Charta der Freiheit

Der Führer der Islamischen Revolution

Ayatullah-ul-Uzma

Imam Khamene’i

spricht zu Absolventen der

Tarbiat Modarres Universität

3. September 1998

Original in Englisch und Arabisch herausgegeben von: International Publishing Co., Teheran, Iran

Aus dem Englischen übertragen und herausgegeben von: Islamischer Weg e.V., Delmenhorst 1999

Abkürzungen

a.s. Frieden sei mit ihm bzw. ihnen [caleyhis-sal? m, caleyhumma sal? m]
s.a.s. der Friede sei mit ihm und mit den Reinen seiner auserwählten Familie [ allall? hu calayhi wa ? lih? wa sallam]

Herausgeber und Vertrieb:
Islamischer Weg e.V.
Postfach 1321 - D-27733 Delmenhorst

Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen

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Dies ist für mich ein freudiger Tag. Natürlich hatte ich Ihre Universität während der Zeit meiner Präsidentschaft regelmäßig besucht. Aber die jetzige Gelegenheit hat bestimmte Aspekte, welche ihn als süße andauernde Erinnerung in meinem Gedächtnis aufbewahren werden. Vor einigen Monaten, als ich über diese Veranstaltung dieser Studentenversammlung informiert wurde, da hat man seitens des geehrten Rektors wahrscheinlich erwartet, daß ich eine Botschaft zu diesem Anlaß übersenden würde oder die Studenten gekommen wären, um ein Treffen mit mir zu haben. Vom allerersten Moment an hatte ich mich aber entschlossen, an dieser Abschlußfeier teilzunehmen und persönlich Zeuge von diesem wertvollen Produkt, den Anstrengungen dieser jungen Universität (während) der letzten sieben Jahre zu sein.

Diese Universität wurde mit so manchen Erwartungen und Hoffnungen gegründet. Offenbar steht unsere Revolution, unser System und der Fortschritt, den wir gemacht haben in der Schuld all unserer Universitäten, für die Dienste, die sie an Wissenschaft und Kultur geleistet haben. Auch diese Universität war ein Produkt der Revolution, um Akademische Denker und kompetente Universitätslehrer, die nach dem Sieg unserer Islamischen Revolution ausgebildet wurden, entwickeln und versorgen zu können.

Möglicherweise ist heute, wo - Gott sei Dank - unsere Universitäten zahlreiche Gläubige und revolutionäre Absolventen hervorgebracht haben, die Wichtigkeit dessen, was ich sage, vielen nicht gegenwärtig. Dies war jedoch in den ersten zehn Jahren der Revolution höchst bedeutsam: in den Tagen, als einige Hochschullehrer nicht kommen und unterrichten wollten, als einige wiederum nicht gewillt waren, mit der revolutionären Bewegung zusammenzuarbeiten, als einige ins Ausland gereist waren. Es gab auch andere, die von den Studenten nicht willkommen geheißen wurden, welche (ihrerseits) öfters zu uns kamen sind, und sich darüber beklagt haben, daß es ihren Professoren an Sympathie und Hingabe mangele - und sicher gab es auch andere, die ihre Arbeit treu und hingebungsvoll fortsetzten haben.

All das bedeutete, daß wir hinsichtlich der Verbesserung und der Erweiterungen unserer Universitäten eine grundlegende Initiative zu starten hatten, (und) eine solche Idee war die Gründung dieser neuen Universität. Und heute, wenn ich umherblicke und einige tausend junge Studenten sehe, junge Frauen und junge Männer, die an dieser Universität einen Abschluß erlangt haben und die dieser Festveranstaltung beiwohnen, so bin ich sicher, daß dies eine bleibende und überaus freudige Erinnerung bleiben wird.

Liebe Schwestern und Brüder, es gibt etwas, was ich bei dieser Gelegenheit betonen möchte: Die heutige Universitätsgeneration trägt eine besondere Verantwortung. Gerade heute durchschreitet Euer Land, Eure Revolution und Eure ruhmreiche islamische Ordnung eine Phase, welche die Zusammenarbeit aller Verantwortlichen, Verwaltenden und fähigen Hände braucht, um unser System und unsere Ideen voranzubringen.

Wir haben bereits einige schwere Zeiten hinter uns gebracht: die Zeit des Krieges und andere. Das waren Zeiten großer Härte. Heute ist es nun an der Zeit, jegliche Rückschrittlichkeit abzustreifen, die uns während der langen Zeit der Despotie in unserem Lande auferlegt worden ist. Und zwar durch Wissen, Wissenschaft und wissenschaftliche Anstrengungen, und uns freizumachen von jenen Perioden in unserer Geschichte, in denen es Talenten nicht erlaubt worden war, aufzublühen, in der die Wahrheit und die ursprüngliche Identität dieser Nation nicht demonstriert werden konnte, in der als Folge des Imports von Industriegütern, wie auch Produkten des wissenschaftlichen und industriellen Fortschritts des Westens, wir auf jedem Gebiet abhängig wurden, als sie auch noch ihren intellektuellen und kulturellen Kram zu uns exportierten.

Ihre erste und vorrangigste Bestrebung war es, unsere gebildeten Schichten von sich selbst zu entfremden, von ihrer eigenen Kultur, ihren eigenen Gewohnheiten und Gebräuchen. Von ihrem eigenen Wissen und ihrer eigenen Wissenschaft und vom Vertrauen in die Fähigkeiten und die Talente, die in der iranischen Nation ruhen. Und natürlich hatte der Mangel an Glauben und Selbstvertrauen in uns selbst seine eigenen Folgen.

Sicher war es eine lange Zeit von dem Moment an, wo dieser Plan der Unterwerfung des iranischen Volkes über unser Land kam - bis zu dem Punkt, wo es Wurzeln in den Gedanken und den Gehirnen der Eliteschicht dieses Landes schlug und bis die Früchte des Westens gereift waren. Aber letztendlich waren sie erfolgreich. Und die Konsequenzen dieser Entfremdung und Unterwerfung sind die konkreten Beispiele der Rückschrittlichkeit, die wir heute in diesem Lande sehen.

Trotz unserer menschlichen Ressourcen, trotz unseres materiellen Reichtums, trotz unserer einzigartigen geographischen Lage, trotz all der glanzvollen Hintergründe unserer wissenschaftlichen und kulturellen Größe und unseres gewaltigen Erbes an wissenschaftlichen Schätzen. Ja, trotz all dieser brillanten Faktoren ist unser gegenwärtiger Stand in den Bereichen Wissenschaft, Industrie und akademische Errungenschaften bei weitem nicht das, was sie sein sollten.

