu ad-Darda' 7Uwaymir ibn Zayd,58 Mu7ad ibn jabal

54  Ali ibn Ibrahim ibn Hipam al-Qummi (gest. 309/919), ein imamitischer Muhad-dit und Autor eines bekannten Tafsir.

55  Al-Vaxa'i sagt: „Der Prophet (s.a.s.) sammelte den Qur'an nicht an einer Stelle, denn er erwartete, dass etwas offenbart würde, was einige seiner ahkam oder seiner tilawah (Rezitation) aufhob."

56 Abu 7Ubaydah sagt in Kitab al-qira7at, dass einige von ihnen ihr Werk nach dem Propheten (s.a.s.) abgeschlossen haben.

57  Sa7d ibn 7Ubayd ibn an-Nu7man ibn Qayd ibn Amr ibn Zayd al-Ansari al-Awsi. Er starb im Alter von 64 Jahren im Jahre 15/636 im Kampf von Qadisiyyah.

58  Abu ad-Darda', 7Uwaymir ibn Zayd. Er wurde „Hakim der Ummah" genannt. Er starb 32/652.

47

ibn Aws,59 Abu Zayd Tabit ibn Zayd ibn an-Nu7man,60 Ubayy ibn Ka7b ibn Qays Malik Imru' al-Qays, 7Ubayd ibn Mu7awiya,61 und Zayd ibn Tabit.

Al-Buvari stimmt in einer der Überlieferungen, die er von Qatadah übermittelt hat, vier von den oben erwähnten Namen zu. Qatadah berichtet, dass er Anas ibn Malik fragte, wer den Qur'an zu Lebzeiten des Propheten (s.a.s.) gesammelt habe. Er sagte, es seien vier Individuen gewesen, die alle zu den Ansar (Helfern) gehörten: Ubayy ibn Ka7b,62 Mu7ad ibn jabal, Zayd ibn Tabit und Abu Zayd. An anderer Stelle wird statt Ubayy ibn Ka7b der Name Abu ad-Darda' angegeben.

In al-Itqan wird berichtet, dass Ibn Abu Dawud in einer Überlieferung von Muhammad ibn Ka7b al-Qurawi berichtete, dass es sich bei denen, die den Qur'an gesammelt haben, um fünf Personen handelte: Mu7ad, 7Ubaydah ibn as-Samit,63 Ubayy ibn Ka7b, Abu ad-Darda' und Abu Ayyub al-Ansari.

Ibn Sirin berichtete, dass es sich um vier Personen handelte: Mu7ad, U-bayy, Abu Zayd, Abu ad-Darda' oder 7Utman oder 7Utman mit Tamim ad-Dari.

59  Mu7ad ibn jabal ibn Amr ibn Aws. Nach einer Überlieferung soll der Prophet (s.a.s.) gesagt haben: „Wenn sich die Gelehrten vor Gott versammeln, wird Mu7ad sie anführen, wobei er auf einer Anhöhe (steht)." Mu7ad starb im Jahre 18/639 in Gur im Alter von 35 Jahren an der Pest.

60 Abu Zayd Tabit ibn Zayd al-Ansari. Nach Ibn al-Atir 7Izz ad-Din Abu al-Hasan al-jazari in Usud al-5abah sagte al-Abbas ad-Dawri: „Ich habe zugehört, als Ya-hya ibn Mu7in nach Abu Zayd gefragt wurde, der zu Lebzeiten des Propheten (s.a.s.) den Qur'an gesammelt haben soll. Er antwortete: ,Tabit ibn Zayd.' Abu 7Umar sagte: ,Ich weiß von keinem anderen.'" Es wurde auch gesagt, es sei Abu Zayd Sa7d ibn 7Ubayd ibn an-Nu7man. Der erste Name jedoch, der mit Ibn an-Nadims Aussage übereinstimmt, ist der wahrscheinlichere.

51Auch andere Namen wurden erwähnt wie 7Ubayd ibn Mu7ad und Atik ibn Mu7ad

al-jazari, wie in Usud al-5abah.

52 Ubayy ibn Ka7b ibn Qays Abu al-Mundir al-VazraJi al-Ansari, der in Bezug auf

den Qur'an nach Ali (a.s.) der gelehrteste der Prophetengefährten und der führende

qari war. Er lernte den Qur'an vom Propheten (s.a.s.) und war ein Mann des Wissens

und Handelns. Er starb 20/641 in Medina.

63 7Ubayda ibn as-Samit ibn Qays al-VazraJu al-Ansari, der die muslimische Armee

in Ägypten kommandierte. Er sammelte den Qur'an und wurde von 7Umar ibn al-

Vaxxab nach Syrien geschickt, um die Leute dort den Qur'an und islamisches Recht

zu lehren. Er starb 34/654 in ar-Ramlah oder al-Bayt al-Muqaddas.

48

Al-Bayhaqi und Ibn Abu Dawud berichten von Ap-Pa 7bi, dass sie sechs waren: Mu7ad, Zayd ibn Tabit64, Ubayy, Abu ad-Darda', Sa7d ibn 7Ubayd, Abu Zayd und MaJma 7 ibn jariyah.

In seinem al-Manaqib berichtet al-Vwarizmi, dass Ali ibn Riyah gesagt habe, der Qur'an sei zur Zeit des Propheten (s.a.s.) von Ali ibn Abi Xalib (a.s.) und Ubayy ibn Ka7b gesammelt worden. Einige der Überlieferungen zeigen, dass Amir al-Mu'minin Ali (a.s.) den Qur'an in der Reihenfolge seiner Offenbarung niederschrieb und die abrogierten Verse vor den abrogie-renden anordnete. Ibn Aptah hat in al-Masahif von ibn Sirin überliefert, dass Ali (a.s.) die abrogierten und die abrogierenden Verse in seinem mushaf des Qur'an niederschrieb. Ibn Sirin sagt dazu, er haben einen Brief nach Medina geschrieben und darum (das mushaf) gebeten, sei aber nicht in der Lage gewesen, es zu bekommen.

Ibn HaJar65 sagt, dass von Imam Ali (a.s.) berichtet wurde, er habe den Qur'an der Reihenfolge der Offenbarung der Verse entsprechend gesammelt. Auch ibn Abu Dawud hat diese Überlieferung wiedergegeben.

Im Kommentar zu al-Kafi zitierte Mawla Sabih al-Qazwini aus dem Buch von Sulaym ibn Qays al-Hilali, dass sich Ali (a.s.) nach dem Hinscheiden des Propheten (s.a.s.) in sein Haus zurückzog und damit beschäftigte, den Qur'an zu sammeln und zusammenzustellen; er verließ das Haus nicht, bis er seine Arbeit, den Qur'an zu sammeln, abgeschlossen hatte, wobei er abrogie-rendes (nasiv) und abrogiertes (mansuv), klare (muhkam) und mehrdeutige (mutapabih) Verse in der Reihenfolge ihrer Offenbarung niederschrieb.

64 Zayd ibn Tabit ibn Dahhak ibn Zayd ibn Lawzan. Er war einer der Schreiber der Offenbarung (wahy). Er lernte den Qur'an auswendig und studierte das Recht, dazu lernte er auf Anweisung des Propheten (s.a.s.) Syrisch. Nach einem Bericht von al-Waqidi, der durch eine Überliefererkette von Yahya ibn Bukayr übermittelt wurde, starb er 45/665. Es wird auch gesagt, dass er 55/675 starb (ad-Dahabi, Tadkirat al-huffac).

Ax-.Xabarani, al-Bayhaqi und al-Hakim überliefern von ap-Pa7bi, dass Zayd ibn Tabit einmal das Totengebet für jemanden verrichtet hatte und ihm ein Maultier zum Reiten gebracht wurde. Ibn Abbas kam und hielt ihm die Steigbügel. Zayd sagte zu ihm: „Lass es, Vetter des Gesandten Gottes." Ibn Abbas antwortete: „Wir wurden aufgefordert, uns Gelehrten und Älteren gegenüber so zu verhalten." Da küsste ihm Zayd ibn Tabit die Hände und sagte: „Und wir wurden aufgefordert, uns so der Familie des Propheten (s.a.s.) gegenüber zu verhalten." Nach al-Hakim ist das hadit sahih al-isnad 7ala parx muslim. (Kitab al-ibda', S. 99).

65  10) As-Suyuxi, al-7Itqan.

49

Payv al-Imam Muhammad ibn Muhammad ibn an-Nu7man al-Mufid66 schrieb in al-Irpad und ar-Risalah as-Sarwiyyah, dass Ali (a.s.) die abrogier-ten (mansuv) Verse in seinem mushaf des Qur'an vor die abrogierenden (nasiv) gesetzt und ta'wil und tafsir einiger Verse detailliert geschrieben habe.

In einer Erklärung zu seinem tafsir des Qur'an schreibt Ap-Pahristani: „Die Gefährten des Propheten (s.a.s.) waren einstimmig der Ansicht, dass die Kenntnis des Qur'an der besondere Aufgabenbereich der Ahl al-Bayt (Familienangehörigen des Propheten, s.a.s.) war, denn sie fragten Ali (a.s.), ob die Ahl al-Bayt außer der Kenntnis des Qur'an auch noch eine weitere exklusive Sonderaufgabe hatte." Dieses Zugeständnis der Prophetengefährten gegenüber dem Prärogativ der Ahl al-Bayt hinsichtlich des Qur'an beweist, dass unter ihnen ein Konsens bestand, dass die Kenntnisse des Inhalts des Qur'an und seiner Auslegung der besondere Aufgabenkreis der Familienangehörigen des Propheten (s.a.s.) war.

4.3. Die Datierung der Suren

Hier stütze ich mich auf Nazm ad-durar wa tanasuq al-ayat wa as-suwar von Ibrahim ibn 7Umar al-Biqa7i67 (Ägypten), al-Fihrist von ibn an-Nadim (Ägypten) und das Werk von Abu al-Qasim 7Umar ibn Muhammad ibn Abd al-Kafi. Wie zuvor erwähnt hat Professor Nöldeke68 in seinem Buch „Geschichte des Qur'an" aus Abd al-Kafis Buch zitiert, das seinen Angaben nach in der Warn Library (Cod Lugd 674) vorhanden war.

Zeitpunkt der Offenbarung der Suren:

1. Al-Hamd: mekkanisch; wurde offenbart nach al-Muddattir (74).

66  Ap-Payv al-Mufid, Muhammad ibn Muhammad ibn an-Nu7man al-Bagdadi al-Karvi (336-413/948-1022), der große imamitische faqih, mutakallim und muhaddit. Er war der Lehrer von Ap- Parif ar-Rawi und Ap-Parif al-Murtawa.

67   Ibrahim al-Biqa7i, Burhan ad-DIn Abu Ishaq Ibrahim ibn 7Umar al-Biqa7i ap-Pafi7i (gest. 809/1406); unter seinen Büchern ist Kitab sirr ar-Ruh.

T. Nöldeke (1836-1931), deutscher Orientalist. Als Gelehrter der orientalischen und semitischen Sprachen leistete er einen wichtigen Beitrag zur Islamwissenschaft und Orientalistik.

50

2.  Al-Baqara: dies war die erste Sure, die in Medina offenbart wurde, mit Ausnahme von Vers 281, der in Mina zur Zeit der Abschiedswallfahrt (HiJ-Jat al-Wada') offenbart wurde.

3.  Al- 7Imran: medinensisch; wurde nach al-'Anfal (8) offenbart.

4. An-Nisa': medinensisch; wurde nach al-Mumtahana (60) offenbart.

5.  Al-Ma'idah: medinensisch mit Ausnahme von Vers 3, der in 7 Arafat bei der Abschiedswallfahrt offenbart wurde. Nach Sure al-Fath (48) offenbart.

6. Al-'An7am, mekkanisch mit Ausnahme der Verse 20, 23, 91, 93, 114, 141, 151, 152 und 153, die in Medina offenbart wurden. Nach Sure al-HiJr (15) offenbart.

7.  Al-'A3raf: mit Ausnahme der Verse 163-170 mekkanisch. Offenbart nach Sure Sad (38).

8.  Al-'Anfal: mit Ausnahme der Verse 30-36 medinensisch. Offenbart nach Sure al-Baqara (2).

9.  At-Tawba: mit Ausnahme der beiden letzten Verse, die in Mekka offenbart wurden, medinensisch; offenbart nach Sure al-Ma'ida (5).

10.  Yunus: mit Ausnahme der Verse 40, 94, 95 und 96, die zur medinensi-schen Periode gehören, in Mekka offenbart nach Sure al-'Isra' (17).

11.  Hud: mit Ausnahme der Verse 12, 17 und 114, die in Medina offenbart wurden, mekkanisch; offenbart nach Sure Yunus (10).

12.  Yusuf: mit Ausnahme der Verse 1, 2, 3 und 7, die in Medina offenbart wurden, mekkanisch; offenbart nach Sure Hud (11).

13. Al-Ra7d: medinensisch, offenbart nach Sure Muhammad (47).

14.  Ibrahim: mit Ausnahme der Verse 28 und 29 mekkanisch. Offenbart nach Sure Nuh (71).

15.  Al-HiJr: mit Ausnahme von Vers 87 mekkanisch. Offenbart nach Sure Yusuf (12).

16.  Al-Nahl: mit Ausnahme der drei letzten Verse mekkanisch. Offenbart nach Sure al-Kahf (18).

17.  Al-'Isra: mit Ausnahme der Verse 26, 32, 33, 57 und 73-80 mekkanisch. Offenbart nach Sure al-Qasas (28).

18. Al-Kahf: mit Ausnahme der Verse 28 und 83-101 mekkanisch. Offenbart nach Sure al-Gapiya.

19.  Mary am: mit Ausnahme der zwei Verse 58 und 71 mekkanisch. Offenbart nach Sure Faxir (35).

20.  Ta-Ha: mit Ausnahme der beiden Verse 130 und 131 mekkanisch. Offenbart nach Sure Maryam (19).

21. Al-'Anbiya': mekkanisch; offenbart nach Sure Ibrahim (14).

51

22.  Al-HaJJ: mit Ausnahme der Verse 52-55, die zwischen Mekka und Medina offenbart wurden, medinensisch. Offenbart nach Sure al-Nur (24).

23. Al-Mu'minun: mekkanisch; offenbart nach Sure al-'Anbiya' (21).

24. Al-Nur: medinensisch; offenbart nach Sure al-Hapr (59).

25.  Al-Furqan: mit Ausnahme der Verse 68-70 mekkanisch; offenbart nach Sure Ya-sin (36).

26.  Al-Pu7ara': mit Ausnahme des Verses 197 und der Verse ab 224 bis zum Ende der Sure mekkanisch. Offenbart nach Sure al-Waqi7a (56).

27. Al-Naml: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Pu7ara' (26).

28. Al-Qasas: mit Ausnahme der Verse 52-55, die in Medina und des Verses 85, der in juhfah zur Zeit der HiJJra offenbart wurden, mekkanisch. Offenbart nach Sure al-Naml (27).

29.  Al-Ankabut: mit Ausnahme der Verse 1-11 mekkanisch; offenbart nach Sure al-Rum (30).

30.  Al-Rum: mit Ausnahme des Verses 17 mekkanisch; offenbart nach Sure al-'lnpiqaq (84).

31.  Luqman: mit Ausnahme der Verse 27-29 mekkanisch; offenbart nach Sure al-Saffat (37).

32.  Al-SaJda: mit Ausnahme der Verse 16-20 mekkanisch; offenbart nach Sure al-Mu'minun (23).

33. Al-'Ahzab: medinensisch; offenbart nach Sure Al-7Imran (3).

34.  Saba': mit Ausnahme des Verses 6 mekkanisch; offenbart nach Sure Luqman (31).

35. Al-Faxir: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Furqan (25).

36. Ya-sin: mit Ausnahme von Vers 45 mekkanisch; offenbart nach Sure al-jinn (72).

37. Al-Saffat: mekkanisch; offenbart nach Sure al-'An7am (6).

38.  Sad: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Qamar (54).

39.  Al-Zumar: mit Ausnahme der Verse 52-54 mekkanisch; offenbart nach Sure Saba' (34).

40.  Al-Mu'min (al-Gafir): mit Ausnahme der beiden Verse 56 und 57 mekkanisch; offenbart nach Sure al-Zumar (39).

41.   Fussilat (Ha-mim. al-SaJda): mekkanisch; offenbart nach Sure al-Mu'min (al-Gafir) (40).

42.  Al-Pura': mit Ausnahme der Verse 23-25 und 27 mekkanisch; offenbart nach Sure Fussilat (41).

43.  Al-Zuvruf: mit Ausnahme von Vers 54 mekkanisch; offenbart nach Sure al-Pura (42).

52

44. Al-Duvan: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Zuvruf (43).

45.  Al-jatiyah: mit Ausnahme von Vers 14 mekkanisch; offenbart nach Sure al-Duvan (44).

46.  Al-'Ahqaf: mit Ausnahme der Verse 10, 15 und 35 mekkanisch; offenbart nach Sure al-jatiya (45).

47.  Muhammad: mit Ausnahme von Vers 13, der während der HiJra offenbart wurde, medinensisch; offenbart nach Sure al-Hadid (57).

