Auf der Erde wandert der Mensch hin und her. Er bearbeitet die Erde
durch Säen und Umgraben. Er schickt sein Vieh auf die Weide zum Füttern und profitiert
von dessen Fruchtbarkeit. Er ist ein Leben lang mit der Erde zusammen, trotzdem wird ihm
das Vorhandensein der Erde kaum bewußt. Vor Gottes Zeichen bleiben viele Menschen
unachtsam und wenden sich ab. Sie verschließen nicht nur die Augen vor der
Leistungsfähigkeit der Erde und ihren reichhaltigen Möglichkeiten, sondern betrachten
die Erde vielmehr als wertlose Materie. Die Erde streckt sich unter den Füßen des
Menschen aus. Auf den ersten Blick besteht die Erde aus einem einzigen Grundbestandteil,
aber wie unbeschreibbar viele Grundbestandteile und besondere Eigenschaften sind in der
Erde vorhanden?
Die Nahrungsmittel und das Getreide wachsen aus der Erde. Auch die
Bekleidung des Menschen stammt aus der Erde (z.B. Baumwolle). Die verschiedenen Düfte und
Geschmäcker Jeder einzelnen Frucht verschiedener Sorten stammen, aus der Erde. Die Erde,
die den Geschmack liefert, das Leben schenkt, den Pflanzen vielfältige Farben und
unterschiedlich duftende Gestalten verleiht, bringt auch tödliche Gifte zustande. Im
Heiligen Quran steht geschrieben:
Und der Erde sind dicht beieinander (verschiedene) Landstriche,
Rebengärten, Kornfelder und Palmen zu mehreren und einzeln, aus der Wurzel mit den Wasser
sind sie getränkt, dennoch lassen Wir die einen von ihnen die anderen übertreffen an
Frucht. Hierin sind wahrlich Zeichen für ein verstehendes Volk.
(Heiliger Quran 13:4)
Obwohl die Erde und Wasser Jeweils eine eigene Gestalt haben, besitzen
die Früchte und alle heranwachsenden Pflanzen unterschiedliche, jeder für sich
besondere, Eigenschaften; keine ähnelt der anderen. Auch wächst nicht Jede Frucht und
Pflanze zu Jeder Zeit. Im Winter Wachsendem kann im Sommer nicht begegnet werden. Es
gehört zu den Eigenschaften der Erde, daß aus ihr Erze und Mineralien, z.B. Gold,
Silber, Rubin und Türkis gefördert werden können. Man betrachte die Verschiedenheit
Wurde nicht im Grunde alles auf der Erde Existierende aus ihr gefördert, besteht nicht
alles aus Erde? Ja, die Erde ist die Mutter aller Lebewesen und Pflanzen. Die
Erdoberfläche ist mit Wasser bedeckt und wird von der Sonne bestrahlt. Sie ist selbst das
Leben und das Sterben. Aus ihr entstehen die Krankheiten, genau so wie die Medikamente zur
Heilung. Selbst wenn die Zahl der Sterne zählbar wäre, ist der Nutzen der Erde nicht
aufzählbar. Es ist unmöglich, die wahre Fruchtbarkeit der Erde zu erkennen und den Segen
der Erde für den Menschen wirklich zu verstehen.
Im Heiligen Qur'an heißt es:
Haben Wir nicht die Erde zum Sammelplatz bestimmt für Lebende und
Tote?'
(Heiliger Quran 77:25-26).
Dieser Ayat folgt die Aussage:
Und Wir setzten in sie hohe Berge und gaben euch süßes Wasser zu
trinken,
und weiterhin:
So betrachte der Mensch doch seine Nahrung: Wie Wir Wasser in Fülle
ausgießen, dann die Ende in Spalten zerteilen, Korn in ihr wachsen lassen und Reben und
Gemüse und Ölbäume und die Palmen und dicht bepflanzte ummauerte Gärten, und Obst und
Gras, Versorgung für euch und für euer Vieh.