Auch in den Bereichen unserer Geschichte, Literatur und Geographie hat das Genie des iranischen Volkes noch keinen Erfolg darin gehabt, seine Rückständigkeit abzulegen. Sicherlich haben wir nach der Errichtung der Revolution ein Wunder bezeugen können: Das Gefühl von Hilflosigkeit ist durch einen unerschütterlichen Glauben an uns selbst ersetzt worden. Obgleich wir noch immer daran arbeiten müssen.

Nun gut, in den frühen Jahren der Revolution, und insbesondere in den Jahren des Krieges, der uns auferlegt wurde, haben wir es wirklich mit vielen Problemen zu tun bekommen. Heute aber ist es unzweifelhaft unsere Pflicht, unser Bestes zu tun, um uns hart anzustrengen. Und das Ziel dieser Anstrengung sollte sein: Den Islam zu erheben und zu glorifizieren und unseren islamischen Iran in jeder Beziehung wirklich unabhängig zu machen. Damit meinen wir natürlich nicht, daß wir die Landesgrenzen schließen sollen. Das wäre sicherlich nicht weise, und niemand hält euch dazu an, das zu tun. Im Laufe der Geschichte hat fast jeder Mensch einmal von den Errungenschaften der anderen profitiert. Aber es ist ein erheblicher Unterschied zwischen dem Austausch von Gedanken und Waren unter zwei gleichwertigen Parteien und dem untertänigen Erbetteln des einen von einem arroganten Geber. Und dies waren mehr oder weniger die Zustände vor der Revolution.

Ihr müßt Euer Land auf den notwendigen erhabenen Stand bringen. Dies ist die große Aufgabe der begnadeten, erzogenen jungen Generation dieses Landes. Und Ihr, Brüder und Schwestern, die Ihr an dieser Universität studiert habt, habt nach meiner Ansicht eine schwierigere Aufgabe zu erfüllen als andere. Und so Gott will werdet Ihr dem mit großem Erfolg gerecht.

Heute wollte ich eigentlich lediglich mit Euch zusammen sein. Ich hielt es nicht für notwendig, irgendwelche Diskussionsthemen anzufangen. Ich hatte lediglich vor, ein Stündchen mit Euch zu verbringen, mit Euch zu sprechen und Eure Fragen zu beantworten. Das hätte mir überaus gut gefallen. Es gibt da aber noch ein Thema, das derzeit diskutiert wird. Es ist eine nützlich Diskussion unter den gegenwärtigen Umständen in unserem Land und aus diesem Grund möchte ich kurz über ein paar Punkte sprechen, die ich mir notiert habe:

Es ist die Frage der Freiheit, die, wie ich sagte, dieser Tage enthusiastisch diskutiert wird, in der Presse und unter den denkenden Leuten in unserem Land. Dies ist ein gesegnetes Phänomen. Denn daß das Prinzip und die grundlegende Themen der Revolution Gegenstand eines Gedankenaustausches sind, und viele Leute davon überzeugt sind, über solcherlei nachzudenken, ist etwas, auf das wir immer gewartet haben. Und natürlich werden auch andere Themen diskutiert. Heute ist jedenfalls Freiheit der Punkt, der zur Diskussion steht. Und ich persönlich lese und studiere das meiste dessen, was diskutiert oder gedruckt wird. Und einiges davon finde ich recht brauchbar. Die Ideen, die zum Ausdruck gebracht werden, sind verschiedenartig bzw. gegensätzlich. Ich meine, sie folgen keiner bestimmten Linie. Sie widersprechen einander des öfteren und auf beiden Seiten der gegensätzlichen Ansichten findet man viele richtige und wahre Auffassungen. Und es ist gut, solche Entwicklungen fortzusetzen. Und ich hoffe sehr, daß unsere Gelehrten und unsere Spezialisten angetrieben werden, sich mehr zu engagieren in der Versorgung mit Diskussionen, hervorgerufen durch belehrende Gedanken, zum Nutzen der Öffentlichkeit. Ich habe Euch oft dazu ermutigt, die Kultur der islamischen Revolution weiterhin zu vertiefen. Und um in solche Tiefen vorzudringen, bedarf es solcher Gespräche.

Auf jeden Fall gibt es zwei Punkte, denen man mit besonderer Aufmerksamkeit begegnen sollte. Das erste ist: In jeder Diskussion um Freiheit darf die Unabhängigkeit, welche eine der drei Parolen der Revolution gewesen ist, nicht übersehen werden. Vielmehr muß sie gewissenhaft berücksichtigt werden. Das bedeutet, wir müssen unabhängig denken. Sollten wir andere in dieser Angelegenheit, welche ein Eckpfosten unseres Fortschritts ist, nachahmen, und sollten wir nur in Richtung der Gedanken schauen, die aus dem Westen kommen, so würden wir einen großen Fehler machen - und bittere Konsequenzen würden uns erwarten.

Zuerst sollte ich erwähnen, daß die Frage der Freiheit eine jener Kategorien ist, die im Heiligen Qur’an und in den Überlieferungen der Imame - Friede sei mit ihnen - regelmäßig hervorgehoben werden. Sicher ist unser Verständnis von Freiheit nicht das von absoluter Freiheit, welches, wie ich glaube, überhaupt keinen Anhänger auf der Welt hat. Ich meine damit, ich glaube nicht, daß es überhaupt jemanden auf der Welt gibt, der die Menschen zu absoluter Freiheit einlädt. Auch ist unser Verständnis von Freiheit nicht nur ein Spirituelles, das es im Islam und auch in unserer einzigartigen islamischen Literatur gibt. Nein, dies ist (hier) auch nicht die Frage. Spirituelle Freiheit ist etwas, das von allen Gläubigen gutgeheißen wird und darüber reden wir (hier) nicht.

Die Art von Freiheit, die zur Diskussion steht, ist faktisch die soziale Freiheit. Das heißt Freiheit als ein Menschenrecht, Freiheit der Rede, Gedanken, Wahl und so weiter. Diese Auffassung von Freiheit wurde im Heiligen Qur’an und in der Sunnah betont. Vers 157 in Surah Al A’raf besagt: "...Die da folgen dem Gesandten, dem Propheten, dem Makellosen den sie bei sich in der Thora und im Evangelium erwähnt finden - er befiehlt ihnen das Gute und verbietet ihnen das Böse und er erlaubt ihnen die guten Dinge und verwehrt ihnen die schlechten - und er nimmt hinweg von ihnen ihre Last und die Fesseln, die auf ihnen lagen - ..." Gott sagt dies in Bezug auf ein wichtiges Merkmal des Propheten: Er befreit die Menschen von den Einschränkungen, die ihm auferlegt waren.