48.  Al-Fath: offenbart während der Rückkehr von al-Hudaybiyya; offenbart nach Sure al-jumu7a (62).

49. Al-HuJurat: medinensisch; offenbart nach Sure al-MuJadala (58).

50.  Qaf: mit Ausnahme von Vers 38 mekkanisch; offenbart nach Sure al-Mursalat (77).

51. Al-Dariyat: mekkanisch; offenbart nach Sure al-'Ahqaf (46).

52. Al-Xur: mekkanisch; offenbart nach Sure al-SaJdah (32).

53.  Al-NaJm: mit Ausnahme von Vers 32 mekkanisch; offenbart nach Sure

54.  Al-Qamar: mit Ausnahme der Verse 44-46 mekkanisch; offenbart nach Sure al-Xariq (86).

55. Al-Rahman: medinensisch; offenbart nach Sure al-Ra7d (13).

56.  Al-Waqi7a: mit Ausnahme der Verse 81 und 82 mekkanisch; offenbart nach Sure Xa-Ha (20).

57. Al-Hadid: medinensisch; offenbart nach Sure al-Zilzal (99).

58. Al-MuJadalah: medinensisch; offenbart nach Sure al-Munafiqun (63).

59. Al-Hapr: medinensisch; offenbart nach Sure al-Bayyinah (98).

60. Al-Mumtahanah: medinensisch; offenbart nach Sure al-'Ahzab (33).

61. Al-Saff: medinensisch; offenbart nach Sure al-Tagabun (64).

62. Al-jumu7a: medinensisch; offenbart nach Sure al-Saff 61).

63. Al-Munafiqun: medinensisch; offenbart nach Sure al-HaJJ (22).

64. Al-Tagabun: medinensisch; offenbart nach Sure al-Tahrim (66).

65. Al-Xalaq: medinensisch; offenbart nach Sure al-'Insan (76).

66. Al-Tahrim: medinensisch; offenbart nach Sure al-HuJurat (49).

67. Al-Mulk: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Xur (52).

68.  Al-Qalam: mit Ausnahme der Verse 17-33 und 48-50 mekkanisch; offenbart nach Sure al- 3Alaq (96).

69. Al-Haqqah: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Mulk (67).

70. Al-Ma7ariJ: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Haqqah (69).

71. Nuh: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Nahl (16).

72.  Al-jinn: mekkanisch; offenbart nach Sure al-'A7raf (7).

53

73.  Al-Muzzammil: mit Ausnahme der Verse 10, 11 und 20 mekkanisch; offenbart nach Sure al-Qalam (68).

74. Al-Muddattir: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Muzzammil (73).

75. Al-Qiyamah: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Qari7ah (101).

76. Al-'Insan (al-Dahr): medinensisch; offenbart nach Sure al-Rahman (55).

77.  Al-Mursalat: mit Ausnahme von Vers 48 mekkanisch; offenbart nach Sure al-Humazah (104).

78. Al-Naba': mekkanisch; offenbart nach Sure al-Ma7ariJ (70).

79. Al-Nazi7at: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Naba' (78).

80.  Abasa: mekkanisch; offenbart nach Sure al-NaJm (53).

81. Al-Takwir: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Masad (111).

82. Al-'Infixar: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Nazi7at (79).

83.  Al-Muxaffifin: die letzte Sure, die in Mekka offenbart wurde; offenbart nach Sure al-'Ankabut (29).

84. Al-'Inpiqaq: mekkanisch; offenbart nach Sure al-'Infixar (82).

85. Al-BuruJ: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Pams (91).

86. Al-Xariq: mekkanisch, offenbart nach Sure al-Balad (90).

87. Al-'A7la: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Takwir (81).

88. Al-Gapiyah: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Dariyat (51).

89. Al-FaJr: mekkanisch, offenbart nach Sure al-Layl (92).

90. Al-Balad: mekkanisch; offenbart nach Sure Qaf (50).

91. Al-Pams: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Qadr (97).

92. Al-Layl: mekkanisch; offenbart nach Sure al-'A7la (87).

93. Al-Wuha: mekkanisch; offenbart nach Sure al-FaJr (89).

94. Al-'Inpirah: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Wuha (93).

95. Al-Tin: mekkanisch; offenbart nach Sure al-BuruJ (85).

96.  Al-Alaq ist die erste Sure des Qur'an, die dem Propheten (s.a.s.) offenbart wurde.

97. Al-Qadr: mekkanisch; offenbart nach Sure Abasa (80).

98. Al-Bayinnah: medinensisch; offenbart nach Sure al-Talaq (65).

99. Al-Zilzal: medinensisch; offenbart nach Sure al-Nisa' (4).

100. Al-Adiyat: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Asr (103).

101. Al-Qari7ah: mekkanisch, offenbart nach Sure Qurayp (106).

102. Al-Takatur: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Kawtar (108).

103. Al-Asr: mekkanisch; offenbart nach Sure al-'Inpirah (94).

104. Al-Humazah: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Qiyamah (75).

105. Al-Fil: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Kafirun (109).

106. Qurayp: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Tin (95).

54

107.  Al-Ma7un: mit Ausnahme der ersten drei Verse medinensisch; offenbart nach Sure al-Takatur (102).

108. Al-Kawtar: mekkanisch, offenbart nach Sure al-Adiyat (102).

109. Al-Kafirun: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Ma7un (107).

110.  Al-Nasr: offenbart in Mina während der Abschiedswallfahrt; sie wird als medinensische Sure angesehen. Dies ist die letzte Sure, die offenbart wurde.

111. Al-Masad (al-Lahab): mekkanisch; offenbart nach Sure al-Fatihah (1).

112. Al-'Ivlas: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Nas (114).

113. Al-Falaq: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Fil (105).

114. Al-Nas: mekkanisch; offenbart nach Sure al-Falaq (113).

4.4 Anordnung der Qur'ansuren nach der Offenbarung in Mekka und Medina

Hier berufen wir uns auf die Überlieferung von Ibn an-Nadim69 durch eine Überliefererkette von Muhammad ibn Bapir, denn sie ist ein altes und vertrauenswürdiges Dokument. Darüber hinaus besteht wenig Unterschied zwischen der darin wiedergegeben Anordnung und der in den Werken von Ibrahim ibn 7Umar al-Biqa'i und Abu al-Qasim 7Umar ibn Muhammad ibn Abd al-Kafi wiedergegebenen, wie Nöldeke feststellt.

Die dem Propheten (s.a.s.) in Mekka offenbarten Verse und Suren stehen in folgender Reihenfolge:

1. Al-QAlaq (96), Verse 1-5.

2. Al-Qalam (68).

3.  Al-Muzzammil (73); der letzte Vers dieser Sure wurde auf dem Weg nach Mekka offenbart.

4. Al-Muddattir (74).

5. Al-Lahab (111).

6. Al-Takwir (81).

7. Al-A7la (87).

8. Al-'Inpirah (94).

9. Al-Asr (103).

10. Al-FaJr (89).

11. Al-Wuha (93).

69 Ibn an-Nadim, al-Fihrist (Ägypten), S. 37.

55

12. Al-Layl (92).

13. Al-Adiyat (100).

14. Al-Kawtar (108).

15. Al-Takatur (102).

16. Al-Ma7un (107).

17. Al-Kafirun (109).

18. Al-Fil (105).

19. Al-'Ivlas (112).

20. Al-Falaq (113); diese wird z. T. auch als medinensisch angesehen.

21. Al-Nas (114).

22. Al-NaJm (53).

23.  Abasa (80).

24. Al-Qadr (97).

25. Al-Pams (91).

26. Al-BuruJ (85).

27. Al-Tin (95).

28. Qurayp (106).

29. Al-Qari7ah (101).

30. Al-Qiyamah (75).

31. Al-Humazah (104).

32. Al-Mursalat (77).

33. Qaf (50).

34. Al-Balad (90).

35. Al-Rahman (55).

36. Al-jinn (72).

37. Ya-sin (36).

38. Al-A3raf (7).

39. Al-Furqan (25).

40. Al-Mala'ikah (35)

41. Al-Fatir (35); identisch mit al-Mala'ikah.

42. Maryam (19).

43.  Xa-Ha (20).

44. Al-Waqi7ah (56).

45. Al-Pu7ara' (26).

46. Al-Naml (27).

47. Al-Qasas (28).

48. Bani Isra'il (17).

49. Hud (11).

56

50. Yusuf (12).

51. Yunus (10).

52. Al-HiJr (15).

53. Al-Saffat (37).

54. Luqman (31); den letzten Teil sieht man als medinensisch an.

55. Al-Mu'minun (23).

56.  Saba' (34).

57. Al-'Anbiya' (21).

58. Al-Zumar (39).

59. Al-Mu'min (40).

60.  Ha-mim al-SaJda (Fussilat) (41).

61. Al-Pura' (42).

62. Al-Zuvruf (43).

63. Al-Duvan (44).

64. Al-jatiyah (45).

65. Al-'Ahqaf (46); einer ihrer Verse wurde in Medina offenbart.

66. Al-Dariyat (51).

67. Al-Gapiyah (88).

68. Al-Kahf (18); der letzte Teil wurde in Medina offenbart.

69. Al-'An7am (6); einige Verse wurde in Medina offenbart.

70. Al-Nahl (16).

71. Nuh (71).

72. Ibrahim (14).

73. Al-SaJdah (32).

74. Al-Xur (52).

75. Al-Mulk (67).

76. Al-Haqqah (69).

77. Al-Ma7ariJ (70).

78. Al-Naba' (78).

79. Al-Nazi7at (79).

80. Al-'Infixar (82).

81. Al-'Inpiqaq (84).

82. Al-Rum (30).

83. Al-Ankabut (29).

84. Al-Muxaffifin (83); diese wird z. T. auch als medinensisch bezeichnet.

85. Al-Qamar (54).

86. Al-Xariq (86).

57

At-Tawri überliefert von Faras, der von ap-Pa7bi berichtet, dass dieser gesagt habe, an-Nahl sei in Mekka offenbart worden, mit Ausnahme ihrer drei letzten Verse (126-128).

In al-Fihrist überliefert Ibn jarih von Ata' al-Vurasani, der von Ibn Abbas berichtet, dieser habe gesagt, dass fünfundachtzig Suren des Qur'an in Mekka und achtundzwanzig in Medina offenbart wurden. Die in Medina offenbarten Suren sind folgende:

1. Al-Baqara (2).

2. Al-'Anfal (8).

3. Al-'A7raf.

4.  Al-7Imran (3).

5. Al-Mumtahanah (60).

6. Al-Nisa' (4).

7. Al-Zilzal (99).

8. Al-Hadid (57).

9. Muhammad (47).

10. Al-Ra7d (13).

11. Al-Dahr oder al-'Insan (76).

12. Al-Xalaq (65).

13. Al-Bayyinah (98).

14. Al-Hapr (59).

15. Al-Nasr (110).

16. Al-Nur (24).

17. Al-HaJJ (22).

18. Al-Munafiqun (63).

19. Al-Mugadalah (58).

20. Al-HuJurat (49).

21. Al-Tahrim (66).

22. Al-Gumu7a (62).

23. Al-Tagabun (64).

24. Al-Hawariyyun (61) (al-Saff).

25. Al-Fath (48).

26. Al-Ma'ida (5).

27. Al-Bara'ah (al-Tawba) (9).

Es wird gesagt, dass die Ma7udatan in Medina offenbart worden seien, (al-Fihrist, S. 26).

58

4.5 Schlussfolgerung

Aus dem oben Erwähnten kann man schließen, dass der Qur'an zu Lebzeiten des Propheten (s.a.s.) auf Materialien verschiedener Art niedergeschrieben wurde, wie Palmblätter, Schulterknochen und Seide.

Al-Hakim an-Nipaburi gibt auf der Grundlage von Berichten der Payvan (Muslim und Buvari) eine Überlieferung von Zaid Tabit wieder, nach der dieser sagte: „Wir befanden uns in der Gegenwart des Propheten (s.a.s.) und ordneten den Qur'an, der sich auf Steintafeln befand. Diese Anordnung geschah gemäß der Reihenfolge der Verse und nach Anweisung des Propheten (s.a.s.). Diese niedergeschriebenen Suhuf befanden sich jedoch in einem unverbundenen (mutafarriqah) Zustand, darum forderte der Prophet (s.a.s.) Ali (a.s.) auf, sie zu sammeln (bi Jam7iha), denn er machte sich Sorgen, dass sie verloren gehen könnten."

Auch die von Ali ibn Ibrahim al-Qummi wiedergegebene Überlieferung weist darauf hin, dass einige Männer der Sahabah den Qur'an genau so bewahrten, wie sie ihn vom Propheten (s.a.s.) gehört hatten. In der Episode des Kampfes von Bi'r Ma7unah (Brunnen von Ma7unah) im vierten Jahr nach der HiJra wurde eine Gruppe von siebzig Personen, die als al-qurra' bezeichnet werden, getötet.

59

60

5. Der Qur'an als Kodex (muxhaf)

5.1 Der Qur'an in der Zeit von Abu Bakr und pUmar

Als der Prophet (s.a.s.) die Welt verließ und sein makelloser Geist die glückselige Nähe des Allerbarmers erreichte und Abu Bakr ibn Abi Quhafah die Angelegenheiten der Muslime in die Hand nahm, erhob im ersten Jahr von Abu Bakrs Kalifat Musaylimah in Yamama den Anspruch, ein Prophet zu sein. Abu Bakr schickte ein Herr aus, ihn zu bekämpfen, in dem sich unter anderen eine Gruppe von Rezitatoren des Qur'an und von jenen, die ihn auswendig konnten, befanden. Die Muslime gingen aus diesem Krieg siegreich hervor; Musaylimah wurde getötet, aber auch viele von den Qur'anrezitatoren fielen. Zu dieser Zeit machte 7Umar ibn al-Vaxxab den Kalifen auf die Notwendigkeit aufmerksam, den Qur'an zu sammeln und zusammenzustellen.

In al-Itqan überliefert Ibn Abi Dawud von al-Hasan, dass 7Umar einmal nach einem bestimmten Vers des Qur'an fragte; ihm wurde mitgeteilt, dass jemand, der im Kampf von jamamah gefallen war, sich daran hätte erinnern können. Darauf sprach er die Worte des istirha' („Wir gehören Allah, und zu ihm kehren wir zurück") aus; dann gab er die Anweisung, den Qur'an zu sammeln und zusammenzustellen. Er war der erste, der den Qur'an in einem mushaf sammelte.

Al-Buvari berichtet von 7Ubayd ibn as-Sibaq, dass Zayd ibn Tabit sagte: „Nach dem Kampf von Yamamah ließ Abu Bakr mich holen. Als ich zu ihm kam, war auch 7Umar bin al-Vaxxab dort anwesend. Abu Bakr sagte zu mir: , 7Umar hat mir die Nachricht gebracht, dass der Kampf von Yamamah unter den Rezitatoren des Qur'an großen Schaden angerichtet hat.' Er sagte: ,Ich fürchte, dass vieles vom Qur'an verloren geht, wenn sich solche blutigen Zwischenfälle wiederholen. Ich sehe es als ratsam für dich an, die Anweisung zu geben, dass der Qur'an gesammelt wird.' Ich sagte zu 7Umar: ,Wie wirst du (,wie soll ich...' nach dem Bericht von Muhammad Ibn Ishaq) etwas tun, was der Prophet (s.a.s.) nicht getan hat?' Er erwiderte: ,Bei Gott, dies ist eine gute Sache! Er kam immer wieder darauf zurück, bis Gott meine Brust für diese Sache weitete und ich 7Umars Argument einsah.'"