(Heiliger Quran 80:24-32)
Läßt man die aus der Erde wachsenden Pflanzen, Bäume, Getreide, und
Mineralien einmal beiseite; woraus besteht denn der Mensch, der Vernunft besitzt, der die
Erde plündert und zerstört und meist vergeblich wieder zu reparieren versucht? Ist er
nicht aus Erde erschaffen? Ist nicht seine Existenz und jedes Organ von ihm aus Erde, und
wird er nicht wieder zu Erde werden?
Die Erde ist so heilig, daß der Prophet Mohammad (s.a.s.) unter allen
Menschen Imam Ali (a.s), den er am meisten liebte, mit dem Beinamen Abu-Turab (Vater
der Erde) benannt hat. Dieser Beiname gefiel Amir-al-Muminien Imam Ali (a.s) am
meisten von allen seinen Beinamen und Titeln.
Auf diese Gegebenheit dichtete der Dichter Abdul-Bakiy-ul-Omer:
Allah hat Adam aus der Erde erschaffen
Er ist der Sohn der Erde.
Du (Ali) bist der Vater der Erde.
Die Erde inspirierte große Dichter. So dichtete Dschalalud-din Rumi in
seiner Lobpreisung an Allah:
Da deinen Himmel nicht erreicht mein Hand
Sinke ich auf die Erde und küsse deinen Sand
Diese heilige Erde besitzt viele Zeichen, durch die ihre Existenz
erkannt, geachtet, geehrt und gefeiert werden soll. Rasulullah (s.a.s.) sagte, für den
Fall, wenn man kein Wasser findet: "Führt die rituelle Reinigung mit der Erde
durch". Die Erde ist als reinigende Materie gesegnet. In einer anderen
Überlieferung teilt der Prophet (s.a.s.) mit, daß die Erde Mutter der Menschen ist. All
dieses sind für vernünftige Menschen nicht nur Hinweise, sondern deutliche Zeichen.
Allah befahl den Engeln, sich vor dem Keim der Erde, dem
Repräsentanten der Erde, vor Adam (a.s.), niederzuwerfen, der selbst aus jener Erde
erschaffen war, auf der eines Tages alle Menschen versammelt werden sollen. Die Engel
haben sich, Gottes Befehl gehorchend, an der Gebetsnische Adams (a.s.) vor Allah
niedergeworfen. Satan hat diese geistige Aufforderung nicht angenommen. Weil er aus Feuer
erschaffen war, dachte er, er sei besser als das aus Erde erschaffene Geschöpf. Er
weigerte sich, sich niederzuwerfen. Doch im Grunde galt die Niederwerfung nicht Adam
(a.s.), sondern Adams Schöpfer.
Es gibt prinzipielle Gegensätze zwischen Feuer und Erde. Die Erde ist
Sammler, das Feuer ist Zerstörer. Das Sammeln ist schwierig, Zerstören ist leicht. Die
Erde ist verträglich und angenehm, das Feuer fügt Schmerzen ZU. Die Erde besitzt die
Energie und Kraft, wachsen zu lassen, das Feuer hat die Kraft, zu vernichten. Die Erde
läßt Jedes Lebewesen leben und ernährt es. Das Feuer tötet und beseitigt.
Nach den Regeln des Islam kann Jede Art von Schmutz durch Wasser
gereinigt werden. Allah befiehlt im Heiligen Quran:
Findet ihr kein Wasser, so nehmt reine Erde und reibt euch damit
Gesicht und Hände
(Heiliger Quran 5:6)
Damit kann die Erde das Fehlen von Wasser ersetzen. Die Erde gleicht
dem Wasser, ist sauber und ein Gebetsplatz. Der Prophet (s.a.s.) sagte: "Die
Erdoberfläche ist mir zur Moschee gemacht worden. Sie ist gereinigt.", d.h. wenn
die Gebetszeit gekommen ist, wird das Gebet verrichtet, und wenn kein Wasser für die
rituelle Waschung vorhanden ist, wird die rituelle Handlung mit reiner Erde vorgenommen,
denn die Erde ist reinigend.