Dies hat eine gewaltige, ruhmreiche Bedeutung. Wenn ihr zurückschaut auf religiöse Gemeinschaften jener Tage, dann werdet ihr sehen, daß gerade dies die Befreiung von Joch und Last bedeutet, Menschen aus unzähligen Verpflichtungen und Bindungen zu befreien, die den Menschen auferlegt waren. Viele Arten abergläubischer, primitiver, untauglicher und falscher Ideen und Glaubensvorstellungen und unbeschränkte soziale Fesselungen und Ketten waren der Menschheit durch die Hände von Gewaltherrschaft, Verzerrung und Betrug auferlegt worden.

Der berühmte Gelehrte George Jordac, Autor des Buches "Die Stimme der Gerechtigkeit, eine Untersuchung von Imam Ali’s Gedanken und Verhalten", macht an einer bestimmten Stelle einen Vergleich von zwei Aussagen. Die eine von seiner Eminenz Umar, dem zweiten Khalifen, die andere von Imam Ali, dem Befehlshaber der Gläubigen (Friede und Heil sei mit ihm).

Er berichtet, daß während der Regierungszeit von Umar einige Gouverneure von islamischen Ländern, gegen die er gewisse Beschwerden und Berichte über schlechte Verwaltung erhalten hatte, sich einst in der Gegenwart des Khalifen befanden. Und der Khalif, der ärgerlich über sie war, wandte sich an sie und tat einen nachhaltigen und denkwürdigen Ausspruch: "Ihr habt die Leute zu Sklaven gemacht, aber Gott hat sie als freie Menschen geschaffen."

Die andere Aussage, die auch in Nahdsch-ul-Balaghah steht, ist von Imam `Ali: "Sei nie ein Sklave für andere, denn Gott hat Dich frei geschaffen.."

George Jordac vergleicht also diese beiden Aussagen, wie ich bereits erwähnte, und befindet, daß die von Imam Ali diejenige sei, die bei weitem vorzuziehen sei. Und er argumentiert in folgender Weise: Umar richtet sich an Gouverneure, die die Freiheit und das Freisein vermutlich nicht wertschätzten. Und Freiheit konnte durch sie überhaupt nicht gewährleistet sein, weil sie eben genau diejenigen waren, die, wie Umar gesagt hatte, die Menschen in Knechtschaft geführt hatten. Umar sagt ihnen direkt: "Ihr habt die Leute zu Sklaven gemacht - doch ihr müßt ihnen Freiheit geben." Dies ist eine Art des Ausdrückens.

Auf der anderen Seite wendet sich Imam Ali (a.s.) an alle Menschen, an die Massen, die in Knechtschaft geführt wurden. Und er weist sie an, daß nur sie selbst ihre eigene menschliche Freiheit und ihr Freisein garantieren können: "Seid nicht ein Sklave für andere, denn Gott hat Euch frei geschaffen."

Nun, in beiden dieser islamischen Aussprüche, unabhängig davon, daß in Imam Ali’s Ausspruch die Kraft der Menschen selbst die Freiheit garantiert, gibt es zwei fundamentale Aspekte, von denen einer in Übereinstimmung damit, daß Gott Euch in Freiheit geschaffen hat, sagt, daß Freiheit ein angeborenes Attribut des Menschen ist. Diesen Punkt möchte ich (kurz) streifen mit einem Vergleich zwischen islamischem und westlichem Denken.

Hier und heute habe ich natürlich nicht vor, eine tiefergehende Diskussion dieses Gegenstandes zu beginnen. Das werde ich - so Gott will - bei einer zukünftigen Gelegenheit tun. Denn hierüber gibt es eine Menge zu sagen. Heute will ich mich nur auf zwei Punkte konzentrieren. Einer davon ist, frei und unabhängig zu denken.

Nun, wie ich bereits sagte, hat soziale Freiheit, wie sie heute in politischen Lexika definiert wird, in Wahrheit eine Qur’anische Wurzel. Wir müssen nicht erst in das 18. Jahrhundert und dessen Liberalismus zurückkehren und dem folgen, was Immanuel Kant und Stuart Mill und andere gesagt haben. Wir haben selbst eine ganze Menge zu diesem Thema zu sagen, logisch und rational. Und ich werde Euch sagen, warum es so ist, daß das, was der Westen sagt, uns nicht auf irgend einen geraden Weg führen wird.

Ich rate Euch dringend, das Thema Freiheit als eine islamische Angelegenheit zu behandeln.

Es gibt meiner Meinung nach zwei Gruppen, die sich derzeit gegen Islamisierung oder Erweckung des Themas Freiheit formiert haben.

Die erste Gruppe besteht aus jenen, die in ihren Vorträgen oder Schriften unbelehrbar die Beispiele und Illustrationen des Westens der letzten zwei oder drei Jahrhunderte zitieren, und das, was sie über die Frage der Freiheit schreiben: Dieser und jener sagte dies, dieser und jener sagte das. Dies sind noch die feinen Herren aus dieser Gruppe, weil sie (zumindest) die Namen der Philosophen anführen, die sie zitieren. Aber dann gibt es da noch die journalistischen Philosophierer. Die übernehmen das, was etwa Mill gesagt hat, oder sie erzählen die Meinungen von ein paar deutschen, französischen oder amerikanischen Philosophen. Sie nennen dabei aber deren Namen nicht. Sie geben vor, daß das, was sie sagen, ihre ureigene Meinung sei. Sie betrügen einfach, und sicherlich helfen sie dabei, den Eindruck zu vermitteln, daß alles freie Denken und das ganze Konzept sozialer Freiheit Ideen aus dem Westen seien, daß sie Geschenke des Westens seien, die auf uns herabgelassen wurden.

Die zweite Gruppe - sie hilft unwissentlich der ersten Gruppe - besteht aus denen, die sobald das Wort Freiheit fällt, von Panik befallen werden und in ihrer Verzweiflung schreien: O Gott, unsere Religion ist verloren, alles ist verloren. Nein. Nichts dergleichen. Religion ist der größte Überbringer von Freiheit! Wie könnte Religion da verlorengehen? Rationale und sittliche Freiheit ist das größte Geschenk an jede Gemeinschaft, an alle Nationen.