Zayd ibn Tabit sagte: „Abu Bakr sagte zu mir: ,Du bist ein junger und intelligenter Mann, und ich betrachte dich als frei von jedem Tadel, denn du hast doch die Offenbarung für den Propheten (s.a.s.) niedergeschrieben. Suche nach dem Qur'an und sammle ihn.' Ich erwiderte: ,Bei Gott, wenn mir

61

aufgetragen worden wäre, einen Berg von einer Stelle zur anderen zu transportieren, dann wäre das für mich nicht schwerer als der Auftrag, den Qur'an zu sammeln, den du mir gibst.' Ich sagte: ,Wie kannst du etwas tun, was Gottes Prophet nicht getan hat?' Er antwortete: ,Bei Allah, dieses (Sammeln des Qur'an) ist eine gute Sache.' Und er drängte mich weiterhin, bis Gott mein Herz öffnete, um das zu tun, wozu er Abu Bakrs und 7Umars Herz geöffnet hatte. Darauf suchte ich nach dem Qur'an und sammelte ihn von Stücken von Palmzweigen, weißen Steinen (livaf) und den Herzen der Menschen, bis ich den letzten Teil von Surat at-Tawba (Sure 9) bei Abu Vuzaymah al-Ansari und keinem anderen gefunden hatte, von ,Gekommen ist zu euch ein Gesandter aus eurer Mitte. Schmerzlich ist es ihm, dass ihr in Unheil geraten solltet, eure Wohlfahrt begehrt er eifrig...' bis zum Ende der Sure al-Bara'ah."

Diese Überlieferung bezieht sich auf Abu Bakrs und Zayds ursprüngliche Weigerung, den Qur'an zu sammeln, obgleich nach anderen Überlieferungen und Aussagen, wie sie zuvor erwähnt wurden, der Qur'an zu Lebzeiten des Propheten (s.a.s.) gesammelt wurde. Einiges Nachdenken sowie einige Hinweise zeigen aber, dass sich 7Umars Vorschlag hinsichtlich der Sammlung des Qur'an darauf bezog, den Qur'an als Kodex zusammenzustellen.

Nach al-Itqan wurde in al-Magazi von Musa ibn 7Uqbah von ibn Pihab berichtet, dass dieser sagte: „Als die Muslime mit der Episode von Yama-mah konfrontiert wurden, befürchtete Abu Bakr, dass einige Teile des Qur'an verloren gehen könnten. Darum brachten die Leute alles herbei, was sie vom Qur'an bei sich hatten, bis der Qur'an zur Zeit von Abu Bakr auf Blättern (fi al-waraq) gesammelt war. Auf diese Weise war Abu Bakr der erste, der den Qur'an in einem Kodex (mushaf) sammelte. Danach machte 7Umar in Medina eine Ankündigung, dass jeder, der einen Teil des Qur'an vom Propheten (s.a.s.) hatte, diesen herbeibringen sollte. Abu Bakr forderte 7Umar und Zayd auf: ,Setzt euch an die Tür der Moschee und schreibt die Verse des Qur'an von jedem nieder, der zwei Zeugen bringt (die sie bestätigen).'"70

Es ist wahrscheinlich, dass die Zeugen aufgerufen wurden, zu bestätigen, dass alles das, was herbeigebracht wurde, bei der letzten Anhörung vor dem Propheten (s.a.s.) im Jahr seines Hinscheidens vorhanden war und in seiner Gegenwart niedergeschrieben wurde. Daher stammt die Aussage von Zayd bin Tabit, er habe den letzten Teil von Surat al-Bara7a bei Abu Vuzaymah

' 0 Ibn Abi Dawud übermittelt diese Überlieferung von Hipam ibn 7Urwah.

62

und keinem anderen gefunden. Wenn es nämlich irgendeinen anderen Sinn gehabt hätte, Zeugen aufzurufen, dann ergäbe es keinen Sinn, dass die Surat al-Bara'ah für Zayd „nicht verfügbar" war, denn Zayd hatte den ganzen Qur'an gesammelt und auswendig gelernt, nachdem er ihn vom Propheten (s.a.s.) gelernt hatte. Zayd akzeptierte Abu Vuzaymahs Wort, da der Prophet (s.a.s.) sein Zeugnis als ebenso schwerwiegend angesehen hatte wie die Aussagen von zwei Zeugen. Die Verse von ar-raJm (Steinigung), die 7Umar brachte, wurden jedoch nicht von Zayd niedergeschrieben, da er allein sie mitgebracht hatte. Darüber hinaus war, einigen Überlieferungen zufolge, eine Sammlung des Qur'an im Haus des Propheten (s.a.s.) aufbewahrt, niedergeschrieben auf Palmzweigen, Seide und Schulterknochen. Diese spätere „Sammlung" des Qur'an betraf die Zusammenstellung von Versen, die zuvor auf Schulterknochen, Palmzweige und weiße Steintafeln geschrieben worden waren, und ihre Abschrift auf adim, d.h. Blätter aus gegerbter Schafshaut. Ibn HaJar berichtet, dass Ammanah ibn Gaziyah mitteile, dass Zayd ibn Tabit gesagt habe: „Abu Bakr forderte mich auf, den Qur'an auf Stücke von adim niederzuschreiben. Diese cuhuf befanden sich bei Abu Bakr, bis Gott ihn sterben ließ. Danach befanden sie sich bei 7Umar zu dessen Lebzeiten, und danach blieben sie bei dessen Tochter Hafsah."

Es wird berichtet, dass 7Umar sagte: „Unser Qur'anexemplar (masahif) sollte nur von den jungen Männern der Qurayp und Taqif diktiert werden", und 7Utman sagte: „Nehmt diejenigen, die diktieren, vom Stamm der Hu-dayl und die Schreiber von den Taqif."71

5.2 Der Qur'an in pUtmans Regierungszeit

Es wurde bereits früher erwähnt, dass einige Worte des Qur'an von den Sahabah unterschiedlich gelesen wurden; d. h., sie setzten stattdessen verschiedene Synonyme ein, während sie rezitierten, wie imdi und isri, aJJil und asri, avvir und amhil usw. 7Umar las „famdu ila dikri-llah"; Anas las „Inna napi'ata al-layli hiya apaddu wat'an wa aswabu qila", und diese unterschiedlichen Lesarten veränderten ihrer Ansicht nach nicht die Bedeutung des Qur'an, und aus diesem Grund befürwortete auch der Prophet (s.a.s.) ihre Lesart trotz des veränderten Wortlauts. Nach der Zeit des Propheten (s.a.s.) nahmen in der Zeit von Abu Bakr diese Unterschiede zu und hatten zu

71 Al-Muzhir, Bd. 1, S. 137.

63

7Utmans Regierungszeit so schwerwiegende Ausmaße angenommen, dass Lehrer und Schüler darüber in Streit gerieten und qurra' und huffac des Qur'an in Syrien, Irak, Jemen, Armenien und Aserbaidschan voneinander abwichen. Diese Unterschiede nahmen auch infolge verschiedener Faktoren zu, die linguistische Veränderungen verursachten, sowie das Zusammenleben von Arabern mit Nichtarabern usw. Diese Situation war eine Sache, die Besorgnis auslöste. Zu jener Zeit brachte ein herausragender Prophetengefährte, Hudayfah ibn al-Yaman72, seine tiefe Sorge über diese verheerenden Auswirkungen zum Ausdruck, wenn man sie geschehen ließe. In dieser Zeit war er mit den Irakern mit einem Krieg gegen die Syrer zur Eroberung von Armenien und Aserbaidschan beschäftigt. Al-Buvari überlieferte (und auch der Autor von al-Fihrist bestätigt diesen Bericht73) von Ibrahim von ibn Pihab, Anas ibn Malik habe ihm mitgeteilt, dass Hudayfah ibn al-Yaman zu 7Utman kam (der sich nach al-Fihrist gerade im Irak befand), als er mit den Leute des Irak gegen die Syrer um die Eroberung von Armenien und Aserbaidschan kämpfte. Hudayfah war erschrocken über die unterschiedliche Weise, in der die Leute den Qur'an rezitierten. Er sagte zu 7Utman: „Erhebe dich zur Rettung dieser Umma, bevor sie sich in Meinungsverschiedenheiten über die Schrift so zerspaltet wie die Juden und Christen." Da schickte 7Utman jemanden zu Hafsah und bat sie, ihm die Abschrift zu schicken, die sich bei ihr befand, und sie sollte später zu ihr zurückgebracht werden. Hafsah schickte sie an 7Utman, der Zayd ibn Tabit, Abd Allah ibn Zubayr, Sa7id ibn al-As und 7 Abdurrahman ibn al-Harit ibn Hipam aufforderte, mehrere Qur'anexemplare anzufertigen. 7Utman wies die drei Qureischiten an, im Falle von Differenzen zwischen Zayd ibn Tabit und ihnen selbst im Dialekt der Qureisch zu schreiben, da der Qur'an in ihrem Dialekt offenbart wurde.74

Einigen zuverlässigen Berichten zufolge sammelte 7Utman, als er beschlossen hatte, die Kodizes des Qur'an anfertigen zu lassen, zwölf Personen von den Qureisch und Ansar. Ibn Abi Dawud überliefert von Muhammad

72  Sein Name ist Hudayfah ibn Hisl ibn jabir; Hamadan, Rey und Dinawar wurden unter seinem Oberbefehl eingenommen. Er starb im Jahre 30/656, vierzig Tage nach 7Utmans Ermordung.

73  Der Autor von al-Fihrist sagt zu seinem Zitat der Überlieferung: „Berichtet von einem tiqah (Berichterstatter);" siehe auch al-Fihrist (Ägypten), S. 37.

74 Dies weist auch darauf hin, dass „sieben Buchstaben" (al-ahruf as-sab7ah) bedeutete, dass sich die Unterschiede in den Lesarten auf den Gebrauch verschiedener Synonyme für eine einzige Bedeutung bezogen.

64

ibn Sirin von Katir ibn Aflah, der berichtete: „Als 7Utman beschlossen hatte, einheitliche Exemplare des Qur'an anfertigen zu lassen, sammelte er zwölf Personen von den Qureisch und den Ansar und ließ die Kiste holen, die in 7Umars Haus aufbewahrt wurde. Als sie herbeigebracht wurde, teilte 7Utman ihnen mit, dass sie, wenn sie sich hinsichtlich einer bestimmten Sache nicht einigen konnten, abwarten sollten, bevor sie eine Entscheidung darüber trafen." Muhammad sagte, dass sie es etwas hinauszögerten, bis sie sicher waren, dass es ein Teil des vorherigen Vortrags vor dem Propheten (s.a.s.) war. Jedenfalls führten sie die Abschreibarbeit nach 7Utmans Ratschlägen durch.

Ibn HaJar sagt dazu: „Die Sahabah waren einstimmig der Ansicht, dass alles, was in der letzten dem Propheten (s.a.s.) vorgetragenen Version vorhanden war, abgeschrieben und alles Übrige ausgelassen werden sollte."75

Diese Aussage von Ibn HaJar wird von einer Überlieferung gestützt, die bei al-Buvari von VariJa ibn Zayd ibn Tabit wiedergegeben ist, dass nämlich letzterer sagte: „Als wir die Exemplare des Qur'an herstellten, war ein Vers von Sure al-Ahzab, den ich vom Propheten (s.a.s.) gehört hatte, nicht mehr zu finden. Wir suchten danach und fanden ihn bei Vuzaymah ibn Tabit al-Ansari: ,Unter den Gläubigen gibt es Männer, die verwirklichen, was sie Allah gelobt haben... Wir haben ihn in seine Sure im mushaf eingefügt.'"

Wie hieraus hervorgeht, war es ihr Nachfragen und Forschen, das veran-lasst hat, dass sie diesen Vers finden konnten, der in der endgültigen Version, die dem Propheten (s.a.s.) in seinen letzten Tagen vorgelesen wurde, vorhanden war.

Als die Exemplare des Qur'an hergestellt wurden, gab 7Utman den Origi-nal-mushaf an Hafsa zurück. Vier Exemplare wurden hergestellt, von denen eines bei ihm verblieb. Von den drei Abschriften wurde eine nach Basrah, eine nach Kufah und eine nach Syrien geschickt. Er beauftragte Zayd ibn Tabit, die Leute von Medina den Qur'an nach dem medinensischen Exemplar zu lehren. Amir ibn Qays76 wurde mit der für dort bestimmten Abschrift nach Basra geschickt; Abu Abdirrahman as-Salami77 wurde mit der für

75  Allem Anschein nach stimmte das, was ausgelassen wurde, nicht mit dem Dialekt der Qureisch überein.

76  Meine Nachforschungen weisen darauf hin, dass es sich um Abu Burdah Amir ibn Qays al-Ap7ari handelte, den Bruder von Abu Musa al-Ap7ari.

77  Sein Name ist Abdullah ibn Habib ibn Rabi7ah; er war einer der qurra'. Vgl. Ibn HaJar, Tahdib at-Tahdib, Bd. 5, S. 185.

65

Kufah bestimmten Abschrift nach Kufah geschickt; und Mugirah ibn Pihab ging mit der, die nach Syrien geschickt wurde.

Die erste Sammlung des Qur'an geschah somit durch die Niederschrift der Verse, sobald sie dem Propheten (s.a.s.) offenbart worden waren. Sie wurden auf Materialien niedergeschrieben, die von den Arabern üblicherweise als Schreibmaterial verwendet wurden. Diese erste Sammlung wurde dem Propheten (s.a.s.) vorgetragen. Die zweite „Sammlung" des Qur'an fand während Abu Bakrs Regierungszeit statt, wobei die Sammlung des Qur'an die Niederschrift als Kodex auf Blätter aus gegerbtem Leder beinhaltete. Die dritte „Sammlung" fand in 7Utmans Regierungszeit statt und bewirkte, dass die Muslime sich auf eine Lesart einigten.

In seinem Buch „Sa7d as-sa7du" erwähnt Ali ibn Muhammad ax-Xawus al-Alawi al-Faximi in einem Zitat von Abu ja7far Muhammad ibn Mansur die von Muhammad ibn Zayd ibn Marwan überlieferte riwayah über Variationen in den Abschriften (masahif) des Qur'an, nach der Zayd ibn Tabit den Qur'an während Abu Bakrs Regierungszeit sammelte. Ubayy ibn Ka7b, c Abdullah ibn Mas7ud und Salim, der mawla von Abu Hudayfah, wandten sich in dieser Sache gegen Zayd. Daraufhin begann 7Utman von neuem und ließ den Qur'an gemäß den Ratschlägen und dem Einverständnis von Ali ibn Abi Xalib (a.s.) zusammenstellen. 7Utman ergriff die Abschriften, die sich im Besitz von Ubayy, 7 Abdullah ibn Mas7ud und Salim befanden, und ließ sie abwaschen.78 7Utman ließ ein Exemplar des Qur'an für sich selbst schreiben, eines für die Leute von Medina, eines für die Leute von Basrah und eines für die Leute von Syrien. Das syrische Exemplar wurde von Ibn Fawl Allah al-Umari in der Mitte des 8./14. Jahrhunderts gesehen. In seiner Beschreibung der Moschee von Damaskus sagt er: „An der linken Seite liegt der 7Utman'sche Kodex in der Handschrift des Amir al-mu'minin 7Utman."79 Höchstwahrscheinlich ist dieses mushaf dasselbe wie das, welches in der Leningrader Bibliothek vorhanden war und später nach England gebracht wurde.