Der Schmutz wird von Mikroorganismen gefressen und abgebaut. Darum
werden nach dem islamischen Recht Tote in die Erde begraben. Sogar auf dem Meer gestorbene
Personen sollen möglichst an Land gebracht und in Erde begraben werden. Leichen zu
verbrennen ist verboten, weil durch die bei der Verbrennung der Leiche entstehenden
Dämpfe die Luft Verpestet wird. Dies ist wiederum gesundheitsschädlich.
Wir haben die Erde zu einen Platz für Lebende und Tote gemacht.
(Heiliger Quran 77:25-26)
Ausgehend davon wird in dieser Ayat die Erschaffung des Menschen aus
der Erde und letztendlich ihre gemeinsame Rückkehr auf die Erde angekündigt. Eine
Überlieferung des Propheten (s.a.s.) besagt: 'Die Erde bringt für euch Nutzen und
Segen, mit Ihr vollzieht ihr rituelle Waschungen, auf ihr verrichtet ihr Niederwerfungen
und das Gebet, nach dem Sterben kommt ihr d auf der Erde zusammen'. Dies ist eine
Gottesgabe, aller Preis gehört Allah.
Für die Niederwerfung im Gebet ist die beste Stelle und der beste Ort
die reine Erde! Im Heiligen Quran steht über den Menschen:
(Heiliger Quran 20:54)
Imam Ali (a.s.) erläuterte die Bedeutung der zwei Sadschda
(Niederwerfung) in Jedem Raka' (Gebetsabschnitt) mit obigem Qur'an-Vers: Der Mensch legt
zum ersten mal seine Stirn auf die Erde. Das entspricht der ersten Erschaffung des
Menschen aus Erde. Dann richtet man sich von dieser ersten Niederwerfung auf zum Sitzen,
das heißt, man tritt ins Leben ein. In der darauffolgenden zweiten Sadschda beruht die
Stirn erneut die Erde und symbolisiert den Tod und wie man damit wieder zur Erde
zurückkehrt. Dann richtet man sich von der zweiten Sadschda erneut auf und geht wieder
aus der Erde hervor (Auferstehung am Tag des Gerichts), gemäß dem genannten Vers des
Heiligen Qur'an.
Betrachten wir nun die Niederwerfung auf die Erde von Kerbela.
Rasulullah (s.a.s.) sagte, daß er für seine Ummah zwei wertvolle Dinge hinterläßt, die
ihm selbst Nachfolger und Stellvertreter sind: Eins ist der Quran, das vom Himmel
auf die Erde herabgesandte Seil Gottes, das andere ist seine Ahl-ul-Bait. Wenn man sich an
beiden festhält, wird man auch nach der Zeit des Propheten nicht irregeführt (z. B.
Tirmizi). Er hat seine Ahl-ul-Bait mit dem Heiligen Quran aufs Engste verbunden. Der
Erste und der Anfang der Ahl-ul-Bait ist der Prophet (s.a.s.) selbst und wurde als Gottes
Gnade an die Welten gesandt. Er sagte: 'Hussain ist von mir, ich bin von Hussain'. Dieser
Imam Hussain (a.s.) hatte nicht für eine Stellung, Rang oder ein Khalifat, sondern gegen
den dem Islam offensichtlich in Widerspruch stehenden tyrannischen Fürsten Yazid
gekämpft. Um gegen seine dem Quran widersprechende Haltung Widerstand zu leisten
und auf diese Weise die Mosleme nach ihm das Falsche nicht mit dem Wahren verwechseln zu
lassen, hatte er sich mit seiner Ahl-ul-Bait und einer Handvoll Freunden in Kerbela gegen
eine riesige Armee gestellt und gekämpft. Er opferte seine Anhänger einschließlich
seines milchsaugenden Kindes um des Rechts und der Gerechtigkeit willen. Er sah den
Märtyrertod von seinen Vorfahren, Angehörigen, liebsten Anhängern, seiner leiblichen
Brüder und der Söhne seines Bruders Imam Hassan (a.s). Obwohl er wußte, daß die
wenigen Überlebenden in Gefangenschaft geraten würden und deren Hilferufe hörte,
opferte er schließlich auch sein Leben auf Gottes Weg, um den Islam zu schützen. Damit
etablierte er für alle Zeiten das Martyrium zur unschlagbaren Waffe der Unterdrückten
gegen ihre Unterdrücker. Er erreichte die Ehre des Martyriums am Ort Kerbale. Mit seinem
Blut trennte er das Wahre von dem Falschen. So ein zum Opfer für die islamischen
Gemeinschaft gewordenes Vorbild, Liebling von Rasulullah (s.a.s.) und selbstverständlich
auch der Ort seines Martyriums sind heilig. Der heilige Ort, an dem der Islam erschien,
ist Mekka und der heilige Ort, an dem er sich entfaltete, ist Medina und ohne Zweifel ist
der heilige Ort, an dem er bewahrt wurde, Kerbela. Über diesen heiligen Ort ist uns von
den Imamen überliefert: 'Ich bezeuge, daß ihr rein seid und vollkommene Reinheit
erreicht habt, der Ort. an dem ihr beerdigt wurdet, Ist rein' (Mafatih-ul-Dschanaan).