Die Segnungen der Freiheit sind es, die Ideen wachsen und Talente erblühen lassen. Tyrannei ist das Gegenstück von Talenten. Wo Tyrannei herrscht, da erblühen keine Talente. Der Islam ist für die Anreicherung und die gegenseitige Befruchtung von Talenten. Große menschliche Potentiale müssen, wie die Potentiale der Natur richtig genutzt werden, um der Menschheit zu ermöglichen, die Erde gedeihen zu lassen. Dies ist unmöglich ohne Freiheit. Es ist unmöglich durch despotische Befehle und Gängelung.

Daher ist die zweite Gruppe, die Freiheit fürchtet, ebenfalls im Irrtum. Diese zwei Gruppen, nennen wir sie die westlich orientierten und die Konservativen, sind gerade dabei, ohne es zu wissen, in enger Zusammenarbeit das Konzept der Freiheit aus dem Bereich der Religion hinauszudrängen. Aber das ist nicht richtig. Das Konzept der Freiheit ist ein islamisches Konzept.

An dieser Stelle sollte ich vielleicht bemerken: Sogar die Art der Freiheit ist (im Islam) weit mehr wertgeschätzt und respektiert, als in verschiedenen westlichen Schulen. Natürlich hat der westliche Liberalismus verschiedene Interpretationen: die Renaissancekonzepte, liberale Konzepte, entwickelt in Frankreich und in anderen europäischen Ländern. Sie alle wuchsen und wurden zur französischen Revolution. Und später, in einer verzerrten Form, wurden sie in der Unabhängigkeitsbewegung der Vereinigten Staaten ausgenutzt und führten zu jener bekannten amerikanischen Charta.

All dies bräuchte eine längere Zeit, (um tiefer in das Thema) einzusteigen. Aber um es ganz kurz zu machen: Heute haben wir dutzende Interpretationen von Liberalismus und es gibt aktuellere in letzter Zeit. Und die amerikanischen und amerikanisch aufgezogenen Theoretiker sind auf diesem Gebiet überaus aktiv.

Ihr müßt auch wissen, daß viele solcher Denker selbst gar keine Amerikaner sind. Sie schreiben jedoch unter dem Schutz amerikanischer Institutionen - besonders auf dem Gebiet des Liberalismus. Da dürfen Bücher geschrieben werden, in Deutschland, Frankreich oder in Australien, und veröffentlicht werden sie in New York oder an anderen Orten. Aber sie sind kommerzielle Aufträge der Amerikaner. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Trotz all der verschiedenen Interpretationen würde ich Euch gerne erläutern, daß die Idee der Freiheit im Islam weit über all diesen steht.

Die westlichen Denker sehen sich immer vor große Probleme gestellt, die Philosophie der Freiheit weiterzuführen. Was ist die Philosophie der Freiheit? Warum soll der Mensch frei sein?

Man muß dazu eine Art der Logik, Vernunft oder ein philosophisches Prinzip vorausschicken, um dieses Problem zu lösen. Um dieses Problem zu lösen, krempeln sie alle anderen Dinge um: Nützlichkeit, Gemeinschaftsgut, kollektive Freude, individuelles Vergnügen und so weiter. Und am aller besten: Bürgerrechte. Richtig, all diese Dinge müssen widerlegt und umgestellt werden, und das werden sie im Westen oft.

Wenn Ihr sehen würdet, was in den letzten Jahren in unserem Land über das Thema Freiheit und Liberalismus gesagt und gedruckt wurde, dann würdet Ihr einen riesigen Berg zeitverschlingender, nutzloser Argumente vorfinden, sehr ähnlich wie die, die man über dieses Thema, die Freiheit, im Mittelalter gesagt hat!

Eine Person sagt etwas, eine andere widerspricht. Dann verteidigt die erste Person ihre Position und so weiter und so fort. Für die Intellektuellen der Welt ist dies gar keine schlechte Unterhaltung. Ein Intellektueller wird zu einem Befürworter einer Theorie, ein anderer verteidigt eine andere. Ein Dritter bestätigt die Theorie des ersten. Der vierte schreibt eine Erläuterung der Theorie des zweiten und der Fünfte veröffentlicht eine der Theorien unter seinem eigenen Namen.

Wie ich schon sagte: Das höchste in den Theorien des Westens über den Ursprung von Freiheit ist, daß es ein Menschenrecht ist. Nun, was der Islam dazu sagt, ist bei weitem höher als das. Wie Ihr in den Überlieferungen, die ich angeführt habe, gesehen habt, ist die Freiheit der menschlichen Existenz angeboren. Und natürlich ist es dann ein Recht, allerdings ein erhabenes und ein noch höheres Recht als (selbst) das Recht zu leben. Und ich kann das Recht zu leben (noch) nicht einmal in der selben Kategorie nennen, wie das Recht zu wählen oder das Recht, ein eigenes Haus zu haben. Daher ist Freiheit weit höher als andere Rechte. Und das ist es, was der Islam über Freiheit sagt.

Sicherlich gibt es da Ausnahmen, dieses Recht mag in bestimmten Fällen eingeschränkt werden. Ein Beispiel ist das Recht des Menschen, am Leben zu sein. Wenn ein Mann einen anderen tötet, dann gibt es das Gesetz der Vergeltung für diesen. Wenn jemand Verderbnis verbreitet, dann muß er bestraft werden. Das selbe gilt für Freiheit. Es gibt Ausnahmen aus dem Gesichtspunkt des Islam.

Damit wäre es falsch, sich vorzustellen, daß die Idee der sozialen Freiheit etwas sei, mit dem der Westen uns beglückt habe. So sehr, daß immer, wenn ein paar Leute meinen, etwas Interessantes oder etwas Nettes zu diesem Thema zu sagen, dann zitieren sie immer den Namen eines Buches, das von jemandem geschrieben wurde, der sich in der Atmosphäre des Westens befunden hat.

Nein, nein. Wir müssen unabhängige Denker sein! Wir müssen unsere eigenen Quellen und Autoritäten heranziehen, unsere eigenen islamischen Referenzen. Ein denkender Mensch wird sicherlich anderer Leute Gedanken heranziehen, zum Zwecke der Erläuterung und der Erklärung und um seinen eigenen Geist zu erhellen, nicht aber zum Zwecke einer billigen Imitation. Würden wir imitieren, so würden wir sicherlich einen großen Verlust erleiden.