Im Dul-HiJJa 1353 habe ich eine Qur'anhandschrift in kufischer Schrift in der Alawi-Bibliothek in NaJaf gesehen, an deren Schluss geschrieben stand: Niedergeschrieben von Ali ibn Abi Xalib (a.s.) im vierzigsten Jahr der HiJra. Aufgrund der großen Ähnlichkeit von Abu und Abi in der kufischen Schrift glaubten einige Leute, es sei von Ali ibn Abu Xalib geschrie-

78 In einigen Berichten wird erwähnt, er habe sie verbrannt.

79 Vgl. Masalik al-absar (Ägypten), Bd. 1, S. 195.

66

ben worden. Die Aussage von Ibn Xawus in seinem Buch Sa7d as-Su7ud, dass 7Utman wieder von neuem angefangen und den Qur'an mit der Zustimmung von Ali ibn Abi Xalib (a.s.) zusammengestellt habe, wird von ap-Pahristani in der Einleitung zu seinem tafsir bestätigt. Dort zitiert er eine Überlieferung von Suwayd ibn Alqamah, dieser habe Ali ibn Abi Xalib (a.s.) sagen hören: „Ihr Leute, verzichtet um Gottes willen darauf, in Bezug auf 7Utman einen extremen Standpunkt einzunehmen, und unterlasst es, ihn als , Verbrenner der masahif‘ zu bezeichnen. Bei Gott, er hat sie nur in der Gegenwart der Gefährten des Propheten (s.a.s.) verbrannt, die wir versammelt hatten. Er fragte sie: ,Was ist euer Rat hinsichtlich dieser Lesarten, in Bezug auf welche die Leute Meinungsverschiedenheiten haben: ein Mann trifft einen anderen und sagt zu ihm, seine eigene Lesart sei der seinen überlegen; diese Situation wird sie zur Apostasie führen.' Wir teilten ihm unsere Ansicht mit. Er sagte: ,Ich möchte die Leute mit einem mushaf einen; denn wenn ihr heute uneinig seid, werden die Differenzen unter denen, die nach euch kommen, noch größer sein. Wir stimmten ihm zu. Dann ließ 7Utman Zayd ibn Tabit und Sa7id ibn al-As holen und wies den einen an, zu schreiben, und den anderen, zu diktieren. Diese beiden waren über nichts uneinig außer über einen Buchstaben in Surat al-Baqarah; einer von ihnen meinte, es sei JmfHjgH, während der andere meinte, es sei j jjIUL Daraufhin wurde Zayd ibn Tabits Schreibweise übernommen, denn er war ein Schreiber der Offenbarung gewesen.'"

5.3 Die Anordnung der Suren in pAlis (a.s.) muxhaf

Hier wollen wir auf die Anordnung der Suren in den Qur'anabschriften eingehen, die von einigen herausragenden Sahabah und Tabi7un angefertigt wurden, und wie sie in alten zuverlässigen Quellen zu finden sind, wo sie sich mit Fragen bezüglich der Geschichte des Qur'an befassen. Die unterschiedliche Anordnung der Suren bei jedem von ihnen beruhte auf dem jeweiligen eigenen Igtihad.

In al-Fihrist überliefert Ibn an-Nadim von Ibn Munadi, von al-Hasan ibn al-Abbas, von 7 Abdurrahman ibn Abi Hammad, von al-Hakam ibn Cahir as-Sadusi, von Abd Vayr, dass Ali (a.s.) zur Zeit des Todes des Propheten (s.a.s.) unheilvolle Zeichen in den Leuten sah. Daraufhin schwor er, er würde seinen Mantel nicht ablegen, bis er nicht den Qur'an gesammelt habe. Er saß drei Tage lang zu Hause und sammelte den gesamten Qur'an. Es war der

67

erste Kodex des Qur'an, den Ali (a.s.) nach seinem Gedächtnis zusammengestellt hatte. „Dieser Kodex befand sich bei der Familie von ja7far. In unserer eigenen Zeit habe ich bei Abu Ya7la Hamzah al-Hasani - Gott sei ihm gnädig - einen Kodex des Qur'an gesehen, bei dem einige Seiten fehlten. Er war in der Handschrift von Ali ibn Abi Xalib (a.s.) geschrieben. Die Nachkommen von al-Hasan (a.s.) hatten ihn als Vermächtnis von ihren Vorfahren bekommen."

Die Anordnung der Suren nach diesem Qur'ankodex fehlte in der Handschrift des al-Fihrist, nach dem die Leipziger Ausgabe gedruckt worden war (1871-72).

Allerdings gibt al-Ya7qubi80 im zweiten Teil seiner Geschichte (Brill 1883, S. 152-154) die Anordnung der Suren in Alis mushaf wieder. Al-Ya7qubi stellt fest, dass einige Leute berichtet haben, Ali ibn Abi Xalib (a.s.) habe nach dem Tod des Propheten (s.a.s.) den Qur'an gesammelt, ihn auf dem Rücken eines Kamels herbeigebracht und erklärt: „Dies ist der Qur'an, den ich gesammelt habe." Er hatte sie in sieben aJza' (Teile) unterteilt: Teil I - juz' al-Baqara

1. Al-Baqara, 2.

2. Yusuf, 12.

3. Al-Ankabut, 29.

4. Al-Rum, 30.

5. Luqman, 31.

6.  Ha-mim al-SaJda, 41.

7. Al-Dariyat, 51.

8. Al-'Insan (al-Dahr), 76.

9. Al-SaJdah, 32.

10. Al-Nazi7at, 79.

11. Al-Takwir, 81.

12. Al-'Infixar, 82.

13. Al-'Inpiqaq, 84.

14. Al-'A7la, 87.

15. Al-Bayyina, 98.

80 Ahmad ibn Abi Ya7qub ibn Wawih (gest. 287/900), bekannt als al-Ya7qubi. Sein Geschichtswerk, bekannt als Ta'riv al-Ya7qubi, wurde von Houtsma in Leiden veröffentlicht.

68

Teil II - juz' Al- 3Imran

1.  Al-'Imran, 3.

2. Hud, 11.

3. Al-HaJJ, 22.

4. Al-HiJr, 15.

5. Al-'Ahzab, 33.

6. Al-Duvan, 44.

7. Al-Rahman, 55.

8. Al-Haqqah, 69.

9. Al-Ma7ariJ, 70.

10.  Abasa, 80.

11. Al-Pams, 91.

12. Al-Qadr, 97.

13. Al-Zilzal, 99.

14. Al-Humazah, 104.

15. Al-Fil, 105.

16. Qurayp, 106.

Teil 3 - juz' al-Nisa'

1. Al-Nisa', 4.

2. Al-Nahl, 16.

3. Al-Mu'minun, 23.

4. Ya-sin, 36.

5. Al-Pura, 42.

6. Al-Waqi7ah, 56.

7. Al-Mulk, 67.

8. Al-Muddattir, 74.

9. Al-Ma7un, 107.

10. Al-Masad, 111.

11. Al-'Ivlas, 112.

12. Al-'Asr, 103.

13. Al-Qari7ah, 101.

14. Al-BuruJ, 85.

15. Al-Tin, 95.

16. Al-Naml, 27.

Teil IV - juz' al-Ma'idah 1. Al-Ma'idah, 5.

69

2. Yunus, 10.

3. Maryam, 19.

4. Al-Qasas, 28.

5. Al-Pu7ara', 26.

6. Al-Zuvruf, 43.

7. Al-HuJurat, 49.

8. Qaf, 50.

9. Al-Qamar, 54.

10. Al-Mumtahana, 60.

11. Al-Xariq, 86.

12. Al-Balad, 90.

13. Al-'Inpirah, 94.

14. Al-'Adiyat, 100.

15. Al-Kawtar, 108.

16. Al-Kafirun, 109.

Teil V - juz' al-'An7am

1. Al-'An7am, 6.

2. Al-'Isra', 17.

3. Al-'Anbiya', 21.

4. Al-Furqan, 25.

5. Musa wa Fir7awn

6. Al-Mu'min, 40.

7. Al-MuJadalah, 58.

8. Al-Hapr, 59.

9. Al-jumu7ah, 62.

10. Al-Munafiqun, 63.

11. Al-Qalam, 68.

12. Nuh, 71.

13. Al-jinn, 72.

14. Al-Mursalat, 77.

15. Al-Wuha, 93.

16. Al-Takatur, 102.

Teil VI - juz' al-'A7raf

1. Al-'A3raf, 7.

2. Ibrahim, 14.

3. Al-Kahf, 18.

70

4. Al-Nur, 24.

5.  Sad, 38.

6. Al-Zumar, 39.

7. Al-jatiyah, 45.

8. Muhammad, 47.

9. Al-Hadid, 57.

10. Al-Muzzammil, 73.

11. Al-Qiyamah, 75.

12. Al-Naba', 78.

13. Al-Gapiyah, 88.

14. Al-FaJr, 89.

15. Al-Layl, 92.

16. Al-Nasr, 110.

Teil VII - juz' al-'Anfal

1. Al-'Anfal, 8.

2. Al-Bara'ah, 9.

3.  Xa-Ha, 20.

4. Al-Mala'ikah, 35.

5. Al-Saffat, 37.

6. Al-'Ahqaf, 46.

7. Al-Fath, 48.

8. Al-Xur, 52.

9. Al-NaJm, 53.

10. Al-Saff, 61.

11. Al-Tagabun, 64.

12. Al-Xalaq, 65.

13. Al-Muxaffifin, 83.

14. und 15. Al-Mu7awwidatan: al-Falaq und al-Nas, 113 und 114.81

81 Anm. des Hrsg.: Die Anzahl der in al-Ya7qubis Liste von Imam Alis mushaf angegebenen Suren ist 110. „Musa wa fir7awn" konnte nicht mit einer der fünf Suren identifiziert werden, die auf der Liste fehlen, nämlich 1, 13, 34, 66 und 96.

71

5.4 Die Anordnung der Suren in Ubayys muxhaf

Ibn an-Nadim82 überliefert von al-Fawl Ibn Pawan, der berichtete: „Mir wurde von einem unserer tiqah (vertrauenswürdigen) Gefährten mitgeteilt, dass es im Abstand von zwei Parasangen von Basra in einem Dorf namens Qaryat al-'Ansar eine Zusammenstellung der Suren im Besitz von Muhammad ibn Abd al-Malik al-'Ansari gab, der uns das mushaf zeigte und sagte: ,Dies ist das Mushaf von Ubayy, das wir von unseren Vorfahren übermittelt bekamen.' Ich untersuchte es und schrieb daraus Anfangs- und Endteile der Suren und die Anzahl der Verse heraus."

Die Anordnung der Suren, die in Ibn an-Nadims Quelle angegeben wird, ist wie folgt:83

1.  Al-Fatihah, 1.

2.  Al-Baqara, 2.

3.  Al-Nisa', 4.

4.  Al-7Imran, 3.

5.  Al-'An7am, 6.

6.  Al-'A3raf, 7.

7.  Al-Ma'idah, 5.

8.  Jene, über die ich unsicher bin. (Sic).

9. Yunus, 10.

10.  Al-'Anfal, 8.

11.  At-Tawba, 9.

12. Hud, 11.

13. Maryam, 19.

14.  Al-Pu7ara', 26.

15.  Al-HaJJ, 22.

16. Yusuf, 12.

17.  Al-Kahf, 16.

18.  Al-Nahl, 16.

19.  Al-'Ahzab, 33.

82 Ibn an-Nadim, al-Fihrist, S. 40.

83 Anm. des Hrsg.: Vier Suren wiederholen sich in dieser Liste (67, 80, 95 und 111). Drei Nummern (74, 90 und 92) waren nicht identifizierbar. Die Surat al-Val7, die Ibn an-Nadim hier erwähnt und die von as-Suyuxi und anderen sunnitischen Autoren anderswo zitiert wird (vgl. z. B. al-7Itqan, II, 26), befindet sich nicht im Heiligen Qur'an. Darüber hinaus wurden die Namen einiger Suren offenbar von Kopisten von Ibn an-Nadims Werken ausgelassen.

72

20. Banu Isra'il, 17.

21. Al-Zumar, 39.

22. Al-SaJdah, 32.

23.  Xa-Ha, 20.

24. Al-'Anbiya', 21.

25. Al-Nur, 24.

26. Al-Mu'minun, 23.

27. Al-Mu'min, 40.

28. Al-Ra7d, 13.

29.  Xa-Sin-mim. (Al-Qasas), 28.

30.  Xa-sin Sulayman, 27.

31.  Saba', 34.

32. Al-Saffat, 37.

33. Dawud (Sad), 38

34. Ya-sin, 36.

35. Al-HiJr, 15.

36. Al-Pura, 42.

37. Al-Rum, 30.

38. Al-Zuhruf, 43.

39.  Ha-mim al-SaJdah, 41.

40. Ibrahim, 14.

41. Al-Mala'ikah, 35.

42. Al-Fath, 48.

43. Muhammad, 47.

44. Al-Hadid, 57.

45. Al-Cihar84 (al-MuJadalah), 58.

46. Tabarak, 67.

47. Al-Furqan, 25.

48. Alif-Lam-mim. Tanzil, 32.

49. Nuh, 71.

50. Al-'Ahqaf, 46.

51. Qaf, 50.

52. Al-Rahman, 55.

53. Al-Waqi7ah, 56.

54. Al-jinn, 72.

55. Al-NaJm, 53.

84 „Al-Xihar" Ibn an-Nadim, a.a.O., S.37.

73

56. Al-Qalam, 68.

57. Al-Haqqah, 69.

58. Al-Hapr, 59.

59. Al-Mumtahanah, 60.

60. Al-Mursalat, 77.

61. Al-Naba', 78.

62. Al-'Insan (al-Dahr), 76.

63. Al-Balad, 90.

64. Al-Takwir, 81.

65. Al-Nazi7at, 79.

66.  Abasa, 80.

67. Al-Muxaffifin, 83.

68. Al-'Inpiqaq, 84.

69. Al-Tin, 95.

70. Al-Alaq, 96.

71. Al-HuJurat, 49.

72. Al-Munafiqun, 63.

73. Al-jumu7ah, 62.

74. Al-Nabi

75. Al-FaJr, 89.

76. Al-Mulk, 67.

77. Al-Layl, 92.

78. Al-'Infixar, 82.

79. Al-Pams, 91.

80. Al-BuruJ, 85.

81. Al-Xariq, 86.

82. Al-'A7la, 87.

83. Al-Gapiyah, 88.

84.  Abasa, 80.

85. Al-Saff, 61.

86. Al-Wuha, 93.

87. Al-'Inpirah, 94.

88. Al-Qari7ah, 101.

89. Al-Takatur, 102.

90. Al-Val', 3 Verse.

91. Al-jid (111), 6 Verse.

92. Allahumma iyyaka na7budu bis zu bil-kuffar.

93. Al-Humazah, 104.

74

94. Al-Zilzal, 99.

95. Al-Adiyat, 100.

96. Al-Fil, 105.

97. Al-Tin, 95.

98. Al-Kawtar, 108.

99. Al-Qadr, 97.

100. Al-Kafirun, 109.

101. Al-Nasr, 110.

102. Abu Lahab, 111.

103. Qurayp, 106.

104. Al-Samad, 112.

105. Al-Falaq, 113.

106. Al-Nas, 114.

Dies ergibt einhundertsechzehn Suren."

5.5 Die Anordnung der Suren in Ibn Maspuds muxhaf

Ibn an-Nadim berichtet, dass al-Fawl ibn Pawan sagte, er habe das von c Abdullah ibn Mas7ud (gest. 32 oder 33/652-3 oder 653-4) angefertigte mushaf des Qur'an gesehen, und zwar mit folgender Anordnung der Suren:85

1. Al-Baqara, 2.

2. Al-Nisa', 4.

3.  Al-7Imran, 3.

4. Al-'A'raf, 7.

5. Al-'An7am, 6.

6. Al-Ma'idah, 5.

7. Yunus, 10.

8. Al-Bara'ah, 9.

9. Al-Nahl, 16.

10. Hud, 11.

11. Yusuf, 12.

12. Banu Isra'il, 17.

13. Al-'Anbiya', 21.

85 Anm. des Hrsg.: Drei Suren wiederholen sich in dieser Liste (32, 39 und 54). Zwei sind nicht identifizierbar (35 und 44), und mehrere andere fehlen.