Die Gelehrten der dschafaritischen Rechtsschule sehen die Niederwerfung
auf etwas anderes als auf reine Erde als unzulässig an. Darüberhinaus gilt die
Niederwerfung auf die Erde von Kerbela übereinstimmend als wertvoll, jedoch als
freiwillig. Die Niederwerfung auf Dinge, die in der Erde aufwachsen, aber nicht eßbar
noch für Kleidung benutzbar sind (wie Z. B. die Strohmatte), ist zulässig, wenn keine
Erde verfügbar ist.
Die auf den Boden gelegten Teppiche usw. sind Staub und Schmutz
ausgesetzt. Eine einmal eingetretene Unreinheit bleibt bestehen, weil ein Teppich im
Gegensatz zur Erde nicht als reinigend gilt, und nur mit enormen Aufwand reinigbar ist.
In einer Überlieferung heißt es: 'Die Zeit, an der Gottes
Diener ihrem Herrn am nächsten stehen, ist der Augenblick bei der Niederwerfung auf
Erde".
Das Niederwerfen auf die Erde von Kerbela gehört zur Sunna der
Ahl-ul-Bait (Nachkommen) des Propheten (s.a.s.). Der Sohn Imam Hussains (a.s.), Imam
Zain-ul-Abidin (a.s.) wickelte nach der Tragödie von Kerbela eine Hand voll Erde in ein
Tuch und nahm sie mit. Zum Gebet breitete er sein Tuch mit der Erde von Kerbela vor sich
aus und legte bei der Niederwerfung seine Stirn auf diese Erde. Dem Beispiel des Propheten
(s.a.s.), der immer auf Erde betete, sowie dem der Imame folgend, legen die Schiiten ein
gepreßtes Stück Erde (genannt Muhr) an die Stelle ihrer Niederwerfung beim Gebet.
Es sei aber betont, daß das Niederwerfen nicht mit der Absicht
geschehen darf, die Kerbela-Erde oder überhaupt irgendeine Erde anzubeten. Dieses wäre
ketzerisch! Die Niederwerfung gebührt allein Allah. Die Niederwerfung auf Erde oder
auf Kerbela-Erde ist lediglich ein Mittel auf dem Gottesweg und dient dazu, die
göttlichen Wohltaten zu erlangen. Die Niederwerfung auf Erde, um Gottes Gefallen zu
erlangen, verbindet uns mit großen Gottesdienern, die sich selbst um der Gerechtigkeit
willen opferten, sich nicht von dieser Welt irreführen ließen und die das Falsche nicht
akzeptieren konnten. So eine Niederwerfung nach Gottes Befehl öffnet die Vorhänge vor
unseren Augen sowie den Blick für die Wahrheit.