Was ich in der Auseinandersetzung bezüglich der Ideen und der Presse - welche ein merkwürdigen Phänomen ist, wie ich sagte - bemerkte, ist, daß viele dieses Prinzip (des unabhängigen Denkens) nicht beachten. Hier will ich zwei oder drei Hauptpunkte des Unterschiedes zwischen islamischen und westlichen Ansätzen zur Freiheit erwähnen.

Wie ich sagte, ist Liberalismus die Hauptquelle aller Ansichten und Strömungen bezüglich dieses Ansatzes. Es mögen ein paar Unterschiede zwischen einigen dieser Ansichten und Strömungen in einigen Aspekten sein, aber insgesamt bilden sie den Liberalismus.

Im westlichen liberalen Gedankengut ist menschliche Freiheit getrennt von einem Grund wie Religion oder Gott. Aus diesem Grund verstehen sie Freiheit nicht als etwas Gottgegebenes. Keiner von ihnen sagt, daß Freiheit etwas ist, was Gott den Menschen beschert hat. Sie versuchen vielmehr, andere philosophische Gründe oder Wurzeln für Freiheit zu finden.

Sie haben einige philosophische Begründungen und Quellen vorgeschlagen und verschiedenste Interpretationen angeboten. Im Islam hat Freiheit göttlichen Ursprung und dies ist von sich aus ein grundlegender Unterschied, welcher wiederum der Ausgangspunkt anderer Unterschiede ist. Aus diesem Grund ist aus islamischer Sicht jede Handlung, die die Freiheit verletzt, eine (Handlung), die feindlich gegen einen göttlichen Wert ist.

Das bedeutet, es gibt eine Erhebung, eine Reaktion auf eine religiöse Pflicht auf der gegnerischen Seite. Dies ist nicht der Fall bei der westlichen Auffassung von Freiheit.

Einige soziale Anstrengungen, die zum Wohle der Freiheit unternommen werden, haben keine logische Rechtfertigung auf der Basis von westlichem Liberalismus.

Ein Beispiel: Eine der Rechtfertigungen, welche angeboten werden, ist "Gemeinschaftsgut" oder "Gut der Mehrheit". Dies wird als Ursprung sozialer Freiheit angesehen. Aber warum sollte ich mein Leben zum Wohle des "Gutes der Mehrheit" riskieren? Dafür gibt es keine logische Rechtfertigung.

Natürlich können vorübergehende oder kurzlebige Motivationen viele auf das Schlachtfeld treiben. Aber wann immer jemand von diesen, welche unter der Flagge einer solchen Auffassung gekämpft haben, den vorübergehenden Auffassungen der Arena des Schlachtfeldes entkommen, dann werden sie Zweifel bezüglich ihres erklärten Zieles bekommen: Warum sollte ich zu dessen Wohl getötet werden?

Dies ist im islamischen Denken nicht der Fall. Der Kampf um Freiheit ist eine Pflicht, denn es ist zum Wohl eines göttlichen Ziels: Wenn Du jemanden siehst, dessen Leben bedroht wird, dann ist es Deine Pflicht, etwas zu tun, um ihm zu helfen. Es ist eine religiöse Pflicht - etwas, bei dem Du, wenn Du dabei versagst, es auszuführen, du einer Sünde schuldig geworden bist. Genau das ist zutreffend für Freiheit. Es ist eine Pflicht, sich dafür anzustrengen.

Weitere Unterschiede entspringen diesem grundlegenden Unterschied. Da Wahrheit und moralische Werte aus der Sicht des westlichen Liberalismus relativ sind, ist Freiheit unbegrenzt. Warum? Weil jemand, der an bestimmte moralische Werte glaubt, nicht das Recht hat, jemand anderes zu verklagen, der diese Werte bricht; denn es ist ja möglich, daß jener nicht an diese Werte glaubt. Demgemäß gibt es keine Grenzen für Freiheit vom moralischen und spirituellen Standpunkt aus. Warum? Weil es (demnach ja) keine unveränderliche Wahrheit gibt und ethische Werte relativ sind.

Im Islam ist Freiheit nicht solcherart! Im Islam gibt es unwiderlegbare und unveränderliche Werte und eine unwandelbare Wahrheit. Die Entwicklung des Menschen vollzieht sich in Richtung auf die Wahrheit, welche aus Werten besteht und Werte hervorbringt und hinführt zur Vollkommenheit. Dementsprechend ist Freiheit begrenzt durch eben diese Werte.

Was das Verstehen und Aneignen dieser Werte angeht, so ist das ein anderes Thema. Einige Leute mögen vielleicht Fehler dabei machen, diese Werte zu verstehen und andere mögen den richtigen Ansatz haben. (Auch) Das steht außerhalb unserer Diskussion. In jedem Fall (aber) ist Freiheit begrenzt durch Werte und Wahrheit.

Soziale Freiheit ist ein großer Wert im Islam. Wenn jedoch diese soziale Freiheit zu Zwecken benutzt wird, die den unschätzbaren spirituellen und materiellen Interessen dieser Nation abträglich sind, so ist dies schädlich - genau so, wie menschliches Leben (es sein kann).

Der Heilige Qur’an stellt fest: "Wer immer jemanden ermordet, Unheil auf Erden stiftet, es ist so, als hätte er die gesamte Menschheit ermordet." In der Logik des Heiligen Qur’an ist das Morden eines Menschen genau so wie das Morden der ganzen menschlichen Existenz. Dies ist eine erstaunliche Konzeption. Das ist so, weil seine Tat eine Verletzung der Heiligkeit des menschlichen Lebens ist. Aber es gibt Ausnahmen, welche auf der notwendigen Bestrafung von Mord bestehen oder (der Bestrafung) von Stiften von Unheil auf Erden. Das bedeutet, jemand, der das Recht auf Leben einer anderen Person verletzt hat, oder Unheil auf Erden stiftet, der verwirkt (damit) sein eigenes Recht auf Leben. Unveränderliche und definierte Werte und Wahrheiten begrenzen die eigenen sozialen Freiheiten in der gleichen Weise, wie diese sein Recht zu leben begrenzen.

Ein weiterer Unterschied ist, daß die Grenzen der Freiheit (des Westens) aus materiellen Interessen aufgebaut sind. Zuerst einmal haben sie gewisse Grenzen der sozialen und individuellen Freiheit gesetzt, und das ist (bereits) eine. Wenn materielle Interessen (des Westens) in Gefahr sind, dann beschränken sie die Freiheit - materielle Interessen wie Macht, und das Ansehen dieser Länder und ihre wissenschaftliche Vorherrschaft.