75

14. Al-Mu'minun, 23.

15. Al-Pu7ara', 26.

16. Al-Saffat, 37.

17. Al-'Ahzab, 33.

18. Al-Qasas, 28.

19. Al-Nur, 24.

20. Al-'Anfal, 8.

21. Maryam, 19.

22. Al-'Ankabut, 29.

23. Al-Rum, 30.

24. Ya-sin, 36.

25. Al-Furqan, 25.

26. Al-HaJJ, 22.

27. Al-Ra7d, 13.

28.  Saba', 34.

29. Al-Mala'ikah, 35.

30. Ibrahim, 14.

31.  Sad, 38

32. Alladina Kafaru, 47.

33. Al-Qamar, 54.

34. Al-Zumar, 39.

35. Al-Hawamim al-Musabbihat.

36. Al-Mu'min, 40.

37. Al-Zuvruf, 43.

38. Al-SaJdah, 32.

39. Al-'Ahqaf, 46.

40. Al-jatiyah, 45.

41. Al-Duvan, 44.

42. Inna Fatahna, 48.

43. Al-Hadid, 57.

44.  Sabbaha

45. Al-Hapr, 59.

46. Tanzil, 39.

47. Al-SaJdah, 41.

48. Qaf, 50.

49. Al-Xalaq, 65.

50. Al-HuJurat, 49.

51. Tabarakalladi (al-Mulk), 67.

76

52. Al-Tagabun, 64.

53. Al-Munafiqun, 63.

54. Al-jumu7ah, 62.

55. Al-Saff, 61.

56. Al-jinn, 72.

57. Nuh, 71.

58. Al-MuJadalah, 58.

59. Al-Mumtahanah, 60.

60. Al-Tahrim, 66.

61. Al-Rahman, 55.

62. Al-NaJm, 53.

63. Al-Dariyat, 51.

64. Al-Xur, 52.

65. Iqtarabat al-Sa7ah, 54.

66. Al-Haqqah, 69.

67. Al-Waqi7ah, 56.

68. Al-Qalam, 68.

69. Al-Nazi7at, 79.

70. Al-Ma7ariJ, 70.

71. Al-Muddattir, 74.

72. Al-Muzzammil, 73.

73. Al-Muxaffifin, 83.

74.  Abasa, 80.

75. Al-'Insan, 76.

76. Al-Qiyamah, 75.

77. Al-Naba', 78.

78. Al-Takwir, 81.

79. Al-'Infixar, 82.

80. Al-Gapiyah, 88.

81. Al-'A7la, 87.

82. Al-Layl, 92.

83. Al-FaJr, 89.

84. Al-BuruJ, 85.

85. Al-'Inpiqaq, 84.

86. Al-Alaq, 96.

87. Al-Balad, 90.

88. Al-Wuha, 93.

89. Al-'Inpirah, 94.

77

90. Al-Xariq, 86.

91. Al-Adiyat, 100.

92. Al-Ma7un, 107.

93. Al-Qari7ah, 101.

94. Al-Bayyinah, 98.

95. Al- Pams, 91.

96. Al-Tin, 95.

97. Al-Humazah, 104.

98. Al-Fil, 105.

99. Qurayp, 106.

100. Al-Takatur, 102.

101. Al-Qadr, 97.

102. Al-Asr, 103.

103. Al-Nasr, 110.

104. Al-Kawtar, 108.

105. Al-Kafirun, 109.

106. Al-Masad, 111.

107. Al-'Ivlas, 112.

Dies ergibt einhundertzehn Suren.

Ibn an-Nadim fährt fort: „Nach einer anderen Überlieferung wird ax-Xur vor ad-Dariyat erwähnt. Al-Fawl ibn Padan berichtet, dass Ibn Sirin sagte, c Abdullah ibn Mas7ud habe weder al-Mu7awwidatan (d.h. al-Falaq und an-Nas) noch al-Faxihah schreiben wollen. Al-Fawl hat auch mit seiner Überliefererkette von al-A7map berichtet, dass dieser gesagt habe: ,Nach der Lesart von 7 Abdullah ist es Rslp'"86

Ibn an-Nadim fährt fort: Muhammad ibn Ishaq sagt, er habe mehrere ma-sahif des Qur'an gesehen, deren Schreiber angaben, sie gehörten Ibn Mas7ud; aber keine zwei Abschriften stimmten miteinander überein, und viele von ihnen waren in Nasvi-Schrift auf Pergament geschrieben. Er sagt weiterhin, er habe auch ein solches mushaf gesehen, das älter als zwei Jahrhunderte war und auch die Fatihat al-Kitab enthielt. Al-Fawl ibn Padan war einer der großen Gelehrten des Qur'an (ahad al-'a'immah fi al-Qur'an) und der Überlieferungen. Aus diesem Grunde haben wir ihn hier zitiert."87

86 Ohne 7ayn nach dem mim.

87 Ibn an-Nadim, a.a.O., S. 40.

78

5.6 Die Anordnung der Suren in Ibn pAbbas' muxhaf

Wir finden in der Geschichte und der Überlieferung, dass 7 Abdullah ibn Abbas (gest. 68/687)88, der bedeutende Gefährte des Propheten (s.a.s.), sich auf die Auslegung des Qur'an spezialisiert hatte. Er stand in enger Verbindung mit Ali ibn Abi Xalib (a.s.), und alles, was von ihm hinsichtlich des Qur'an berichtet wird, ist von unschätzbaremWert.

In seinem Buch Sa7d as-Su7ud stellt IbnXawus89 fest, dass es unter den Muslimen bekannt ist, dass Ibn Abbas ein Schüler von Ali (a.s.) war. Muhammad ibn 7Umar ar-Razi schreibt in seinem al-Arba7in, dass „Ibn Abbas, der Meister der Exegeten (ra'is al-mufassirun), ein Schüler von Ali ibn Abi Xalib (a.s.) war." Aufgrund dieser Auszeichnung geben wir hier die Anordnung der Suren in seinem mushaf wieder, wie sie von Ap-Pahristani in der Einleitung zu seiner Auslegung wiedergegeben wurde, und er ist eine zuverlässige Quelle.

1.  Al-Alaq, 96.

2.  Al-Qalam, 68.

3.  Al-Wuha, 93.

4.  Al-Muzzammil, 73.

5.  Al-Muddattir, 74.

6.  Al-Fatihah, 1.

7.  Abu Lahab, 111.

8.  Al-Takwir, 81.

9.  Al-'A7la, 87.

10.  Al-Layl, 92.

11.  Al-FaJr, 89.

12.  Al-'Inpirah, 94.

13.  Al-Rahman, 55.

14.  Al-Asr, 103.

15.  Al-Kawtar, 108.

16.  Al-Takatur, 102.

17.  Al-Din, 107.

18.  Al-Fil, 105.

19.  Al-Kafirun, 109.

88 Ibn HaJar al-Asqalani, al-'Isabah, I, S. 9.

89  Ali ibn Musa ibn ja7far (589-664/1193-1265), bekannt als Ibn Xawus, ist einer der größten pi7itischen Gelehrten.

79

20. Al-'Ivlas, 112.

21. Al-NaJm, 53.

22. Al-'A7ma, 80.

23. Al-Qadr, 97.

24. Al-Pams, 91.

25. Al-BuruJ, 85.

26. Al-Tin, 95.

27. Qurayp, 106.

28. Al-Qari7ah, 101.

29. Al-Qiyamah, 75.

30. Al-Humazah, 104.

31. Al-Mursalat, 77.

32. Qaf, 50.

33. Al-Balad, 90.

34. Al-Xariq, 86.

35. Al-Qamar, 54.

36.  Sad, 38.

37. Al-'A7raf, 7.

38. Al-jinn, 72.

39. Ya-sin, 36.

40. Al-Furqan, 25.

41. Al-Mala'ikah, 35.

42. Mary am, 19.

43.  Xa-Ha, 20.

44. Al-Pu7ara', 26.

45. Al-Naml, 27.

46. Al-Qasas, 28.

47. Banu Isra7il, 17.

48. Yunus, 10.

49. Hud, 11.

50. Yusuf, 12.

51. Al-HiJr, 15.

52. Al-'An7am, 6.

53. Al-Saffat, 37.

54. Luqman, 31.

55.  Saba', 34.

56. Al-Zumar, 39.

57. Al-Mu'min, 40.

80

58.  Ha-mim al-SaJda, 41.

59. Al-Pura', 42.

60. Al-Zuvruf, 43.

61. Al-Duvan, 44.

62. Al-jatiyah, 45.

63. Al-'Ahqaf, 46.

64. Al-Dariyat, 51.

65. Al-Gapiyah, 88.

66. Al-Kahf, 18.

67. Al-Nahl, 16.

68. Nuh, 71.

69. Ibrahim, 14.

70. Al-'Anbiya', 21.

71. Al-Mu'minun, 23.

72. Al-Ra7d, 13.

73. Al-Xur, 52.

74. Al-Mulk, 67.

75. Al-Haqqah, 69.

76. Al-Ma7ariJ, 70.

77. Al-Nisa', 4.

78. Al-Nazi7at, 79.

79. Al-'Infixar, 82.

80. Al-'Inpiqaq, 84.

81. Al-Rum, 30.

82. Al-'Ankabut, 29.

83. Al-Muxaffifin, 83.

84. Al-Baqarah, 2.

85. Al-'Anfal, 8.

86.  Al-'Imran, 3.

87. Al-Hapr, 59.

88. Al-'Ahzab, 33.

89. Al-Nur, 24.

90. Al-Mumtahanah, 60.

91. Al-Fath, 48.

92. Al-Nisa', 4.

93. Al-Zilzal, 99.

94. Al-HaJJ, 22.

95. Al-Hadid, 57.

81

96. Muhammad, 47.

97. Al-'Insan, 76.

98. Al-Xalaq, 65.

99. Lam Yakun, 98.

100. Al-jumu7a, 62.

101. Al-SaJdah, 32.

102. Al-Munafiqun, 63.

103. Al-MuJadalah, 58.

104. Al-HuJurat, 49.

105. Al-Xahrim, 66.

106. Al-Tagabun, 64.

107. Al-Saff, 61.

108. Al-Ma'ida, 5.

109. Al-Tawbah, 9.

110. Al-Nasr, 110.

111. Al-Waqi7ah, 56.

112. Al-Adiyat, 100.

113. Al-Falaq, 113.

114. Al-Nas, 114.

5.7 Die Anordnung der Suren in Imam ax-Xadiqs (a.s.) muxhaf

In seiner Einleitung zu seiner Auslegung gibt Ap-Pahristani die folgende Anordnung90 der Suren im mushaf von al-Imam Abu Abdillah ja7far ibn Muhammad as-Sadiq (a.s.) wieder:

1. Al-Alaq, 96.

2. Al-Qalam, 68.

3. Al-Muzzammil, 73.

4. Al-Muddattir, 74.

5. Abu Lahab, 111.

6. Al-Takwir, 81.

7. Al-'A7la, 87

8. Al-Layl, 92.

9. Al-FaJr, 89.

10. Al-Wuha, 93.

90

Anm. des Hrsg.: Die erste Sure, Fatihah al-Kitab, fehlt in dieser Liste.

82

11. Al-'Inpirah, 94.

12. Al-Asr, 103.

13. Al-Adiyat, 100.

14. Al-Kawtar, 108.

15. Al-Takatur, 102.

16. Al-Din, 107.

17. Al-Kafirun, 109.

18. Al-Fil, 105.

19. Al-Falaq, 113.

20. Al-Nas, 114.

21. Al-'Ivlas, 112.

22. Al-NaJm, 53.

23. Al-'A7ma, 80.

24. Al-Qadr, 97.

25. Al- Pams, 91.

26. Al-BuruJ, 85.

27. Al-Tin, 95.

28. Qurayp, 106.

29. Al-Qari7ah, 101.

30. Al-Qiyamah, 75.

31. Al-Humazah, 104.

32. Al-Mursalat, 77.

33. Qaf, 50.

34. Al-Balad, 90.

35. Al-Xariq, 86.

36. Al-Qamar, 54.

37.  Sad, 38.

38. Al-'A7raf, 7.

39. Al-jinn, 72.

40. Ya-sin, 36.

41. Al-Furqan, 25.

42. Al-Mala'ikah, 35.

43. Maryam, 19.

44.  Xa-Ha, 20.

45. Al-Waqi7ah, 56.

46. Al-Pu7ara', 20.

47. Al-Naml, 27.

48. Al-Qasas, 28.

83

49. Banu Isra7il, 17.

50. Yunus, 10.

51. Hud, 11.

52. Yusuf, 12.

53. Al-HiJr, 15.

54. Al-'An7am, 6.

55. Al-Saffat, 37.

56. Luqman, 31.

57.  Saba', 34.

58. Al-Zumar, 39.

59. Al-Mu'min, 40.

60.  Ha-mim al-SaJda, 41.

61. Al-Pura', 42.

62. Al-Zuvruf, 43.

63. Al-Duvan, 44.

64. Al-jatiyah, 45.

65. Al-'Ahqaf, 46.

66. Al-Dariyat, 51.

67. Al-Gapiyah, 88.

68. Al-Kahf, 18.

69. Al-Nahl, 16.

70. Nuh, 71.

71. Ibrahim, 14.

72. Al-'Anbiya', 21.

73. Al-Mu'minun, 23.

74. Al-SaJdah, 32.

75. Al-Xur, 52.

76. Al-Mulk, 67.

77. Al-Haqqah, 69.

78. Al-Ma7ariJ, 70.

79. Al-Naba', 78.

80. Al-Nazi7at, 79.

81. Al-'Infixar, 82.

82. Al-'Inpiqaq, 84.

83. Al-Rum, 30.

84. Al-'Ankabut, 29.

85. Al-Muxaffifin, 83.

86. Al-Baqarah, 2.

84

87. Al-'Anfal, 8.

88.  Al-'Imran, 3.

89. Al-'Ahzab, 33.

90. Al-Mumtahanah, 60.

91. Al-Nisa', 4.

92. Al-Zilzal, 99.

93. Al-Hadid, 57.

94. Muhammad, 47.

95. Al-Ra7d, 13.

96. Al-Rahman, 55.

97. Al-'Insan, 76.

98. Al-Xalaq, 65.

99. Lam Yakun, 98.

100. Al-Hapr, 59.

101. Al-Nasr, 110.

102. Al-Nur, 24.

103. Al-HaJJ, 22.

104. Al-Munafiqun, 63.

105. Al-MuJadalah, 58.

106. Al-HuJurat. 49.

107. Al-Xahrim, 66.

108. Al-Saff, 61.

109. Al-jumu7a, 62.

110. Al-Tagabun, 64.

111. Al-Fath, 48.

112. Al-Tawbah, 9.

113. Al-Ma'ida, 5.

Die unterschiedliche Anordnung der Suren in den masahif der sahabah weist darauf hin, dass die jeweilige Ordnung auf dem iJtihad der sahabah und der Sammler beruhte, im Gegensatz zu der Anordnung der Verse, die nach der Anweisung des Propheten (s.a.s.) zusammengestellt wurde. Aus den Berichten wird deutlich, dass der Qur'an in Anwesenheit des Propheten auf Stücke von Palmzweigen, Steintafeln und Schulterknochen geschrieben wurde, und diese waren voneinander getrennt, anders als die Seiten der Pergamentblätter in den Kodizes, die bei der zweiten und dritten Sammlung geschrieben wurden. Es steht fest, dass die Sammler und Herausgeber des Qur'an gewisse Anzeichen entwickelt haben, nach denen sie frühere Suren

85

von späteren unterschieden, so wie wir heute numerische und alphabetische Zeichen zu diesem Zweck benutzen.

Hier ist es erwähnenswert, dass Muhammad ibn Abd al-Karim ap-Pahristani in einem Zitat aus al-Istigna' in der Einführung zu seiner Exegese Mafatih al-'asrar wa masabih al-'abrar eine Überlieferung von Sa7id ibn jubayr und Yahya ibn al-Harit ad-Dimari wiedergibt, nach der sich der Qur'anvers: „ Und wir haben dir fürwahr die sieben oft wiederholten gegeben... " (Sure 15, Vers 87), auf die sieben langen Suren bezieht, nämlich al-Baqara, Al-7Imran, an-Nisa', al-Ma'ida, al-'An7am, al-'A7raf und Yunus. Wenn man den Vers im Licht dieser Überlieferung liest, weist er darauf hin, dass die Verse dieser sieben Suren bereits auf Anweisung des Propheten (s.a.s.) geordnet waren, so dass der Vers auf diese Tatsache Bezug nimmt.