Die schiitischen Gelehrten mit ihren Interpretationen des Heiligen
Quran und der Sunna haben sich früher zu diesem Thema geäußert und äußern sich
auch heute noch, wie folgt: Niederwerfung gebührt Gott allein. Außer vor Ihm sich
niederzuwerfen, ist ketzerisch. Aufgrund dessen sei es wiederholt: Niederwerfung auf
Kerbela-Erde, auf jede Erde oder auf die Erde der Märtyrer ist nicht die Niederwerfung
vor der Erde selbst, sondern: Das Legen der Stirn auf die Erde ist die Niederwerfung vor
Allah gemäß der Sunna des Propheten (s.a.s.) und seiner Nachkommen. Sich auf die Erde
niederzuwerfen, bedeutet nicht deren Anbetung. Auf die Erde die Stirn zu legen, ist
Niederwerfung vor Gott. Wenn man das Gegenteil dessen denkt, So muß man auch annehmen,
daß diejenigen, die sich nicht auf Erde niederwerfen, sondern auf Teppiche, sich vor
Wolle niederwerfen. Solche Gedanken sind grundsätzlich nicht haltbar.
In den Überlieferungsbüchern der Ahl-us-Sunna ist angegeben, daß
Rasulullah (s.a.s.) sich auf die Erde niederwarf, selbst wenn die Erde durch Regen feucht
geworden war. Es gibt einen großen Unterschied zwischen der Niederwerfung vor Allah durch
das Legen der Stirn auf einen Gegenstand und der Niederwerfung vor den Gegenstand selbst.
Genau die gleiche Betrachtungsweise gilt auch für zahlreiche andere Riten im Islam. So
ist das Umrunden des Gotteshauses während der Pilgerfahrt und das Beten in Richtung
dieses Hauses nicht die Anbetung dieses Hauses oder gar die Anbetung des Heiligen Steines
an diesem Haus, sondern gilt einzig und allein Allah.
Nachdem im dritten Jahr nach der Hidschra im Kampf von Uhud der Onkel
von Mohammad (s.a.s.) der geehrte Hamza, Märtyrer geworden war, sagte der Prophet
(s.a.s.) den muslimischen Frauen, 'Wenn ihr um die Märtyrer weint, gedenkt auch
Hamza'. Die Tochter des Propheten Fatima (a.s) hat aus der Erde Uhuds einen Tasbih
(Rosenkranz) gemacht.
In der Überlieferungssammlung Bihar-ul-Anvar überlieferte
Ibrahim-us-Sakafi von seinem Vater und der von Imam Dschafar-as-Sadiq (a.s.): 'Fatima
(a.s.) machte Knoten wie die Anzahl der Takbir auf einen aus Wolle bestehenden Faden und
führte damit Zikr (Gedenken an Allah mit Lobpreisung) durch. Nach dem Martyrium von Hamza
machte Fatima aus der Erde von Uhud einen Tasbih (Rosenkranz) und machte damit Zikr. Als
Imam Hussain (a.s.) Märtyrer geworden war, hat man diese Sitte befolgt und man machte aus
der Erde Kerbelas Tasbih (Rosenkränze).
Der erste Moslem, der die Niederwerfung auf Imam Hussains (a.s.) Erde
machte und daraus einen Tasbih (Rosenkranz) zum Zikr (Gedenken an Allah mit Lobpreisung)
Allahs herstellte, war sein Sohn Imam Zain-ul-Abidin (a.s). Sogar als er in die
Versammlung von Yazid in Damaskus hereinkam, hatte er diesen Tasbih (Rosenkranz) an der
Hand. Yazid fragte:" Was hast du denn an der Hand?". Der Imam zitierte
daraufhin: 'Rasulullah (s.a.s.) sagte, 'wer einen Tasbih (Rosenkranz) trägt und
morgens den Tasbih-Dua liest, ob mit oder ohne Tasbih, erreicht den Segen einer
guten Tat'.
Als Imam Zain-ul-Abidin (a.s) und die Überlebenden von Kerbela nach
Medina zurückgekehrt waren, begannen sie sich auf diese heilige Erde, die sie mitgebracht
hatten, niederzuwerfen, um Gottes Wohlgefallen zu erreichen. Der Imam überreichte eine
ganz kleine Menge aus dieser Erde in Wasser gelöst den Kranken zum Trinken.