Erziehung und Wissen ist eines der Bereiche, in denen Freiheit eines der am unzweifelhaftesten Menschenrechte ist. Menschliche Wesen haben das Recht, zu lernen, aber gerade diese Freiheit ist an den meisten Universitäten in der westlichen Welt beschränkt. Wissen und Hochtechnologie ist manchen Ländern verboten - und zwar mit der Begründung, daß, wenn dieses Know-how weitergegeben würde, das Monopol dieser Mächte damit durchbrochen wäre. Und damit würde ihre materielle Macht und Vorherrschaft nicht fortbestehen, so wie sie selbst.

Hiermit sind der Freiheit Grenzen auferlegt. Das bedeutet, daß ein Lehrender nicht das Recht hat, bestimmte wissenschaftliche Geheimnisse weiterzugeben, beispielsweise an Studenten aus der sogenannten dritten Welt oder an einen Forschungsstipendiaten aus Iran oder China.

Dasselbe gilt ebenso für Informationen und Nachrichten. Heute besteht ein weltweiter Bedarf an Informationen und Nachrichten, damit die Menschen besser informiert sind. Dies ist einer der Hauptpunkte auf der Tagesordnung der Maschinerie der Freiheitspropaganda des Westens.

Im Falle des US-Angriffs auf den Irak jedenfalls, während der Präsidentschaft von George Bush, wurden über einen Zeitraum von einer Woche oder mehr alle Informationen offiziell zensiert. Sie verkündeten stolz, daß kein Reporter irgend ein Recht habe, irgendwelche Nachrichten oder Fotos über den US-Angriff auf Irak zu senden oder zu veröffentlichen. Jeder wußte, daß die Amerikaner den Angriff begonnen hatten und die Amerikaner haben auch (allerlei) Nachrichten in die Welt gesetzt. Aber niemand kannte die Details, denn es wurde verkündet, daß die Angelegenheit militärische Geheimnisse berührt hätte. Militärische Geheimnisse beschränken das Recht auf Freiheit. Dies war eine weitere materielle Beschränkung und Beschneidung von Freiheit.

Machterhalt und Staatsangelegenheiten legen (der Freiheit) weitere Beschränkung auf. Vor vier oder fünf Jahren tauchte eine Gruppe in den Vereinigten Staaten auf und die Episode (der Davidianer) ist allen Zeitungslesern bekannt. Ich erhielt damals einige genauere Informationen und die ganze Episode wurde in unserer Zeitung veröffentlicht. Es war eine Gruppe, die einen bestimmten Kult verfolgte, welcher sich gegen die damalige US-Regierung richtete, zur Zeit von Mr. Clinton. Bestimmte Sicherheits- und militärische Maßnahmen wurden gegen sie ergriffen, welche jedoch erfolglos blieben. Letztendlich legten sie Feuer an das Gebäude, in welchem sie (die Davidianer) sich aufhielten. Bei diesem Zwischenfall wurden 80 Personen lebendig verbrannt. Es wurden Fotos von diesem Zwischenfall veröffentlicht und die ganze Welt hat sie gesehen. Unter den 80 Opfern waren auch Frauen und Kinder. Vielleicht war nicht ein einziger davon militant.

Seht, bis zu welchem Punkt das Recht auf Leben, das Recht auf Glauben und das Recht auf politische Betätigung beschnitten wird. Hiermit hat die Freiheit in der materialistischen Welt des Westens auch Grenzen - mit dem Unterschied, daß diese (Grenzen) materialistischen Charakter haben.

Ihre moralischen Werte jedoch setzen der Freiheit keinerlei Grenzen. Ein Beispiel: Die Bewegung der Homosexuellen in den USA ist eine dort bekannte Bewegung. Sie sind sogar stolz darauf, veranstalten Demonstrationen und veröffentlichen ihre Fotos in Magazinen. Sie verkünden mit Stolz, daß dieser oder jener Geschäftsmann oder Staatsmann ein Mitglied jener Gruppe ist. Niemand schämt sich deswegen und niemand leugnet das. Vielmehr werden einige Leute, die gegen Homosexualität sind, von jenen Zeitungen und Blättern schwer angegriffen und als Gegner der Homosexualität angeprangert. Das bedeutet, daß ethische Werte im Westen absolut keine Schranken für Freiheit bilden.

Ein anderes Beispiel stammt aus den europäischen Ländern. Sie erlegen beispielsweise Beschränkungen der Freiheit und des Ausdrucks und der Presse auf jede Art des Faschismus, welcher wiederum ein Teil des materialistischen Charakters ist, und mit der Regierung zusammenhängt.

Trotzdem ist jedoch Pornographie, die auch eine ihrer Bewegungen ist, nicht beschränkt. Das bedeutet, daß im westlichen Liberalismus auf der Basis seiner eigenen Philosophie und philosophischen Herkunft die Grenzen der Freiheit materialistischer Art, nicht moralischer Art sind.

Im Islam dagegen existieren neben materiellen Grenzen auch moralische und spirituelle Grenzen.

Wenn jemand einen ketzerischen Glauben hat, dann ist das nicht zu beanstanden. Wenn wir nun sagen, daß es nicht zu beanstanden ist, dann ist damit gemeint, das es (zwar) vor Gott und gläubigen Menschen zu beanstanden ist, aber die Regierung hat diesbezüglich keine Verantwortung. In einer muslimischen Gesellschaft gibt es (auch) Juden, Christen und Personen, die verschiedenen anderen Glaubensrichtungen angehören. Es gibt sie gegenwärtig in unserem Land genauso, wie es sie während der frühen islamischen Ära gegeben hat. Dies bedeutet keinerlei Problem! Wenn aber jemand mit verderbenden Glaubensansichten den Gedanken anderer Schaden zufügt, welche ihrerseits nicht in der Lage sind, sich zu verteidigen, und wenn jener versucht, diese irrezuleiten, dann handelt es sich um verbotene Bestrebungen.

Hier ist die Freiheit begrenzt. Dies ist die Auffassung aus der Sicht des Islam. Oder wenn jemand versucht, Verderbtheit in politischen, sexuellen oder intellektuellen Bereichen zu propagieren, sowie die Pseudophilosophen, die Artikel schreiben, in denen sie vorschlagen, daß höhere Bildung nicht nutzbringend für unsere Jugend sei und die Unangemessenheiten der höheren Bildung aufzählen - natürlich, das hat auf über 90 Prozent keinerlei Auswirkungen. Aber es könnte möglicherweise die verbleibenden 10 Prozent Jugendlicher ansprechen - solchen Menschen darf man nicht erlauben, durch Einreden und Lügen, (andere) Menschen davon abzubringen, Höheres anzustreben.