86

6. Die sieben berühmten Qurra'91 (Qur'anrezitatoren)

1. Nafi7 al-Madani, Ibn 7 Abdurrahman ibn Abi Nu7aym al-Layti (ca. 70-169/689-785): Er lernte das Qur'anlesen von etwa siebzig Personen unter den Tabi7un, darunter Abu ja7far Yazid ibn al-Qa7qa7, Abdurrahman ibn Hurmuz al-'A7raJ, Yazid ibn Ruman, Muslim ibn jundab und Paybah ibn Nassah. Al-A7raJ war von 7 Abdullah ibn Abbas und Abu Hurayrah unterwiesen worden, und Ibn Abbas und Abu Hurayrah hatten die qira'a des Qur'an von Ubayy ibn Ka7b gelernt und Ubayy vom Propheten (s.a.s.). Ursprünglich aus Isfahan stammend, war er eine Autorität der Qur'anrezitation in Medina und der führende Lehrer. Nach dem Zeitalter der Tabi7un sammelten sich die Leute um ihn, und er lehrte mehr als siebzig Jahre lang die Rezitation des Qur'an.

Sa7id ibn Mansur berichtet, dass er Malik ibn Anas sagen hörte, die Qur'anrezitation der Leute von Medina sei Sunna. Auf die Frage, ob er die Qur'anrezitation von Nafi7 meine, antwortete er zustimmend.

c Abdullah ibn Ahmad ibn Hanbal sagt, dass sein Vater, als er ihn fragte, welche Qur'anrezitation er am liebsten habe, antwortete: „Die Rezitation der Leute von Medina." Als er nach der zweiten Wahl fragte, antwortete jener: „Die Rezitation von Asim." (Das Zeichen für Nafi7s qira'a ist O) Qalun und Warp waren die beiden Gewährsleute seiner Rezitation.

a) Qalun, Abu Musa 7Isa ibn Mina (120-220/739-835), studierte bei Nafi7 fünfzig Jahre lang und war eng mit ihm verbunden. Es wird gesagt, er sei der Sohn von Nafi7s Frau gewesen. Er wurde aufgrund seiner hervorragenden Qur'anrezitation „Qalun" genannt, denn qalun bedeutet auf Griechisch „schön" (kalos = schön). Qalun war der qari' von Medina und der dortige Grammatiker, und von ihm wird gesagt, er sei so schwerhörig gewesen, dass er nicht einmal den Klang einer Trompete hören konnte; wenn jedoch der Qur'an für ihn rezitiert wurde, konnte er es hören. Er selbst stellt fest: „Ich habe Nafi7 mehrmals den Qur'an vorgelesen und seine Qur'anrezitation geschrieben. Nafi7 sagte zu mir: ,Wie lange willst du in der Qur'anrezitation noch mein Schüler sein? Setze dich neben eine Säule, und ich werde Schüler

91 Anm. des Hrsg.: Die Berichte über die sieben qurra', die hier wiedergegeben werden, sind unkritisch und lassen die Meinungen anderer Gelehrter außer Acht, die sie in eine angemessene Perspektive rücken könnten. Eine ausgewogene Darstellung befindet sich z.B. in „al-Bayan fi 7ulum al-Qur'an" von al-Imam al-Vu'i.

87

schicken, die die qira'a Qur'anrezitation von dir lernen.'" (Seine Qur'an-rezitation wird mit dem Zeichen F bezeichnet).

b) Warp, 7Utman ibn Sa7id al-Misri (110-197/782-812): Seine kunya war Abu Sa7id - den Angaben nach auch Abu Amr oder Abu al-Qasim - und Warp war sein laqab (Spitzname). Er ging 155/772 nach Medina, um Qur'anrezitation von Nafi7 zu lernen, und vervollständigte vor ihm mehrere Durchgänge der qira'a. Nachdem er nach Ägypten zurückgekehrt war, wurde er zu einer anerkannten Autorität der qira'a, und sein Beherrschen der arabischen Sprache und der Wissenschaft des taJwid war unumstritten. Er hatte eine gute Stimme, und Yunus ibn Abd al-A7la sagt von ihm: „Die qira'a von Warp war hervorragend, und seine Stimme war schön." Er vokalisierte hamza, madd und padda und sprach die i7rab (Vokale) mit solcher Klarheit aus, dass der Zuhörer nie überdrüssig wurde. (Das Zeichen für seine qira'a ist =).

2. Ibn Katir al-Makki, Abu Ma7bad ibn Abdillah ibn Katir ibn 7Umar ibn Zadan (45-120/665-738) lernte die Qur'anrezitation von Abu as-Sayib c Abdullah ibn Abi as-Sayib al-Mavzumi, und 7 Abdullah ibn as-Payib erlernte sie von Ubayy ibn Ka7b, 7Umar ibn al-Vaxxab und Ibn Abbas, die sie vom Propheten (s.a.s.) und von Ali (a.s.) erlernt hatten. (Das Zeichen für seine qira'a ist &). Ibn Katir war unbestrittener Meister der Qur'anrezitation in Mekka. Ein Mann von großer Beredsamkeit und würdigem Auftreten, hatte Ibn Katir einige sahabah wie 7 Abdullah ibn Zubayr, Abu Ayyub al-Ansari und Anas ibn Malik getroffen. Zu den Gewährsleuten für seine qira'a gehören al-Bazzi und Qunbul.

a)  Al-Bazzi, Abu al-Hasan Ahmad ibn Muhammad ibn Abdillah ibn al-Qasim (170-250/786-864) war der mu7addin, Imam und Lehrer der Qur'anrezitation in der MasJid al-Haram. Er erlernte die Qur'anrezitation von 7Ikrimah ibn Sulayman al-Makki, 7Ikrimah hatte sie von Pibl gelernt und Pibl von Ibn Katir. Die Überlieferungsketten der mekkanischen Rezitationstradition enden bei al-Bazzi als Autorität, der vertrauenswürdig ist und ein gesichertes Gedächtnis hat. (Das Zeichen für seine qira'a ist i).

b)  Qunbul, Abu Amr Muhammad ibn Abdirrahman Valid ibn Muhammad ibn al-Mavzumi al-Makki (195-291/810-904); seine kunya war Abu Amr, und Qunbul war sein Spitzname. Er erlernte die Qur'anrezitation von Abu al-Hasan Ahmad ibn Muhammad ibn Awn al-Qawwas. Al-Qawwas hatte sie von Abu al-'Avrix gelernt und Abu al-'Avrix von al-Qisx, der ihm mitteilte, dass er sie von Pibl gelernt hatte, und Pibl gehörte zu den Schülern Ibn Katirs.

88

Qunbul war eine Autorität der Qur'anrezitation und der Leiter der Schule der Rezitatoren im HiJaz. Leute pflegten von überallher zu ihm zu kommen. (Das Zeichen für seine qira'a ist m).

3.  Abu Amr, Zabban ibn al-Ala ibn Ammar al-Basri (68 oder 70-154/687 oder 689-771) erlernte die Qur'anrezitation von einer Gruppe von Gelehrten einschließlich Abu ja7far Zayd ibn al-Qa7qa7 und al-Hasan al-Basri. Al-Hasan al-Basri hatte sie von Hatan und Abu al-Aliyah gelernt und letzterer von Ubayy ibn Ka7b und 7Umar ibn al-Vattab.

Abu Amr war äußerst versiert in der Rezitation und der arabischen Sprache, abgesehen davon, dass er ein ehrlicher und wahrhaftiger Berichterstatter und ein frommer und vertrauenswürdiger Mann war. Als einmal al-Hasan zufällig vorbeikam, sah er Abu Amr von einem großen Kreis eifriger Schüler umgeben. „La ilaha illa-llah", sagte al-Hasan und bemerkte: „Gelehrte sind nahe daran, zu Göttern (arbab) zu werden", und er fuhr fort: „Jede Ehre, die nicht von Gelehrsamkeit getragen wird, bringt Entwürdigung mit sich."

Von Sufyan ibn 7Uyaynah wird berichtet, er habe einmal den Propheten (s.a.s.) im Traum gesehen und zu ihm gesagt: „O Gesandter Gottes, ich habe verschiedene Lesarten vorgefunden. Wessen Rezitationsweise empfiehlst du mir zu befolgen?" Der Prophet (s.a.s.) sagte: „Folge der Lesart von Abu Amr ibn al-Ala." (Das Zeichen für seine qira'a ist ,). Die Gewährsleute für seine Lesart sind ad-Duri und as-Susi, die über Yahya ibn Mubarak al-Yazidi (gest. 202/817) von Abu Amr überliefern.

a)   Ad-Duri, Abu Amr Hafs ibn 7Umar al-Muqri' aw-Warir (gest. 246/860). Er stammte aus ad-Dur, einem Ort östlich von Bagdad. Er war eine Autorität (Imam) der Qur'anrezitation in seiner eigenen Zeit und der führende Rezitator. Er war ein sehr zuverlässiger und präziser Berichterstatter und der erste, der die verschiedenen Lesarten des Qur'an (qira'at) sammelte. (Das Zeichen für seine qira'a ist P).

b)  As-Susi, Abu Pu7ayb Salih ibn Ziyad (gest. 261/874 im Alter von 90 Jahren) stammte aus Sus, dem heutigen Pup in der Nähe von Ahwaz. Er war ein vertrauenswürdiger und präziser Lehrer der qira'a und einer der hervorragendsten Schüler al-Yazidis. (Das Zeichen für seine qira'a ist $).

4.  Ibn Amir at-Tabi7i, 7 Abdullah ibn Amir al-Yahsabi ad-Dimapqi (8 oder 21-118/629 oder 642-736). Yahsab war ein Unterstamm der Himyar. Seine kunya war Abu Nu7aym, und einige berichten, es sei Abu 7Imran gewesen. Ibn Amir war der Imam der Moschee von Damaskus und der Richter der Stadt. Er war ein Tabi7i und hatte Watila ibn al-'Asqa7 und al-Numan ibn Bapir getroffen. Yahya ibn al-Harit ad-Damari stellt fest, dass er

89

die Lesart von 7Utman erlernt hatte und dieser wiederum vom Propheten (s.a.s.) Er diente als Imam der großen 7Umayadenmoschee zur Regierungszeit von 7Umar ibn Abd al-Aziz und auch vor und nach dieser Zeit, und der Kalif betete hinter ihm. Zur Hervorhebung seiner bedeutsamen Position genügt es, darauf hinzuweisen, dass er gleichzeitig das Amt des Imam, des Richters und die qira'a-Autorität in Damaskus inne hatte. In jenen Tagen war Damaskus die Hauptstadt des Kalifats und ein Zentrum der Gelehrten und Tabi7un. (Das Zeichen für seine qira'a ist Y). Die Gewährsleute für Ibn Amirs qira'a waren Hipam und Ibn Dakwan.

a) Hipam, Abu Ammar ibn Nasir as-Salami (153-245/770-859) diente als Richter von Damaskus. Seine kunya war Abu al-Walid. Er hatte die Lesart von Ibn Amir durch mündlichen Vortrag von Arak ibn Valid al-Mazzi gelernt, dieser von Yahya ibn al-Harit ad-Damari und dieser wiederum von Ibn Amir. Er war Mufti, muhaddit, muqri' (Lehrer für qira'a) und vaxib (Prediger) für die Leute von Damaskus, vertrauenswürdig und präzise. Abdan berichtet, er habe ihn sagen hören: „Ich habe zwanzig Jahre lang niemals eine Predigt wiederholt." (Das Zeichen für seine qira'a ist N).

b)  Ibn Dakwan, 7 Abdullah Ahmad ibn Bapir ibn Dakwan al-Qarapi ad-Dimapqi (173-242/7889-856), bekannt unter seiner kunya Abu Amr, hatte Ibn Amirs Lesart von Ayyub ibn Tamim gelernt, der sie von Yahya ibn al-Harit ad-Damari gelernt hatte, der sie wiederum von Ibn Amir selbst gelernt hatte. Den Lehrstuhl für iqra' (Lehre der qira'a) erlangte er nach Ayyub ibn Tamim. Abu Zar7ah al-Hafic ad-Dimapqi stellt fest, dass im ganzen Irak, HiJaz, Syrien, Ägypten und Vurasan kein qari' ihn übertraf. (Das Zeichen für seine Lesart ist G).

5. Abu Bakr, Asim ibn Abi an-NaJud ibn Bihdala al-'Asadi al-Kufi (76-127 oder 128/695-744-5 oder 745-6), mawla der Banu Vuzaymah ibn Malik ibn an-Nawr, hatte die Qur'anrezitation bei Abu 7 Abdurrahman 7 Abdullah ibn Habib as-Salami erlernt, und Abu Abdurrahman hatte von Ali ibn Abi Xalib (a.s.), Ubayy ibn Ka7b, Abdullah Ibn Mas7ud Zayd ibn Tabit und 7Utman gelernt. Er war redegewandt, vertraut mit tahrir und taJwid und rezitierte den Qur'an mit schöner Stimme. Abdullah ibn Ahmad ibn Hanbal berichtete, dass sein Vater ihm auf die Frage nach Asim mitteilte, Asim sei ein rechtschaffener (salih) und zuverlässiger (tiqah) Mann. Ibn Ayyap stellt fest, dass Asim, als er ihn in seiner Todesstunde besuchte, den Vers wiederholte: „Dann werden sie zu ihrem wahren Herrn zurückgebracht. " (Sure 6, Vers 62). (Das Zeichen für seine Lesart ist L). Die Gewährsleute für seine Lesart waren Abu Bakr Pu7bah und Hafs.

90

a) Abu Bakr, Pu7bah ibn Ayyap ibn Salim al-'Asadi al-Kufi (95-193/713-808), von dem man auch sagt, er habe Muhammad oder Muxriq geheißen. Er war eine Autorität und ein großer Gelehrter. Es wird berichtet, dass zur Zeit seines Todes seine Schwester anfing zu weinen und er zu ihr sagte: „Warum weinst du? Schaue doch diese Ecke an, in der ich den Qur'an 18000mal gelesen habe (vatamtu)." (Das Zeichen für seine qira'a ist K).

b)  Hafs, Abu Amr ibn Sulayman ibn al-Mugirah al-Bazzaz al-'Asadi (90-180/709-796). Er erlernte die Qur'anrezitation von Asim, je fünf Verse auf einmal, so wie ein Kind von einem Lehrer lernt. Er war Asims fähigster Schüler, was die qira'a betrifft, und er war ein Gelehrter der Tat (7aliman 7amilan). Er war der Sohn von Asims Frau. Nach Yahya ibn Mu7in ist die zuverlässige Überlieferung für Asims Lesart die von Hafs. (Das Zeichen für seine qira'a ist S).