Imam Zain-ul-Abidin (a.s) vollführte die Niederwerfung auf die Erde
von Imam Hussains Martyrium. Nach ihm hat sein Sohn Imam Mohammad-ul Baqir (a.s), der
fünfte Imam, diesen Brauch weitergeführt. Er hat denjenigen, die ihm folgten, diese
Sitte weitergegeben. Dessen Sohn Imam Dschafar-as-Sadiq (a.s), der sechste Imam, hat
dieselbe Sitte verbreitet. Dieses alles geschah noch bevor es irgendeine andere
Rechtsschule im Islam gab außer Schia.
Sheikh-ut-Taife Tusi hat von Misbah-ul-Mutedschid überliefert:
"Dschafar-as-Sadiq (a.s) trug in einem Stoff die Erde von Kerbela mit sich. Beim
Gebet legte er die Erde von Kerbela auf seinen Gebetsteppich und legte seine Stirn auf die
Erde bei der Niederwerfung. Er sagte: 'Niederwerfung auf Hussains Erde wird
sieben Vorhänge (Hindernisse zwischen Mensch und Gott) aufreißen und heben'. Das
Gleichnis mit den sieben Vorhängen entspricht Gefühlen wie Haß, Neid, Gier, Zorn,
Verständnislosigkeit, Betrug und Niederträchtigkeit, die die seelische Reinheit der
Menschen und ihren inneren Frieden stören und sie von ihrer Menschlichkeit entfernen. Ein
Mensch mit so einem beschmutzten Charakter würde von argwöhnischer Furcht befallen
werden und alle beneiden. Er ist der Feind der Tugend, widersetzt sich dem Guten und der
Gute und wird zum Egoisten. Zweifellos werden sich durch die aufrichtige Niederwerfung auf
die Erde anstelle dieser sieben schlechten Eigenschaften mit der Zeit gute Charakterzüge
durchsetzen, denn die Niederwerfung ist die höchste Stufe des Gebets. Eine Überlieferung
sagt: 'Werft euch auf die Erde von Imam Hussain (a.s.) nieder mit der Absicht, Gottes
Segen zu erlangen'. Die späteren Imame haben dieses eingehalten. Seitdem hat die
Schia diese Sitte bewahrt, und man hat Kerbela-Erde oder andere Erde mit Wasser gemischt
und Muhr genannte Plättchen hergestellt. Beim Gebet legt man daher seine Stirn bei
der Niederwerfung vor Allah auf diesen Muhr.
Himeyri schrieb an den 12.Imam (Imam Mahdi) vor seiner großen
Verborgenheit die Frage, ob die Niederwerfung auf die aus Kerbela-Erde hergestellten Muhr
tugendhaft sei. Der Imam antwortete, daß die Niederwerfung auf Imam Hussains Erde
zulässig und tugendhaft sei. Anschließend hatte er nach dem Tasbih (Rosenkranz) aus Erde
gefragt und bekam die gleiche Antwort in diesem Sinne. Wiederum wurde überliefert:. Die
Niederwerfung auf die Erde von Imam Hussain beleuchtet die sieben Stufen und was
dazwischen ist; wer an der Hand den aus dieser Erde hergestellten
Tasbih (Rosenkranz) hat und damit Zikr (Gedenken an Allah mit Lobpreisung) durchführt,
bekommt eine gute Tat zugeschrieben.'
Hier müssen wir noch folgendes berücksichtigen: Man wußte bereits in
der Prophetenzeit über das bevorstehend Martyrium von Imam Hussain (a.s.) und über die
Heiligkeit seiner Erde, obwohl Imam Hussain (a.s.) noch ein Kind war. Viele zuverlässige
Gelehrte der Ahl-as-Sunna berichten, von Umm-ul-Fazl-Bint-ul-Haris, von den Gattinnen
Rasulullahs, Umm Salamah und Aischa, von Anas, Wahab, Zainab, Abu-Umame, Ibni Abbas über
folgende Hadith. In den meisten Überlieferungen lautet es sinngemäß:
'Rasulullah (der Gesandte Gottes) hatte Hussain auf seinem Schoß.