Im Islam gibt es die "Freiheit zu Lügen" nicht, und auch nicht die "Freiheit, Unruhe zu stiften und Panik zu erzeugen".

Ich habe die Beschwerde (erhalten), daß in Diskussionen bezüglich Freiheit nicht die islamischen Quellen und Prinzipien genutzt werden. Im Heiligen Qur’an, in Surah Al-Ahzab, 60. Ayat wird festgestellt, daß wenn die Heuchler, und jene, in deren Herzen Krankheit ist, und die Unruhestifter nicht ablassen, dann werden wir dich in die Lage versetzen, gegen sie vorzugehen. Diese Unruhestifter werden in dieser Ayat neben Heuchlern genannt, und neben denen, in deren Herzen Krankheit ist. Die Heuchler stellen eine Gruppe dar, diejenigen, in deren Herzen Krankheit ist, eine andere - und die Unruhestifter werden zwischen beiden genannt. Die Unruhestifter sind jene, die ununterbrochen die Leute einschüchtern.

In einer neu geformten islamischen Gesellschaft mit so vielen Feinden und einer umfassenden Mobilmachung gegen den Heiligen Qur’an und den Propheten (s.a.s.) sollte jeder für die Verteidigung des islamischen Landes und dessen großartigen menschlichen und populären Systems bereit sein.

Aber eine Gruppe von Lügenverbreitern verüben Anschläge auf das Volk wie eine Landplage, und das sind die Unruhestifter. Der Heilige Qur’an sagt, daß wenn die Unruhestifter, die unaufhörlich eine allgemeine Ängstlichkeit verbreiten und das Volk an der Aktivierung hindern, nicht damit aufhören, dann wird Gott den Propheten in die Lage erheben, Maßnahmen gegen sie zu ergreifen. Hier ist eine Grenze der Freiheit. Und außerdem gibt es vom islamischen Standpunkt aus noch einen anderen Unterschied: den, daß Freiheit moralische und spirituelle Grenzen hat.

Es gibt noch einen weiteren Unterschied, und zwar den, daß Freiheit im westlichen, liberalen Gedankengut nicht einhergeht mit Pflicht und Verantwortung. Freiheit bedeutet Freiheit von jeder Pflicht.

Im Islam ist Freiheit das Gegenstück zu Pflicht. Grundsätzlich sind die menschlichen Wesen frei, weil sie Verantwortung haben, und wenn es keine Verantwortung für sie gäbe, dann hätte es auch keine Notwendigkeit für Freiheit gegeben. Sie (die Menschen) wären dann wie Engel gewesen - in den Worten von Rumi:

"Eine Hadith besagt, daß der erhabene Schöpfer

Die Menschen machte zu drei Arten:

Eine Gruppe wurde gesegnet mit Verstand, (eine mit) Wissen und (eine mit) Großzügigkeit

Eine andere, aus Engeln, wußte nichts außer Anbetung" ...

Es ist charakteristisch für den Menschen, daß er eine Ansammlung von widersprüchlichen Antrieben und Beweggründen ist. Ihm wurde Freiheit gewährt, um den Weg in die Vollkommenheit zu beschreiten. Diese Freiheit mit ihrem großen Wert ist zum Wohle der Bewegung auf Vollkommenheit hin - in der selben Weise, in der auch das menschliche Leben selbst für die Vollkommenheit bestimmt ist. "...wir schufen den Menschen und Dschinn nur, damit sie uns dienen..." (Heiliger Qur’an) Gott schuf die Menschen und die Dschinn allein zu dem Zweck, die Stufe der Dienerschaft zu erreichen, welche eine erhabene Stufe darstellt. Freiheit ist, wie das Recht auf Leben, eine Voraussetzung zur Dienerschaft zu Gott.

Im Westen sind sie so weit in ihrer Negierung von Pflichten und Verantwortung, daß sie jede Art von religiösen oder nicht-religiösen Gedanken von sich weisen, die in irgendeiner Weise Gebote und Verbote, Pflichten und Verbote beinhalten.

In den Werken von liberalen amerikanischen und quasi-amerikanischen Schreibern und ihren Anhängseln und Gefolgsleuten in anderen Ländern - unglücklicherweise einschließlich unseres eigenen - beobachtet man, daß sie sagen, freie westliche Gedanken und die Vorstellung der Ideologie sind gegen die Idee von Geboten und Verboten.

Der Islam steht dieser Position vollkommen entgegen. Die Position des Islam ist es, die Freiheit als notwendig an der Seite der Pflicht anzusehen, so daß der Mensch seine Verantwortlichkeiten erfüllen kann - mit den Mitteln seiner Freiheit große Errungenschaften vollbringen und großartige Entscheidungen treffen kann, um somit Vollkommenheit zu erreichen.

Deshalb ist es mein erster Vorschlag an diejenigen, die schreiben und Themen behandeln: Laßt uns unabhängig (darin) sein, wie wir Freiheit verstehen. Laßt uns unabhängig sein beim Denken - ohne andere dabei nachzuplappern.

Mein zweiter Vorschlag ist, daß die Freiheit nicht mißbraucht werden sollte. Heutzutage wiederholen manche Leute ständig die Phrase von der "kürzlich erlangten Pressefreiheit". Aus meiner Sicht gibt dies in keiner Weise die Tatsachen wieder. Dies ist etwas, deren Quelle feindliche, ausländische Sender sind. Natürlich schreiben sie heute gewisse Dinge in Zeitungen und Magazinen und geben feindliche Standpunkte wieder. Einige dieser Personen (die diese Phrasen von sich geben) haben das in der Vergangenheit nicht getan. Aber andere haben dies auch in der Vergangenheit getan. Wir haben in der Vergangenheit vielfach viele Vorfälle harter Kritik gegen den damaligen Präsidenten und verschiedene Offizielle und sogar gegen Prinzipien der Revolution selbst bezeugen können. Aber niemand hat sich um sie gekümmert.