6. Hamzah ibn Habib ibn 7Umarah az-Zayyat at-Taymi al-Kufi (80-156/699-773), mawla von 7Ikrimah ibn Rib7i at-Taymi. Abu 7Umarah war seine kunya. Er lernte die Qur'anrezitation von Abu Muhammad Sulayman ibn Mihran al-'A7map, al-'A7map lernte sie von Abu Muhammad Yahya ibn Wattab al-'Asadi, Yahya von Abu Pibl Alqamah ibn Qays und Alqamah von 7 Abdullah ibn Mas7ud, der sie qira'a Propheten (s.a.s.) gelernt hatte. Er war nach Asim und al-'A7map die führende Autorität in Kufa. Er war zuverlässig (als Berichterstatter) und eine Autorität des Qur'an, vertraut mit taJwid, fara'iw (Geboten), arabischer Literaturwissenschaft und konnte Ü-berlieferungen gut im Gedächtnis behalten. Er war fromm und bescheiden, hingebungsvoll, enthaltsam und Gott gehorsam, ein Mann, desgleichen nicht zu finden war. Er brachte Öl vom Irak nach Hulwan und exportierte von dort Käse und Walnüsse nach Kufa. Abu Hanifa sagte einmal zu ihm: „Du hast uns in zwei Dingen geschlagen, in denen wir nicht mit dir konkurrieren können: dem Qur'an und den fara'iw." Sein Lehrer al-A7mas sagte immer, wenn er ihn erblickte: „Hier kommt der Rabbi (habr) des Qur'an", und Hamzah selbst stellte fest: „Ich habe kein einziges Wort von Gottes Buch ohne die Hilfe einer Überlieferung rezitiert." (Das Zeichen für seine Lesart ist U). Die Gewährspersonen für seine Lesart sind Valaf und Vallad, die von ihm über Salim überliefert haben.

b) Valaf, Abu Muhammad ibn Vallaf ibn Hipam ibn Xalib al-Bazzaz al-Kufi (150-229/767-843) konnte mit zwanzig Jahren den Qur'an auswendig, nachdem er mit dreizehn seine Ausbildung begonnen hatte. Er war ein Gelehrter und eine Autorität, ein zuverlässiger Berichterstatter und ein hingebungsvoller und frommer Mann. (Das Zeichen für seine Lesart ist T).

91

b) Vallad, Abu 7Isa ibn Valid as-Sayrafi al-Kufi (142-220/760-835) war eine Autorität der qira'a, zuverlässig (als Berichterstatter) und ein Meister der taJwid-Wissenschaft. Ad-Dani sagt, er sei der präziseste (awbax) und hervorragendste aller Schüler von Salim gewesen. (Das Zeichen für seine qira'a ist W).

7. Al-Kisa'i, Abu al-Hasan Ali ibn Hamzah an-Nahwi al-Kufi (119-189/737-805) war persischer Herkunft und gehörte zu den Sawad des Irak. Auf die Frage, warum er den Namen al-Kisa'i bekommen habe, antwortete er, er sei so genannt worden, weil er ein kisa' (Leinentuch) als ihram benutzt habe. Al-Kisa'i studierte die Lesart des Qur'an bei Hamzah, und dieser vertraute ihm. Er schloss vier Lesungen des Qur'an in seiner Gegenwart ab. Er studierte auch bei Muhammad ibn Abi Layla und 7Isa ibn 7Umar, und 7Isa ibn 7Umar hatte bei Asim studiert. Er war der beste Qur'ankenner unter den Gelehrten seiner Zeit und eine Autorität seiner Rezitationsweise.

Abu Bakr ibn al-'Anbari sagt von ihm: „Al-Kisa'i hat in sich mehrere Vorzüge vereinigt. Meisterschaft der Syntax (nahw), unvergleichliche Kenntnisse des garib (schwieriger Wörter und Sätze des Qur'an) und hervorragendes Wissen vom Qur'an. So viele Schüler umschwärmten ihn, dass es für jeden einzelnen schwierig war, von ihm aufzuzeichnen. Daraufhin fasste er sie in einer Versammlung zusammen, wo er selbst auf einem Stuhl saß und den Qur'an von Anfang bis zum Ende laut vortrug, und die Schüler hörten aufmerksam zu und notierten jede Einzelheit, sogar Anfang und Schluss." Ibn Mu7in sagt: „Meine Augen sind nie auf eine Person gefallen, die in ihrer Rede wahrhaftiger war als al-Kisa'i." (Das Zeichen für seine qira'a ist R). Abu al-Harit und Ad-Duri waren die Gewährsleute für seine qira'a.

a)  Abu al-Harit, al-Layt ibn Valid al-Maruzi al-Muqri' al-Bagdadi (gest. 240/854) lernte die qira'a von al-Kisa'i. Seine Lesart war zuverlässig und akkurat. Nach al-Hafic Abu 7Umar gehörte er zu den hervorragendsten Schülern von al-Kisa'i. (Das Zeichen für seine Qira'a ist c).

b) Ad-Duri wurde bereits im Bericht von Abu Amr ibn al-Ala' erwähnt. In der obigen Aufführung der sieben qurra' haben wir auf „al-Mukarrar fi

ma tawatara min al-qira'at as-sab7 wa taharrar" von SiraJ ad-Din Abu Hafs 7Umar ibn Zayn ad-Din Qasim ibn Pams ad-Din Muhammad al-Ansari al-Misri aufgebaut, der im allgemeinen als an-Nappar al-Muqri' in al-jami7 von al-'Atabaki92 bekannt ist.

92 Manuskript Nr. 493, Darr al-Kutub al-Misriyyah.

92

93

7. Grammatik und Syntax

7.1 Die Benutzung von Iprab im Qur'an

94

Die Geschichte zeigt uns, dass die Prophetengefährten die frühen Kodizes ohne alle diakritischen Punkte (nuqax) und Vokalzeichen (apkal) schrieben. Die von den Arabern geerbte Schrift enthielt keine diakritischen Zeichen, die vokalisierte und vokallose Konsonanten (harakat wa sakanat) bezeichnen, wie sie heute in Gebrauch sind; vielmehr fehlten ihr sogar diejenigen Zeichen, die die Vokale im Schriftbild unterschieden. Aus Gewohnheit hatten sie allerdings vor ihrer Vermischung mit nichtarabischen Völkern die Fähigkeit, die Konsonanten voneinander zu unterscheiden und sie mit den passenden Vokalen zusammen zu lesen. Ihre Sprache war damals frei von ungrammatischem Sprachgebrauch, und die arabischen Beduinen sprachen makelloses literarisches Arabisch. Sie verfassten klare Poesie, verstanden die Beredsamkeit des Qur'an und schätzten die rhetorischen Feinheiten von Ansprachen, die ihren Geist nachhaltig beeindruckten. Als sich der Islam ausbreitete und sich die Araber mit nichtarabischen Völkern vermischten, machten sich Verfallserscheinungen in der arabischen Sprache bemerkbar. Grammatikfehler tauchten sogar in der Sprache redegewandter Araber auf. Die zunehmende Häufigkeit solcher Vorkommnisse schockierte sie und veranlasste sie, Maßnahmen zu ergreifen, den Qur'an zu retten, der die Grundlage des Glaubens war, und den Islam vor der Überhandnahme solcher Irrtümer zu bewahren.

Abu al-Aswad ad-Du'ali, der die Grundsätze der arabischen Grammatik und Syntax von Amir al-Mu'minin Ali (a.s.)93 gelernt hatte, wurde als Experte der arabischen Sprache berühmt. Zu den vielen, die arabische Grammatik und Syntax von ihm lernten, gehörten Yahya ibn Ya7mar al-Adwani, der Richter von Vurasan, und Nasr ibn Asim al-Layti, die beide selbst hervorragende Kenner der arabischen Grammatik, der Rezitation des Qur'an und der Literatur waren. Allerdings konnte das Interesse einer kleinen Gruppe an arabischer Grammatik und Syntax nicht den um sich greifenden Strom des Verfalls aufhalten, der durch die Vermischung der Völker einsetzte.

Zu jener Zeit forderte Ziyad ibn Sumayyah, der Gouverneur von Basra, Abu al-Aswad auf, eine Methode der linguistischen Reform zu entwickeln. Ziyad sagte zu ihm: „Diese Unsauberkeit hat sich überall ausgebreitet und die arabische Sprache entstellt. Könntest du doch etwas entwickeln, was den Leuten hilft, ihre Sprache zu reformieren und den Qur'an korrekt zu rezitie-

93 Auf die Frage nach der Quelle seiner Kenntnisse der arabischen Syntaxwissenschaft (nahw) antwortete Abu al-Aswas: „Ich habe ihre Prinzipien von Ali (a.s.) gelernt." Siehe Ibn Vallikan, Wafayar al-A7yan (Ägypten), I, 240.

95

ren." Zunächst weigerte sich Abu al-Aswad aus bestimmten Gründen, die ihm maßgeblich erschienen. Ziyad aber gab seine Idee nicht auf. Er befahl einem Mann, an dem Weg zu sitzen, auf dem Abu al-Aswad gewöhnlich vorbeikam, und den Qur'an laut zu rezitieren, sobald er näher kam, jedoch sorgfältig darauf zu achten, dass nicht erkennbar wurde, dass er es hören sollte. Der Mann rezitierte: „Inna Allaha bari'un mina-l-muprikina wa rasu-lihi"94, mit einem kasrah unter dem Lam (von rasuli). Abu al-Aswad sagte entsetzt über diese schlimme Entstellung: „Gott ist erhabener in seiner Herrlichkeit, als dass er mit seinem Propheten (s.a.s.) unzufrieden sein sollte. " Sogleich ging er zu Ziyad zurück und sagte zu ihm: „Ich bin einverstanden, das zu tun, warum du mich gebeten hast. Ich will mit den i7rab des Qur'an beginnen, darum stelle mir die Schreiber zur Verfügung." Ziyad schickte ihm dreißig Schreiber. Er wählte einen davon von Abd al-Qays aus. Dann forderte er den Schreiber auf, ein Exemplar des Qur'an zu nehmen und eine Tinte von anderer als schwarzer Farbe auszusuchen. Der Schreiber sollte Abu al-Aswad beim Qur'anlesen sorgfältig beobachten und einen Punkt über den Buchstaben setzen, wenn er sah, dass sich seine Lippen öffnete (fatha), einen Punkt unter den Buchstaben, wenn er sie teilte (kasrah), und einen Punkt in die Mitte des Buchstaben, wenn sie sich trafen (damma), sowie zwei Punkte setzen, wenn diese Bewegungen von einem Nasallaut begleitet waren. Danach fing er an, den Qur'an langsam zu lesen, der Schreiber setzte die Punkte und immer, wenn eine Seite vollendet war, prüfte Abu al-Asswad sie. Auf diese Weise wurde der ganze Qur'an mit diakritischen Zeichen versehen.

Andere folgten dieser Praxis. Wenn ein gutturaler Konsonant dem tanwin (der Markierung der Schlussbuchstaben von Nomina mit nasalierten Vokalen) folgte, schrieb man einen der beiden Punkte über den anderen, um anzuzeigen, dass das nun auszusprechen war; ansonsten wurden die beiden

Punkte nebeneinander geschrieben, um anzuzeigen, dass das nun entweder verbunden oder unterdrückt wird.

94 Dadurch veränderte sich die ursprüngliche Bedeutung von „Allah und Sein Gesandter sind frei von den Götzendienern" in „Allah ist frei von den Götzendienern und seinem Gesandten."

96

Danach erfanden die Leute von Medina ein bogenförmiges Zeichen, dessen beide Enden nach oben gekehrt waren, um das tapdid anzuzeigen. Später erfanden Abu al-Aswads Anhänger weitere Vokalzeichen, indem sie einen separaten waagerechten Strich über dem Buchstaben machten, der sukun (Vokallosigkeit) anzeigen sollte, ohne Rücksicht darauf, ob es sich um ein hamzah oder einen anderen Buchstaben handelte. Sie machten einen Strich über alif al-wasl (das alif von al), das verbunden wird, wenn es auf ein fathah folgt (etwa: T), und einen Strich darunter, wenn ein kasrah Zeichen vorausging (etwa: 1). Sie setzten einen Strich in die Mitte davon, wenn davor ein wammah-Zeichen stand.

7.2 Der Gebrauch von Ipgam im Qur'an

Der Gebrauch von i 7Jam hat den Zweck, zwischen Buchstaben mit gleicher Form zu unterscheiden, indem man diakritische Zeichen einsetzt, um Irrtümer zu vermeiden. Auf diese Weise ist hamzah einer der i7Jam, der die Möglichkeit inkorrekten Lesens ausschließen soll.

Es wird im allgemeinen angenommen, dass die i7Jam während der Regierungszeit von Abd al-Malik al-Marwan erfunden wurden, aber Nachforschungen erweisen, dass ihr Gebrauch schon vor dem Islam verbreitet war. Es wurden Bücher gefunden, die schon vor Abd al-Malik ibn Marwan geschrieben worden waren, mit i7Jam auf bestimmten Buchstaben wie al-ba', al-ya' und dergleichen. Darüber hinaus ist es höchst unwahrscheinlich, dass viele Buchstaben mit ähnlicher Form wie al-ba, al-ta 'und ax-Xa', nicht irgendwie gekennzeichnet worden sein sollten, um sie voneinander zu unterscheiden. Es stimmt daher, dass der Gebrauch diakritischer Punkte schon vor dem Islam verbreitet war, sie aber aufgrund von Gleichgültigkeit ihnen gegenüber allmählich außer Gebrauch kamen und zur Zeit von Abd al-Malik fast vergessen waren, der ihren Gebrauch dann für die offiziellen Schreiber verbindlich machte.

Dies zeigt, dass die Leute mehr als vierzig Jahre lang den Qur'an weiterhin aus den von 7Utman zusammengestellten Kodizes lasen, und wir haben bereits erwähnt, dass in 7Utmans masahif die diakritischen Punkte und Zeichen fehlten.95 Aus diesem Grunde waren die Qur'anleser beim Lesen oft

95 Die diakritischen Punkte, die Vokale und Unterschiede zwischen den ähnlich geschrieben Konsonanten bezeichnen, wurden zu 7Utmans Regierungszeit nicht

97

verunsichert, denn sie waren nicht sicher, ob ihre Lesart richtig war oder nicht. Wenn man beispielsweise UjAü las, wusste man nicht, ob es mit , oder mit c gelesen werden sollte. In dem Vers litakuna ayatan liman valfaka hätte man nicht gewusst, ob liman valfaka mit T oder mit R gelesen werden sollte (was dann liman valaqaka ergeben hätte). Aus diesem Grunde waren Fehler in der Aussprache im Irak weit verbreitet. Al-HaJJaJ, der zu Abd al-Maliks Regierungszeit Gouverneur im Irak war, war deswegen besorgt. Er befahl seinen Schreibern, bestimmte Zeichen zu entwickeln, durch die ähnlich aussehende Buchstaben unterschieden werden konnten. Nasr ibn Asim al-Layti und Yahya ibn Ya7mar, die Schüler von Abu al-Aswad, wurden zu dieser Arbeit hinzugezogen. Die gewöhnlichen Muslime verabscheuten es aufgrund ihrer Angst vor bid7a (Neuerungen im Glauben), Utmans mushaf irgendetwas hinzuzufügen, selbst wenn es eine Verbesserung sein sollte. Die meisten hatten schon gezögert, die von Abu al-Aswad eingeführten Verbesserungen zu akzeptieren. Nach vielen Erörterungen und Debatten führten Nasr und Yahya, die gottesfürchtige Männer und tadellos in ihrem Glauben und Verhalten waren, die zweite Reform der arabischen Schrift ein. Ihr Werk bestand darin, einfache und mehrfache Punktierungen zu entwickeln, durch die ähnliche Buchstaben, voneinander unterschieden werden konnten, so wie sie uns heute vorliegen. Wie zuvor erwähnt, geschah die Kennzeichnung vokalisierter und vokalloser Konsonanten (harakat wa sakanat) durch das Einsetzen von Punkten; dies galt auch für die i7Jam, die durch Punkte gekennzeichnet wurden. Um daher eine Verwechslung zwischen harakat und sakanat einerseits und den i7Jam andererseits zu vermeiden, war es üblich, die harakat und sakanat mit roter Tinte zu markieren, während die Punkte der i7Jam mit einer andersfarbigen Tinte gesetzt wurden. Abu Amr sagt: „Ich betrachte es nicht als zulässig, die diakritischen Zeichen (nuqax) in schwarzer Tinte zu setzen, denn dies würde die Form der Schrift des Kodex so verändern (d. h. die Schrift des 7Utman'schen Kodex), und ich ziehe es

benutzt. Die in seiner Zeit verwendeten Punkte waren spezielle Zeichen, die verwendet wurden, um die Dialekte zu bezeichnen, in denen die Prophetengefährten rezitierten. In den suhuf, die sich bei Hafsah befanden, gab es gewohnheitsmäßig gesetzte Punkte oder Buchstaben, die andere Dialekte kennzeichneten und al-imalah, wann mim. al-Jam7, al-ipmam, al-hamz, al-tapil etc. anzeigten, die sich auf die von verschiedenen Stämmen vom Propheten (s.a.s.) überlieferten Lesarten bezogen. 7Utman forderte die Schreiber auf, den Qur'an von diesen Punkten zu befreien, und ließ ihn ausschließlich im Dialekt der Qureisch schreiben, denn er war in ihrem Dialekt offenbart worden.