Rasulullah weinte und hatte an der Hand eine Handvoll Erde. Der Ravi (Überlieferer)
fragte: (Oh Rasulullah, was ist denn diese Erde?). Er sagte: 'Gabriel (a.s.) hat sie mir,
gebracht und teilte mir mit: 'Durch deine Ummah wird dein Sohn in Kerbela Schahid
(Märtyrer)'. Dann hat der Prophet die Erde Umm Salama gegeben und sagte, wenn diese Erde
sich (eines Tages) blutig färbt, ist Hussain Schahid geworden. Umm
Salama sah am Tag vom Aschura, an dem Hussain das Martyrium erreichte, in der Nacht einen
Traum, in dem sich die Erde rot färbte. Daraufhin wachte sie auf und sah die Erde, die
sie in einer Flasche aufbewahrt hatte, in einer blutroten Farbe und wußte, daß Imam
Hussain Märtyrer geworden war'.
Die Erde von Imam Hussain (a.s) und die Aufbewahrung dieser Erde in
einer Flasche, die Heiligkeit dieser Erde, all das wußte man nach der Geburt von Imam
Hussain (a.s) bereits in der Prophetenzeit. Der Prophet Mohammad (s.a.s.) teilte mit, daß
Imam Hussain, (a.s) als Demütiger das Martyrium erreichen wird.
Die wahrhaftigen Gläubigen sind an den Spuren erkennbar, die ihre
Niederwerfung auf Erde hinterlassen. So heißt es im Heiligen Quran:
Mohammad Ist der Gesandte Allahs. Und die mit ihm sind hart wieder die
Ungläubigen, doch barmherzig gegeneinander. Du siehst sie sich beugen, sich niederwerfen
in Gebet, Huld erstrebend von Allah und Wohlgefallen. Ihre Merkmale sind auf ihren
Gesichtern - die Spuren der Niederwerfung.
(Heiliger Quran 48:29)
Zusammenfassend sei noch am Ende dieser Abhandlung erwähnt: Erde
selbst ist rein und reinigend. Auf der Erdoberfläche ist sie eins von einer Reihe
reinigender Dinge. Die Unreinheit unter den Füßen bzw. Schuhen, die nach der Waschung
mit Wasser beseitigt werden kann, wird wenn man zu Fuß bzw. mit Schuhen auf Erde geht,
unter den Füßen bzw. Schuhen rein.
In Ausnahmefällen, wenn man Z. B. kein Wasser findet, vollführt man
die rituelle Reinigung mit Erde.
Unsere Toten werden in die Tiefe der Erde begraben und die Wange der
Toten wird auf Erde gelegt.
Für die aus der Erde wachsende Nahrung wie z.B. Weizen, Gerste,
Datteln und Weintrauben ist es Pflicht, Zakat zu zahlen.
Im Islam ist die Erde heilig. Die Erdoberfläche ist eine
Gebetsstätte.
Bei der Schia ist es Pflicht, die Niederwerfung auf reine Erde oder auf
die aus der Erde wachsenden, nicht eßbaren und für die Kleidung nicht verwendbaren Dinge
durchzufahren. Auf den aus der Erde von Imam Hussain (a.s) hergestellten Muhr sich
niederzuwerfen, ist durch den besonderen Wert dieser heiligen Erde und das Gedenken an
seinen Ursprung eine wertvolle Tat. Jedoch gebührt diese Niederwerfung auf keinen Fall
der Erde oder den in der Erde Begrabenen, sondern einzig und allein Allah, allein dem
Allmächtigen.
In diesem Zusammenhang wird leider von einigen gesagt, daß Schiiten
Steine oder Erde anbeten würden. Solche Gedanken entstehen durch Unwissenheit und sind
nichts anders als Verdächtigungen und Verleumdungen.
Möge Allah den Moslimen helfen, Ihre Mißverständnisse untereinander
auszuräumen, um die ihnen von Allah befohlene Einheit zu feiern.