Oh ja, es gab einige Personen, deren Hintergrund zwielichtig war und deren Hände besudelt waren. Sie wagten es (seinerzeit) nicht, ihre Standpunkte wiederzugeben. Und selbst wenn sie es getan hätten, niemand hätte sie zurückgehalten. Sie hätten die selben Dinge sagen können, die sie heute sagen. Niemand hätte sie gestoppt. Denn sie selbst waren ängstlich, denn sie hatten schlechte Absichten. Ihre Feindseligkeit gegen die Revolution, gegen den Imam und gegen die islamischen Gedanken des Imam waren seit langem bekannt gewesen, aber ihnen hatte es an Mut gefehlt, hervorzutreten.

Wie auch immer, nach den letzten Präsidentschaftswahlen haben sie plötzlich, aufgrund einer falschen Analyse der Wahlen, Mut gefunden. Diese falsche Analyse der Wahlen war, daß sie dachten, daß 30 Millionen Menschen gegen das System gewählt hätten, und das hat sie fröhlich gestimmt. Jene 30 Millionen Menschen haben hingegen ihre Stimmen zur Konsolidierung, zur Befestigung des Systems abgegeben. Eines der Dinge, welches den Stolz der islamischen Regierung darstellt, in den 18 Jahren nach dem Sieg der Revolution, ist, daß sich 30 Millionen von 32 Millionen Wahlberechtigten - das sind reichlich 90% - an den Wahlen beteiligt haben. Sie jedoch betrachten diesen starken Punkt des Systems als einen schwachen Punkt.

Natürlich haben seit den ersten Tagen nach den Wahlen ausländische Sender ein Geschrei erhoben, um jenen eine Orientierung zu verschaffen, die diesem Irrtum erlegen waren, indem man ihnen einredete, 30 Millionen Menschen hätten sich gegen das System ausgedrückt. Man wollte ihnen diesen starken Punkt des Systems als einen schwachen Punkt vorgaukeln, und diese armseligen Burschen haben das geglaubt. In Wirklichkeit haben sie sich nur selbst zum Narren gemacht. Sie haben gedacht, daß in einem Land, in dem 30 Millionen Menschen gegen das System sind, sie auch kommen und ihre Meinung darstellen müßten. Nun haben sie also ihren Mut gefunden und ihre Ansichten dargestellt, obwohl sich doch in Wirklichkeit nichts geändert hat.

Hätten sie in der Vergangenheit irgend welche Beleidigungen ausgesprochen, bzw. die Grenzen der Vernunft überschritten, so hätte man sie angeklagt. Das selbe ist auch heute der Fall und daran hat sich nichts geändert. Auch heute werden die selben Maßnahmen gegen diejenigen ergriffen, die Korruption und Lügengeschichten verbreiten. Daran hat sich nichts geändert. Demgemäß sollte man auch nicht von "neu erlangter Pressefreiheit" reden.

Wir sehen, daß einige Offizielle die Presse wiederholt anweisen, ihre Freiheit nicht zu überziehen, weil dies die Einschränkung ihrer eigenen Freiheit nach sich ziehen würde. Was für eine Logik ist denn das? Je mehr Freiheit sie einsetzen, desto besser! Jedoch dürfen sie die Grenzen nicht überschreiten. Je mehr Personen ihr gottgegebenes Recht gebrauchen, desto näher wird es das islamische System an seine Ziele bringen. Unser Vorwurf gegen die Schriftsteller war immer nur, warum sie nicht so viel schreiben, untersuchen und analysieren, wie sie es sollten. Die korrekten Grenzen müssen in jedem Fall beachtet werden. Natürlich sind diese Grenzen nicht etwas, was eine Regierung oder ein System aufgrund eigener Interessen festlegt. Selbst wenn es Regierungen auf der Welt gibt - und sicherlich gibt es solche - die auf dieser Art Grenzen aufbauen, das islamische System ist nicht so: Das System der islamischen Republik gründet auf Gerechtigkeit. Sollte die Führungspersönlichkeit die Regeln der Gerechtigkeit verletzen, so ist er automatisch seiner Führerschaft enthoben - ohne das Dazutun irgend eines weiteren Mittlers.

In solch einem (islamischen) System gibt es keinen Platz dafür, anderen ihre Grenzen im Interesse irgendeiner Gruppe oder Clique zu stecken, um somit Ansichten in einer bestimmten Weise aufzuerlegen. Die Grenzen sind (bei uns) islamische Grenzen, die selben Sachverhalte, wie sie im Heiligen Qur’an und in den Überlieferungen genannt sind und als solche durch ein richtiges Verständnis vom Islam anerkannt sind. Diese sind gültig und sie sollten beachtet werden. Wenn sie nicht beachtet werden, so ist es die Pflicht der Zuständigen, Judikative und Exekutive und genauso des Ministers für religiöse Leitung und anderer, deren Beachtung zu überwachen. Sollten sie dabei versagen, dieser Verantwortung nachzukommen, so haben sie ein Vergehen und eine Sünde begangen. Sie sind dafür verantwortlich, die Einhaltung der Grenzen zu überwachen. Innerhalb dieser Grenzen, welche natürlich Ausnahmen kennt, ist es das hellstrahlende Prinzip der Freiheit, welches angewendet werden muß. Ich mag hier die unverantwortlichen Aussagen (jener) nicht wiederholen.

Um es noch einmal zusammenzufassen: Was ich heute sagen will, ist, daß das Prinzip der Freiheit ein islamisches ist, und daß wir über sie in islamischen Begrifflichkeiten denken sollen - und daß wir auf ihre Früchte vertrauen - (Freiheit) als islamische Bewegung und als Verantwortung. Wir sollten (Freiheit) als Gelegenheit ansehen, die heute auf der Ebene der Gesellschaft existiert und wir sollten größtmöglichen Gebrauch von dieser Verantwortung machen.

Denker und Gelehrte sollten ihre Anstrengungen vergrößern. Natürlich gibt es Themen, die in spezielle Zeitschriften und Foren gehören. Aber es gibt auch andere, die von allgemeinem Interesse sind und von denen alle profitieren können.

Ich hoffe, daß Gott, der Erhabene uns mit der Gelegenheit bescheren wird, daß wir Zeugen des Erblühens dieses Systems und des immer größer werdenden Erfolgs dieser großen und geliebten Nation sein dürfen.

Und man erhofft von Euch, Ihr Akademiker, speziell von der Jugend, auf der die Hoffnung unseres Landes liegt und von der die Zukunft abhängt, daß ihr eine wichtige Rolle bei diesem Erblühen übernehmt.

Und der Friede sei mit Euch und die Barmherzigkeit Gottes und sein Segen.