98

vor, das Hamzah mit gelber Tinte zu schreiben." Die Leute von Medina befolgten diese Praxis in ihren Kodizes. 7Utman ibn Sa7id ad-Dani schreibt in seinem Buch al-Muqni7: „Ich sehen keinen Einwand dagegen, dass du grüne Tinte benutzt, um alif al-wasl zu schreiben, so wie es die Leute unserer Stadt vor vielen Jahren begannen." Er stammte aus Daniyah in Andalusien. Die Andalusier benutzten Tinte in vier Farben, um die Kodizes des Qur'an zu schreiben: schwarz für die Buchstaben, rot für die Vokalzeichen, gelb für das Hamzah und grün für das alif al-wasl. Die von Abu al-Aswad benutzte Methode wurde nicht populär, wurde aber weiterhin für Abschriften des Qur'an benutzt, um dessen Struktur zu bewahren.

99

100

8. Die Europäer und der Qur'an

8.1 Übersetzungen in europäische Sprachen

Anfangs und bis zur Veröffentlichung einer Anzahl von Wörterbüchern dachte niemand in Europa daran, den Qur'an zu übersetzen. Wahrscheinlich wurde die erste Übersetzung des Qur'an ins Lateinische, das die Wissenschaftssprache Europas war, 1143 auf Initiative des Abtes von Cluny, Peters des Verehrungswürdigen, von Robert von Ketton durchgeführt. Auf diese Weise gelangte der Qur'an über Andalusien nach Europa. Seine Absicht bei der Übersetzung des Qur'an bestand für Peter von Cluny darin, ihn zu widerlegen. Später wurde 1509 die lateinische Übersetzung gedruckt, aber es war den Lesern nicht erlaubt, die Exemplare in Umlauf zu bringen, weil diese Ausgabe nicht von einer Widerlegung begleitet war.

1594 veröffentliche Hinkelmann seine Qur'anübersetzung, 1698 gefolgt von der von Marracci, die eine Widerlegung beinhaltete. Einige Gelehrte haben in der Bibliothek amerikanischer Missionare in Beirut ein Exemplar von Marraccis Übersetzung entdeckt. Danach erschienen Qur'anübersetzun-gen in modernen europäischen Sprachen wie Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch und Russisch - so dass es jetzt keine Sprache gibt, in der nicht eine oder mehrere Übersetzungen vorliegen; George Sale's englische Qur'anübersetzung ist eine der sehr frühen; sie erschien zuerst 1734. Obgleich es sich hierbei um eine erweiterte Paraphrasierung und nicht um eine wörtliche Übersetzung handelt, ist es doch eine der besten und nützlichsten Übersetzungen, die erhältlich ist.

8.2 Ansichten einiger Orientalisten zur chronologischen Ordnung der Suren

Das bedeutendste Werk eines Europäers zur Geschichte des Qur'an ist das von Theodor Nöldeke in deutscher Sprache. Es gibt in seinem Buch einige wertvolle analytische Untersuchungen, aber auch anderes, wo man dem Forscher den Vorwurf machen kann, dass er den Erfordernissen wissenschaftlicher Untersuchungen nicht genügt.96

96

Vgl. die 2. Auflage seines Werkes über die Geschichte des Qur'an, S. 1, 4, 24.

101

In seiner Untersuchung der Geschichte des Qur'an hat Nöldeke seine verschiedenen Aspekte in einer Weise behandelt, die seine Beherrschung der Materie und das Ausmaß seiner Gelehrsamkeit unter Beweis stellt. Er hat das Wesen von Offenbarung und Prophetentum erörtert, die Persönlichkeit des Heiligen Propheten (s.a.s.), die Offenbarung des Qur'an, die chronologische Ordnung der Suren sowie die Frage, ob sie in Mekka oder Medina offenbart wurden. Um den Zeitpunkt der Offenbarung der Suren zu ermitteln, folgt Nöldeke einer gründlichen Methode, die gelegentlich zu richtigen Schlussfolgerungen führt.

Er greift Hinweise auf Kämpfe, Feldzüge und andere Ereignisse auf, die zu Lebzeiten des Propheten (s.a.s.) stattfanden - wie die Kämpfe von Badr und Vandaq, den Vertrag von Hudaybiyya usw., deren Daten erwiesen sind -um Abschnitte des Qur'an zu datieren, die sich auf diese Ereignisse beziehen. Ähnlicherweise sieht er die Unterschiede und Veränderungen in Ton und Stil des Qur'an als weiteren Hinweis zur Bestimmung der Chronologie der Suren und Verse an. Beispielsweise glaubt Nöldeke, dass die meisten Verse, die die Anrede: „O ihr Menschen", enthalten, und diejenigen von ihnen, die einen strengen, drohenden Ton beinhalten, in den frühen Jahren des prophetischen Auftrags offenbart wurden, als es weniger Muslime gab. Ähnlicherweise wurden die Verse mit der Anrede: „O ihr, die ihr glaubt", und die Zusicherungen der göttlichen Barmherzigkeit offenbart, nachdem die Anzahl der Muslime zugenommen hatte.

Im Verlauf seiner analytischen Untersuchungen bringt Nöldeke Zweifel an den Überlieferungen zum Ausdruck sowie an den Ansichten der Exegeten hinsichtlich der Chronologie des Qur'an; allerdings übernimmt er von ihnen alles, was zu seinen Ideen passt und ihm hilft, die Chronologie der Suren und gelegentlich auch ihre Reihenfolge zu entdecken.

Er hat die chronologische Ordnung der Suren ausgewählt, die im Werk von Abu al-Qasim 7Umar ibn Muhammad ibn Abd al-Kafi, einem der Gelehrten des 5 ./11. Jahrhunderts, wiedergegeben ist. Wir haben oben die von ihm angegebene chronologische Ordnung angeführt, aber Nöldeke hat die Suren in zwei Teile unterteilt, die jeweils der mekkanischen und der medinensischen Zeit angehören. So hat er beispielsweise Sure al-Alaq, die nach den Überlieferungen der Traditionarier die erste offenbarte Sure ist, an den Anfang gestellt, und Sure al-Qalam, die nach Meinung der Haditwissen-schaftler danach offenbart wurde, als nächste usw.

102

Nöldekes Anordnung der mekkanischen Suren:

9 6, 68, 73, 74, 111, 81, 87, 92, 89, 93, 94, 103, 100, 108, 102, 107, 109, 105, 113, 114, 112, 53, 80, 97, 91, 85, 95, 106, 101, 75, 104, 77, 50, 90, 86, 54, 38, 7, 72, 36, 25, 35, 19, 20, 56, 26, 27, 28, 17, 10, 11, 12, 15, 6, 37, 31, 34, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 51, 88, 18, 16, 71, 14, 21, 23, 32, 52, 67, 69, 70, 78, 79, 82, 84, 30, 29, 83.

Nöldekes Anordnung der medinensischen Suren:

2, 8, 3, 33, 60, 4, 99, 57, 47, 13, 55, 76, 65, 98, 59, 110, 24, 22, 63, 58, 49, 66, 62, 64, 61, 48, 5, 9.97

8.3 Zur Eröffnung der Suren

Eines der tiefgründigsten Probleme, mit denen sich ein Forscher, der die wissenschaftlichen und historischen Aspekte des Qur'an untersucht, konfrontiert sieht, ist die Bedeutung der arabischen Buchstaben (al-huruf al-muqaxxa7ah) am Anfang einiger Suren und ihre spezifische Relevanz für die Geschichte des Qur'an. Obgleich die Qur'anexegeten von der Zeit der Saha-bah bis zum heutigen Tag verschiedene Interpretationen angeboten haben, sind sie unverständlich und geheimnisvoll geblieben. Die Reichhaltigkeit der Ansichten und die Verschiedenheit der Erklärungen sind ein Hinweis auf das Geheimnis und die Mehrdeutigkeit in Verbindung mit der Angelegenheit. Hier wollen wir einige Ansichten und Interpretationen hinsichtlich dieser Buchstaben wiedergeben, wobei wir nur die erwähnen, die am meisten einleuchten.

1.  Von MuJahid wird berichtet, dass es sich bei W, R, ^ und Ls$ um die Eröffnung der jeweiligen Sure handelt.

2.  Von Ibn Abbas98 wurde berichtet, dass LgH, Lp und K abgekürzte Gottesnamen seien: so bedeute LgH z. B. „Allah weiß es am besten (^\M jl)."

3.   7Ikrimah99 soll darauf hingewiesen haben, dass LgH und ^ auf den Schluss der vorherigen Sure anspielen.

In seinem Buch Tahdib al-asma' wa al-lugat erwähnt an-Nawawi100 fünf Interpretationen für Lp:

97 Ebda., Bd. I, S. 58.

98 Ax-Xabari, Bd. I, S. 68.

99 Ebda., Bd. I, S. 67 und 69.

103

a)  Diese Buchstaben stehen für einen der Namen Gottes, bei dem er schwört, wie Ibn Abbas angibt.

b) Sie stehen für einen der Namen des Qur'an, wie Qaradah berichtet.

c)  Sie sind eine Abkürzung für Namen des Allmächtigen, nämlich ar-Rahman und ar-Rahim.

d)  Sie stehen für „Muhammad", wie ja7far ibn Muhammad (a.s.) feststellt.

e)  Sie repräsentieren einen Eröffnungsvers, wie MuJahid berichtet.

Eine Überlieferung besagt: Kmcwkd v Lp LMcH(a (euren Zeichen ha mim soll keine Hilfe zuteil werden). Al-Azhari berichtet, dass Abu al-Abbas nach dieser Aussage des Propheten (s.a.s.) gefragt wurde und erklärte, es bedeutet Kmcwkdv>H m „Bei Allah, ihnen soll keine Hilfe zuteil werden."

Wie in Lisan al-7arab101 erwähnt wird, wird die Überlieferung:

(...dann sprecht: ,ha mim. Möge ihnen keine Hilfe zuteil werden.'), von Ibn al-Atir folgendermaßen erklärt: Kmcwkd v ^ (»O Allah, möge ihnen keine Hilfe zuteil werden.")

At-Tabari102 stellt fest, dass eine Gruppe annimmt, dass die Suren mit diesen Buchstaben anfangen, um die Aufmerksamkeit der Götzendiener anzuziehen, denn diese gaben sich gegenseitig den Rat, nicht auf den Qur'an zu hören. Wenn sie also ihre Ohren hinwandten, um dies zu hören, mussten sie auch den folgenden Versen zuhören.

An-Nawawi berichtet, Qatadah habe gesagt, dass R für einen der Namen des Qur'an stehe, und Abu 7Ubaydah und az-ZaJJaJ haben gesagt, das R am Anfang der Sure sei gleichbedeutend mit den Buchstaben clgH, LgH und K am Anfang anderer Suren.

Nach dem, was al-Wahidi, al-Farra' und az-ZaJJaJ berichten, sagte eine aus Medina stammende Gruppe, R bedeute KyHMmi U M <^J (Gott hat das beschlossen, was sein soll); sie begründeten ihr Argument mit den Worten des Dichters: THr dJIai ,J& H)g Jgr

Es bedeutet: Tr Jg Hr. In seinem Buch Sa7d as-su7ud sagt Ibn Tawus in einem Zitat aus Parh Ta7wil al-Qur'an wa tafsir ma7anih103 von Abu Mus-

100  Al-Allamah Muhyi ad-Din ibn Paraf an-Nawawi (gest. 678/1279); Tahdib al-asma' wa al-lugat (Ägypten), Bd. I, S. 72.

101  Ebda., Bd. XV, S. 40.

102 Ebda., Bd. I. S. 63.

103 Ibn Xawus besaß diesen Qur'ankommentar im Jahre 664/1265.

104

lim Muhammad ibn Bakr al-Isfahani hinsichtlich al-huruf al-muqaxxa7ah: „Abu Muslim sagt: ,Was wir glauben, ist dies, dass diese Buchstaben Elemente der arabischen Sprache sind, und die Herausforderung des Qur'an, eine Sure wie die seinigen hervorzubringen, liegt darin, dass auch der Qur'an aus diesen euch bekannten einzelnen Buchstaben zusammengesetzt ist, über die ihr verfügen könnt. Eure Unfähigkeit, etwas wie den Qur'an oder eine seiner Suren hervorzubringen, ist somit ein Beweis für die Tatsache, dass die Unfähigkeit und Unzulänglichkeit eurerseits, so etwas zu tun, in der Tat von Gott herstammt, und dies ist der Beweis für das Prophetentum und die Wahrhaftigkeit des Propheten (s.a.s.)' Dann fügte er hinzu: ,Zu den Dingen, die diese Erklärung stützen, gehört dies, dass in jeder Sure, die mit diesen Buchstaben anfängt, unmittelbar auf die Buchstaben eine Anspielung auf den Qur'an folgt, was bedeutet, dass der Qur'an aus diesen Buchstaben zusammengefügt ist, die ihr sehr gut kennt und beherrscht.'" Später fragt er sich selbst, ob es, wenn dies so sein soll, nicht genügt hätte, diese Buchstaben nur in einer einzigen Sure zu benutzen. Dann gibt er sich selbst die Antwort, dass es bei den Arabern üblich ist, etwas zu wiederholen, wenn sie es verdeutlichen wollen. Vom rationalen Gesichtspunkt her scheinen die beiden letzten Ansichten, die von ax-Xabari und Ibn Xawus wiedergegeben werden, am meisten einzuleuchten.

Nach dem ersteren werden die Suren mit solchen Buchstaben eröffnet, um die Aufmerksamkeit der Götzendiener zu erregen und sie zu veranlassen, den Versen des Qur'an zuzuhören. Nach der letzteren, von IbnXawus al-Alawi von Abu Muslim Muhammad ibn Bakr al-Isfahani überlieferten Ansicht besteht ihr Zweck darin, die Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass der Qur'an aus gewöhnlichen Buchstaben des Alphabets zusammengesetzt ist, es aber niemandem möglich ist, etwas wie den Qur'an hervorzubringen, obgleich diese Buchstaben von allen benutzt werden.

Auch westliche Autoren haben die Eröffnungen der Suren erörtert. Meine Untersuchungen ihrer Ansichten haben gezeigt, dass sie nichts hervorgebracht haben, das gut begründet oder von historischem oder wissenschaftlichem Wert wäre.

In der Enzyklopädie des Islam hat F. Buhl in einem Artikel, der sich mit dem Qur'an befasst, die Ansichten von H. Bauer und Nöldeke dargestellt, nachdem er die Ansichten muslimischer Gelehrter aufgezählt hat, die wir oben aus zuverlässigen Quellen zusammengefasst wiedergegeben haben.

105

Hier werden wir darauf verzichten, die Ansichten dieser europäischen Gelehrten wiederzugeben, denn ihnen fehlt die Begründung, und sie beruhen nicht auf einer wissenschaftlichen Basis. Und Gott leitet zur Wahrheit.

106

9. Transliteration

Bei der Umschrift haben wir uns weitgehend an die Regeln der Deutschen

Morgenländischen Gesellschaft gehalten; danben haben wir eingedeutschte

Begriffe in der im Deutschen übliche Schreibweise beibehalten (z. B. „Hed-

schas").

'            fester Stimmeinsatz (wie im Deutschen vor einem anlautenden

Vokal und zwischen Vokalen, z. B. „be'enden")

c           stimmhafter Kehlpreßlaut

ä           langes a.

t            spirantisches t (wie im Englischen „thing")

g           stimmhaftes „dsch" (wie im Englischen „gentle"

c           tsch

h           stimmloser Kehlpreßlaut

h           hartes „ch" wie in „Dach"

d           spiranitsches t

s           wie deutsches „sch"

s           emphatisches s

d           emphatisches d

t            emphatisches t

z           weiches emphatisches s

g           entspricht etwa dem deutschen, nicht gerollten Zäpfchen-r

ü           langes u

i            langes i

Alle anderen Laute entsprechen der deutschen Phonetik.

107